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Die Chroniska von Packensag 01 - Pherphall
Die Pagode der grünen Göttin lag auf der anderen Seite des Zayamanga. Aulitec Phierra wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte seinen roten Reisstrohsombrero wieder auf. Der Einbaum glitt lautlos unter den schattigen Mangroven hervor. Endlich war er in Oliphien angelangt! Oliphien, das Land im Herzen des Urwalds der Mitte, Heimat der vergessenen Götter. Aulitec paddelte wie ein Besessener.
„Pherdammt, ich pherde das pherphluchte Upher nie erreichen!“ Der kleine Mann führte gerne Selbstgespräche, aber wer würde das nicht nach einer langen Reise durch die Weiten Bakhardistans bis an die Ufer des Zayamanga?
„Ich ppheiphe auph den Sphönix! Sollen die ihn doch selber erledigen!“, jammerte Aulitec. Ein Windstoss riss ihm den Sombrero vom Kopf und ließ den Hut einige Meter weiter flussabwärts auf dem Wasser landen. Aulitec stöhnte auf.
„Pherphlixt und zugenäht!“ Er manövrierte den Einbaum Richtung Sombrero und streckte seinen Arm danach aus. Das Boot schaukelte gefährlich.
„Na los, komm phon!“
Chaokeli saß zufrieden auf dem bemoosten Stein, der Teil des vergessenen Tempels war. Er schloss die Augen und stellte sich die Wüste vor. Pyramiden statt Pagoden, Sand statt endlosem Blättermeer. Chaokeli träumte gerne von Ägypten, denn dort standen keine Tempel, wohin sich niemand verirrte, dort wucherten auch keine chaotischen Schlingpflanzen, dort gab es auch nicht die unentschlossene Schwüle der feuchtgrünen Luft, sondern nur klare Formen in nacktem Stein. Und vor allem gab es natürlich die Stille, die wohltuende, glühende Stille der Wüste, absolut und …
„Pheiße!“
Das Bild der Wüste verschwand mit einem lauten Platschen.
Der Sphönix fuhr zusammen und riss die Augen auf.
Das Platschen ertönte erneut. Chaokeli reckte den Hals, sodass er den Zayamanga überblicken konnte. Er sah einen umgekippten Einbaum, einen roten Sombrero, zwei wild rudernde Arme und ab und zu auch einen Kopf. Sein Schrecken verwandelte sich in ungläubige Freude. Nach so langer Zeit … Ein Mensch! Ein Abenteurer! Ein Held! Ein Herausforderer des Dschungels! Ein Nichtschwimmer!
Chaokeli hielt inne.
Ein Nichtschwimmer?
Verdammt.
Das war nicht fair. Er hatte nicht Jahrhunderte lang hier gesessen, nur damit der erste, der den vergessenen Tempel besuchte, vor seinen Augen im Zayamanga ertrank. Oh nein!
„Hilphe, pherphl …!“
Chaokeli zögerte. Er hatte es schon lange nicht mehr getan, und er hatte seine Gründe dafür. Er war aus der Übung.
Aber hatte er eine Wahl?
Der Sphönix seufzte, breitete seine tiefbraunen Flügel aus, nahm einen kurzen Anlauf und schwang sich in die Lüfte.
Aulitec spuckte lauwarmes Flusswasser und seltene Algen. Etwas berührte unter Wasser seine Beine, und er wollte gar nicht wissen, was es genau war. Vor seinen Augen verschwamm die Welt aus tausend Grüntönen zu einem einzigen.
Ich phill nicht phterben!
Chaokeli keuchte und rettete sich mit letzter Kraft auf einen Kakaobaum, der über das Ufer ragte. Er war wirklich lange nicht mehr geflogen. Zu lange. Seine Flügel fühlten sich an wie Blei. Und dann spürte er es, dieses seltsame Kribbeln und Ziehen in seinem Körper. Von den Flügelspitzen bis zu den mandelgelben Klauen durchzuckte es ihn. Oh nein ... nicht jetzt!
Doch es geschah. Mit einem feinen „Plop“ verwandelte sich der Sphönix in eine gefiederte Schlange und konnte sich gerade noch an einem Ast festklammern. Unter ihm murmelte hämisch der wilde Zayamanga und riss den roten Sombrero mit sich fort. Am Kakaobaum hängend blickte Chaokeli ihm sehnsüchtig nach. Die rudernden Arme waren nicht mehr zu sehen.
Sattgrüne Sternchen. Smaragdgrüne. Tannengrüne. Grasgrüne. Olivgrüne. Kiwigrüne. Aulitec blinzelte. Malachitgrüne Sternchen. Er blinzelte noch einmal. Nein, er war wirklich nicht tot. Solange er all diese Grüntöne sehen konnte, war er mit ziemlicher Sicherheit noch am Leben. Er ignorierte den penetranten Algengeschmack auf seiner Zunge und erhob sich mühsam. Der Zayamanga hatte ihn wieder ausgespuckt, nicht einmal die Flussgötter mochten ihn. Sein roter Sombrero lag weniger als hundert Schritte von ihm entfernt am sandigen Ufer. Doch Aulitec achtete nicht auf ihn. Agavengrün, soweit sein Blick reichte. Dies war die größte Agavenplantage, die er jemals gesehen hatte. Das war also das wahre Geheimnis des Urwalds der Mitte.
