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Die Arche Noah

Beitritt
30.04.2004
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Die Arche Noah

Im Schein der Kerze schlich sie um die schwarzen Haufen auf dem Boden herum und setzte sich neben ihn. Er drückte ihre Hand. „Heute ist es soweit.“ – „Ja, heute. Glaubst du, draußen ist noch was?“ Er schwieg und sie sah in sein blasses Gesicht. Er sieht müde aus, dachte sie. Sehr müde. So wie sie alle müde waren. Müde vom langen Warten.
Einer der dunklen Haufen rührte sich. Es kam zu ihnen. Im schwachen Schein der Kerze konnten sie Lilly erkennen. Sie kann auch nicht schlafen, dachte sie. Keiner kann mehr richtig schlafen. Vermutlich vor Aufregung. Oder aus Angst vor dem, was draußen ist. Bei den meisten war es wohl die Angst. Die Angst, rauszukommen und vor dem Nichts zu stehen. „Sollen wir die anderen wecken?“ – „Ja, dann können wir zusammen raus. Ob gerade Tag ist? Ob es den Tag noch gibt?“ Er hielt mit seiner bleichen Hand meine weiße fest.
Sie standen auf und weckten die anderen drei. Sie waren alle nervös. Nervös wie Kinder, die gerade in die Schule kommen. Neuland betreten. Genau wie sie.
Der Raum sah so schwarz aus. Schwarz und kalt. Kalt wie Eis. Er blickte sich noch einmal um. Er atmete tief durch. Er hat Angst, dachte sie. Angst vor dem, was draußen ist. Wenn draußen noch was ist. Langsam drehte er die Luke auf. Es ächzte. Als würde die ganze Erde ächzen. Sie kletterten den engen kalten Schacht hinauf. Stufe für Stufe. Die Hände weiß und kalt. Vielleicht vor Angst. Vielleicht vor Aufregung. Tausende, endlose Stufen kletterten sie. Er hielt über ihr an. Sie hörte die Herzen klopfen. Zum ersten Mal seit etlichen Monaten. Zum ersten Mal würden sie sich wieder frei bewegen können. Die Herzen klopften.
Sie sah, wie seine Hände zitterten, als er die Luke öffnete. Grelles Sonnenlicht blendete sie. Er steckte den Kopf heraus und kletterte über den Rand. Still war es. Sehr still. Viel zu still. Keine Vögel, nichts. Das Erste was sie sah, war Staub. Staub überall. Weite Wüsten. Nur Staub und Sand. Sonst nichts. Bloß weite, weite Wüsten. Staubwüsten.
Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. „Nichts. Gar nichts. Bloß öde Wüsten“. Seine Stimme schwankte. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
So standen sie da. Sechs schwarze Statuen, inmitten von grau-braunem Staub. Sonst nichts. Überhaupt nichts. „Das haben sie davon! Und das alles bloß, weil sie sich nicht untereinander einigen konnten!“
Samuel hatte sein dunkles Gesicht im Staub vergraben.
Sie kniete sich zu Samuel hin. Nur um ihn zu trösten. Doch da entdeckte sie etwas. Etwas kleines, unscheinbares. Sie sah genauer hin:
Zarte grüne Blätter streckten sich zaghaft aus der grauen Erde.

 

Hi Glorfin,

das ist eine nette kurze Geschichte. Das Thema ist nicht wirlich neu, aber du hast die Endzeitstimmung gut rübergebracht. Der Titel passt nur bedingt, nach meiner Meinung. Bei Achre Noah, denkt man vor allem an Tiere.
Der Letzte Satz ist ein Zeichen der Hoffnung. ;)

Gruß Shinji

 

Hi Linn!
danke ersma für deinen eintrag! deine geschicht find ich auch super, aber das weißt du ja schon! und dein Titel passt wohl, man muss es nur verstehen ne...
du solltest auch weiter machen :thumbsup:
bis montag!

