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Die Farbenprinzen
Die Farbenprinzen
In dem Land hinter dem Regenbogen, im Reich der Fantasie, im sagenhaften Lus, wo alles, was Du Dir vorstellen kannst, möglich ist und die Träume der Kinder zubereitet werden, da lebten die drei Farbenkönige.
Der blaue König liebte sein Badezimmer. Er machte dort die höchsten Wellen.
Der gelbe König trug seine Nase hoch im Wind und vergaß schon einmal seine Hose anzuziehen.
Der rote König war der beste Koch in Lus. Man verehrte ihn wegen seiner Bolognese-Sauce.
Gemeinsam regierten sie über Lus und überwachten die Herstellung der Träume. In einer großen Fabrik saßen sie gemeinsam vor dem riesigen Monitor und beobachteten, wie die Farben gemischt wurden, damit Bilder aus ihnen entstanden.
Es war der beste Beruf der ganzen Welt.
Eines Tages besuchten die Söhne der Könige ihre Väter in der Fabrik.
Sie wollten alles erklärt bekommen.
Wie man die Töpfe füllt und wer sie umkippen darf.
Wer die Farben verrührt und wer die Pinsel benutzt.
Wer so große Seifenblasen pusten kann und wie die Träume in diese gelangen.
Sie stellten Fragen und Fragen und den Königen brummten schon bald die Köpfe.
Der blaue König brauchte eine Pause und kurze Zeit später hörte man die Wanne in seinem Badezimmer volllaufen.
Der gelbe König nutzte die Zeit, um sich ein Würstchen mit einer großen Ladung Senf zu holen.
Der rote König zog sich seine Clowns-Nase an und übte lustige Gesichter vor dem Spiegel.
Vor den Söhnen leuchteten die ganzen Knöpfe und Schalter der Traummaschine wie ein Feuerwerk aus tanzenden Glühwürmchen.
Der blaue Prinz summte sein Lieblingslied, drückte auf verschiedene Knöpfe und spielte an einem Steuerrad.
Der gelbe Prinz tanzte vor dem Computer und lenkte einen Gabelstapler hinüber zu den Farbtöpfen.
Der rote Prinz machte eine riesige Kaugummiblase und drehte sich auf dem Stuhl seines Vaters im Kreis herum.
Die Maschine ratterte und surrte und die Farbtöpfe füllten sich. Dann aber machte die Maschine ein seltsames Geräusch. Es klang wie eine Waschmaschine, wie ein Staubsauger und wie eine Spülmaschine, nur alles gleichzeitig.
Eine dunkle, schimmernde Blase stieg an die Decke der Fabrik und verschwand durch einen der großen Schornsteine nach draußen. Sie flog weiter, bis zum Regenbogen und nahm die große Rutsche zur Welt der Menschen.
Erschrocken schrieben die Prinzen einen Zettel, dass sie schnell nach Hause mussten und rannten hinaus aus der Fabrik. Sie hatten ein schlechtes Gewissen.
Die Könige der Farben kehrten zurück an ihre Plätze und nahmen ihre Arbeit wieder auf.
Der blaue und der gelbe König versuchten sich an einem leuchtend grünem Apfel.
Der gelbe und der rote König verrührten eine strahlende Mandarine.
Der rote und der blaue König mischten eine wundervolle Pflaume.
Am Abend verabschiedeten sie sich und gingen zurück in ihre Schlösser. In ganz Lus machten sich die Bewohner bereit, zu Bett zu gehen.
Die drei Prinzen lagen die ganze Nacht wach. Sie hatten ihren Vätern nicht erzählt, dass eine Blase entwischen und zu den Menschen unterwegs war. Sie machten sich Sorgen um die Träume der Kinder.
Am nächsten Morgen gab es für den blauen König und seinen Sohn Kaugummi-Eis zum Frühstück.
Der gelbe Prinz und sein Vater spielten Löwen und krochen unter den Küchentisch.
Der rote König und sein Sohn jonglierten über die Königin hinweg mit Tomaten um die Wette.
Doch die Prinzen waren sehr müde und die Könige beobachteten sie mit neugierigen Augen.
Kurz bevor dem blauen Prinz die Augen zufielen, fragte ihn der König:
"Was ist denn los mit dir, hast du nicht gut geschlafen?"
Der gelbe König musterte die dunklen Ringe unter den Augen seines Sohnes und fragte:
"Was hat Dir denn den Schlaf geraubt?"
Dem roten König landete eine Tomate auf dem Kopf und er fragte seinen Sohn:
"Bist Du zu müde um richtig zu zielen?"
Da erzählten die Prinzen ihren Vätern von ihrem Spiel und dem Geräusch und von der Blase. Und wie die Blase über den Regenbogen gerutscht und verschwunden war.
Die Könige telefonierten miteinander und gingen mit ihren Söhnen zur Traumfabrik. Der rote Sonnenaufgang ließ die gelbe Sonne hinauf an den blauen Himmel steigen.
Der blaue König erklärte:
"Die Kinder brauchen ihre Träume."
"Sie verstehen erst, was sie sehen, wenn sie nachts davon träumen.", sagte der gelbe König.
"Auf die richtige Mischung der Farben kommt es an.", sprach der rote König.
"Das Licht ist das wichtigste!" stimmten die drei Farbenkönige ein.
"Wir mischen die Farben, aber das Licht geben die Kinder dazu."
"Ohne Licht wird alles einfach nur schwarz, aber mit Licht erstrahlen Ihre Träume."
"Wir dürfen die Farben nicht zu dick und zu kräftig miteinander mischen, sonst reicht das Licht der Kinder vielleicht nicht aus, und sie haben schlechte Träume."
Die Prinzen schluckten auf, sie hatten bestimmt einigen Kindern schlechte Träume beschert.
Es tat ihnen leid und die Könige nahmen sie in ihre Arme und trösteten sie.
Am Abend gingen sie alle gemeinsam auf den Spielplatz hinter der Fabrik und spielten Farbensalat, das Lieblingsspiel aller Bewohner von Lus, dem Land hinter dem Regenbogen, im Reich der Fantasie.
Wenn ihr also eine schönen Traum hattet, dann habt ihr ihm sein Licht geschenkt.
Und wenn ihr einen schlechten Traum hattet, dann haben vielleicht nur die Farbenprinzen an der Traummaschine ihrer Väter herumgespielt und die Farben zu dick gemacht!
Gute Nacht!