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Die Frage die sich immer wieder stellt – Eine ideologische Parabel

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02.01.2004
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Die Frage die sich immer wieder stellt – Eine ideologische Parabel

Die Frage die sich immer wieder stellt, ohne das man sie umgehen könnte, ist die nach der Begründung unseres Tuns. Das ist eine lächerliche Frage. Ich weiß auch alle haben sich diese Frage, wie es mir täglich scheint, schon sehr oft gestellt, und sie sind, auch das scheint mir immer wieder so, zu überaus schlüssigen Antworten gekommen, denn mit genau solchen Gesichtern laufen sie herum, nämlich als hätten sie alle eine sehr deutliche und geradezu beruhigende Antwort auf diese Frage. Daher sind auch alle ihre Handlungen so sicher, von größter Selbstgewissheit, und das kann nur deshalb der Fall sein, weil sie ohne Zweifel die besten Gründe für ihr Tun jederzeit parat haben.

Und genau das macht die Frage ja so lächerlich, weil sie nämlich offensichtlich schon beantwortet ist. Sie ist so banal und so abgedroschen, dass man sie sogar überhaupt nicht mehr beachten muss...sie ist wie ein Stück Stoff, das schon längst zum Inventar des Hauses gehört, und das die ganze Zeit in diesem Haus herumliegt, ohne dass das noch jemand bemerken würde... Was für ein Bild! Lässt man denn so ein Stück herumliegen? Es gäbe dafür keinen Grund. Und doch, ich habe schon hin und wieder, bei ganz verschiedenen Leuten, in irgendeinem Eck einfach so ein Stück herumliegen sehen, offen und für jedermann sichtbar. Wenn man die Menschen darauf hinweist, wird es freilich peinlich, denn dann fühlen sie sich unwohl und beginnen Dinge zu sagen wie: Was ist das? Wo kommt das her? Ich ... ich soll das hier liegen gelassen haben? Ich habe mit diesem Stück nichts zu tun.

Wie auch immer, diese Frage also, die sich uns wie zwanghaft stellt, ist natürlich auch deshalb so unnütz, weil sie ganz und gar spekulativer Natur ist. Begründung, Tun... was sind das denn schon für Begriffe? Will ich mich wirklich daranmachen, zu erklären, was sie bedeuten sollen? Nicht wenige würden sofort Einwände erheben, egal, welche Definition mir in den Sinn kommen könnte. Und deshalb ist das Spekulative ja so lächerlich, weil man dagegen jederzeit Einwand erheben kann.

Es gibt also nichts Lächerlicheres als diese Frage nach der Begründung unseres Tuns, aber wie es so ist mit den lächerlichen Dingen, mit der eigenen Lächerlichkeit...sie läuft dir hinterher wie ein treuer Hund. Mit der Zeit stört dieser Köter natürlich, und es ist, wie ich hoffe, nicht eine zu unangenehme Wendung des Vergleichs, wenn ich sage, das nach einer gewissern Zeit alle Freunde sehr heftig zu fordern beginnen würden: Schlag ihn tot, schlag diesen Hund endlich tot, er stört uns...Ja, schlagt ihn tot!

Und so tat ich es dann auch eines Tages und schlug einen jeden Hund tot der mir diese Frage zustellen wagte. Nun geschah es aber, da sich jedermann eben diese Frage immer wieder stellt, das auch jene Freunde, die mich vorher doch scheinbar aufforderten diesen dreckigen Köter totzuschlagen, sich diese Frage irgendwann stellten und sie an mich herantrugen. Nun, ihren Rat befolgend erschlug ich sie. Einen nach dem anderen. So, das bald, nach wenigen Jahren sich mein Freundeskreis auf ein Minimum reduzierte, der dann nur noch aus einer Person bestand, nämlich mir.

So zog ich dann fort, da ich verlassen war von allen Freunden die mich verrieten und mich sonst auch nichts hielt und wanderte von Ort zu Ort mit mir selbst. Und wie ich so wanderte, schon seit einiger Zeit kam mir der Gedanke: Warum gibt es überhaupt soviel sich selbstquälendendes Seiendes und nicht vielmehr Nichts? Welch eine Ungerechtigkeit der Welt das ist, welch ein Überfluss an Seiendem den es zu begrenzen gilt. Und so sah ich mich berufen der Gerechtigkeit zu sühnen und tilgte alles Seiende aus. Da ging ich hin und brannte Wälder nieder und Häuser und ersäufte die, welche mir dabei in den Weg kamen oder stach sie ab oder erwürgte sie. Dies tat ich solange, bis ich der Meinung war, das Gleichgewicht sei wiederhergestellt. Doch dann kam mir in den Sinn wie viel Seiendes es noch außerhalb unserer Welt geben muss und so machte ich weiter.

Bald schlossen sich mir Gefährten an die sich untereinander mordeten aber niemals mich, in der Hoffnung von mir zu erfahren weshalb sie es taten und wer es wagten nach dem Sinn des Handelns zu fragen war gewiss der erste unter denen die als nächstes gesteinigt, geschächtet, zerlegt und verbrannt werden sollten. Sie ließen es alle mit sich tun im Unwissen das sie es für Nichts taten. So ziehen meine Nachfolger seitdem wie ich umher und verbreiten Nichts. Und dies sei gewiss: Ein jeder der nach dem Sinn des Lebens fragt wird es verlieren.

 
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Geschrieben von oresund
herr im himmel, meine gebete wurden erhört.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mal daran erinnern, dass es für jede Rubrik, so also auch für diese hier, auch einen Empfehlungsthread gibt, für den jeder User seine Begeisterungserfahrungen an die jeweiligen Moderatoren (mit kurzem Kommentar) eingestehen kann. ;)

 

Ich danke sehr für die animierende überschwengliche Lobpreisung und bin beglückt, dass der Text nicht in den Tiefen von kg.de versank. Desweiteren habe ich der oberen Kritik nichts hinzuzufügen, da ich in meinem, dadurch herbeigeführten, rauschhaften Zustand eventuell Dinge schreibe, die ich besser nicht geschrieben hätte.

p.s.: Sein oder Nicht(s)-Sein, das ist hier die Frage!

 

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