Was ist neu

Die Fliege.

Mitglied
Beitritt
01.05.2016
Beiträge
2
Zuletzt bearbeitet:

Die Fliege.

Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Manchmal rast sie buchstäblich an uns vorbei: sie macht keine Pausen, nimmt keinen Halt und keine Rücksicht; nur immer weiter voran, den im Himmel treibenden Wolken gleich. Dennoch hinterlässt sie Spuren, die wir als Erinnerungen bezeichnen und die uns als Belege der Vergangenheit dienen. Und einer solcher Belege erinnert mich heute an einen für mich ganz besonderen, längst vergangenen Tag. Dabei kommt es mir vor, als ob es erst gestern war und ich wieder der kleine, schüchterne Junge bin wie damals. Wobei zwischen dem nassen, kühlen Septembermontag und dem heutigen heiteren Maisonntag satte dreiundvierzig Jahre liegen...

* * *​

Der Wecker klingelte und riss mich aus meinen kindlichen, süßen Träumen. Schon damals hasste ich dieses unverschämte Ding: kein Mitleid, kein Anstand nur Krach machte es. Hecktisch tastete ich mit meiner Hand nach dem Ungeheuer und brachte es endlich zum Schweigen. Wieder kehrte die gemütliche Ruhe in mein kleines Zimmer. Mühsam öffnete ich meine verschlafenen Augen und blickte durch das mit kleinen Regentropfen übersäte Fenster – nur der graue Himmel und paar in Gelb geschmückte Birken blickten mir traurig entgegen. Das machte einen sehr ungemütlichen Eindruck auf mich. Weil ich so plötzlich aufgeweckt worden war, begriff ich gar nicht, warum der Wecker überhaupt klingelte. Ich drehte mich weg und versteckte mich wieder unter meiner warmen Bettdecke. Ich war kurz vom Einschlafen, als es mir dämmerte: „Schule! Heute! Jetzt!“ Rasch sprang ich aus dem Bett, dabei verfing sich mein rechter Fuß in der Bettdecke, ich verlor das Gleichgewicht und landete mit voller Wucht auf den Boden. Die Landung war hart und zu meinem Glück überstand ich sie unverletzt. Ich hob meinen Kopf und sah direkt vor meiner Nase einen Stuhl mit meiner neuen Schuluniform: eine dunkelblaue Hose, ein dunkelblaues Jackett, ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Fliege. An meiner linken Schulter reibend, stand ich vorsichtig auf und inspizierte alle auf dem Stuhl hängenden Sachen genauer. Den Anzug fand ich auf Anhieb toll, auch das weiße Hemd schien gut zu sein, aber diese Fliege gefiel mir gar nicht. Keiner meiner Kumpels trug so ein Ding. Die Zimmertür ging auf und meine ältere Schwester Anna kam herein.
Sie musterte mich mit einem fürsorglichem Blick und fragte: „Na du, kleiner Mann, schmeißt du hier etwa mit den Steinen rum?“
„Nee... Bin nur hingefallen“, antwortete ich und zeigte grinsend auf die auf dem Boden zerknüllte Bettdecke.
Sie lächelte mich liebevoll an und sagte:“Nun ab ins Badezimmer und dann frühstücken und bisschen mit Beeilung. Wir wollen ja deinen ersten Schultag nich verpassen.“

