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Die Arbeit

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05.06.2017
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Die Arbeit

Ich sehe auf. Alle schreiben. Ich glaube ich bin fertig. Natürlich habe ich nicht alle Aufgaben lösen können, ich habe ja auch nicht gelernt. Ich tue als wär es mir egal. Egal, dass ich ein Fach verhaue. Egal, dass davon meine Versetzung abhängt. Egal, dass es meine Zukunft beeinflusst. Es ist mir aber kein bisschen egal. Es ist leichter so zu tun. Ich schaue auf die Uhr. 11:03 Uhr. Ich hab noch 25 Minuten. Ich traue mich nicht zu fragen, ob man abgeben darf. Ich warte. Ich schaue in der Gegend herum, bemerke nicht wie ich ein Mädchen anstarre. Sie schaut mich fragend an. Ich schaue schnell weg, es ist mir peinlich. Es klingelt. „Stifte weg, abgeben.“ Der Unterricht ist vorbei.
„Wie war es bei dir?“
„Ganz gut und bei dir?“
Ich lüge. Es war nicht gut. Es ist mir egal, wie es bei ihr war. Ich sehe ihre Mutter vor der Schule.
„Kann ich bei dir mitfahren?“
„Ne sorry wir gehen noch einkaufen“
Ich weiß, dass sie nicht einkaufen gehen. „kein Ding, bis morgen“
Ich stehe an der Bushaltestelle. Zu viele Menschen. Ich fühle mich beobachtet. Ist es komisch, wie ich dastehe? Mir ist warm. Ich schaue nach links. Ich sehe ihn. Er kommt zur Bushaltestelle. Er sieht mich nicht. Besser so. Ich sehe sie, meine beste Freundin. Sie halten Händchen. Ich weiß sie hat mich gesehen. Ich tue als wären sie mir egal. Sind sie ganz und gar nicht. Busse fahren an. Ist meiner dabei? Nein. Ich setze mich auf die Bank. Sie laufen an mir vorbei, kein Blick. Ich schaue geradeaus. Ich bin allein. Mein Bus kommt, ich steige ein. Ich will schlafen, aber zuviele Menschen beobachten mich. Ich höre Musik. Sie erinnert mich an sie. Ich schalte sie ab. Es tut weh. Ich steige aus dem Bus aus. Ich laufe nach Hause, meine Mutter öffnet die Tür.
„Warum hast du wieder nur schwarz an, hast du Hunger? Wie wars in der Schule? Wie war die Arbeit?“
„Ich hab kein Hunger, danke. Ich gehe hoch“
Ich setze mich auf das Bett. Was soll ich bloß anfangen mit so viel Freizeit. Ich lege mich hin und denke nach.
Meine Mutter schreit „Perla es ist 20 vor 7. Dein Bus kommt in 10 Minuten“
Das darf nicht wahr sein. Ich bin eingeschlafen. Ich habe die Nacht durchgeschlafen. Naja auch ein Erfolg.
Im Bus zur Schule. Dieselben Gesichter. Dieselben Geschichten. Derselbe Schmerz. Ich bin da, ich steige aus. Ich sehe ihn schon von weitem. Er schaut weg. Ich schaue ihn an. Es ist mir egal was er denkt, sowie es ihm egal war. Es fühlt sich gut an ausnahmsweise stark zu bleiben. Er spürt meine Blicke. Er benimmt sich merkwürdig. Ich scheine ihm doch nicht so egal zu sein, wie er tut.
„Hast du gelernt? Ich kann nämlich gar nichts“ eine Freundin reißt mich aus meinen Gedanken.
Die Arbeit habe ich vergessen. Warum bin ich so? Ich habe Panik. Ich rechne mir meinen Schnitt aus. Werde ich noch versetzt, wenn ich in der Arbeit eine 6 bekomme? Ja. Gut. Entspann dich. Nur noch dieses Jahr. Halt durch.
In der nächsten Stunde ist die Arbeit.
„Schreibe einen Inneren Monolog zu dem gestrigen und heutigen Tag“
Ich schreibe diesen Text. Ich lese ihn mir noch einmal durch. Eine Träne läuft mir übers Gesicht. Ich wische sie weg. Ich bin nicht zufrieden. Weiß Gott was ich will.
„Alles okay bei dir?“ Haben sie gefragt.
„Alles gut ich habe nur was im Auge“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Patatpatagonia und Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern!

