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Die Arbeit
Ich sehe auf. Alle schreiben. Ich glaube ich bin fertig. Natürlich habe ich nicht alle Aufgaben lösen können, ich habe ja auch nicht gelernt. Ich tue als wär es mir egal. Egal, dass ich ein Fach verhaue. Egal, dass davon meine Versetzung abhängt. Egal, dass es meine Zukunft beeinflusst. Es ist mir aber kein bisschen egal. Es ist leichter so zu tun. Ich schaue auf die Uhr. 11:03 Uhr. Ich hab noch 25 Minuten. Ich traue mich nicht zu fragen, ob man abgeben darf. Ich warte. Ich schaue in der Gegend herum, bemerke nicht wie ich ein Mädchen anstarre. Sie schaut mich fragend an. Ich schaue schnell weg, es ist mir peinlich. Es klingelt. „Stifte weg, abgeben.“ Der Unterricht ist vorbei.
„Wie war es bei dir?“
„Ganz gut und bei dir?“
Ich lüge. Es war nicht gut. Es ist mir egal, wie es bei ihr war. Ich sehe ihre Mutter vor der Schule.
„Kann ich bei dir mitfahren?“
„Ne sorry wir gehen noch einkaufen“
Ich weiß, dass sie nicht einkaufen gehen. „kein Ding, bis morgen“
Ich stehe an der Bushaltestelle. Zu viele Menschen. Ich fühle mich beobachtet. Ist es komisch, wie ich dastehe? Mir ist warm. Ich schaue nach links. Ich sehe ihn. Er kommt zur Bushaltestelle. Er sieht mich nicht. Besser so. Ich sehe sie, meine beste Freundin. Sie halten Händchen. Ich weiß sie hat mich gesehen. Ich tue als wären sie mir egal. Sind sie ganz und gar nicht. Busse fahren an. Ist meiner dabei? Nein. Ich setze mich auf die Bank. Sie laufen an mir vorbei, kein Blick. Ich schaue geradeaus. Ich bin allein. Mein Bus kommt, ich steige ein. Ich will schlafen, aber zuviele Menschen beobachten mich. Ich höre Musik. Sie erinnert mich an sie. Ich schalte sie ab. Es tut weh. Ich steige aus dem Bus aus. Ich laufe nach Hause, meine Mutter öffnet die Tür.
„Warum hast du wieder nur schwarz an, hast du Hunger? Wie wars in der Schule? Wie war die Arbeit?“
„Ich hab kein Hunger, danke. Ich gehe hoch“
Ich setze mich auf das Bett. Was soll ich bloß anfangen mit so viel Freizeit. Ich lege mich hin und denke nach.
Meine Mutter schreit „Perla es ist 20 vor 7. Dein Bus kommt in 10 Minuten“
Das darf nicht wahr sein. Ich bin eingeschlafen. Ich habe die Nacht durchgeschlafen. Naja auch ein Erfolg.
Im Bus zur Schule. Dieselben Gesichter. Dieselben Geschichten. Derselbe Schmerz. Ich bin da, ich steige aus. Ich sehe ihn schon von weitem. Er schaut weg. Ich schaue ihn an. Es ist mir egal was er denkt, sowie es ihm egal war. Es fühlt sich gut an ausnahmsweise stark zu bleiben. Er spürt meine Blicke. Er benimmt sich merkwürdig. Ich scheine ihm doch nicht so egal zu sein, wie er tut.
„Hast du gelernt? Ich kann nämlich gar nichts“ eine Freundin reißt mich aus meinen Gedanken.
Die Arbeit habe ich vergessen. Warum bin ich so? Ich habe Panik. Ich rechne mir meinen Schnitt aus. Werde ich noch versetzt, wenn ich in der Arbeit eine 6 bekomme? Ja. Gut. Entspann dich. Nur noch dieses Jahr. Halt durch.
In der nächsten Stunde ist die Arbeit.
„Schreibe einen Inneren Monolog zu dem gestrigen und heutigen Tag“
Ich schreibe diesen Text. Ich lese ihn mir noch einmal durch. Eine Träne läuft mir übers Gesicht. Ich wische sie weg. Ich bin nicht zufrieden. Weiß Gott was ich will.
„Alles okay bei dir?“ Haben sie gefragt.
„Alles gut ich habe nur was im Auge“