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Die Disko! – oder Tangente/Ambiente
Die Disko! –oder Tangente/Ambiente
Es war in der Tangente, kurz „Gente“, die Disko über die in einem Stadtmagazin stand: „Wenn nichts mehr geht, geht´s noch in der Tangente.“ Es muß die älteste Disko in Göttingen sein und das Stadtmagazin hat recht. Zur später oder je nach Interpretation früher Stunde, trifft sich das Volk gestrandeter Alkoholleichen dort. Meist etwas ältere, also 30 aufwärts. Der DJ spielt viel ehrlichen Rock und die noch härtere Schiene. In den Laden passen ca. 120 Leute, zur „wenn nichts mehr geht“-Stunde sind dann vielleicht 30 da. Das Verhältnis von Frauen zu Männern ist für Männer denkbar schlecht. Drei Kerle auf eine Frau wäre schon eine überdurchschnittlich gute Quote. Doch drei zu eins ist eigentlich gar nicht so schlecht, um eine Frau abzubekommen. Das liegt daran, dass die Männe oft kaum noch laufen können und keinen geraden Satz mehr herausbekommen. Ganz ohne Gespräch klappt es mit den Frauen aus irgend einem Grund seltenst. In punkto Konkurrenz sind sie daher kaum zählbar und könnten genauso gut zur Dekoration gehören. Was sie wohl auch sind. Manchmal kommen mir die männlichen Schwankkörper wie angeheuerte Komparsenstatisten vor, die für das entsprechende Tangente – Ambiente sorgen.
Zur Sache: Es war drei Uhr an einem Freitag. Mein chinesischer Freund und ich kamen von einer Party, die echt schlecht war. Wir hatten noch durst, wollten weiter trinken, aber nicht allein zu Hause, sondern in Gesellschaft. Auf in die Tangente! Uns bot sich das erwartete Bild, genau das wofür wir die zwei Euro fünfzig gezahlt hatten. 30 bis 40 Leute, anscheinend alle dicht und in lauter Musik und flackerndem Licht nach Party aussehend. Würde man derlei Diskoszenen ohne Musik und Licht sehen, könnte man die Szenerie leicht mit dumpfen Zombies in einem Raum ohne Sinn verwechseln – wieder mal so´ne arge Theorie.
Wir bestellten Bier. Und später Tequila. Immer mehr her! Der Alk lässt mich zum Tanzbär mutieren, so wippte ich auf die Tanzfläche. Ich rockte - mein Freund blieb an der Bar. Neben mir stand eine blonde Frau. Keine Ahnung wie alt, wen interessiert´s?! Sie war wirklich ganz schön übergewichtig. Nebenrolle bei den dicken Kindern von Landau?, dachte ich fies, sagte aber irgend was anderes. Im besoffenen Kopf habe ich immer das Bedürfnis fremde Leute anzulabern. Das stößt besonders auf Gegenliebe, wenn der oder die Angelaberte mindestens genauso viel wie ich intus hat. Die bauchige Blonde mochte Bier! Lallte sie und lächelte furchteinflößend.
Ach ja?, ich auch.
Sie: Wollen wir eins trinken gehen?
Ich war einverstanden und pries die Errungenschaften der Emanzipation. Vor 100 Jahren hätte mir bestimmt keine Frau einfach ein Bier ausgegeben. Der Weg zur Theke war lang. Ich wollte ein Weizen. Sie blieb bei Bier. Voll, wie ich war, merkte ich doch, daß sie schon eine Menge von dem lecker Bier getrunken hatte. Mehr als ich? Davon mal abgesehen, weiß ich noch, daß sie aus Oldenburg kam, eine Freundin besucht, die auch in der Gente ist und Geburtstag hat, irgendwas studierte, blaue Gauloises raucht und eben gern Bier trinkt. Was ich auf ihre Geschichten so erzählt habe, weiß ich nicht mehr und doch hat unser Gespräch gedauert. Mein Freund kam nämlich an und sagte, er ginge jetzt Heim. Was er auch machte!. „Bis morgen, dann.“ Das nächste Freiweizen hat mir zu meiner Entscheidung gratuliert. Ich rauchte auch schon wieder, was ich nur mache, wenn ich voll bin. Wir redeten weiter. Dann kam ihre Geburtstagsfreundin und wollte, genauso wie mein Chinese, einfach schon gehen. Ich aber nicht alleine und ohne Bier bleiben und weil die Dicke sich wahrscheinlich Chancen ausrechnete ging dann die Geburtstagsfreundin auch bald nach Hause. Die Gute hatte noch einen männlichen Freund dabei. Zwinker, zwinker. Doch ich frage mich bis heute, was für Leute ihren Geburtstag zu dritt in der Tangente feiern müssen? Ich glaube das habe ich damals in der Tangente auch gefragt, weiß nur nicht welche Antwort ich bekommen habe. An dieser Stelle im Zeitenfluß wurde eh die Phase eingeläutet aus der ich ganz wenig Erinnerungen mit mir rumschleppe (muss). Aber es war noch nicht zu Ende. Folgendes: Wer weiß warum, wir waren plötzlich in meiner Wohnung. In meinem Hirn sind verschwommene Fetzen von Wassergläsern voller Rotem Beerentzen aus meiner kleine Bar. Der Haken die olle Oldenburgerin trank wie Rolli. (Zur Erklärung: Rolli, heißt eigentlich Roland und hat in meiner Anwesenheit 30 Bier und eine drittel Flasche Berenzen an einem Abend gesoffen. Aber das ist eine andere gigglige Geschichte.) Schöntrinken ist ein beliebtes und oft angewandtes Verhaltensmuster. Meine Theorie dazu: Es funktioniert nur bei Frauen, die es wert sind, gepoppt zu werden. Das liegt daran, daß man bei zu hässliche Frauen so viel Alkohol benötigen, hat man den Zustand erreicht, geht da unten eh nichts mehr. Der große Krieger bleibt einfach hängen.
Andererseits sind meine Theorien nicht immer eine sichere Sache. Sie fand, man müsse sich zum schlafen ausziehen. Dann gute Nacht.
Am Morgen. Es war hell. Mutterseelenallein in meinem Bett. Nicht nackt. Juhu. Danke Leben! Der Kelch noch mal an mir vorbei gegangen, nicht in die Scheiße gegriffen! Ich musste kotzen. Alles in einen Eimer, der unerklärlich aber sehr willkommen neben meinem Bett wartete. Noch mal Danke Leben! Dann schlief ich einigermaßen beruhig weiter.
Das nächste mal wachte ich verwirrt von komischen Geräuschen auf. Was war das? Die Laute kamen aus dem Zimmer meines Mitbewohners. - Bloß war der über´s Wochenende nach Hause gefahren? Oh, oh, die olle Oldenburgerin! Wenn dort drüben keine Kuh kalbt, stöhnt die Dicke. Warum stöhnt die? Das hat was mit Sex zu tun. Brunftschreie? Ich befürchte- nein sie kann es sich nur selbst machen. Da drüben liegt die Dicke und befingert sich. Himmel. Mein Mitbewohner bringt mich gerechterweise um! Kein Richter der Welt würde ihn deswegen nicht frei sprechen! Ich hoffe er hat keine Kerzen oder anderen phallusartigen Gegenstände in Bettreichweite stehen. Und wer weiß, wie viel Muschi-suppe` über den Tellerrand geschwappt ist!
Appropo Brunftschreie, sie wird ja wohl nicht so laut brunften, damit ich gucken komme und helfe?
Ich schloß die Augen und lag mucksmäuschen still. Hoffte, wie beim Zahnarzt, es möge schnell vorbei sein. Das dauerte. Warum empfindet man die harten Zeiten immer kaugummier als die guten? Dann war´s vorbei und eine finale Ruhe folgte.
Die Stille hatte etwas bedrohliches. Und es bliebt nicht lange ruhig. In dem Zimmer neben an rührte sich etwas. Sie? Sie!
Es rumpelte. Sie öffnete Die ihre Zimmertür. Ich hörte sie in den Flur stampfen. Sie ruderte in Richtung meines Zimmers. Wenn sie jetzt rein kommt, werde ich schreien, das schwöre ich! Ich werde Schreien!
Es passierte nicht. Sie findet die Wohnungstür und ist raus.