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Die Geisel

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11.02.2002
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Die Geisel

Ich sitze gerade im Wochenendhaus meiner Eltern. Wir sind nicht reich, aber den ein oder anderen Luxus gönnen wir uns schon. So zum Beispiel dieses besagte Haus, in dem ich gerade sitze. Aber ich bin nicht allein. Bei mir ist eine Geisel. Ich habe sie heute Abend in der Disko kennen gelernt. Sie ist eine von diesen angeblich unnahbaren, arroganten Schlampen, die zwar erst 17 sind, sich aber aufführen als wären sie 23. Ich bin 23. Ich schaue ihr gerade zu, wie sie versucht ihre Fesseln zu lösen. Ihre Augen habe ich verbunden. „Hast du Angst?“ frage ich.
„Ich....ich will nach Hause!“ Sagt sie. „Nö.“ Sage ich, „Außerdem habe ich dich was gefragt und ich will verdammt noch mal eine Antwort haben!!“ Sie beginnt zu weinen. Aber Mitleid habe ich nicht. Sie soll so verdammt arrogant sein, dass es mir richtig Spaß macht, sie leiden zu sehen. Sie hat schon drei Freunden von mir einen Korb gegeben und zwar so, dass es auch jeder (wirklich jeder) mitbekommen hat.
Ich kann wirklich sagen, dass ich gut aussehe und ich habe schon des öfteren gemerkt, dass sie mich angeguckt hat. Ihr Vertrauen zu gewinnen war also ein leichtes für mich.
Jetzt windet sie sich wie ein Wurm vor mir. Was ich mit ihr machen werde, weiß ich noch nicht.
Vielleicht bringe ich sie um, vielleicht nicht. Wir werden es noch sehen.
„Wie oft wurdest du denn schon gefickt?“ frage ich. Schweigen. Ich schlage mit der Hand auf den Tisch. Sie zuckt wie von einem Blitz getroffen zusammen. „Ich....ich....weiß nicht genau, drei mal?“ stottert sie. „War das eine Frage? Meinst du, ich kann die beantworten? Denkst du, ich bin einer von den Psychopathen, die alles über ihr Opfer wissen? GLAUBST DU DAS?!! Ich genieße jeden Augenblick, denn ich sehe, dass sie furchtbare Angst hat.
„Nein.....es tut mir leid, wirklich. Es waren genau drei mal. Benjamin, Oliver und Patrick.“ Sagt sie mit einer ungewöhnlichen Selbstsicherheit.
„Meinst du das interessiert mich, WER dich schon alles na du weißt schon? Habe ich Namen verlangt? Oder glaubst du, ich kann nicht bis drei zählen und du müsstest mir noch die Zahl Drei anhand von Namen definieren?“ Ich bin richtig gemein. Ich lasse sie immer wieder ins offene Messer rennen und forme jede ihrer Aussagen zu einer Beleidigung um.
Sie weint erneut und ich habe erneut kein Mitleid.
„Das erzähl ich alles der Polizei!“ schreit sie während sie Rotz und Wasser heult.
„Na so was, kann eine verkohlte Leiche reden?“ frage ich. Sie schweigt. Mit der Möglichkeit, dass sie dieser ganzen Situation nicht lebend entkommen könnte, hat sie nicht gerechnet.
Ich nehme ihr die Augenbinde ab. Sie kneift die Augen zusammen, denn das Licht ist sehr hell.
„Buh!“ sage ich. Sie zuckt zusammen.
„Was hast du........mit mir vor?“ fragt sie leise und ängstlich.
„Ich könnte dir eine Spitzhacke in den Schädel hauen, dein kleines Köpfchen spalten...........Ich könnte dich aber auch laufen lassen. Weiß’ noch nicht, mir steht die Welt offen.“ Den Vorschlag sie laufen zu lassen, findet sie wahrscheinlich am besten.
„Mein Vater ist ganz reich“ stammelt sie, „er wird dir jede Summe zahlen, ganz gleich wie hoch, aber bitte lass mich gehen!“
„Nö“ sage ich, „wieso denn? Geld brauch ich nicht. Glaubst du etwa, ich brauche Geld? Geld ist nur scheißbedrucktes Papier, aber das geht in deinen Schlampenschädel wohl nicht rein!“
„Aber....warum tust du das?“ fragt sie.
„Ich habe ein gutes Elternhaus genossen und tu’ es noch, ich wurde nie geärgert, ich hatte immer Freunde, war gut in der Schule, wurde nie vergewaltigt oder misshandelt. Ich mache es, weil es mir Spaß macht!!“ entgegne ich.
Ihre Augen fixieren mich starr. In ihren Augen steht die Panik.
„Kennst du das Buch „Die Mauer“ von Jean-Paul Sartre?“ frage ich. Sie schüttelt den Kopf.
