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Die Brücke

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18.03.2002
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Die Brücke

Es tat ihm gut bei ihr in der Küche zu sitzen. Er spürte wie ein warmer Windhauch seine Haut streichelte. Das Fenster stand offen. Die Kinder nutzten das schöne Wetter und spielten im Hof. Beinahe vergaß er die Zeit, doch der Schlag der Kirchturmuhr erinnerte ihn an sein Vorhaben. Es war halb fünf. Um fünf ging es los.
„Ich muss gehen.“ sagte er und betrachtete sie noch einmal. Was wenn sie ihn kriegen würden?
„Ich lade dich Sonntag ins Kino ein.“ Langsam näherte er sich der Tür. Es wäre leicht gewesen bei ihr zu bleiben. Bei ihr bestand keinerlei Gefahr. Doch irgendetwas drängte ihn zum Gehen. Er musste um fünf dort sein.
„Ich komme morgen vorbei und sag dir welcher Film läuft.“
„Ok, ich warte auf dich.“
Er nahm ihre Hand und küsste sie. Es war das erste Mal seit sie sich kannten.
„Dann bis morgen.“
Er gelangte auf die Straße und fuhr auf dem Fahrrad durch die Stadt. Leicht und unbeschwert trat er in die Pedale. Auf dem Sattel lag die Tasche mit der Mine. Wenn es ihm gelang die Brücke zu sprengen, konnten die Deutschen nicht mehr in die Stadt eindringen. Er erreichte die Brücke, auf der ein Paar Wachposten auf und nieder liefen. Jetzt durfte er an nichts mehr denken, musste sich konzentrieren. Er hatte keine Angst. Langsam fuhr er bis zur Mitte. Dann hörte er den ersten Schuss fallen. Sofort stieg er vom Rad und warf es an den Rand. Er sprang über die Steine als er immer dichtere Schüsse hinter sich spürte. Er kletterte unter den Pfeiler und befestigte die Mine an der vorhergesehenen Stelle. Er löste die Zündung und lief los. Er rannte am Fluss entlang in den Kanal. Es stank fürchterlich. Er glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Doch er musste warten bis er das Geräusch von Motorrädern in seiner Nähe nicht mehr hörte. Sicher würde man ihn suchen. Das Surren der Motorräder verstummte. Vorsichtig er verließ den Kanal. In der Mitte der Brücke war ein klaffendes Loch. Es war ihm gelungen. Er hatte Glück gehabt und war davongekommen. Jetzt konnten sie ihn nicht mehr finden. Er schlug den Weg durch die Maisfelder ein. Es fuhren drei Motorräder vorbei und noch drei. Am Ende des Maisfeldes gelangte er zu einer Vogelscheuche. Kinder hatten sie gegen die Krähen aufgestellt. Im Maisfeld war er sicher. Er brauchte nur noch warten bis der Abend heranrückte. Er betrachtete die Vogelscheuche sorgfältig. Auf einmal kam ihm eine Idee. Er zog die übergroßen Sachen der Vogelscheuche an, stellte sich auf das Gerüst und setzte den riesigen Kürbiskopf auf. In den Kürbis waren die Züge eines Gesichts geschnitzt.
So konnte er die Straße beobachten und bis zur Dunkelheit warten. Ihm wurde heiß. Die Hitze drückte auf seinen Körper und der Schweiß lief schon über seine Wangen. Er dachte an das Mädchen. Sonntag würde er es ihr sagen. „Ich liebe dich.“ würde er lächelnd sagen und nach dem Kino würden sie noch spazieren gehen. Er fühlte sich wohl bei diesem Gedanken, insgeheim froh über das was er getan hatte.
Die Sonne stand schon tief im Westen. Er entschloss sich noch ein Weilchen zu warten und dann loszugehen. Die Deutschen kehrten schon wieder in die Stadt zurück. Vergeblich haben sie nach ihm gesucht. Plötzlich hielt ein Motorrad mit Beiwagen am Rand des Maisfeldes. Die beiden Deutschen stiegen ab um zu urinieren. Der Beifahrer entdeckte die Vogelscheuche und wies mit dem Finger auf sie. Die Männer waren nicht weit entfernt und er konnte jedes Wort hören.
„Wetten, dass du es mit vier Schüssen nicht schaffst den Kopf der Vogelscheuche zu treffen.“
„Doch!“ wiedersprach der zweite und zog seinen Revolver. Der erste Schuss ging daneben.
Er konnte hören wie die Kugel die Blätter der Maispflanzen streifte. Die zweite Kugel flog durchs Feld. Seinen Körper durchströmte eine große Wärme. Darauf hin spürte er noch zweimal die gleiche Wärme und fiel von der Stange. Er spürte etwas flüssiges über sich und neben sich laufen. Das Motorrad war schon längst weitergefahren. Er grub die Hände in die Erde. Dann ließen sie locker und regten sich nicht mehr. Der Wind trug die Erde unter seinen Händen fort. Man hörte nichts mehr.

