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Die Geschichte für mich

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09.12.2001
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Die Geschichte für mich

Mit meinen Gedanken, in meinen Vorstellungen, bin ich weit weg von hier. An einem Ort der so entfernt liegt, dass mich ebenfalls nur Gedanken und Wünsche dort besuchen könnten. Er liegt am anderen Ende des Universums, zwischen einer Dunkelwolke und einem Arm einer Spiralgalaxie. Dort schwebe ich zuweilen als ein kleiner, strahlender Lichtpunkt durch das All und die Zeit und stelle mir Gedanken über mich selbst.
Bin ich böse?
Bin ich gut?
Bin ich real?
Doch wenn ich die vorbeiziehenden Sterne und Staubteilchen danach Frage, bekomme ich keine Antwort. Sie ignorieren mich, den kleinen Lichtfleck einfach.
Bin ich alleine?
Habe ich mir diese Einsamkeit verdient?
Manchmal komme ich den riesigen Sternen zu nahe. Sie sind sehr groß und gefährlich, aber wunderschön. Im Zentrum der Spiralgalaxie, so sagen sich die uralten Kometen aus Stein und Eis, brennen diese Sterne noch viel heller und stärker als in einem Galaxienarm. Wenn jene Kometen bei mir vorbeigleiten, trauern sie oft um ihre Begleiter, die sich in so einem Zentrum verloren haben, verbrannt sind, vor vielen, vielen Millionen Jahren. Manche von ihnen erhoffen sich von mir Antworten auf ihre Fragen. Doch ich kenne nicht einmal die Antworten auf die Fragen über mich selbst.
Warum steuern manche Kometen direkt in das Galaxienzentrum?
Wer steuert das Universum?
Habe ich Einfluß darauf?
Bin ich das Universum?
Bin ich alles und jedes?
Woher kommt dieser Gedanke?
Kann er von mir kommen, wenn ich das Einzige und alles bin?
Mit einem traurigen, verkraterten Gesicht sieht mich der rotbraune Mond eines Planeten hin und wieder an. Ich weiß, wenn er Wasser auf seiner Oberfläche besäße, würde er weinen. Doch er ist zu kalt und der Planet, den er umkreist, sein ewiger Nachbar, ist beinahe genau so kalt und einsam wie er. Es erscheint, als stelle auch er mir eine Frage.
Wer hat mich verlassen?
Es ist schade, dass er nicht auch mein Kummer und Leid erkennen kann. Schließlich bin ich nur ein kleiner, umherziehender Lichtpunkt und habe kein äußeres Erscheinungsbild. Das Weltall erkennt mich nur an meinem schwach strahlenden Licht, zwischen einer Dunkelwolke und einem Spiralgalaxienarm.

[Beitrag editiert von: masterplan am 08.01.2002 um 17:41]

 

Hallo Masterplan,

deine Geschichte ist auf jeden Fall gut geschrieben. Das Gefühl, ein unbedeutendes Nichts im Universum zu sein und sich gleichzeitig für dessen Mittelpunkt zu halten, kommt gut rüber. Ich glaube auch, daß die Aussage des Textes von den Allmachtsfantasien der Menschen handelt. Auf der einen Seite stellt der Erzähler Fragen, kann sie aber nicht selbst beantworten. Trotzdem ist er ein Egoist, der sich gnadenlos überschätzt. Vor allem den Titel finde ich genial, weil er eine direkte Verbindung zum Leser ermöglicht.
Vieleicht bewerte ich das jetzt auch etwas über aber mir hat der Text (vor allem in seiner Kürze) sehr gut gefallen. Weiter so! ;)

 

Ich bin richtig beeindruckt (und neidisch, dass mir sowas nicht eingefallen ist... :D ).

Keep on writing!
das deprikind

 

Hallo,

danke euch, für die freundlichen Worte. Da ich beim schreiben der Story sowieso schon in einer deprimierten Stimmung war, mußte ich mir nur noch die traurigsten R.E.M.- Songs anhören und schon war sie fertig.

Gruß,
Patrick "masterplan"

 

Und ich ärgere mich darüber, dass Gerard die Geschichte zuerst gelesen hat, denn er hat Recht.

Ist es nicht eine traurige Angewohnheit des Menschens, zu denken, er sei allein und das als "Mittelpunkt" zu betrachten? Von daher: "Die Geschichte für den Menschen"

@Masterplan:
auch wenn ich von einem Kommunisten was anderes erwartet hätte, werfen deine Texte viele Fragen in mir auf und ich verstehe sie, ohne großartig nachdneken zu müssen. Das gefällt mir!
Erinnert mich wirklich an einen REM-Song! "Everybody hurts"!

Mfg,
kc

[Beitrag editiert von: credosupernova am 20.01.2002 um 17:05]

 

"...everybody cries and everybody hurts, sometimes..." :o

Ich dachte aber eher an "Fall on me" oder "I'll take the rain".

Zu der These mit dem "Mensch als Zentrum der Welt", lest doch bitte meinen Kommentar in der Geschichte "380".

Gruß,
masterplan

 

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