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Serie Die Bank - III

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07.03.2006
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Die Bank - III

Herbst oder die „Bank III“

Der einsame Wanderer wird langsamer.
Er macht es widerwillig, aber er weiß, er braucht eine Pause. Eine Pause nach einem unendlichen Lauf. Und er weiß, dass ihm nichts anderes als seine Bank diese ermöglichen kann.
Im Herbst.
Alles um ihn herum summt und fließt, seine Gedanken rasen. Wo ist die Bank?

Erschöpfung macht sich breit und schwere Gedanken belasten seine Schultern – es ist sein Leben. Und es ist seine Zukunft. Der einsame Wanderer sucht. Und ein paar Schritte hinter ihm erblickt er ein verwittertes Stück Holz, auf der zwei zerbrochene Personen hocken.
Seine Bank.

Langsam geht er näher, darauf bedacht die armseligen Kreaturen nicht zu erschrecken, doch sie hätten auch nicht reagiert, hätte er geschrien, so, wie er es jetzt gerne täte. Reglos verharren die zwei Statuen am Wegesrand.

Der einsame Wanderer steht schweigend davor und tiefe Trauer erfüllt sein Ich. Sie ist so unerklärlich, wühlt sich in ihm hervor, so unendlich und so vollkommen, dass es ihm Angst macht. Schon lange hatte er nicht mehr so stark empfunden und mit jedem Schritt auf seine Bank zu quält es ihn mehr. Schmerzhaft stöhnt er auf.
Und noch viel schmerzhafter stöhnen die Zerbrochenen auf.
Da heben sie den Kopf und der einsame Wanderer spürt, wie kalte Tränen sein Gesicht benetzen, als er in ihre Augen blickt. Völlig zerrissen starren sie ihn an, erfüllt von Schmerz und Hass. Gedemütigt, ausgenutzt und allein gelassen in einer zerhackten Welt. Sie haben eine Bank gefunden, einen Ort, an dem sich zerbrochene Seelen erholen. Sie sitzen schon lange da.
Im Herbst.
Da geht der einsame Wanderer den letzten Schritt, blind vor Tränen, und setzt sich zwischen die Gestalten. Drei gleiche Gesichter und doch so verschieden. Ein letztes Mal fühlt er den Schmerz, der seinen Ichs vor langer Zeit angetan wurde. Er spürt die Leere und das Verlassensein, dass sie ergriff, so wie die viele Schuld und die fremden Tränen, die er auf seine Schultern lud.
Im Herbst.
In diesem Moment verzieh er der Welt und die Erinnerungen lösen sich mit einem Seufzen auf.
Eine innere Ruhe kehrt im Herzen des einsamen Wanderers ein, als er sich lang auf seiner Bank ausstreckt, um den gelben Blättern zuzusehen, wie sie ihn sachte bedecken und von einer fremden Zukunft wispern.
Im Herbst.

 

Hallo. Ich habe gesehen, dass noch niemand deine Kg kommentiert hat. Das liegt daran, dass du gleich mit 3 Geschichten kommst, was voll abschreckend wirkt. Vielleicht hättest du lieber eine lange Geschichte gemacht.
Dein Stil ist auf jeden Fall gut. Ich muss jedoch zugeben, dass ich grade zu müde bin um etwas über den Inhalt zu schreiben, der mir noch ein wenig verschlossen ist. Ich werde mir demnächst nochmal alles durchlesen und auch darauf eingehen.

Lg K.

 

Hallo Nikkita83!

Da ich die drei Teile hintereinander gelesen habe - also erst meinen Senf dazugegeben habe, und dann erst weiter gelesen habe - sehe ich die Kommentare erst jetzt.
Ehrlich gesagt, mir fehlt auch hier ein Hacken, der mich dazu bringen könnte auch Teil IV zu lesen (was aller Wahrscheinlichkeit dann alles abrunden würde).
Auch schließe ich mich der Meinung an, dass es sich wohl eher um EINE Geschichte handelt. Und auch keine richtige Serie ist. Jedenfalls fehlen dafür einige Elemente.
Spontan wüsste ich aber auch nicht wie man das anders anpacken könnte (obwohl ich der Meinung bin, das würde dich eh nicht interessieren).

Gruß Charly

 

Hallo CharlyM!

Du hast da eine ganze Menge geschrieben und mich damit zum Nachdenken angeregt. Also, wie fange ich an...

Ich muss sagen, dass ich mich beim schreiben dieser Kurzgeschichten sehr eng an die "Kurzgeschichte" gehalten haben, so, wie sie die Literatur auch definiert. Damit meine ich:

Den direkten Einstieg, das relativ offene Ende und die Anonymität des Protagonisten. Das Ganze soll einen kurzen Wirklichkeitsausschnitt aus dem Leben bzw Denken dieser Person und einen bedeutsamen Augenblick für sie/ihn darstellen. Es erfolgt dabei keine weitere Charakterisierung.

Warum ich mich daran gehalten habe? Ich finde, dass ich in dieser Form alles zum Ausdruck bringen kann, was ich auch vorhatte zu beschreiben und dabei habe ich, was wohl nicht so ganz clever war, fast alles in Bilder verpackt und zu viel mit sprachlichen Mitteln gearbeitet, so dass sich jeder lange Zeit nehmen müsste, um den Sinn (Den allerdings jeder für sich selbst findet) zu erörtern.
Ich möchte jetzt auch nicht die volle Bedeutung der Texte hier erläutern, aber ich kann soviel sagen:

Der "Einsame Wanderer" stellt jeden einzelnen Menschen für sich dar, vielleicht jeden, der den Text gerade liest. Und die drei Geschichten gehören zusammen und schließen mit dem letzten Text ab, der sich komplett auf die vorigen beiden Kurzgeschichten bezieht. Jeder einzelne Teil findet jeweils ein Jahr später statt... (Gewisse Runden, die der Wanderer bildlich gesehen auf "seinem" Weg zurücklegt.) Ich will damit einen gewissen Kreislauf beschreiben, ein ewiges Wiederkehren, und vielleicht auch die Hilflosigkeit der Menschen, die diesem nicht entkommen können. Der "Weg" bestimmt die Richtung des Wanderers und der "Weg" entwickelt schließlich auch ein gewisses Eigenleben, als der Wanderer sich ihm nicht mehr fügen will:

"Er geht langsamer. Er will stoppen, aber der Weg schubst ihn." (Bank II)

So ist jedes Teilchen der Geschicht bildlich gemeint und jedes dieser hat seinen Sinn dort, wo es steht! Und dass die Stelle grau und nicht weiß wird, hat auch einen Sinn! :-) Grau könnte stehen für: Stein, kalt, hart, leblos, ergraut, also alt - tot.... Weiß wäre zu sehr Leben, zu hell!

Wenn du meinst, es könnte Literatur pur sein (oder so ähnlich), dann hast du vielleicht gar nicht so unrecht. Aber so soll es hier auch sein... Es ist zwar dadurch tatsächlich nicht so flüssig zu lesen, aber dafür bleibt dem Leser viel Freiraum, um sich selbst einen Sinn dort hinein zu legen.

Und damals in der Schule meinte der Deutschlehrer auch: Eine Interpretation kann, solange sie schlüssig ist, niemals falsch sein, denn woher wollen wir wissen, was der Schriftsteller, den wir nicht kennen, oder der vielleicht schon verstorben ist, sich dabei gedacht hat, als er sein Werk schrieb? :-)

So, mehr fällt mir dazu erst einmal auch nich ein. Ich hoffe nur, dass ich ein paar Fragen beantworten konnte!

Also bis bald vielleicht!

Nikkita

 

Hallo Nikkita,

nach dem was du schreibst, hast du geschafft was du mit deinem Text erreichen wolltest.

Selbstverständlich versteht nicht jeder jeden Text.
Es muss genug Raum zur Interpretation sein.

Du hast gesagt: „…fast alles in Bilder verpackt und zu viel mit sprachlichen Mitteln gearbeitet, so dass sich jeder lange Zeit nehmen müsste, um den Sinn (Den allerdings jeder für sich selbst findet) zu erörtern …“.
Das kommt mir auch so vor.

Meine Meinung: Bevor du anfängst herumzuändern – wenn überhaupt, dann tu’s mit Bedacht.
Ansonsten lass es.

Gruß Charly

 

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