„Habe ich mir schon gedacht. Jedenfalls geht es da um drei Männer, die zum Tode verurteilt sind und wissen, dass sie nur noch eine Nacht zu leben haben. Solltest du mal lesen. Oder hättest du mal lesen sollen.“ kichere ich.
„Könnte ich ein Glas Wasser haben, ich bin so durstig.“ Verlangt sie
„Oh ja“ sage ich, „hier sind ja gar keine Macker, die dir ständig neue Getränke ausgeben. Aber wieso Wasser? Hier ist ein Kühlschrank. Da ist Cola drin....Eistee.....Apfelsaft. Wieso willst du Wasser? Du willst wohl Mitleid erregen, indem du um ein kümmerliches Glas Wasser bettelst, wie? Du guckst zuviel Fernsehen. Wie wäre es mit einer Cola?“
Sie nickt.
Ich gehe zum Kühlschrank und mache uns beiden ein Glas fertig. Bevor ich ihr das Glas gebe, lecke ich den Rand rundherum ab. Ich sehe, dass sie sich ekelt, aber sie hat schließlich Durst.
Sie trinkt das Glas in einem Zug aus. Ich weiß nicht, wie das bei ihr ist, aber Cola löscht bei mir überhaupt nicht den Durst. Ich sehe in ihren Augen, dass sie mehr trinken möchte. Mehr gibt es aber nicht.
Sie sitzt sehr unbequem da. Ich löse ihre Fesseln.
„Für einen Moment.“ Sage ich. Sie nickt und reibt sich die Handgelenke. Ich sitze auf dem gemütlichen Sessel, als sie die Tür anblickt. Ich reagiere blitzschnell, springe auf und verschließe die Tür bevor sie sich bewegen konnte. „Wie leichtsinnig von mir.“ Sage ich und nehme den Schlüssel mit. Die Enttäuschung ist ihr anzusehen.
„Hättest du das gemacht, wärst du tot gewesen!“ Ich blicke sie finster an.
„BITTE.......LASS MICH GEHEN!!!“ kreischt sie „ich mache alles. Ich blas dir ein, ich setze mich nackt auf deinen Schoß. ALLES!“
„Denkst du, dass ich DIR an die Wäsche will, du dumme Schlampe? Du bist innerlich so hässlich, dass ich kotzen möchte. Hier geht es nicht um mein körperliches Verlangen. Das hier ist Unterricht verdammt und du bist die Schülerin. Du lernst hier für dein restliches Leben. Tatsache ist: Es kann jeden scheißverdammten Tag aus sein. Wer sagt, dass ich dich nicht töte und wer sagt, dass ich es tue?“
Sie wimmert. „Komm her.“ sage ich. Sie wimmert und rührt sich nicht. „Komm her, verdammt!!“ schreie ich. Sie wackelt auf mich zu. „Was...?“ fragt sie
Ich mache ihr die Fesseln wieder an, bringe ihr aber zum Ausgleich ein Glas Apfelsaft.
„Warum ich?“ fragt sie mich plötzlich.
„WARUM DU?“ frage ich, „Ja genau, warum nicht ein anderes Mädchen, damit du scheißvergnügt in deiner tollen Disko rumsitzen kannst. Du kapierst gar nichts. Hier geht es nicht um dich oder jemand anderen. Ich hätte auch jemand anderes nehmen können, du dumme Egoistin. Woanders sterben Menschen wie die Fliegen. Sitzt du da heulend vor dem Fernseher oder vor der Zeitung und fragst WARUM? MACHST DU DAS? Nein! Tust du nicht. Warum? Weil es dir scheißegal ist. Deine Oberflächlichkeit macht mich so aggressiv. Das ist der Lauf der Welt!! Menschen werden geboren und Menschen sterben. Andere werden eben entführt.“
„OK, ich habe meine Lektion gelernt........“Sagt sie. „......und willst jetzt nach Hause, wie?“ frage ich. Sie nickt.
„Nö.“ Sage ich, „Wir haben den Punkt überschritten. Ich kann dich nicht gehen lassen.“
Sie fleht und bettelt. Verstärkt als sie sieht, dass ich einen Revolver in der Hand habe, der die ganze Zeit ungesehen neben mir lag. „NEIN......BITTE.......BITTE......BITTE...NEIN!“
Ich gehe zu ihr und halte ihr den Revolver an die Schläfe. Jetzt wimmert sie nur noch.
„Sie ist noch so jung, so verdammt jung.“ Denke ich. „Denk an meine Worte!“ Sage ich, nehme den Revolver von ihrer Schläfe, öffne ihre Fesseln und schließe die Tür auf. „Los!“ fordere ich.
Sie rennt. Ich denke, sie hat gar nichts gelernt und wird zur Polizei gehen. Sie ist einfach dumm.
Ich renne ihr hinterher und sie ist tatsächlich nicht weit gekommen. Ich schieße ihr dreimal in den Rücken und lasse sie so liegen. Ich gehe zurück zum Haus und denke nach. Nein, ich denke sie hatte sowieso nichts gelernt.