Nach der morgendlichen Hygiene und einem anschließendem Frühstuck aus Spiegeleiern, Toastbrot und einem Glas Orangensaft schlüpfte ich mit Annas Unterstützung in meine neuen, gebügelten Klamotten. Unsere Eltern mussten ihren beruflichen, hochverantwortungsvollen Verpflichtungen nachgehen, deshalb kümmerte sich heute meine Schwester um mich. Und das machte sie anscheinend gerne, denn sie lächelte mich ständig an und zeigte viel Geduld. Als sie mir die Fliege um den Hals binden wollte, versuchte ich mich dagegen zu wehren, aber weil der Widerstand keinen Erfolg versprach, kapitulierte ich sehr schnell. Ich drehte mich zum Spiegel um und betrachtete mich darin.
„Findest du, ich sehe damit gut aus?“
„Natürlich siehst du gut aus. Ein richtig prachtvoller Junge bist du!“
„Aber diese komische Fliege... Sie macht nur alles kaputt... Mit der sehe ich wie ein Pudel aus.“
Anna nahm mich sanft an den Schultern und drehte mich zu sich.
„Diese Fliege ist überhaupt nicht komisch. Und außerdem steht sie dir sehr. Na los, schnapp dir jetzt deine Tasche und ab ins Auto.“

Allmählich hörte es auf zu nieseln und Anna parkte ihren roten VW Käfer auf dem Parkplatz der Schule. Die Schule selbst kam mir groß und kantig vor, wie das Schloss eines bösen Drachens, über welches mir Anna mal vorgelesen hatte. Auf dem Schulgelände herrschte ein Tumult. Es wirbelte nur so von Leuten: Kinder, Eltern, Tanten, Onkels und weiß Gott wer noch eilten durch den Hof. Sie kamen von allen Seiten und verschwanden hinter den Türen meiner neuen Schule.
„Hast du Angst?“, fragte Anna mit einem Lächeln.
Ich nickte.
„Das brauchst du nicht, ich bin bei dir. Nun komm, ich bringe dich in deine Klasse.“
Ich schnappte meine Tasche und wir stiegen aus. Anna ging ums Auto und reichte mir einen Blumenstrauß aus roten und weißen Rosen, den ich während der Fahrt garnicht bemerkt hatte.
„Der hier ist für Frau Köhler, deine Klassenlehrerin. Sie ist sehr nett. Du wirst sie bestimmt mögen. Vergiss sie also nicht sie höflich zu begrüßen und gib ihr die Blumen“,sagte Anna.
Bestürzt schaute ich mir den riesigen Strauss an. Na toll, zuerst diese dämliche Fliege und nun dieser Blumenbesen, dachte ich mir. Ein Pudel mit Blumen! Peinlicher geht’s wohl kaum...
Anna nahm mich bei der Hand und wir marschierten auf den Schuleingang zu.

Und da standen wir nun, vor meinem Klassenzimmer.
Anna schaute mich liebevoll an und sagte: “Es ist alles in Ordnung. Ich werde auf dich hier draußen warten. Geh rein und sei nett!“
Ich atmete einmal tief durch und schritt vorsichtig über die Türschwelle ins Klassenzimmer hinein und blieb wie angewurzelt stehen. Es war ein großer in weiß gestrichener Raum mit drei riesigen Fenstern, vielen bunten Bildern an den Wänden, mehreren Tischen und Stühlen links von mir und einer schwarzen Tafel rechts von mir. Mir gegenüber, neben einem der drei Fenstern, stand der Lehrertisch mit einem Stuhl. Es sah so aus, als sei ich der Letzte und alle anderen saßen bereits an ihren Plätzen. Oh je, jetzt beobachten sie mich bestimmt alle, dachte ich. Ich senkte meinen Blick zu Boden und lief rot an.
Da hörte ich plötzlich eine angenehme, ruhige Stimme: „Und du bist bestimmt Benjamin?“
Ich hob meine Augen und sah direkt vor mir eine braunhaarige Frau mit einer Brille. Sie lächelte mich sanftmütig an.
„Komm näher, Benjamin, hab keine Angst. Ich bin deine Klassenlehrerin Frau Köhler“, sagte sie.
Schüchtern schritt ich auf sie zu. Sie war eine mittelgroße Dame mit grünen Augen und angenehmen Gesichtszügen. Frau Köhler hatte eine grüne Bluse mit einem schwarzen knielangen Rock an. Im Großen und Ganzen wirkte sie nett und doch bisschen streng.
„Guten Morgen, Frau Köhler!“,sagte ich und hielt ihr die Blumen entgegen.
„Guten Morgen, Benjamin. Das ist aber sehr lieb von dir. Danke!“, sagte sie und stellte den Strauß zu den anderen Blumen auf ihrem Tisch.
„Nun begrüße deine Mitschüler und stell dich allen vor“, sagte sie.
Ich drehte mich zu der Klasse und erstarrte: mehrere Kinder taxierten mich mit ihren Blicken. Am liebsten wäre ich damals aus dem Fenster gesprungen und weggerannt. Vor Aufregung schwitzten meine Hände und meine Knie wurden ganz weich.
„Komm, das schaffst du schon. Es ist ja ganz einfach“, sagte Frau köhler.
„Hallo... Ich bin sechs Jahre alt... und ich heiße Benjamin.“
„Hallo! Hi! Hallo!“,begrüßten mich die anderen.
„Gut gemacht, Benjamin!“, sagte Frau Köhler. „Nun nimm da vorne Platz! Du wirst mit Melissa zusammen sitzen“, sagte sie und zeigte auf eine Schulbank direkt vor ihrem Tisch an welcher bereits ein zierliches, rothaariges Mädchen saß.
Ich schlenderte zu meinem Platz und setzte mich nieder. Das Mädchen grinste über ihr ganzes mit Sommersprossen bedecktes Gesicht und starrte mich mit ihren blauen Augen an.
„Schöne Fliege hast du da an! Sie gefällt mir sehr!“,sagte sie.
„Danke“,sagte ich.
Dann verdrehte ich meine Augen und fügte hinzu: „Ich bin froh, wenn ich sie endlich wegmachen darf.“

* * *​

„Benjamin!“
Meine Frau holt mich aus meinen Erinnerungen zurück.
„Wir sind heute zu einem festlichen Diner eingeladen worden. Auf neunzehn Uhr. Bei Familie Rosenheimer. Ich hoffe du hast noch nichts vor“ ,sagt sie.
„Nein, wir können gerne hingehen“, sage ich.
„Gut. Ich sage bescheid, dass wir die Einladung annehmen... Und, Benjamin, zieh bitte deine Fliege an. Du weißt ja, wie schön ich das finde“, sagt sie.
„Natürlich, Melissa. Nur dir zu Liebe“, sage ich und lächele.
Sie schmunzelt und geht aus dem Zimmer. Worauf ich kurz meine Augen verdrehe und genüsslich an meinem Martini nippe.

 

Hallo Ihr Krieger des Wortes. ;)

Ich trete hier mit meinem kleinen Debüt auf. Ich hoffe meine Geschichte wird euch nicht langweilen und freue mich aufrichtig auf eure ehrliche Kritik.

Mit besten Grüßen

AStudio

 

Eine nette kleine Late-Mid-Life- (Crisis)-Erinnerungsgeschichte eines Nachzüglers - vermutlich ein dutzend Jahre jünger als seine Schwester, eine verkappte Liebeserklärung an die Frau, die quasi verehelichte Sandkastenliebe ist. In vielen erzählenden Passagen sehr weiblich geschrieben - das verblüfft - der Anklang, dass diese Schulzeit irgendwo im britischen Lebensraum stattfand lässt sich aus Schuluniform, yellow ribbon Tree und als 6.jähriger nicht "Einschulung vor sich" zu haben (und es nicht abwarten zu können, endlich in die Schule zu dürfen). Offensichtlich die Vorahnung der Fliegen-order der verbindende etwas schwächelnde Spannungsbogen, der vermutlich deshalb abreißt, bevor er wieder aufgenommen werden kann. Interessant die distanzierte Bewertung der Tätigkeit der Eltern - " mussten ihren beruflichen, hochverantwortungsvollen Verpflichtungen nachgehen" - ohne in Reflexion der eigenen Situation zu gehen, Erklärungsansatz des Einsatzes der deutlich älteren Schwester, Exkulpation der Elternposition.
Der Aufbau - Gegenwart - Erinnerung - Gegenwart schaft eine steife Form, trotz überbordender Nutzung von Adjektive fehlt mir irgendwie die Lebendigkeit des Kindes in der Geschichte - alles bierernst, still, verhalten.
Aber - gerne gelesen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo AStudio,

herzlich willkommen!

