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Die Geschichte in der Gandalf das braunäugige Mädchen traf...
Die Geschichte in der Gandalf das braunäugige Mädchen traf...
Drei sehr große Wagen voller Frauen und Kinder zogen vorbei und hinterließen gigantische Staubwände, die sich nur langsam auflösten. Hinter den Wagen trotteten die Männer gefolgt von Hunden und anderen Tieren.
Gandalf zog seinen Umhang angewidert zur Seite um ihn von der umherfliegenden und aufgeschreckten Erde zu schützen. Die Wagen eierten noch eine Weile am Horizont und verschwanden dann eine fadenförmige Staubwolke hinterlassend.
Gandalf schnüffelte ihnen nach:
„Ssssshhh, ssshhh“ die dunkelhaarigen und braungebrannten Menschen rochen nach Unbeständigkeit und Reiselust, vielleicht hatten sie dies sich mit der Ewigkeit gemeinsam.
Auf jeden Fall trottete Gandalf weiter und genoss den ruhelos ruhigen Anblick der kargen Landschaft und dachte nicht daran sich zu beeilen. Klickende kleine Vögelchen flogen ihm über den Kopf, nach Norden, so zwitscherten sie aufgeregt im Vorbeiflug. Es ist wahr, Gandalf reiste sehr selten alleine und zu Fuß, doch dieses mal hatte es ihn übermannt auf dieser Straße zu Fuß unterwegs zu sein. Dieses Gefühl kam wahrscheinlich von den wandernden Menschen, die von gelegentlich vorbeizogen.
Sehr viel später traf die Nacht ein. Sie war still und knisternd. Irgendwo in der Dunkelheit heulte etwas wolfartiges, zersetzt durch die Entfernung der Nacht. Gandalf begnügte sich derweil mit etwas trocknen Brot und eingelegten Fisch.
Die Sterne waren so klar, dass man die feinsten Linien sehen konnte, die die einzelnen Sterne zu Sternzeichen verbanden und nur für Zauberer sichtbar waren.
Dann legte er sich auf die Seite um zu schlafen. Kleine Sternchen versorgten seinen Geist mit schwirrenden Gedanken, denn Sterne waren der eigentliche Teil des Universum und jeder Zauberer verbrachte sehr viel Zeit damit über jeden einzigen dieser Sternchen nachzudenken.
Irgendwann knackte irgendwo in der Nähe ein Ast und Gandalf sprang auf, fast im Schlaf und sah sich um. Alles war immer noch schwarz und kalt, die unmittelbare Umgebung schimmerte nass in der roten und ausgehenden Glut des Feuers.
„Hhmm“ dachte Gandalf als er das kühle Messer an der Kehle spürte.
„Aha, aha...“ sprach die zierliche Gestalt hinter ihm und wetzte spielerisch das Messer an seiner Kehle.
Gandalf schwieg. Eigentlich hatte er Lust seine wahre Gestalt dieser äußerst schlampigen Mörderin zu zeigen, doch er erkannte wie verletzt sie war. Doch natürlich... zeigte sie das nicht.
„Schau an.“ Lachte sie und schubste Gandalf zur Erde. „Schau an, schau an. Ein Lumpenhund mit Bart. Allein vom Geld fürs Haar könnte ich mich eine Woche lang ernähren.“
Sie war recht jung und kokett, hatte ebenso wie die Zugmenschen eine braune Haut und schulterlange tiefschwarze Haare, die sie grob mit ihrem Dolch gekürzt hatte. In der Mitte des runden Gesichts hockte ein kleines Näschen und zwei riesige braune Augen starrten Gandalf verachtend an.
„Du wirst es missverstehen,“ begann Gandalf ruhig nachdem er sich neben das Feuer gesetzt hatte, „aber es ist nicht das erste mal, dass mir ein junges Mädchen wie du, einen Dolch an den Hals hält.“
„Ach wirklich! Dann weißt du wohl auch was nun kommt. Her mit dem Gold!“
„Schau dich ruhig um, bevor du hässliche Löcher in mein Hals schneidest, bei mir findest du kein Gold. Wenn du etwas zu essen bevorzugen würdest, könnte ich mich dazu entschließen etwas dampfendes zu erzaubern.“
„Aha, aha! Ein Lumpenhund der zaubern kann. Ich kenne nur eine Sache welche Hunde zaubern können und die will ich nich unbedingt essen!“ Sie sprang von Seite zu Seite und durchsuchte sein Gepäck.
