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Die Geschichte eines Weckers - Teil 1

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18.04.2012
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Die Geschichte eines Weckers - Teil 1

Komm schon!... komm schon! Nur noch ein Stück!... verdammt! Und schon wieder an mir vorbei. Dabei hat sie mich doch angesehen. Ja, ich hab’s genau gesehen sie hat mich angesehen! Vielleicht habe ich ja einen Kratzer? Hmm dabei habe ich doch versucht so toll wie möglich auszusehen. Das Ziffernblatt hat geglänzt, die Aussenhülle wirkte sogar fast wie ein Spiegel. Ich habe es sogar fertig gebracht, lauter zu Ticken als sonst… aber nichts hat funktioniert. Und wieder habe ich gegen einen dieser kitschigen, übertrieben süssen, rosa Hello-Kitty Wecker verloren. Mein Gott, kennen die Menschen von heute gar kein Stil mehr?

Klar, ich bin vielleicht nicht das neuste Modell und bestimmt bereits seit 3 Jahren aus der Mode… na gut, vielleicht sind es auch 4. Aber der Retro-Stil sei ja wieder modern hiess es einmal.

Es wird still in den Gängen. 7 Uhr – Ladenschluss. Na toll, und ich bin immer noch da. Wie lange schon? Ich weiss es nicht mehr. Meiner Meinung nach zu lange.
Bernhard – mein Bruder, wurde vor knapp 2 Jahren verkauft. Was hatte er bloss was ich nicht habe?? Fragen über Fragen…

Das Licht geht aus – Stille.

Ich finde es Seltsam wie ein so grosses Geschäft sich ändert, wenn die Menschen weg sind. Vom hellen, farbenfrohen und lebhaften Raum, gefüllt mit Stimmen, Schritte, Lacher und weinenden Kinder zum kalten, düsteren Gefängnis.

Und ich weiss einfach nicht woran es liegt. Tausendmal habe ich mir die anderen Jungs angesehen, welche hier mit mir unter einem Dach leben. Die TV Familie wird oft angeschaut und auch gekauft – aber ich kann leider keine bewegenden Bilder zeigen (wie machen die das bloss??). MP3-Player kommen ebenfalls ab und zu weg – doch auch singen kann ich leider nicht und meine Laute hört sich keiner länger als eine Minute lang an. Liegt wahrscheinlich daran, dass es ein wenig… na ja, monoton ist was ich von mir gebe.

Nicht dass ich nicht versucht hätte so auf mich aufmerksam zu machen, wäre da nicht Rodney gewesen. Rodney. Er gehörte der Marke Atlanta an. Eine ziemlich noble Familie wenn ihr mich fragt – jedenfalls waren die Zahlen auf seinem Preisschild um einiges grösser als auf meinem – doch das lassen wir hier mal lieber aus…

Um zurück zum Thema zu Kommen, Rodney ging es ähnlich wie mir. Auch er hatte etwas Schwierigkeiten die Blicke der Menschen auf sich zu ziehen und da kam er einmal auf die Idee, den Leuten zu zeigen was in ihm steckte. Seine Idee einfach darauflos zu schrillen um Aufmerksamkeit zu erlangen fand ich natürlich eine absolut blöde Idee und habe alles getan, ihn davon abzuhalten… na gut, das war gelogen… im Gegenteil – ich hatte ihn dabei auch noch unterstützt, schliesslich war Rodney auf die andere Art und Weise ja auch ein Konkurrent von mir.

Wenn ich daran zurückdenke wie der kleine Rodney plötzlich anfing zu Läuten, muss ich ein bisschen grinsen. Es war so laut gewesen, dass viele das Läuten mit einem Feueralarm verwechselt hatten und schreiend raus gerannt sind. Mann o mann war das ein Chaos. Und er hörte nicht auf damit bis einer der Arbeitermenschen ihm den Saft nahm.

*seufz* …schlussendlich wurde Rodney dann als „defekt“ abgestempelt und entsorgt. Er hat mir noch zugerufen er würde mir ne Karte schreiben… der arme, dachte wohl seine Aktion hätte Erfolg gezeigt. Was für ein dummer, kleiner Wecker.

