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Die Begegnung

osh

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19.08.2013
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Die Begegnung

Die beiden Männer lagen in einer Senke des Waldbodens.
»Was ist das?«flüsterte Gendo. Der Fährtensucher drehte statt einer Antwort lediglich seinen Kopf langsam zu ihm herum. Ihre Augen trafen sich und sein Wegbegleiter schüttelte mit so kleinen und vorsichtigen Bewegungen seinen Kopf, daß Gendo sie kaum wahrnehmen konnte. Dennoch verstand er. Keine Worte. Keine Bewegungen. Nicht atmen. Mit dem Boden verschmelzen. Gar nicht hier sein. Gendo wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als Letzteres.
Das, was er nicht benennen konnte, war näher an ihr Versteck heran gekommen. Gendo konnte zwischen den Ästen des Strauches die Beine des Wesens sehen. Sie hatten in ihrer Anatomie eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den Gliedern eines Menschen, waren dabei jedoch mit einer steingrauen, von blauen Linien durchzogenen Haut bedeckt. Es ging ein Geruch von dem Wesen aus, welcher Gendo an den Kadaver eines Wildschweines erinnerte, den er vor zwei Jahren im Sommer am Fuße des Steinbruches gefunden hatte. Die glänzenden Leiber der Fliegen hatten sich an jenem Nachmittag als surrende Wolke in die Lüfte erhoben, sobald sein Schatten auf den vom Verwesungsprozess grün und violett verfärbten Fleischberg gefallen war. Von Maden und Schimmel überzogen hatte der Geruch des aufgequollenen Körpers ihn wie ein Faustschlag getroffen und er hatte sich an Ort und Stelle übergeben müssen.
Auch jetzt spürte er Übelkeit in sich aufsteigen und sein Mund wurde unheilvoll trocken. Er schloss die Augen und beschwor sich selbst. Würde ihm jetzt sein Magen nicht gehorchen, wären sie zweifellos verloren. Der Fährtensucher lag nicht ohne triftigen Grund regungslos im feuchten Laub, dessen war er sich sicher.
Von allen Seiten hatte man ihm bestätigt, der Mann sei einer der Besten seiner Profession. Gendo fand sich in seiner Wahl in der Tat dann auch schon wenige Tage nach Beginn ihrer Reise bestätigt, als das Wolfsrudel immer engere Kreise um sie gezogen hatte. Sein Begleiter hatte minutenlang die Meute beobachtet, ohne auch nur mit einem Muskel zu zucken. Dann war er sich sicher gewesen, das Leittier ausgemacht zu haben. Mit zwei schnellen Schritten war er auf den Wolf zugetreten. Im nächsten Augenblick hatte er dem überraschten Tier mittels seiner Kampfaxt mit solch einer Geschwindigkeit den Schädel gespalten, dass Gendo erst verstanden hatte was geschehen war, als die übrigen Tiere wimmernd und kläffend das Weite gesucht hatten. Der Fährtensucher hatte unmittelbar darauf den Weg fortgesetzt, als sei nichts geschehen.

Obwohl das grauhäutige Wesen sich mittlerweile um einige Schritte zur rechten Seite bewegt hatte, verstärkte sich der Geruch nach verwesendem Fleisch plötzlich noch einmal. Gendo fühlte, wie ihm der Schweiss ausbrach. Der Wind musste gedreht haben.
Die Kreatur ging noch einen weiteren Schritt nach rechts und trat somit in einen Bereich, der von ihrem Versteck aus besser einsehbar war. Nur eine Handvoll dünne Äste verdeckten jetzt noch die Sicht. Gendo hob den Blick so weit es ihm möglich war ohne dabei eine verräterische Bewegung machen zu müssen. Als er den Kopf des Wesens sah, traf ihn der Schock wie ein Schlag. Seine Augen ruhten mit Entsetzen auf der Kreatur. Nur wenige Meter von ihm entfernt stand ein lebender Mirr’tarr.

Jene dämonenhaften Wesen hatten vor Jahrhunderten die nördlichen Wälder beherrscht, so erzählte manche Legende. Zu Beginn hatte man in ihnen lediglich eine Gruppe wilder Tiere vermutet und manch unglücklicher Söldner war angeheuert worden, um das vermeintliche Rudel zu erjagen. Erst, nachdem von einem Wilderer die Lichtung im Wald gefunden worden war, auf welcher abgerissene Menschenschädel als Trophäen zu Dutzenden aufgespießt in der Sonne verwest waren, hatte das Volk langsam begonnen zu verstehen, daß es zur Jagdbeute eines unbekannten Gegners geworden war. Von da an hatte Krieg geherrscht im Norden und die Menschen waren zu hunderten in den Schatten der Bäume gefallen. Ihren meist lautlos agierenden Jägern gegenüber hatten sie sich an Kraft und Schnelligkeit weit unterlegen gefunden.
Der Landesfürst Drugo war es schliesslich gewesen, der nach einer Trockenperiode von sieben Wochen ein ganzes Heer vor den Wäldern postiert und den Befehl dazu gegeben hatte, an allen zugänglichen Seiten das Feuer zu entzünden. Die Flammen hatten sich mit rasender Geschwindigkeit brüllend durch das trockene Holz gefressen. Gerade einmal zwei Duzend der Mirr’tarr hatten an jenem Tag dem Feuerring entkommen können und waren auf die freie Fläche der umgebenden Wiesen und Felder geflüchtet. Dort waren sie von zweihundert Bogenschützen und mehr als fünfhundert Lanzenträgern bereits erwartet worden. Seit jenem Tag, dem ersten Waldfiiretag, war nie wieder ein Mirr’tarr lebend gesichtet worden.

Bis heute.

Gendo sah die schwarzen Augen, wie sie die Umgebung absuchten. Das Gebiss trug Zähne die eines Wolfes ebenbürtig waren. Anstatt einer Nase klafften in dem Schädel an dieser Stelle lediglich zwei sichelförmige Löcher. Fransige Auswüchse seiner grauen Haut hingen an beiden Seiten seiner breiten, flachen Stirn herab. Wie die Beine, so war auch der Rest des Körpers dem eines Menschen ähnlich, wenn auch fast doppelt so groß und wohl zweihundert Kilo schwer. Prüfend und witternd sog der Mirr’tarr die Luft ein. In Gendo wurde das Verlangen zu schreien fast übermächtig. Die Angst machte seinen Körper bis in die letzte Faser starr, er hätte keinen Schritt fliehen können. Jeder Laut, den er von sich geben würde, wäre sein Todesurteil. Dennoch hätte er jetzt nichts lieber gemacht, als zu schreien. Zu schreien, bis keine Luft mehr in seinen Lungen gewesen wäre.
Der Mirr’tarr schien etwas zu bemerken. Noch einmal sog er witternd die Luft ein und drehte dabei seinen massigen Kopf hin und her. Er schien die Richtung bestimmen zu wollen, aus der die Witterung kam. Dann hörte Gendo den Dämon einen kehligen Laut ausstossen. Und obwohl er niemals zuvor ein solches Wesen gehört hatte, erkannte Gendo sofort den groben Sinn des Lautes. Der Mirr’tarr hatte eine Frage gestellt.
So bedrohlich dies war - es wurde für Gendo sogleich noch bei weitem an Schrecken übertroffen.
Denn der Dämon erhielt eine Antwort.
Und wenn seine Ohren ihm nicht einen perfiden Streich spielten, dann stand das, was Antwort gab, unmittelbar neben ihnen.
Die augenblicklich einsetzende blinde Panik raubte ihm den Atem. Beweg dich! brüllte er innerlich seinem eigenen Kopf zu. Dreh dich! Sieh hin! Dreh deinen Kopf! Schnell! Dreh deinen Kopf! Dreh deinen Kopf! Doch die Angst hatte seinen ganzen Körper in eine eiserne Starre fallen lassen, die ihm jede Bewegung unmöglich machte. Sein Gesichtsfeld zog sich zusammen, sein Augenlicht begann bedrohlich zu flackern. Er stand kurz davor, die Besinnung zu verlieren. Und noch immer atmete er die nach Fäulnis und Verwesung stinkende Luft ein. Jetzt wurde ihm auch schlagartig klar, warum der Geruch so plötzlich stärker geworden war. Sie hatten unbemerkt Besuch bekommen.
Er vernahm ein schmatzendes Geräusch von seinem Wegbegleiter. Das weckte in ihm augenblicklich die Erinnerung daran, daß er sich nicht alleine in dieser Situation befand. Und nicht nur das. Sein Begleiter war ein erfahrener Kämpfer. An diesen letzten Funken der Hoffnung klammernd konnte er die Muskeln seines Nacken so weit lösen, daß es ihm möglich wurde, den Kopf langsam zu seinem Gefährten zu drehen. Dessen Augen starrten ihn an. Sein Mund war in einem Ausdruck ungläubigem Erstaunens halb geöffnet und in seinem Hinterkopf steckte eine armdicke, hölzerne Lanze. Gendo blinzelte. Etwas ganz Wesentliches stimmte nicht an diesem Bild, doch sein Geist weigerte sich es anzunehmen. Was stimmte nicht mit dem Fährtensucher? Wie konnte er jetzt schlafen? Mussten sie nicht weitergehen? Es würde bald dunkel werden und das nächste Dorf war noch weit.
Der Mirr’tarr zog ohne Hast die Lanze aus dem Kopf des Fährtenlesers. Emotionslos beobachtete Gendo sich selbst dabei, wie er den Kopf weiter drehte und anhob, um den Dämon zu betrachten. Die Panik, die ihn zuvor gelähmt hatte, wich nun einem Gefühl der Leere. Sein Geist zog sich zurück, um sich selbst vor dem Wahnsinn zu schützen, der ihn angesichts des Grauens unausweichlich befallen musste.
Die Kreatur sah ihn ebenfalls an. In ihren schwarzen Augen ohne erkennbare farbliche Iris konnte Gendo nichts lesen. Da gab es nichts. Kein Gefühl davon, einem lebenden Wesen in die Augen zu blicken. Kein Erkennen. Und es war ihm, als blickte er in einen Spiegel. Alles war leer und dumpf. Dass er in wenigen Augenblicken so tot sein würde wie der Fährtensucher neben ihm, sagte ihm ausschliesslich seine Logik. Seine Gefühle schwiegen vollständig. Er fühlte nicht einmal Angst oder Bedauern. Er fühlte gar nichts mehr.
Noch einmal erklang ein fragender Laut auf der anderen Seite des Gebüsches. Doch diesmal blieb die Antwort aus. Stattdessen fixierte der Dämon den am Boden liegenden Menschen noch einige Atemzüge lang mit der undurchdringlichen Schwärze seiner Augen und machte dann das Einzige, womit Gendo niemals gerechnet hätte.
Der Mirr’tarr drehte den Kopf und ging.
Seine Füße streiften Gendors Haare, als der graue Dämon über ihn hinwegging, fast lautlos das Gebüsch zerteilte und zu seinem Artgenossen trat. Tief in seinem Innern ließ etwas los und Gendo sank in erlösende Stille.

