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20.10.2003
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Die Antwort

Schweißüberströmt wacht er auf. Nacht umhüllt ihn, finster, aber nicht still. Gellende Schreie zerschneiden das Schwarz und bohren sich in sein Herz, wie Messer, scharf und ängstigend. Verzweifelt drückt Ben seinen Teddybär an sich. Er weiß, dass er eigentlich schon zu alt für das Kuscheltier ist, aber dieser scheint ihm das einzige Geschöpf zu sein, das ihn versteht, mit ihm leidet.
Die schmerzverzerrten Schreie hallen in seinem Kopf wieder; ein nicht verklingenes Echo. Angst.“Mama, wo bist du......?“
Er weiß, was folgen wird. Zu oft schon hat er Nächte wie diese erlebt und zu oft ist die verzweifelte Hoffnung, dass alles wieder gut wird zerplatz, wie eine schillernde Seifenblase. Erst die polternden, schwankenden Schritte auf den Dielen im Flur, die Tür wird aufgestoßen werden und er wird seine dunkle Silhouette gegen das grelle Flurlicht erkennen können. Genau sieht er ihn vor sich, wie sich über ihn beugt. Seine roten, geschwollenen Augen, seinen grausam verzerrten Mund. Schon hört er die lallende Stimme: „Und du kleiner Hosenscheißer willst mein Sohn sein? Hä?“ und dann mit wutverzerrter sich überschlagender Stimme:“ Du willst mein Sohn sein? Los, antworte schon!“
Er kennt das Gefühl des heißen, von Rum und Wodka getränktem Atem im Gesicht und den Schmerz, der seinen Körper durchflutet und zum Bersten bringen zu scheint, wenn seine Fäuste gnadenlos und grausam auf ihn nieder sausen. Immer und immer wieder. Genau kennt er das Gefühl von Wehrlosigkeit, Verzweiflung und Wut in diesem Moment, doch auch die Erleichterung. Die Gewissheit, dass wenigstens seine Mutter für diese Zeit sicher ist.
Er wartet, wartet darauf, dass die Schreie seiner Mutter verstummen, wartet auf die Schritte im Flur. Doch sie bleiben aus. Die Augen seines Teddybären scheinen ihn zu fixieren. Wo ist der gewohnte, gutmütige Ausdruck in den runden Knopfaugen? Plötzlich scheint das Gesicht des Bärens nur noch Bosheit und Grausamkeit auszustrahlen. Seine Augen scheinen ihm mit Hohngelächter entgegenzuschleudern: „...mein Sohn sein? Los, antworte schon!“
Er packt den Bären, würgt ihn, zerrt an seinem Kopf, bis weiße Füllwatte hervorquillt. Dann erst schmeißt er ihn von sich, mit aller Kraft.
Wieder Schreie. Wo bleiben die Schritte? Ein verzweifelter Schrei in seinem Kopf und immer schmerzverzerrter und gellender werdende Schreie seiner Mutter. Jeder lässt ihn aufs neue zusammenfahren, jeder ein tieferer Stich ins Herz. Angst bemächtigt sich seiner. Doch schon im nächsten Moment wird diese wieder von Wellen heißen Zornes überflutet. Warum müssen seine Mutter und er so leiden? Immer wieder schweift sein Blick zwischen dem zerschundenen Teddybär und dem massiven Hockeyschläger hin und her und langsam formen sich Wut und Angst in kalte Entschlossenheit.

 

Hallo pitufa,

willkommen auf kg.de :)

hm, eine äußerst kurze Kurzgeschichte hast du da gepostet. Ein Vater mißhandelt seine Frau und seinen Sohn. Der Versuch, die Angst und Verzweiflung des Sohnes rüberzubringen, ist dir leidlich gelungen; da dieser Aspekt aber der ausschließliche Kern ist, hättest du meiner Meinung nach daran noch etwas detaillierter feilen müssen. Die Geschichte ist derart schnell gelesen, daß ich gar nicht erst in die Handlung „eintauchen“ konnte. Ist aber auch gut möglich, daß es an meinen eigenen Lesevorlieben liegt – ich mag längere Texte mit dichter Atmosphäre und ausgefeilten Charakteren (soweit das im Rahmen einer KG denn möglich ist).

Detailanmerkungen:

Es ist dunkel, stockdunkel. Nacht umhüllt ihn, finster, aber nicht still. Gellende Schreie zerschneiden das Schwarz
Für meinen Geschmack reitest du hier zu oft auf der Dunkelheit herum: „dunkel, stockdunkel, umhüllende Nacht, Schwarz...“

Die schmerzverzerrten Schreie hallen in seinem Kopf wieder, scheinen ihn zum Bersten zu bringen.
...
Schmerz, der seinen Körper durchflutet und zum Bersten bringen zu scheint,
Grundsätzlich halte ich nicht viel von dieser Formulierung, sie ist mir zu nichtssagend. Bei der Kürze des Textes ist es aber auf jeden Fall eine auffällige Wiederholung; wenigstens ein Bersten würde ich in den Mülli schmeißen und anders/treffender umschreiben.

Wut übermahnt ihn
übermannt (dieser Fehler ist übrigens ein weiteres Mal im Text vorhanden)

Seine Augen rot, geschwollen und entstellt, sein Mund zu einer grausamen Grimasse verzerrt.
Entstellte Körper, entstellte Gesichter etc. sind mir bekannt, entstellte Augen dagegen nicht. Die grausame Grimasse klingt schräg; eigentlich reicht doch Grimasse.

Angst bemächtigt sich seiner, Angst die schlimmer ist, als die vor rohen Schlägen. Panische Angst um seine Mutter. Immer wieder übermahnt Zorn in heißen Wellen seine Angst.
Wortwiederholungen als Stilmittel finde ich gut. Aber mir wird es hier entschieden zu ängstlich.
Hier findet sich auch das zweite „übermahnt“. Allerdings: Zorn übermannt nicht die Angst, das ist Unsinn. Vorschlag: überdeckt, überlagert, verdrängt... etwas in der Art.

Viel mehr fällt mir zu der Geschichte nicht ein. Als Einstand ist sie sicher nicht das Schlechteste, aber ich würde mir ein wenig mir Charakterisierung und Atmosphäre wünschen.

Gruß,
Somebody

 

Hallo pitufa!

Auf Wortwiederholungen hat Somebody bereits hingewiesen.

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass der Anfang zu schnell kommt (und zu dunkel:D).
Der allererste Satz ist bald schon ein Standardsatz in Horrorgeschichten, aber passen tut er schon.

Den ersten Absatz hätte ich allgemein ein bisschen langsamer, länger. Nicht zu schnell in die Geschichte hinein. Vielleicht wäre es besser, wenn Ben nicht gleich weiss, was passieren wird, sondern während es im Haus einen Moment nach dem ersten Schrei still ist hofft, dass doch nichts geschieht. Führ uns intensiver in die Angst des Prots ein und schildere sie nicht nur.


er wird seine dunkle Silhouette gegen das grelle Flurlicht erkennen können. Genau sieht er ihn vor sich. Seine Augen rot, geschwollen und entstellt
ich denke nicht, dass man wenn man gegen das Licht sieht, die roten Augen einer Silhuette erkennt...;)
Genau kennt er das Gefühl von Wehrlosigkeit, Verzweiflung und Wut in diesem Moment, doch auch die Erleichterung. Die Gewissheit, dass wenigstens seine Mutter für diese Zeit sicher ist.
Das habe ich zitiert, wegen dem Alter des Prots, es ist mir alles andere als klar, wie alt er ist. Zu alt für einen Teddybären ist man schon mit sechs/sieben, sich trotzdem noch an ihn kauern tut man selbst in solche Fällen denke ich so ab 10 Jahre nicht mehr. Einem Zehnjährigen könnte ich knapp den Mut zutrauen, auf einen brutalen Vater mit einem Hockeyschläger loszugehen, jedoch glaube ich kaum, dass ein Junge unter sechzehn, wenn er geprügelt wird, an seine Mutter denkt, der im Moment nichts geschieht. Wie alt hast du ihn dir etwa vorgestellt. Falls so Jung, wie ich vermutet habe (zwischen 9 und 12) würde ich den Satz ändern. Falls er älter ist würde ich den Teddybär durch ein Poster von einem Pitbull ersetzen,der für ihn einen schützende Bedeutung hat oder so(naja, auch keine so geniale Alternative)
Plötzlich scheint das Gesicht des Bärens nur noch Bosheit und Grausamkeit auszustrahlen. Seine Augen scheinen ihm mit Hohngelächter entgegenzuschleudern: „...mein Sohn sein? Los, antworte schon!“
Solche Einschübe in realistischen Geschichten mag ich, hier zeigt es, wie weit sich der Albtraum des Lebens bereits in den Prot. gefressen hat.

Mit Ausnahme des Anfangs habe ich das Tempo der Geschichte gemocht(Geschmacksache), so blieb ich fortan in der Handlung der Geschichte und musste mich nicht auf abschweifende Sätze konzentrieren um dann wieder den Faden zu suchen.

Der Übergang von Angst zu Entschlossenheit durch den Übergang von Teddybär zu Hockeyschläger ist gut dargestellt.

Der offene Schluss mit dem Hockeyschläger hat mir auch ganz gut gefallen.


Für mich war die Geschichte lesenswert, auch wenn sie sich sicher noch verbessern lässt. Ganz überzeugen konnte sie mich aber leider auch nicht, da eine gewöhnliche kleine Geschichte und zum Teil Standarthorror (einzelne Sätze und 'böser Vater sucht Familie heim Plot')

Viel Spass beim weiteren kg.delen und schreib weiter!(wie Somebody sagt, für eine erste Geschichte hier ganz okay)

Beste Grüsse Van H.

 

Hey ihr zwei,
dass ich wohl noch ordentlich üben muss das weiß ich nur zu gut. Was solls, war nen Versuch. Aber danke für eure konstruktiven Kritiken. Hab mich noch mal dran gesetzt und einige Stelle verändert. Hab aber leider jetzt im Moment nicht genug Zeit, um's noch mal intensiv durch zu gehen.
Ach ja, Van Horebeke:
Ich hatte auch mit 14 noch einen Teddybär *rotwerd*. Vielleicht is das ja bei Jungen anders...werd mal überlegen, ob ich nicht lieber ein ProtagonistIn draus machen sollte:D
Na gut, so weit alles liebe,
pitufa

 

Hallo Pitufa!

Ich muss mich leider den beiden anderen anschließen. Deiner Geschichte hat eindeutig der Tiefgang gefehlt. Du beschreibst die Situation irgendwie zu emotionslos, die Geschichte packt einen nicht richtig, obwohl sie, geschickt umgesetzt sicher das Zeug dazu hätte. Der tiefgreifendste Horror ist sicher der, dem wir im täglichen Leben begegnen können, so gesehen keine schlechte Idee!

Achja, und meinen Teddy, mittlerweile 20 Jahre, also zu meinem ersten Geburtstag bekommen, (eigentlich ein Stoffaffe, mit dem einfallsreichen Namen Affi, irgendwie war ich immer schon faul im Ausdenken von Namen) hab ich noch immer und ich würde ihn um nichts auf der Welt hergeben. Er ist zwar von der Oberfläche meines Bettes verschwunden, aber es gibt immer einem Platz in meinem Herzen für ihn, schließlich war er lange Jahre mein bester Freund, der einzige, der nicht nicht zurückmotzen konnte *g*.

 

Hi Pitufa.

Eine prima ´Gute-Nacht-Geschichte´.

Natürlich im positiven Sinne. Kurz, schön erzählt (kleinere Ausnahmen wurden ja bereits genannt) und mit einem open end, daß mich begeistert hat.

Liebe solche storries so kurz vorm Schlafengehen.

Also, mach weiter so! :thumbsup:


Gruß! Salem

 

Hallo pitufa!

Keine Kurzgeschichte, die du hier abgeliefert hast, ich denke, das ist eher eine Zustandsbeschreibung. Und die hat mir so schlecht nicht gefallen. Allerdings muss ich mich meinen Vorrednern anschließen in der Meinung, dass bei solch einem kurzen Text jeder noch so kleine Fehler doppelt ins Gewicht fällt, doch auch sehr gut zu vermeiden wäre.

Die Atmosphäre kommt ganz gut rüber, wobei mindestens fünfzig Prozent daran das Thema Schuld hat. Bei diesem Thema kann man nicht allzu viel falsch machen.

Ich weiß nicht, inwieweit du die Fehler ausgemerzt hast, ich habe die alte Fassung gelesen, doch es kann nicht schwer sein, bei der Kürze. Einige der Fehler waren allerdings gravierend, was, denke ich, bei vernünftigm Korrekturlesen nicht vorgekommen wäre.

seinen Teddybär

Akkusativ, 4.Fall - seinen Bären

dass alles wieder gut wird zerplatz

ein Komma fehlt, ein "t" am Ende von zerplatzt.

Ich bin nicht der Freund vom Vorhalten solcher Fehler. Es sollte möglich sein, selbst drauf zu kommen, indem man sich seine Story vernünftig durchliest. Ich würde dir raten, die Geschichte einige Wochen liegenzulassen, ohne sie zu beachten. Danach lies sie noch einmal durch und du wirst einen Eindruck bekommen, was du als unbeteiligter Leser fühlst und dir bei den Worten vorstellst. Ich bin gerade dabei, meine eigenen Stories die mindestens ein Jahr alt sind, zu überarbeiten, und manchmal bin ich peinlich berührt, was ich damals geschrieben habe.

Wenn du am Überarbeiten bist, dann kannst du vielleicht auch gleich das Ende verbessern. Mir deucht, es ist keine richtige Auflösung der Spannung, und wenn ja, dann eine sehr klischeehafte. Kann aber auch falsch liegen mit meiner Meinung.


Viele Grüße von hier!

 

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