Schreiben kannst du, da bin ich sicher. Sprachlich habe ich nur wenig auszusetzen.

- für mich "treiben Wolken" eher AM Himmel
- "dem heutigen heiteren Maisonntag" -> Klar, du möchtest den Unterschied zwischen den Tagen hervorheben, aber das klingt ziemlich holprig, finde ich ...
- Vor "..." gehört ein Leerzeichen (immer).
- "und paar in Gelb geschmückte Birken" -> Abgesehen davon, dass "in Gelb geschmückt" recht bemüht auf mich wirkt, geht das "paar" überhaupt nicht. Zumindest nicht, wenn es alleine steht. Du könntest "ein paar" daraus machen. "Einige" o.ä. gefiele mir aber deutlich besser. Und nochmals zu dem "Gelb": Warum blickt deinem Protagonisten etwas "Geschmücktes" "traurig" entgegen? Und empfindet ein Sechsjähriger überhaupt schon derart?
- "mit voller Wucht auf DEM Boden"
- Die Umgangssprache in den Dialogen - z.B. "nich" - ist gewollt, oder?
- "hochverantwortungsvollen Verpflichtungen" -> Liest sich blöd und ist nicht von Bedeutung. Es sei denn, das ist eine Spitze, also eine indirekte Anklage, weil sie den ersten Schultag des Kindes verpassen ...
- Drachen haben ganze Schlösser für sich alleine? Was wollen sie denn mit einem Schloss? Denke eher an eine Burg, aber bin auf dem Gebiet kein Experte.
- Was ist denn ein Blumenbesen? Die Autokorrektur kennt das zwar, aber für mich wirkt das wie der Versuch, zwanghaft eine Wortwiederholung zu vermeiden.
- Die Kinder können zwar "taxieren", wissen aber sicherlich nicht, dass man ihre prüfenden Blicke so umschreiben könnte. Obwohl du aus der Sicht (Rückblende) eines Erwachsenen schreibst und das somit in Ordnung ist, würde ich das anpassen.
- Frau Köhler (du hast versehentlich den Namen kleingeschrieben)
- "Auf neunzehn Uhr" -> Wer spricht denn so?
- "zuliebe" (ein Wort)

Nun habe ich doch ein bisschen mehr gefunden, was man monieren könnte. Was du davon berücksichtigen möchtest, steht dir natürlich frei, und das macht auch nichts, weil ich deine Geschichte im Großen und Ganzen gerne gelesen habe. Es freut mich für Benjamin, dass Melissa seine Frau geworden ist, und deine detaillierten Schilderungen lassen verzeihen, dass er so wenig "Spannendes" zu erzählen hat.
Was ich mich aber dennoch frage ist, ob sich Benjamin wirklich so detailgetreu in einen Tag zurückversetzen kann, der 43 (in Worten "dreiundvierzig"!)Jahre zurückliegt ... Das erscheint mir etwas unwahrscheinlich.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo AStudio,

und willkommen hier.

Ich finde. der erste Absatz, die Reflexion, muss gar nicht sein. Zudem nimmt sie die Handlung, bzw. den späteren Zeitenwechsel vorweg („als ob es erst gestern war und ich wieder der kleine, schüchterne Junge bin“). Und gerade der Wechsel in der Gegenwart ist ja das Besondere, das Überraschende an der Geschichte ...

Textliches:

kein Mitleid, kein Anstand(KOMMA) nur Krach machte es.

Wieder kehrte die gemütliche Ruhe in mein kleines Zimmer ZURÜCK.

warum der Wecker überhaupt klingelte.
geklingelt hatte. (Er ist ja schon aus.)

Ich war kurz voRm Einschlafen,

aber diese Fliege (gefiel) ging gar nicht.

Keiner meiner Kumpels trug so ein Ding.
Warum nicht? Sind die keine Schüler oder jünger oder warum?

„Nee(LEERZEICHEN)… Bin nur hingefallen“,
Wenn ein Wort fehlt, Leerzeichen. Kommt später nochmal.

und sagte: (LEERZEICHEN)“Nun ab ins Badezimmer

Die Schule selbst kam mir groß und kantig vor, wie das Schloss eines bösen Drachens,
Das klingt. als sähe er da die Schule zum ersten Male. Sind die erst gestern Abend hinzugezogen? Es gibt doch für Kinder nichts Wichtigeres, als die Schule schon vorher gesehen zu haben. Auch für die Eltern, oder hier Schwester, ist doch der Schulweg wichtig.

Kinder, Eltern, Tanten, Onkels und weiß Gott wer
Woher weiß der Junge, dass es Tanten und Onkels waren?

Der hier ist für Frau Köhler, deine Klassenlehrerin.
Hätte nicht gedacht, dass die Story in DE spielt. Hielt die Kleidung für eine Schuluniform.

gib ihr die Blumen“,(LEERZEICHEN)sagte Anna.
Kommt öfter vor.

sagte Frau köhler.
Frau Köhler

Ich sage bescheid,
Ich sage Bescheid,

Die Flüchtigkeitsfehler wären beim mehrmaligen lauten Vorlesen sicherlich aufgefallen … :Pfeif:

Nun, so richtig spannend ist die Story nicht. Spannungsaufbau fehlt komplett. Es fehlt auch ein Konflikt.
Außerdem frage ich mich, warum nur er eine „Schuluniform“ trug - oder war es einfach nur piekfeine Kleidung? Da hätte ich mir mehr Details gewünscht.
Die Idee der Story gefällt mir. Man hätte aber mehr draus machen können.

Hat mir dennoch gefallen.

Wünsche dir noch viel Spaß hier. :)

Schönen Sonntag.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo @AStudio,

dein Protagonist wird eingeschult und heiratet später einmal seine Klassenkameradin. Ich mag solche Geschichten sehr, obwohl ich (weiblich) es lieber so formulieren möchte: ich mag Geschichten, in denen sich ein rothaariges und sommersprossiges Mädchen in den Jungen neben ihr verliebt. Doch das ist nur mein Faible und noch kein Kommentar, mit dem du etwas anfangen kannst. Deshalb leg ich mal los:

Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Manchmal rast sie buchstäblich an uns vorbei: sie macht keine Pausen …
meines Wissens wird nach einem Doppelpunkt groß weitergeschrieben, wenn der nachfolgende Satz ein Vollständiger ist. Das trifft hier zu.

heutigen heiteren Maisonntag satte dreiundvierzig Jahre liegen...
vor und nach Auslassungspunkte kommt immer ein Leerzeichen. Das kommt auch später im Text nochmal vor.

nur der graue Himmel und paar in Gelb geschmückte Birken blickten mir …
das "paar in Gelb geschmückte" finde ich etwas unglücklich formuliert. Ich kann mir nicht vorstellen was du damit meinst. Herbst? Dann vielleicht so:
nur der graue Himmel und die sich herbstlich färbenden Birken … oder so ähnlich.

