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Die Frau in Rot

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17.12.2017
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Die Frau in Rot

Eines Nachts in der Bar, wo ich vor kurzem gearbeitet hatte, ereignete sich ein Gespräch mit weitreichenden Folgen. Hätte ich gewusst, wie meine Antworten das Leben eines anderen Menschen verändern können, hätte ich anders gehandelt.
Die Klingel läutete und wie jeden Mittwoch betrat die Frau in Rot mit ihrem Begleiter die Bar.
„Das Gleiche wie immer John.“ , rief sie mir zu.
„Alles klar Schätzchen.“ , antwortete ich ihr.
Während ich den Kaffee zubereitete; schwarz mit einem Würfelzucker und ein Schuss Rum für sie, mit Milch und drei Würfelzucker für ihn - betrat ein weiterer Mann die Bar, bis auf seine Bestellung - einen schwarzen Kaffee - blieb er stumm und beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel. Die Frau in Rot, wie ich sie immer nannte, denn ihren wahren Namen kannte ich bis vor kurzem nicht, lehnte sich zu mir hinüber. „Und John …, wo gehen sie hin, wenn sie richtig Spaß haben wollen?“ , fragte sie kokett. Ich wollte gerade antworten, als mir ihr Begleiter zuvor kam: „Nicht, lass das, oder willst du unnötig Aufmerksamkeit auf uns lenken?“ Eins war sicher, damit hatte er nicht mich gemeint.
„Oh Georg, langsam wirst du genauso langweilig, wie Mr. Brookwood. Sei doch nicht so eine Spaßbremse, sonst sehe ich mich gezwungen, dich zu ersetzen.“ , antwortete sie gelangweilt. Seine Hände verkrampften sich kurz, bevor er murmelte, dass er auf Toilette müsse.
Sie zwinkerte mir zu. Sie schob mir das Geld für den Kaffee zu inklusive eines sehr hohen Trinkgeldes. „Wir verstehen uns doch John?“ Ich nickte als Antwort und nahm das Geld vom Tresen. Die Frau in Rot sprang auf, als ihr Begleiter wieder kam und befahl, dass sie nun wieder zurück ins Hotel gehen würden.
Als sie und ihr Begleiter die Bar verlassen hatten, wandte sich mir der stumme Betrachter der Szene zu.
„Sind die beiden oft hier?“
„Ja, jeden Mittwoch spät in der Nacht.“
„Seit wann kommen die Frau und der Mann jeden Mittwoch?“
„Mhmm, ich glaube seit drei Monaten.“
Der Mann schwieg kurz und fragte dann, ob er das Telefon benutzen dürfe, ich antwortete mit ja. Das Telefon konnte nicht lange geklingelt haben, denn nach 10 Sekunden sagte der Mann: „Ja, Gin hier, … hab die beiden gesehen, … ja jeden Mittwoch in der Nacht, … seit drei Monaten, … okay, wie abgesprochen, auf Wiedersehen.“
Nach dem Gespräch wandte er sich zu mir, bedankte sich bei mir und schob mir ein Bündel Geldscheine zu. „Sie vergessen das hier, ich war nie hier, verstanden?“
Zu geschockt, um zu sprechen nickte ich nur. Der Mann verschwand in der Nacht.
Am nächsten Morgen beschloss ich, mir ausnahmsweise die New York Times zu leisten. Der Aufmacher der Zeitung war „Reiche Ehefrau eines Bankiers unter der Brücke mehrfach erstochen aufgefunden - Liebhaber des Opfers (Melinda Brookwood) im Verdacht.“
Ich zündete mir, wie so oft, eine Zigarette an und schlug die entsprechende Seite auf.
Was ich da sah verpasste mir einen Schock, so dass mir die Zigarette aus dem Mund fiel:
Das Opfer war die Frau in Rot.

 

Hola Mirabella Key,

als angehende Autorin (las ich in Deinem Profil) begrüße ich Dich bei uns im Forum. Ein kurzer Krimi als Debüt – warum nicht?
Ich nehme an, Du willst Dich intensiv mit der Materie des Schreibens befassen, und somit ist Deine Mitgliedschaft bei uns sicherlich eine gute Entscheidung. Dass auf Anhieb nicht alles gelingt, das weiß man. Deshalb versuchen wir, unsere Texte von Mal zu Mal zu verbessern.
Anfangs gibt es mehr (konstruktive) Kritik als Lob, aber das ist normal – allerdings muss man Kritik vertragen. Viele Neumitglieder sind deshalb wieder abgesprungen und haben sich ein anderes Hobby gesucht. Aber Du hast ja eine klare Linie.

Der vorliegende Text hat mir leider nicht gefallen. Er wirkt auf mich lieblos. Keine feine Beobachtung, kein originelles Detail, was sich dem Leser einprägen könnte, auch kein erkennbarer persönlicher Stil – und da der Text nur kurz ist, gelange ich zum Ende und habe tatsächlich nur eine x-beliebige Notiz in der New York Times gelesen.

Liebe Mirabella Key, ich habe schon oft meine Kommentare bei Neumitgliedern für die Katz geschrieben, weil sie sich wohl schon zum Auftakt viel Lob erhofften (einige hatten es verdient und bekamen es auch), so dass ich meine Mängelbenennung Dir erst auf Deinen Wunsch zuschicke.

(Eventuell) bis dahin!

José

 

Liebe Mirabella Key ,

erst einmal herzlich Willkommen hier. Mir fehlt für das Kommentieren Deiner Geschichte leider eine wichtige Hintergrundinfo. Ich kenne nämlich die Geschichte von Hopper nicht und kann daher nicht sagen, inwieweit Dein Text sich an diesem anlehnt. Ich nehme ihn daher so wie ich ihn hier lese.

Grundsätzlich finde ich die Idee und die Atmosphäre Deiner Geschichte nämlich gar nicht schlecht. Ich konnte mich in die Barsituation gut einfinden. Jedoch reicht es für mich noch nicht für eine Kriminalgeschichte. Dafür kommt mir das Ende zu abrupt und auch die Frage nach dem Mörder wird nicht wirklich gelöst, wenn auch naheliegend. Ich denke, Du könntest Deiner Geschichte ruhig noch die eine oder andere Zeile und mehr Konflikt gönnen.

Daneben ist mir noch das Folgende aufgefallen:

Eines Nachts in der Bar, wo ich vor kurzem gearbeitet hatte

Ich würde schreiben, "in der ich". "Wo" ist arg umgangssprachlich oder auch dialektisch. Ich habe ja lange in Baden gewohnt, wo eigentlich alles "wo" war. Ist mir de shalb auch erst beim zweiten Lesen aufgefallen :D .

„Das Gleiche wie immer John.“ , rief sie mir zu.

Hier stimmt die Zeichensetzung nicht. Das kommt öfters vor, deshalb korrigiere ich es nur einmal. Bei der wörtlichen Rede muss der Punkt am Ende des Redesatzes weg. Also "Das Gleiche wie immer John", rief sie mir zu, aber "Das Gleiche wie immer John!", rief sie mir zu oder "Das Gleiche wie immer?", fragte ich.

Während ich den Kaffee zubereitete; schwarz mit einem Würfelzucker und ein Schuss Rum für sie, mit Milch und drei Würfelzucker für ihn - betrat ein weiterer Mann die Bar, bis auf seine Bestellung - einen schwarzen Kaffee - blieb er stumm und beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel.

Auch hier stolpere ich über die Satzzeichen. Wann man nun wirklich ein Semikolon setzt, ist mir bis heute unklar. Meine Lektoren haben mir bislang sowohl die Semikolons als auch die Gedankenstriche immer weggestrichen. Ich würde das so machen: Während ich den Kaffee zubereitete, schwarz mit einem Würfelzucker und einen Schuss Rum für sie, mit Milch und drei Würfelzucker für ihn, betrat ein weiterer Mann die Bar. Bis auf seine Bestellung, einen schwarzen Kaffee, blieb er stumm ...

„Nicht, lass das, oder willst du unnötig Aufmerksamkeit auf uns lenken?“

Ich glaube, hier ist das Komma hinter "lass das" nicht völlig falsch, ich würde es aber weglassen. Ich bin da irgendwie im Lesefluss drüber gestolpert.

„Nicht, lass das, oder willst du unnötig Aufmerksamkeit auf uns lenken?“ Eins war sicher, damit hatte er nicht mich gemeint.

Ich würde hier auch zur besseren Lesbarkeit einen Absatz setzen. Also hinter der wörtlichen Rede:

„Nicht, lass das, oder willst du unnötig Aufmerksamkeit auf uns lenken?“
Eins war sicher, damit hatte er nicht mich gemeint.
Das gilt auch anderorts. Dein Text würde von ein paar Absätzen profitieren.

„Oh Georg, langsam wirst du genauso langweilig, wie Mr. Brookwood.

Ich denke, das ist ein Flüchtigkeitsfehler, da sonst richtig "langweilig wie Mr. Brookwood" (wie als Vergleich).

Sie schob mir das Geld für den Kaffee zu inklusive eines sehr hohen Trinkgeldes.

Auch hier würde ich den Satz umstellen: Sie schob mir das Geld inklusive eines sehr hohen Trinkgeldes zu. oder, m.E. aber weniger schön: Sie schob mir das Geld für den Kaffee zu. Inklusive eines sehr hohen Trinkgeldes.

„Ja, Gin hier, … hab die beiden gesehen, … ja jeden Mittwoch in der Nacht, … seit drei Monaten, … okay, wie abgesprochen, auf Wiedersehen.“

Auf die Kommata kannst Du hier verzichten:

„Ja, Gin hier … hab die beiden gesehen … ja jeden Mittwoch in der Nacht … seit drei Monaten … okay, wie abgesprochen, auf Wiedersehen.“

„Sie vergessen das hier, ich war nie hier, verstanden?“

Finde ich eigentlich unnötig. Dadurch macht er es erst einmal zu einer ungewöhnlichen Situation. Ein professioneller Detektiv würde sich so nicht verhalten.

„Reiche Ehefrau eines Bankiers unter der Brücke mehrfach erstochen aufgefunden - Liebhaber des Opfers (Melinda Brookwood) im Verdacht.“

So sieht keine Schlagzeile in einer Zeitung aus. Jedenfalls werden da Namen nicht in Klammer hinzugefügt. Entweder man kennt sie: "Melinda Brookwood mehrfach erstochen ..." oder es reicht "Reiche Ehefrau ..."
Wobei wahrscheinlich er reich ist und nicht sie (in diesem Kontext).

Sodele, also ingesamt gefiel mir die Atmosphäre sehr gut. Für eine Kriminalgeschichte hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Ich wünsche Dir frohes Schaffen bei den Wortkriegern!


Liebe Grüße
Mädy

 

Die Autorin schreibt zu ihrem Text:

inspiriert Edward Hopper: Nachtschwärmer (1942)
Solche Informationen, die nicht Teil der Geschichte sind, bitte immer in einem separaten Post nach der Geschichte. Und deinen Namen brauchst du nicht nochmals zu nennen, der steht ja schon drüber. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mirabella Key,

die Idee hinter deiner kurzen Geschichte finde ich nicht schlecht. Da dein Text aber so kurz ist, muss er den Leser in seinen wenigen Zeilen überzeugen. Das schafft er leider nicht ganz, aber dazu später mehr.

„Das Gleiche wie immer John.“ , rief sie mir zu.

Eine Kleinigkeit: Das Komma hinter der wörtlichen Rede folgt ohne Leerzeichen.

„Alles klar Schätzchen.“ , antwortete ich ihr.

Hier ebenso.

Während ich den Kaffee zubereitete; schwarz mit einem Würfelzucker und ein Schuss Rum für sie, mit Milch und drei Würfelzucker für ihn - betrat ein weiterer Mann die Bar, bis auf seine Bestellung - einen schwarzen Kaffee

Hier bin ich der selben Meinung wie Maedy. Darüber hinaus finde ich die Formulierung "Würfelzucker" seltsam, kann aber auch an mir liegen, da ich es nur als "Zuckerwürfel" kenne. Ich würde also entweder einen Würfel Zucker bestellen oder einen Zuckerwürfel. Wenn du es nämlich so formulierst, kannst du dir sogar die Doppelung sparen:

Während ich den Kaffee zubereitete; schwarz mit einem Würfel Zucker und einem Schuss Rum für sie, mit Milch und drei Zuckerwürfeln für ihn - betrat ein weiterer Mann die Bar, bis auf seine Bestellung - einen schwarzen Kaffee

So liest es sich etwas flüssiger.

„Und John …, wo gehen Sie hin, wenn sie richtig Spaß haben wollen?“

In der wörtlichen Rede gilt die "Höflichkeitsregel".

Der Rest wurde schon gesagt.

Also, liebe Mirabella, wie ich schon sagte finde ich deine Idee gut, bzw. die Idee, die du von Edward Hopper übernommen hast. Das Potential der Situation wird von dir aber leider nicht ausgenutzt, da du wie ich finde etwas zu platt schreibst. Die Gefühle deines Protagonisten, als er die erschreckende Nachricht in der Zeitung liest, kommen nicht rüber. Des weiteren hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, was die persönliche Gefühlswelt deines Barkeepers in Bezug auf die Frau in Rot betrifft. War er in sie verliebt? Was fand er an ihr toll? Fand er sie überhaupt toll, oder war es für ihn ein Gast wie jeder andere, was ich nicht glaube, da du ja auf eine besondere Stimmung zwischen den Beiden hinweist. Was, außer das rote Kleid, machte diese Frau so besonders?

Gib uns etwas mehr zu lesen :)

Ich hoffe ich konnte dir helfen.

Gruß, Dave

 

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