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Die Bank - III
Herbst oder die „Bank III“
Der einsame Wanderer wird langsamer.
Er macht es widerwillig, aber er weiß, er braucht eine Pause. Eine Pause nach einem unendlichen Lauf. Und er weiß, dass ihm nichts anderes als seine Bank diese ermöglichen kann.
Im Herbst.
Alles um ihn herum summt und fließt, seine Gedanken rasen. Wo ist die Bank?
Erschöpfung macht sich breit und schwere Gedanken belasten seine Schultern – es ist sein Leben. Und es ist seine Zukunft. Der einsame Wanderer sucht. Und ein paar Schritte hinter ihm erblickt er ein verwittertes Stück Holz, auf der zwei zerbrochene Personen hocken.
Seine Bank.
Langsam geht er näher, darauf bedacht die armseligen Kreaturen nicht zu erschrecken, doch sie hätten auch nicht reagiert, hätte er geschrien, so, wie er es jetzt gerne täte. Reglos verharren die zwei Statuen am Wegesrand.
Der einsame Wanderer steht schweigend davor und tiefe Trauer erfüllt sein Ich. Sie ist so unerklärlich, wühlt sich in ihm hervor, so unendlich und so vollkommen, dass es ihm Angst macht. Schon lange hatte er nicht mehr so stark empfunden und mit jedem Schritt auf seine Bank zu quält es ihn mehr. Schmerzhaft stöhnt er auf.
Und noch viel schmerzhafter stöhnen die Zerbrochenen auf.
Da heben sie den Kopf und der einsame Wanderer spürt, wie kalte Tränen sein Gesicht benetzen, als er in ihre Augen blickt. Völlig zerrissen starren sie ihn an, erfüllt von Schmerz und Hass. Gedemütigt, ausgenutzt und allein gelassen in einer zerhackten Welt. Sie haben eine Bank gefunden, einen Ort, an dem sich zerbrochene Seelen erholen. Sie sitzen schon lange da.
Im Herbst.
Da geht der einsame Wanderer den letzten Schritt, blind vor Tränen, und setzt sich zwischen die Gestalten. Drei gleiche Gesichter und doch so verschieden. Ein letztes Mal fühlt er den Schmerz, der seinen Ichs vor langer Zeit angetan wurde. Er spürt die Leere und das Verlassensein, dass sie ergriff, so wie die viele Schuld und die fremden Tränen, die er auf seine Schultern lud.
Im Herbst.
In diesem Moment verzieh er der Welt und die Erinnerungen lösen sich mit einem Seufzen auf.
Eine innere Ruhe kehrt im Herzen des einsamen Wanderers ein, als er sich lang auf seiner Bank ausstreckt, um den gelben Blättern zuzusehen, wie sie ihn sachte bedecken und von einer fremden Zukunft wispern.
Im Herbst.