 

Hi, planet und willkommen auf kg.de!
Wahrscheinlich hast Du den Film auch gesehen, beim gleichnamigen Titel "Die Brücke" denkt man sofort an den Zweiten Weltkrieg. Insofern ein treffender Titel.
Zum Inhalt: Die Atmosphäre der Geschichte gefällt mir ziemlich gut; für den kurzen Text und ohne viel Worte entsteht ein lauer Sommerabend, unheilverkündend und irgendwie endgültig. Um es vorwegzunehmen: das ist auch der größte Nachteil - man weiß schon nach den ersten paar Sätzen, daß er nicht zurückkommen wird und wartet eben nur noch darauf. Da rettet auch die (wirklich einfallsreiche) Idee mit der Vogelscheuche nicht wirklich. Zudem kommt mir sein Tun an der Stelle eh etwas 'seltsam' vor; ich denke, den Überblick über die Straße bekommt man auch, wenn man ab und an den Kopf leicht aus dem Feld hebt. Zudem ist es sicherlich ziemlich anstrengend, über längere Zeit still wie eine Vogelscheuche zus stehen. Und am Ende bin ich mir sicher, daß ich und auch jeder andere nicht weiter still bleiben würde, wenn man Zielschießen auf meinen Kopf veranstalten würde. Da reagiert man sicherlich instinktiv anders. Deswegen wird der letzte Part stellenweise etwas unglaubwürdig, was schade ist, weil Atmosphäre und Charaktere wirklich lebendig sind.
Zum Beispiel gefällt mir der Schlussabsatz ziemlich gut.

Hier noch eins, zwei Sachen, die mir im Text aufgefallen sind:

drängte ihn zum gehen
In dem Fall ist 'Gehen' ein Nomen, also groß.

Wiso schießen sie mit einem Mal auf ihn? Er hatte die Mine doch noch gar nicht rausgeholt.

Er stieg vom Rad und warf es an den Rand. Er sprang über die Steine als er immer dichtere Schüsse hinter sich spürte. Er kletterte unter den Pfeiler und befestigte die Mine an der vorhergesehenen Stelle. Er löste die Zündung und sprang über die Steine zurück. Er lief am Fluss entlang in den Kanal. Es stank fürchterlich. Er glaubte keine Luft mehr zu bekommen.
Hier kommt zuviel "er...tut dies...tut das..." am Satzanfang vor. Vielleicht sollstest Du ihm doch einen Namen geben, um das zu umgehen. Geht aber auch anders (z.B. Kommasätze, ist ja eh eine ziemlich schnelle Szene, gewinnt dann noch an Eindringlichkeit). Hinter dem 'glaubte' kommt ein Komma.
Das surren der Motorräder verstummte
'Surren' wird hier auch groß geschrieben.

In dieser Szene fehlt mir auch der Knall der Explosion etwas. Ich meine, der muss doch die Szene bestimmen.

Er sprang über die Steine... Er löste die Zündung und sprang über die Steine zurück.
Hier finde ich Deine Fluchtwegbeschreibung etwas unklar: wenn er wieder über die Steine zurückspringt, dann ist er doch wieder auf der Brücke, oder? Wie kann er dann am Fluß entlang rennen?

Fazit: Atmosphäre, Charakter gefallen mir, die Story ist mir an ein, zwei Stellen etwas zu unlogisch.

Gruß, baddax

 

Hi baddax!
Nochmals danke für deine Tips.Es klingt natürlich geil wie DU das schreibst! Nur ist mein Text nicht mit einer so treffenden Wortwahl geschrieben. Es würde nicht passen.. trotzdem danke für die Hilfe :D
Ich habe einiges geändert.. ich hoffe es klingt jetzt nicht mehr sooooo schlimm!
CU

P.S.: Was studierst du denn?

 

War nur ne Idee, wie man die "er..." umgehen kann; bin in meinen Jargon
verfallen... :rolleyes:

Hmmm, was hast Du denn konkret verändert? Vielleicht liegt es daran, daß es schon so spät ist, aber ich seh's gerade nicht...

...und wieso denkst Du, ich studiere? :confused:

Grüße und gute Nacht, baddax

 

Hi du!
Also ich hab nur ein bissl mit den "er.." gemacht.. scheint ja net zu reichen, wenns net auffällt :(
Dein Jargon ist doch supi! Nur wie gesagt..

Wegen dem studieren: hab mich wohl im Profil geirrt..muss jemand andres gewesen sein :rolleyes:

Was machst du denn? Wie alt bistn? Wenn nicht hier direkt sagen willst: kennst ja meine e-mail addy ! ;)

CU

 

Hmmm...mit dem "er..." warten wir mal, bis jemand anders ne Kritik schreibt. Vielleicht ist es ja auch nur ein Flash meinerseits. ;)
Ich bin 23 und gerade in der Ausbildung zum "staatlich geprüften Informatikassistenten, Fachrichtung Multimedia", Ende zweites Semester von vieren.
Und Du?

Gruß, baddax

 

Hi
Also.. ich kann leider nicht mit einer sooo ausführlichen Tätigkeitsbeschreibung dienen..*gg*
Ich bin bald sweet 16 und bin in der 10. Klasse Gymnasium.
Sieht zZ net so aus, als wolle sich noch jemand äußern.. :(
Naja ich muss es eh morgen abgeben..
Ich hab ne KG von dir gelesen.. übelst cool, hab aber den Titel vergessen. :rolleyes: Irgendwas mit nem Monster am Ende, was viele kritisiert haben.. ich fand sie trotzdem schön.

CU

 

Schreibst Du jetzt nur für die Schule oder entwickelt sich da was? Ich meine, das kann doch nicht nur bei einer Geschichte bleiben, oder? :)
Tja, bis morgen wird's vielleicht eng, aber irgendwann kommt immer ne Kritik...
...danke für's Lob!

Gute Nacht,

baddax

 

Hi baddax!
Mhm.. also ich glaub es bleibt bei dieser einen story für die Schule! Ich finde nicht, dass ich so ein guter Schreiberling bin.. und es hat mich ganz schön viel Zeit gekostet.. :rolleyes:
Aber vielleicht überfällt mich ja mal wieder die Schreibwut..*gg*
Bis dahin les ich lieber hier ein Paar KGs und lern was dazu.. ;)

CU

 

uuuuuuups.. ich mein, ich finde, dass ich NICHT so ein guter Schreiberling bin..

Na, da ham mers wieder..*fg*

CU

 

Ausserdem...wer mag von sich behaupten, ein guter Schreiberling zu sein. Solange Du Spaß hast und Ideen kommen, tu's doch einfach!

Gruß

 

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