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Die Anschuldigung

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27.04.2011
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Die Anschuldigung

Man kann nicht behaupten, dass Romina Memescu vom Schicksal oft bevorzugt gewesen wäre. Eher müsste man konstatieren, dass Romina, verglichen mit den Menschen ihres Dorfes, ein schwere Los gezogen hat. Zu sagen, sie wäre hässlich, wäre möglicherweise übertrieben, aber hübsch war sie gewiss nicht. Etwas zu lang und viel zu dünn geraten, mit einem langen Gesicht, blassen Lippen, einer schiefen Höckernase und einem leicht hängendem Augenlied war sie sicherlich keine Schönheit, der die Menschen hinterher schauten. Auch beliebt war Romina nie gewesen. Schon seit frühester Kindheit in der Schule war sie von ihren Mitschülern gehänselt und geärgert worden und hatte des Öfteren Schutz bei den Lehrern suchen müssen, die jedoch viel zu selten ein warmes Wort ihr gegenüber und ein strenges ihren Schulkameraden gegenüber fanden.

Ihr Vater starb, als sie noch in die Grundschule ging und ihr älterer Bruder verließ die Familie, sobald er alt genug war, um die ärmlichen Verhältnisse in dem moldawischen Dorf hinter sich zu lassen und sein Glück in der Kavallerie zu finden. Seither lebte Romina alleine mit ihrer nun kränklichen Mutter in ziemlich ärmlichen Verhältnissen in dem einigen hundert Seelen zählenden Dorf in der Provinz. Ein ums andere Mal hatte sie sich gewünscht das Dorf verlassen um in die große Stadt gut zwei Wegstunden entfernt zu ziehen, doch der Zustand ihrer kranken Mutter ließ dies nicht zu, und so blieben ihre Träume unerfüllt. Einen Mann, der sie unterstützt hätte, hatte sie bisher nicht gefunden, und so langsam begann sie sich damit abzufinden, dass sie einen solchen Mann auch nicht mehr finden würde. Nein, man kann wirklich nicht behaupten, dass Romina ein glückliches und unbeschwertes Dasein fristete. Doch nicht einmal Romina hätte gedacht, dass alles noch so viel schlimmer hatte kommen können.

Romina gehörte zu jenen Menschen, die versuchten ihr persönliches Leid mit wöchentlichen Messebesuchen in der Kirche zu lindern. In eben jener Dorfkirche trug sich seit neuestem zu, dass der Betrag im Kollektenbeutel seit einigen Wochen im Vergleich zu zuvor deutlich gemindert schien, obwohl nach wie vor die üblichen Besucher kamen und niemand oft fortblieb oder verstorben war. Nachdem der Pfarrer ein deutliches Wort an seine Gemeinde verloren hatte, dass man die kirchlichen Leistungen einschränken müsse, sollte der Spendenbetrag weiterhin so marginal bleiben, jedoch alle Kirchengänger versicherten, nicht weniger zu geben, sich sogar bereit erklärten noch mehr zu geben, die Kollekte jedoch gleich gering bleibe, kam der Verdacht auf, jemand in der Gemeinde könne sich an dem gottgewollten Obolus unbefugter weise gütlich tun. So rief der Pfarrer einige Wochen später den Übeltäter in seiner Predigt dazu auf, sich bei ihm zu melden, auf dass er beichten möge und seine Schuld abarbeiten könne. Da sich niemand meldete begannen die Gemeindemitglieder bald einander zu misstrauen, und da Romina von jeher nicht beliebt war bei ihren Mitgliedern, wurde sie bald hinter vorgehaltener Hand beschuldigt. Nicht kurz darauf wurde sogar recht offen behauptet, man habe sie dabei beobachtet, wie sie mit ihren langen Fingern recht ungeniert in den Beutel griff.

Verzweifelt saß Romina zuhause und dachte darüber nach, wie sie ihre Unschuld beweisen könnte. Niemals wäre ihr in den Sinn gekommen eine solche Sünde zu begehen. Natürlich gab es keinerlei Beweise, die gegen sie sprachen, doch seit das Gerücht einige Tage zuvor in Umlauf geriet fühlte sie sich überall von abschätzigen Blicken getroffen. Und so bat sie daheim den allmächtigen Herren, er möge der Dorfgemeinschaft den Gedanken nehmen, sie hätte sich an der Kollekte bereichert. Nur ein einziges Mal, als sie noch ein kleines Mädchen war, hatte sie mal gestohlen – einen halben Laib trockenen Brotes, da ihr Bruder ihre Mutter und sie nicht immer mit Essen versorgen konnte und ihr der knurrende Magen schier die Sinne raubte. Jedoch hatte sie sich dieser Tat immer geschämt und hatte immer ein schlechtes Gewissen gehabt, so dass es ihr nie wieder in den Sinn kam sich am Eigentum anderer zu vergreifen. Dass ihr die Gemeindemitglieder nun einen solch schweren Diebstahl vorwarfen traf sie darum umso härter.

So wachte sie am nächsten Sonntag mit dem Hahnenschrei auf und fühlte, wie sie sich vor dem Gang zur Kirche zu fürchten begann. Vor den Blicken der anderen. Vor deren Getuschel. Vor ihren anklagenden Gesten. Jedoch war die Messe meist der einzige Augenblick in der Woche, wo sie sich geborgener fühlte, und so mochte sie auch nicht darauf verzichten, versuchte ihre Angst zu unterdrücken und sich einzureden, dass die Gerüchte sicherlich sehr bald verebben mögen. Auf dem Weg zur Kirche schlug ihr Herz dennoch bis zum Halse und jeder Schritt war ihr schwer. Als sie die Kirche betrat, standen die Gemeindemitglieder wie üblich vor Messebeginn vor den Toren der Kirche auf einen Schwatz. Sobald sie Romina erblickten verstummten alsbald alle Gespräche und man wandte ihr den Kopf zu. Manche mit höhnischen, manche mit abschätzigen Blicken, einige auch einfach nur neugierig. Die Menschen bildeten eine kleine Gasse zu den Toren hin sobald Romina nah genug war, und so musste sie durch den Tunnel der starrenden Menschen um ins Innere der Kirche zu gelangen. Sie senkte ihr Haupt, um den Blicken der Kirchengemeinde zu entgehen, jedoch spürte sie jeden einzelnen Blick in ihrem Nacken und auf ihrer Haut brennen. Obwohl sie wusste, nichts Falsches getan zu haben, so fühlte sie sich unbegreiflicherweise in irgendeiner Art und Weise schuldig.

Während der Predigt und der Gebete spürte sie immer wieder, wie die Blicke einzelner Kirchengänger sie streiften oder musterten. Sie versuchte diese Blicke zu ignorieren und mit verkniffenen Lippen der Predigt zu folgen. Passenderweise hatte der Pfarrer eine Predigt vorbereitet die um die Sünde des Neids und des Stehlens ging, und wie wichtig es für das Seelenheil wäre, sich seinen Taten zu stellen und Reue zu zeigen. Am Ende seiner Predigt angelangt verwies er noch einmal auf den aktuellen Diebstahl, und wie wichtig es sei dass der Täter, oder vielmehr die Täterin, sich ihm stellen möge. Der Pfarrer selbst schaute dabei sehr eindeutig in Rominas Richtung und auch die anderen Menschen wandten ihr die Köpfe voller Erwartung zu. Romina spürte, wie sie errötete und senkte den Kopf. „Ich war es nicht! Ich war es nicht! Ich war es nicht! Oh Herr, bitte hilf mir!“, dachte sie.

Drei Tage darauf war sie auf dem kleinen Markt im Dorf Nahrung für ihrer Mutter und sich einkaufen, als sie vernahm, dass abermals die Kollekte sündhafter weise erleichtert wurde. Unverhohlen und voller Abscheu wurde Romina von allen Seiten begafft, die alte Bäuerin am Kartoffelstand weigerte sich gar ihr etwas zu verkaufen, andere Verkäuferinnen an anderen Ständen begannen mehr Geld als üblich für ihre Waren von ihr zu verlangen. Aufgrund dieses aggressiven Verhaltens ihr gegenüber fühlte Romina wachsende Panik in sich aufsteigen, merkte sie doch, wie die Feindseligkeiten auf dem Marktplatz ihr gegenüber greifbar wurden. Gerade, als sie gesenkten Hauptes, als würde man sie dadurch nicht bemerken, langsam Richtung Fischstand schleichen wollte, kam eine Gruppe halbwüchsiger Knaben und versperrte ihr den Weg. „Du bist also die Hexe, die sich an der kirchlichen Spende für die Gemeinde und Bedürftigen vergeht?! Du elende Hure einer krankhaften Missgeburt, verschwinde von mir, bevor wir dafür sorgen, dass wir dir die Finger kürzen damit du nie wieder nehmen kannst, was nicht Dir gehört! Hast du das verstanden?! Oder brauchst du gleich hier und jetzt einen Denkzettel?“ Schockiert und unfähig ein Wort zu erwidern blickte Romina in das Gesicht des jungen Mannes mit dem schmutzigen Gesicht, dem der Hass und die Angriffslust ins Gesicht geschrieben standen. „Alte! Hast du verstanden? Wir wollen dich hier nicht mehr sehen!“ Ein etwas jüngerer Bursche, höchstens 13 oder 14 Jahre alt, löste sich aus der Gruppe, riss ihr an den Haaren und spuckte ihr ins Gesicht und begann höhnisch zu lachen, worauf die anderen in sein Gelächter einstimmten. Einige der umstehenden Marktbesucher und Verkäufer klatschten Applaus, andere nickten der Gruppe einfach zu. Romina spürte wie ihre Unterlippe zu beben begann und ihre Augen sich mit Tränen zu füllen begannen. Sie wollte gerade auf dem Absatz kehrt machen um nach Hause zu flüchten, da stellte sich der Anführer der Gruppe ihr abermals in den Weg. „Halt!“ Schrie er und riss ich den Beutel mit den Einkäufen aus der Hand. „Das nehmen wir mit. Für die Bedürftigen die du bestohlen hast!“ und grinste dabei boshaft. Romina spürte wie ihre Knie zu zittern begannen, da hielt sie es nicht mehr lange aus, stieß den Jungen zur Seite und rannte den ganzen Weg zurück zu dem Haus, dass sie zusammen mit ihrer Mutter bewohnte. Dort verkroch sie sich in ihrem Schlafzimmer und weinte bitterlich, zu Gott flehend, warum er ihr das antäte, sie hätte doch nie jemandem etwas Böses getan.

So vergingen die Tage ohne, dass Romina sich groß aus dem Haus traute. Ihre Mutter und sie lebten unterdessen von den spärlichen Vorräten, mit denen sie mehr schlecht als recht um die Runden kamen, so dass ihrer Mutter immer kranker wurde. So kam der nächste Sonntag, doch Romina hatte in dieser Nacht nicht geschlafen. Sie hatte die Nacht lang wach gelegen und sich den Gang in die Kirche ausgemalt, voller Angst und Horror. Als der Hahn krähte fühlte sie sich so schwach und elend und voller Angst, dass sie sich in der Nachttopf neben dem Bett erbrach und beschloss, diesen Sonntag nicht die heilige Messe zu besuchen.

Einige Stunden nach Beendigung der Messe pochte es an die Tür ihrer Wohnung. „Romina Memescu! Öffnen Sie die Tür!“ Schweren Schrittes schleppte sich Romina zur Tür, vor der der Pfarrer und eine scheinbar aufgebrachte Menschenmenge stand. „Romina!“ sagte der Pfarrer, sichtlich bebend vor Zorn. „Sie waren heute nicht in meiner Messe! Und wissen Sie was? Die Kollekte war so reichlich wie zu den Zeitpunkten bevor Sie begannen sich daran zu bereichern. Damit sind Sie ja wohl überführt. Haben Sie mir irgendwas zu beichten?“. Erschrocken wich Romina zurück und sank auf einen Stuhl. „Ich habe nie irgendetwas gestohlen, Herr Pfarrer, wirklich, dass müssen sie mir glauben!“. „Lüge!“, erscholl es aus der Menge vor der Tür, „bestraft sie für den Frevel!“ – „Du möchtest also das Offensichtliche auch noch leugnen?“, drohend beugte sich der Pfarrer vor, „und das, wo wir dich immer gut behandelt haben? Ist das deine Art zu danken? Vor allen den Ärmsten der Armen die auf eine milde Gabe angewiesen waren?“. „Aber ich habe doch gar nichts gemacht“, flüsterte Romina matt.

Plötzlich traf sie ein harter Gegenstand an der Stirn. Einer der Menschen aus der Menge vor ihrer Tür hatte einen Stein geworfen. Sie spürte wie das Blut warm und klebrig über ihre Augenbraue und die Nase herunterlief. „Du verfluchte Diebin!“, erscholl es vor der Tür, „Lasst sie büßen!“ Und einige Augenblicke später waren schon einige Männer aus dem Dorf, die Romina nie zuvor in der Kirche gesehen hatte, in ihr Haus eingedrungen und packten sie an den Armen und zerrten sie nach draußen.

„Diese schändliche Hexe hat von den Ärmsten, von uns allen, ja von Gott gestohlen!“, rief einer der Männer. „Hängt sie!“, schrie jemand. Der Mob fing an zu toben, Rufe und Schreie erschollen, einige Kinder johlten. Die Menschen schlossen einen dichten Kreis um Romina, der das Blut nach wie vor über das Gesicht lief. Einer der Männer schubste sie, sodass sie auf alle Viere fiel. Gerade als sie versuchen wollte sich aufzurichten, traf sie ein Schlag von hinten auf den Kopf, dass ihr für kurze Zeit dunkel vor Augen wurde und sie dachte ihr würde der Kopf zerspringen, und sie viel nach vorne. Schützend hob sie den linken Arm und versuchte sich auf den Rücken zu drehen, da erblickte sie den Anführer aus der Gruppe der Jungen vom Markt mit einem dicken Stock, der gerade ausholte und den Stock auf ihren ausgestreckten Arm niederfahren ließ. Ein fürchterliches Knacken erklang vom Arm, Romina schrie auf vor Schmerz und sah ihren Arm unterhalb des Ellenbogens in einem grotesken Winkel abgeknickt. „Bitte nicht…oh bitte nicht…“, wimmerte sie. „Wir haben dir gesagt du sollst von hier verschwinden“, rief der Junge und spuckte aus. Wieder erhob er den Stock und ließ ihn auf ihre Hüfte niedersausen. Romina bäumte sich auf vor Schmerz, doch da traf ein weiterer Schlag ihren Rücken, und als sie wieder zu Boden viel erkannte sie einen Mann mit einem Prügel, den sie vorher nie zuvor gesehen hatte. „Das ist Deine Strafe, elende Hure!“, rief dieser. Ein Mann, der Bäcker von nebenan, ein eigentlich freundlicher Mann, nun mit grotesk wütenden Zügen im Gesicht , sprang vor und trat ihr mit voller Wucht in den Magen. „Nein….nein…bitte“, wisperte und flehte Romina. Wieder traf der Stock des Jungen, dieses Mal ihr Gesicht und sie spürte wie ihr Nasenbein zerbrach und blieb danach kraftlos und wehrlos auf dem Boden liegen, irgendjemand trat ihr in den Rücken. Sie wimmerte nur noch, spürte wie ihr Blut aus dem Mund floss. Vor ihrem Kopf sah die Stiefel des unbekannten Mannes auftauchen, die Sicht überzogen von einem roten Schleier ihres Blutes, sie sah seinen Schatten, sah wie dieser ausholte, sah noch die Bewegung im Schatten als der Prügel vorwärts sauste. Ein greller Blitz. Und danach nur noch Dunkelheit.

 

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

liebe Vikunja.

Wie Dein Name und der Deiner Protagonistin verrät, kommst Du und erzählst von Moldova, einem kleinen Gebiet zwischen Rumänien und der Ukraine, in dem ein ostrumänischer Dialekt gesprochen wird, der hierzulande als moldauische Sprache bezeichnet wird. Infolge des 1989-er Wandels erlangte Moldavien 1991 seine eigene Staatlichkeit - womit wieder einmal europäische Kleinstaatlichkeit wider alle Vernunftgründe obsiegte.

Du stößt uns gleich in eine für mitteleuropäische oder überhaupt europäische Verhältnisse rückständige Gesellschaft, in der (Aber-)Glaube / Religion und somit die Kirche den beherrschenden Einfluss übers Geschehen hat.
So stürzt Du uns mit der Beschreibung der Romina ins Geschehen. Romina ist als Hexe stigmatisiert (Hexen waren niemals nur hübsche, verführerische Frauen), der freilich weniger magische als kriminelle Eigenschaften nachgesagt werden, indem ein gläubiger, besser: abergläubischer Mob auf seine eher schlichte Weise Kirchendiebstähle aufdeckt, gegen die das Tun eines Pater Brown / Braun als eine Übung in Aufklärung wirken muss.

Da wird von Dir oft breit und aufwendig erzählt, wie man’s im Freundeskreis halt erzählt, wo’s jedoch flüchtig bleibt – kaum gesprochen ist’s schon verklungen -, während hier die Geschichte vor uns ausgebreitet, geradezu erlegt und auseinandergenommen werden kann.

Vor allem aber wird beschrieben – was auch notwendig ist, um etwa das Stigma der Protagonistin zu begreifen – und doch manchmal mit zu vielen Worten und umständlich.

