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Die Angst, die niemand bezwingen kann

Beitritt
04.01.2014
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Die Angst, die niemand bezwingen kann

Die Menschen der Stadt nannten Taron stark und zuverlässig und lobten stets die Waffen und Werkzeuge, die er für sie schmiedete. Doch ihm selber schien, als sei all die Freundlichkeit der Menschen eine Fassade, hinter der sich nichts verbarg. Sie waren alle gleich. Nur ein einziger Mensch hatte je sein Herz berührt: seine Nichte Nana, ein fröhliches Mädchen, das vor Energie nur so sprühte, ein echter kleiner Sonnenschein.

Es war ein warmer Herbstnachmittag, als die Sonne sich zum Horizont neigte und tiefe Schatten auf die Straßen warf. Schatten, die beinahe lebendig wirkten. Ein eisiger Wind ließ die Stadt frösteln und die Menschen spürten das Unheil heraufziehen im Wimmern dieses kühlen Hauchs. Doch der Windstoß wirbelte auch die Blätter durch die Luft. Ein kleines Mädchen lief ihnen hinterher und versuchte, eines zu fangen. Ins Spiel vertieft nahm sie die Kälte nicht wahr und auch nicht die Schatten. Sie folgte dem Blätterwirbel in der Dämmerung hinaus aus der Stadt.

Alle Türen waren fest verschlossen und die Straßen menschenleer, denn etwas Ungreifbares lauerte in ihnen. Etwas streifte durch die Stadt, uralt und gefürchtet, und rüttelte an den Fensterläden und Türen. Schließlich näherte es sich einem Haus, in dem Feuer brannten. Jemand bearbeitete ein Stück Metall mit einem Hammer. Eine offene Werkstatt. Das Klirren des Metalls war das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, die die Stadt erfasst hatte. Und wenn das unheilvolle Wesen Hand an diesen Mann legen würde, so wäre die Stille vollkommen. Durch die Schatten kroch das Geschöpf auf Taron zu. Da legte dieser den Hammer beiseite und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Für heute war er fertig. Er drehte sich um und erstarrte. Nichts war zu sehen. Doch etwas lauerte in dort, etwas bewegte sich in den Schatten. Vielleicht hatte sich Nana herangeschlichen, um ihm bei der Arbeit zuzusehen? Taron schüttelte das mulmige Gefühl ab, dass ihn erfasst hatte, und trat lächelnd vor, um seine Nichte zu begrüßen. Ein Zittern ging durch die Dunkelheit selbst. Das Lächeln des Mannes durchbohrte das Wesen und ließ es sich vor Schmerzen krümmen. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass es floh. Es rannte aus der Stadt hinaus, bis ihm auf seinem Weg eine kleine Gestalt entgegentrat.

Der eisige Griff um die Stadt löste sich abrupt. Es ging ein Aufatmen durch die Straßen. Die Menschen traten aus ihren Häusern und zündeten die Laternen an. Nur eine Person fehlte. Nana war vom Spielen bisher nicht zurückgekehrt. Taron, ihre Eltern und die halbe Stadt suchten nach ihr. Als sie sie fanden, saß sie allein am Stadtrand an eine Hauswand gelehnt. Geht es dir gut? Was ist passiert? Warum bist du nicht nach Hause gegangen? Das Mädchen wurde mit Fragen bestürmt, doch sie beantwortete keine. Sie sagte kein Wort und starrte auf den Boden. Ihr Atem war das einzige Lebenszeichen. Doch da ihr scheinbar nichts fehlte, wurde sie einfach nach Hause gebracht. Tage vergingen, aber Nana blieb weiterhin vollkommen teilnahmslos. Sie sprach kein einziges Mal. All ihre Lebensenergie schien verschwunden.

Taron glaubte zu wissen, was Nana an diesem Abend widerfahren war. Und er wusste, dass die anderen Bewohner es auch ahnten. Also versammelte er sie und sprach aus, was alle dachten, aber niemand sagte:
„Etwas hat uns heimgesucht in dieser Nacht und Nanas Lebensenergie gestohlen. Wir alle kennen die Geschichten und wissen aus schmerzvoller Erfahrung, dass sie war sind. Und wenn wir uns dem gefürchteten Schatten nicht stellen und ihre Kraft zurückholen, wird Nana sterben. So wie jeder, den die Schattenhand berührt.“
Die Leute schwiegen betreten, schauten zur Seite oder auf den Boden. Der einzige Mensch in dieser Stadt, der sich mutig auf Tarons Seite gestellt und für die Rettung eines kostbaren Lebens und den Kampf gegen das uralte Grauen ausgesprochen hätte, war ein kleines Mädchen, das gerade mal acht Sommer zählte. Dieses Mädchen saß nun mit leerem Blick auf einem Bett und würde bald sterben.
Doch sogar Nanas eigene Eltern sagten nichts und taten nichts. Gelähmt vor Furcht standen sie alle da, die versammelte Stadt, und niemand rührte sich. Sie waren alle gleich. Taron kehrte der Menge den Rücken zu. Er packte seine Sachen und verließ noch am selben Abend allein die Stadt.

Natürlich wusste niemand, wo die Schattenhand lebte. Denn wer sie fand, der kehrte nicht zurück, und wer sie nicht fand, der wusste es nicht. Aber sie war die Verkörperung der Angst selbst. Und darin sah Taron eine Möglichkeit, sie zu finden. Er zog von Dorf zu Dorf. Und er fragte die Menschen, in welche Richtung sie niemals blickten und welche Wege sie nie beschritten. Und so ging Taron all die Wege, welche die anderen fürchteten, und näherte sich auf diese Weise dem Herzen der Angst. Düsterer und düsterer wurden die Landschaften, die er durchquerte, und die Wege, die zu beschreiten die Menschen fürchteten, immer zahlreicher. Dennoch schien die Richtung, in die es ging, stets dieselbe zu sein. Durch düstere Höhlen und finstere Wälder schritt Taron, Bären und Wölfe kreuzten seinen Weg, doch sie schreckten vor den Waffen zurück, die er geschmiedet hatte. Schließlich erreichte er den Ort, an dem alle Wege zusammenführten.

Taron trat hinaus aus dem Wald, den er durchquert hatte. Er stand nun im gefürchtetesten aller Orte dieser Welt. Es war hell. Nach all den Gefahren, der Dunkelheit, den Monstern. Vor ihm lag eine Blumenwiese. Er trat vorsichtig einige Schritte nach vorn. Vielleicht waren die Grashalme messerscharfe Klingen oder giftige Käfer versteckten sich zwischen den Blüten. Aber nichts passierte. Er ging weiter und weiter, doch es blieb eine einfache Wiese. Bis hin zum Horizont sah er nichts als Gras. Nichts regte sich in dieser Wiese. Es ging kein Wind, kein Lebewesen war dort, nicht einmal Ameisen. Seine Schritte waren das einzige Geräusch in der Stille. Als er sich einmal umdrehte, sah er auch hinter sich und in allen Richtungen nichts als Wiese, die Wälder und Berge waren fort. Er war allein. Ganz allein. Es mussten Tage verstrichen sein, seit er so wanderte. Die Grashalme um ihn schienen immer größer zu werden. Die Stängel der Blumen reichten irgendwann so hoch in den Himmel, dass er die Blüten nicht länger zu sehen vermochte. In dieser andauernden Einsamkeit mit nichts als dem Geräusch seiner Schritte auf dieser ewig gleichen Wiese hatte er viel Zeit, nachzudenken. Taron dachte an Nana und an seine Heimatstadt. Ihm wurde klar, dass er nicht nur hier in der Wiese allein war, sondern auch dort. Und irgendwann kam ihm der Gedanke, dass nicht die Blumen riesig waren, sondern er einfach klein. Gegen die Welt und ihre Größe, und auch wenn er sich die vielen Menschen vorstellte, die es auf der Welt gab, war er winzig, unwichtig und machtlos. Verloren in einem Universum, dessen Größe unvorstellbar war, war Taron nur ein Sandkorn. Er würde allein sterben, wie alle anderen auch, und letztlich war sein Leben bedeutungslos. Aber war dann Nanas Leben nicht auch bedeutungslos? Nein, dachte Taron, mir bedeutet es etwas! Auch wenn ich letztlich in meinem Schmerz allein bin, hat ihr Lachen doch mein Herz berührt! Ich muss sie retten. In diesem Moment bemerkte er, dass er stehen geblieben war. Vielleicht schon vor langer Zeit.

