Die Flüchtigkeit der Liebe
Du spielst Gitarre. Ich beobachte deine Hände dabei. Wie lange kenne ich dich jetzt schon? Stunden? Wochen? Jahre? Ein Leben lang? Tausend Leben?
Ich weiß noch wo ich den ersten Tag in diesem Leben mit dir verbracht habe.
In einem Café. Sturm über den Dächern. Die Tauben versteckten sich. Draußen verbeulte Hagel die Autos. Ich weinte mir bei der Bedienung, meiner Tante, die Augen aus weil meine Kartenhausträume zusammengebrochen waren. Die Welt drohte unterzugehen.
Und dann kamst du rein, klatschnass, mit einem Lächeln im Gesicht. Die Gitarre in der einen Hand, deine Schuhe in der anderen. Du sahst dich um und kamst direkt auf mich zu.
„Dich hab ich gesucht!“ sagtest du lachend und meine Tante wich erschrocken. Du legtest die Gitarre vor mir auf den Tisch und ich hielt den Atem an. „Mich?“ Deine Schuhe tropften, deine Haare noch mehr. „Ja, dich!“ Regengeruch und Sommerblumen. „Warum?“ „Weil wir zusammen gehören!“
Deine Augen strahlten mich an. Ich dachte, du wärst auf einem Trip.
Nach dem ersten Cappuccino hast du mir einen Kuss gestohlen. Ob es in Paris war oder Florenz weiß ich nicht mehr. Du erzähltest mir von deinen Reisen. Ich dir von meinem Schmerz. Nach dem zweiten Cappuccino habe ich gesagt: „Die Liebe ist ein Monster. Und du sagtest: „Nein. Die Liebe ist ein Schmetterling.“
Um zwei Uhr morgens zogen wir durch die Straßen. Der Regen war schon lange weg, der Himmel klar. Wir überfielen eine Tankstelle und klauten ein Auto. Um vier Uhr zeigtest du mir die Sterne...
Das hab ich wohl alles nur geträumt. Aber das macht nichts. Jetzt siehst du mich an und sagst: „Wenn ich in deiner Nähe bin, fühle ich mich wie betrunken.“ „Geh nie wieder!“ will ich sagen. Doch ich weiß, dann wirst du mich verlassen.