 

Kurzinfos:
1450 Worte, ca. 9300 Anschläge, 4 Normseiten
Aufwand erste Version: ca. 45 Minuten
Aufwand Korrekturen, Änderungen: ca. 240 Minuten
Entstehung: Ich wollte eine Kurzgeschichte im Bereich Fantasy schreiben. Als ich über einen möglichen Plot nachdachte, sah ich in meiner Phantasie einen Mann in einem Gebüsch liegen, der sich vor irgend etwas versteckte. Ich begann mit dieser Situation und ließ die Geschichte sich von dort frei entwickeln.

 
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Hallo osh,
schön dass du hier gelandet bist. Ein ganz herzliches Willkommen für dich.
Deine erste Geschichte hier finde ich einen sehr guten Einstand. Das ist flüssig geschrieben, spannend. Viel szenisches Zeigen, sehr aufregend. Ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Es ist auch ein Beispiel für mich, wie man aus einer knappen Szene, eigentlich einem Ausschnitt, dennoch eine kurze Geschichte machen kann.
Manchmal hat deine Schilderung einen auch so ein bisschen atemlos gemacht, als er da so im Gebüsch liegt, weil man zwar weiß, es gibt nur zwei Möglichkeiten, aber naja, wie wird der osh das jetzt wohl lösen, ja das fand ich schon sehr spannend und gut geschrieben und du hast es für mich so gelöst, dass ich es mir nicht von vornherein so gedacht hätte.

Lass mich trotzdem noch ein paar Gedanken sagen, die du bitte als Eindruck, als Beitrag verstehen sollst, als etwas Konstruktives, nicht als Gemeckere.
Ich war halt so ein bisschen enttäuscht von dem Ende. Nicht, weil der Mirr'tarr ihm nicht den Kopf abgebissen hat, sondern, weil die Geschichte Erwartungen aufgebaut hat. Dir ging es glaube ich nur um den Moment der Spannung, die Angst, die durch das Ungeheuer ausgelöst wird, die Erstarrung. Und dann das Loslassen dieser Erstarrung.
Und bei mir war das so, ich hab mich gefragt: Und jetzt? Was macht er jetzt damit? Also du spielst für mich so ein bisschen auf der Klaviatur, dass da ja auch eine Begegnung zwischen zwei sehr verschiedenen Wesenheiten stattgefunden hat, die vordergründig das hier sind: die eine grauenerregend, stinkend, mörderisch, denn der Mirrtarr hat den Fährtenleser ja sehr methodisch und effizient getötet, seine Vorfahren haben Menschen gejagt. Das andere Wesen hilflos im Busch liegend, voller Angst, erstarrt, ein Mensch, dem Leser also bekannt.
Mit Titel und dem Ende, denn der Mirrtarr verschont den Menschenwurm ja, und dem Wissen, das du uns auch zwischendurch mitgeteilt hast, nämlich dass dieMenschen die Mirrtarr ausgerottet haben, drehst du aber auch ein bisschen die Rollen. Der im Gebüsch ist Vertreter erbarmungsloser Jäger, die (wenn auch aus Selbstschutz) eine ganze Rasse ins Feuer gejagt haben, und der ehemalige Menschenjäger (bzw. sein Weibchen) zeigt ein ganz unerwartetes Verhalten. Und das hätte ich (weil ich das in der Geschichte so lese und das macht sie für mich auch interessant) eine kleine Nuance mehr betont. Im MOment weiß ich nämlich noch nicht mal ganz supersicher, dass du es so meintest. Aber wenn, das fänd ich als kleine Fantasystory, ohne dass ich jetzt so wahsinnig viel über das Leben der Menschen damals wissen muss, sehr gelungen.

Ein anderer Punkt ist, am Anfang hab ich mich auch immer gefragt, warum die beiden da eigentlich durch die Gegend ziehen. was suchen sie, das will man als Leser ja wissen, warum Gendo sich so in Gefahr begibt. Erscheint dir vielleicht überflüssig, muss ja auch nur ein bisschen was sein. Aber war halt so und hat mich daher am Anfang auch ein bisschen haken lassen.

Und hier noch ein paar Anmerkungen, sieht vielleicht viel aus, aber es sind eher Kleinigkeiten:

Keine Worte. Keine Bewegungen. Nicht atmen. Mit dem Boden verschmelzen. Gar nicht hier sein.
gut

Sie hatten in ihrer Anatomie eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den Gliedern eines Menschen, waren dabei jedoch mit einer steingrauen, von blauen Linien durchzogenen Haut bedeckt.
Du hast manchmal noch kleine Wörter im Text (Partikel), die einen Text aufblähen oder relativieren, zum Verständnis des Inhalts aber oft gar nicht nötig sind. Hier gefällt das Füllwort mir zusätzlich nicht, weil es in der Rhythmik ein bisschen hakt.
Wenn ich diese Wörtchen schnappen konnte, hab ich sie angemerkt, aber ich habe jetzt auch nicht gezielt darauf geachtet. Kannst ja mal gucken.
Es gibt übrigens Webseiten, die einem helfen können, die unnötigen Füllwörter aufzuspüren.
Zum Beispiel die hier:
http://www.philognosie.net/index.php/tests/testsview/135/

Auch jetzt spürte er Übelkeit in sich aufsteigen und sein Mund wurde unheilvoll trocken.
Dass es nicht gut ist, wenn er in dieser Situation kotzt, ist doch sowieso klar, das übertriebene "unheilvoll" brauchts doch da gar nicht.

Obwohl das grauhäutige Wesen sich mittlerweile um einige Schritte zur rechten Seite bewegt hatte, verstärkte sich der Geruch nach verwesendem Fleisch plötzlich noch einmal. Gendo fühlte, wie ihm der Schweiss ausbrach. Der Wind musste gedreht haben.
Inhaltlich gut gemacht du baust da etwaigen Einwänden vor, wieso Gendo denn gar nicht merkt, dass der andere Mirrtarr da aufgetaucht ist.
Aber Schweiß mit ß
Stimmloses s nach einem langen Vokal niemals mit Doppel-s.
Der Diphtong ei gilt als langer Vokal.

Die Kreatur ging noch einen weiteren Schritt nach rechts und trat somit in einen Bereich, der von ihrem Versteck aus besser einsehbar war.
Nur eine Handvoll dünne Äste verdeckten jetzt noch die Sicht.
Das Fette würde ich weglassen. Das klingt ein bisschen formell. Die Brisanz der Situation wird doch durch den Satz mit den Ästen klargemacht.
Übrigens von der Grammatik her müsste müsstest du schreiben:
nur eine Handvoll Äste verdeckte jetzt noch ...

Gendo hob den Blick KOMMA so weit es ihm möglich war KOMMA ohne dabei eine verräterische Bewegung machen zu müssen.

auf welcher abgerissene Menschenschädel als Trophäen zu Dutzenden aufgespießt in der Sonne verwest waren, hatte das Volk langsam begonnen zu verstehen, daß es zur Jagdbeute eines unbekannten Gegners geworden war
dass
Jedenfalls nach neuer Rechtschreibung: bei stimmlosem s-Laut nach kurzem Vokal: ss, aber keinesfalls ß.
Das ß darf nur nach einem langen Vokal stehen.
Oder solltest du einer von denen sein, die so ziemlich das einzig sinnvolle Element dieser bescheuerten Reform nicht übernehmen wollen?
:xxlmad:

Von da an hatte Krieg geherrscht im Norden und die Menschen waren zu hunderten in den Schatten der Bäume gefallen. Ihren meist lautlos agierenden Jägern gegenüber hatten sie sich an Kraft und Schnelligkeit weit unterlegen gefunden.
zu Hunderten
"Ihren" des zweiten Satzes bezieht sich grammatikalisch noch auf das zuletzt verwendete Nomen, und das sind die Menschen. Du aber meinst die Mirrtarr.

Die Flammen hatten sich mit rasender Geschwindigkeit brüllend durch das trockene Holz gefressen.
Du drückst zweimal denselben Sachverhalt aus, dass die Flammen sich schnell durch das trockene Holz fressen. Brüllend finde ich hier besser, weil Feuer nur dann so brüllt, wenn es schnell ist und sehr groß. Das Adverb enthält also zwei Dimensionen, und noch die entsprechende akustische Seite.

Dort waren sie von zweihundert Bogenschützen und mehr als fünfhundert Lanzenträgern bereits erwartet worden.
Wieder so ein Füllwort. Stünde es nicht direkt neben "erwartet", würd es mich nicht so stören. Aber hier ist es auch eine doppelte Info. Und das ruckelt dann.

Seit jenem Tag, dem ersten Waldfiiretag, war nie wieder ein Mirr’tarr lebend gesichtet worden.
Soll der Tag so heißen?

Das Gebiss trug Zähne KOMMA die eines Wolfes ebenbürtig waren.

Anstatt einer Nase klafften in dem Schädel an dieser Stelle lediglich zwei sichelförmige Löcher.
Redundante Info. Wo die Löcher sich befinden, weiß ich schon durch den Anfang des Satzes.

Zu schreien, bis keine Luft mehr in seinen Lungen gewesen wäre.
Tja, grammatikalisch völlig richtig, hier den Konjunktiv II zu verwenden. Aber manchmal muss man die richtige Grammatik ein bisschen knipseln, damit die Atmo stimmt. Und hier, lieber Friedel, falls du das hier lesen solltest, verzeih es mir, du ungekrönter Konjunktivkönig von kg.de, hier find ich es besser "war" zu schreiben. Weil es realistischer wirkt, näher an der Angst des Mannes.

Dann hörte Gendo den Dämon einen kehligen Laut ausstossen.
ausstoßen - o ist ein langer Vokal

Die augenblicklich einsetzende blinde Panik raubte ihm den Atem. Beweg dich! brüllte er innerlich seinem eigenen Kopf zu.
Das find ich beides nicht so gelungen. Die Panik ist mir hier zu formell ausgedrückt - die einsetzende Panik, naja, ist so ein bisschen, als würde man erst ein Formular ausfüllen. Und dass er das seinem Kopf zubrüllt, das find ich unfreiwillig komisch. Soll er mit dem Kopf rennen? Klar, solche Befehle stammen aus dem Hirn, aber das denkt man sich doch nicht alles zurecht in dieser Situation. Warum nicht einfach nur "brüllte er sich innerlich zu". Oder halt was Besseres.

Dreh dich! Sieh hin! Dreh deinen Kopf! Schnell! Dreh deinen Kopf! Dreh deinen Kopf!
Das ist gut.

Jetzt wurde ihm auch schlagartig klar, warum der Geruch so plötzlich stärker geworden war.
Füllwort

Das weckte in ihm augenblicklich die Erinnerung daran, daß er sich nicht alleine in dieser Situation befand.
Wie vorher, klingt mir zu formell. Du schreibst manchmal so spannend mit den eingeworfenen Wörtern, mit denen er sich selbst anzutreiben versucht, und hier das ist wieder so eine allgemeine Formulierung.

Dessen Augen starrten ihn an. Sein Mund war in einem Ausdruck ungläubigem Erstaunens halb geöffnet und in seinem Hinterkopf steckte eine armdicke, hölzerne Lanze. Gendo blinzelte. Etwas ganz Wesentliches stimmte nicht an diesem Bild, doch sein Geist weigerte sich es anzunehmen. Was stimmte nicht mit dem Fährtensucher? Wie konnte er jetzt schlafen?
in einem Ausdruck ungläubigen Erstaunens
Und die Stelle und in seinem Hinterkopf steckte eine armdicke, hölzerne Lanze find ich hier zu früh eingesetzt. Du lässt Gendo fragen oder überlegen, was an der Situation nicht stimmt, das kommt doch besser, wenn du die Lösung erst danach sagst, sonst verrätst du ja schon alles.

Sein Geist zog sich zurück, um sich selbst vor dem Wahnsinn zu schützen, der ihn angesichts des Grauens unausweichlich befallen musste.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so denkt, wenn man von Panik überfallen wird. Man sagt sich das doch nicht so als Mittel zum Zweck, sondern das überrollt einen als Gefühl, ist eine vegetative Reaktion, das klingt mir hier zu funktionell, zu überlegt.

Und es war ihm, als blickte er in einen Spiegel. Alles war leer und dumpf.
Gut. Das war die Stelle, an der ich es so empfand, dass du auf eine unerwartete "Ähnlichkeit/Verwandtschaft" zwischen beiden Spezies anspielst. Gefällt mir jedenfalls sehr gut.

Dass er in wenigen Augenblicken so tot sein würde wie der Fährtensucher neben ihm, sagte ihm ausschliesslich seine Logik.
ausschließlich

fast lautlos das Gebüsch zerteilte und zu seinem Artgenossen trat. Tief in seinem Innern ließ etwas los und Gendo sank in erlösende Stille.
"Seinem" Bezieht sich noch auf den Artgenossen des Mirrtarr, meinen tust du aber schon Gendo.
Ich weiß, ich bin da oft übergenau. Aber ich finde es immer besser, mögliche Ruckler aus dem Text rauszunehmen. Kannst ja mal überlegen.


Ja, habe deine Geschichte sehr gerne gelesen.
Viel Spaß noch hier beim Lesen und Schreiben und Kommentieren.
Viele Grüße von Novak

 
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@Novak
Erst einmal meinen aufrichtigen Dank für die enorme Zeit und Mühe, die Du investiert hast. Ich weiss das außerordentlich zu schätzen.

Lass mich trotzdem noch ein paar Gedanken sagen, die du bitte als Eindruck, als Beitrag verstehen sollst, als etwas Konstruktives, nicht als Gemeckere.
Bitte keine Angst davor, einem Neuling zu sehr auf die Füße steigen zu können. Ich neige zu übertriebener Selbstkritik, daher kommt bei mir fast Alles, was ein Anderer sagt, zwangsweise als Kompliment rüber. ;) :D

Ich war halt so ein bisschen enttäuscht von dem Ende.
Das war mir klar. Ein bißchen ging es mir selbst auch so.
Ich kam an die Stelle, wo der Protagonist in Ohnmacht fällt. Und mir fiel erst mal nichts mehr ein. Als ich dann die Geschichte nach einer Pause mit ein wenig Abstand betrachtet habe, dachte ich mir: Ein recht starker Spannungsbogen. Der Konflikt "Leben oder Tod" ist nunmal ein starker Konflikt. (Sofern der Protagonist nicht lebensmüde ist)
Diesem Spannungsbogen nun gleich einen weiteren folgen zu lassen, das hätte beim Lesen überfordert, angestrengt. Es hätte erst einmal eine kleine Pause gebraucht. Aber was dann? Erst große Spannung mit Erleichterungsfaktur, dann ein bißchen hindümpeln lassen und dann Schluß? Das wäre unbefriedigend, dachte ich mir. Ergo: Wenn, dann hätte ein kompletter, großer Rahmen drumrum gemusst. Dann hätte es den großen Bogen geben müssen. Sprich: Wohin sind die zwei auf der Reise? Warum wollen sie dorthin? Welche Konsequenzen entstehen durch die Begegnung mit dem Dämon? Wie geht es für den Protagonisten weiter? Und und und. Anders ausgedrückt: Es ging nach meiner Meinung nach nur entweder so kurz wie jetzt, oder richtig lang. Ein paar Infos mehr, das hätte nicht wirklich befriedigt, ja ich befürchtete, es würde eventuell schnell billig (oder meinetwegen "schreibfaul") wirken.

Im Moment weiß ich nämlich noch nicht mal ganz supersicher, dass du es so meintest.
Ich gebe einen Hinweis darauf, warum der Protagonist nicht getötet wird.
Die Kreatur sah ihn ebenfalls an. In ihren schwarzen Augen ohne erkennbare farbliche Iris konnte Gendo nichts lesen. Da gab es nichts. Kein Gefühl davon, einem lebenden Wesen in die Augen zu blicken. Kein Erkennen. Und es war ihm, als blickte er in einen Spiegel.
Man könnte da argumentieren "aber er guckt ihn doch an, der sieht ihn doch". Richtig, aber:
... schien etwas zu bemerken. Noch einmal sog er witternd die Luft ein und drehte dabei seinen massigen Kopf hin und her. Er schien die Richtung bestimmen zu wollen, aus der die Witterung kam.
Der sieht sich nicht um, der schnüffelt. Mit den Augen haben die es wohl nicht so. Die Idee war im Grund: Ihr wichtigster Sinn ist, die Emotionen der Opfer zu fühlen. Riechen, Höhren und Sehen natürlich auch, aber dennoch: Wenn dort ein Mensch liegt, von dem keinerlei Emotionen ausgehen, dann ist der für so eine Kreatur einfach tot, oder nur ein Baumstumpf, der so aussieht wie eins von diesen Menschendingern.
Im Hinterkopf hatte ich aber durchaus noch eine weitere Erklärung für das Verschonen des Protagonisten. Und die geht mehr in die von Dir vermutete Richtung. So 99% (Jäger-)Stolz und 1% Mitleid/Ethik. (Auf mehr bringen es die stinkenden Viecher einfach nicht)

Füllwörter
Für diesen Hinweis (und den genialen Link dazu) bin ich Dir mega dankbar. Da werde ich zukünftig dran arbeiten.

Oder solltest du einer von denen sein, die so ziemlich das einzig sinnvolle Element dieser bescheuerten Reform nicht übernehmen wollen?
Ehrlich gesagt würde ich liebend gern gar nix von dieser Reform übernehmen. ;)

Von da an hatte Krieg geherrscht im Norden und die Menschen waren zu hunderten in den Schatten der Bäume gefallen. Ihren meist lautlos agierenden Jägern gegenüber hatten sie sich an Kraft und Schnelligkeit weit unterlegen gefunden.
"Ihren" des zweiten Satzes bezieht sich grammatikalisch noch auf das zuletzt verwendete Nomen, und das sind die Menschen. Du aber meinst die Mirrtarr.
Eventuell ein Missverständnis? Ich meinte die Menschen. Die Menschen waren den Mirr'tarr weit unterlegen. (Daher mussten sie den Trick mit dem Feuer anwenden, sonst hätten sie den Krieg verloren)

Soll der Tag so heißen?
Ja, ich dachte mir, der Tag, an dem der übermächtige Feind endgültig besiegt worden war - das würde sicher zu einem offiziellen Feiertag ausgebaut werden über die Jahre hinweg. Und ich wollte ihn nicht "Waldfeuertag" nennen, da war zu schwammig, dass es ein eigenständiger Name ist. (Bitte beachte mein "dass" in diesem letzten Satz hier. ;) )

Und dass er das seinem Kopf zubrüllt, das find ich unfreiwillig komisch. Soll er mit dem Kopf rennen?
Sein Wille, seine Gedanken versuchen den Körper zu befehligen, aber es funktioniert nicht. Eventuell wäre es besser, er hätte innerlich dem Hals zugebrüllt, er solle den Kopf drehen ... (?) Naja.

Und die Stelle und in seinem Hinterkopf steckte eine armdicke, hölzerne Lanze find ich hier zu früh eingesetzt. Du lässt Gendo fragen oder überlegen, was an der Situation nicht stimmt, das kommt doch besser, wenn du die Lösung erst danach sagst, sonst verrätst du ja schon alles.
Ich lasse gerade Gendo seinen Verstand verlieren. Daher war es unabdingbar, dass der Leser sieht: es ist eigentlich eine ganz einfache Sache. Der Typ ist mausetot, dem steckt das was im Kopf. Aber der Gendo versteht das einfach nicht. Da es an dem Bild nichts falsch zu verstehen gibt, wird klar, dass irgendwas mit Gendos Denken nicht mehr so ganz funktioniert.
So war meine Intention.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so denkt, wenn man von Panik überfallen wird. Man sagt sich das doch nicht so als Mittel zum Zweck, sondern das überrollt einen als Gefühl, ist eine vegetative Reaktion, das klingt mir hier zu funktionell, zu überlegt.
Interessant, wie Du das verstehst. Es war von mir gar nicht so gemeint, dass er irgendetwas macht oder denkt. Seine Psyche schaltet um auf den Modus "Finger in die Ohren stecken, lalalalala". Das hat mein Text wohl leider nicht transportieren können.

als der graue Dämon über ihn hinwegging, fast lautlos das Gebüsch zerteilte und zu seinem Artgenossen trat. Tief in seinem Innern ließ etwas los und Gendo sank in erlösende Stille.
"Seinem" Bezieht sich noch auf den Artgenossen des Mirrtarr, meinen tust du aber schon Gendo.
Also, das Gebüsch zerteilen und zu seinem Artgenossen treten, das macht der graue Dämon. Und im Innern loslassen und sinken, das macht Gendo.
Hab ich das im Text grammatikalisch falsch formuliert?


Die Kommentare und Kritiken, auf die ich nicht explizit eingegangen bin, da stimme ich mit Dir in fast allen Punkten absolut bei.

Hat mir sehr weitergeholfen, Deine ausführliche und profunde Kritik. Nochmals vielen Dank dafür, wie viel Zeit und Arbeit Du investiert hast!

füllwortfreie Grüße
Oli

@morlou

Auch Dir vielen herzlichen Dank fürs Lesen und für die ausführliche und konstruktive Kritik.

Du schreibst recht spannend, könntest hie und da allerdings deutlich straffen.
Ja, ich habe eine deutliche Neigung zum Quasseln. Komischerweise nur beim Schreiben... In jedem Fall: Ich nehme mir fest vor, zukünftig straffer zu schreiben.

Er dreht also keine Antwort sondern den Kopf?
Hmpf. Du hast recht. Man kann es so lesen.
Danke. Ist notiert.

Der Fährtensucher drehte sich langsam um. Ihre Augen trafen sich und sein Wegbegleiter schüttelte kaum merklich den Kopf.
Hm. Mir war wichtig zu zeigen: der Fährtensucher liegt völlig regungslos am Boden. Der vermeidet wirklich jede Bewegung, wenn es nur irgendwie geht. Und dann quasselt der Typ neben ihm los ... Er hat keine andere Wahl, er muss dem signalisieren "Halt's Maul oder wir sind tot".
Er dreht wirklich nur den Kopf. Nicht sich im ganzen. Er liegt ja auf der Erde. Dein Vorschlag bringt mir das zu wenig rüber. Deinen ersten Satz würde ich so lesen, dass er sich mit dem ganzen Körper rumdreht. Und so was macht man nicht, wenn ein paar Meter vor einem so ein Mirr'tarr durch den Wald spaziert.

Mit den anderen Kommentaren geht es mir wie mit den Kommentaren von Novak. Dem Meisten stimme ich hundertprozentig zu. Seltsam, wie wenig man selbst sieht, wenn man "drin steckt".
Langsam verstehe ich den Ratschlag von Stephen King viel besser, den ersten Entwurf erst einmal sehr lange ruhen zu lassen, bevor man sich ans Überarbeiten macht.
Es braucht wohl oft den Blick von Aussen, um das Offensichtliche sehen zu können.

Vielen Dank für Deine Zeit und Mühe - und für die konstruktive Kritik die daraus entstanden ist. Das mit dem Straffen nehme ich mir zu Herzen. (Bei der nächsten Geschichte erst. Hier quassele ich ja gerade schon wieder ;) )

verquasselte Grüße
Oli

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Oli,
ich noch mal,
schön, dass du mit meinem Komm was anfangen konntest.
Wollt dir noch mal was zu zwei Stellen schreiben, ich fürchte, ich hab mich da nicht deutlich genug ausgedrückt.

Also, das Gebüsch zerteilen und zu seinem Artgenossen treten, das macht der graue Dämon. Und im Innern loslassen und sinken, das macht Gendo.
Hab ich das im Text grammatikalisch falsch formuliert?
Nein, falsch formuliert wäre übertrieben, es war für mich ja auch klar, wie du das meinst, aber erst nachdem ich kurz gestockt hatte.
Dein ursprünglicher Satz heißt so:
Seine Füße streiften Gendors Haare, als der graue Dämon über ihn hinwegging, fast lautlos das Gebüsch zerteilte und zu seinem Artgenossen trat. Tief in seinem Innern ließ etwas los und Gendo sank in erlösende Stille.
Im ersten Satz ist "der graue Dämon" Subjekt und dann folgt am Ende des Satzes noch seinem Artgenossen, also beide Male Mirrtarrs und dann gehts direkt weiter mit "tief in seinem Inneren". Da kann es passieren, dass man das noch auf die Mirrtarr bezieht. So war das für mich beim Lesen, aber wenn das sonst niemanden stört, kümmer dich einfach nicht drum, es wird ja trotzdem deutlich. Wird sonst auch schwierig, das anders zu verdeutlichen, dann hat man wieder Probleme mit der Rhythmik.


Zitat osh:
Von da an hatte Krieg geherrscht im Norden und die Menschen waren zu hunderten in den Schatten der Bäume gefallen. Ihren meist lautlos agierenden Jägern gegenüber hatten sie sich an Kraft und Schnelligkeit weit unterlegen gefunden.
Zitat Novak:
"Ihren" des zweiten Satzes bezieht sich grammatikalisch noch auf das zuletzt verwendete Nomen, und das sind die Menschen. Du aber meinst die Mirrtarr.
Eventuell ein Missverständnis? Ich meinte die Menschen. Die Menschen waren den Mirr'tarr weit unterlegen. (Daher mussten sie den Trick mit dem Feuer anwenden, sonst hätten sie den Krieg verloren)

Nein, kein Missverständnis. Du meinst das so, das weiß ich ja, aber wenn du im ersten Satz schreibst: Die Menschen waren zu Hunderten in den Schatten der Bäume gefallen. Dann denkt der Leser automatisch, du meinst weiter die Menschen, wenn du nur schreibst: Ihren meist lautlos agierenden Jägern gegenüber. Und dann muss der Leser sich erst umorientieren, und das ruckt beim Lesen einfach.
Eigentlich müsstest du schreiben:
Von da an hatte Krieg geherrscht im Norden und die Menschen waren zu Hunderten in den Schatten der Bäume gefallen. Den meist lautlos agierenden Jägern der Mirr'tarr gegenüber hatten sie sich an Kraft und Schnelligkeit weit unterlegen gefunden.

Bei diesem zweiten Beispiel hatte ich persönlich einen dolleren Ruckler gespürt als in dem Beispiel weiter oben.
Aber wie immer ist das so: Nimm dir einfach, was dir einleuchtet und was du nachvollziehen kannst. Den Rest lässt du unter den Tisch fallen.

Dir noch alles Liebe und schreib weiter so schön.
Ach und nochwas, ich finde es sehr cool von dir, dass du nicht nur schreibst und dir Kommentare abholst, sondern dass du selbst kommentierst. Und das, obwohl du ja neu hier bist. Da kommentiert man doch gleich viel viel lieber.
Noch einen schönen Abend wünsch ich dir.

Viele Grüße von Novak

 

Hallo osh!

Auch von mir herzlich Willkommen im Forum! Mich hat das auch sehr gefreut, dass du gleich angefangen hast, andere Texte sehr ausführlich zu kommentieren. Das ist nicht so häufig bei neuen Mitgliedern, aber es wäre toll, wenn das Schule macht. Und überhaupt ist mir Novak mit vielen Dingen, die ich in meinem Kommentar schreiben wollte, zuvorgekommen. :)

Also dass das Ende gegenüber der insgesamt sehr spannenden Geschichte ein bisschen schwach wirkt, und dass nicht ganz klar wird, warum Gendo eigentlich mit dem Fährtensucher unterwegs ist, das hätte ich auch gesagt. Aber da du das jetzt schon mal gehört hast, kann ich mich voll auf das Lob konzentrieren. :)

Die Geschichte hat mir echt gut gefallen, das wirkt alles sehr lebendig. Spätestens bei der Beschreibung von dem verwesenden Wildschwein war ich voll drin in dem Text. :thumbsup:

Ein ganz kleiner Kritikpunkt noch:

Mirr’tarr
Ich mag diese Apostroph-Namen nicht. Vielleicht hat das ja einen ganz triftigen Grund, weil es in dem Wort irgendeinen exotischen Klicklaut gibt ... aber es wird halt sehr oft als eine Art Verzierung benutzt in Fantasytexten. Das muss dich nicht weiter kümmern, weil das eine ganz persönliche Abneigung von mir ist - und den Spaß an der Geschichte hat es mir nicht verdorben.

Ich fand es auch schön, dass du dazu geschrieben hast, wie lang du daran gearbeitet hast und was die Hintergedanken beim Schreiben waren. Solche Gelegenheiten, ein bisschen in den Backstage-Bereich zu gucken, finde ich immer spannend.

Grüße von Perdita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Osh!

Die beiden Männer lagen in einer Senke des Waldbodens.
»Was ist das?«flüsterte Gendo. Der Fährtensucher drehte statt einer Antwort lediglich seinen Kopf langsam zu ihm herum. Ihre Augen trafen sich und sein Wegbegleiter schüttelte mit so kleinen und vorsichtigen Bewegungen seinen Kopf, daß Gendo sie kaum wahrnehmen konnte. Dennoch verstand er. Keine Worte. Keine Bewegungen. Nicht atmen. Mit dem Boden verschmelzen. Gar nicht hier sein. Gendo wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als Letzteres.
Ohne Zweifel wird mit dem Beginn das Interesse geweckt, aber leider findest du für diesen Spannungsmoment keine eigenen Worte: "mit dem Boden verschmelzen", "nicht atmen" - schon tausendmal gelesen. Du hast auch so einen Stil, der einen Tick zu umständlich ist, was irgendwie den Drive rausnimmt, hier: dieses nachgestellte: "als Letzteres"
Das, was er nicht benennen konnte, war näher an ihr Versteck heran gekommen. Gendo konnte zwischen den Ästen des Strauches die Beine des Wesens sehen. Sie hatten in ihrer Anatomie eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den Gliedern eines Menschen, waren dabei jedoch mit einer steingrauen, von blauen Linien durchzogenen Haut bedeckt. Es ging ein Geruch von dem Wesen aus, welcher Gendo an den Kadaver eines Wildschweines erinnerte, den er vor zwei Jahren im Sommer am Fuße des Steinbruches gefunden hatte.
Das ist schon eigenartig, wieso erkennt er das Wesen hier nicht? Sicher, das ist schon Jahrhunderte her, aber das war der große historische Schrecken dort. Also wenn mir jetzt ein Drache im Wald begegnen würde, hm, würd ich wissen, dass es einer ist, nur wenn ich seine Beine seh? ;) Ich glaub schon, na gut, ich würd denken, es is ein Saurier.
Es ging ein Geruch von dem Wesen aus, welcher Gendo an den Kadaver eines Wildschweines erinnerte, den er vor zwei Jahren im Sommer am Fuße des Steinbruches gefunden hatte. Die glänzenden Leiber der Fliegen hatten sich an jenem Nachmittag als surrende Wolke in die Lüfte erhoben, sobald sein Schatten auf den vom Verwesungsprozess grün und violett verfärbten Fleischberg gefallen war. Von Maden und Schimmel überzogen hatte der Geruch des aufgequollenen Körpers ihn wie ein Faustschlag getroffen und er hatte sich an Ort und Stelle übergeben müssen.
Ja, das ist das Problem in der Geschichte: Sie hat keine Besonderheit, auch hier wird ein Ekelbild verwendet, das man schon kennt. Wär doch cool, wenn die wie ein vergammelter Milchwaggon stinken würden oder der Müllcontainer eines Krankenhauses (hier: Siechenhaus ;))
Auch jetzt spürte er Übelkeit in sich aufsteigen und sein Mund wurde unheilvoll trocken. Er schloss die Augen und beschwor sich selbst. Würde ihm jetzt sein Magen nicht gehorchen, wären sie zweifellos verloren. Der Fährtensucher lag nicht ohne triftigen Grund regungslos im feuchten Laub, dessen war er sich sicher.
Spannungsmoment 3, wenn ich richtig mitgezählt hab: Ein bedrohliches, stinkendes Wesen, unausweichliche Lage, und hier drittens, Angst vor persönlichem Versagen.
Von allen Seiten hatte man ihm bestätigt, der Mann sei einer der Besten seiner Profession. Gendo fand sich in seiner Wahl in der Tat dann auch schon wenige Tage nach Beginn ihrer Reise bestätigt, als das Wolfsrudel immer engere Kreise um sie gezogen hatte. Sein Begleiter hatte minutenlang die Meute beobachtet, ohne auch nur mit einem Muskel zu zucken. Dann war er sich sicher gewesen, das Leittier ausgemacht zu haben. Mit zwei schnellen Schritten war er auf den Wolf zugetreten. Im nächsten Augenblick hatte er dem überraschten Tier mittels seiner Kampfaxt mit solch einer Geschwindigkeit den Schädel gespalten, dass Gendo erst verstanden hatte was geschehen war, als die übrigen Tiere wimmernd und kläffend das Weite gesucht hatten. Der Fährtensucher hatte unmittelbar darauf den Weg fortgesetzt, als sei nichts geschehen.
Spannungsmoment 4: Der Begleiter ist der coolste Fährtensucher und Kämpfer aller Zeiten, was wird passieren beim Zusammenstoß zwischen diesem Übermenschen und dem Biest?
Obwohl das grauhäutige Wesen sich mittlerweile um einige Schritte zur rechten Seite bewegt hatte, verstärkte sich der Geruch nach verwesendem Fleisch plötzlich noch einmal. Gendo fühlte, wie ihm der Schweiss ausbrach. Der Wind musste gedreht haben.
Die Kreatur ging noch einen weiteren Schritt nach rechts und trat somit in einen Bereich, der von ihrem Versteck aus besser einsehbar war. Nur eine Handvoll dünne Äste verdeckten jetzt noch die Sicht. Gendo hob den Blick so weit es ihm möglich war ohne dabei eine verräterische Bewegung machen zu müssen. Als er den Kopf des Wesens sah, traf ihn der Schock wie ein Schlag. Seine Augen ruhten mit Entsetzen auf der Kreatur. Nur wenige Meter von ihm entfernt stand ein lebender Mirr’tarr.
Das einzig Fantasievolle an der Beschreibung ist der Name des Biestes. "Schock wie ein Schlag", "ruhten seine Augen mit Entsetzen ..." Diese Übernahme von Wendungen zeigt meist an, dass der Autor persönlich überhaupt nichts mit der Geschichte zu tun hat, seine Subjektivität nicht einbringt, was nicht heißt, dass sie autobiografisch sein muss, sondern dass man in einen literarischen Text auf irgendeine Weise um etwas ringen soll, das einen persönlich betrifft.
Jene dämonenhaften Wesen hatten vor Jahrhunderten die nördlichen Wälder beherrscht, so erzählte manche Legende. Zu Beginn hatte man in ihnen lediglich eine Gruppe wilder Tiere vermutet und manch unglücklicher Söldner war angeheuert worden, um das vermeintliche Rudel zu erjagen. Erst, nachdem von einem Wilderer die Lichtung im Wald gefunden worden war, auf welcher abgerissene Menschenschädel als Trophäen zu Dutzenden aufgespießt in der Sonne verwest waren, hatte das Volk langsam begonnen zu verstehen, daß es zur Jagdbeute eines unbekannten Gegners geworden war. Von da an hatte Krieg geherrscht im Norden und die Menschen waren zu hunderten in den Schatten der Bäume gefallen. Ihren meist lautlos agierenden Jägern gegenüber hatten sie sich an Kraft und Schnelligkeit weit unterlegen gefunden.
5. Spannungsmoment: Das Wesen wird konkreter, wird als die ganz große historische Bedrohung dieses Volkes erkannt.
Das Besondere dieses Volkes kann ich hier nicht spüren, es müsste hier zumindest andeutungsweise der ganze Kosmos und die Kultur dieses Volkes enthalten sein, DU als Autor müsstest dieses Wissen im Hintergrund haben und es ganz leicht durchschimmern lassen.
Der Landesfürst Drugo war es schliesslich gewesen,
Auch das Lied von Eis und Feuer gelesen? ;)
Gendo sah die schwarzen Augen, wie sie die Umgebung absuchten. Das Gebiss trug Zähne die eines Wolfes ebenbürtig waren. Anstatt einer Nase klafften in dem Schädel an dieser Stelle lediglich zwei sichelförmige Löcher. Fransige Auswüchse seiner grauen Haut hingen an beiden Seiten seiner breiten, flachen Stirn herab. Wie die Beine, so war auch der Rest des Körpers dem eines Menschen ähnlich, wenn auch fast doppelt so groß und wohl zweihundert Kilo schwer. Prüfend und witternd sog der Mirr’tarr die Luft ein. In Gendo wurde das Verlangen zu schreien fast übermächtig. Die Angst machte seinen Körper bis in die letzte Faser starr, er hätte keinen Schritt fliehen können. Jeder Laut, den er von sich geben würde, wäre sein Todesurteil. Dennoch hätte er jetzt nichts lieber gemacht, als zu schreien. Zu schreien, bis keine Luft mehr in seinen Lungen gewesen wäre.
6. Spannungsmoment: Das Ding ist übermächtig, viel stärker als ein Mensch.
Du übertreibst es, hier kippt die Spannung, und es wird beinahe lächerlich.
Der Mirr’tarr schien etwas zu bemerken. Noch einmal sog er witternd die Luft ein und drehte dabei seinen massigen Kopf hin und her. Er schien die Richtung bestimmen zu wollen, aus der die Witterung kam. Dann hörte Gendo den Dämon einen kehligen Laut ausstossen. Und obwohl er niemals zuvor ein solches Wesen gehört hatte, erkannte Gendo sofort den groben Sinn des Lautes. Der Mirr’tarr hatte eine Frage gestellt.
So bedrohlich dies war - es wurde für Gendo sogleich noch bei weitem an Schrecken übertroffen.
Denn der Dämon erhielt eine Antwort.
Und wenn seine Ohren ihm nicht einen perfiden Streich spielten, dann stand das, was Antwort gab, unmittelbar neben ihnen.
7. Spannungsmoment: Was ist schrecklicher als das schrecklichste böse Biest, richtig, zwei böse Biester!
Die augenblicklich einsetzende blinde Panik raubte ihm den Atem. Beweg dich! brüllte er innerlich seinem eigenen Kopf zu. Dreh dich! Sieh hin! Dreh deinen Kopf! Schnell! Dreh deinen Kopf! Dreh deinen Kopf! Doch die Angst hatte seinen ganzen Körper in eine eiserne Starre fallen lassen, die ihm jede Bewegung unmöglich machte. Sein Gesichtsfeld zog sich zusammen, sein Augenlicht begann bedrohlich zu flackern.
Hm, hier wird es bereits schwierig, die Spannung noch zu steigern und es ist an der Kippe.
Er vernahm ein schmatzendes Geräusch von seinem Wegbegleiter. Das weckte in ihm augenblicklich die Erinnerung daran, daß er sich nicht alleine in dieser Situation befand. Und nicht nur das. Sein Begleiter war ein erfahrener Kämpfer. An diesen letzten Funken der Hoffnung klammernd konnte er die Muskeln seines Nacken so weit lösen, daß es ihm möglich wurde, den Kopf langsam zu seinem Gefährten zu drehen. Dessen Augen starrten ihn an. Sein Mund war in einem Ausdruck ungläubigem Erstaunens halb geöffnet und in seinem Hinterkopf steckte eine armdicke, hölzerne Lanze. Gendo blinzelte. Etwas ganz Wesentliches stimmte nicht an diesem Bild, doch sein Geist weigerte sich es anzunehmen. Was stimmte nicht mit dem Fährtensucher? Wie konnte er jetzt schlafen? Mussten sie nicht weitergehen? Es würde bald dunkel werden und das nächste Dorf war noch weit.
8. Spannungsmoment: Der tapfere Gefährte ist tot, jetzt bleibt er nur noch allein.
Boah, so ein Mordstrum Wesen und der tötet den Begleiter mit einer popeligen hölzernen LANZE?? Und dass er jetzt derart Panik hat, dass er die Situation verdrängt und meint, sein Begleiter schläft und gleich werden sie ins nächste Dorf weitergehen: Nehm ich dir nicht mehr ab.
Der Mirr’tarr zog ohne Hast die Lanze aus dem Kopf des Fährtenlesers. Emotionslos beobachtete Gendo sich selbst dabei, wie er den Kopf weiter drehte und anhob, um den Dämon zu betrachten. Die Panik, die ihn zuvor gelähmt hatte, wich nun einem Gefühl der Leere. Sein Geist zog sich zurück, um sich selbst vor dem Wahnsinn zu schützen, der ihn angesichts des Grauens unausweichlich befallen musste.
9. Spannungsmoment: Das Auge der Spannung, in dem völlige Ruhe und Leere herrscht. Wenn ich das richtig verstehe, ist es genau das, was ihn rettet, die Kreatur spürt vielleicht die gleiche Leere in dem Menschen, die sie in sich selbst hat.
Die Kreatur sah ihn ebenfalls an. In ihren schwarzen Augen ohne erkennbare farbliche Iris konnte Gendo nichts lesen. Da gab es nichts. Kein Gefühl davon, einem lebenden Wesen in die Augen zu blicken. Kein Erkennen. Und es war ihm, als blickte er in einen Spiegel. Alles war leer und dumpf. Dass er in wenigen Augenblicken so tot sein würde wie der Fährtensucher neben ihm, sagte ihm ausschliesslich seine Logik. Seine Gefühle schwiegen vollständig. Er fühlte nicht einmal Angst oder Bedauern. Er fühlte gar nichts mehr.
Der 9. Spannungsmoment wird rausgezögert.
Noch einmal erklang ein fragender Laut auf der anderen Seite des Gebüsches. Doch diesmal blieb die Antwort aus. Stattdessen fixierte der Dämon den am Boden liegenden Menschen noch einige Atemzüge lang mit der undurchdringlichen Schwärze seiner Augen und machte dann das Einzige, womit Gendo niemals gerechnet hätte.
Der Mirr’tarr drehte den Kopf und ging.
Seine Füße streiften Gendors Haare, als der graue Dämon über ihn hinwegging, fast lautlos das Gebüsch zerteilte und zu seinem Artgenossen trat. Tief in seinem Innern ließ etwas los und Gendo sank in erlösende Stille.
boah, und dann "PLOPP", diese derart aufgestaute, aufgebaute Spannung zerplatzt wie eine Seifenblase und aus is. Das ist so eindimensional, wozu das Ganze eigentlich erzählen, fragt man sich da, was kann ich denn aus der Geschichte ziehen, nicht viel, fürchte ich. Die ganze spannungsgeladene Szene ist so zerdehnt, dass die Spannung an manchen Stellen reißt und unfreiwillig komisch wird, es ist nur ein Faden, der in ein größeres, dichteres Gewebe reingehört, ich weiß ja nicht mal auch nur andeutungsweise, was für ein Mensch Gendo ist (Gendo oder Gendor?)

Ich sag nicht, dass es schlecht gemacht ist, aber es ist gemacht und es ist kein Herzblut drinnen, um auch einen Gemeinplatz zu verwenden. Die Frage ist auch, WO ist die Verbindung zu einem heutigen Menschen, wofür könnte dieser Mirr´tarr ein Symbol sein usw. Mit einem Wort: Die Geschichte hat keine andere Aussage als den Spannungsfaktor.

Gruß
Andrea

 

@Perdita

Vielen Dank fürs Lesen und Dein Kommentar.

Das Lesen und Kommentieren von anderen Geschichten ist für mich kein Opfer, welches ich als Gutmensch erbringe. Ich finde, man kann dadurch enorm viel lernen. Hier hat man ja die Sicht von Aussen, die einem beim eigenen Werk immer fehlt. Wenn ich meine Nase in die Texte der anderen Autoren stecke und dann bekrittele, hat das also durchaus auch einen egoistischen Hintergrund. ;)

Die Infos habe ich auch aus dem Grund dazu gegeben, weil ich ein kleines bißchen darauf hoffe, es könnte Nachahmer finden. Mich selbst würde so etwas nämlich auch immer sehr interessieren. Wenn es für Dich interessant und spannend war, die wenigen Worte zum Hintergrund zu lesen, dann freut mich das natürlich und es bestärkt mich darin, das weiterhin so zu machen.

Hintergründige Grüße
Oli

 

@Andrea

Auch Dir vielen Dank für die umfangreiche und sehr lehrreiche Kritik.

Du hast gnadenlos und treffsicher alle Stellen gefunden, bei denen ich einfach zu faul, zu nachlässig war. Ferner fiel mir auf, dass insbesondere die Textstellen Deine Kritik gefunden haben, die ich nachträglich eingesetzt oder umfangreich verändert hatte. Bei der nächsten Geschichte werde ich einmal viel weniger hinterher "rumdoktorn". Mal gucken, ob es dann besser wird.

Auch das Lied von Eis und Feuer gelesen?
Nein, bisher noch nicht. Mich hat abgeschreckt, dass es so viele Bände (sieben?) sind und auch noch gar nicht zu Ende geschrieben. Was, wenn ich da total mitfiebere, mich auf die Geschichte einlasse und der Autor bekommt vor dem letzten Band einen Herzinfarkt oder hat einfach keine Lust mehr? Ich warte da mal noch ab.
Gibt es dort eine Figur mit dem gleichen Namen?

Du übertreibst es, hier kippt die Spannung, und es wird beinahe lächerlich.
Die Darstellung der Angst wird aus Deiner Sicht übertrieben? Oder die Darstellung des übermächtigen Wesens?
Ich kenne das. Ich lese ein Buch oder eine Kurzgeschichte und komme an eine Textstelle, an der ich denke "Nee, jetzt wirds peinlich, lieber Autor". Das ist der Todesstoss für die Glaubwürdigkeit vom Rest der Geschichte. Danach hat man als Leser gar keine rechte Lust mehr, sich auf die Handlung einzulassen. Mit mehr Abstand wäre es mir (vielleicht, hoffentlich) selbst aufgefallen. Bei anderen Autoren hab ich mich immer gewundert. "Merkt der das selbst denn nicht, wie lächerlich das jetzt ist?" Interessant am eigenen Leib zu erfahren: Nein. Merkt der nicht. Zumindest nicht zwangsweise.

Boah, so ein Mordstrum Wesen und der tötet den Begleiter mit einer popeligen hölzernen LANZE??
Da will ich Dir nun zur Ausnahme widersprechen. Das kann man meiner Meinung nach schon so stehen lassen.
Zum einen: die sind fast ausgerottet und nicht sehr beliebt. Dass sie also irgend eine Form von Waffen mit sich tragen, ist wahrscheinlich.
Zum anderen: Du betrachtest es aus dem Winkel: der ist doch groß und stark genug, um den mit den Händen in der Luft zu zerreissen. Mir selbst schwebte die Szene vor, dass er die zwei Würmer da entdeckt und den einen davon eher beiläufig umbringt. Nur um sicher zu gehen, dass der nicht später noch Ärger macht. Aber die Hände (Klauen) deshalb schmutzig machen? Sich anstrengen? Eher nicht.
Gerade das Beiläufige des Tötungsaktes fand ich gut passend.

Und dass er jetzt derart Panik hat, dass er die Situation verdrängt und meint, sein Begleiter schläft und gleich werden sie ins nächste Dorf weitergehen: Nehm ich dir nicht mehr ab.
Nein, das war auch nicht zum tatsächlichen abnehmen gedacht. Es sollte vermitteln, wie durcheinander er ist. Es sollte nicht so sein, dass er das tatsächlich denkt. Ich wollte vermitteln, dass er sich sträubt, die augenblickliche Situation als wahr und real zu akzeptieren. Allerdings (siehe oben) triffst Du genau den wunden Punkt. Ich habe das nachlässig und faul umgesetzt. Daher kam es auch nicht so an, wie gewollt.

Das ist so eindimensional, wozu das Ganze eigentlich erzählen, fragt man sich da,
Entgegen Deiner anderen Kommentare empfand ich dies im Tonfall ein wenig herablassend. Das mag aber am persönlichen Empfinden des Empfänger liegen.

was kann ich denn aus der Geschichte ziehen, nicht viel, fürchte ich.
Kannst Du mir ein Beispiel geben, was Du gerne aus so einer Kurzgeschichte ziehen könntest? Meine Intention war tatsächlich eher trivial. Es wäre interessant zu erfahren, welche Erwartungshaltungen hier bei kurzgeschichten.de existieren. Gerade für mich als Neuling.

Ich sag nicht, dass es schlecht gemacht ist, aber es ist gemacht und es ist kein Herzblut drinnen, um auch einen Gemeinplatz zu verwenden. Die Frage ist auch, WO ist die Verbindung zu einem heutigen Menschen, wofür könnte dieser Mirr´tarr ein Symbol sein usw. Mit einem Wort: Die Geschichte hat keine andere Aussage als den Spannungsfaktor.
Doch, Herzblut war schon drin. Ich hab es nur an den falschen Stellen eingesetzt. Rumgedoktort hab ich vier Stunden lang. Und zufrieden war ich überhaupt nicht am Ende. Aber ich wusste nicht warum. Dein Kommentar hat einige große Puzzlestücke an die richtige Stelle gerückt.
Dafür meinen aufrichtigen Dank.

aufrechte Grüße,
Oli

 

Gibt es dort eine Figur mit dem gleichen Namen?
Nicht ganz gleich, aber sehr ähnlich, "Drogo"


Zitat:
Du übertreibst es, hier kippt die Spannung, und es wird beinahe lächerlich.
Die Darstellung der Angst wird aus Deiner Sicht übertrieben? Oder die Darstellung des übermächtigen Wesens?
Nein, nicht die Darstellung des Wesens, aber hier werden sozusagen Versatzstücke des menschlichen Verhaltens im Falle von tiefem Entsetzen genommen, aber irgendwie passen sie nicht zusammen oder wirken nicht glaubwürdig.


Zitat:
Boah, so ein Mordstrum Wesen und der tötet den Begleiter mit einer popeligen hölzernen LANZE??
Da will ich Dir nun zur Ausnahme widersprechen. Das kann man meiner Meinung nach schon so stehen lassen.
Zum einen: die sind fast ausgerottet und nicht sehr beliebt. Dass sie also irgend eine Form von Waffen mit sich tragen, ist wahrscheinlich.

Man kennt das ja, wenn auf der Bühne eine Waffe liegt, muss sie irgendwann im Stück auch zum Einsatz kommen. Hier: Wenn die schon so groß und stark sind, dann sollte man das auch mal zeigen, also in Aktion. Ich bleibe dabei, alle Momente, die du in deiner Geschichte hast, dienen nur der Spannung. Was ich verlange, ist nicht unbedingt mehr Tiefe (;)), aber mehr Komplexität, mehr innere Logik.

Das mit dem Durcheinandersein hab ich schon verstanden, aber auch hier hab ich das Gefühl, dass du einen Schockzustand sozusagen nur nachahmst, dass der nicht "organisch" entsteht.

Das ist so eindimensional, wozu das Ganze eigentlich erzählen, fragt man sich da,
Entgegen Deiner anderen Kommentare empfand ich dies im Tonfall ein wenig herablassend. Das mag aber am persönlichen Empfinden des Empfänger liegen.
Was interessiert dich an der Geschichte?
Kannst Du mir ein Beispiel geben, was Du gerne aus so einer Kurzgeschichte ziehen könntest? Meine Intention war tatsächlich eher trivial. Es wäre interessant zu erfahren, welche Erwartungshaltungen hier bei kurzgeschichten.de existieren. Gerade für mich als Neuling.
Es ist nur MEINE Erwartungshaltung, es gibt hier auch keine einheitlichen, denk ich mal. Es wäre ja zum Beispiel mal die Frage interessant, wo denn nun die Grenze liegt zwischen diesen Wesen und den Menschen. Wie die von den Menschen eingeordnet werden. Offensichtlich verhalten die sich ja wie Menschen, haben eine Sprache. Schon das allein wirft ja jede Evolution um. Wie ist man denn damit umgegangen? Hat es keine Vermischung gegeben? Wo kamen die her? Es muss ja nicht explizit auf diese Fragen eingegangen werden, aber ein wenig davon spüren sollte der Leser schon. Und die töten hier ja irgendwie aus Spaß, nicht wie die Tiere aus Angst oder Hunger. Es sind sicher keine Tiere.

Unter "Herzblut" versteh ich nicht Mühe oder intensive Beschäftigung damit, sondern Interesse am Stoff, am Inhalt, an der Bereitschaft zu denken: Wenn ich jetzt dieses Szenario entwerfe, wie könnte das WIRKLICH ablaufen? Mit den Erfahrungen, die ich habe und mit dem, was ich von der Welt weiß.

 

@Andrea

Ich denke, so langsam fange ich an zu verstehen, was Du meinst.
Tatsächlich denke ich, Du hast damit recht, wenn Dein Anliegen in die Richtung geht, dass ich mich zu sehr aufs Schreiben der Geschichte und zu wenig um die Geschichte selbst gekümmert habe. Das war bei der ersten Grob-Version noch nicht ganz so sehr der Fall, beim stundenlangen Überarbeiten dann aber definitiv.
Trifft das wenigstens ungefähr, was Du meintest?

Das ist so eindimensional, wozu das Ganze eigentlich erzählen, fragt man sich da,
Was interessiert dich an der Geschichte?
Ich gestehe: da muss ich hier passen - bei allen anderen Geschichten, die ich auf KG.de bis jetzt gelesen habe, allerdings zu meiner Schande auch.
Ich finde so gut wie Alles lehrreich und unterhaltsam, aber Du zielst glaube ich auf etwas Anderes ab. Etwas, dass ich noch nicht so richtig greifen kann. Vielleicht ist das ja die angesprochene Tiefe. Da komm ich mit der Zeit schon noch dahinter. :)

In jedem Fall vielen Dank für Deine Kommentare und Anregungen zum Nachdenken.

nachdenkliche Grüße
Oli

 

Hallo Oli

Und weil wir uns zum ersten Mal "persönlich" hier begegnen, auch von mir nachträglich ein Herzliches Willkommen in der Runde.

Ich finde das insgesamt eine solide Geschichte, die mich jetzt zwar nicht vom Hocker gerissen hat, die aber ambitioniert erzählt ist und vor allem gegen Ende an Spannung gewinnt.

Mit "ambitioniert erzählt" meine ich, dass du viel Wert auf die Stimmung und die Gefühle deiner Figuren legst und das leider zu Lasten der Handlung geht. Ich meine solche Stellen hier:

In Gendo wurde das Verlangen zu schreien fast übermächtig. Die Angst machte seinen Körper bis in die letzte Faser starr, er hätte keinen Schritt fliehen können. Jeder Laut, den er von sich geben würde, wäre sein Todesurteil. Dennoch hätte er jetzt nichts lieber gemacht, als zu schreien. Zu schreien, bis keine Luft mehr in seinen Lungen gewesen wäre.

oder das hier:

Doch die Angst hatte seinen ganzen Körper in eine eiserne Starre fallen lassen, die ihm jede Bewegung unmöglich machte. Sein Gesichtsfeld zog sich zusammen, sein Augenlicht begann bedrohlich zu flackern. Er stand kurz davor, die Besinnung zu verlieren.

Das sind sehr wortreiche Formulierungen, die man auch knapper halten kann. Versteh mich nicht falsch, ich finde das grundsätzlich eine gute Idee, da tiefer in die Figuren einzutauchen, aber meiner Meinung nach übertreibst du es damit. Ich hätte mir mehr Handlung in der Geschichte gewünscht.

Denn wirklich handeln tun die Figuren in deiner Geschichte kaum - einer ist tot, noch bevor er überhaupt viel tun kann, und der andere kauert eigentlich die ganze Zeit über hinter einem Gebüsch. Wesentliche Teile werden in Rückblenden erzählt - hier ein kleiner Tipp: Du benutzt zwar konsequent das Plusquamperfekt, gerade bei längeren Rückblenden bekommst du da aber viele "hatte" in den Text, schau mal hier zum Beispiel:

Im nächsten Augenblick hatte er dem überraschten Tier mittels seiner Kampfaxt mit solch einer Geschwindigkeit den Schädel gespalten, dass Gendo erst verstanden hatte was geschehen war, als die übrigen Tiere wimmernd und kläffend das Weite gesucht hatten. Der Fährtensucher hatte unmittelbar darauf den Weg fortgesetzt, als sei nichts geschehen.

Später gibt es dann noch ähnliche Stellen. Ich hab keine Ahnung, was der Duden da offiziell erlaubt oder ob er sich überhaupt zu dem Thema äußert, aber in vielen Romanen ist das so gelöst, dass der Autor nach kurzer Zeit ins Präteritum wechselt. Ich handhabe das selbst auch so und finde es eine gute Praxis.

»Was ist das?«flüsterte Gendo.

Komma nach der direkten Rede, wenn der Satz weitergeht, Leerzeichen hinter die Anführungszeichen.

Ihre Augen trafen sich und sein Wegbegleiter schüttelte mit so kleinen und vorsichtigen Bewegungen seinen Kopf, daß Gendo sie kaum wahrnehmen konnte.

Da sind gleich mehrere Probleme in dem Satz - zum einen "sein Wegbegleiter" - es ist unklar, auf wen sich das bezieht. Es könnte auch der Wegbegleiter des Fährtensuchers sein, weil "der Fährtensucher" als letztes explizit erwähnt wird. Ich würde da - gerade am Anfang eines Textes, wenn noch nicht klar ist, wie viele Figuren sind da, wer ist wer - eher den Namen erwähnen als ein Pronomen.

Zweites Problem: "... sie kaum wahrnehmen konnte." Ist unscharf formuliert (ich kann etwas wahrnehmen sagt nichts darüber aus, ob ich es tatsächlich auch wahrnehme) und klingt auch nicht gut. Ich rate hier zu "... sie kaum wahrnahm".

Überhaupt habe ich auch bei diesem Satz das Gefühl, dass du zu viele Wörter brauchst, dass der Text dabei aufgebläht wirkt - aber das wurde in den Kritiken ja bereits erwähnt, hier vielleicht noch so ein Beispiel, weil er mir einfach aufgefallen ist:

Gendo fand sich in seiner Wahl in der Tat dann auch schon wenige Tage nach Beginn ihrer Reise bestätigt,

"in der Tat dann auch schon" - keine schöne Konstruktion, die komplett raus könnte.

Inhaltlich: Finde das Thema interessant, die ganze Geschichte über die Mirr'tarr, mit dem Kampf gegen die Menschheit und die Entstehung des "Waldfiiretags" - obwohl das immer so Elemente sind, die nach einem grösseren Kontext rufen, finde ich sie in dieser Form gut in die Geschichte verwoben. Du erzählst sie in einer Rückblende, was auch ok ist, ich würde dir allerdings raten, das in einer eigenen Szene zu tun und vielleicht mit einer solchen Szene in die Geschichte einzusteigen - dann bekäme sie eben auch mehr Handlung, in einer Rückblende wirkt das ganze doch ein wenig statisch.

Dass der Dämon Gendo am Ende leben lässt, finde ich ok - wer weiß schon, welche Gründe Dämonen für irgendwas haben. Allerdings schade, dass die Geschichte dann doch etwas abrupt endet. Denn an dieser Stelle muss Gendo ja irgendwie (endlich) reagieren, er kann ja schlecht in der Senke bleiben, muss irgendwie ohne seinen Fährtenleser entkommen - aber da bricht die Geschichte dann ab, so dass wir aus einem größeren Kontext eigentlich genau die Stelle präsentiert bekommen, an dem Gendo am Passivsten ist - aktive Figuren sind aber meist interessanter. Zumal in einer solchen Welt, wo es solche Wesen wie die Mirr'tarr gibt.

Abschließend und als Fazit, ich finde das insgesamt ein gelungenes Debüt, es macht auch einen sauber überarbeiteten Eindruck auf mich. Stilistisch solltest du versuchen, dich etwas knapper auszudrücken und auf allzu oft verwendete Formulierungen ("triftiger Grund") zu verzichten. Inhaltlich wünsche ich mir für die Zukunft aktivere Figuren und mehr Handlung. Ideen und genügend Fantasie sind aber vorhanden, das sind schon mal zwei sehr wichtige Eigenschaften für einen Autor, typischerweise auch die, die man sich nicht einfach aneignen kann (im Gegensatz zu einem bestimmten Stil).

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hallo Schwups

Vielen herzlichen Dank für Dein Kommentar, die vielen hilfreichen Anregungen und Dein sehr motivierendes Fazit. Ich schätze eure ernsthafte und kompetente Auseinandersetzung mit meinem kleinen Anfänger-Text sehr.

Mit "ambitioniert erzählt" meine ich, dass du viel Wert auf die Stimmung und die Gefühle deiner Figuren legst und das leider zu Lasten der Handlung geht.
Ja, da bin ich wohl in eine Falle getappt, die für Neulinge keine Seltenheit ist. Zumindest ist das mittlerweile mein Eindruck, wenn ich hier die Geschichten der alten Hasen mit denen der Frischlinge vergleiche. Im Eifer, den Leser mitreissen zu wollen, wird man schnell zur Dramaqueen. An dieser Neigung muss ich definitiv arbeiten.

Ich hätte mir mehr Handlung in der Geschichte gewünscht.
Denn wirklich handeln tun die Figuren in deiner Geschichte kaum - einer ist tot, noch bevor er überhaupt viel tun kann, und der andere kauert eigentlich die ganze Zeit über hinter einem Gebüsch.
Ja, nun ... Wenden wir uns kurz der Situation zu. Zwei Männer liegen im Versteck und ein paar Meter weiter schnüffelt ein ausgewachsener Dämon rum. Wenn ich da nun als Autor in diesem Moment fuchtelnd durchs Unterholz getrampelt komme und den Beiden zurufe "Macht mal bitte was. Handlung, wir brauchen Handlung", dann weiss ich nicht, ob das wirklich gut ist?
Ich hoffe, Du verzeihst mir meine flappsige Art, mein Argument vorzubringen. Für mich ergibt sich einfach aus der Situation, dass jegliche Handlung von den Beiden unglaubwürdig wäre. Oder liege ich da falsch? Wenn ja, habe ich vielleicht noch eine falsche Vorstellung davon, was mit "Handlung" gemeint ist? Nicht der Flucht- oder Kampfversuch, sondern der Schweisstropfen, der in den Kragen fällt?

Tipp: Du benutzt zwar konsequent das Plusquamperfekt, gerade bei längeren Rückblenden bekommst du da aber viele "hatte" in den Text
Hier bin ich mittlerweile zum Glück schon durch meine andere Kurzgeschichte von einer grossen Last befreit worden. Ich dachte, man müsse ganz konsequent am PQP festhalten. In beiden Geschichten habe ich anstrengende Verrenkungen gemacht, um das durchzuziehen. Bis ich aufgeklärt wurde, dass das auch anders geht, nämlich mit dem von Dir bestätigten Weg über einen baldigen Wechsel ins Präteritum. Seitdem lebe ich viel entspannter und schlafe besser.

Überhaupt habe ich auch bei diesem Satz das Gefühl, dass du zu viele Wörter brauchst, dass der Text dabei aufgebläht wirkt - aber das wurde in den Kritiken ja bereits erwähnt
Ich beginne das mittlerweile auch selbst zu erkennen. Die Hoffnung ist also noch nicht verloren.

Allerdings schade, dass die Geschichte dann doch etwas abrupt endet.
Ja, da sind Viele mit Dir einer Meinung. Das setzt einen Anreiz, darüber nachzudenken, wie die Geschichte weitergehen könnte. Hier bin ich noch unschlüssig.

Für mich stellt sich mittlerweile die Frage: Ist es legitim/gewünscht, hier eine Geschichte sehr umfangreich umzuschreiben? Einerseits würde ich gerne einmal versuchen, so viele eurer Anregungen wie möglich umzusetzen, andererseits würden dann für einen Leser, der später einmal vorbeischaut, die ersten Kommentare und Zitate eventuell gar keinen Sinn mehr ergeben. Dann lieber als neue Geschichte einstellen?

insgesamt ein gelungenes Debüt
Unsere Meinungen klaffen hier weit auseinander, aber ich danke Dir herzlich für die Ermunterung.

Muntere Grüße,
Oli

 

Ja, nun ... Wenden wir uns kurz der Situation zu. Zwei Männer liegen im Versteck und ein paar Meter weiter schnüffelt ein ausgewachsener Dämon rum. Wenn ich da nun als Autor in diesem Moment fuchtelnd durchs Unterholz getrampelt komme und den Beiden zurufe "Macht mal bitte was. Handlung, wir brauchen Handlung", dann weiss ich nicht, ob das wirklich gut ist?

Na ja, in diesem Augenblick ist das wohl durchaus das empfohlene Verhalten, die Frage ist, warum bekommen wir nur diesen Ausschnitt zu sehen? Ich habe in meiner Antwort ja ein paar Hinweise gegeben, so könntest du bspw.

- mit der Vorgeschichte einsteigen und diese in einer eigenen Szene anstelle eines Rückblicks erzählen oder
- die Geschichte noch ein wenig weiterspinnen und uns zeigen, wie Gendo schlussendlich entkommen kann (oder auch nicht).

Mir ist schon klar, dass die Figuren in dieser einen Szene keine großen Auftritte haben, daher ging mein Einwand eher in die Richtung - warum nur diese eine Szene?

Für mich stellt sich mittlerweile die Frage: Ist es legitim/gewünscht, hier eine Geschichte sehr umfangreich umzuschreiben? Einerseits würde ich gerne einmal versuchen, so viele eurer Anregungen wie möglich umzusetzen, andererseits würden dann für einen Leser, der später einmal vorbeischaut, die ersten Kommentare und Zitate eventuell gar keinen Sinn mehr ergeben. Dann lieber als neue Geschichte einstellen?

Es wird unterschiedlich gehandhabt. Manche schreiben ihre Texte umfassend um, andere beheben "nur" die offensichtlichen Fehler, schrauben aber wenig bis gar nicht am Inhalt und gehen zum nächsten Text.

Kommt eben drauf an, wie du selbst zu der Geschichte stehst, du schreibst ja, du hast knappe fünf Stunden Arbeit investiert, das finde ich noch nicht so viel, aber da hat natürlich jeder seinen eigenen Rhythmus und seine eigene Arbeitsweise.

Wenn du mit dem Thema noch was anfangen kannst, noch Ideen und Spaß dran hast, spricht sicher nichts dagegen, es nochmal mit diesem Text zu versuchen und ihn zu überarbeiten. Wenn du aber sagst, Gendo und Mirr'tarr, das kann ich alles nimmer sehen und ich bin froh, dass ich endlich durch bin mit dem Text - dann geh zum nächsten. Du kannst ja die Hinweise unter diesem hier, die dir hilfreich erscheinen, zu deinen nächsten Texten mitnehmen.

Grüsse,
Schwups

 

Hallo osh!
Dies hier ist tatsächlich mein erster Besuch in diesem Forum, Fantasy.

Was kann ich sagen, was nicht schon gesagt wurde?
Gefallen hat sie recht gut, gerade die Form, das skizzenartige, wir streifen eine Begegnung, nur episodenhaft. Man kann viel ausdrücken damit.

Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Handlung doch zu etwas geführt hätte, wie zu einem Höhepunkt. Eine Pointe, wenn du so willst. So, wie das Stück jetzt endet, fehlt das entscheidende Teil, finde ich.

Ich hatte auch streckenweise den Eindruck, als würde es darauf hinauslaufen, dass Gendo zu einer vollkommen neuen Erkenntnis über die Mirr'tarr gelangt. Dass er im Angesicht des Dämonen plötzlich erkennt, dass sie in Wirklichkeit friedliebende, arme Geschöpfe sind. Was weiß ich.:D

Wenn diese Schlusspointe dann noch korrespondiert mit einigen Gedanken aus der Einleitung, dann wäre der Kreis geschlossen, es wäre eine perfekte Kurzgeschichte, in meinen Augen.

So aber ist sie "nur" eine Episode, bei der immer im Hinterkopf bleibt, dass das wahre, das wirkliche Abenteuer noch ungesagt ist.

Stilmäßig wurde schon sehr viel und sehr kluges gesagt.
Mir ist auch aufgefallen, dass sich jede Menge Füllwörter in dem Text tummeln, die rausgehören, weil sie nicht nur überflüssig sondern auch störend sind.

Der Fährtensucher drehte statt einer Antwort lediglich seinen Kopf langsam zu ihm herum.

Solche Sätze sind sehr viel im Stück, wie gesagt, eigentlich sagst du dasselbe, wenn du die Wörter weglässt, nur schneller.

Desweiteren sind an mehreren Stellen das Wörtchen "welche" statt "die" zu finden. Ich finde das ein wenig geziert und es hebt sich immer heraus, allerdings in einem störenden Sinne.

Sie hatten in ihrer Anatomie eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den Gliedern eines Menschen

Ich finde, man muss den Text (jeden Text) ständig danach abklopfen, was man rausnehmen kann, ja muss. Wenn du hier "in ihrer Anatomie" weglässt, ändert sich nichts an der Aussage des Satzes, aber alles an seiner Rasanz.

Es ging ein Geruch von dem Wesen aus, welcher Gendo an den Kadaver eines Wildschweines erinnerte...

Nicht nur, dass wir hier das ärgerliche "welcher" wieder haben (was spricht dagegen, dass man "der" schreibt, außer, dass man sich abheben will?), beginnst du hier mit einer Erinnerung in der Erzählung. Ich finde das nicht gut, ich habe mich noch nicht mal auf dem gegenwärtigen Schauplatz zurechtgefunden, da zerrst du mich schon wieder weg und zeigst mir einen anderen.

...worden. Seit jenem Tag, dem ersten Waldfiiretag, war nie wieder ein Mirr’tarr lebend gesichtet worden.

Bis heute.

Gendo sah die schwarzen Augen, wie sie die Umgebung absuchten. Das Gebiss trug Zähne die eines...

Dieses "Bis heute." kann doch auch nur als schmückendes, nichts nutzendes Beiwerk angesehen werden, das unbedingt für sich selber glänzen möchte. Doch das darf es nicht! Es muss sich einfügen in den Text.

Das Gebiss trug Zähne die eines Wolfes ebenbürtig waren.

Irgendwas ist da richtig falsch. Entweder, du fügst noch ein "denen" ein, aber ich finde das Bild vom "Gebiss, das Zähne trägt" auch irgendwie schief.

Die augenblicklich einsetzende blinde Panik raubte ihm den Atem.

Da die blinde Panik augenblicklich einsetzt, muss ich das auch schnell und lesen können, um die Rasanz zu spüren. Also musst du als Autor dich kurz fassen.
"Blinde Panik raubte ihm den Atem."

Das waren einige Sachen, die mir aufgefallen sind. Ich weiß nicht, was meine Vorredner schon bemängelt haben, aber indem ich diese Sachen anspreche, lerne ich selbst dabei. Das ist einer der Gründe, weshalb ich KGs kommentiere.
Ein anderer natürlich, dass mir hin und wieder welche gefallen.:D
Auch wenn es sich nicht so angehört hat, ist das bei deiner im Großen auch so.

Schöne Grüße von diesseits!

 

Hallo Hanniball

Vielen Dank für Dein Kommentar. Dein erster Besuch im Fantasy-Forum und dann triffst Du ausgerechnet auf mein Erstlingswerk. Ich hoffe, ich bin nicht schuld, wenn es Dein letzter gewesen sein sollte. :Pfeif:

Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Handlung doch zu etwas geführt hätte, wie zu einem Höhepunkt. Eine Pointe, wenn du so willst. So, wie das Stück jetzt endet, fehlt das entscheidende Teil, finde ich.
Da stimmen alle bisherigen Leser mit Dir überein. Ich selbst hatte es beim Schreiben nicht so empfunden, kann es mittlerweile aber gut nachvollziehen.

Mir ist auch aufgefallen, dass sich jede Menge Füllwörter in dem Text tummeln, die rausgehören, weil sie nicht nur überflüssig sondern auch störend sind.
Das erkenne ich inzwischen auch. Zum Glück ist das Forum hier eine recht gute Füllworttherapie. Man bekommt jedes einzelne um die Ohren gehauen. (Was ich sehr hilfreich finde - nicht falsch verstehen.)

Desweiteren sind an mehreren Stellen das Wörtchen "welche" statt "die" zu finden. Ich finde das ein wenig geziert und es hebt sich immer heraus, allerdings in einem störenden Sinne.
Ich finde auf die Schnelle das Wort "welcher" zweimal im Text, nicht jedoch das Wort "welche". Könntest Du mir kurz aufzeigen, welche Stellen Du meintest?
Persönlich finde ich den Satz "Die Sätze, welche sich gut lesen lassen" angenehmer zu lesen, als den Satz "Die Sätze, die sich gut lesen lassen".
Ist dieses Empfinden altmodisch? Möchte ich nicht ausschliessen ...

Ich finde das nicht gut, ich habe mich noch nicht mal auf dem gegenwärtigen Schauplatz zurechtgefunden, da zerrst du mich schon wieder weg und zeigst mir einen anderen.
Entschuldigung. Ich wollte nicht zerren. :D
Wie beschreibt man in dieser Situation am Besten den Gestank, ohne den Leser weg zu zerren? "Der Dämon stank wie verwesendes Fleisch" oder etwas Ähnliches fand ich zu schwach, zu wenig anschaulich.

Dieses "Bis heute." kann doch auch nur als schmückendes, nichts nutzendes Beiwerk angesehen werden, das unbedingt für sich selber glänzen möchte. Doch das darf es nicht! Es muss sich einfügen in den Text.
Es sollte den Leser von der Rückblende zurück in die Gegenwart transportieren. Als glanzvoll habe ich es nicht betrachtet, aber es mag ein wenig reisserisch wirken.

Irgendwas ist da richtig falsch. Entweder, du fügst noch ein "denen" ein, aber ich finde das Bild vom "Gebiss, das Zähne trägt" auch irgendwie schief.
Ja, das ist mehr als schief. Das sehe ich inzwischen auch so.

Ein anderer natürlich, dass mir hin und wieder welche gefallen.:D
Auch wenn es sich nicht so angehört hat, ist das bei deiner im Großen auch so.
Ich stelle hier Kurzgeschichten ein, damit sie zerpflückt werden und ich dadurch lernen kann. Je mehr konstruktive Kritik, um so lieber ist mir das.

Nochmals vielen herzlichen Dank fürs Lesen und Dein Kommentar. Ich versichere Dir, es gibt sehr viel bessere Geschichten hier im Fantasy-Forum, also gib bitte nach meiner nicht gleich wieder auf. ;)

Motivierende Grüße,
Oli

 

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