 

Hallo weirdgeist,

hihihi... hihihihihi... hihihihi... ;D Deine Geschichte ist so richtig schön fies! Und ich mußte kräftig nicken, als ich das hier gelesen habe:

Deine Oberflächlichkeit macht mich so aggressiv.

Mir geht's nämlich auch manchmal so, wenn ich solche billigen Tussen sehe (und wie herrlich die mit dem Hintern wackeln können! :D )... Nur, daß ich sie nicht gleich verschleppen und quälen würde... :D

Echt gelungene Geschichte! Da hast Du mal einen etwas anderen "Psychopathen" beschrieben... :thumbsup:

Griasle
stephy

 

Ja, irgendwie schon gelungen. Ich hätte das Schreien des Protagonisten nicht durch Großbuchstaben dargestellt, weil die Geschichte dadurch irgendwie an Wirkung verliert. Ein paar Zeitfehler habe ich entdeckt, war jedoch nichts übermäßiges. Gehs einfach noch mal durch.
Schön fies ist er tatsächlich der Psychopat, aber ein Satz verwunderte mich doch etwas:

„Sie ist noch so jung, so verdammt jung.“ Denke ich

So alt ist der Protagonist ja nun auch wieder nicht. Durch diesen kleinen Satz ensteht, zumindest bei mir, eine Distanz zwischen mir und dem Protagonisten, mit dem ich mich ja eigentlich, zumindest von den gesellschaftskritischen Intentionen her, identifizieren sollte.
Vielleicht schreibst dus um. Ist nur ein gut gemeinter Vorschlag.

LG
Frederik

 

@Frederik:
Zu dem Zitat: Es ist tatsächlich ein wenig unklar ausgedrückt. Der Protagonist ist der Meinung, dass seine Geisel zu jung zum sterben ist. In einem Anflug von Mitleid lässt er sie erst gehen, entscheidet sich dann aber wieder um und rennt ihr hinterher. War es das, was unklar war oder reden wir aneinander vorbei?

 

Hi du!

Echt gute Geschichte, gut geschrieben, super Inhalt! Besonders das Desinteresse des Protagonisten am Leben der Geisel hat mir gefallen.

Kann nur sagen: :deal: lesen hat sich gelohnt!

 

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