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Die Begegnung
Bläulich schimmernd, schwebte ein Planet in der gewaltigen Leere des Weltraums.
Er umkreisete eine blaue, schwach leuchtende Sonne.
Von einem dunklen Ozean bedeckt und mit , Stofffetzen gleichenden Wolken verhangen, drehte der Planet einsam seine Bahnen.
Aus dem Meer, das seine Oberfläche überzog, erhob sich irgendwo eine steinige Küste. Die hohen Felsen, die den Strand hinter ihnen vor der Gewalt des Wassers schützten, glichen gewaltigen Ellipsen, die unverrückbar an ihrem Platz standen.
Hinter diesen Monolithen, lag eine Stadt.
Irgendwo in dieser Stadt, erhob sich ein etwa zweihundert Meter hoher Turm in die Luft. Irgendwo in diesem Turm, befand sich ein Korridor. An diesem Korridor lagen viele Türen. Sie alle führten in gleich aussehende, quadratische Zimmer.
In einem dieser Zimmer, saß ein Mann und schaute durch ein Bullauge nach draußen.
Kaspar Rosen ließ seinen Blick kreisen. Aber er schaute nicht auf die vielen Fahrzeuge, die ihre Kreise im Himmel zogen oder tief unter ihm dahinschossen. Er blickte nicht auf die kastenförmigen, silbrigen Gebäude in seiner Umgebung.
Nachdenklich betrachtete er auf den Wald.
Bald würde etwas passieren. Bestimmt.
Kaspar betrachte sein Gesicht, das sich im Glas des Fensters spiegelte.
Seine glatten, blonden Haare, hingen ihm ins Gesicht, verdeckten seine kantigen Züge und seine blauen Augen. Nachdem er eine Weile lang, gedankenversunken sein eigenes Antlitz betrachtet hatte, erhob er sich aus seinem Sessel und ging ein wenig durch den Raum.
Nathan Plauen, folgte den Schritten seinen Freund mit seinen wachsamen, dunkelbraunen Augen. Aus dem Ärmel seines Umhangs, wand sich eine hellhäutige, Hand hervor und ergriff den Knauf eines dunkelgrünen Stockes, den er mit einem Klacken auf den Boden sausen ließ.
Der Stock wand sich und schlang sich dann um den Arm des Mannes.
Einen Augenblick später war er darin versunken.
Kaspar ließ seinen Augen in den Höhlen kreisen. Er blickte seinen Freund an, der in einen dunklen Filzmantel gekleidet war.
Unter der Hutkrempe Nathans lugte eine Strähne pechschwarzes Haares hervor, das ihm ins Gesicht hing. Wie Äste eines Baumes im Wind, schüttelte sich die Strähne raschelnd und verschwand dann, in der hellen Stirnhaut des Mannes.
Nathan wandte seinen Blick von seinem Freund ab und schaute an die Wand.
„Es wird Zeit.“
Seine Stimme klang hell und freundlich, doch ihre absolute Ausgeglichenheit, ließ den meisten Menschen einen Schauer über den Rücken laufen.
Kaspar nickte nur. Er hob einen dunklen Mantel vom Boden auf und zog ihn an.
Er spürte, wie sich das Material sich enger an ihn schmiegte und mit seinem weißen Anzug verwuchs.
Kaspar setzte seinen Hut auf. Seine Haare verbanden sich mit dem Material, änderten ihre Farbe.
Als sich Nathan erhob, blickte er seinem Zwillingsbruder in die Augen. Sie nickten sich zu.
Die beiden Männer machten einen Schritt, dann öffnete sich die Wand vor ihnen und verschlang sie.
Ein grünes Etwas schwebte über der schwarzen Wüste.
Es schein seltsam, und auf merkwürdige weise abartig, einfach unpassend.
Aber trotzdem verschwand es nicht.
Das Etwas war ungefähr zweihundert Meter Lang.
Es war ein Raumschiff.
Die Meisten Menschen, erwarten, dass Raumschiffe irgendwelche brummenden, knirschenden, knallenden oder sonstige Geräusche machen.
Dieses aber machte gar keine Geräusche. Es war still.
Nathan Plauen und Kaspar Rosen schauten mit gleichgültiger Mine nach oben und betrachteten die Unterseite des Raumschiffs, die aus welligem Material bestand.
Seit wenigstens achttausend Jahren, war kein Raumschiff über dem Planeten Vektral erscheinen und seit über siebentausend Jahren, hatten die Menschen keine Schiffe mehr gebaut.
Und nun schwebte ein voll funktionstüchtiges, absolut stilles Gerät über der öden Wüste.
Es war ganz sicher nicht von Menschen gebaut worden. Doch die beiden Männer, die unter dem Schiff im körnigen Sand standen, interessierte das herzlich wenig.
Nathan zog an seiner Zigarette. Summend stieß er den Rauch wieder auf, blies ihn dem Objekt über ihm entgegen, als wolle er es begrüßen.
Er blickte Kaspar still an. Und lächelte.
Dann begann es zu regnen.