Das also ist die größte Angst der Menschen, dachte Taron. Die Bedeutungslosigkeit unseres Lebens und die Einsamkeit. Er ließ den Blick über die Wiese schweifen, die einfach, leer und still war. Eine Angst, die so gewaltig war, konnte man nicht bezwingen. Diese Verkörperung der Angst, die sie Schattenhand nannten, war unbesiegbar. Es gab keine Möglichkeit, sie auszulöschen. Taron drehte sich um und ging zurück. Der Waldrand war in Wirklichkeit nur einige Schritte entfernt. Er wanderte zurück in Richtung seiner Heimatstadt und stellte überrascht fest, dass sie nur einen halben Tagesmarsch entfernt lag, obwohl seine Reise viele Wochen gedauert hatte.

Als er das Stadttor durchschritt, kamen Leute freudig auf ihn zugestürmt in dem Glauben, er habe jene Angstgestalt aufgespürt und für immer besiegt. Taron schüttelte nur den Kopf und ging zu dem Haus, in dem Nana lebte. Er fand sie vor, wie er sie verlassen hatte: ihr Gesicht war ausdruckslos und sie rührte sich nicht. Doch Taron verstand es nun. Sie hatte durch ihre Begegnung mit Schattenhand die Bedeutungslosigkeit ihres Daseins im Angesicht solcher Dunkelheit und Einsamkeit erfahren. So wie alle anderen, die dies einmal durch und durch gefühlt hatten, saß sie da und wartete auf den Tod. Denn Schattenhand stahl nicht die Kraft, sondern den Lebenswillen. Taron setzte sich neben Nana und schloss sie in seine Arme. Man konnte Schattenhand nicht bezwingen, denn er lebte in den Herzen der Menschen, in einer dunklen Ecke, die sie nicht ansehen. „Nana. Ich habe auch Angst. Ich bin auch manchmal einsam. Du musst das nicht allein ertragen. Wir teilen alle das selbe Schicksal. Und wir sind immer bei dir. Deine Eltern, deine Freunde, ich und alle Menschen dieser Stadt.“ Er wurde nicht müde, ihr dies immer und immer wieder zu erzählen, und gab es auch an seinen Bruder und dessen Frau, Nanas Eltern, weiter. Er wusste, dass Nana diese Gefühle überwinden würde, wenn die dunklen Hände der Angst, die sie zum ersten Mal in ihren Leben erfahren hatte, ihr Herz freigaben. Und bald lachte Nana wieder und wurde ein fröhliches Mädchen, wenn auch nicht ganz so ausgelassen wie früher.

Es war Winter geworden. Als Taron nun glaubte, am Ende seiner Reise angelangt zu sein, suchte der Schatten die Stadt ein zweites Mal heim.
Kälte und Dunkelheit legten sich in der längsten Nacht des Jahres über die Stadt, und alle Menschen zogen sich früh in ihre Häuser zurück, diesmal auch Nana. Etwas kroch durch die Schatten der Straßen auf das Klirren von Metall zu.