Aber genug von alten Sachen (und ich gehöre da definitiv nicht dazu!) – was zählt ist das Hier und Jetzt! Ich muss mich mehr anstrengen. Ich muss herausfinden, was die Menschen mögen und wie ich sie in meinen Bann ziehen kann… es ist erbärmlich. Denn ausser ticken und gutes Aussehen, kann ich den Menschen nicht viel bieten… Dabei ist es doch mein Traum irgendwann einmal bei einem – nein bei meinem Menschen im Schlafzimmer zu stehen und ihm meine Dienste zu erweisen. Nämlich, dafür zu sorgen, dass er rechtzeitig ist. Rechtzeitig sein ist nämlich wichtig: Rechtzeitig arbeiten, essen, sich mit der Freundin treffen, den Zug erwischen und und und. Das Leben der Menschen ist voll mit Rechtzeitigkeit. Und weil es den Menschen schwer fällt, rechtzeitig zu sein, haben sie uns erschaffen – die Wecker. Aber wofür ist man denn ein Wecker wenn man niemanden wecken darf? Hmmm…

Dennoch, ich gebe die Hoffnung nicht auf! Ich werde es schaffen, noch bevor man mich zum alten Eisen zählen kann...

 
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Hallo SeraMyu,

ein ganz herzliches Willkommen wünsche ich dir.

Scheint die Woche des Haushaltsgerätes zu sein!
Deine Geschichte fängt ganz interessant an. Ein Wecker buhlt darum, gekauft zu werden. Das ist eine hübsche, interessante Idee, aus der man was machen kann, und ich finde auch, dass du das Ganze recht flüssig und ansprechend formuliert und umgesetzt hast mit deinem inneren Monolog. Aber die Idee verläuft so ein bisschen im Sande. Der Wecker redet und redet, wahrscheinlich, bis die Batterie wirklich alle ist, ohne dass da noch was Interessantes passiert.
Das liegt aus meiner Sicht daran, dass deine Geschichte keine richtige Spannungssteigerung hat, keine Zuspitzung. Dein Wecker ist auch so penetrant brav und auf den Menschen ausgerichtet, dass man ihn am liebsten an die Wand schmeißen möchte. Zum Beispiel der letzte Satz:

Dennoch, ich gebe die Hoffnung nicht auf! …bis meine Batterie am Ende ist… nein, nicht einmal dann!

Nee, so ist der Wecker zu opfermütig. In einer humorvollen Weckergeschichte kannst du mal so was schreiben, dann müsste das ganze aber so einen ironischen Touch kriegen. Hier verläuft das alles so auf einer Ebene.
Und das ist schon superwichtig bei einer Geschichte, dass da irgendwie eine Steigerung der Spannung stattfindet.

Du könntest die Geschichte aus meiner Sicht aber relativ locker aufwerten. Den Schreibstil finde ich soweit schon ansprechend, es ist eigentlich nur diu Frage, wie du ein bisschen mehr Drama in die Sache bringst. Du hattest doch die Idee mit Rodney:

Nicht dass ich nicht versucht hätte so auf mich aufmerksam zu machen, wäre da nicht Rodney gewesen. (...)
Auch er hatte etwas Schwierigkeiten die Blicke der Menschen auf sich zu ziehen und da kam er einmal auf die Idee, den Leuten zu zeigen was in ihm steckte. (...) Ich fand das natürlich eine absolut blöde Idee ihn davon abzuhalten… na gut, das war gelogen… im Gegenteil – ich hatte ihn dabei auch noch unterstützt, ich Idiot.
Wenn ich daran zurückdenke wie der kleine Rodney geschrien hat, muss ich ein bisschen grinsen. Es war so laut gewesen, dass viele das Läuten mit einem Feueralarm verwechselt hatten und schreiend raus gerannt sind. Mann o mann war das ein Chaos.
*seufz* …schlussendlich wurde Rodney dann als „defekt“ abgestempelt und entsorgt. Er hat mir noch zugerufen er würde mir ne Karte schreiben… der arme, dachte wohl seine Aktion hätte Erfolg gezeigt.
Nessie, die schlaue Kaffeemaschine sagte mir dann aber, was tatsächlich mit Rodney passierte. Und von da an hat die Idee in meinem Kopf ihren Reiz voll und ganz verloren.

