Die Bank
Benny saß einfach nur da. Er saß auf seinem Arbeitsplatz. Es war schon spät, ungefähr 20:30. Er saß da, die Beine auf den Tisch über Kreuz gelegt und schaute aus dem Fenster. Die große Fensterfront zeigte nach Süden, es war Hochsommer, und wie so viele Tage war auch dieser mal wieder voll zum kotzen. Den ganzen Tag hatte die Sonne auf seinen Schädel gebrannt, von innen summten die viel zu kleinen Klimaboxen und er hatte heute alle Hände voll zu tun, seinen Job ordentlich zu erledigen. Es war ein harter Job, nicht im körperlichem Sinne, sondern einfach von der Psyche und dem gewaltigem Streß. Jetzt, wo der Tag vorüber war, saß er einfach nur da, schaute zum Fenster heraus und dachte eigentlich an gar nichts.
Er beobachtet die Autos und die Menschen, die, wie jeden Tag, von einer Ecke zu anderen hetzten, um die Einkäufe noch zu erledigen. Er beobachtete die kleine Kongreßhalle, wo seit drei Tagen die Erotik Messe läuft. Ziemlicher Abschaum, der da hinläuft, um sich irgendwelche, mit Silikon aufgepumpten Püppchen anzuschauen, einfach widerlich. Er beobachtet, daß auf der anderen Straßenseite, direkt neben dem Parkplatz, ein Pärchen umschlungen sich wohl küßte oder so. Er sah, das auf der rechten Seite des Parkplatzes sich ein ganzes Rudel von Hunden und Asozialen breit machte, solche Typen, die sich dank seiner Steuern und Sozialabgaben Heroin spritzten und sich diese Köter hielten, weil sie dadurch Kohle vom Staat bekamen; es sind die Typen, deren Kleidung wahrscheinlich genauso klebrig, dreckig und stinkend ist wie der Zwölffingerdarm dieser Leute. Er beobachtet zwei dieser Typen, wie sie auf dem Rasen im Schneidersitz sitzend, irgend einen Burger oder anderes widerliches Zeug verschlungen, dem einen war wohl diese köstliche Malzeit wirklich zum Kotzen und so kotze er einfach auf den frisch gemähten Rasen. Er beobachtete die Autos, die Raser, die immer wieder auf der Busspur rechts überholen, um dann an der nächsten roten Ampel genau eine Wagenlänge gewonnen hatten, wie dumpf und hohl doch solche Leute sind, dachte Benny. Er beobachtet nun schon eine ganze Weile die bescheuerte Fußgängerampel, bei der man sich im Winter die Füße einfriert, weil sie viel zu kurz auf grün steht, was ein Ärger!
Benny war fürchterlich müde, aber er wollte und konnte noch nicht nach Hause gehen. Es hielt ihm davon zwar keiner ab, aber er wollte den Schreibkram, der tagsüber liegenblieb, noch erledigen. Aber Benny hatte auch absolut keine Lust dazu. Er träumte von der großen Liebe, von der großen Freiheit, das zu tun, was man will, von der Sehnsucht nach Geborgenheit, von dem Gefühl, endlich mal ernst genommen zu werden, von einer Frau, die ihn voll versteht und die in brenzligen Situationen hinter ihm steht; die ihn über alles liebt; in seiner Vergangenheit hatte er leider dieses Glück nicht zu spüren bekommen.
Benny war diplomierter Informatiker, aber ein Bekannter sagte einmal zu ihm: du bist nicht der typische Informatiker, der ständig an Java, Pentium oder die Anzahl der Zylinder einer Festplatte denkt, du hast einen gesunden Bezug auch zu den Dingen, du hast eine Kreativität und Tiefe, wie man sie bei solchen Leuten kaum findet. Das machte Benny ein wenig verlegen, aber auch ein wenig stolz, es scheint von dieser Spezis wohl wirklich nicht so viel zu geben, er hat das tagtäglich mitbekommen. Reine Fachidioten kotzen ihn an, weil sie immer schlauer waren, was ihn manchmal ärgerte. Auf der anderen Seite war er dann aber besonders Stolz, nicht zu dieser Spezies zu gehören, denn seine Kreativität und menschliche Wärme war ihm besonders wichtig, wichtiger als irgend ein Fachkram.
Benny saß immer noch da, er WOLLTE jetzt eigentlich nichts mehr tun, aber das Telefon rüttelte ihn aus seinen Träumen. Benny ließ das Telefon zweimal klingeln, bevor er seine Füße vom Tisch - und den Hörer ab nahm. Er sprach nur ein paar Sekunden mit einem Kollegen der anderen Firma, es gäbe im Technikraum im zweiten Kellergeschoß ein Problem.
JETZT UM DIE UHRZEIT PROBLEME? IHR KÖNNT MICH ALLE MAL KREUZWEISE MIT EUREN DUMMEN PROBLEMEN!
Benny arbeitet in einer Bank im Auftrag der Bank als ” Controller for IT”, d.h. wenn irgend ein dummer Banker, und davon gibt es weiß Gott genug, irgend ein dummes Problem hat, muß Benny rann.
Mein PC geht nicht mehr – Alter, dann schalt ihn doch mal ein!
Meine Anwendung ist abgestürzt – Paß bloß auf, du Fettsack, daß du nicht gleich mit abstürzt
Können sie mir nicht mal zeigen, wie ich in Winword eine Excel-Datei einfüge – Ey du geiles Miststück, ich zeigt dir gleich mal, was man bei dir so alles einfügen kann
Mit solchen Problem hatte Benny täglich zu tun, das waren für ihn wirklich widerlich Lappalien, wie schon gesagt, Banker und Technik, Begegnung der dritten Art. Benny machte diese Art von Problemen wirklich keinen Spaß, vielmehr wollte er die großen Probleme in den Griff bekommen.
Es interessiert mich einen Scheissdreck, ob du irgendeine bescheuerte Datei nicht mehr wiederfindest oder ob dein Bildschirm zu dunkel oder zu hell ist, ich habe hier ein System im Background mit fast 100 Maschinen zu überwachen, da ist dein Problem ein Furz gegen!
Tatsächlich gab es an diesem Abend ein Problem größeren Ausmaßes, Benny überblickte schnell seine Tracking-Maschinen, die ziemlich gut Auskunft darüber gaben, was im System so los ist. Tatsächlich, drei der sechs Datenfeeds waren ausgefallen, zwei von diesen Standen im Keller, 2.Ug, die dritte stand im 2.OG; ja, könnte morgen früh brenzlig werden.
Benny reagierte sofort. Er nahm sich einen Notizzettel und Bleistift, sein Handy, was auf dem Tisch lag und den Schlüssel für den Technikraum. Benny war immer darauf bedacht, bei solchen großen Problemen immer alles aufzuschreiben, von der Uhrzeit angefangen bis zur Problemlösung. Benny zögerte noch ein wenig, und dann... dann hielt in irgend etwas davon ab, loszugehen. Irgendwie kam er nicht vom Platz, hatte ihn was festgehalten? Nein, er hatte alle Sachen und auch seinen Verstand beisammen, aber er konnte nicht losgehen, als ob irgend jemand in der inneren Stimme sagte, ej man, bleib` hier, dieses Problem wird sich morgen lösen. Die anderen werden morgen das Problem erkennen und den Fehler beheben, keep cool, babe. Blieb Benny wirklich cool? Es irrte in seinem Geist noch ein wenig, hat er jetzt nichts vergessen, den Schlüssel, den Notizblock, Handy, ja, fehlt noch was?
Ja verdammt, seine Karte für die automatischen Türen!!! Ohne Karte käme Benny weder in die
Technikräume noch sonstwo hin; nur noch mit Hilfe des Pförtners könnte an seinen Platz zurück, und das war ziemlich umständlich. Er steckte schnell sein Handy in die Hemdi – Täschli, war wichtig, erreichbar zu sein. Eins fehlte immer noch, diese blöde Karte!!! Ohne Karte kein Trumpf, welch Drama! Die Karte ist lebensnotwendig! Und Benny war immer noch am Arbeitsplatz und suchte seine Karte. Wo ist gottverdammt noch mal diese Karte? Benny schaute unter seinem Stuhl, unter seinem Tisch. Sein Handy, gerade noch sorgfältig in die Hemdentasche gesteckt, rutschte ihm raus. Auch das noch. Handy rausgefallen, Akku abgefallen, Antenne umgeknickt, und die blöde Karte immer noch nicht gefunden. Ganz ruhig, Akku vom Handy anklipsen, Antenne vorsichtig wieder zurückbiegen – SCHEISSE – Antenne abgebrochen, so`n Mist. Ganz, ganz ruhig, sagte sich Benny, ich habe heute den ganzen Tag die Karte bei mir gehabt, sie KANN nicht weg sein!
Benny bemerke jetzt, daß es dunkler draußen wurde, er versuchte sich zu beruhigen, also: er hat nur zwei Probleme: die Datenversorgung ist am zusammenbrechen und seine Karte ist nicht da. Wieso wurde es dunkler draußen? Darüber hat sich Benny jetzt noch nicht den Kopf zerbrochen, denn dann hätte er drei Probleme. Benny wurde nervös. Es war jetzt 20:37, in genau 23 Minuten wollte er in die U-Bahn steigen und nach Hause fahren. Aber diese Karte, wo ist diese Karte? Benny tastete den Boden unter seinem Schreibtisch ab, plötzlich ekelte es ihm, als Staubsauger für die ganzen dreckigen Schuhe der Kollegen zu fungieren, wer weiß, vielleicht hat einer der Assies dort draußen auf die Schuhe seiner Kollegen gekotzt. Bäh, Ekel, widerlich.
Es summte und kratzte draußen, wenn Benny dies bemerkt hätte, hätte er das nächste Problem.
Benny kroch langsam wieder nach oben, als er seinen Kopf auf Höhe der Tischkante war, schaute er nach draußen – wieso ist es um 20:39 im Hochsommer schon dunkel? Sollte Benny sich jetzt darum Gedanken machen? Sollte er. Er schaute raus und traute seinen Augen nicht. Hat er jetzt geträumt oder was. Ey Benny, wach auf. Er klatschte sich selber zwei dreimal auf seine Wangen, Benny war hellwach, sein Verstand war NICHT ausgeschaltet und es schauderte ihm, als er nach draußen sah. Es schauderte ihn mehr, als wenn er diese Dreckpenner persönlich im tiefsten Dunkel begegnet wäre. Benny starrte vor Angst. Draußen war es dunkel, aber woher? Keine Wolke am Himmel, oder doch, er konnte es nicht erkennen. Er schaute noch mal rüber zu der Silikon Titten Püppchen Messe, wo waren die Leute? Und die Kotzbrüder? Er erkannte sie nicht mehr, was war dort draußen los? Er wußte, daß die Straße, die direkt an der Bank vorbeifahre, auch Straßenbäume hatte, er erkannte sie nicht mehr. Bin ich jetzt blind oder was? Benny rieb sich die Augen, er konnte ganz klar seinen Arbeitsplatz ausmachen, also dort die Tastatur, der Monitor, die Maus, der Notizblock, Taschenrechner, eine kleine Uhr, Kabelreste, ein Radiergummi und Kugelschreiber. Benny ist nicht blind.
Benny war heute allein im Raum, was sonst nicht üblich ist, aber einer seiner Kollegen mußte heute früher gehen, weil seine kleine Göre krank wurde. So saß Benny mutterseelenallein in der großen Bank und wußte nicht, was da draußen los ist. Sollte er raus gehen und die Kotzbrüder mal fragen? Ey alter, haste mal Joint, ich brauch’s mal wieder!
Sollte er vielleicht rüber zu der Tittenschau gehen und dort die Mädels fragen? Na mein Süßer, möchtest du mal an meinem Silikon rumspielen bis es dir kommt?
Wohl kaum. Benny war intelligent genug, um das, was dort draußen vor sich ging, zu analysieren. Er schaute jetzt noch mal bewußt nach draußen, auf die kleine Kongreßhalle, auf den Parkplatz, auf die Bäume. Es war wie ein dunkler Schleier, der sich über die Kongreßhalle, den Parkplatz und den Bäumen auftat. Ein Schleier? Nein, eher, sagen wir, ein in sich bewegter Schleier. Zum Schleier noch mal, was wird mir hier verschleiert!
Benny stutze, was bewegt sich dort in den Bäumen, auf dem Parkplatz und über der Kongreßhalle? Benny schaute auf den Fußboden, alles klar, Teppich müßte mal richtig gereinigt werden. Benny ging bis zur Fensterfont einen Schritt vor und schaute aus dem Fenster nach unten auf den Bürgersteig. Alles Klar, jede einzelne Gehwegplatte konnte er ausfindig machen. Er schaute in die Ferne. Der Schleier, der sich nicht nur bewegt – er kommt näher!!! Benny packte die Angst, was zum Teufel ist hier nur los? Der Gehweg unten war klar und deutlich zu sehen, und auf der anderen Straßenseite dieser Schleier. Er bewegte sich langsam, sehr langsam, wie Bodennebel in Richtung Bank.
Ein Kollege hatte letzte Woche über den Großen Wagen und andere Sternbilder geredet, er hatte auch ein Fernglas dabei, wo er und Benny dann abends kurz hinausgingen und die Sterne beobachteten. Benny hatte eine Idee, er brauchte das Fernglas um zu schauen, was dort draußen los ist. Und sein Problem, weswegen er angerufen wurde? Leck mich. Das andere ist viel spannender und aufregender als irgendein DUMMES Problem. Benny suchte das Fernglas, ob der Kollege es nicht etwa eingeschlossen hat? Benny ging um seinen Schreibtisch und ging zum Platz seines Kollegen. Er macht sowas ziemlich ungern, aber in einer solchen Situation... Er öffnete das erste Fach und wühlte in den Unterlagen. Kein Fernglas zu sehen. Das zweite Fach, leider auch keinen Erfolg. Benny wollte jetzt schon fast aufgeben, als er im Fach für die Hängeregister etwas schwarz - metallisches sah. Das Fernglas! Super Ingo!
Sollte er sich jetzt freuen? Eher nicht. Es war 20:45. Benny ging, zu seinem eigenen erstaunen ziemlich ruhig zu seinem Platz zurück, setzte sich hin und legte seine Füße wieder auf den Tisch. Er probierte ein paar Handgriffe am Fernglas und setzte es dann an sein linkes Auge an. Benny klappte der Unterkiefer runter. Das kann nicht wahr sein. Benny schaute in Richtung Parkplatz, Richtung Kongreßhalle, auf die Bäume und in die Wolken, wenn es da welche gibt. Er schwang jetzt das Fernglas unruhig hin und her, konnte er es nicht glauben, was er dort sah: Es sah aus, wie ein großer Ameisenhaufen, der sich auf die Bank zu zubewegen scheint. Ameisen? Oder doch keine Ameisen? Irgendwie schien es ihm, als ob es zusätzlich noch neblig wurde, so daß es noch schwerer war, diesen schwarzen Schleier zu identifizieren. Ich glaub ich tille, ich sitze hier völlig unschuldig in der Bank und draußen Planen Millionen von Ameisen oder andere Kreaturen den Angriff auf die größte Bank in dieser Stadt, sehr witzig!
Benny schaute nun eine ganze Weile mit aufgeklappten Unterkiefer durchs Fernglas, er saß da, als ob er im Theater in der letzten Reihe mit einem Feldstecher sitzt um den letzen Akt genau zu verfolgen. Ja, in der Tat, es WAR der LETZE Akt.
Benny legte kurz daß Fernglas zur Seite auf den Tisch und atmete schwer, was soll er jetzt tun? Er rollte mit dem Stuhl noch ein bißchen mehr ans Fenster heran, so daß er noch mal auf den Gehweg nach unten schauen konnte. Benny überlegte. Hatte er noch Zeit zum überlegen? Hatte er nicht.
Benny nahm das Fernglas und durch seinen Arm rutsche in diesem Moment ein Kugelschreiber vom Schreibtisch auf den Boden. Besser gesagt, er viel fast durch das kleine Gitter direkt am Boden vor dem Fenster. Durch diese kleinen Gitter kam die kalte Luft der Klimaanlage, außerdem liegen auf diesem Gitter diverse Kabel, die zu Druckern oder PCs führen. Benny kniete nieder und wollte gerade noch den Kugelschreiber vom Boden aufheben, als er kurz hinter den Rollwagen schaute und erschrak. Benny schrak hoch und stieß sich den Kopf an der Schreibtischunterkante, irgend etwas kleines schwarzes hat sich hinter dem Rollwagen bewegt. Hallo mein Kleiner, ich habe mich heute richtig fein gemacht, habe mein kleines schwarzes angezogen. Gefällst dir? Soll ich’s ausziehen oder ziehst Du’s aus? Aber langsam, damit die Spannung steigt!
Was wird hier gespielt? Benny stand auf, legte das Fernglas beiseite und wenn er jetzt noch mal aus dem Fenster geschaut hätte, dann würde ihm was besseres einfallen, als diesen unwichtigen Rollwagen langsam und vorsichtig zurückzuziehen. Langsam beugte er sich über den Rollwagen, um zu sehen, was sich dort bewegt hat. Oder hat sich dort nichts bewegt, war das alles nur Einbildung? Sein Kopf schob sich langsam aber sicher über die Kante des Rollwagens, wie erstarrt blieb es stehen als es das kleine schwarze sah, daß sie vorhin noch bewegte. Keine schwarze Ameise, kein kleiner schwarzer Käfer, der sich verirrt hat sondern eine ca. 10cm große Tarrantel! Iggitibürgs. Seine neue kleine Freundin bewegte sich jedoch auch nicht mehr, hat sich wahrscheinlich genauso erschrocken wie er. Sie war wie festgenagelt, bis auf ein Bein, welches in regelmäßigen Abständen auf – und ab bewegte. Ihr Körper sah so aus, als ob sie Benny noch etwas mitteilen wollte. Ja, es sah so aus, als ob sie nicht in böser Absicht hier war, sondern um Benny zu Helfen. Ihr Körper sah von oben eher aus wie ein lächelndes Gesicht. Die Miene, die dieses ”Gesicht” zum Ausdruck brachte und das Auf- und Abbewegen eines ihrer Beine deutete an: Geh schnell, verlaß die Bank, beeile dich!!! War sie nur der Vorbote von dem, was dort draußen war? Ja, sie war’s.
Benny zögerte keine Sekunde mehr, rannte von seinem Arbeitsplatz in den Handelsraum, der wie ein riesiges Spielzimmer für Banker erschien. Die Computer piepsten entsetzlich, warum hat Benny das vorher nicht gehört? Er lief zur anderen Seite des Raumes und schaute aus dem Fenster. Ganz normal, nichts von irgendwelchen Schleiern über den Bäumen. Benny rannte entlang der Glastüren, hinter denen normalerweise die Geschäftsfeldleiter sitzen, bis zur ersten Durchgangstür. Benny blieb stehen, seine Karte hatte er nicht mit. Er lief in Windeseile den Mittelgang zurück in Richtung Arbeitsplatz, aber 5 Meter bevor er ankam, blieb er abrupt stehen und sah, daß bereits der Fußboden mit einem Schleier, sprich mit Tausenden von Tarranteln bedeckt war. Kein zurück mehr.
Benny rannte völlig wirr im Handelsraum hin und her, als er zufällig auf einem der Tische SEINE Karte liegen sah! Natürlich, er hatte sie hier, bei dem letzen dummen Problem heute, was er zu lösen hatte, vergessen. Hastig nahm er die Karte, sie viel zu Boden, der Schleier kam näher und das Kratzen und Surren der Viecher setze ein. Aber woher kamen all diese netten kleinen Freundinnen mit ihrem kleinen schwarzen? Sie kamen durch die Schlitze der Klimaanlage, die kamen durch aufgeklappte Fenster oder andere Öffnungen. Benny sah sich noch einmal um als er sah, daß bereits die Fensterfront, durch die er vor 4 Minuten noch schauen konnte, voll besetzt war mit diesen schwarzen Lebewesen.
Aber wo war der Kollege, der ihn noch anrief, was machen die Pförtner? Keine Ahnung, kein Interesse, selbst ist der Mann, nichts wie raus hier. Benny rannte in Richtung Ausgangstür, sie war natürlich zu. Nur mit der Karte konnte sie geöffnet werden. Benny zog die Karte durch den Kartenleser – rote Lampe. Nervös zog er sie dann noch mal durch – rote Lampe. Benny versuchte es ein drittes Mal – rote Lampe. Die Tür ging nicht auf und der Schleier kam näher. Benny war zwar nicht schüchtern, aber zuviel im kleinen schwarzen wollte er nun doch nicht.
Wie soll er die Tür aufbekommen. Dickes, schußsicheres Glas, toll. Benny ging durch eine Reihe im Handelsraum, und entdeckte neben einem großen Monitor ein riesigen Baseballschläger. Er griff den Schläger und rannte zur Tür zurück, haute mit aller Wucht gegen die Tür, mehrmals. Nichts tat sich da. Benny brauchte etwas seht schweres, um die Tür aufzukriegen, ja ein 17 – Zoll Monitor, könnte klappen. Er riß einen der Hunderten von Monitoren aus deren Befestigungen heraus, nahm Anlauf und schleuderte diesen gegen die Tür. WUUUMMMM. PLONGGGG. KLIRRRRR. SCHEPPER. Die Tür hatte nun eine kleine, schmale Öffnung, zu klein für Benny; er holte den nächsten Monitor. Wieder : WUMMMMM.PLONNGGGG. KLIRRRR. SCHEPPPPER. Geschafft! Benny schlüpfte durch die Öffnung in der Tür, der Schleier schien geduldig gewesen zu sein, er harrte immer noch in der gleichen Position wie vorhin, mitten im Handelsraum. Benny rannte die Zwei Stockwerke runter, Fahrstuhl wäre sicherlich zu gefährlich. Benny erreichte die untere Drehtür, die in diesem Fall per Knopfdruck zu öffnen ist. Knopf gedrückt, Tür dreht sich, Gott sei gelobt und gedankt!
Benny erreichte den Platz auf der anderen Seite des Gebäudes, vom Parkplatz, den Pennern und der Kongreßhalle wollte er jetzt nichts wissen. Kein Schleier zu sehen. Benny ging noch ein paar Meter weiter, um sich auf einer Bank auf diesem Platz auszuruhen. Er war völlig kaputt, wie er das mit den Monitoren hinbekommen hat, weiß er selbst nicht mehr. Er schaute in die Bank, durch die Fenster im Handelsraum konnte er alle seine Lieblinge beobachten, das Licht in der Bank verdunkelte sich.
Der Schleier ist übergegangen zum Angriff, ja der letzte Akt naht. Das Surren und Kratzen der Milliarden von Tarranteln, die sich in der Bank breitgemacht haben, war jetzt auch draußen zu hören, ein entsetzliches Geräusch! Es war wie ein Kreischen und Aufschreien von vielen Toten, die Rache nehmen wollten. Es waren Milliarden von Toten! Das Geräusch wurde lauter, in der Bank gab es jetzt fast kein Raum mehr, wo Licht brannte. Benny saß immer noch auf der Bank und dachte, es ist wie bei der Sonnenfinsternis, irgendwann gehen ebne alle Lichter aus. Und so war es. Als das letzte Licht ausging, klirrten am Haus viele Fensterscheiben, Stichflammen traten aus den Fenstern heraus, das Kreischen wurde lauter und lauter. Millionen von Tarranteln krabbelten nun auch von der Rückseite der Bank an den Wänden entlang, als plötzlich mit riesiger Wucht und einem ohrenbetäubendem Lärm die Bank wie durch eine Sprengung in sich zusammenfiel.
Benny saß einfach nur da. Er saß nicht an seinem Arbeitsplatz. Es war schon spät, ungefähr 21:45. Er saß da, die Beine übereinander gekreuzt und schaute zur Bank.
Benny war seinen Arbeitsplatz los, aber er hatte doch wohl eher genüßlich den letzen Akt der Bank beobachtet.