 

Hallo Glorfindels Erbin,

deine Geschichte lebt von der Atmosphäre, die du in ihr aufbaust, und die ist dir gelungen, ich habe deine unterhaltsame Kurzgeschichte gerne gelesen und stimme mit Shinji-Chibis Meinung überein. Eigentlich schade, dass der Text nur so kurz ist, ich hätte gerne noch mehr über die einzelnen Charaktere und über die Hintergründe, die den Aufenthalt in der "Arche Noah" nötig werden ließen, erfahren. Dass die inhaltliche Idee nicht neu ist, störte mich nicht, da ich allgemein sehr gerne Endzeitgeschichten lese, und beinhalten nicht die meisten davon dieselbe Grundidee?
Der Vergleich "Arche Noah" zu dem Bunker (?), in dem sich deine Protagonisten befinden, gefällt mir gut; als Titel finde ich ihn aber auch nicht gerade optimal.
Gelungen finde ich deinen sprachlichen Stil; außerdem ist die Geschichte sauber ausgearbeitet. Weiter so. :)

Viele Grüße,

Michael :)

 

Hallo Ihr!

Danke für euer Lob!
Ja, es ist nicht gerade ein neues Thema, aber ich schreibe Kurzgeschichten eher über Themen, die mich beschäftigen und da ist es mir persönlich egal, ob sie neu oder alt sind...
Der Titel ist mir spontan beim Schreiben eingefallen, ich fand ihn recht passend, aber das ist wohl Ansichtssache.
Ja, die Geschichte ist wohl etwas kurz, aber ich muss zugeben, diese Kurzgeschichte war eine Deutsch Hausaufgabe, und da hat man dann halt strenge Regeln... :(
@ Michael: Ich bin richtig rot geworden! Solch ein Lob! Danke!

Hättet ihr beiden denn vielleicht Vorschläge, wie ich die Geschichte hätte nennen können? Vielleicht fällt euch da ja was besseres ein. Ich würd den Titel jetzt nicht ändern, würde mich aber interessieren welche Ideen ihr da hättet...

Glori

 

Tach G. Erbin

Mir hat deine "Deutsch-Hausaufgabe" auch ganz gut gefallen. Kurze Texte haben den Vorteil, dass es an ihnen meist nicht soviel herumzukritisieren gibt.

Meine Titelvorschläge wären:
"Der erste Tag vom Rest der Zukunft"
"Aus grauer Erde"
"Danach"
"Dem Ende folgt ein Anfang"
"Die letzten ersten Sechs"

nur so ein paar ideen :)

bis bald
hagen

 

"Aus grauer Erde" gefällt mir am besten von Hagens Vorschlägen, ich finde, dieser Titel würde sehr gut passen. Letztlich ist es natürlich deine Entscheidung, wie du die Geschichte nennen möchtest.

 

Danke für deine Vorschläge Hagen, aber ich denke, ich werde es wohl bei "Die Arche Noah" belassen.
Mir is im nachhinein nämlich aufgefallen, dass der Titel für mich selbst recht gut passt...

Trotzdem danke an euch alle für eure Kritiken etc.

Glori

 

Hi Glorfindel,
nun, das Thema ist wirklich nicht neu, und der Abriss, den du uns gibst bietet auch nicht gerade viel Platz neue Ideen zu entwickeln, aber dennoch hast du die Geschichte gut beschrieben. Die Gefühle der Namenlosen Charaktere und das zarte aufkeimen der Hoffnung in Form einer Pflanze.
Sehr schön geschrieben!
Allerdings finde auch ich den Titel etwas unpassend; nicht ganz, aber doch irgendwie...
Aber nachdem es deine Geschichte ist und du den Titel augesucht hast, werde ich einfach still schweigen...

glg Hunter

 

Hallo Hunter!

Danke für deine Kritik.
Es scheint, ich habe mir da eine schwere Überschrift ausgedacht! ;)
Allerdings verstehe ich nicht ganz, was du hiermit meinst:
...und der Abriss, den du uns gibst...

Glori

 

Nun, deine Geschichte ist sehr kurz und den vorhandenen Raum beanspruchst du mit den mehr oder weniger üblichen Schilderungen einer Post-Apokalypse-Geschichte. Darum nur ein Abriß..., aus meiner Sicht

glg Hunter

 

Hallo,

fand Deine Geschichte zwar kurz, aber sehr nett.
Sprachlich gut, die Idee beängstigend realistisch, aber fesselnd.
Man soll halt nie die Hoffnung aufgeben und dem Alten nachtrauern, oder vor der Zukunft Angst haben. Es findet sich immer ein neuer Anfang.

Den Titel: Aus grauer Erde" finde ich sehr gut.
Oder auch: Es ist nie zu spät

gruss,
alexa333

 

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