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Serie Die Blaue Feste: Der Wald

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16.03.2003
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Die Blaue Feste: Der Wald

Der Wald

Elavi stieg von ihrem Motorrad, die Elfe nahm den Helm ab und strich sich ihr langes blondes Haar zurecht. "Was macht Kanri in diesem abgelegenen Dorf?," fragte sich die Heilerin, "das sie sich nur für die Handvoll Häuser ein paar Tage freigenommen hat, kann ich nicht glauben."
"Guten tag," wurde sie unerwartet begrüßt. "Fremde verirren sich selten hierher," stellte der Dorfbewohner fest, "aber sie sind diese Woche schon die zweite."
"Wer ist denn vor mir gekommen?," fragte Elavi nach, "eine Kotazzii mit weißem Fell und einem schwarzem Dreieck auf dem Kopf?"
"Ja genau, kennen Sie sie?"
"Ja, sie war meine Ausbilderin. Können sie mir sagen, wo sie ist?"
"Ihre Ausbilderin? Sie scheint verrückt zu sein, sie ist in den alten Wald gegangen. Niemand geht freiwillig in den alten Wald."
"Wo ist der Wald? Ich hab eine dringende Botschaft für sie."
"Etwa zwei Meilen diese Straße entlang, kaum zu verfehlen. Aber gehen sie nicht dahin. Die wenigen die von dort zurück kamen haben den Rest ihres Lebens in einer Nervenklinik verbracht."
Die Elfe lächelte den Dorfbewohner an. "Ich bin eine Kriegerin der Blauen Feste," sagte sie, "Aberglauben und Geistergeschichten schrecken mich nicht ab."
"Das ist kein Aberglaube," warnte sie der Mann, "auf dem Wald liegt ein Fluch aus dem Dunklen Jahrhundert."
Elavi schwang sich wieder aufs Motorrad und fuhr los. Unterwegs dachte sie nach. 'Wenn es tatsächlich ein Fluch aus dem Dunklen Jahrhundert ist muss es sehr mächtig sein, das er nach über fünfzehn Jahrhunderten immer noch wirksam ist. Kanri hat mir nur sehr wenig darüber erzählt, aber damals müssen viele Zauber entwickelt und angewendet worden sein, die heute verboten sind.
Einen dieser Zauber hat sie mir trotzdem beigebracht. Sie sagte mir damals, das währe einer der harmlosen verbotenen Zauber. Wenn ich an die Wirkung denke, wie sind dann die anderen Zauber?'
Elavi lief ein Schauer über den Rücken. Sie hatte den Zauber bisher ein einziges Mal angewendet. Damals hatte man sie in ihrem Haus überfallen und versucht sie zu vergewaltigen. Sie hatte mit der Magie jeden Knochen der Angreifer regelrecht zertrümmert.
Bevor sie weiter grübeln konnte, hatte die Elfe schon den Eingang zum Wald erreicht. Die Bäume standen sehr dicht beieinander, wodurch der Wald sehr dunkel wirkte. Doch es gab einen breiten Pfad, der in den Wald führte. An dem Pfad parkte ein Kleinwagen.
Elavi sah sich das Nummernschild an, es war eindeutig ein Auto aus dem Fuhrpark der Blauen Feste. "Sie ist also wirklich hier."
Die Elfe stellte das Motorrad neben dem Wagen ab. "Der Wald hat wirklich etwas bedrohliches." Sie konzentrierte sich kurz. "Seltsam, in dem Wald scheinen nicht einmal Tiere zu sein," wunderte sie sich.
Elavi betrat den Pfad, schon nach wenigen Schritten bekam sie eine Gänsehaut. Der Wald hatte eine Aura aus Trauer, Wut und Hass. "Hier muss etwas Schreckliches passiert sein," stellte die Heilerin fest. "Das sind Totenseelen. Hunderte, nein Tausende."
Trotz des breiten Weges kam sie nur langsam voran. Es war, als würde sie durch einen zähen Sumpf waten. Sie konnte die negativen Gefühle, die ihr entgegenschlugen, fast körperlich spüren. "Sie schreien, toben, jammern und verfluchen mich. Ich muss mich konzentrieren, darf mich nicht hingeben, sonst komm ich hier nicht mehr heil raus. Soll ich umkehren? Nein, Kanri braucht vielleicht meine Hilfe. Ich muss sie finden."
Je weiter sie ging, um so stärker wurde der Druck auf sie. Es war wie in einem Albtraum, wo man trotz verzweifelter Anstrengung kaum von der Stelle kam.
Mitten auf dem Weg lag ein Skelett in altmodischer Kleidung. "Scheint als hätte ich einen der Verschollenen gefunden."
Die Elfe wusste nicht, wie weit sie inzwischen in den Wald eingedrungen war. Der Druck durch die Toten war nun so stark, das sie Kopfschmerzen bekam.
"Was ist hier passiert?," überlegte sie, "fand hier eine der Schlachten der Magierkriege statt?"
Elavi lief wieder ein Schauer über den Rücken. Es hieß, das damals auch Dämonen beschworen worden waren, die dann ganze Armeen vernichtet hatten. Und es war einfacher Dämonen zu beschwören, als sie wieder in ihre Dimension zu schicken. Ob hier noch einer sein Unwesen trieb? Das würde einiges erklären.
Die Elfe biss die Zähne zusammen, sie atmete schwer. "Lange kann ich dem Druck nicht mehr standhalten. Kanri ist älter und mächtiger wie ich, aber auch sie hat ihre Grenzen. Wo bist du, und warum bist du hier. Man muss schon verrückt sein, um hier freiwillig reinzugehn," sie lachte einmal kurz, "ich bin dann wohl auch verrückt."
Elavi stolperte, einen Sturz konnte sie nur knapp verhindern. Sie hockte sich hin, um sich das worüber sie fast gefallen wäre, näher anzusehen. Nach kurzem Wischen kam unter dem Moos Holz zum Vorschein, es war eindeutig bearbeitet.
"Eine Eisenbahnschwelle?," wunderte sich die Elfe. "Stimmt ja. Damals soll die Welt ungefähr den technischen Stand wie vor siebzig, achtzig Jahren gehabt haben. Bis der 'Göttersturm' alles verwüstet hat. Viel mehr wie den Namen weis ich darüber nicht."
Sie ging weiter. Plötzlich stand sie auf einer Lichtung. Wie sie mit einen Blick feststellte, konnte die Lichtung unmöglich einen natürlichen Ursprung haben. Die Bäume umsäumten den Platz in einer graden Reihe, wie mit dem Lineal gezogen. Sie umschlossen ein Fläche von ungefähr dreihundert mal fünfhundert Metern. Elavi stand zwischen etwas, das sie für Rest von Torpfosten hielt. Auf der Lichtung standen etliche Mauerreste. Einige kaum mehr als eine Ziegelreihe hoch, andere ungefähr Kniehoch.
In der Ruine war Kanri. Die Katzenfrau kniete in der Mitte des Platzes, sie schien zu Beten. Die Unsterbliche war von Nebelschwaden umgeben.
Elavi sah genauer hin. Nein das waren keine Nebelschwaden. Die Kotazzii war von Geistern umgeben, die sie umkreisten und immer wieder auf sie hinabstießen.
"Das müssen die Leute sein, die hier gestorben sind," ging es der Elfe durch den Kopf.
Zwei Geister lösten sich aus dem Schwarm und verschwanden in den blauen Himmel. Kanri stand auf, leicht schwankend kam sie auf Elavi zu. "Was machst du hier?," fragte sie ihre Adoptivtochter.
Die Elfe wollte antworten, doch die Katzenfrau hielt ihr zwei Finger vor dem Mund. "Später, lass uns erst diesen Ort verlassen."
Schweigend gingen die beiden Frauen den Weg aus dem seltsamen Wald hinaus. Als sie den Waldrand erreichten dämmerte schon der Abend. Kanri öffnete die Wagentür. "Lass uns ins Dorf zurückfahren," sagte sie, "ich hab dort für heute Nacht ein Zimmer gemietet. Außerdem will ich nicht, das uns die Leute noch als vermisst melden."
Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Kurz darauf saßen die Beiden bei einer Flasche Wein in dem Fremdenzimmer. Kanri stopfte sich eine Pfeife.
"Was gibt es so wichtiges, das du mir in den Wald gefolgt bist?," erkundigte sich die Katzenfrau.
"Ich hab eine Botschaft vom Leiter der Blauen Feste für dich," mit diesen Worten übergab Elavi ihrer Ausbilderin einen versiegelten Umschlag. "Er sagte mir, ich soll ihn dir unter allen Umständen so schnell wie möglich geben."
"Was will Azatis so dringendes von mir?" Kanri brach das Siegel. Sie las den Brief. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. "Du alter Trottel," sagte sie, "du hast mir schon so oft gesagt, das ich das Lager den Profis überlassen soll. Und ich hab dir immer wieder gesagt, das ich es selber machen will, schließlich ist es ja meine Schuld. Es ist meine Art Buße zu tun."
Die Katzenfrau nahm einen tiefen Zug aus der Pfeife, dann trank sie einen Schluck Wein. "Ahnst du was es mit dem Wald auf sich hat?," fragte sie Elavi.
"Dort muss etwas Schreckliches passiert sein," antwortete die Elfe, "es ist ein Relikt aus den Magierkriegen."
"Nicht aus dem Magierkrieg," korrigierte Kanri, "es ist eine Ruine aus dem Dunklen Jahrhundert. Aber ganz Unrecht hast du ja nicht. Der Magierkrieg war der Höhepunkt und das Ende des Dunklen Jahrhunderts." Seufzend stieß die Unsterbliche etwas Rauch aus.
"Der Wald, genauer die Lichtung, das sind die Ruinen von Ausitz. Dort habe ich damals meine Experimente gemacht. Man nannte mich 'Die Schlächterin', ein passender Name. Ich habe ohne Betäubung operiert und lebende seziert. Die meisten heutigen Ärzte und Heiler ahnen es nicht einmal, aber viele meiner damaligen Forschungsergebnisse haben auch heute noch Gültigkeit und werden angewendet.
Menschen, Elfen, Kotazzii, Trolle, Orks, Orger, Zwerge, Harpyien, sogar Elben. Damals hat es mir nichts ausgemacht sie leiden zu sehn, ich hab es sogar genossen. Meine Aufzeichnungen von damals liegen in den Archiven der Blauen Feste. Die Geister der Ermordeten machen den Wald zu dem verfluchten Ort, der er seit damals ist.
Ich komme einmal im Jahr her, um die Toten um Verzeihung zu bitten. Es sind so viele. Auch wenn jedes Jahr ein oder zwei ihren Groll ablegen und ins Jenseits gehen, wird es noch sehr lange dauern, bis ich den Ort gereinigt habe."
Tränen liefen über die Wangen der Katzenfrau.

 

Hallo Shinji-Chibi,

spielst du mit der Lichtung auf der Kanri betet auf ein KZ aus dem 3. Reich an? Das liest sich so, vor allem wenn man erfährt was Kanri dort gemacht hat.

Am Anfang hat Elavi Probleme durch den Wald zu gehen. Kurz nachdem sie das Skelett passiert hat stolpert sie und bricht fast zusammen unter dem Druck der Geister. Aber dann, nichts mehr. Sie hat keine Probleme mehr damit.
Selbst wenn du es nicht mehr erwähnst, hatte ich irgendwie erwartet, dass du Elavi aufatmen lässt wenn sie aus dem Wald heraus kommt.

Ich hab auch die Handlung vermisst. Elavi geht Kanri suchen um ihr einen Brief zu überreichen. Kanri erzählt ihr im Gasthaus was sie vor Jahren in dem Wald gemacht hat. Und dann, ende. Keine Handlung. Das liest sich für mich wie eine Einleitung, die mir eine spannende Geschichte verspricht. Und dann der Schluss. Der Hauptteil fehlt.

Mit freundlichem Gruß
DracheBarbara

 

Hi Barbara,

die Geschichte ist nicht grade meine beste.
Es stimmt, ich hab dabei an das dritte Reich und die KZs gedacht. Kanri hat sich dort etwa so aufgeführt wie Mengele.
Ich sollte es wirklich noch einbauen, das der Druck verschwindet, als die beiden den Wald verlassen.
Noch bin ich mir nicht schlüssig, ob ich diese Geschichte mit einer anderen aus der Serie zusammenlegen soll.

Gruß
Shinji

 

Hallo Shinji,

ich sehe gleich mehrere Probleme in der Geschichte:

Zunächst ist da Dein oftmals etwas gehetzter Stil, der hier besonders deutlich hervortritt. Z.B. spricht Elavi zu Beginn mit "einem Dorfbewohner". Diese Szene kann ich mir nicht vorstellen, weil der Dorfbewohner nicht plastisch wird, er hat weder Gestik noch Mimik, kein Aussehen usw. Derartige Lücken finden sich hier und da im Text.

Du wechselst von einem inneren (Gedanken-)Monolog zu einem äußeren, einem Selbstgespräch. Das kommt mir seltsam vor. Läuft Elavi wirklich vor sich hinmurmelnd durch den Wald? Außerdem würde ich ungefähr die Hälfte dieses Monologs durch andere Formen, wie z.B. erlebte Rede ersetzen. Soviel ausformulierte Gedanken sind sonst etwas unplausibel.

Die Benennung "Ausitz" ist ein Holzhammer. Der Leser versteht die Anspielung auch so, und wenn nicht (weil er vielleicht kein Deutscher ist) wirkt die Geschichte auch so. Es ist nicht notwendig, den Leser hier mit Gewalt auf die Parallele zu stoßen.

Überarbeite die Zeichensetzung unbedingt, insbesondere in der wörtlichen Rede. Die ist durchgehend falsch.

Was hat Kanris Wandlung bewirkt? Sie gibt zu "es sogar genossen zu haben", gibt aber keinen Hinweis darauf, was ihre Umkehr bewirkt hat. Das scheint mir ein bisschen schnell, weil sie einerseits ihrer Schülerin beichtet, andererseits diesen eigentlich wichtigsten Punkt völlig außen vor lässt.

Abgesehen davon hat mir die Geschichte gut gefallen. Wenn Du sie überarbeitest oder neu schreibst kann noch einiges daraus werden. Die Welt der blauen Feste finde ich übrigens super, vor allem, weil Du Dich nicht bemühst, eine krampfige Pseudoverbindung zu unserer Welt (wie in Shadowrun) zu ziehen, sondern einfach eine Fantasy-Welt mit modernen Elementen für sich stehen lässt. Ich denke, aus dieser Spannung kannst Du noch eine Menge interessante Konflikte ziehen.

Grüße,
Naut

 

Hi Naut,

das ich speziell an dieser Geschichte noch was mache glaub ich zur Zeit nicht.
Aber zu dem 'Dunklen Jahrhundert' kommt bestimmt noch was. Vielleicht auch die Erklärung, wie Kanri wieder 'gut' wurde.

Eine Fantasywelt mit moderner Technik auszustatten war vor einigen ein spontaner Einfall von mir. Meine erste Geschichte zur Blauen Feste spielte noch in einer klassischen Welt. In dem angefangenen Roman hab ich eingebaut, das es für die Krieger die möglichkeit gibt unsterblich zu werden.
Dann kam der Gedanke, warum soll sich die Technik in dieser Welt nicht auch im lauf der Zeit ändern. Von da war es zur jetzigen Kombination nicht mehr weit.

Gruß
Shinji

 

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