Wie jeden Abend brannten die Feuer in Tarons Werkstatt noch, meist arbeitete er bis spät. Da streifte ein eiskalter Hauch seinen Nacken. Etwas war hier, doch als er sich umdrehte, war da nichts außer den Schatten, die die Flammen an die Wand warfen. Nana konnte es nicht sein, sie durfte abends nicht mehr raus. Er kannte dieses unheimliche Gefühl. So war es auch an dem Abend, als Nana angegriffen worden war. Er erkannte das schleichende Gefühl der Angst. Da begriff er. Schattenhand war hier. Taron realisierte, dass er ihm damals schon einmal begegnet war. Doch das Wesen war geflohen, als er... genau. Taron machte entschlossen einen Schritt nach vorn und lächelte zuversichtlich. Doch diesmal ging kein Ruck durch die Dunkelheit. Stattdessen trat etwas aus den Schatten hervor. Es war riesig und schien keine feste Form zu haben. Gleichzeitig konnte Taron die riesigen Schwingen eines Drachen, die tödlichen Reißzähne eines monströsen Wolfes, Klauen, tausend glühende Augen und unzählige weitere erschreckende Dinge wahrnehmen. Was auch immer man fürchtete, konnte man in Schattenhand erkennen. Taron suchte nach einem Ausweg. Doch der einzige Ausgang wurde von dem dunklen, riesenhaften Wesen versperrt. Es gab keinen Fluchtweg. Schattenhand trat näher auf Taron zu. Er begann, eine feste Gestalt anzunehmen. Taron erstarrte. Vor sich sah er ein kleines Mädchen mit leeren, toten Augen und blutüberströmt. Nana!
Sie so zu sehen, schien ihm unerträglich. Er kniff die Augen fest zusammen und versuchte das Bild zu verdrängen.
„Sie wird sterben. Sie ist bloß ein schwaches Menschenkind.“, flüsterte die Erscheinung. Taron hielt sich die Ohren zu. Er wollte das nicht hören. Doch die Schattenhands stimmte drang weiter auf ihn ein. „Der Tod ist ihr sicher. Vielleicht in vielen Jahren. Vielleicht nächsten Sommer. Vielleicht schon heute.“ Es war die Wahrheit. Selbst wenn er sie vor allen Gefahren schützte, konnte seine liebste Nichte immer noch an einer Krankheit sterben. Das Leben eines Menschen war zerbrechlich und das eines kleinen Mädchens umso mehr. Und wenn Nana starb, hatte Taron nichts mehr, auf das er sich stützen konnte. Nana war fröhlich, gutmütig, hatte ein großes Herz und sie verdiente es zu leben. Ihr Leben war das kostbarste was es gab. Sie durfte nicht sterben. Es wäre das Ende der Welt.

Die aufgeplatzten Lippen der entstellten Variante von Nana verzogen sich zu einem Grinsen. Sie trat auf den Schmied zu. Der Tod des Mädchens, den Schattenhand nun verkörperte, würde ihm erlauben, den Lebenswillen des Mannes vor ihm zu zerstören. Dann würde Schattenhand sich daran sattessen. Es streckte seine kalten Hände aus.

Taron fühlte Schattenhand auf sich zukommen. Doch er konnte sich nicht rühren. Taron war stark und tapfer, doch er hatte Angst. Große Angst. Eine Welt ohne Nana war unvorstellbar. Es war, als stünde er wieder auf der Wiese zwischen den unvorstellbar hoch reichenden Gräsern. Er war machtlos gegen den Tod. Aber Nana war noch nicht tot. Er musste sich dagegen wehren. Solange sie lebte, musste er kämpfen, egal wie schwer es war. Er zwang sich, die Augen zu öffnen. Schattenhand stand direkt vor ihm, die ausgestreckten Hände waren nur noch Zentimeter von ihm entfernt. Taron legte seine Arme um Nana und drückte sie fest an sich. Schattenhand schrie auf und versuchte sich loszureißen. Doch Taron presste ihn eisern gegen sein Brust. Ja, Taron hatte Angst. Aber er musste diese Angst akzeptieren. Er würde wie alle anderen damit leben. Denn alle sind gleich. Auch er war nicht anders. Er schloss die Angst mitsamt dem Wesen namens Schattenhand in sein Herz ein. Mit beidem würde er leben müssen.