„Was bist du denn für ein Zauberer...“ begann sie als sie ihre Suche aufgab und sich ihm gegenüber ans Feuer setzte. „da wo ich herkomme, rasieren sich Zauberer alle Körperhaare und schwimmen im Gold.“
„Da wo ich herkomme existiert kein Gold.“
„Kein Gold? Du armes Narbenkind...“ sie schaute auf den Boden und stocherte mit dem messerartigen Dolch im Sand herum.
„Ich habe deine Leute wegfahren sehen, zu Hunderten. Bist du nicht mitgekommen? Sie rasen hier tagsüber oft wie wild durch und hetzen die Pferde.“
„Ich gehör’ nich zu denen“ sagte das Mädchen bitter.
„Verstehe.“
Ihr Magen knurrte, öffentlich.
„Also ich könnte nun eine kleine Mahlzeit vertragen, der Staub trocknet die Luft, ein schöner Tee wär auch nicht schlecht.“
Das Mädchen schaute ihn böse an, sprang auf und verschwand in der Dunkelheit.
Die Nacht verging und sie kam nicht zurück. Gandalf erstarrte zu einem gedanklichen Monument. Die Stunden über, bis es wieder dämmerte dachte er über sie nach. Er kam zum Schluss dass das Mädchen wiederkommen würde.
Nachdem er das Frühstück ungewöhnlich üppig gestaltet hatte und die Düfte des Essens auf magischen Fährten hinausgeschickt hatte um das hungrige Mädchen anzulocken, machte er sich wieder auf den Weg. Das braunäugige Mädchen kam nicht.
Die Sonne stand in diesen Landen sehr hoch am Horizont und bot für Leute die wie Gandalf überall gewesen sind, keinen ungewöhnlichen Anblick des Himmels. Im weiten Osten erhoben sich graue Berge, umspült von dünnen schwadigen Gewitterwölkchen. Im Westen, also direkt vor Gandalf lag es meilenweit leer da, die Landschaft, die Luft, die Länge der Zeit alles unmittelbar spürbar für ein Wesen wie Gandalf, weniger einem Zauberer als etwas von weit her...
Der Tag verschlechterte sich und die Wolken aus dem Westen stürmten heran auf windigen Füßen und verschlangen die Sonne, füllten die Luft mit Einsamkeit und Leere. Gleichzeitig aber füllten sie die Luft mit dem Geruch eines bevorstehendes Gewitters, schwer und süßlich. Einem Duft welcher jedes Lebewesen dazu motiviert sich ein Versteck zu suchen.
Wie gesagt die Sonne wurde von den Aschewolken erstickt und Gandalf fühlte sich unbehaglich auf dem Weg. Bald würde es anfangen zu regnen und leiser Wind würde beginnen an Gandalfs Hut zu zerren. Dann würden zügige Blitze herabstürzen und die Erde zum erglühen bringen, während grollender Donner wie eine Armee aus schwarzen Schatten über den trocknen Sand jagen würde.
Zauberer sind einsam...
„Zauberer sind einsam“ dachte Gandalf, während durch die Kühle Luft der rasende Galopp eines Pferdes zu ihm drang. Er fuhr herum und sah ein schwarzes Pferd die Straße hinauf rasen. Ein Zittern ging durch die Luft und Gandalf. Ein Moment in dem er seines geliehenes Körpers gewahr wurde. Dieser war zu alt...
Es war sie und sie war nicht allein, dass wusste Gandalf.
Topp, topp, topp. Das Pferd schäumte und bewegte sich wie ein Waldgeist, welcher vor Angst flüchtet. Sie war immer noch da, dachte Gandalf. Doch warum weiß ich das?
Sie sah aus wie eine Kriegerin aus Aman, dachte Gandalf, hatte ihren zierlichen Körper in eine grobe Decke gehüllt um sich vor Kälte zu schützen und ritt ohne Sattel und Zügel. Ein kleiner Teil ihres Gesichtes schien im Dunkeln zu sein, während sie die Distanz zwischen ihm und ihr überwand.
Topp, topp. Sie zügelte und erstarrte dann. Unter den unbeschlagenen Hufen brummten Steine. Es wurde nun völlig Windstill. In der Luft lag die süßliche Spannung des Gewitters, welches sich jeden Moment magisch entladen würde. Sie starrte ihn an still und angespannt. Er erhob seine Hand zum Schutz wie zur Begrüßung. Grüße, dachte er.
Dann fiel der erste Tropfen.
„Hilf mir,“ sagte sie ruhig. „Bitte hilf mir.“
Der zweite Tropfen fiel. Ein zartes Rauschen verbreitete sich zwischen dem Atmen des Pferdes.
„Ich soll dir helfen? Nachdem du versucht hast mich zu töten.?“
„Eibhlen.“ Sagte sie verlegen.
„Gandalf.“ Antwortete er prüfend.
Sie nickte zärtlich. Ein unendlicher Schmerz lag in ihren Augen.
In der Mitte des Universum hörte der Zauberer sein eigenes Bedürfnis ihr zu helfen. Etwas weiter hörte er wie ihre Verfolger immer näher kamen. Er konnte ihr helfen.
„Ist es dein Pferd?“ fragte er.
„Nein. Ich hab’s gestohlen.“ Gandalf wusste dass sie es tun musste. „Ich musste es tun. Sie hätten mich sonst getötet. Wie meine Ganze Familie.“
„Wer?“
„Die Befreier Mordors.“ Sagte sie sarkastisch.
Mordor wendete sich gegen sich selbst. Alte Feinde wurden verfolgt und beseitigt.
Sie wurden beide nass. Ihre dunklen Haare fielen ihr in Gesicht.
„Hilfst du mir?“ fragte sie. Er zögerte eine Weile.
„Verlass die Straße,“ begann er hastig „gleich hier und reite nach Norden. Wir treffen uns dann zum geeigneten Zeitpunkt, hier kann ich dich nicht beschützen.“
„Wohin reite ich?“ fragte sie verzweifelt.
„Zum Meer, vertrau mir. Ich finde dich. Ich muss mich nur noch um etwas kümmern...“
Sie nickte kurz und verschwand im Dämmerlicht des Gewitters.
Der Regen peitschte nun Gandalf und entferntes Donnergrollen zog über ihn hinweg. Alles leer und gefüllt. Lebendig und tot gleichzeitig. Diese Welt ist sonderbar, dachte Gandalf.
Sie ritt, immer und immer weiter nach unten zum Meer, die Berge im Osten, zogen immer weiter zur Seite und hüllten sich in trübes totes Gewitterlicht. Wie mit Asche bedeckt.
Die Luft roch bald nach Salz und Sturm, reißende Böen zogen durch ihr Haar und rissen an der zerlumpten Decke, die ihren Körper verbarg. Eine lange Zeit war sie ihr einziges zu Hause.
Donnernde Blitze zuckten am Himmel und erinnerten an den Tag. Kleine perlige Hagelkörner sammelten sich hinter ihrem Nacken und ließen sie frösteln. Sie weinte längst, doch niemand sah es. Das Pferd mühte sich ab, war wie ein dampfender Kessel, donnernder Lavastein, mit glühenden Augen. Ihre Beine taten weh, wehrend sich die pulsierenden Knochen des Pferdes unter ihr bewegten.
Sie wusste längst nicht mehr, wo sie war. Seit fast einem Jahr nicht mehr. Doch sie wusste wer Gandalf war, also klammerte sie sich mit ihren Ärmchen an den mächtigen Hals des Tieres und wartete ab.
Sand flog während das Pferd stoppte und seine Hufen im Sand versanken, während sie einen Moment mit kaltem Meerwasser umspült wurden. Sie zog den Kopf unter der Decke hervor und sah sich um. Es musste schon Abend gewesen sein, denn es war dunkel und das Gewitter war vorbei. Nur noch endloser und befreiender Regen ergoss sich wie trotziger Geselle, der nicht gehen wollte, während die feinen Herren längst gegangen sind. Sie sprang ins kalte Wasser. Vor ihr erhoben sich schwarze Steine einer kleinen Ruine. Alte Befestigungen. Zerfallene Hallen, ins dunkel der Zeit gehüllt. Gesprächig vom Regen. Weiter hinten ragte ein schwarzer, steinerner Steg ins Wasser, umspült vom dunkelgrauen, schäumenden Wasser.
„Gandalf“ dachte sie.
Dann küsste sie das Pferd auf die dampfenden Nüstern, strich über die klebende Mähne und ließ es frei. Sie verließ allein das Wasser und ging zu den Ruinen, die gähnend wie die schwärze des Himmels entgegenkamen und kalt raschelten. Sie suchte einen trocknen Platz und kuschelte sich in die nasse Decke.
Stunden vergingen. Der Regen spülte immer noch die Steine. Als suchte er nach Gold tief im inneren verborgen. Eibhlen war kalt.
„Es ist ein trübes Gefühl hier zu sein.“ Sagte Gandalf und trat aus dem Schatten. Sie sprang auf und presste ihren Körper gegen die Mauer. Sie schien in seinen Augen geschrumpft und hilflos. Eine schöne doch jämmerlich elende Gestalt eines Menschenmädchens, welches sich an ihre Decke klammerte wie Jahre zuvor an die Mutter.
„Gandalf!“ piepste sie.
„Dieser Ort erscheint mir wie ein Grab meiner Vergangenheit. Die Masse des Meeres, die Umschlossenheit des Ortes in sich selbst. Ich fühle mich alleine hier.“
„Was meinst du, Gandalf?“
„Ich gehe weg, Eibhlen, ich war schon mal fort kam aber wieder, weil es mich nach dieser Welt gesehnt hatte. Sie hat sich verändert. Ich gehe entgültig fort.“
„Nimmst du mich mit?“
„Das werde ich.“ Er fühlte wie sie wirklich war. Keine kalte Mörderin war sie, sondern ein verletztes elendes Geschöpf.
„Was geschieht in Mordor?“ fragte Gandalf
„Feuer,“ begann sie nachdenklich. „Häuser stehen in Flammen. Galgen, endlose Reihen. Weiße, schöne Pferde mit blutbesprenkelten Beinen. Sie jagen uns Gandalf, weil sie denken wir waren an seiner Seite. Sie töten und foltern. Und die Elben haben uns dem Hass der Menschen überlassen.“
„Die Menschen...“ sagte Gandalf. Er konnte sich den Rest der Geschichte zusammenreimen.
Einen Moment erstarrte sie und zitterte. Ihre Kraft glitt hinaus, mit der Wärme ihres Atems.
„Hier, iss es.“ Gandalf reichte ihr ein frisches Stück Brot, welches sie mit den dünnen Fingern umschlang und zu essen begann.
„Hast du deinen Dolch noch?“ fragte er. „Wir müssen vielleicht kämpfen. Es könnte sich hinziehen. Das Meer ist unruhig.“
Sie schaute ihn mit großen Augen an und hörte auf zu essen.
„Ich hab’s verloren als ich das Pferd, holte. Hast du kein Schwert?“
„Nein, Schwerter bedeuten Kampfbereitschaft. Ich bin nicht zum kämpfen hier.“
„Ich habe den Dolch nie benutzt.“ Sagte sie.
„Ich weiß.“ Sagte er.
In der Ferne bellte plötzlich ein Hund.
Sie sprang auf: „Da! sie kommen!“ Und verschwand leise im Dunkeln. Gandalf fühlte den Anflug von etwas Altem. Der Kampf. Die Freunde. Das weinen der Schwerter, das funken der Äxte. Der Geruch der wandernden Armee. Die kalten emsigen Schritte eines Meuchelmörders.
Drei weiße Pferde traten aus dem Dunkel ins Meerlicht. Hunde scharrten mit den Nasen im Sand, rissen, wurden von Seilen und schwarzen Handschuhen festgehallten. Einer stieg ab.
„Grüße“ dachte Gandalf.
„Grüße“ sagte der eine, in schwarz gekleidet, im silbernen Helm und listigen Augenbrauen. Die anderen leise hinter ihn wartend und horchend.
Er baute sich vor Gandalf auf, größer und stämmiger als er selbst und stärker, das wusste Gandalf.
„Wo ist sie?“ Fragte er freundlich. Angst schlich in diesem Moment in Eibhlens Füße.
„Störe einen Alten Mann nicht beim Warten!“ sagte Gandalf „ich habe besseres zu tun als nebeligen gestalten wie dir Auskünfte zu geben!“
„Ich verstehe...“ er drehte sich um. Ein Hund wurde bellend vom Seil gelassen und stürmte schnüffelderweise los.
„Zauberbüße!“ Dachte Gandalf. Und spürte wie sie zu rennen begann. Im selben Moment erschien der riesige Bug des Schiffes zwischen den Nebelschwaden und steuerte auf den Steg zu. „Zum Schiff“ dachte Gandalf und sah Eibhlen, die kleine Gestalt, flatternd am langen Steg. Der Hund knurrte und rannte los. Wie ein schwarzer Hauch flog irgendwann ihre Decke und landete im Wasser. Das Schiff kam näher.
„Zum Schiff“ rief Gandalf und bekam einen Schlag welcher seinen Körper in die Knie zwang. Umgriffen vom Schmerz sah er, wie die zwei anderen Goldne Armbrüste zückten und schossen. Eins, zwei. Gleichzeitig ließen sie die Hunde los, welche sich auf Gandalf stürzten und ihn zerreißen wollten.
Eibhlen rann. Das Meer schien sich zu teilen, für sie. Auf beiden Seiten schäumend und brausend, links das Schiff der Elben. Wohltuhend schwärmte seine lautlose Geborgenheit doch sie schloss die Augen, beeilte sich. Ihre Stiefel schlugen wie von selbst auf den glatten, umspülten Fels und ihre Beine brachten seltene Kräfte hervor. Hinter ihr unendlich weit das Bellen und Gandalfs, „Zum Schiff!“... Danke Gandalf, dachte, sie.
Drei...
Ihr Herz schien zu zerspringen und drückende Wärme teilte sich vom Herzen aus über ihren Körper. Ein warmer, und kalter Hauch gleichzeitig umspülte sie und alle Geräusche erstarben. Sie spürte wie ein kleiner Teil des brennenden kalten Wassers in ihren Körper drang, während sie auf den Boden fiel und liegen blieb.
Das Elbenschiff glitt immer noch lautlos und unerreichbar an der Seite und der Wind pfiff leise in den kleinen Löchern in der Pfeilspitze, die aus ihrer Brust ragte.
Ewigkeiten vergingen.
Der Mann mit dem silbernen Helm beugte sich über sie und lächelte fast freundlich. Sie wusste nicht einmal seinen Namen. Er schüttelte leise den Kopf, als würde er ihre Lage bedauern. Sie riss die Augen auf und erschrak, weil sie ihre Hände nicht bewegen konnte.
„Grüße dich Eibhlen.“ Sagte er ruhig tastete an der Pfeilspitze herum und an ihrer Robe. Dann zerriss er sie und enthüllte ihre Brust. Ein kleiner Anhänger aus Gold, in Form einer Himbeere funkelte im Regenlicht, wie ein Regentropfen selbst.
Er schaute sie eine weile an, riss den Anhänger von ihrem Hals und verschwand.
Stille.
Ein lauter Pfiff öffnete die Mäuler der Köter und ließ Gandalf frei. Als er merkte dass er frei war, war niemand mehr da. Die weißen Pferde waren weg. Das Schiff hatte den Steg erreicht und erwartet Gandalf. Er beeilte sich.
Eibhlen, schaute ihn nicht an, als er sich über sie beugte und sie mit etwas warmen zudeckte.
„Eibhlen? Es tut mir leid.“ Er merkte dass sie sich nicht mehr bewegen konnte und stützte ihren Kopf zärtlich mit seiner Hand.
„Ich weiß wer du bist.“ Sagte sie.
Die Wellen schaukelten das Schiff langsam. Die Stille deutete das leise ziehen des Mastes. Ein Knarren des uralten Holzes. Erbaut von den Seelen derer, welche das Schiff immer noch gebrauchten. Fahnen gab es nicht mehr. Nasse Taue, Knoten. Plätscherndes Bugwasser. Dunkelheit der Nacht.
Gandalf wusste, dass er niemals zurückkehren würde, weil er der Welt niemals ins Auge sehen könnte, nachdem die Eibhlen in den Ruinen des alten Hafens begraben hatte. Die Welt sprach nicht mehr die selbe Sprache, wie damals... Könige wechselten, Frieden und Bekümmerung. Erhabenheit vor Mitleid.
In den kalten Tagen, vor der Zeit erinnerte er sich an das andere Mädchen, welches ein Lied sang. Blicke er ins Meer würde er sie sehen....
Springt ein kaltes Herz mit Trauer erfüllt,
Ein Halm im Waldesfelde,
Ein Tropfen im Meere.
Sein Rufen, sich hüllt,
In Kraft der Guten Heere.
Steinig allein, wie ein Fels,
Und umsponnen mit dem Sonnenaufgang.
Doch verliere nicht, verliere nicht...
[ 24.04.2002, 21:15: Beitrag editiert von: PhilsBesterFreund ]