Was ist neu

Die Aufschneider

Mitglied
Beitritt
23.01.2007
Beiträge
995
Zuletzt bearbeitet:

Die Aufschneider

Eigentlich wollte ich Schinken kaufen und Brot - für das Abendessen mit meiner Frau, als ich Manfred begegnete. Es war später Nachmittag und ich wartete an der Theke des Supermarkts. Zuerst dachte ich, ich könnte meinen Augen nicht trauen, doch dann war ich mir sicher: Neben mir stand wirklich Manfred, mein alter Banknachbar aus der Oberstufe, dem ich seit Jahren schon nicht mehr begegnet war.
"Manfred", sagte ich, "Manfred, so ein Zufall, gestern erst habe ich an dich gedacht."
"Thomas, schön, dich zu sehen!", antwortete er und reichte mir die Hand. "Sag mal, wie geht's dir?"
Er drückte meine Hand, fest und professionell fühlte es sich an und mir kam es vor als wären wir in einer dieser Szenen, in denen sich zwei wichtige Menschen minutenlang die Hände schüttelten, damit auch jeder Fotograf ein Bild erhaschen konnte. Zu diesem Eindruck trug auch sein Anzug bei, sicher von Armani, denn Manfred war noch nie ein Mensch der kleinen Dinge gewesen. Nur ich passte mit meinem Wollpullover und der Jeans nicht so recht ins Bild.
Mir ginge es gut, antwortete ich, und ich würde von nun an regelmäßig in diesem Supermarkt einkaufen gehen, da meine Frau ich und vor ein paar Wochen in diesen Teil der Stadt gezogen waren.
"Toll!", sagte er, "Dann sehen wir uns ja sicher öfter, ich muss dir unbedingt einmal die Gegend zeigen, hier um die Ecke gibt es einen wunderbaren Italiener, da müssen wir uns einmal treffen."
"Oh das wäre fein, ich mag Italienische Gerichte - vor allem die Nudeln mit Knoblauch, wie heißen die doch gleich?"
Er sagte mir den Namen, aber ich habe ihn gleich darauf vergessen, bin aber sicher, der Kellner würde mir das passende Gericht bringen, sollte ich "Nudeln mit Knoblauch" bestellen.
"Manfred, was machst du denn beruflich?", fragte ich ihn.
Sein Blick wurde stolz als er sagte: "Ich arbeite bei den Aufschneidern, in leitender Position."
Das hatte ich noch nie gehört. Also fragte ich ihn, was das denn für eine Tätigkeit wäre, die er da ausübte.
"Bürokram", antwortete er, "viel zu erledigen, und die Mitarbeiter taugen nicht viel - du kennst das ja."
Ich kannte das nicht, wollte mir meine Unwissenheit aber nicht anmerken lassen. Also blickte ich ihn verständnisvoll an und sagte: "Da fällt sicher viel Arbeit für dich an."
"Na sicher", antwortete er, "wir sind schließlich ein international tätiges Unternehmen. Ich habe viel Verantwortung."
Das verstand ich, als Ehemann und Vater von zwei Kindern dachte ich mir zumindest, ich könnte mit dem Begriff "Verantwortung" etwas anfangen.
"Was macht denn deine Firma eigentlich, wobei du so viel Verantwortung hast?", wollte ich wissen.
"Wir schneiden auf. Und das international." Er hob seine Brauen und sah aus, als hätte er eben etwas sehr Wichtiges gesagt.
"Du meinst, ihr verlegt Kabel oder Kanäle? Oder hat das etwas mit Bekleidung zu tun?", fragte ich weiter.
Seine Augenbrauen wanderten wieder nach unten und sein Gesichtsausdruck bekam etwas Strenges. Ich fühlte mich getadelt.
"Wo denkst du hin? Das ist Sache unserer Kunden und geht uns nichts an. Wir schneiden nur auf."
"Aha", sagte ich und nickte.
"Wir können uns schließlich nicht um alles kümmern, wo käme man denn da hin", sagte er.
"Ja", meinte ich, "wo käme man denn da hin. Du hast schon Recht, man muss sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Das ist ja schließlich Arbeit genug."
Er lächelte und fühlte sich offenbar von mir verstanden.
"Das hast du gut erkannt. Aber sag mal, womit verdienst du denn dein Brot?"
Ich winkte ab.
"Ach, frag lieber nicht. Ich habe eine Stelle als Armleuchter angenommen, in einer kleinen Firma."
"Armleuchter?", fragte er und schien erstaunt.
"Ja", antwortete ich, "ist nichts Besonderes. Aber es gibt Aufstiegsmöglichkeiten."
Sein Nicken wirkte wohlwollend.
"Natürlich nur, wenn ich dem Unternehmen lange genug angehöre und mich gut verhalte."
Er hob eine Augebraue, genau wie mein Vater, der hatte das auch immer getan.
"Das tust du doch hoffentlich, oder?"
"Klar", sagte ich, "ich will ja schließlich, dass einmal etwas aus mir wird."
Er klopfte mir auf die Schulter, väterlich, und ich blickte zu ihm auf, obwohl er nicht größer war als ich.
"Wenn du dich anstrengst, dann klappt das", sagte er, "du kannst alles schaffen, wenn du es nur wirklich willst! Und hey - solltest du Hilfe benötigen", er machte eine kleine Pause, dabei drückte er meine Schulter, "ruf mich einfach an, wir bekommen das schon hin - bekommst ein Freundschaftsangebot!"
Auf dem Heimweg konnte ich es kaum erwarten, meiner Frau von meinem Freund, dem Aufschneider, zu erzählen. Es fühlte sich toll an, einen so erfolgreichen und hilfsbereiten Menschen zu kennen.

 

Hallo yours,

gute Grundidee, aber die Umsetzung ist nicht das, was sie sein könnte. Am Beginn wäre es besser, direkt in die Begegnung hineinzugehen, statt etwas langatmig zu sagen, was vor zwei Wochen geschah.

Er drückte meine Hand, fest und professionell fühlte es sich an und mir kam es vor als wären wir in einer dieser Szenen, in denen sich zwei wichtige Menschen minutenlang die Hände schüttelten, damit auch jeder Fotograf ein Bild erhaschen konnte.
Das ist irgendwie zuviel und wirkt etwas künstlich.


"Wo denkst du hin? Das ist Sache unserer Kunden und geht uns nichts an. Wir schneiden nur auf."
Eine etwas unbefriedigende Antwort.

Die Grundidee besteht darin, dass die beiden obskuren Tätigkeiten nachgehen und einander mit Ernst und Enthusiasmus erklären, was sie machen. Etwas satirischer würde der Text vielleicht, wenn Du "echte" Gespräche, die als Vorbild für die Begegnung dienen, genauer anschauen würdest.

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Hallo Berg,

danke fürs Lesen und den Kommentar. Nunja, man glaube es oder nicht, aber das ist genau einem solchen Gespräch nachempfunden, welches ich vor einiger Zeit geführt habe. Damals hab ichs aufgeschrieben. Und heute dann war ich so genervt und frustriert, weil was ganz ähnliches passiert ist, dass ichs fertiggestellt und hier eingestellt habe. :)

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo yours truly,

deine Geschichte erinnert mich an eine Phase meiner Jugend, in der wir aus allem Möglichen mögliche Ausbildungsberufe machten, etwa als Bettvorleger, als Brotmesser oder als Verteiler. Aufschneider und Armleuchter kamen da natürlich auch vor.
Ich sehe die Satire nicht ganz. Mit etwas mehr Hintergrundinformation könnte man vielleicht zwei unterschiedliche Formen, mit "Versagen" umzugehen daraus lesen, der eine schneidet auf, der andere gesteht, obwohl auch er dem ganzen einen Euphemismus gibt und so tut, als hätte er zu tun. Aber die Unzufriedenheit bemerkt man im Nachschub. Wenn einem die gegenwärtige Situation peinlich ist, schiebt man jedenfalls häufig solche "es ändert sich, ich habe Aufstiegschancen"-Bemerkungen hinterher. Der Aufschneider hat das nicht nötig, da er ja zumindest so tut, als sei er schon ganz oben.
Am Beginn habe ich auch zu meckern:

"Manfred, bist du es wirklich? So ein Zufall, dass wir uns hier begegnen."
Merwürdigerweise werden solche Szenen immer in solche Dialoge gepackt, dabei habe ich noch niemals eine solche Situation erlebt, in der ich wirklich gefragt hätte "Bist du es wirklich?". Und das mit dem Zufall ist auch wher so ein Standardsatz, den ich noch nie erlebt habe. Eher dann schon so Floskeln wie "Ich habe gerade gestern an dich gedacht"
Meistens in solchen Situationen fragt man bei Unsicherheit doch eher: "Manfred"? Dann folgen gegenseitiges Abchecken, in der Erinnerung wühlen, endgültiges Erkennen und je nach gemeinsamer Geschichte Erschrecken oder Freuen, und (es lebe das Klischee) die Fragen "wie geht es dir, was machst du so?"

Lieben Gruß
sim

 

Hallo sim!

Den Anfang habe ich geändert, ich hoffe, er passt jetzt besser. Die Satire sehe ich darin, dass der Aufschneider, obwohl er nichts ist, sondern nur aufschneidet, dem Anderen Ratschläge gibt, ihm sogar auf die Schulter klopft und sogar dabei noch sehr aufschneiderisch wirkt. Das machen heute viele sogenannte Coaches so. Die kommen her, klopfen dir auf die Schulter und sagen, hey, das könntest du so und so viel besser machen, glaubs mir, ich weiß das, ich hab das schon vielen so erzählt und noch ist jeder von denen in den Himmel gekommen. :)

Danke fürs Lesen!

yours

 

Hallo Yours,

eine nette Idee, aber die Umsetzung gefällt mir nicht. Gleich der EInstieg ist arg holprig, wie ich finde.

Es ist ja immer etwas Besonderes, wenn man alte Freunde wieder trifft und so freute ich mich sehr, als ich Manfred beim Einkaufen begegnete. Es war später Nachmittag und ich war gerade dabei, Schinken und Brot für das Abendessen mit meiner Frau zu besorgen, als er unvermittelt an der Theke des Supermarkts neben mir stand.
Zunächst einmal klingt der erste Satz wie der Eintrag in ein Tagebuch. Das reißt keinesfalls mit, lockt nicht an, sondern bringt so einen kaffekranzähnlichen flair auf. Der nächste Satz fängt dann sogleich erneut mit Es an, unterstützt damit diesen wenig überlegt wirkenden Plausch, der da für den Leser abfällt. Unterstützt wird dieser ermüdend narrative Ton durch die Länge des Satzes.

Zuerst dachte ich, ich könnte meinen Augen nicht trauen, doch dann war ich mir sicher: Es war Manfred, mein alter Banknachbar aus der Oberstufe, dem ich seit Jahren schon nicht mehr begegnet war.
Dann die abgegriffenste aller Floskeln und zugleich deren typische Relativierung.

Mir ist schon klar, dass du hier eine banale Situation heraufbeschwören möchtest und womöglich hast du deswegen diesen plaudernd-naiven Tonfall gewählt. Mich als Leser reizt das jedoch nicht weiter zu lesen. Das habe ich nur getan, weil der text eine "ertragbare" Länge hat.
Schließlich kommt sogar noch eine sehr nette Idee bei rum, aber die hätte ich beinahe gar nicht mehr miterlebt.
Der Dialog ist größtenteils sauber geschrieben, da fährst du dein Können auf. Warum nicht schon vorher etwas mehr Feuer? Meiner Meinung nach ist da noch eine Menge zu holen.
Auch den Abschlussatz, mit dem du den Leser entlässt, empfinde ich als zu zahm. Da sollte ruhig noch etwas Beißenderes hin. Das deckt sich zwar wieder mt dem zahmen Beginn, bleibt aber damt unter den Möglichkeiten des Themas.
Mein Fazit also: Nette Idee, der durchaus mehr Biss zugetraut werden könnte. :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo my trulli,

Fazit: ich hab deine Geschichte gerne gelesen und finde sie humorvoll.
Allein das Wort "Aufschneider" waren die paar Minuten wert. Das gefällt mir - auch als Beruf - sehr gut.
Dagegen flacht der "Armleuchter" deutlich ab, was Armleuchter ja vielleicht so an sich haben. Mein Gefühl sagt mir, du hast nicht all zulange nach dem zweiten "Beruf" gesucht und m.E. zu schnell den Erstbesten genommen. Entweder sollte er mit der Originalität des "Aufschneiders" mithalten oder - was vielleicht auch ganz interessant wäre - der Herr geht einem ganz normalen Beruf nach und ist schlichtwegs ein Armleuchter. Das hätte eine eigene Komik.
Als Satire lasse ich es gelten, weil ich es auf Berater aller Art übertrage, von denen ich viele kenne.
Auf Powerpointfolien malen sie auf, was andere zu tun haben - und zu Hause verletzen sie ihren Jüngsten beim Windel wechseln, weil sie das Seminar zu diesem Thema mangels Zeit versäumt haben.
Über den letzten Satz (deiner Geschichte) würde ich nochmal nachdenken. Oder den Rat eines Aufschneiders einholen.

Liebe Grüße
Jürgen

 

Hallo Weltenläufer, Jürgen und regi!

Vielen Dank an euch fürs Lesen und für die Kommentare. Ich habe den Text noch einmal überarbeitet und dabei Anfang und Ende geändert. Hoffentlich habe ich damit etwas mehr Pfeffer in die Sache gebracht. :)

Schöne Grüße und nochmals danke!

yours

 

Guten Tag, yours truly!

Da ich hier so sitze und der #§'+*!!§ Regen langsam den Bürgersteig aufweicht und den Birnbaum schält, dachte ich: Setz dich hin, Kind, und schreib Kommentar.

Erstmal: Ich mag die Geschichte. Das ist ein feines kleines Teil, nur etwas Schliff braucht es und Tempo, Tempo, ganz dringend.
Klar, für eine Satire ist es viel zu freundlich und warmherzig geschrieben, aber wolln wir mal jetzt nicht da rummäkeln, was sind schon Rubriken, wenn der Text noch nicht fertig ist. Sollte es denn böse werden? Ich glaub fast, das sollte es nicht.
Themen, die witzig, aber nicht neu sind, haben einen Spezialwitz, der sich aus dem Leser speist. Der nämlich hat zu dem Thema auch schon was erlebt, also assoziiert er, weiß voraus, lacht in Erinnerung an seinen Krempel und folgt daher mühelos und irre schnell, es sei denn, der Text ist nicht straff genug. Dann eilt der Leser mit seinen Assoziationen voraus, tanzt kreuzquer und aus der Reihe, der Text hinkt hinterher und bleibt auf der Strecke.
Das heißt im Klartext: Kurzfassen und den Witz der Geschichte aus der Form ziehen. Keine langen Beschreibungen, eher Schlaglichter, die das Hirn ergänzen kann.

Hier hab ich ...

Eigentlich wollte ich Schinken kaufen und Brot - für das Abendessen mit meiner Frau, als ich Manfred begegnete. Es war später Nachmittag und ich wartete an der Theke des Supermarkts. Zuerst dachte ich, ich könnte meinen Augen nicht trauen, doch dann war ich mir sicher: Neben mir stand wirklich Manfred, mein alter Banknachbar aus der Oberstufe, dem ich seit Jahren schon nicht mehr begegnet war.
... z.B. diesen ersten Abschnitt. Der ist zu lang. Raffen könnte man ihn z.B. so:

Eigentlich wollte ich Schinken und Brot fürs Abendessen kaufen, als ich Manfred begegnete. Es war später Nachmittag, ich wartete an der Theke des Supermarkts, da stand er neben mir, mein alter Banknachbar aus der Oberstufe, den ich seit Jahren nicht gesehen hatte.

Die Frau kommt ja später noch, und ob er ihn sofort erkennt oder nicht, ist auch nicht so wichtig.

professionell fühlte es sich an und mir kam es vor als wären wir in einer dieser Szenen, in denen sich zwei wichtige Menschen minutenlang die Hände schüttelten, damit auch jeder Fotograf ein Bild erhaschen konnte.
Das ist ein schönes Bild, erkennt man sofort. Ich rate zu Präsens in der Fotografenszene, anderem Konjunktiv, evtl. der Streichung von "und" sowie mindestens einem Satzzeichen mehr, zweien, falls Du das "und" drinlassen willst. Für die Geschwindigkeit!

professionell fühlte es sich an, (oder Semikolon) mir kam es vor, als seien wir in einer dieser Szenen, in denen sich zwei wichtige Menschen minutenlang die Hände schütteln, damit auch jeder Fotograf ein Bild erhaschen kann.

da meine Frau ich und vor ein paar Wochen in diesen Teil der Stadt gezogen waren.
Verkehrtrummene Wortstellung. Seien wär hübscher als waren.
unbedingt einmal die Gegend zeigen
mal statt einmal bringt auch Tempo.
Oh, das wäre fein
Er sagte mir den Namen, aber ich habe ihn gleich darauf vergessen, bin aber sicher, der Kellner würde mir das passende Gericht bringen, sollte ich "Nudeln mit Knoblauch" bestellen.
Das ist witzig, aber ausbremserisch formuliert; dabei ist es ein hübsch atemloser und unnützer Zwischengedanke. Vorschlag:

Er sagte mir einen Namen, den ich gleich darauf vergaß. Wenn ich Nudeln mit Knoblauch bestelle, wird der Kellner sicher etwas Passendes bringen.

"Manfred, was machst du denn beruflich?"
das Manfred ist überflüssig. Im echten Leben redet man sich selten mit Namen an, wenn man zu zweit ist, viel seltener, als man meinen könnte.

Sein Blick wurde stolz, als er sagte:
was das denn für eine Tätigkeit sei, die er da ausübte.
"Da fällt sicher viel Arbeit für dich an."
"Na sicher"
das erste sicher könntest Du ersetzen, zB durch bestimmt
"Wir sind schließlich ein international tätiges Unternehmen
Das verstand ich, als Ehemann und Vater von zwei Kindern dachte ich mir zumindest, ich könnte mit dem Begriff "Verantwortung" etwas anfangen.
"Was macht denn deine Firma eigentlich, wobei du so viel Verantwortung hast?", wollte ich wissen.
"Wir schneiden auf. Und das international." Er hob seine Brauen und sah aus, als hätte er eben etwas sehr Wichtiges gesagt.
"Du meinst, ihr verlegt Kabel oder Kanäle? Oder hat das etwas mit Bekleidung zu tun?", fragte ich weiter.
Seine Augenbrauen wanderten wieder nach unten und sein Gesichtsausdruck bekam etwas Strenges. Ich fühlte mich getadelt.
"Wo denkst du hin? Das ist Sache unserer Kunden und geht uns nichts an. Wir schneiden nur auf."
"Aha", sagte ich und nickte.
"Wir können uns schließlich nicht um alles kümmern, wo käme man denn da hin", sagte er.
"Ja", meinte ich, "wo käme man denn da hin. Du hast schon Recht, man muss sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Das ist ja schließlich Arbeit genug."
Er lächelte und fühlte sich offenbar von mir verstanden.
da muß viel gerafft werden. Ich hab hier unverbindl. Vorschl.

Das mit der Verantwortung verstand ich als Ehemann und Vater von zwei Kindern natürlich sofort.
"Was macht denn deine Firma eigentlich?", wollte ich wissen. "Verlegt ihr Kabel oder Kanäle? Oder hat das etwas mit Bekleidung zu tun?",
Seine Augenbrauen wanderten nach unten und sein Gesichtsausdruck bekam etwas Strenges. Ich fühlte mich getadelt.
"Wo denkst du hin? Das ist Sache unserer Kunden und geht uns nichts an. Wir schneiden nur auf, und zwar international."
"Aha", sagte ich und nickte.
"Wir können uns nicht um alles kümmern, wo käme man da hin", sagte er.
"Ja", meinte ich, "wo käme man da hin. Du hast schon Recht, man muss sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Das ist schließlich Arbeit genug."
Er lächelte und fühlte sich offenbar von mir verstanden.

Daß keiner daran gedacht hat, er könne in der Wurstabteilung arbeiten und jetzt gleich den Schinken aufschneiden!

"Armleuchter?", fragte er und schien erstaunt.
"Ja", antwortete ich, "ist nichts Besonderes. Aber es gibt Aufstiegsmöglichkeiten."
Sein Nicken wirkte wohlwollend.
"
Auch hier Kürzmöglichkeiten:

"Armleuchter?", fragte er erstaunt.
"Ja", antwortete ich, "ist nichts Besonderes. Aber es gibt Aufstiegsmöglichkeiten."
Er nickte wohlwollend.

Auf dem Heimweg konnte ich es kaum erwarten, meiner Frau von meinem Freund, dem Aufschneider, zu erzählen. Es fühlte sich toll an, einen so erfolgreichen und hilfsbereiten Menschen zu kennen.
das Kursive würd ich streichen.

Du könntest noch mehr Sachen kürzen, wandernde Augenbrauen, wie etwas wirkt und offenbar ist, manche Zeilen zwischen der Wörtlichen Rede. Kürzen und feilen sind erhellende und erfreuliche Tätigkeiten. *find*

Das wird, das wird alles, alles wird gut.

Liebe Grüße!
Makita.

P.S. Ich kannte ja auch mal einen, der wollte Büstenhalter werden und hat es dann doch nur zum Rangierwagenheber gebracht. Tragische Geschichte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi yours!

Ähm, ich kann mit der Geschichte nicht viel anfangen. Den Inhalt find ich schon lau: Gespräch zweier alten Schulkameraden im Supermarkt. Also um aus so was Banalem und oft Durchgekautem was zu machen, muss man schon schwereres Geschütz als „Aufschneider“ und „Armleuchter“ auffahren: Z.B. die Situation absurder gestalten (hier z.B. Visitenkartentausch mit „Manfred Keller – Aufschneider“ oder so), aber vor Allem pointiertere Sprache! Das hier liest sich gestellt. Die zwei sind Schauspieler in einem (alten) Sketsch, aber ich nehme ihnen niemals ab, dass sie so in „Wirklichkeit“ sein (sprechen) könnten. Künstlich alles:

Zuerst dachte ich, ich könnte meinen Augen nicht trauen, doch dann war ich mir sicher:

Das ist zu umständlich für so eine einfache Sache! „ich konnte meinen Augen nicht trauen“ / „ich konnte es nicht glauben“ reichte – wird dann ja klar, dass das M. ist.

"Manfred", sagte ich, "Manfred, so ein Zufall, gestern erst habe ich an dich gedacht."
"Thomas, schön, dich zu sehen!", antwortete er und reichte mir die Hand. "Sag mal, wie geht's dir?
"

Sim hat das, glaub ich, schon gesagt: Jeder denkt, dass Leute so reden, aber keiner tut’s! Gestellt! Hier:

"Manfred?", sagte ich, "Mann, so ein Zufall, gestern erst habe ich an dich gedacht!"
"Thomas, hey, schön, dich zu sehen!", antwortete er und reichte mir die Hand. "Wie geht's dir, Kumpel?" o.ä.

Zu diesem Eindruck trug auch sein Anzug bei, sicher von Armani
Und wenn’s von Hugo Boss war? ;)

Mir ginge es gut, antwortete ich, und ich würde von nun an regelmäßig in diesem Supermarkt einkaufen gehen, da meine Frau ich und vor ein paar Wochen in diesen Teil der Stadt gezogen waren.

Ist doch total uninteressant, ob er jetzt regelmäßig in diesem Supermarkt einkauft, ich nehme mal nicht an, dass das eine Botschaft an M. sein soll: „Wenn du mich sehen möchtest, findest du mich hier …“

"Manfred, was machst du denn beruflich?", fragte ich ihn.
Man muss echt nicht jedes Mal den Namen anbringen, bei zwei Figuren kriegt’s der Leser schnell hin, sie auseinander zu halten.

"Was macht denn deine Firma eigentlich, wobei du so viel Verantwortung hast?", wollte ich wissen.

Umständlich - „Was ist das denn für eine Firma, für die du arbeitest?“ (Dass er das wissen will, braucht man auch nicht extra zu sagen – die Frage impliziert es ja.)

"Das hast du gut erkannt. Aber sag mal, womit verdienst du denn dein Brot?"
„Das hast du gut erkannt“. – Das sagt man doch nur ironisch, oder? Alternativ: „Ja, so ist es.“
„Aber sag mal, womit verdienst du denn dein Brot?“ – sagt auch niemand: „Und du? Was hast du für einen Job / was arbeitest du?“

Beim Lesen hatte ich das Gefühl, du hast die Situation selbst nicht so klar vor den Augen gehabt (bzw. hast den Dialog nicht beim Schreiben "gehört") und wolltest sie doch so genau wie möglich beschreiben. Komischerweise ist es aber bei Texten so wie bei der Aquarellmalerei: Die Kunst ist nicht sosehr das Bild zu füllen, sondern an den richtigen Stellen Lücken zu lassen!

Gruß
Kasimir

 

Hallo Makita!

Danke fürs Lesen und den sehr ausführlichen Kommentar. Darüber muss ich nachdenken und antworten, wenn ich Zeit habe. Damit kann ich viel anfangen.

Ganz lieben Dank, wie gesagt!

Hallo Kasimir!

Die Kunst ist nicht sosehr das Bild zu füllen, sondern an den richtigen Stellen Lücken zu lassen!

So etwas sagt Quinn mir auch immer. Gut. Ja. Ihr habt ja alle Recht, aber das ist eben nicht so einfach und braucht Zeit, und ich übe.

Danke für deinen Kommentar, ich werde über die Sachen mal nachdenken. Weiß aber nicht, ob ich an der Geschichte noch etwas ändere, vielleicht ist diese hier schon am Ende und ich verwende deine Hinweise einfach für die Nächste.

Schöne Grüße,

yours

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom