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Die Frau, die zuviel schiss

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04.12.2008
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Die Frau, die zuviel schiss

DIE FRAU, DIE ZUVIEL SCHISS
(Eine Kackophonie)​

Ahhhhh. Ohhhhh. Uhhhhh. Flutsch. Platsch. Wusch.
Es waren immer wieder dieselben Geräusche, die aus der Villa von Maria Vättequ drangen. Genauer aus ihrem Badezimmer. Und das viele Male am Tag.
Maria Vättequ war eine Frau Anfang 60, ungeheuer füllig von Gestalt und immer hungrig. Mehrere Tonnen Nahrungsmittel aller Art nahm sie täglich zu sich, entsprechend riesig waren ihre Hinterlassenschaften – Berge des Wahnsinns. Und genau dieser Umstand sollte an jenem Tag zu einem echten Problem werden.

Leander von Brockenkocker lehnte sich leicht angespannt zurück, federnd wiegte der massive Chefsessel hin und her. Von Brockenkocker sah aus dem Fenster. Ja, wieder mal ein sehr heißer Sommertag stand der Stadt bevor – schön für die Menschen, nicht ganz so schön für die Kanalisation. Leander von Brockenkocker war Generaldirektor der Darmstedter Abwasserbetriebe. Sein Urururgroßvater hatte seinerzeit das komplizierte System aus Röhren und Kanälen konstruiert – ein Geschenk des reichen Adeligen an sein geliebtes Darmstedt. Bis heute war die Kanalisation im Familienbesitz der von Brockenkockers geblieben; die Darmstedter fuhren nicht schlecht mit diesem System.

Leander von Brockenkocker hatte schon als Kind die Darmstedter Kanalisation geliebt, für ihn war das einige hundert Kilometer lange System ein wahrer Abenteuerspielplatz gewesen. Hier konnte man sich verstecken, hier konnte man interessante Dinge finden, sich mit den Tieren anfreunden oder einfach nur nachdenklich durch die Kanäle spazieren. Leander von Brockenkocker war eine richtige Kanalratte, ein Mann, mit allen Abwassern gewaschen.

Aber dieser heiße Sommer war mit Vorsicht zu genießen. Denn wenn es nicht regnete, floss weniger Wasser in die Kanalisation. Sie trocknete aus, die schweren Bestandteile der Abwässer wurden nicht richtig abtransportiert und das konnte auf Dauer ganz schön zum Himmel stinken. Außerdem verloren die Kanalrohre ihre glitschige Schmierung. Die Folge: Es bildeten sich Trockenrisse, die wiederum die Kanäle undicht machten. Es müsste einen richtigen Wolkenbruch geben, dachte Leander von Brockenkocken. Da plötzlich ging der Alarm los!

Auf der riesigen Monitorwand des Büros, 94 Bildschirme, auf denen ständig alle wichtigen Hauptsammler, Verranzungsbecken und Fäkalsyphons in Echtzeit zu sehen waren, blinkte eine rote Lampe im Takt der Alarmsirene. Von Brockenkocker trat an die Wand. Aha, dachte er, massive Blockade am Sammler 14C. Das konnte schnell kritisch werden, denn über 14C wurden praktisch sämtliche Abwässer der Südstadt abtransportiert – der Wohngegend der Reichen von Darmstedt. Und die mochten es nicht gerne, wenn ihnen die Kanalisation durch Schmutzwasserrückstau um die Ohren flog.

Kurt Puhvogel betrat das Büro seines Chefs, der dürre Mann mit dem miserablen Toupet war der Einsatzleiter für Notfälle. Guter Mann, schlechtes Toupet, dachte Leander von Brockenkocker immer, wenn er ihn sah. Puhvogel lieferte stets hervorragende Arbeit.
„Hauptsammler 14C“, keuchte Puhvogel völlig außer Atem, „aber wir kriegen kein Bild mit der Fäkalkamera.“
„Dann müsst ihr runter, sofort“, befahl Leander von Brockenkocker. Dabei betätigte er einen Wahlschalter unterhalb des Monitors mit dem Bild von Hauptsammler 14C. Das Bild wurde braun, weiter war nicht zu sehen.
„Da muss was voll vor der Optik liegen“, wusste Puhvogel.
„Oder die Kamera liegt mitten in was drin“, ergänzte der Generaldirektor. „Also los, raus mit dir und deiner Bande. Ich will 14 C in einer Stunde frei haben.“

Der Abstieg in die Kanalisation hat etwas magisches. Man zwängt sich durch die schmale Öfnnung eines Gullydeckels hinab in die Tiefe; das Tageslicht schwindet, die frischen Düfte der oberirdischen Welt werden mehr und mehr verschluckt vom ranzig-fauligen Miasma der Kanäle. Jeder, der die Kanalisation liebt, atmet beim ersten Kontakt mit diesem Miasma tief ein, füllt seine Lungenflügel mit dem Duft eines Refugiums, das nur wenige Auserwählte jemals in ihrem Leben kennenlernen dürfen.

Kurt Puhvogel kam als erster unten an, drei seiner Männer folgten im Sicherheitsabstand. In ihren feuerroten Schutzoveralls wirkten die Kanalarbeiter wie Blutkörperchen in einem System von Adern. Und das waren sie letztlich ja auch: Sie brachten neues Leben, neue Kraft in den unterirdischen Kreislauf von Darmstedt.

„14C ist gleich hinter dem nächsten Krümmer“, sagte Kurt Puhvogel. Mit seiner Helmlampe leuchtete er den Kanal ab. „Alles verdammt trocken“, nörgelte er, „hier bleibt alles einfach liegen. Es muss unbedingt mal wieder regnen.“ Seine Männer nickten zustimmend.
Langsam näherte sich die Gruppe dem Krümmer, gespenstig flackerten ihre Schatten an der Kanalwand. Und dann sahen sie es und sie konnten es nicht fassen: Eine gewaltige braune Masse, sicherlich mehrere Tonnen schwer, hatte die Abflusskammer zu 14C blockiert. Davor stauten sich Flüssigkeit und Reste von Toilettenpapier; die normalerweise auf Mikroschienen bewegliche Fäkalkammera steckte mitten in diesem Schlammassel. Würde es jetzt zu einem Wolkenbruch kommen, das Wasser könnte nicht mehr ablaufen, würde einen immens hohen Druck aufbauen und die gesamte Kanalisation in diesem Teil der Stadt in die Luft sprengen.
„Hier ist echt die Kacke am dampfen“, funkte Kurt Puhvogel über sein fPhone in die Zentrale der Abwasserbetriebe (Handys funktionieren in dieser Tiefe natürlich nicht, das fPhone, der Begriff steht für Fäkalphone. ist quasi ein klassisches Funkgerät alter Schule mit entsprechender Sendeleistung). Und es ist spritzwasserresistent. Falls mal ein Kotgeysir passiert. Aber Kotgeysire sind äußerst selten. Dennoch wird er hier gleich passieren.

Ahhhhh. Ohhhhh. Uhhhhh. Flutsch. Platsch. Wusch.

Das Geräusch kam aus dem Hausentsorgungsrohr direkt an der gewaltigen Fäkalblockade. Die Männer von der Kanalreinigung erstarrten vor Schreck. Ein derartig widerwärtiges Klangerlebnis hatten sie noch nie gehabt. Und dann flatschte auch schon eine gewaltige Masse von Exkrementen aus dem Hausanschluss. Die Männer wichen sofort zurück, aber es war zu spät. Die braune Masse klatschte in die bereits vorhandene, was zu einer gewaltigen Spritzexplosion führte – einem der gefürchteten Kotgeysire. Diese unterirdische Abart der bekannten oberirdischen Geysire saute in einem Umkreis von 100 Metern sofort alles ein. Wie braun angesprühte Schaufensterpuppen standen Puhvogel und seine Männer da.

„Was ist passiert“, wollte Leander von Brockenkocker wissen. Er hatte das Unglück am fPhone mitangehört. Sehen konnte er auf seinen Monitoren nichts mehr als braune Schmiere.
„Kotgeysir“, keuchte Kurt Puhvogel, „gewaltige Massen aus Hausanschluss…ähhh 415. Da muss eine Elefantenhorde aufs Klo gehen, anders kaum erklärbar.“

Leander von Brockenkocken tippte die 415 ins Einwohnerverzeichnis von Darmstedt ein. Denn natürlich war jeder unterirdische Hausanschluss numeriert, katalogisiert und konnte in sekundenschnelle einem Namen zugeordnet werden. Der Computer suchte in den Tiefen seiner Festplatte und ein Name erschien auf dem Bildschirm: Maria Vättequ.
Auch das noch, stöhnte Leander von Brockenkocker, ausgerechnet die schwerreiche Vättequ-Witwe, die wichtigste Mäzenin von Darmstedt, war es also: die Frau, die zuviel schiss. Leander von Brockenkocker stand eine heikle Mission bevor.

„Ich möchte bitte zu Frau Vättequ, es ist dringend“, sagte von Brockenkocker zum äußerst barock gekleideten Dienstmädchen, das ihm gerade das schwere Eingangsportal der Vättequ-Villa geöffnet hatte. „Generaldirektor von Bockenkocker, Abwasserbetriebe“, ergänzte er und drückte dem Dienstmädchen eine mit gelben Buchstaben auf braunem Karton bedruckte Visitenkarte in die Hand.

Maria Vättequ war die Witwe des Darmstedter Großindustriellen Philipp Vättequ. Er hatte seiner Frau nicht nur die florierende Firma hinterlassen, sondern ein Millionenvermögen ebenfalls. Das Geld nutzte Maria Vättequ, um den Darmstedtern ständig etwas Gutes zu tun. Damit kompensierte sie ihre Depressionen. Nicht aber ihren krankhaften Esszwang, wie man munkelte. Philipp Vättequ war seit knapp zehn Jahren tot, seitdem hatte die Witwe ihr Körpergewicht von leichten 80 Kilo auf 25 Tonnen erhöht. Sie war die fetteste Frau der Welt, ihr Hintern so groß wie ein Fußballfeld.

„Immer rein, die Torten links, die Schnitzel rechts auf die Tische. Die Flüssigsahne gleich her zu mir.“ Die Befehle kamen zackig, Maria Vättequ hatte Hunger.
Leander von Brockenkocker räusperte sich verlegen, glaubte die Witwe doch offenbar, ihr Nahrungslieferant sei zum Vormittagssnack erschienen. Ein Blick auf seine Visitenkarte ließ sie furzen.
„Von Brockenkocker, alte Kanalratte“, schnalzte die Witwe und fraß ein halbes Schwein. „Was führt dich zur frühen Essenszeit zu mir?“ Mit einer ausladenden Bewegung ihrer tennisschlägergroßen Hand bot sie ihm eine Sahnetorte an. Von Brockenkocker verneinte mit einer knappen Geste. Dann sah er der Frau, die in ihrem grünen Hausmantel aussah, wie ein auf tausenfache Größe aufgeblasener Frosch, der Frau, die offenbar zuviel schiss und durch ihre Hinterlassenschaften ein sehr ernstes Problem in der Darmstedter Kanalisation ausgelöst hatte, direkt ins Gesicht.
„Maria“, stammelte er, „wenn sie nicht sofort aufhören, derart gigantische Mengen Stuhl zu produzieren, dann explodiert uns die gesamte Kanalisation.“
Atemlose Stille. Er hatte das Problem, wie beabsichtigt, direkt und ohne Umschweife ausgesprochen.
„Aber Brocki“, schnalzte die Witwe und schob sich vier gebratene Hühner in den Mund, „wer viel ist, muss auch oft aufs Klo. Und ich muss essen, sonst werd ich ganz unglücklich.“ Kokett verdrehte Maria Vättequ die Augen und trank drei Liter Flüssigsahne. Dann verspeiste sie fünf Schnitzel.
Leander von Brockenkocker wusste um die notwendige Diplomatie in dieser Angelegenheit. Würde man die Witwe verärgern, ihr etwa den übermäßigen Stuhlgang verbieten, sie könnte vermutlich ihre Wohltätigkeiten umgehend einstellen.“ Und das darf nicht passieren“, hatte der Bürgermeister von Brockenkocker beim Telefonat vor einer Stunde eingeschärft, „Darmstedt ist abhängig vom Geld der Vättequ“. Leander von Brockenkocker öffnete seine braune Aktenmappe und entnahm eine Reihe von Fotos. Er legte sie auf den Tisch.
Maria Vättequ leerte eine Flasche Olivenöl in einem Zug, stopfte sich zehn Torten in den Mund und blickte auf die Bilder. „Was ist das braune Zeug?“, fragte sie.
„Das ist ihr enormer Stuhlgang“, antwortete von Brockenkocker fest, „die Mengen sind einfach zuviel für unsere Kanäle, alles verstopft. Als erstes wird ihre Villa in die Luft fliegen, dann das ganze Viertel, danach die ganze Stadt.“
Maria Vättequ atmete tief ein. „Hör zu, Brocki“, sang sie fast, „wenn du mich nicht richtig bös’ machen willst, dann sorg dafür, dass ich soviel essen und soviel scheißen kann wie ich will. Finde eine Lösung! Egal was es kostet! Geld habe ich genug!“ Die Witwe fraß zwei ganze kandierte Frischlinge, lutschte sechs Pakete Butter und spülte mit acht Litern Honig nach - Nachtisch. Die Audienz war beendet.

In den folgenden Tagen arbeitete ein Team von 20 Experten an der Lösung des Problems. Tausend Hilfsarbeiter wurden währenddessen in die Kanäle geschickt, um die Verstopfung an 14C wenigstens provisorisch zu beseitigen. Ein Kampf gegen Windmühlen, denn stündlich flatschte aus Hausanschluss 415 neues Material in die Kanalisation: Ahhhhh. Ohhhhh. Uhhhhh. Flutsch. Platsch. Wusch.

Man arbeitete mit verschiedenen Modellen. Einige Experten waren für eine vermehrte Feldausstreuung von Maria Vättequs Hinterlassen-schaften. Damit schaffen wir aber nur 5% der Gesamtmasse weg, hielten andere dagegen. Man könne Briketts vom Kot pressen, aber nein, das röche dann hinterher bei der Verbrennung. Die beste Idee schien allen diese: Maria Vättequs Hinterlassenschaften als Baumaterial nach Afrika zu schicken – Entwicklungshilfe von hinten sozusagen. Dies wurde in einer logistischen Großtat umgehend organisiert. Täglich verließen 10.000 Pakete mit den Fäkalien der Witwe Darmstedt und erreichten drei Tage später Watuma in Bongobongosta in Afrika. Dazu musste Maria Vättequ freilich ab sofort ihr Geschäft in Kartons hinein verrichten. Das missfiel der Witwe und sie verlangte eine bequemere Lösung. Außerdem erreichte nach sechs Monaten ein Brief aus Watuma den Darmstedtter Bürgermeister. Es sei zuviel des Kotes, schrieb der Kralsführer, man habe nun schon mit dem Baumaterial aus einem Dorf eine Millionenmetropole errichtet. Mit „Bitte kein Schiss mehr“ endete der Brief. Eine neue Lösung musste her und sie kam in Gestalt von Professor Johann Mangold-Spötzner.

„Wir schießen die Scheiße in den Weltraum“, sagte der international bekannte Raumfahrtexperte in beherztem Ton, woraufhin dem Bürgermeister und Leander von Brockenkocker, die gerade mal wieder ihre tägliche Kriesensitzung im Fall „Vättequ“ abhielten, die Kinnladen herunterfielen.
Jovial durchschritt der Professor das Büro des Bürgermeisters, entrollte einen großformatigen Plan und legte ihn auf den Tisch. „Hier“, sagte der Professor, „ganz einfach. Wir haben doch noch zahllose alte Atomraketen, die nicht mehr gebraucht werden. Die sind innen quasi hohl und bieten Platz für…“. Der Professor rechnete geistesabwesend im Kopf, malte mit dem Finger zahlen in die Luft und verkündete: „Damit kann man pro Rakete 500 Tonnen Masse von der Erde in den Weltraum schießen. Wenn die Zahlen stimmen, die in der Presse standen, dann produziert die Vättequ-Witwe zwei Tonnen Fäkalmasse pro Tag, also 14 Tonnen pro Woche, ergo knapp 60 Tonnen pro Monat. Für uns heißt das: So alle acht bis neun Monate starten wir eine Rakete und schießen den Vättequ-Stuhlgang weg ins All. Die Raketen entleeren sich da oben, stürzen zurück zur Erde und verglühen in der Atmosphäre.“ Triumphierend blickte der Professor in die ungläubigen Gesichter seiner beiden Zuhörer.

Die Baumaßnahmen begannen sofort, Maria Vättequ war begeistert und gab ihr Geld gerne für das Projekt. Eine Raketenrampe wurde auf ihrem weitläufigen Grundstück errichtet, dahinter in einer Halle das Zentrallager für die Atomraketen aufgebaut. Die Aktion ging weltweit durch die Medien und lockte zahllose Besucher an. Raffiniert war die Befüllungstechnik der Anlage. Weil man der Witwe nicht zumuten wollte, zu jedem Stuhlgang auf die Raketenrampe zu klettern und quasi das Geschoss von oben zu befüllen, wurde eine leistungsfähige Pumpstation errichtet. Schließlich verband man den Hausanschluss der Witwe über die Pumpe direkt mit der Rakete. Professor Johann Mangold-Spötzner überwachte jedes Detail der Arbeiten. Schon einen Monat später war alles fertig und die Anlage konnte in Betrieb gehen.

„Hiermit taufe ich dich auf den Namen KKmatic1“, keuchte Maria Vättequ ins Mikrofon und schleuderte wie bei einer Schiffstaufe eine Flasche Champagner gegen die aufgestellte Rakete. Die Menge applaudierte, und zwar weltweit, denn schließlich war auch das internationale Fernsehen anwesend. Ein rauschendes Fest begann.

„Professorchen“, hauchte Maria Vättequ, „ich müsste dann mal und sie zeigen mir bitte, wie’s technisch abläuft.“ Der Professor und die Witwe gingen ins Haus und betraten das Badezimmer. „Sie verhalten sich ganz normal, wie bei jedem Stuhlgang“, erklärte der Wissenschaftler, „machen, spülen, fertig. Den Rest übernimmt die Anlage. Ihr Geschäft wird automatisch mit der Pumpe, das ist der sogenannte Mulicot, in die Rakete gepumt. Ist der Behälter nach ein paar Monaten voll, blinkt hier auf der KKmatic-Konsole eine rote Lampe. Tja, und dann drücken sie einfach auf die Abschiss…ähhh…Abschuss-Taste. Fertig. Die nächste Rakete wird automatisch aus dem Zentrallager zur Rampe gefahren. Und das Vergnügen kann weitergehen.“
„Sie sind ein Schatz, Professorchen“, flötete die Witwe und hauchte einen Kuß in die Luft. „Jetzt aber raus hier.“ Und vertraute Geräusche waren bald zu hören, aber sie waren keine Gefahr mehr für Darmstedt: Ahhhhh. Ohhhhh. Uhhhhh. Flutsch. Platsch. Wusch.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Die Anlage des Professors funktionierte fehlerlos, alle acht bis neun Monate startete mit großem Getöse eine KKmatic1 mit den Hinterlassenschften der Maria Vättequ in den Weltraum. Die Witwe lebte noch rund 15 Jahre und kam dabei auf gut 120 Raketenstarts. Die Witwe starb übrigens nicht an Herzverfettung, wie man boshafterweise annehmen könnte. Nein, sie stolperte vielmehr eines Mittags über ihre Serviette, fiel mit dem Hals in die geöffnete Geflügelschere und trennte sich damit den Kopf ab. Die austretende Blutmenge war enorm, das Dienstmädchen sprach von einem wahren Swimming Pool im Esszimmer.

Es wurde Staatstrauer angesetzt und die Witwe in einem eigens ausgehobenen Krater nahe Darmstedts begraben. Die enormen Geldmengen, die Maria Vättequ hinterließ, hatte sie der Stadt vermacht. Die sanierte augenblicklich ihre gesamte Kanalisation und Leander von Brockenkocker verwandelte die Vättequ-Villa in das weltweit erste Museum für Entsorgungs- und Kanalisationstechnik. Die Besucher kamen von überall, nicht zuletzt um auch die gigantische Grabstätte der Maria Vättequ zu besichtigen.

Die Darmstedter Kanalisation gilt noch heute als die modernste der ganzen Welt. Leander von Brockenkocker setzte sich mit 65 Jahren zufrieden zur Ruhe und überließ seinem Erstgeborenen sämtliche Kanalgeschäfte. Manchmal sieht man ihn durch sein Museum wandeln, seine Enkel hat er dann oft dabei und erzählt vor staunenden Kinderaugen die Geschichte der Witwe Vättequ. Unterirdisch wurde bei Hausanschluss 415 eine Kapelle errichtet, die seit Jahren eine beliebte Pilgerstätte ist.

Eine Besonderheit mag abschließend als Geheimnis verraten werden: Blickt man winters links vorbei am Sternbild des aufgehenden Orion, bemerkt man mit scharfen Augen oder einem einfachen Fernglas einen mattbräunlich schimmernden Punkt. Ein neu entstandener Planet ist das, gebildet hat er sich mit Hilfe der Schwerkraft aus den Hinterlassenschaften der Maria Vättequ. So lebt sie dort oben für uns alle weiter, die Frau, die zuviel schiss.

 

Ehrlich gesagt hat mich schon der Titel abgeschreckt - ich bin kein Freund von Fäkalisation der Sprache :-)
Nun gut, ein wahrer Kern liegt offenbar dieser Abstrusität zugrunde, darum las ich weiter. (Eine seltsame Rechtfertigung, aber das muss ich nochmals in Ruhe überdenken :-))
Es bleibt mein Fazit: ob wahr oder unwahr, ich finde die KG sch....licht eklig und konnte auch nicht lachen. Generell mag ich aber keinen Humor, der auf die Anal-/oralphase abzielt.
Vielleicht geht es anderen Usern ja anders, nichts für ungut!

 

Hallo ritafoenzgen,

und auch ich war vom Titel eher abgeschreckt, als angetan.
Nach der Meldung, die Du an den Anfang gesetzt hast, habe jedoch auch ich weiter gelesen, allerdings in der Erwartung, Deine Satire geht in die Richtung: Frau bekommt von Amtswegen einen Brief, der ihr verbietet, weiterhin die häusliche Toilette aufzusuchen.
Okay, Du hast Dich für die entgegengesetzte Richtung entschieden und schiebst ihr den Schwarzen Peter zu, machst sie einfach nur von oben herab runter, sie frisst da Tonnenweise und scheidet es eben auch wieder aus. Ich mag nicht, wenn Autoren so lieblos zu ihrem Personal sind.
Im weiteren Verlauf bekommt die Geschichte einen fiktionalen Touch. Die Frau als solche, in ihrer Überzeichnung ist schon unglaubwürdig, die Lösungen der Stadt sind es ebenfalls. Da beißt mir nix mehr in die Waden, da stößt mir nichts sauer auf.
Sprachlich gesehen - naja - diese Scheiße Fäkalsprache ist mir einfach zu wider. Dabei hätte, von der Meldung her, dass Thema tatsächlich eine Satire werden können.

Beste Grüße
Fliege

 

Hallo ritafoenzgen,

ich weiß nicht, ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Irgendwie ist mir übel geworden inmitten der Lektüre dieser "Scheiß-Geschichte". Das Thema an sich würde (vielleicht!!!) guten Satirestoff abgeben, aber bei der Umsetzung, die Du hier bietest, klappt das leider nicht.

Was mich auch kräftig genervt hat sind die Namen, die Deine Protagonisten tragen. Das soll bestimmt einfallsreich und witzig klingen, aber auf mich wirken Namen wie "Leander von Brockenkocker" und "Kurt Puhvogel" etc. eher bemüht komisch bis peinlich. Das überzeugt mich gar nicht und zieht für mich die Geschichte noch weiter runter.
Vor allem das Fehlen jeglicher Authentizität lässt den Text bei mir durchfallen, da kann ich mir nicht helfen.

Diese Fäkalsprache liegt mir schon nicht und das dauernd wiederholte

Ahhhhh. Ohhhhh. Uhhhhh. Flutsch. Platsch. Wusch.

ging mir gegen Ende ziemlich an die Nerven. Das könntest Du zumindest streichen, das braucht ein Text so gar nicht, finde ich.

Es tut mir leid, dass mir hier nix Positiveres einfällt, vielleicht versuchst Du es mit einer anderen Geschichte bzw. einem anderen Thema noch mal.

Liebe Grüße
Giraffe :)

 

Ich mag Fäkalsprache, wirklich, je tiefer desto besser, aber bei dem Ding hier hats mich nicht mal gegraust. Die Verwendung von Donald Duck Namen (Puhvogel usw.) ist sogar im lustigen Taschenbuch - nicht lustig.
Wenn schon fette Frau, dann knapp realistisch fett - so 500 Kilo meinetwegen, das ist noch irgendwie vorstellbar.
Kacke ist an sich irgendwie lustig - aber das hast du irgendwie ordentlich verkackt (Ha, Ha).

 

Hallo ritafoenzgen,

wenn ich gemein wäre, würde ich schreiben: hier sind Thema und Umsetzung aus dem gleichen Stoff. ;) Die Geschichte ist eigentlich hübsch zu lesen, nur erschließt sich mir nicht, worauf die Satire abzielt: Prangerst du das verschwenderische Leben reicher Witwen an? Auch ist es nicht realistisch, so große Mengen AA in den Weltraum zu schießen, zumal die Rakete jedesmal mindestens 11,3 km/s ereichen muss, um die Erdanziehungskraft zu überwinden.

Beste Grüße,

Berg

 

Die obige Geschichte hat sich, freilich exklusive einiger künstlerischer Freiheiten, wirklich zugetragen - in Hamunaptra, Indien. Ein Zeitungsbericht in der englischsprachigen „Dheli Mail“ erzählte von einer vielschissigen Frau, die ihre eigene Kanalisation bzw. Toilette nicht mehr benutzen durfte – vom Amts wegen! Zu obiger absurder Geschichte wurde ich durch diesen Vorgang inspiriert.

 

Danke für das Herausnehmen der Einführung! :)

 

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