 

Die Geschichte entstand mit den Vorgaben meiner Geschwister, dass es eine Horrorsage sein soll, in der die Worte Fluchtweg und Stängel vorkommen.

 

Liebe(r) Cina,

uff. Du schreibst in deinem Profil:

Ich hoffe zu meinen Geschichten ein paar Meinungen zu hören, die kritischer sind als die meiner Familie und Freunde.

Jetzt hast du wahrscheinlich einen Verriss erwartet. Da bist du bei mir zwar richtig, bin hier der Verreißer vom Dienst und hab das eine oder andere Neumitglied auf dem Gewissen. Leider muss ich auch was zum Verreißen haben. Entweder ist diese Geschichte in dieser Hinsicht vollkommen untauglich oder ich meines Amt nicht mehr würdig. Kannst du nicht ein paar Plotfehler einbauen oder so, für mich?
Und so quäle ich mich so mit der Herausforderung, auch mal (fast) uneingeschränktes Lob aussprechen zu müssen, das ist wahrhaftig nicht leichter, als der Schattenhand mit einem Lächeln gegenüberzutreten.

Okay, wenn du denn unnnbedingt Kritisches willst:

seine Nichte Nana, ein fröhliches Mädchen, dass vor Energie nur so sprühte, ein echter kleiner Sonnenschein.
  • das/dass >> Mädchen, das vor Energie nur so sprühte

Ein kleines Mädchen lief ihnen hinterher und versuchte, eines zu fangen. Ins Spiel vertieft nahm sie die Kälte nicht wahr und auch nicht die Schatten. Sie folgte dem Blätterwirbel in der Dämmerung hinaus aus der Stadt.
  • Es wird sicherlich ein späterer Kritiker behaupten, es müsse »nahm es« und »es folgte« heißen, da das Mädchen nun mal grammatisch sächlich ist. Beides ist richtig, um meine Meinung im Voraus kundzutun.

Alle Türen waren fest verschlossen und die Straßen menschenleer, denn etwas ungreifbares lauerte in ihnen.
  • großschreiben >> Ungreifbares

Taron, ihre Eltern und die halbe Stadt suchten nach ihr, als klar war, dass etwas nicht stimmte. Als sie sie fanden, saß sie allein am Stadtrand an eine Hauswand gelehnt.
  • Ich hänge mich etwas an dem Nachsatz »als klar war, dass etwas nicht stimmte« auf, denn als sie sie suchten, war eben noch nichts klar, es klärte sich erst mit dem Finden. Also entweder hinter diesen Nachsatz einen Doppelpunkt setzen oder ihn ganz weglassen, das täte der Spannung keinen Abbruch.

„ Etwas hat uns heimgesucht in dieser Nacht und Nanas Lebensenergie gestohlen. Wir alle kennen die Geschichten und wissen aus schmerzvoller Erfahrung, dass sie war sind. Und wenn wir uns dem gefürchteten Schatten nicht stellen und ihre Kraft zurückholen, wird Nana sterben. So wie jeder, den die Schattenhand berührt.“ .
  • Kein Leerzeichen nach dem öffnendem Anführungszeichen.
  • Punkt am Ende weg

Der einzige Mensch in dieser Stadt, der sich mutig auf Tarons Seite gestellt und für die Rettung eines kostbaren Lebens und den Kampf gegen das uralte Grauen ausgesprochen hätte, war ein kleines Mädchen, das gerade mal acht Sommer zählte. Dieses Mädchen saß nun mit leerem Blick auf einem Bett und würde bald sterben.
  • Die Angabe ihres Alters ist eigentlich doch nur Ausschmückung, oder? >> war ein kleines Mädchen, das nun aber mit leerem Blick auf seinem Bett saß und bald sterben würde.

Es war hell. Das war unerwartet.
  • Der zweitere Satz ist überflüssig. Ohne ihn läge in dem ersteren eine gar noch größere Spannung.

In diesem Moment bemerkte er, dass er stehen geblieben war. Vielleicht schon vor langer Zeit.
  • Wahrscheinlich meinst du >> seit langer Zeit. Da das aber eh nur vermutet ist, kannst du es dem Leser überlassen und den ganzen Satz einfach streichen.

Kälte und Dunkelheit legten sich in der längsten Nacht es Jahres über die Stadt
  • Tippfehler >> des Jahres

Doch das Wesen war geflohen, als er... genau.
  • Beim Leser explizit vorauszusetzen, dass er bisher aufmerksam gelesen hat ist genauso ungünstig wie für ihn ständig Geschriebenes zu wiederholen, als wär er schwer von Begriff. Also entweder das »genau« streichen. Schreiben ist nicht Vorlesungen wiedergeben
  • Ach ja, und vor den Auslassungspunkten gehört ein Leerschritt, denn »er« ist ein vollständiges Wort
„Sie wird sterben. Sie ist bloß ein schwaches Menschenkind.“, flüsterte das Kind.
  • Vor schließenden Anführungszeichen kommt kein Punkt, wenn es danach mit Komma weitergeht >> Menschenkind“, flüsterte
  • Wortwiederholung ...kind / Kind. Vorschlag >> flüsterte die Erscheinung / der Geist.

Er würde wie alle anderen damit leben. Denn alle sind gleich. Auch er war nicht anders. Er schloss die Angst mitsamt dem Wesen namens Schattenhand in sein Herz ein. Mit beidem würde er leben müssen.

Ein psychologisch fundiertes Ende, perfekt.

Doch, also diese Geschichte hat mir ausnehmend gut gefallen. Handlung ist drin, an Spannung mangelt es auch nicht. Die philosophisch-psychologische Komponente sagt mir sehr zu und ich finde sie konsequent und logisch eingeflochten vor, wenn sie mir auch nicht neu ist. Bezweifeln würde ich jedoch, dass das Tag »Horror« bei dem Text recht am Platze ist. Das Grausen hat mich nicht gepackt, vielleicht bin ich dafür einfach schon zu alt, aber gut, war ja auch schon bei »Scream« erfolgreich eingeschlafen.

Apropros vorgegebene Wörter, vielleicht sagt dir ja unsere – leider unverdient angestaubte – Wörterbörse zu?

Willkommen hierzuboard und ein gesundes, frohes und erfolgreiches neues Jahr!

Viele Grüße
-- floritiv

 

Danke für deinen ausführlichen Kommentar! Ich freu mich, dass die Geschichte dir gefallen hat :D Ich hab schon mal ein paar Sachen verbessert nach deinen Vorschlägen. Und ich finde auch das Horror eigentlich nicht so passt ... weiß allerdings nicht wie ich das wegmache. Die Wörterbörse muss ich mir auch mal anschauen, besonders wenn mal keiner da ist der mir Wörter geben kann.

lg, Cina

 

Hallo Cina the Windknight

Mit etwas Skepsis las ich den Titel, da er mir hochgegriffen erschien. Natürlich ist es eine Frage der Perspektive, die sich da anbietet, der Artung dieser spezifischen Angst und der Möglichkeiten der Betroffenen. Die gewählten Stichworte erheben in ihrer Verbindung zudem einen Anspruch, der meine gegenwärtig krause Stirn nicht zu glätten vermochte.
Ich sah, dass floritiv bereits reagierte, unterliess es aber noch seinen Kommentar zu lesen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Die Bürde meines Vorurteils versuche ich, hierzu mal auf die Seite zu stellen.

Es war ein warmer Herbstnachmittag, als die Sonne sich zum Horizont neigte und tiefe Schatten auf die Straßen warf. Schatten, die beinahe lebendig wirkten. Ein eisiger Wind ließ die Stadt frösteln und die Menschen spürten das Unheil heraufziehen im Wimmern dieses kühlen Hauchs.