„Die Phlanzen der Götter!“, murmelte er vor sich hin, während er sich feuchten Flusssand von der Kleidung klopfte. „Das grüne Gold Oliphiens …“
Langsam und tropfend näherte er sich den Agaven und zuckte zusammen, als er in der grünen Unendlichkeit der Plantage plötzlich strohfarbene Flecken ausmachte. Die billigen Sombreros der Arbeiter wippten mit jedem Schritt, den sie durch das Meer aus Agavenpflanzen taten. Aulitec duckte sich instinktiv. Niemand musste unbedingt wissen, dass er hier war. Nicht einmal die Bewohner eines oliphischen Urwalddorfes, die auf dieser Plantage offenbar ihr Auskommen fanden. Er kauerte sich in den Schatten einer Agave und hoffte, dass sie nicht in seine Richtung kommen würden.
„Histobal!“ Eine ungeduldige Stimme tönte quer über die Plantage. Die Antwort erklang so dicht bei Aulitec, dass er zusammenzuckte.
„Mensch, Crancisco, reg dich ab! Bin ja gleich fertig!“
„Die da hinten sind noch nicht so weit, das seh ich von hier. Komm lieber und hilf mir mit dem Sack.“
„Ja, meine Güte.“ Histobals Stimme entfernte sich langsam, und Aulitec atmete auf. „Warum muss das braune Federvieh ausgerechnet Kakaobohnen fressen? Und dann in solchen Massen? Echt mal.“
Aulitec horchte auf.
„Histobal, so solltest du nicht reden.“ Crancisco sprach mit der Stimme eines tadelnden Schulmeisters. „Der Sphönix ist eine Segnung für unsere Fabrik. Die Leute lieben sein Bild. Und er ist ein heiliger Wächter. Wir sind ihm demutsvolle Opfergaben schuldig. Und vor allem pünktliche.“
„Blabla.“
„Jetzt sei doch nicht immer so verdammt atheistisch.“
„Was’n sonst? Wo solln denn da Götter sein in dieser verdreckten Pagode? Wir könnten unseren Gewinn enorm steigern, wenn wir die verdammten Kakaobohnen nicht an den Bohnenfresser verfüttern, sondern ordentlichen Schnaps draus machen würden!“
„Aber dazu haben wir die Agaven.“
„Die Leute wollen Vielfalt, verdammt. Weißt du, wie viele Sorten Reiswein es mittlerweile gibt? Dreizehn!“
„Phünphzehn“, korrigierte Aulitec leise. Er hörte Histobal und Crancisco stöhnen und reckte den Hals. Die beiden hoben gerade einen riesigen Sack an. Aulitec grinste, schlenderte zurück ans Wasser und hob seinen nassen Sombrero auf, um ihn sorgfältig auszuwringen. Opfergaben, soso. Es stimmte also, was man sich über die primitiven Völker des Urwalds erzählte. Er setzte den nassen Hut auf und machte sich daran, den Plantagenarbeitern unauffällig zu folgen. Schließlich und endlich war er nicht zum Vergnügen hier.
Jacques Mool reckte sich genüsslich. Er war beliebt und ein angesehener Gott, auch wenn er manchmal im Schatten seines Bruders Tairacán stand. Aber die Menschen hatten ihn nötig, denn wenn er wieder einmal lange untätig gewesen war, brachten sie ihm plötzlich mehr Opfergaben. Tequilapralinen. Der rote Jaguar lächelte. Mit vollem Magen war es doch viel einfacher, den großen Regengott zu spielen. Ein Rülpser, der eine kleine Alkoholfahne mit sich brachte, entfuhr ihm. Jacques stand auf. Das tote Laub unter seinen Pfoten raschelte, als er Richtung Zayamanga ging. Hmm, es war wohl wirklich an der Zeit, dass er es regnen liess. Wann hatte er das letzte Mal ... Ach, so schlimm wird es schon nicht sein. Jedoch – die Opfergaben ließen etwas anderes vermuten.
Aulitec verbarg sich gekonnt hinter einer Agavenreihe und versuchte, die beiden Sombreros nicht aus den Augen zu verlieren. Nach etwa einer halben Stunde erreichten sie das Ende der Plantage. Histobal und Crancisco machten im Schatten der ersten Urwaldriesen Halt.
„Diese verdammte Hitze!“, stöhnte Histobal.
„Histobal, du sollst nicht die ganze Zeit fluchen, ich habe dir gesagt, dass du dir den Zorn der Götter holen wirst. Wenn du so weiter machst, wird es nie regnen.“
„Du willst doch nicht etwa behaupten, dass wir dem Regengott noch mehr opfern sollten?“ Histobal verdrehte die Augen. „Es reicht schon, wenn wir den gefräßigen Sphönix durchfüttern müssen. Wem sollen wir als nächstes Opfergaben bringen? Der grünen Göttin etwa?“ Er lachte trocken. „Haha.“
„Ich finde das nicht witzig.“ Crancisco starrte nachdenklich in den azurblauen Himmel.
„Meinst du, die Tequilapralinen letzte Woche für den Regengott waren nicht genug?“
„Na hör mal! So viel mag nicht einmal ein Gott runterwürgen. Echt. Der muss ja kotzen vonde Dingern da.“
Crancisco ignorierte Histobal. „Los, wir müssen weiter. Der Sphönix wird sicherlich ungeduldig sein.“
Beim Wort Tequilapralinen hatte Aulitec aufgehorcht. Sein Blick verdüsterte sich. Tequilapralinen, der Grund allen Übels. Oder seines Übels zumindest.
„Hier stinkt’s nach Fledermausscheiße.“
„Sei still, Histobal! Wir sind in einem Heiligtum!“
Lichtstrahlen durchbohrten die steinerne Decke, von denen Moosgeblide herabhingen. Zu beiden Seiten der lang gestreckten Halle zwängten sich Wurzeln durch die stellenweise schon zusammengestürzten Wände. Crancisco und Histobal schritten eilig auf das Ende zu. Sie gelangten in einen hellen Innenhof, in dessen Mitte sich die grüne Pagode erhob. Eine große Freitreppe führte zu einem runden Steinaltar, auf dem sich noch Überreste von Kakaobohnenschalen befanden.
„Wo ist denn der Kakaofresser?“
„Schweig! Wir dürfen nichts in Frage stellen. Mach ihn nun auf.“
Die beiden Arbeiter leerten den Inhalt des Sackes auf den Altar. Crancisco versuchte, die Kakaobohnen zu einer kleinen Pyramide aufzutürmen, aber Histobal zerrte ihn weg.
„Alter, das gehört nicht zum Ritual. Lass uns verschwinden! Weißte, wie viele verdammte Agavenreihen ich noch machen muss bis heute Abend?“
„Histobal! Wie kannst du nur immer an dich denken?“
„Ich denke nicht an mich, sondern an das, was der olle Aimarre denken wird.“
Die beiden Stimmen entfernten sich. Aulitec spähte vorsichtig hinter einem herunter gestürzten Stein hervor. Früher oder später wird er kommen. Er schlich die Freitreppe hinauf, ging achtlos an den Opfergaben vorbei und trat ins Pagodeninnere. Sein Gesicht verbarg sich im Schatten der dunklen Öffnung. Er zog sein Bambusblasrohr hervor und prüfte den Pfeil.
Es kostete Chaokeli jedes Mal viel Konzentration, sich wieder an seine normale Gestalt zu gewöhnen. Vorsichtig streckte er seine Flügel, bewegte seine tauben Klauen und schüttelte sich. Sein Körper gaukelte ihm noch immer die Anatomie einer gefiederten Schlange vor, wenn es schon lange wieder vorbei war.
Und ich dachte, ich hätte es endlich unter Kontrolle, dachte der Sphönix betrübt, während er langsam auf die Pagode zutappte. Es ist so verdammt anstrengend.
Er sagte sich seit langem, dass es eine Folge des Klimas sein musste. In Ägypten würden ihm solche Malheure jedenfalls nicht passieren. Ganz ausgeschlossen.
Am Eingang der Pagode hielt er inne und schnappte nach Luft. Das Schwächegefühl schrumpfte langsam zusammen, bis es sich nur noch in seinem Magen zusammenballte und dort in eine deutliche Empfindung von Hunger verwandelte. Hunger, ja. Die Kakaobohnen mussten längst da sein. Bei dem Gedanken straffte der Sphönix sich unwillkürlich. Der würzigbittere Geschmack einer reifen Kakaobohne war genau das, was er jetzt brauchte.
Er machte einen Schritt weiter und stoppte sofort wieder abrupt.
Etwas war anders.
Etwas war in der Pagode, etwas Drohendes.
Etwas knurrte.
Mein Magen spielt verrückt. Chaokeli schüttelte den Kopf und stolzierte entschlossen auf den Altar zu. Immer diese Verwirrung nach den Transformationen.
Er reckte den Hals nach der ersten Kakaobohne, als ein leises Geräusch ihn noch einmal zusammenfahren ließ.
Für einen Augenblick sah Chaokeli einen roten Sombrero und zwei entschlossene Augen im Halbdunkel der Pagode aufleuchten und begriff erstarrt, dass dies die Augen eines Mörders waren.
Dann ein Donnern, das die gesamte Pagode erschütterte. Eine Wand, die wie ein Blatt Papier nach innen gebogen wurde und barst. Ein Regen aus Steinen und Holzlatten. Poltern und davon rollende Kakaobohnen. Inmitten des Lärms schlug etwas dumpf auf dem Boden auf, und ein Pfeil sauste scharf an Chaokelis Hals vorbei.
Licht fiel an der Seite der zerstörten Wand ins Pagodeninnere und beleuchtete einen riesigen roten Jaguar, unter dem sich der Besitzer des gleichfarbigen Sombreros verbissen wand.
Jacques Mool schaute sich erstaunt um und senkte beschämt den Blick, als er den noch immer schreckensstarren Sphönix entdeckte.
„Na, so was“, murmelte er. „Ich wollte nur aufs andere Ufer. Hatte ich wohl zuviel Schwung.“
Er bemerkte den Mann unter sich und beeilte sich, von ihm herunterzukommen.
„Bist du verletzt, Menschlein?“
Aulitec Phierra antwortete nicht. Er rappelte sich auf, packte Blasrohr und Sombrero und hastete davon.
Verwirrt blickte Chaokeli in die Öffnung, wo Aulitec entwischt war, während Jaques die herumliegenden Kakaobohnen bemerkte und sich eine schnappte.
„Ich darf doch, Chao?“, brachte er mampfend hervor. „Wirklich köstlich.“
Der Sphönix wedelte nur bejahend mit einem Flügel. Ihm war plötzlich nicht mehr danach, etwas zu essen, nicht einmal frische Kakaobohnen. Ein Attentat war auf ihn verübt worden, ein heimtückischer Anschlag, dem er im letzten Augenblick dank der Ankunft des roten Jaguars entkommen war! Wer konnte so etwas wagen? Schließlich war Chaokeli beinahe eine Urwaldgottheit!
„Nimm nur alle, Jacques. Ich habe keinen Appetit mehr.“
Der Regengott hielt inne. „Wie, du hast keinen Hunger?“
Doch der Sphönix antwortete nicht, sondern hüpfte verstört aus der Pagode. Jacques zuckte mit den Schultern und machte sich über den Rest her. Dann fiel ihm ein, was er eigentlich noch vorhatte. Jean. Er musste zu Jean Aimarre.
Aulitec kauerte zitternd im dunkelgrünen Bambushain. Er hatte es satt, endgültig. Nie wieder wollte er sein Leben riskieren, auch nicht für die Reisweinmafia, und wenn sie ihn holen kommen sollten. Zuerst das Unglück auf dem Zayamanga, und dann dieser Vorfall in der Pagode. Beinahe wäre er von diesem tumben Jaguar, der – es grenzte schon an eine Beleidigung – den gleichen Sombrero wie er trug, getötet worden. Nein, nicht noch mal.
„Sollen sie sich doch ihre Reispheinkonphekte sonst pho hinphtecken, japholl.“ Aulitec versuchte sich Mut zu machen, doch der Gedanke an die schwarzen Sombreros ließ ihn erschaudern.
Unendliche Ruhe. Das grüne Paradies. Gleiten in der Schwerelosigkeit des Schlafes.
Ein Beben. Murmeln. Ich erwache, schrecke auf. Wie viele Jahre sind vergangen?
Müde. Ich bin immer noch erschöpft.
Doch es ist Zeit.
Ich muss aufstehen.
Jean Aimarre stand am Fenster und blickte hinaus auf die endlos anmutenden Weiten seiner Farm. Hinter ihm rülpste jemand. Er fuhr herum.
„Was machst du denn hier?“, fragte er schroff.
Jacques Mool grinste verlegen und entblößte dabei seine gelben Fangzähne.
„Wollte nur mal wieder vorbeischauen …“
„Kannst du nicht anklopfen?“
Der Jaguar rümpfte beleidigt seine Schnurrhaare. Er besaß die Fähigkeit, beinahe lautlos zu sein, wenn er das wollte – und er war sehr stolz darauf.
Jean Aimarre bedachte ihn mit einem düsteren Blick.
„Ich hoffe, der Zustand der Agaven ist dir nicht entgangen …“
Jacques winkte ab. „Regen, kein Ding, ich kümmere mich darum, spätestens in drei, vier Tagen steht hier alles unter Wasser …“
„Jacques!“, unterbrach der Farmbesitzer ihn. „Wir hatten eine Abmachung, oder?“
Der Jaguar sah zu Boden.
„Ja“, antwortete er kleinlaut und dachte an die Tequilapralinen.
„Ich brauche den Regen, ich brauche ihn schnell, und ich brauche ihn in der richtigen Dosierung“, fuhr Jean Aimarre fort und verschränkte die Arme.
Jacques Mool seufzte. „Hm“, sagte er.
„Roll nicht mit den Augen. Du schuldest uns den Regen. Das sind die Regeln der Marktwirtschaft!“
„Ich bin immer noch ein Gott“, verteidigte sich der Jaguar.
„Einer mit Arbeitsvertrag“, konterte Jean Aimarre. „Und einer Vierzigstundenwoche, wenn ich dich daran erinnern darf. Nebenbei, warum wolltest du eigentlich ‚mal wieder vorbeischauen’?“
Jacques Mool seufzte.
„Ich habe eine Botschaft für dich. Von meinem Bruder.“
„Tairacán?“
Der Jaguar nickte.
Der Tritt in die Brust kam so rasch und unerwartet, dass Aulitec nicht einmal Zeit für ein anständiges Röcheln hatte. Wie ein gestrandeter Käfer lag er auf dem Rücken und blickte aus geweiteten Augen zu der dunklen Gestalt auf, die aus dem Unterholz aufgetaucht war und über ihm stand.
„Um Himmels phillen! Pher bist du?“
Die Gestalt lächelte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Du ßollteßt von mir gehört haben, ßerge der Reißweinmafia“, sagte sie kühl.
„Ich bin Negramunde del Mezcal. Die Herrin der ßwarzen Agaven.“
„Herrin der phpharzen … phpharz-phpharzen Agaphen?!“ Aulitec erbleichte. „Pherphone mich, bitte! Ich ... die Reispheinmaphia ... ich hatte keine andere Phahl!“
Negramunde beäugte ihn abschätzig, während sie lässig mit ihrem Kakaotumi spielte. Lichtflecken tanzten auf der Klinge und ließen diese gefährlich blitzen.
„Ich könnte dich auf der ßtelle töten, doch“ – sie machte eine bedeutungsvolle Pause -,„ich habe beßeres mit dir vor. Wie du vielleicht weißt, bin ich die rechtmäßige Beßitzerin der Agavenfarm.“
„Daphon habe ich gehört.“ Es fiel ihm wieder leichter zu sprechen. Offenbar wurde er aus einem bestimmten Grund verschont, was im Augenblick äußerst positiv war.
„Hör mir gut zu. Ich brauche deine Hilfe. Wir müßen ihn erledigen.“
„Phen?“
„Dießen Mißtkerl Jean Aimarre, der mir alles geßtohlen hat. Du bißt der einzige, der eß kann.“
„Ich? Phieso ausgerechnet ich? Das pherphtehe ich nicht. Ich habe phon beim Sphönix phersagt. Ich meine, also die Phabrik ... die ist überphacht und sophieso ...“
Negramunde deutete stumm auf den roten Hut, der neben ihm lag.
„Mein Sombrero?“
Die Welt hat sich gewandelt seitdem. Ein unheilvoller Geruch liegt in der Luft.
Verdammt.
Fledermausscheiße.
Wie lange habe ich geschlafen?
Welcher Idiot hat meine Pagode eingerissen?
Alexander von Humboldt lief einmal kurz durchs Bild, rief laut „Packensag!“ und verschwand dann aus dieser Geschichte.
Chaokeli tapste vorsichtig zurück zu den Trümmern seiner Pagode. Der Mörder war weit und breit nicht mehr zu sehen, aber der Sphönix fühlte sich immer noch nicht sicher.
Da. Etwas bewegte sich zwischen den Steinen.
Chaokeli machte erschrocken einen Satz rückwärts.
„Eflih, ad remmi hcon tsi re!“
Was?
„Was ist das für eine Stimme in meinem Kopf?“
Was ist das für eine Stimme in meinem Kopf?
„Hallo?“
Hallo, kleines Wesen.
„Wer bist du, Stimme?“
Die Steine kullerten auseinander. Eine grüne Hand schob sich nach draußen. Die runden Augen des Sphönix weiteten sich.
Na los, hilf mir schon.
Eilig tippelte Chaokeli auf den Steinhaufen zu. Eine dunkle, nahezu schwarz-schwarze Ahnung beschlich ihn. Aber war das nicht unmöglich …?
Nein, ist es nicht. Jetzt räum das Teil hier weg, ich hab Kopfweh.
Der Sphönix pickte den größten Stein auf, den sein Schnabel zu fassen bekam, und warf ihn beiseite. Eine zweite Hand erschien.
Na, das wird doch langsam. „Ihr …“, wisperte Chaokeli und pickte eilig nach dem nächsten Stein.
Hm? „Ihr ’ei’ ’ie ’üne ö’in!“
Kennst du sonst noch jemanden, der unter der Pagode der Grünen Göttin seinen Rausch ausschläft? „ … “
Siehst du. Also mach weiter.
„Der rote Sombrero der Agavenrevolution?“ Jean Aimarre verzog keine Miene. „Das ist viel verlangt.“
„Ach i wo. Sag das mal meinem Bruder.“
„Und ob ich das werde. Wo soll ich diesen dämlichen Sombrero hernehmen? Das ist genauso ein Ammenmärchen wie diese grüne Göttin. Außerdem hast du da selber einen.“
„Ach, das. Ist nur made in Bakhardistan …“
„Er besteht also darauf?“
„Du kennst ihn doch.“
„Also gut.“ Jean Aimarre verschränkte die Arme, um das Gespräch durch ein wenig Gestik aufzulockern. „Ich werde mit zwei vertrauenswürdigen Leuten sprechen. Arbeiter. Aber ich kann für nichts garantieren.“
„Das ist ja nicht mein Problem.“ Jacques Mool schnippte mit seinen Krallen. „Ich bin nur der Nachrichtenüberbringer. Tja, dann werd ich mal gehen und Regen machen.“
Jean Aimarre sah dem Jaguar nach, als dieser sich aus dem Fenster hangelte.
„Der rote Sombrero“, murmelte er vor sich hin. „Wenn Tairacán an ihn glaubt, muss es ihn doch geben. … Aber wenn ich ihn erst einmal habe, brauche ich diesen aufgeblasenen Windgott auch nicht mehr.“
Seine Miene verzog sich zu einem diabolischen Grinsen.
„Ganz Nordoliphien phteht mir zu?“, vergewisserte sich Aulitec. „Das ist ja Phahnsinn!“
„Daß hat nichtß mit Wahnßinn zu tun. Der ßombrero ist der Beweis, daß daß Land dir gehört.“
„Aber Nordoliphien ist phaktisch in Gewalt der Reispheinmaphia!“
„Eß ißt deine Aufgabe alß Nachkomme von Don Hugwaldo Quarenta-i-treß de la Phierra, daß Land von der Reißweinmafia und diesem Baßtard Jean Aimarre zu befreien.“
„Beide auf einmal? Das ist unmöglich!“
„Verßtehßt du denn gar nichtß? Jean Aimarre ßteckt mit ihnen unter einem ßombrero!“
„Moment mal. Das kann nicht sein. Pheshalb haben sie mich dann auph den Sphönix gehetzt?“
„Erßtenß um den ßphönix, der von den Einheimißen vergöttert wird, zu beßeitigen und ßomit daß oliphiße Volk zu demütigen. Zweitenß um dich durch die Rache derßelbigen Einheimißen zu töten und um zu verhindern, daß ein Erbe von Don Hugwaldo Quarenta-i-treß de la Phierra Anßpruch auf Nordoliphien erheben kann. Und um deinen ßombrero in ihre Hände zu bekommen.“
„Aber ich dachte, der Sombrero phäre nichts als ein Erbphtück. Phieso sind alle hinter ihm her, pho er doch nur einen ideellen Phert hat?“
Negramunde verdrehte die Augen.
„Das erzähle ich dir ßpäter. Wir haben jetzt keine Zeit dafür.“
Traurig hopste Chaokeli die noch verbliebenen Stufen der Freitreppe hinunter. Er kam sich so überflüssig vor. Die Pagode war mehr oder weniger zerstört und die zu bewachende Göttin aus ihrem Schlaf (Rausch war ein zu irdisches Wort) erwacht.
Was hast du, Sphönix? Die Stimme klang auf einmal ganz freundlich.
„Ach, nichts. Ich bin nutzlos. Ein unbrauchbarer Vogel bin ich.“
Sag das nicht! Es sollte dich mit Stolz erfüllen, ein Sphönix zu sein.„Mein Leben lang habe ich diese Pagode bewacht. Aber was soll ich jetzt machen?“
Weißt du was, ich entbinde dich von der Wächterpflicht. Weil du so behilflich warst, erfülle ich dir sogar einen Wunsch.
„Einen Wunsch?“
Als sich die gewichtige, schwarze Türe hinter ihnen schloss, begann Histobal zu fluchen.
„So eine verfluchte Scheisse, echt! Wir hatten doch Feierabend!“
„Nun beruhig dich mal. Der Chef vertraut uns.“
„Blablabla ... Vertrauen, pfff. Das ist ein Selbstmordkommando! Oder weißt du etwa, wie wir an diesen roten Sombrero kommen sollten?“
Crancisco zuckte mit den Schultern. „Vielleicht müssen wir erst den Göttern etwas...“
„Ich warne dich!“
Crancisco murmelte ein Gebet.
„Hast du eigentlich auch mal einen konstruktiven Vorschlag, Alter?“, unterbrach ihn Histobal genervt. „Glaubst du, der Sombrero läuft uns einfach so über den Weg, wenn du genug betest?“
Aulitec schnaufte. Bald hatte er es geschafft, bis zur Chefetage waren es nur noch zwei Stockwerke. In diesem Moment hörte er, wie oben die Türe aufging.
„Ihr genießt mein Vertrauen, wehe, ihr versagt!“, erklang eine näselnde Stimme. Die Türe fiel mit einem hallenden Geräusch zu. Zwei andere Stimmen begannen leise zu diskutieren. Aulitec verstand nicht ganz, was sie sagten, aber offensichtlich kamen sie direkt auf ihn zu. Er sah sich um und erblickte in der Ecke einen kleinen, dürren Orangenbaum, der in einem viel zu großen, rundlichen Topf steckte.
„Der Sombrero phird mir helphen, dass sie nicht hinsehen pherden“, sagte er sich, während er sich hinter den Busch duckte. „Phorher hat es auch bestens geklappt, Negramunde hat nicht zuphiel pherphprochen.“
Aus seinem Versteck beobachtete er, wie die beiden Arbeiter die Treppe herunterkamen. Sie würden vorbeigehen, ohne ihn zu beachten. Plötzlich kitzelte es in Aulitecs Nase.
„Oh nein!“ Er hatte seine Orangenblütenstauballergie völlig vergessen.
Nicht niesen …
Die beiden Agavenarbeiter kamen näher. Aulitec hielt sich die Nase zu.
Nicht niesen … Nicht nie … Pheiße!
Crancisco und Histobal fuhren gleichzeitig herum.
„Verdammt, ich glaub’s ja nicht!“, entfuhr es Histobal. „Der rote Sombrero!“
„Der Grünen Göttin sei Dank! Sie hat ihn zu uns geführt!“, jubilierte Crancisco und begann mit einem Freudentanz.
Sein Kollege bedachte ihn mit einem geringschätzigen Blick und zerrte Aulitec, der noch nach seinem Blasrohr wühlte, hinter dem Orangenbaum hervor.
„Hör auf zu hopsen und nimm ihm den Sombrero ab“, sagte er knapp und verstärkte seinen Griff, als Aulitec sich freiwinden wollte.
Crancisco gehorchte.
„He, gib ihn mir auph der Phtelle zurück!“, protestierte Aulitec und zappelte.
Crancisco beäugte den Sombrero. „Und jetzt?“
„Wie, und jetzt? Jetzt erledigen wir den Rest und machen Feierabend“, entgegnete Histobal trocken.
„Den Rest?“ Crancisco betrachtete Aulitec, der nicht besonders geschickt gegen Histobals Schienbein trat.
„Den Rest. Du hast doch gehört, was der Chef gesagt hat für den Fall, dass wir den Sombrero samt Besitzer finden. Hol einen Sack mit ein paar Steinen und Schnur, und wir treffen uns am Flussufer.“
„Ich weiß nicht …“
„Mensch, du altes Weichei, betrachte es einfach als Opfer für den Flussgott.“
„Phtop! Ihr macht einen riesigen Phehler!“
„Nichts für ungut, aber das glaube ich nicht“, antwortete Histobal und schob Aulitec auf die Treppe zu. „Unser Chef hat uns eine Lohnerhöhung versprochen.“
„Euer Pheph ist ein Pherräter! Er ist mit der Reispheinmaphia pherbündet!“
„Das ist doch lächerlich!“, rief Crancisco aus.
„Aber es ist phahr, ich phphöre es euch“, erwiderte Aulitec verzweifelt. „Die phpharzen Sombreros haben ihm diese Pharm besorgt. Die Tequilapralinen pherden in Phahrheit unter ihrem Namen und als Reispheinkonphekt pherkauft! Aimarre betrügt euch alle!“
„Und wie kommst du auf so eine skurrile Geschichte?“, fragte Histobal schroff.
Aulitec holte tief Luft.
„Negramunde del Mezcal hat es mir pherraten. Und außerdem bin ich Aulitec Phierra, der Enkel phon Don Hugwaldo Quarenta-i-tres de la Phierra!“
„Die Herrin der schwarzen Agaven!“, hauchte Crancisco andächtig. „Und Don Hugwaldo Quarenta-i-tres de la Phierra! Der große Freiheitskämpfer!“
„Was für ein Blödsinn, da könnte ja jeder daherkommen.“ Histobal schüttelte den Kopf. „Und Negramunde ist ein Märchen für kleine Kinder.“
„Aber der rote Sombrero!“, gab Crancisco zu bedenken. „Er hat ihn! Und Don Hugwaldo Quarenta-i-tres de la Phierra ist nun bestimmt kein Märchen …“
Zum ersten Mal zögerte Histobal. Aulitec spürte es und redete schnell weiter.
„Phir müssen Oliphien phon Jean Aimarre und der Reispheinmaphia bephreien. Phenn phir uns zusammenphließen, können phir die Agaphenrepholution phiederholen! Oliphien phäre ein phreies Land!“
„Das klingt ja wundervoll!“ Crancisco klatschte in die Hände, was durch den Sombrero etwas erschwert wurde.
Histobal straffte sich.
„Aber nicht eben wahrscheinlich. Wenn es stimmen würde, wäre ich dabei. Allerdings bräuchte ich einen Beweis, und den hast du mir bis jetzt nicht geliefert, Aulitec Phierra. Nun … Vielleicht schaffst du es ja, bis wir das Flussufer erreicht haben.“
Das Grün um Chaokeli verschwamm zu einem einzigen riesigen Fleck. Die Feuchte begann zu flirren.
Der Sphönix zwinkerte.
Aus Grün wurde Gelb. Honiggelb. Sandgelb. Goldgelb. Das Gelb der Unendlichkeit … Die leuchtende Farbe der Wüste.
Der Boden unter seinen Krallen wurde heiß.
Chaokeli öffnete die Augen. Sein Herz klopfte.
„Ägypten“, flüsterte er glücklich.
Die Zeiten, als wilde Wermutpflanzen noch das Land bedeckten, waren schon lange vorbei. Der Kult der Grünen Göttin schwand mit dem Aufstieg Bakhardistans, an das Oliphien die Vormacht in Packensag verlor, viele entsagten ihr, aber ein kleiner Kreis war ihr stets treu geblieben. Im Laufe der Jahrhunderte besiedelten Agavenbauern die Gebiete südlich des Zayamanga, während sie ihnen neugierig zusah. Die Grüne Göttin war an Veränderungen gewöhnt. Doch der pompöse Bau in Form einer riesigen Tequilaflasche vor ihr überraschte und verärgerte sie zugleich.
Was die Menschen nicht alles hinstellen, während ich schlafe. Wie geschmacklos. Viel zu plump. Und höher als mein Tempel. Na warte.
Zielstrebig schritt sie auf den Eingang zu.
Ein grüner Schatten senkte sich über ihn, als Histobal aus dem Firmensitz trat. Er traute seinen Augen nicht. Aulitec ebenfalls nicht.
„Die Grüne Göttin!“, riefen beide wie aus einem Munde. Crancisco warf sich devot auf den Boden.
„Oh, gesegnet seid Ihr, Grüne Göttin!“
„Ich dachte, die Legende der Grünen Göttin sei nur ein ...“ Histobal wurde unterbrochen.
Ammenmärchen, ich weiß. Ihr Menschen seid ja so naiv. Aber kommen wir zur Sache. Welcher Dummschädel hat diesen Bau da hingeklotzt? Wart ihr das?„Wie?“
„Phie?“
Sagt mal, seid ihr alle so schwer von Begriff? Wer-hat-das-Ding-da-gebaut?
„Jean Aimarre!“, rief Aulitec geistesgegenwärtig. Histobal lockerte seinen Griff etwas.
Jean Aimarre? Welch bescheuerter Name. Wo finde ich ihn?
„Im obersten Stockwerk, ihr könnt ihn nicht verfehlen, oh Gesegnete!“, antwortete Crancisco, den Blick immer noch demütig auf den Boden gerichtet.
Hab Dank, Arbeiter! Endlich einer, der mich zu schätzen weiß. Dafür werde ich dich später belohnen. Mit diesen Worten verschwand sie im Gebäude.
Histobal setzte Aulitec ab.
„Na, phas sagst du jetzt? Ammenmärchen? Glaubst du mir nun?“
„Ich ... ich bin mir nicht mehr ganz sicher“, gab Histobal zu.
„Helpht ihr mir? Ich phürde euch ... hmm, na ja“ – Aulitec warf einen Seitenblick auf Crancisco, der den roten Sombrero in die Luft geworfen hatte, in eine Art Ekstase verfallen war und freudig herumhüpfte –, „phorerst mal dich zu meinem General ernennen.“
„Du phür ... würdest das tun?“
Der kleine Mann nickte gönnerisch.
„Ich nehme das Angebot an, Don Aulitec de la Phierra.“ Histobal kniete sich vor ihm nieder, sodass beide auf gleicher Augenhöhe waren. Eine schwarze Gestalt löste sich aus dem Schatten der Agavenallee, welche den Vorplatz zierte.
„Waß macht ihr da?“
„Negramunde del Mezcal!“
„Dieser edle Arbeiter phphört mir gerade ephige Treue.“
„Halt, das habe ich nicht gesagt!“
„Und Aimarre?“
„Äh ...“
Ein schriller Schrei unterbrach das Gespräch. Alle Köpfe, auch Cranciscos, wandten sich nach oben. Das Fenster der obersten Etage stand weit offen. Ein Schemen fuchtelte wild und schrie etwas in einer nasalen Sprache. Ein weiterer, bedrohlicher Umriss baute sich hinter ihm auf. Plötzlich erhellte ein neongrüner Blitz den Raum und blendete die Gruppe. Scheiben barsten klirrend und Rauch breitete sich rasant aus, wirbelte auf sie zu. Aulitec wurde vom Luftstrom zu Boden gerissen. Der rote Sombrero setzte einige Meter weiter hinter ihm auf. Der gesamte obere Teil des Gebäudes verschwand einer Wolke aus Gift- und Limettengrün.
„Lasst uns verschwinden!“, meinte Histobal und packte Cranciscos Arm. Negramunde schloss sich ihnen an, während Aulitec seinen Sombrero aufsetzte. Ein letztes Mal schaute er zurück, aber im dunstigen Grün konnte er nichts erkennen. Er folgte den anderen pfeifend.
„¡Phipha! ¡Que phipha la repholución!“
© sirwen & Malinche