Der erste Abschnitt ist in jedem Fall ein guter, neugierig machender Einstieg, und alle folgenden Bemerkungen von mir solltest Du als Vorschläge ansehen. Nix muss so sein, wie ich es vorschlage!

Man kann nicht behaupten, …
beginnt mit dem allgemeinsten aller unbestimmten Fürwörter und bedarf deshalb des ergänzenden Adverbs, was durch die Wahl anderer Indefinitpronomen vermieden würde: Statt
„man … nicht“
böten sich niemand und keiner an: „Niemand [alternativ: keiner] kann behaupten, …"

…, dass Romina Memescu vom Schicksal oft bevorzugt gewesen wäre.
Zum Nebensatz kommt sofort durchs Adverb die Frage auf: wurde sie jemals bevorzugt?, was eine gewisse Unschärfe in der Aussage aufzeigt, vor allem aber richtig unglücklich wirkt der doppelt umschriebene Konjunktiv
gewesen wäre,
als genügte nicht schon der für sich schon komplizierte Konjunktiv II.
Man kann sogar auf ihn verzichten, ohne die Satzaussage zu verfälschen, dass m. E. der erste Satz lauten mag
„Niemand [Keiner] kann behaupten, dass Romina Memescu vom Schicksal bevorzugt würde [wäre / sei / ist]."

Ein geänderter erster Satz zöge selbstverständlich Änderungen in den Folgesätzen nach sich, beginnend schon mit dem Konjunktiv

Eher müsste man konstatieren, …
der dann im Nebensatz abgebrochen wird und die Regel durchbricht, den einmal gewählten Modus beizubehalten (natürlich besteht da kein Zwang zu, aber es besteht erst recht kein Zwang dazu, den Modus zu wechseln). Zudem wird im Nebensatz wieder zu umständlich formuliert, was er ausdrücken will.
…, dass Romina, verglichen mit den Menschen ihres Dorfes, ein schwere Los gezogen hat.
Warum nicht einfach
„ Eher ist [sei / wäre] festzustellen, dass Romina in ihrem Dorf ein schweres [hartes] Los gezogen hat [habe / hätte]“, denn gegenüber wem sonst sollte dieser Vergleich gelten als den Menschen im Dorf?

Du siehst, niedergeschriebene Geschichten sind mühseliger zu schaffen als die im Freundeskreis erzählten.

Weiter will ich zunächst nicht aufs Geschehen eingehen, das schließlich auch andere lesen sollen.
Ich denke, dass Du es schaffst, die kleine Erzählung zu straffen. Ansonsten gilt: ich lauf nicht weg, wenn ich auch nicht jeden Tag erreichbar bin und schon gar nicht 24 Stunden lang ...

Gruß

Friedel

 

Hallo Vikunja

und herzlich willkommen auch von mir.

Deine Geschichte beginnt sehr vielversprechend, wie du Romina beschreibts, ihr Aussehen und ihr Schicksal, kann ich mir sehr gut ausmalen.
Auch wie sie verhasst ist, in ihrer altertümlichen Gemeinde, in Zeiten der Hexenverbrennungen.

Aber:
Danach stagniert der Text, ich erfahre immer die gleichen Sachen, sie wird gehasst, sie erträgt es gebeugt, gebrochen und wird als Diebin des Inhalts der Klingelbeutel bezichtigt. Blicke streifen sie, Blicke musterten sie, usw.
Du beschreibst Rominas Situation mit immer gleichlautenden Worten, ohne dass ich viel über sie oder die anderen Geneindemitglieder erfahre.

Warum lässt du die Geschichte so ins Leere laufen? Die eskalierende Gewalt alleine ergibt für mich keine tragende Geschichte. Der Pfarrer ist in seiner Wut unglaubwürdig, er sollte mehr mit dem Mahnfinger im Hintergrund agieren.
Und jetzt das Schlimmste für mich: Dein Text hat keinen Schluss, ich fühle mich am Ende eindeutig veräppelt! Da musst du dir unbedingt noch eine Wendung, eine Auflösung einfallen lassen. Egal, ob Romina dabei drauf geht oder rehabilitiert wird, aber einfach nur Dunkelheit? Nee!

Und dann hat dein Text gar manchen Rechtschreibfehler, sowie unnötige Füllwörter, die den Lesefluss enorm erschweren.

einer schiefen Höckernase und einem leicht hängendem Augenlied war sie sicherlich keine Schönheit
und leicht hängendem oder einem leicht hängenden

Seither lebte Romina alleine mit ihrer nun kränklichen Mutter in ziemlich ärmlichen Verhältnissen in dem einigen hundert Seelen zählenden Dorf in der Provinz.
'nun' streichen / einige hundert Seelen

Doch nicht einmal Romina hätte gedacht, dass alles noch so viel schlimmer hatte kommen können.
Wenn schon: "Wer hätte gedacht, dass alles noch viel schlimmer kommen sollte."

seit einigen Wochen im Vergleich zu zuvor
zu vorher

Da sich niemand meldete[KOMMA] begannen die Gemeindemitglieder bald einander zu misstrauen, und da Romina von jeher nicht beliebt war bei ihren Mitgliedern, wurde sie bald hinter vorgehaltener Hand beschuldigt.

, dass die Gerüchte sicherlich sehr bald verebben mögen.
entweder "dass die Gerüchte bald verebben mögen", oder "dass die Gerüchte sicherlich sehr bald verebben würden".

Als sie die Kirche betrat, standen die Gemeindemitglieder wie üblich vor Messebeginn vor den Toren der Kirche auf einen Schwatz. Sobald sie Romina erblickten[Komma] verstummten alsbald alle Gespräche und man wandte ihr den Kopf zu.
Das ist ablauftechnisch unmöglich. Erst geht sie in die Kirche, dann erblickten sie die Gemeindemitglieder vor den Toren, und dann erst wandten sie ihr die Köpfe zu.

im Dorf Nahrung für ihrer Mutter und sich einkaufen, als sie vernahm, dass abermals die Kollekte sündhafter weise erleichtert wurde.
ihre, einzukaufen, sündhafterweise (besser: schändlich erleichtert)

„Halt!“[Komma] schrie er und riss sich den Beutel mit den Einkäufen aus der Hand.
, schrie er, ... riss sich


„Das nehmen wir mit. Für die Bedürftigen die du bestohlen hast!“, sagte er und grinste dabei boshaft.
Romina spürte wie ihre Knie zu zittern begannen, da hielt sie es nicht mehr lange aus,
lange muss weg

mit denen sie mehr schlecht als recht um die Runden kamen,
über die Runden

„bestraft sie für den Frevel!“ –
Gedankenstrich weg, besser hier ein Absatz, da die Person wechselt:
„... bestraft sie für den Frevel!“
„Du möchtest also ...“

„Du möchtest also das Offensichtliche auch noch leugnen?“, drohend beugte sich der Pfarrer vor, „und das, wo wir dich immer gut behandelt haben? Ist das deine Art zu danken? Vor allen den Ärmsten der Armen die auf eine milde Gabe angewiesen waren?“.
Hier zwei Sätze daraus machen: „... auch noch leugnen?“ Drohend beugte sich der Pfarrer vor. „Und das ..."

... der Jungen vom Markt mit einem dicken Stock, der gerade ausholte und den Stock auf ihren ausgestreckten Arm niederfahren ließ.
Wortwiederholung. Den ersten Stock getrost streichen.

... und als sie wieder zu Boden viel erkannte sie ...
und als sie wieder zu Boden fiel, erkannte sie


Auch ist dein Stil zum Teil umständlich, lange Schachtelsätze wollen gut überlegt sein, hier würde ich eher mal ein oder zwei Sätze mehr machen:

Ihr Vater starb, als sie noch in die Grundschule ging und ihr älterer Bruder verließ die Familie, sobald er alt genug war, um die ärmlichen Verhältnisse in dem moldawischen Dorf hinter sich zu lassen und sein Glück in der Kavallerie zu finden.
oder der hier:
Nachdem der Pfarrer ein deutliches Wort an seine Gemeinde verloren hatte, dass man die kirchlichen Leistungen einschränken müsse, sollte der Spendenbetrag weiterhin so marginal bleiben, jedoch alle Kirchengänger versicherten, nicht weniger zu geben, sich sogar bereit erklärten[KOMMA] noch mehr zu geben, die Kollekte jedoch gleich gering bleibe, kam der Verdacht auf, jemand in der Gemeinde könne sich an dem gottgewollten Obolus unbefugter weise gütlich tun.
Uff, was für ein Monstersatz.
- gleich gering blieb
- unbefugterweise


Fazit: Für mich ausser ein Schlaglicht auf das Leiden der Romina noch keine richtige Geschichte. Bitte denk dir noch einen besseren Schluss aus.

Liebe Grüsse
dot

 

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