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Die Geschichte einer einsamen und schlechten Entscheidung
Fassungslos lasse ich mein Handy fallen und fange an hemmungslos zu heulen.
Mir schwirren so viele Fragen um Kopf herum, ohne dass ich auch nur eine einzige davon mit dem Inhalt dieser verdammten sms beantworten könnte.
Völlig verständnislos für diese Entscheidung, lege ich mich mit den eben aus dem Schreibtisch rausgeholten Taschentüchern auf das Bett und lasse den Tränen freien Lauf.
Die Tür öffnet sich und meine Mutter schaut rein:
"Was ist denn los Andreas?"
Erst bekomme ich kaum einen Ton heraus, bis ich antworte:
"Sie, sie hat Schluss gemacht."
"Aha. Oh. Da kann ich jetzt leider auch nichts dran ändern. Ich muss zur Lesung, wir reden heute Abend, ja?"
"Ist gut", sage ich noch, während die Türe schon wieder geschlossen ist. Es ist immer dasselbe mit ihr, auch heute Abend wird sie betrunken von ihrer "Lesung" kommen. Wir werden nicht reden können. Wir werden uns nicht gemeinsam darüber aufregen, dass Jasmine einfach diesen anderen, diesen Mike mir vorzieht.
Mike, was bitte ist das denn für ein hässlicher Name? Warum nur hat sie mit mir Schluss gemacht? Sie war die einzige Person, mit der ich reden konnte, sie hatte nie irgendwelche "Lesungen" oder hat mich verlassen als ich noch ein kleines Kind war.
Und jetzt...
...ist auch sie weg.
Ich beschließe bei ihr anzurufen um mit ihr noch einmal zu reden, es nimmt aber nur ihre Mutter ab und betet mir irgendwas von wegen ich solle nicht mehr anrufen vor. Was soll ich denn sonst machen? So ein Quatsch. Was mache ich jetzt?
Sie für immer und ewig hassen? Damit wird sie wohl schon gerechnet haben. Es muss etwas besseres sein, etwas, dass uns wieder zusammenbringt.
Egal wie!!!
Wäre dieser verdammte Hurensohn nicht, wären wir wohl noch zusammen. Also muss er einfach aus dem Weg geschafft werden.
Von dieser Idee dermaßen begeistert, steige trotz meiner rotgeweinten Augen aufs Fahrrad und fahre so schnell wie ich kann zu ihm.
Mit hochrotem Kopf steige ich wieder vom Fahrrad, klingle an der Türe und überlege mir schon mit einer gewissen Vorfreude wie ich diesen Vollidioten zu Brei schlage.
Er macht auf und bevor er die Türe wieder zu schlagen kann, habe ich mich schon dazwischengezwängt. Normalerweise hätte ich laut aufgeschrien, so fest schlug er mir die Tür ins Kreuz, aber heute nicht. Jetzt nicht.
Er bekommt Panik und versucht in hastigen Schritten davonzulaufen um sich vielleicht doch noch in Sicherheit zu bringen. Dabei wäre er normalerweise ihm Zweikampf gar nicht so chancenlos. Aber nicht heute. Nicht jetzt.
Das Haus scheint keinen Hinterausgang zu haben, da er die Treppe hochrennt. Ich laufe ihm so schnell ich nur kann hinterher. Er schafft es mit ein paar Metern Vorsprung in sein Zimmer und ich höre nur noch, wie sich der Schlüssel im Schloss herumdreht.
Kurzerhand drehe ich um, hole Anlauf und schmeiße micht mit ganzer Gewalt gegen die. Türe. Von all meinem Frust gesteuert und gleichzeitig gestärkt, schaffe ich es im dritten Anlauf die Türe gewaltsam zu öffnen.
Er steht mit einem Handy in der Hand vor mir und schaut mich an. Plötzlich wird sein Blick entschlossener und er schleudert eine eben noch auf seinem Schreibtisch stehende Flasche Mineralwasser nach mir. Zu erschrocken um ihr auszuweichen, bekomme ich diese genau auf meine Brust und mir bleibt für Sekunden die Luft weg. Er nutzt diese kurze Zeit um die Flasche wieder aufzuheben und auf mich zu richten.
Immer noch voller Wut stürze ich mich auf ihn, bevor er überhaupt reagieren kann. Wir leisten uns einen erbitterten Kampf und als plötzlich ein Polizist vor mir steht und seinen Schlagstock auf mich richtet, bleibt mir zum zweiten Mal heute die Luft weg.
Dafür hatte er also mit seinem Handy herumhantiert...
Während mich die Polizei nach Hause fährt um mich zu meiner Mutter zu bringen, wird mir klar:
Liebe macht wohl doch blind.