Mitglied
- Beitritt
- 01.07.2016
- Beiträge
- 233
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 6
Die Frau in Burka
Es gibt Menschen, die haben einfach etwas Abstoßendes an sich.Häufig haben gerade diese Menschen aber auch etwas Anziehendes – wie soll ich sagen? Also, wenn jemand abstoßend ist, wundert man sich ja, warum diese Person so abstoßend ist. Genau das meine ich! Ich hoffe sie verstehen…
Jedenfalls:
Ich verließ einmal eine Studentenparty in München so um ein oder zwei Uhr morgens. Angetrunken und müde ging ich durch die Straßen und wollte nach Hause. Ich sah auf meinem Heimweg einige Leute den Gehweg entlang schreiten – unter ihnen eine Frau in blauer Burka.
In München gibt es im Übrigen viele verschleierte Frauen, vor allem im Sommer, wenn Touristen aus den Golfstaaten kommen, sie trugen aber keine Burqa. Aber diese eine Person hatte etwas Abstoßendes.Irgendwie -und ich weiß nicht, wie mir das aufgefallen ist- erinnerte mich diese Frau an einen Mörder oder Vergewaltiger.
Sie schien ziemlich zielgerichtet Richtung U-Bahn zu gehen. Ich konnte einfach nicht widerstehen und folge ihr unauffällig.
In der U-Bahn war niemand, nur einige obdachlose Penner, die betrunken lallten und sich gelegentlich in die Hose machten. Die Frau gesellte sich zu ihnen. Ich beobachtete sie, hinter einer Säule versteckt. Was hatte sie vor? Sie saß einfach so da und guckte den Pennern zu. Manchmal wurde sie angesprochen,antwortete aber nicht darauf.Wartete sie auf irgendetwas?
Nach einiger Zeit schliefen die Obdachlosen ein. Die Frau schien unruhig zu werden. Sie ging im Kreis herum, so als war sie tief in Gedanken versunken. Schlussendlich stieg sie in einen Zug. Ich konnte nicht widerstehen und folgte ihr abermals.
Die ganze Nacht verlief nach diesem Schema. Die Frau in Burka Gesellte sich immer zu einer Gruppe von Leuten: Sie stand neben Prostituierten am Straßenrand und kaufte mitten in der Nacht von Zigeunern Rosen.
Immer wenn sich eine Gruppe auflöste oder einschlief, wurde die Frau unruhig und suchte sich so schnell wie möglich eine neue.
Am Ende war sie ganz allein am Marienplatz. Sie wurde verzweifelt, weil niemand mehr da war. Sie drehte sich um, guckte in allen Ecken nach einem menschlichen Wesen.
Als sie schlussendlich realisierte, dass sie alleine war (ich hatte mich ziemlich gut versteckt) setzte sie sich zu Boden und verharrte eine Weile so.
Die Morgenröte kam schon.
Ich hatte eine ganze Nacht lang eine Unbekannte verfolgt.
Was für eine verrückte Person! Kaum zu glauben, dass ich eine ganze Nacht einer Psychopatin hinterhergerannt bin! Womöglich lag das am Alkohol.
Aber ich wunderte mich:
Warum konnte diese Frau nicht eine Stunde alleine bleiben, ohne verzweifelt zu wirken?
Ich konnte es einfach nicht lassen und folgte ihr weiter.
Der Garten(am Tag darauf)
Es war Mittag. Eine Frau in Burka war in einem Rosengarten.
Sie stieg auf einen Hügel und kniete auf seiner Spitze. Die Frau war alleine. Sie griff in eine Öffnung ihrer Burka und holte ein Foto von einem jugendlichen Mann heraus.
Sie blickte auf das Bild.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag mein Sohn.“
Tränen stiegen in ihre Augen. Sie stimmte ein Lied an:
„Es sterben so viel,
Vögel durch Krieg.
Flieg` kleine Nachtigall.
Flieg in den Himmel.“