Mal davon abgesehen, dass ich nicht genau kapiert habe, was Rodney gemacht hat, dass er gleich entsorgt wird, hast du den Wecker da ja schon ein bisschen böse angelegt. Du müsstest das nur noch deutlicher, ein bisschen fieser und ironischer machen, dann flüstert dein Wecker dem Konkurrenten Rodney extra was ein, damit der sich selbst eine Falle stellt und nicht mehr als Rivale im Regal nebenan steht. Und so kannst du aus deinem Wecker, diesem opfermütigen Ticker eine intriganze kleine Zeitbombe machen.

Vielleicht kannst du ja mit der Idee was anfangen.
Was auch immer du machst, so jedenfalls wirkt es insgesamt trotz guter Idee zu flach.

Achte auch noch ein bisschen auf die Schreibung, vor allem die Kommasetzung. Hier ein paar Beispiele:

Komm schon!... Komm schon! Nur noch ein Stück! ... Verdammt! Und schon wieder an mir vorbei. Dabei hat sie mich doch angesehen. Ja, ich hab’s genau gesehen (KOMMA) sie hat mich angesehen! Vielleicht habe ich ja einen Kratzer? Hmm (KOMMA) dabei habe ich doch versucht (KOMMA) so toll wie möglich auszusehen. Das Ziffernblatt hat geglänzt, die Aussenhülle wirkte sogar fast wie ein Spiegel. Ich habe es sogar fertig gebracht, lauter zu ticken als sonst

Mein Gott, kennen die Menschen von heute gar kein Stil mehr?

keinen

Klar, ich bin vielleicht nicht das neuste Modell und bestimmt bereits seit 3 Jahren aus der Mode… na gut, vielleicht sind es auch 4. Aber der Retro-Stil sei ja wieder modern (KOMMA) hiess es einmal.

Zahlen bis zur ???? aber bis zu zehn auf jeden Fall ausschreiben!

Ich finde es Seltsam (KOMMA)wie ein so grosses Geschäft sich ändert, wenn die Menschen weg sind. Vom hellen, farbenfrohen und lebhaften Raum, gefüllt mit Stimmen, Schritte, Lacher und weinenden Kinder zum kalten, düsteren Gefängnis.

seltsam
Du vergisst einfach sehr oft, Nebensätze durch das Komma abzutrennen!
Da stimmt der grammatikalische Bezug (der Kasus des Nomens) nicht mehr:
muss heißen Schritten, Lachen

Hier würde ich aufpassen, wenn du schriebst, gefüllt mit Stimmen, Schritten, Lachen und weinenden Kindern, dann klingt das so, als hätteste du eihentlich lachenden und weinenden Kindern schrieben wollen. Find ich bei dieser Beshreibung aber unsinnig, der Weker will ja gerade das Fröhliche des Tages beschreiben, da sollte er nicht auf weinende Kinder kommen. Lass die weinenden Kinder weg oder mach sie zu schreienden Kindern oder vielen k. Irgendwas anderes halt.

Und ich weiss einfach nicht (KOMMA) woran es liegt. Tausendmal habe ich mir die anderen Jungs angesehen, welche hier mit mir unter einem Dach leben. (...) Liegt wahrscheinlich daran, dass es ein wenig… na ja, monoton ist (KOMMA) was ich von mir gebe.

An dem Rest krittele ich jetzt rechtschreibmäßig nicht mehr rum. Ich habe ja die Hoffnung, dass du jetzt sofort die Spannung steigerst! :D


Viele Grüße Novak

 

Hallo,

du solltest dich auf der Seite mal umschauen, welche Geschichten hier in Seltsam gelobt wurden oder überhaupt im Forum.

Ich muss dir leider sagen, dass die Idee deiner Geschichte, etwas humorig aus Sicht eines unbelebten Objekts zu erzählen, nicht sehr viel hergibt und dass viele Leser das auch schon kennen.

Es scheint so eine Idee zu sein, die irgendwie in der Luft liegt.
Die Rubrik "Seltsam" wird häufiger für "literarische" Sachen benutzt, für Phantastik, Versuche in Richtung des magischen Realismus oder auf lustig gemahcten Horror oder Fantasy, dein Text würde eher nach Humor passen, weil er nur versucht, dem Leser ein Schmunzeln zu entlocken durch die scheinbare Absurdität der Grundsituation.

Der Text ist auch stark an der Sprache einer Kolummne angelehnt oder einer Chat-Sprache *seufz* oder die Klammern, überhaupt diese vertrauliche Art des Weckers da zu plappern und so ... aber, es tut mir leid, die Idee war schon oft da und sie zieht einfach nicht.
Meine Nachbarn, die Grundigs können Bilder zeigen und ich als Motorola kann das nicht, mich hassen alle nur und schlagen auf mich, also um aus der Idee wirklich was zu machen ... puh, das ginge rein über die Form. Über eine besondere Sprache, über besondere Dialoge, da müsste man reichhaltige Pointen verteilen und da wirklich - ja, und trotzdem wäre man humoristisch stark auf diesen einen Grundgag angewiesen.

Lies dich doch ein bisschen hier um, schau was andere Leute für Texte einstellen und wie miteinander gesprochen wird und vielleicht hast du ja noch andere Ideen für Geschichten?

Davon die Geschichte als Serie zu verfolgen, rate ich wirklich ab. So blöd's klingt, aber guck doch mal im Internet, ob du was findest zu Geschichten aus Haushaltsgerätsicht - da gibt es echt einiges, fürchte ich. Guck, was die gemacht haben und frag dich, ob die Welt wirklich noch einen kalauernden Toaster braucht oder einen witzelnden Wecker.

Gruß
Quinn

 
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Hallo, ich bins noch mal,
habe vorhin was übersehen, ich achte nie darauf, wo eine Geschichte gepostet ist, aber eigentlich kommts schon ziemlich drauf an.

Quinn schrieb:

Die Rubrik "Seltsam" wird häufiger für "literarische" Sachen benutzt, für Phantastik, Versuche in Richtung des magischen Realismus oder auf lustig gemahcten Horror oder Fantasy, dein Text würde eher nach Humor passen, weil er nur versucht, dem Leser ein Schmunzeln zu entlocken durch die scheinbare Absurdität der Grundsituation.

Da hat er Recht, will deshalb sein Argument unterstreichen. Deine story gehört eher in die Humor-Rurik. In "Seltsam" hätten die Leser eine andere Erwartungshaltung.


Und eine weitere Sache, die er geschrieben hat, will ich auch noch mal unterstreichen, wenn ich die Idee deiner Geschichte, anders als er, auch grundsätzlich sehr gern mag. Für eine Serie oder eine Teile-Geschichte langt die Idee nicht.

Als ein Beispiel für so eine humorige Pointen-Geschichte zum Thema Hausaltsgeräte schau doch mal die von dotslash in Humor an.
Heißt "Überspannte Haushaltsgeräte"

http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=49780

Viel Spaß noch hier
Novak

 

Hallo zusammen

erstmal euch beiden vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt, meine Geschichte zu lesen und eine gute Kritik darüber zu schreiben!
Ich bin euch wirklich dankbar. Das hilft mir auch bestimmt weiter, andere und bessere Geschichten zu Schreiben!

Da ich gerade erst der Seite beigetreten bin, habe ich, wie ihr festgestellt habt, noch nicht so eine grosse Ahnung davon meine Geschichte den verschiedenen Rubriken einzuordnen. Ich habe bereits einige der Geschichten gelesen und mir auch die Kommentare angesehen. Ich habe lange überlegt ob meine Geschichte in die Rubrik Humor oder Seltsam passt - da ich aber den Teil 2 (bei dem ich mir aber nicht mehr sicher bin, ob ich diesen wirklich noch schreiben möchte) im Hinterkopf hatte, der dann eher traurig als humorvoll endet, dachte ich die Geschichte würde eher in die Rubrik Seltsam passen...

ich nehme eure Worte zu Herzen und bin motiviert weitere Geschichten zu verfassen - wenn auch eher weniger über Haushaltsgeräte (das war mehr so ein Experiment, bzw. eine Idee die mir plötzlich am Morgen gekommen ist :))

..und an der Rechtschreibung / Kommafehler muss ich arbeiten, da habe ich bereits längers schon ein kleines Problem mit.

Danke & Gruss

 

Hallo SeraMyu,

deine kleine Wecker-Geschickte ist sehr sympathisch. Außerdem ist sie angenehm zu lesen, jedoch hab ich auch wie Novak etwas mehr "Spannung" gewünscht. Alles in allem ist es aber eine gute Idee.
Ich hoffe, dass es bald weitergeht :)

Liebe Grüße
HollywoodOni

 

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