Das ist also dein Erstlingswerk hier bei den Wortkriegern - Welpenschonzeit kriegst du von mir aber keine!:D

Nun denn - ich fand deine Geschichte nicht allzu überzeugend, weil mir dein/e Protagonist/in nicht allzu gut gefällt. Eine (wahrscheinlich mitten in der Hochphase ihrer Pubertät steckende!) Person, die nicht weiß, was sie will, der alles egal ist, aber dann doch nicht, die aber nichts mit sich anzufangen weiß und der das dann egal ist! Ach so - ihre Umwelt/Schulkarriere/Sozialkontakte/Lebenszeit/Tagesabläufe sind ihr zu Abwechslung einfach mal egal.
Und das ist das Problem - eine Figur, die so dermaßen ignorant-anti gegenüber allem und jedem ist, erzeugt nun nicht unbedingt Sympathie. Muss sie ja auch nicht - nur ist es dann nicht weiter verwunderlich, wenn die entsprechenden Reaktionen ebenfalls ziemlich "mir doch egal!" ausfallen.

Und das ist für mich mein persönliches Resümee - ob's deiner Figur jetzt gut oder schlecht geht, sie ihren Abschluss schafft oder die Versetzung versemmelt, mit ihrer Freundin klar kommt oder im Bus pennen kann - nun, das alles ist mir mehr oder weniger ...

Tut mir leid, wenn deine Geschichte -zumindest bei mir- vielleicht nicht unbedingt die Wirkung erzeilt hat, die du dir von deiner Story erhofft hast.

Trotzdem viele Grüße vom EISENMANN

 

Hej Patatpatagonia,

ich konnte mich stellenweise ganz gut in Deine Figur hinein versetzen und finde die von Dir gewählte Thematik, Schule und Scheiß-egal-Stimmung und die ersten emotionalen Querschläge durchaus interessant.
Ich würde Dir empfehlen, Dialoge einzubauen, z.B. wenn "er" oder die beste Freundin deiner Protagonistin begegnen. Du könntest darin deutlicher zeigen, was Deine Figuren jeweils wollen, was sie ablehnen und auch ein wenig von ihrer gemeinsamen Geschichte verraten.

Dringend empfehlen möchte ich, Dir nochmal ein paar Kommaregeln anzusehen und da nachzubessern.
Bisschen Textkram:

Es ist leichter so zu tun.
Mir fehlt hier ein "nur" oder ähnliches.
Es ist nur leichter so zu tun.
Denn natürlich ist es grundsätzlich nicht leichter, etwas vorzuspielen, was gar nicht ist.

Ich will schlafen, aber zu viele Menschen beobachten mich.
Das fand ich ungewöhnlich. Sollte sie wirklich einfach so an der Bushaltestelle einschlafen können und wollen? Will sie da nicht weg?
Oder ist es eher der Wunsch zu schlafen und zu vergessen, der sich aber an diesem Ort nicht realisieren lässt?

Meine Mutter schreit
Davor gehört ein Absatz. Auch wenn es Deiner Figur so vorkommt, als wäre kaum Zeit vergangen, müsstest Du für den Leser deutlich machen, dass es sich anders verhält.

Es ist mir egal was er denkt, so wie es ihm egal war
Beide würden greifbarer und Deine Geschichte insgesamt spannender werden, wenn Du ihnen hier eine Stimme geben würdest, wenn sie hier mal wirklich aufeinanderprallen und Deine Leser dadurch erfahren können, wie die drauf sind.

Mein letzter Tipp: Versuch mal, Deine Sätze nicht immer mit Personalpronomen beginnen zu lassen.

Viel Spaß weiter hier!

Gruss
Ane

 

Hallo Patatpatagonia und Eisenmann!

Dies soll eine direkte Antwort auf Eisenmanns Feedback sein.
Ich finde durchaus einen Draht zur Protagonistin der Geschichte. Alles, von dem sie behauptet, es sei ihr egal, ist ihr keineswegs egal und belastet sie sehr.

Ich glaube, Kernpunkt und Auslöser für den Konflikt, in dem die Protagonistin mit sich selbst steht, ist der Junge, der mit ihrer besten Freundin zusammen ist. Sie ist in ihn verliebt und unendlich traurig darüber, dass er mit jemand anderem zusammen ist, kann dies jedoch nicht zeigen, weil sie ihre beste Freundin nicht verletzen will. Die einzige Möglichkeit, mit dieser Situation umzugehen, ist also, der Außenwelt zu zeigen, dass ihr die Beziehung der beiden egal wäre, und sich dies gleichzeitig auch selbst einzureden.

Diese egalitäre Haltung, zu der sie sich selbst zwingt, wirkt sich auf andere Bereiche ihres Lebens aus, zum Beispiel ihre schulischen Leistungen.

Es geht hier also nicht um das Durchleben einer pubertären Phase, sondern um Hilflosigkeit und das Verbittern in einer scheinbar aussichtslosen Situation.


Ich finde die Protagonistin deswegen sympathisch, weil sie mit allen Mitteln versucht, dem Leser etwas mitzuteilen, über das sie nicht offen reden kann, weil es vielleicht zu schmerzhaft für sie ist. Und so benutzt sie den Schlüsselbegriff "egal" als Fassade und verrät nur sehr wenig von sich selbst und ihrem Leben, aber genau so viel, dass man gerade so darauf kommen kann, worum es eigentlich geht - Sie stellt dem Leser ein Rätsel.

Viele Grüße an Euch beide
xxxj

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Patatpatagonia,

ich kann die Gefühlslage des Mädels durchaus nachvollziehen. Sie fühlt sich alleine, keiner kümmert sich um sie. Sogar ihrer Mutter scheint es herzlich egal zu sein, dass sie nach der Schule auf ihr Zimmer verschwindet und erst am nächsten Morgen wieder auftaucht. So ist sie in der Vergangenheit langsam aber unaufhaltsam in einen Zustand abgerutscht, in dem sie emotional ausgebrannt ist.

Aber. Deine Geschichte alleine würde das aber nicht in mir hervorrufen, wenn ich da nicht auf Erfahrungen zurückgreifen könnte. Man erfährt nicht wirklich etwas über die Hintergründe. Wie kam es dazu? Wie hat sich die Beziehung zur Mutter und der Freundin verändert? Die Geschichte ist für mich in diesen Aspekten zu dünn.

Deine Geschichte besteht vor allem aus kurzen Hauptsätzen. Das finde ich ermüdend. Vielleicht ist das Absicht. Oder dir für die Geschichte wichtig? Für die Wahrnehmung der Protagonistin? Die anderen Personen sind auch Einsilbig. Warum diese nicht ausschweifender sein lassen? So als Kontrapunkt.

Kurzer Nachtrag:
Der Titel "Die Arbeit" trifft deine Geschichte nicht. Wenn es dir hier im Kern um eine Klassenarbeit geht, würde ich eintsprechend "Die Klassenarbeit" wählen. Ich denke aber nicht, dass es bei der Geschichte darum geht. Vielleicht wäre ein etwas provokanterer Titel der Gefühlslage der Schwarzgekleideten angemessener.

Viele Grüße
Holger

 

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