Die dunkelblaue Fliege hat mich zuerst verwirrt. Ich dachte, er geht ins Internat oder die Geschichte spielt in einem anderen Land. Doch als ich las, dass die Eltern ihren beruflichen, hochverantwortungsvollen Verpflichtungen nachgehen mussten, dachte ich, dass er ein armer Tropf sei, der von Mama schick oder übertrieben (je nach Sichtweise) eingekleidet wird. Ich gehe davon aus, dass er ein Kind reicher Leute ist. Um das besser zu verdeutlichen, könnte man aus der Schwester (die ja mindestens zwölf Jahre älter sein muss) ein Kindermädchen machen. Allerdings gefällt mir, wie du das Bruder-Schwester-Verhältnis beschreibst, doch die Schwester finde sich im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder und so könnte man ihre "Rolle" (dem Jungen ein Frühstück zubereiten und ihn in die Schule bringen) auch jemand anderem übergeben.

Die Schule selbst kam mir groß und kantig vor …
Hier habe ich mich gewundert, denn es klingt so, als sähe der kleine Prota. die Schule zum ersten Mal. Finde ich etwas ungewöhnlich. Die Schule ist doch soooowas von wichtig bei Kindern, da geht man doch hin, stromert herum und sieht sie sich an.

Auf dem Schulgelände herrschte ein Tumult. Es wirbelte nur so von Leuten: Kinder, Eltern, Tanten, Onkels und weiß Gott wer noch eilten durch den Hof.
Es wirbelte? Ich glaube nicht, dass die orkanmäßig über den Schulhof wirbelten. Meintest du das wirklich so oder doch lieber wimmelte.
Und ich vermisse ganz arg die Schultüte und die obligatorische Begrüßungsfeier in der Aula.
Dein Prot ist Anfang der siebziger Jahre zur Schule gegangen. Deinem Profil habe ich entnommen, dass du aus meinem Bundesland kommst und ich kann es leider nicht ändern, dass ich den Kleinen zu meiner Zeit, in meine Schule gehen sehe :) Das ist jetzt zwar mein Dilemma, doch die besagte Feier und Schultüten gibt es sicher in jedem Bundesland.

Pardon, ich lese gerade:

Sie kamen von allen Seiten und verschwanden hinter den Türen meiner neuen Schule.
Ist die Familie umgezogen, kommt der Junge in eine andere, also für ihn neue, Schule? Ist aber trotzdem Schulanfang, oder?

Schwer tat ich mich mit den Blumen. Ich hätte es verstanden, wenn er als Einziger sie mitbringt, da ja Mama und Papa keine Zeit haben, den Sohnemann lieber gut ausstaffieren und ihm zur Krönung allen Übels auch noch mit einem Rosenstrauß bloßstellen müssen. Doch da lagen ja schon mehrere Sträuße auf dem Pult. Ist das/war das üblich?

Geh rein und sei nett!“
Ausrufezeichen nur dann zu verwenden, wenn gebrüllt wird.

Es war ein großer in weiß gestrichener Raum mit drei riesigen Fenstern, vielen bunten Bildern an den Wänden, mehreren Tischen und Stühlen links von mir und einer schwarzen Tafel rechts von mir.
Du beschreibst, was der Junge sieht. Ich würde aus diesen langen Satz lieber zwei oder drei kurze machen, das macht es leichter, sich den Raum vorzustellen.

Oh je, jetzt beobachten sie mich bestimmt alle, dachte ich. Ich senkte meinen Blick zu Boden und lief rot an.
Oh ja, da glaube ich sofort. Das arme Kerlchen.

Im Großen und Ganzen wirkte sie nett und doch bisschen streng.
Hier hätte ich mir gewünscht zu erfahren, was er bei nett und streng sieht. Etwas mehr gezeigt als nur beschrieben. Ein Stück weiter unten machst du es ganz gut bei:

Am liebsten wäre ich damals aus dem Fenster gesprungen und weggerannt. Vor Aufregung schwitzten meine Hände und meine Knie wurden ganz weich.
hier kann ich mitfühlen.

Das ist aber sehr lieb von dir. Danke!“, sagte sie und stellte den Strauß zu den anderen Blumen auf ihrem Tisch.
Auch wenn es pingelig erscheinen mag aber sie legte den Strauß zu den anderen auf den Tisch oder sie stellte ihn zu den anderen in die große Vase.

Ich schlenderte zu meinem Platz und setzte mich nieder.
Also ob er schlenderte, ich weiß nicht. So ängstlich und verlegen wie du ihn oben beschrieben hast, könnte ich mir eher vorstellen, dass er hastig oder eilig geht. Das "nieder" könnte man weglassen (vielleicht durch "hin" ersetzten), ergibt sich aus dem Sachverhalt.

Und, Benjamin, zieh bitte deine Fliege an. Du weißt ja, wie schön ich das finde“, sagt sie.
Finde ich sehr schön, das am Schluss noch zu betonen.

Ich trete hier mit meinem kleinen Debüt auf. Ich hoffe meine Geschichte wird euch nicht langweilen und freue mich aufrichtig auf eure ehrliche Kritik.
Ich habe mich keineswegs gelangweilt und keine Sorge, du wisst hier nie was anders hören als aufrichtige und ehrliche Kritik.

Auch wenn ich viel aufgezeigt habe, so heißt das nicht, dass mir deine Geschichte nicht gefallen hätte. Es ist nur das, was mir beim Lesen aufgefallen ist und wovon ich denke, dass man es anders machen könnte. Letztendlich ist es aber nur mein Eindruck, du bist der Autor, entscheide du, was für deine Geschichte gut oder schlecht ist.

Du hast sehr ausführlich und in einem liebevollen Ton vom ersten Schultag deines Protagonisten erzählt. Ich hätte mir nur gewünscht zu erfahren, wie es mit Benjamin und Melissa weiterging. So ist es für mich nur eine kurze Geschichte über einen Tag im Leben eines Kindes. Musst ja keine Romanze schreiben, wenn du das nicht möchtest, aber mit fehlen Spannung und Konflikt. Was ist passiert mit den beiden? Wie haben sie sich verliebt? Gabs nie nen Kontrahenten oder eine Kontrahentin? Hat einer der beiden später vielleicht einen anderen Schulweg/Ausbildung gewählt, so dass sie getrennt wurden? Das wären vielleicht Ansätze für Spannung und Konflikt.

Lieber Astudio, ich freue mich, dass du bei den Kriegern bist und grüße dich herzlich

Tintenfass

PS: Warum hast du eigentlich deinem Titel einen Punkt angefügt (Die Fliege.)?

 

Hallo@AStudio,

eine Einschulungsgeschichte, die ich nicht verorten kann. Schuluniform mit Fliege, Blumenstrauß für die Lehrerin, völlig unbekanntes Schulgebäude. Aber wohl keine Privatschule. Oder doch? Ich kann mir eine solche Situation in Deutschland nicht vorstellen. Schuluniformen waren nach dem 2. Weltkrieg nicht erwünscht. Das Ambiente der Schule hat für mich etwas Elitäres, wie auch die Sprechweise von Melissa als Kind und auch als Erwachsene (Ehefrau).
Trotzdem kann ich das Unbehagen deines Protas und seine Erleichterung, dass der erste Schultag gar nicht so schlimm ist, einigermaßen vorstellen. Haben vielleicht sein sozialer Hintergrund oder eine Krankheit dazu geführt, dass er, statt gesunder Neugierde, eine Scheu entwickelt hat? Hier könntest du mMn noch nachlegen. Das würde bestimmt auch das Spannungpotential beleben.

Die Schlussdialoge finde ich leider etwas künstlich. Ich glaube nicht, dass man in der "feinen Gesellschaft", wo man zum "Diner" eingeladen ist, so mal eben fragen kann, ob der Partner heute was vor hat. Normalerweise hat man da im Voraus zu- oder abgesagt.

Die kleinen Fehler sind ja schon benannt worden.
Das soll jetzt keine Ablehnung sein, sondern eine Ermunterung, den Text nochmals unter die Lupe zu nehmen.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom