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Die Ausstellung
Es war am 17. Mai, als er von Köln mit dem Zug nach München fuhr. Eigentlich wollte er an diesem Wochenende mal wieder zu Hause sitzen und garnichts tun. Aber er las letzten Mittwoch von der Ausstellung in München und musste sie sehen. Der ausstellende Maler war bekannt für seinen ausgeprägten, besonderen Realismus. Der alleinstehende Mann hatte schon einige Werke in Magazinen betrachten dürfen und war begeistert von der unglaublichen Echtheit. Der Maler hate seinen eigenen unvergleichbaren Stiel Menschen auf der Leinwand darzustellen. Der Mann musste einfach den Weg auf sich nehmen, um die Kunst vor sich zu sehen. Er war ein begeisterter Besucher von Austellungen und er liebte es, sich die Bilder ganz genau zu betrachten und zu visionieren. Der Zug, welcher sowieso recht spät in Köln abfuhr, erreichte München erst sehr spät am Nachmittag, weil sich ein verrückter Fahrgast einige male den Spass erlaubt hatte die Notbremse zu betätigen. Das hatte Richard sehr verärgert, da er ja pünktlich in München einlaufen wollte, um noch genügend Zeit zu haben die Bilder zu betrachten. Trotzdem lies er sich durch die Verspätung den Spass nicht verderben und machte sich zügig auf den Weg in die Gallerie.
Dort angekommen hatte er noch gerade noch zwei Stunden Zeit sich die Bilder anzusehen. Viel zu wenig Zeit, denn Richard betrachtete sich eine Ausstellung normalerweise die gesamte Öffnungszeit. Und das nicht nur an einem Tag. Der Tag neigte sich dem Ende und Richard stand gerade vor dem Bild mit dem Titel: "Berglandschaft" als der Gallerieaufseher zu ihm kam und ihm mitteilte, dass die Gallerie in 10 Minuten schließen würde. Er war der letzte Besucher an diesem Tag. alle anderen waren bestimmt schon seit einer halben Stunde gegangen. Traurig über das schnelle Ende seines Besuches, überlegte er, ob er sich nicht ein Zimmer nehmen sollte, um am nächsten Tag noch einmal wieder zu kommen. Als ihn die Berglandschaft in den Bann zog. Er sah schneebedeckte Berge, ein Fluss und eine kleine Blockhütte. Er sah sich jeden Pinselstrich genauestens an, und ihm wurde ganz schummerig als er sich in das Bild hineinversetzte. Schönes, grünes, saftiges Grass durch das der Wind friedlich hindruchblies. Das Wasser sah köstlich aus. So schön klar und mit einer belebten Struktur floss es ihm entgegen. Vögel zwitscherten und die scheinende Sonne kitzelte ihm auf der Nase. Die Blockhütte war umwachsen von Blumen und einer Art Efeu. Komische Kombination dachte Richard als er diesen Geruch bemerkte. Es roch nach Öl. Immer stärker. Nichts ungewöhnliches. Schließlich war er in einer Gallerie voller Gemälde die halt nun einmal aus Leinwand und Öl bestanden. Aber dieser Geruch war penetrant! Er drehte sich um und erschrack! Eine Weide! Er stand auf einer Weide. Eine riesige Grasslandschaft. Und alles roch nach Öl. Er blickte auf den Boden und sah seine Füsse. Wie als würde sie im Matsch stehen verschmolzen sie mit dem Untergrund und seine Bewegungen wurden zähflüssig. Er wollte sich wieder umdrehen, doch seine Muskeln gehorchten ihm nicht weiter. Er wollte gerade einen lauten Schrei loswerden, als ihm dieser wie ein Kloss im Hals stecken blieb und er sich garnicht mehr bewegen konnte.
In diesem Moment kehrte der Gallerieaufseher wieder um Richard zu bitten die Ausstellung zu verlassen. Da er schon längst hätte schließen müssen. Er blickte sich um, aber der letzte Besucher war verschwunden. Hatte er ihn übersehen? Er stand vor dem Bild "Berglandschaft". Mit einem Blick auf das Gemälde, musste er feststellen wie realistisch dieser Maler seine Kunst aufzupinseln vermochte. Aber irgendwie passt dieser Mann nicht ins Bild. So eine schöne Landschaft und dann so ein verkrampftes Gesicht. Na ja. Er drehte sich um, noch bevor ihm schummerig werden konnte, machte seinen letzten Kontrollgang, löschte das Licht und verlies die Gallerie.
von Chris Hunter