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Die Couch
Du bist schön, wie du da stehst. Eigentlich bist du immer schön, doch in meinem Zorn will ich diese Schönheit nicht sehen. Ich bin so wütend: auf dich. Du stehst einfach nur da und regst dich nicht. Siehst mich mit deinen verwirrend blauen Augen an. Und sagst nichts. Dabei ist jetzt der Moment etwas zu sagen. Jetzt ist der Moment mir zu sagen was du zu sagen hast. Mir zu sagen, warum du willst das ich bleibe. Doch du sagst nicht. Du siehst mich nur an. Du sitzt noch auf der Couch. Diese Couch, die irgendwie mein Verhängnis war. Hier lagen wir so oft und kuschelten obwohl wir nicht zusammen waren. Hier lagen wir so oft und lachten, obwohl wir keine Freunde waren. Hier lag ich so oft und war bei dir obwohl du nicht bei mir warst. Ich war so oft hier und strich dir die Sorgen aus dem Gesicht, ich war so oft bei dir und half dir zu vergessen. Und dabei hast du immer vergessen wer ich war. Du hast die Augen geschlossen und mich geküsst und ich wusste, dass du an SIE dachtest. Doch es war mir egal, denn ich war hier mit dir. Du hast so oft das Falsche gesagt, doch ich habs dir verziehen. So oft hast du meine Gefühle mit Füßen getreten, doch ich habs dir verziehen. Eigentlich hast du mich gar nicht verdient und das weißt du. Doch schaffe ich es nicht mich von dem Zauber zu befreien, den du um mich webst. Immer wieder schaffst du es. Wenn du nicht bei mir bist dann sehe ich all deine Fehler und frage mich warum ich so stark für dich fühle. Wenn ich allein bin, dann ist alles so falsch. Doch wenn du bei mir bist dann ist alles am rechten Fleck. Die Welt ist dann wieder in den richtigen Bahnen und die Zeit steht still für mich. Dann zählst nur noch du. Dann ist alles perfekt. Nur heute nicht. Heute ist der Tag, wo das Fass nicht nur überlief sondern zerbrach. Ich stehe zitternd vor dir, die Worte, die ich dir an den Kopf geworfen habe hallen noch im Raum und auch dein verzweifeltes „Bleib hier!“. Ich blieb stehen und jetzt sehe ich dich immer noch an und du sagst nichts. Du sitzt noch auf der Couch. Diese Couch, die irgendwie mein Verhängnis war. Deine blonden Haare sind noch zerzaust. Ich kann sie noch fast unter meinen Fingerspitzen fühlen. Ich erinnere mich wie ich die Hände in deinem Haar vergraben hatte und du meinen Hals hinab küsstest. Doch das zählt jetzt nicht mehr. Jetzt zählt gar nichts mehr. Nur du, wenn du endlich sagst was du zu sagen hast. Doch du tust es immer noch nicht. Du sitzt nur da, stumm und bewegungslos. Das ist alles was ich wissen muss. Ich suche mein T-Shirt vom Boden und streife es über meinen Kopf, dann ziehe ich meine Schuhe wieder an und fahre mir mit zitternden Händen durchs Haar. Du siehst was ich tue, doch du tust nichts um mich aufzuhalten. Das ist alles was ich wissen muss. Ich bin an der Tür und sehe noch einmal zurück. Jetzt ist der Moment mich aufzuhalten. Doch du tust es nicht. Du bist teilnahmslos und lässt mich gehen und ich gehe diesmal für immer. Ich schaue zurück. Sehe dich und deine verwirrend blauen Augen. Du sitzt noch auf der Couch. Diese Couch, die irgendwie mein Verhängnis war. Genau wie du.