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Die Bosnier

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17.09.2012
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Die Bosnier

In einem abgelegenen, vernebelten Tal nördlich von Sarajevo, da lebte eine kleine, friedliche Gemeinschaft von Bauern. Eines Tages bei der Feldarbeit, warf der Bauer, der bekannt war für seine massigen Kartoffeln und die parallel geordneten Felder, dessen Ränder er mit Plastikabfällen abzustecken pflegte, seinen Feldhacke zur Seite und kündigte an, er habe es satt so zu leben und früher war doch sowieso alles besser. Aber was hätte er denn, fragten ihn seine Bauernfreunde. Früher waren doch nur Diktaturen und Kriege, die Hungersnot und Arbeitslosigkeit. Hier im ruhigen Tälchen, da hätten sie doch ihr eigenes Land und sie hätten Arbeit und Ruhe. Nein, meinte der erste Bauer, früher wusste man woran man war und wer man war und jetzt herrsche absolutes Chaos und Geld sei das Einzige, das den Takt angäbe. Und das alles sei die Schuld von den Nachbarn, die sich die guten Stücke vom Land geschnappt hätten, als das Grossreich den Bach runter ging. Vor allem Serbien sei doch an allem Schuld und eigentlich hätte Bosnien doch alles Recht, dieses Stückchen Land zu annektieren. Da warfen die anderen Bauern ihr Feldgerät zur Seite und sie entschlossen sich nach Serbien zu ziehen und das Land für Bosnien zu erobern.
Und so zog das ganze Gesindel ins Dorf. Von der Aufregung gepackt, bereiteten die Frauen der Bauern Ersatzunterwäsche, Rasierzeug, Badeschlappen und Picknick für ihre entschlossenen Männer. Mit Taschenbroten und Fleisch für den Grill ausgerüstet und mit Rechen und Mistgabeln bewaffnet, zog die ganze Meute unter Jubelgeschrei der Jungen und dem Geheul der Ehefrauen aus dem Dorfe.
Sie zogen von Dorf zu Dorf, wo sie für ihren heldenhaften Entschluss gelobt und mit Nahrungsmitteln und Betten für die Nacht versorgt wurden, und erreichten nur wenige Grillabende später die Grenze zu Serbien.
Der Grenzwächter liess das Männerrudel auf sich zukommen und verlangte die Pässe. Pässe, sagten die Bauern, davon hätten sie keine, doch das sei gar nicht nötig, denn sie kämen, um das Nachbarland zu annektieren; das sei eine kriegerische Handlung und von Pässen kann da keine Rede sein. Der Grenzwächter sagte nachdenklich, dass er sich mit den Vorschriften in einem solchen Fall zu wenig auskennen würde; er müsste dazu seinen Vorgesetzten befragen, wenn die Herren so gut wären und hier warten würden. Als er dann aber mit dem aufgebrachten Vorgesetzten wieder erschien, waren die guten Herren verschwunden. Nichtsdestotrotz hatten sie Spuren der Verwüstung hinterlassen; einen Müllcontainer umgekippt und eine Absperrschranke verbogen.
Die Bauern zogen alsdann munter weiter. Auch in Serbien gingen sie von Dorf zu Dorf und auch hier waren die Leute ihnen freundlich gestimmt. Denn wie lange war es her, dass solch ein lustiges Völkchen vorbeizog und behauptete, sie seien hier, um das Land zu erobern. Man liess sie gewähren und verpflegte sie mit Nahrungsmitteln, wobei die Bosnier diese stur als konfiszierte Güter bezeichneten.
Und so erreichten die Invasoren Belgrad und fanden dann auch nach mehrmaligem Fragen das Regierungsgebäude. Als sie das Gebäude erstürmen wollten, wurden sie von Sicherheitskräften gestoppt, die ihnen sogleich erklärten, dass das nicht der Besuchereingang sei. Die Bosnier erklärten, sie seien eigentlich Eroberer und seien hier, um Serbien zu annektieren. Da müssten sie trotzdem den Besuchereingang benutzen, erklärten die Sicherheitsangestellten freundlich, und das Feldgerät kann draussen bleiben, denn Gras oder Vieh gäbe es keines im Gebäude, zumindest nicht solches, das solches Werkzeug erfordern würde.
Ohne Waffen schliesslich, gelangten die Bosnier in das Regierungsgebäude, bestaunten die verzierten Säulen und Decken und drängten dann alle in das Büro des Präsidenten, nachdem die staunende Wache überwältigt wurde.
Die Invasoren erklärten dem aufgebrachten Präsident, dass sie hier seien, um Serbien für Bosnien zu annektieren. Eigentlich sei es ja schon so gut wie annektiert, nun müsste er, der Präsident, als Repräsentant des Landes, ein Kapitulationsschreiben verfassen. Völlig bleich im Gesicht verstand der Präsident nicht was vor sich ging und fragte, wie die Leute es überhaupt bis hierher geschafft hätten. Hätte sie denn niemand aufgehalten? Es hätte ja gar keinen Widerstand gegeben, erklärten die Bauern. Sie hätten überall Unterstützung erhalten und Belgrad war sowieso wie von selbst in ihre Hände gefallen.
Erschrocken über das gehörte meinte der Präsident, die Amerikaner hätten das sicher alles eingefädelt, dabei hatte er doch immer brav ihre Abkommen unterzeichnet. Da meinten die Bosnier, die Amerikaner hätten damit nichts zu tun, aber die seien dann vielleicht die Nächsten an der Reihe. Mit zitternden Händen schliesslich, verfasste der Präsident einen Kapitulationsbrief. Auf sein Geheiss hin wurden die Medien benachrichtigt und das Parlament herbeigerufen. Die Bosnier verkündeten sogleich, dass Serbien nun offiziell von Bosnien annektiert wäre. Die Parlamentarier wurden im Regierungsgebäude eingeschlossen, um ohne äussere Störungen Politik machen zu können und das Land nach dem Willen der Invasoren zu ordnen, denn die Bauern meinten, das sei bei ihrem Vieh auch so und wenn man die Tiere nicht einschliesst, dann laufen die dauern auseinander und würden nur kleine Grüppchen bilden und nie zusammen eine Entscheidung treffen.
Fremde Regierungen wurden misstrauisch und brachten die Telefonleitungen zum Glühen. Die NATO schaltete sich alsbald ein und drohte Bosnien und Herzegowina mit Sanktionen, sollte das Land die Invasion des Nachbars nicht rückgängig machen wollen. Vergeblich rechtfertigte sich die Regierung in Sarajevo, sie wüsste doch von gar keiner Invasion und das sei doch alles ein riesiges Missverständnis, wenn nicht ein alberner Bubenstreich. Internationale Medien fingen die letztere Bezeichnung mit Freude auf und verbreiteten sie über den Globus, bis es schliesslich hiess, Bosnien und Herzegowina mache sich über die internationale Gemeinschaft lustig und könne so ungestraft fremde Länder annektieren. Das sei ja schlimmer als Russland, hiess es und sollte doch auf keinen Fall akzeptiert werden.
Unterdessen versuchte das Bauerngesindel in Belgrad ihre Ordnung herzustellen und diskutierte im Parlament über die Zukunft des Landes. Republik Srbija könnte das Land auf keinen Fall mehr heissen, denn das sei viel zu ähnlich mit Republik Srpska, der nördlichen Entität von Bosnien und Herzegowina. Man einigte sich schliesslich Serbien zu einem Kanton der Republik Srpska zu machen, dem Kanton Srbija. Das sei doch verständlich und logisch und würde so den nationalen Richtlinien des Dayton-Abkommens nicht widersprechen.
Und während die ersten Bomben der NATO auf Sarajevo herabregneten und Wohn- und Bauernhäuser von Geschossen aus abgereichertem Uran durchsiebt wurden, verfassten die Bosnier in Belgrad, mit der Hilfe von serbischen Schreibern und mit Einverständnis der hungernder Parlamentarier, eine Kantonsverfassung für das eroberte Gebiet. Die Tore des Regierungsgebäudes wurden geöffnet und die Bosnier entschlossen sich, nach Hause zu ziehen, denn ihr Ziel sei ja schliesslich erreicht und das Leben sollte sich nun einfacher leben lassen und ausserdem ging den meisten schon die frische Unterwäsche aus.
Mut Jubel und Fanfaren, die angeblich die bosnische Nationalhymne darstellten, zog das stolze Bauerngesindel in ihre Heimat zurück.

 

Hallo kvgunten

Da der Text bis anhin unkommentiert blieb, las ich die Geschichte. Der Titel war mir dabei kein Lockvogel. „Baueraufstand“ oder dergleichen würde Dir da wohl eher ein Türöffner für potentielle Leser einer solchen Geschichte sein.

Was sich mir bot, erwies sich dann als Parodie, ein Schwank ohne grundlegend ernsthafte Züge. Ehrlich gesagt kam es mir nicht besonders unterhaltend vor, doch bin ich auch kein ambitionierter Leser solcher Geschichten.

Die Handlung ist für mein Empfinden schwach, und da es auch fern von real möglichen Gegebenheiten abspielt, im Zuge der Länge eher lähmend. Wäre das Ganze vor einem realistischen Hintergrund aufgebaut, die kulturellen Feinheiten der neuen Staaten ernsthaft berücksichtigend, hätte ein Rahmen gesteckt sein können, der eine Köpenickiade der Bauern glaubhafter erschienen liesse. So sehe ich da mehr den Versuch eines simplen Schwanks.

Sicher finden sich aber noch begeisterte Leser dieses Genres. ;)

das Feldgerät kann draussen bleiben, denn Grass oder Vieh gäbe es keines im Gebäude, zumindest nicht solches, das solches Werkzeug erfordern würde.

Gras

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon

Danke fuer deinen Kommentar. Die Geschichte hat tatsaechlich wenig Reales an sich. Die Vorstellung, dass sich Bauern fuer einen solchen Krieg entscheiden wuerden fand ich derart absurd, dass ich es aufschreiben wollte. Ich wusste ueberhaupt nicht, was dabei entstehen wuerde. Nichts Gutes, wie man sieht.

Gruss!

 

Hallo Kvgunten,

das sieht wiedermal nach so einem Schnellschuß aus wie deine letzten Geschichten. Ich kritisiere hier gar nicht so das Thema, das finde ich sogar lustig. Vielmehr kritisiere ich, dass du aus den letzten Kritiken nichts gelernt hast. Auch in diesem Text finden sich jede Menge Rechtschreibfehler.

Der Grenzwächter liess das Männerrudel auf sich zukommen und verlagte die Pässe
wie du hier sehen kannst.

Du solltest dir echt Zeit lassen bevor du einen Text hochlädst. Schreib deinen Text und warte zwei, drei oder mehr Tage. So, dass du genug Distanz gewinnst von deiner ersten Idee. Danach erneut lesen und korrigieren. Das kannst du gern einige mal wiederholen. Besser ein gut überlegter Text pro Monat als zwei grässliche Texte pro Tag. Um gute Geschichten aus der Hüfte zu schießen braucht es schon einen Profi und das sind wir beide sicher nicht.
Du kannst auch sehr viel lernen wenn du die Texte anderer liest und versuchst Kritiken zu schreiben.

also, weitermachen aber runter vom Gas :-)

BRM

 

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