Was ist neu

Die Autopanne

Mitglied
Beitritt
31.01.2003
Beiträge
8
Zuletzt bearbeitet:

Die Autopanne

Die Autopanne

„Oh nein, nicht schon wieder!“ stöhnte Günter. „Der Wagen war doch erst in der Werkstatt.“ Langsam ließ er das Auto ausrollen und brachte es am Straßenrand zum Stehen. Dabei war es so ein gemütlicher Samstag gewesen. Günter Weiding und seine Frau Ursula hatten ihre Bekannten auf dem Land besucht. Den ganzen Tag hatte keine Wolke den leuchtend blauen Himmel bedeckt und die Sonne am Strahlen gehindert. Und jetzt, nach zweiundzwanzig Uhr, lag immer noch diese angenehme Sommerwärme in der Luft.
„Sind es wieder die Zündkerzen?“ fragte Ursula.
„Keine Ahnung. Der Motor ist einfach abgestorben.“
Günter stieg aus dem Auto und holte eine Taschenlampe aus dem Kofferraum.
„Mach mal die Motorhaube auf!“ rief er.
Ursula beugte sich über den Fahrersitz und zog den Entriegelungshebel. Die Motorhaube sprang mit einem blechernen Scheppern auf.
„Nichts zu sehen. So ein Mist!“ Günter leuchtete in den Motorraum, prüfte den Keilriemen und schaute nach dem Kühlwasser. Ursula stieg aus dem Auto und stellte sich neben ihn.
„Und jetzt?“ fragte sie.
„Jetzt brauchen wir erst mal ein Telefon. Es sind ungefähr vier Kilometer bis Markersdorf. Das schaffe ich einer halben Stunde. Dort wird es ja wohl eine Telefonzelle geben.“
„Soll ich etwa alleine hier warten?“
„Einer muß jedenfalls beim Auto bleiben.“ Günter schmiß die Motorhaube zu und legte die Taschenlampe zurück in den Kofferraum.
„Hey, schau mal!“ rief Ursula plötzlich.
„Was?“
„Dort, ein Haus!“ Sie deutete auf einen kleinen Wiesenhügel auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Ich glaube es brennt sogar noch Licht."
„Ist mir vorhin überhaupt nicht aufgefallen.“
„Vielleicht hat gerade jemand das Licht angemacht.“, erwiderte Ursula. „Die müßten eigentlich ein Telefon haben.“
„Ich werde mal hingehen. Du wartest derweil hier. Kannst dich ja ins Auto setzen.“
Günter lief über die Straße und stieg den Hügel hinauf. Als er sich dem Haus näherte, erkannte er, daß es ein großes Bauerngut war. Neben dem Wohnhaus standen mehrere Ställe, aus denen Günter ein leises Scharren und Schniefen vernahm. Er ging zur Haustür und klingelte.
„Wer ist da?“ krächzte eine Stimme hinter der Tür.
„Weiding, Günter Weiding ist mein Name. Entschuldigen Sie die späte Störung, aber meine Frau und ich, wir hatten eine Autopanne. Es wäre nett, wenn ich kurz mit einer Werkstatt telefonieren könnte.“
Keine Antwort. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Günter stand einem altem Mann, der die Achtzig schon längst überschritten hatte, gegenüber.
„Kommen Sie rein.“, sagte der Alte. „Hier!“ Er zeigte auf eine kleine dunkelbraune Kommode, auf der ein Telefon stand.
„Danke.“, sagte Günter, nahm den Hörer ab und wählte die Nummer des ADAC-Hilfsdienstes. Der Alte verschwand hinter einer Tür am Ende des Vorsaales.
„ADAC, Tucher mein Name. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“ meldete sich eine weibliche Stimme.
„Äh, guten Abend, Weiding hier. Ich hatte eine Autopanne auf einer kleinen Landstraße bei Markersdorf.“
„Bitte geben Sie mir Ihre Mitgliedsnummer und die genaue Adresse, von der aus Sie telefonieren.“
„Also meine Mitgliedsnummer ist einhundertfünf, siebenunddreißig und viermal die Eins. Die Adresse weiße ich leider nicht, aber ich frage mal. Bitte warten Sie kurz.“
Günter legte den Hörer auf die Kommode und ging zu der hinteren Tür, durch die der Alte verschwunden war. Dahinter befand sich ein enger Gang mit weiteren Türen und eine Holztreppe, die nach oben führte. Günter wollte gerade nach dem Alten rufen, als er auf einmal dumpfe Stimmen aus der Etage über ihm hörte. Er stieg die Stufen hinauf und sah, daß die hinterste Tür einen Spalt offen stand. Ein schummriges Licht fiel auf den Gang. Wieder hörte er Stimmen. Sie kamen aus dem hinteren Zimmer.
„Nein, nein, nein! So wird das nichts!“ sagte jemand aufgeregt.
Als Günter an die leicht geöffnete Tür klopfen wollte, erblickte er plötzlich eine junge Frau, die regungslos in der rechten hinteren Ecke des Zimmers lag. Ihr langes weißes Kleid war von oben bis unten mit Blut befleckt. Mit beiden Händen hielt sie sich den Bauch, in dem ein Messer steckte. Günter schloß die Augen und wandte sich erschrocken von dem schrecklichen Anblick ab. Er merkte, wie ihm sein Herz bis zum Hals schlug. So leise er konnte, ging er die knarzende Holztreppe hinab. Unten angekommen, stürzte Günter zur Haustür hinaus, rannte die Wiese hinunter, setzte sich in sein Auto und verschloß die Tür.
„Was ist denn los?“ fragte Ursula besorgt.
„Ich ... ich glaube ...“ Günter atmete tief durch. „Ich glaube, ich habe gerade einen Mord mit erlebt.“ Er legte seine zitternden Hände um das Lenkrad und umklammerte es fest.
„Was? Wie ... ich meine ... jetzt erzähl schon!“
Günter erzählte seiner Frau von den Geschehnissen im Haus, von dem Alten, von den Stimmen im Obergeschoß und von der blutüberströmten Leiche der jungen Frau. Plötzlich klopfte es am Seitenfenster des Wagens. Erschrocken fuhren Günter und Ursula zusammen.
„Oh Gott! Das ist sie!“ Er erkannte die junge Frau. Sie hatte kein weißes Kleid mehr an, sondern blaue Jeans und einen schwarzen Pullover. Sie gab Günter zu verstehen, daß er das Fenster aufmachen solle. Günter entriegelte die Tür und stieg aus dem Auto.
„Ich dachte Sie wären tot.“, sagte er.
„Was? Wieso denn?“
„Nun ... ich habe Sie auf dem Boden liegen sehen, voller Blut und das Messer ...“
„Ach so, tut mir leid, daß ich Sie erschreckt habe, aber mir ist nichts passiert. Wissen Sie, ich gebe nächste Woche eine Halloweenparty und wollte ein paar originelle Einladungskarten von mir als ermordete Jungfrau verschicken. Und da hat mein Bruder vorhin die Fotos mit mir gemacht.“
„Wirklich sehr originell ...“ Günter wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Warum sind Sie eigentlich hergekommen?“ fragte er.
„Mein Großvater hat Sie aus dem Haus rennen sehen und da hat er mich her geschickt. Ich sollte fragen, ob alles in Ordnung ist und ob jemand von der Werkstatt kommt.“
„Ach! Der ADAC! Ich bezweifle, daß die Dame so lange am Telefon gewartet hat. Es wäre nett, wenn ich noch einmal bei Ihnen telefonieren könnte.“

 

Hi, ich finde, daß du gut erzählen kannst. Die Story macht so gesehen einen netten Eindruck.
Aber, ich kann die Spannung nicht erkennen, jedenfalls kam bei mir keine auf. Das mag an der Situation liegen, die schon oft benutzt wurde, um eine Geschichte aufzubauen. Kann außerdem Spannung aufgebaut werden, wenn die Hauptpersonen Günter und Ursula heißen? (sorry, mein ich nicht böse, geht nach meiner Ansicht nicht...he,he). Auch passen einige Sätze nicht wirklich. Wenn Ursula vermutet, daß die Bewohner des Hauses Telefon haben, so wirkt das sehr aufgesetzt. Natürlich haben sie Telefon, das hat doch (fast) jeder.
Der Alte ist auch zu kurz beschrieben, anders, er ist zu glatt. Er krächzt zwar, doch besser wäre vielleicht eine schaurige Umschreibung seiner Person, bzw. seines Äußeren. Das würde Spannung erzeugen. Hier ist er einfach sehr alt.
Schön ist z.B. das realitätsnahe Gespräch mit dem ADAC, doch sollte Günter nicht wissen, wo er ist? Na ja, muß vielleicht nicht sein, ok.
Die Geschichte ist jedenfalls nett für "zwischendurch". Das soll nicht negativ klingen, sie reißt mich nur nicht vom Hocker.
Gruß

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom