Was ist neu

Die Brillenträger-Arschkarte

Mitglied
Beitritt
18.09.2015
Beiträge
5

Die Brillenträger-Arschkarte

Ich trage eine Brille, ich glaube, seitdem ich ungefähr 12 Jahre alt bin. Ohne das Gestell geht in meinem Alltag nichts mehr. Nur schlafen und duschen kann ich ohne Sehhilfe, bei allen anderen Aktivitäten bin ich auf das Nasenfahrrad angewiesen.

Schwimmen habe ich vergessen. Dass die Brille dabei am besten im Trockenen bleiben sollte, habe ich ziemlich schnell festgestellt. Mein erstes Negativerlebnis mit der neuen Gesichts-App hatte damit zu tun, dass ich an einem heißen Sommernachmittag in den kühlen Fluss meiner Stadt sprang und mich nach dem Auftauchen wunderte, warum die Umgebung plötzlich unscharf geworden war. Ich hatte die Brille aufbehalten, merkte ich dann. Und die war nach dem Kopfsprung wahrscheinlich langsam durch das trübe Wasser bis auf den schlammigen Grund des Flusses gesunken. Ein paar Jahre später wurde das Flussbett für ein paar Tage für Bauarbeiten trockengelegt. Ich suchte tatsächlich den Bereich meines einstigen Tauchgangs ab und hoffte, aus dem Schlamm den grünen Bügel meiner ersten Brille zu entdecken. Vergebens.

Brillenträger haben es nicht leicht. Das geht bei den blöden Sprüchen los. Meine Favoriten waren „Ey, Vierauge!“ und „Was guckst du denn durch das Fenster, komm doch rein“. Im Sportunterricht musste ich immer aufpassen. Beim Fußball bekam ich ständig den Ball ins Gesicht. Kopfbälle habe ich immer vermieden. Oft saß ich geknickt am Spielfeldrand und versuchte, das verbogene Gestell wieder in die richtige Form zu bekommen. Einmal brach dabei ein Bügel ab. Das sah dann auf dem Weg nach Hause richtig bescheuert aus. Regelmäßig musste ich zum Optiker, entweder, um das zerknüllte Gestell zu reparieren, oder um gleich ein neues zu bestellen.

Heute bin ich sehr viel vorsichtiger geworden. Auf Fußball verzichte ich ganz, ebenso auf Kopfsprünge ins Wasser. Und Hänseleien gegenüber Sehbehinderten haben in den vergangenen Jahren nachgelassen. Dem Nerdbrillentrend sei Dank.

Doch die Konflikte sind nicht weniger geworden. Das ständige Putzen der Brille wird mich wahrscheinlich noch bis ins Sterbebett begleiten. Ständig sind Flecken oder Fussel auf den Gläsern. Nach dem Zähneputzen ist alles voller Wassertropfen. Und brate ich mir in der Küche mein Schnitzel, wundere ich mich hinterher, warum es in der ganzen Wohnung so neblig ist. Dabei sind das nur die Fettspritzer auf den Gläsern.

An die Beeinträchtigung der Sicht beim Duschen habe ich mich gewöhnt. Ob ich mir Shampoo oder Scheuermilch in die Haare schmiere, kann ich zwar nur an der Farbe der Flasche und nicht an der Aufschrift erkennen, aber das funktioniert. Letztens habe ich mich jedoch über einen großen schwarzen Fleck an den Fliesen der Duschkabine gewundert. Im ersten Moment dachte ich an Staub oder Schimmel, während ich mich konzentriert mit Duschgel überschüttete. Kurz darauf wurde meine Neugier zu groß. Ich näherte mich mit dem Gesicht dem Fleck, bis meine kurzsichtigen Sehorgane nur noch wenige Zentimeter davon entfernt waren. Dann stellte sich das Objekt plötzlich scharf und ich schreckte zurück. Eine Spinne! Kein Fleck, sondern eine große schwarze Spinne! Ich hatte die letzten Minuten nur wenige Zentimeter von einer großen schwarzen Spinne entfernt verbracht. Und das nackt! Eine Phobie habe ich zwar nicht, aber in meinem Gesicht möchte ich so ein Ding nicht haben. Vorsichtig behielt ich das Tier im Auge. Es schien ebenso erstarrt zu sein wie ich. Ich beendete meine Reinigung und stieg aus der Kabine. Am nächsten Tag war die Spinne weg und ich habe sie nie wiedergesehen. Wahrscheinlich war sie hinterher genauso verstört wie ich. Und als sie abends nach Hause kam, hat sie zu ihrer Frau gesagt: „Du glaubst nicht, was mir heute bei der Arbeit passiert ist. Plötzlich stand ein nackter Mann vor mir!“ Oder so…

Im Winter haben Brillenträger besonders hart zu kämpfen. Vor allem, weil die Brillengläser sofort beschlagen, wenn man nach nur wenigen Minuten in der Kälte ein warmes Gebäude betritt. Der Besuch der Stammkneipe, in der man sich mit Freunden verabredet hat, läuft beispielsweise so ab: Kurz nach dem Betreten des mit schwitzenden Menschen gefüllten Raumes beschlägt die Brille so sehr, dass die Gläser aussehen wie die Milchglasscheibe auf der Gästetoilette. Ich nehme das Gestell ab und kneife die Augen zusammen. Das bringt nicht nur nichts, sondern sieht auch noch bescheuert aus. Meine Freunde haben mich natürlich längst entdeckt und winken mir wild von ihrem Tisch in der Ecke zu. Ich sehe sie nicht. Ich stolpere mit zusammen gekniffenen Augen von links nach rechts und rempele hier und da eine verschwommene Gestalt an. Ab und zu scheint mich jemand zu grüßen. Aber ich erkenne niemanden.

Dann öffne ich eine Tür. Ich höre erschrockenes Kreischen und bekomme eine Ohrfeige. Huch, das war wohl die Damentoilette. Wie gut, dass ich bei der Ohrfeige meine Brille nicht aufhatte. Ich taste mich zurück. Kurz bevor ich den Ausgang erreiche, zerrt mich jemand am Arm herum. Einer meiner Kumpels hat sich vom Tisch in der Ecke auf den Weg gemacht, um mich abzuholen. Er bringt mich zu meinem Stuhl. Ich muss mich schweißgebadet ausruhen und Luft holen. Nach ein paar Minuten ist auch die Brille wieder durchsichtig. Jetzt ich kann wieder an der Wirklichkeit teilnehmen und endlich ein Bier bestellen.

So ähnlich erging es mir vor kurzem auch bei dem Besuch einer Bäckerei. Draußen war es winterlich kalt und ich befand mich früh morgens auf dem Fußweg ins Büro. Dabei kam ich an der Bäckerei vorbei, in der ich mich regelmäßig mit Proviant für meine Mittagspause versorgte. Nachdem ich den Laden betreten hatte, ging erst einmal gar nichts mehr. Mit dem Wechsel von den minus drei Grad Außentemperatur zu den gefühlten plus 34 Grad in der molligen Backstube kam meine Brille mal wieder nicht klar. Wieder hielt ich das Gestell in der Hand und wedelte hilflos damit herum, in der Hoffnung, dass sich meine Sehhilfe schnell akklimatisierte.

Doch soviel Geduld schien die Verkäuferin nicht zu haben.

„Was darf es denn sein?“, richtete sie lächelnd, aber bestimmt, das Wort an mich.

Hilflos die Augen zusammenkneifend bewegte ich mich auf den Verkaufstresen zu und drückte meine Nase an die Glasscheibe. Für mich sah dahinter alles gleich aus.

„Was ist denn das da leckeres?“, fragte ich, während ich auf einen unscharfen Klumpen deutete.

„Das ist unser Putzschwamm“, sagte die Verkäuferin. „Nicht sehr nahrhaft. Aber wenn sie möchten, mache ich ihnen den kurz in der Mikrowelle warm.“

„Ach so… ja… das weiß ich doch“, stammelte ich verlegen. „Ich meine doch das belegte Brötchen daneben…“

„Ah, sie meinen unseren Körner- und Kraut-Kracher.“

„Ja, genau den…“

Ohne genau zu wissen, was ich da gerade gekauft hatte, packte ich mein Mittagessen ein und ging weiter zur Arbeit. Den ganzen Vormittag konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Zu gespannt war ich, was es bei mir später zu essen geben würde. Es war ein bisschen wie damals in der Schule, als ich nicht wusste, ob Mutti mir eklige Sülze oder leckere Leberwurst aufs Pausenbrot geschmiert hatte.

Der Körner- und Kraut-Kracher entpuppte sich als riesiges dreieckiges Körnerbrötchen, belegt mit Kasslerbraten und Krautsalat. Das Teil war fast so groß wie mein Mauspad und ziemlich lecker.

Ich gehe seitdem immer ohne Brille zum Bäcker. Auf den kleinen Kick in der Mittagspause möchte ich nicht mehr verzichten.

 

Aloha 'oe kybel

Und Willkommen hier im Forum! :)
Also für mich war das nichts. Das Stichwort Humor ist, meiner Auffassung nach, fehl am Platz, weil schmunzeln oder gar lachen musste ich nicht, weil es einfach so eine Art von Humor ist, die so auf, ja wie soll ich sagen, Klischee trifft es nicht exakt, viel mehr ist er auf nichts überraschendes aufgebaut, sondern das hat jeder doch schon einmal gehört und es ist langweilig - und ich lehne mich mal ein wenig aus dem Fenster und glaube, dass jeder, der schreiben kann, solch eine Geschichte über einen Brillenträger - und die damit verbundenen, einhergehenden Probleme, verfassen kann - weißt du, mir fehlt da ein wenig die Handschrift des Autors oder das persönliche, der eigene Charme, diese gewisse Grundstimmung, die irgendwie ja jede Geschichte hat und ausmacht.
Auch sprachlich war es nicht mein Ding, weil es ein paar unschöne Sätze gibt, die sich nicht fließend lesen lassen, oder die ein wenig holprig klingen.
-> Beispiel:

dass ich an einem heißen Sommernachmittag in den kühlen Fluss meiner Stadt sprang und mich nach dem Auftauchen wunderte, warum die Umgebung plötzlich unscharf geworden war.

Spannung und roter Faden gingen mir völlig verloren, weil es schlicht keine Handlung gibt.
Eine Geschichte kann ich nicht erkennen, sondern einfach ein Aneinanderreihen von Erlebnissen, die fast schon krampfhaft versuchen in jedem Absatz witzig zu sein und das finde ich schwierig, weil man auch nicht wirklich was vom Prot. erfährt, außer das er halt eine Brille trägt und scheinbar dadurch ein wenig verpeilt wirkt.
Ich kenne mich da in dem Genre zwar überhaupt nicht aus, ich tue hier nur meine Meinung kund, aber Humor hat doch sehr viel mit Timing zu tun, damit im richtigen Moment zu überraschen und das geht mir hier vollkommen verloren. Sorry.

Mein erstes Negativerlebnis mit der neuen Gesichts-App hatte damit zu tun, [...]
Hä, was denn für ne Gesichts-App? Dachte zunächst du meinst irgendwas mit Gesichtserkennung vielleicht, aber dann verliert er ja die Brille im Fluss. Oder meintest du damit einfach die Brille? Wieso dann App, das hat doch was mit Anwendung zu tun. Also das habe ich überhaupt nicht verstanden. :Pfeif:

Ich hatte die Brille aufbehalten, merkte ich dann.
Wie kann er das denn merken, wenn er sie doch nicht mehr auf hatte?

Also, ich würde mir eine Szene davon schnappen und die mehr ausführen, ausschreiben und mehr Leben einhauchen, vllt. die Szene im Restaurant, oder die beim Bäcker. Sonst wirkt deine Geschichte hier, mehr wie ein Brainstorming, was für negative Erlebnisse, oder gar komische, ein Brillenträger haben kann, ohne dabei einem wirklich gerecht zu werden, weil einfach nur die vermeintliche Pointe rausgehauen wird - ohne Aufbau und Struktur zu haben.

Nichts für ungut. Mir hat es nicht gefallen, aber vllt. ist es auch einfach nicht mein Humor und ein anderer liegt hier schon - sich krümmend vor Lachen, unter seinem Schreibtisch. :D

Wünsch dir noch nen schönen Abend! :)
Lieben Gruß
Simba

 

Nee, also, im ernst ... als Brillenträger fühle ich mich von diesem Text geradezu beleidigt.

Du wirfst uns hier einen Idioten entgegen, der angeblich seine Brille trägt, seit er 12 Jahre ist - und seitdem nichts im Umgang damit gelernt hat. Das ist einfach nur unglaubwürdig.

Du kommst vom Kalten ins Warme? Setz sie ab und putz die Gläser. Fertig. Das du den Charakter dabei durch den Kakao ziehst, als wäre er der hinterletzte Vollidiot, erschließt sich mir überhaupt nicht. So fern es sich dabei nicht um einen Maulwurf handelt, halte ich das Ganze für deutlich übertrieben.

Wie gesagt, als Brillenträger fühle ich mich von der Geschichte angegriffen.

Mein erstes Negativerlebnis mit der neuen Gesichts-App hatte damit zu tun,

Sind wir jetzt in der Vergangenheit? Warum wird das als Gesichts-App bezeichnet? Wie viele unterschiedliche Umschreibungen für eine Brille kann man bitteschön suchen?

Nasenfahrrad

Okay-dokay. Das ist schon sehr bemüht hip.

Ein paar Jahre später wurde das Flussbett für ein paar Tage für Bauarbeiten trockengelegt. Ich suchte tatsächlich den Bereich meines einstigen Tauchgangs ab und hoffte, aus dem Schlamm den grünen Bügel meiner ersten Brille zu entdecken. Vergebens.

Das ist nicht lustig, sondern dämlich. Das hat einfach nicht diesen Nerdcharme.

Das geht bei den blöden Sprüchen los. Meine Favoriten waren „Ey, Vierauge!“ und „Was guckst du denn durch das Fenster, komm doch rein“.

Die sind mir bisher nur in Filmen untergekommen. Im richtigen Leben interessiert sich niemand über 10 dafür, ob du eine Brille aufhast.

Beim Fußball bekam ich ständig den Ball ins Gesicht.

Also ist er nicht nur Brillenträger, sondern auch langsam. Ich verstehe.

Dem Nerdbrillentrend sei Dank.

Nein. Denen danke ich sicher nicht. Mich halten alle für einen Hipster, weil ich eine Brille trage. Das ist ja wohl das Letzte, wofür ich gehalten werden möchte. Ich mag keinen Kaffee und ich tue auch nicht so, als ob ich eine Band nur ironisch mag, damit keiner drauf kommt, dass ich total drauf abfahre.

Doch die Konflikte sind nicht weniger geworden.

Welche Konflikte? Ich erinnere mich nur an wenige Streitgespräche mit meiner Brille. Meist ist sie recht friedlich und erledigt ihren Zweck.

Das ständige Putzen der Brille wird mich wahrscheinlich noch bis ins Sterbebett begleiten.

Wenn er nicht gerade in der Mine arbeitet oder in Hong Kong lebt, halte ich das für ein Gerücht.

Nach dem Zähneputzen ist alles voller Wassertropfen.

Quatsch. Es sei denn, er macht während des Zähneputzens Capoeira.

Auf mehr Details möchte ich nicht eingehen, weil ich - wie bereits mehrfach erwähnt - einfach nur empört auf den Text reagiere.

Das ist nicht witzig, das hat nichts mit Selbstironie zu tun, es ist von hier bis da einfach nur eine Beleidigung für Brillenträger - in Sachen Intelligenz und Würde.

Setzen. Sechs.

(Und Standup-Nummern kommen als Kurzgeschichte immer Scheiße.)

 

Wow!! Für dieses erste Feedback kann ich mich nur bedanken! Dass es hier hart wird, hatte ich befürchtet, aber so hart... ;-) Die Kategorie "Kurzgeschichte" passt hier in der Tat nicht richtig, doch in Anbetracht des Angebots auf dieser Seite schien sie mir am dichtesten dran. Wenn ihr ein Forum kennt, dass dafür vielleicht besser geeignet wäre, bin ich für jeden Tipp dankbar.
Vielen Dank!
Kybel

 

Hallo Kybel,

tja, so ist es hier: Alles harte Boys und Girls, die aber auch oft in der Lage sind, nicht nur zu kritisieren, sondern auch Tips geben, wie man einen Text verbessern kann.

Das Problem deines Textes ist in meinen Augen (die im Moment auch durch eine Brille gucken), dass du bversucht hast, alle, aber auch alle Klischees irgendwie in den Text zu packen. Für mich war das dann mehr Aufzeichnung als eine Kurzgschichte. Im letzten Drittel bin ich dann ausgestiegen.

Aller Anfang ist schwer, aber ich möchte dir sagen:
Erstens: Gib nicht auf
Zweitens: Mach dich nochmal an deinen Text. Suche dir ein, maximal zwei Aspekte raus und versuche, damit etwas zu machen. Schreibe eine Kurzgeschichte zum Beispiel darüber, wie due mal auf das Aufsetzen der Brille verzichtet hast und beim einkaufen für ein Geschäftsessen die völlig falschen Zutaten gekauft und wie du ´die Situation gerettet hast ...

Gruß, Freegrazer

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Danke auch für diesen Kommentar, Feuerwanze. Ich merke, dass ich ein paar missverständliche Einzelheiten eingebaut habe. Die Sache mit den blöden Sprüchen beispielsweise habe ich tatsächlich erlebt, allerdings als Schulkind vor mehr als 20 Jahren. Das kommt so natürlich nicht rüber.
Dank und Gruß
Kybel

Hallo Freegrazer, vielen Dank für den Tipp. Ich muss dazu sagen, dass ich mit dem Beitrag erst mal nur einen Testballon starten wollte und deshalb eine Geschichte gewählt habe, die bereits ein halbes Jahr alt ist. Wenn hier niemand etwas dagegen hat, gehe ich die Tage nochmal in mich und poste dann eine etwas aktuellere Story.
Beste Grüße
Kybel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom