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Die Geschichte einer Raupe, der plötzlich Flügel wuchsen
Allerdings war sie sehr verwirrt. Sie wusste einfach nicht was der Sinn ihres Lebens sei. "Was ist meine Bestimmung, zu was bin ich eigentlich fähig, was möchte ich einmal werden?" All diese Fragen beschäftigten sie meistens nachts. Alle anderen Raupen wussten ganz genau: „Ich möchte im Garten arbeiten, oder mit Menschen oder in der Küche als Koch.“ Noch dazu hatten alle anderen, in ihrem Alter, sich bereits in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt. Das schafft man nur mit der richtigen Wärme und natürlich, wenn man seinen Sinn des Lebens gefunden hatte und diesen auch nicht mehr loslassen möchte. Die kleine Raupe probierte vieles aus, aber jene Probearbeitstage waren nichts Ganzes und nichts Halbes. Sie dachte damals nur: „Mit Tieren arbeiten will ich eigentlich nicht, aber ich probiere das trotzdem, denn ich möchte mir alles einmal anschauen und auch endlich dieser Schmetterling werden, von dem alle sprechen!“
Auf der Arbeit mit den Raupenkids musste sie sich die typischen Worte anhören „Hey du bist viel zu ruhig!“, aber sie dachte sich nichts dabei und erledigte ihre Aufgaben zuverlässig. Sie wusste sie kann auch anders. Auch ruhige Raupen können zu Rebellen werden. Nachdem ein Probejahr vorbei war, wusste sie schon, dass sie eine großartige Entwicklung durchgemacht hatte und sie war sich sicher, sie ist dem Sinn des Lebens ganz nahe. Sie blieb auf ihrem Weg und fand einen weiteren Platz, an dem sie wachsen konnte.
Sie begegnete vielen Herausforderungen, tollen Persönlichkeiten, liebenswerten Raupenkids und auch der besten Raupenchefin der Welt. Schon nach kurzer Zeit merkte sie, dass sich etwas tut. Sie war gefangen, positiv, in einer sanften Hülle, voller Wertschätzung, Wärme, Anerkennung. "Genau das braucht man doch, um ein Schmetterling zu werden, um endlich fliegen zu können", dachte sie sich. Der Umgang mit den Raupenkids und ihr tägliches Lächeln und das Wissen am Ende des Tages etwas Gutes getan zu haben, gab der Hülle noch den letzten Schliff. Noch dazu hatte sie den Satz, dass sie zu still sei, schon lange nicht mehr gehört bekommen.
Es fühlte sich endlich richtig an.
Über das Wochenende war es dann soweit. Die Hülle schloss sich vollständig. In der Zeit konnte sie ihr bisheriges Leben reflektieren und auch ihre Stärken erkennen und wusste, dass alles wunderbar ist, so wie es ist.
"Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das meine Bestimmung ist", sagte sie lächelnd. Die Raupe tankte genug Energie und wusste, wenn sie jetzt gleich zu einem Schmetterling wird, aber die Flügel noch nicht so wollen, wie sie eigentlich sollen, dann holt sie sich den letzten Schub Energie von ihrer Raupenchefin. Und so war es auch. Sie gab ihr die letzte Kraft, Motivation, den Glauben an sich selbst und auch das Wissen "Hey, selbst wenn das mit dem Fliegen noch nicht so klappt, stehe ich hinter dir."
Ein paar Stürze musste die Raupe mit Flügeln dann auch hinnehmen, aber sie ließ sich nicht unterkriegen. Sie wusste, wenn sie fallen würde, dann weich und wenn sie einmal in ein tiefes Loch versinken würde, dann würde ihr sofort ein Seil runtergeworfen werden um wieder stabil den Boden unter ihren Füßen zu haben. Natürlich wäre die Raupe stärker als zuvor, denn durch das Klettern entlang des Seils bildeten sich einige Muskeln. Trotzdem funktionierte das mit dem Fliegen noch nicht so, wie sie es gerne hätte. Es lief zwar alles super, die Raupe war stark, hatte Spaß mit den Kids und ihren Kollegen, sprach offen mit ihrer Chefin über Probleme, genoss die Zeit auf der Arbeit, denn es fühlte sich am Ende des Tages nicht nach Arbeit an und sie war dafür sehr dankbar.
Dennoch saß sie eines Tages in einem dunklen Loch fest.
Ihre Raupenchefin bemerkte das sofort und handelte ohne mit den Wimpern zu zucken. Sie gab ihr die nötige Zuversicht, dass alles wieder gut werden würde. Sie rief der kleinen Raupe ermutigende Worte zu: „Ich möchte dir helfen, ich bin für dich da, du schaffst das!". In der Tiefe bildete sich plötzlich eine extreme Wärme aus und enorm spürbare Energiewellen. Die Chefin wurde von einem Licht geblendet und konnte ihre Augen kaum offenhalten. Die kleine Raupe atmete kurz durch, schloss die Augen und ließ die positiven Worte nochmal auf sich wirken. Dann schlug sie langsam mit den Flügeln.
Als sie die Augen öffnete war sie wieder oberhalb des Erdbodens angekommen. Durch die kleinen Windstöße öffnete auch ihre Raupenchefin wieder ihre Augen. "Alles ist gut", ermutigte ihre Chefin sie und klopfte ihr vorsichtig auf die Schultern. - "Alles ist gut, dank dir", antwortete der Schmetterling lächelnd. Doch eine Frage blieb dem fliegenden Wesen noch: „Du tust so viel gutes, du kümmerst dich um deine Mitarbeiter, du hast immer ein offenes Ohr, auch für die Raupenkids, bei Notfällen bist du zu erreichen, du strahlst eine Motivation aus, die mir sonst nicht viele Menschen geben können, du kannst zaubern, „Abrakadabra Simsalabim, nie wieder schwächeln, ich zaubere dir ein Lächeln“ und du bist sehr wertschätzend.“ „Also wo sind deine Flügel?“, fragte der Schmetterling.
„Du müsstest doch die größten und stärksten von allen haben!“
„Tja, weißt du, wenn ihr alle Flügel habt und ich sehe wie stark ihr seid und wie ihr schwebt, dann tragt ihr mich automatisch mit“
„Ich gebe Raupen, die ich wertschätze, Flügel um wegzufliegen, Wurzeln um zurückzukommen und Gründe, um zu bleiben“
Und im gleichen Moment tat sich etwas. Ein kurzer Lichtstrahl. Ein sanfter Knall. Der Raupenchefin waren ebenfalls Flügel gewachsen.
Denn sie ist mehr als richtig auf ihrem Lebensweg und das wurde ihr heute nochmal bewusst gemacht.