Die Kehrtwende des Klimas traf mich als Leser wie ein Keulenschlag. Mir fehlt da ein Versatzstück zu dieser Unmittelbarkeit, die Schatten durch den tiefen Sonnenstand bedingt, vermögen dies nicht. Das kürzeste wäre etwa ein Wort wie: Unerwartet.
Noch etwas touchierte meinen Lesefluss, nämlich dass die Stadt fröstelte. Wären die Menschen nicht im gleichen Satz angeführt, hätte ich es auf die Stadtbewohner assoziiert. So fragte ich mich, den Freiraum der Fantasy nutzend, ob die Gemäuer, die Ziegel und dergleichen als beseelt zu verstehen sind? – Als Leser hatte ich vorerst den Faden verloren.

Schließlich näherte es sich einem Haus, in dem Feuer brannten.

Eine Schmiede hat m. W. üblicherweise eine Esse, doch in der vorliegenden Formulierung klingt es nach mehreren Feuerstellen. Ist dies gewollt oder sollte es lauten: … in dem ein Feuer brannte.(?) Doch Du erwähnst später nochmals brannten die Feuer in Tarons Werkstatt. Als im Handwerk Ungebildeter, fragte ich mich, warum er mehrere braucht?

Das Klirren des Metalls war das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, die die Stadt erfasst hatte.

War das rütteln an Türen und Fensterläden, kurz zuvor erwähnt, denn geräuschlos?

Doch etwas lauerte in dort, etwas bewegte sich in den Schatten.

Entweder das in streichen oder es ergänzen z. B. mit der Dunkelheit.

Wir alle kennen die Geschichten und wissen aus schmerzvoller Erfahrung, dass sie war sind.

wahr

Doch die Schattenhands stimmte drang weiter auf ihn ein.

Doch die Stimme Schattenhands drang weiter auf ihn ein.(?)

Du hast meine Skepsis egalisiert, mich voll überzeugt, dass der Titel nicht einfach ein fantastischer Höhenflug war, und auch die gewählten Stichworte erfüllt werden. Es ist eine sehr schöne und raffinierte Geschichte, die Du da aufgrund der nicht einfachen Vorgaben Deiner Geschwister verfasst hast. Was von meiner Skepsis übrigbleibt, ist, dass ich in meiner subjektiven Perspektive denke, dass Angst im Prinzip immer bezwingbar ist, mit Ausnahmen für Individuen. Doch dies ist vor dem Hintergrund des Lesevergnügens, das ich hatte, eine minimale Differenz, die man guten Gewissens ignorieren darf. ;)

Danke für die gelungene Unterhaltung.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Danke fürs lesen und kommentieren :) das mit den feuerstellen ist so ne sache, ich hab mir eig auch nur eine vorgestellt und trotzdem plural geschrieben.. und das die Stadt fröstelt ist auch sehr interessant, keine ahnung wie das möglich ist.. zu meiner Verteidigung habe ich nur zu sagen, dass ich die Geschichte an einem Tag geschrieben hab und später nur noch leicht überarbeitet...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Cina!

Habe deinen Text jetzt schon zweimal gelesen. Kann mich den Vorrednern allerdings nicht ganz anschließen. Mir gefällt natürlich dein Stil - die schönen Beschreibungen. Jedoch hast du deinen "guten" Stil aus meiner Sicht nicht über die gesamte Geschichte durchgehalten.
Beispiel:

Natürlich wusste niemand, wo die Schattenhand lebte. Denn wer sie fand, der kehrte nicht zurück, und wer sie nicht fand, der wusste es nicht. Aber sie war die Verkörperung der Angst selbst. Und darin sah Taron eine Möglichkeit, sie zu finden. Er zog von Dorf zu Dorf. Und er fragte die Menschen, in welche Richtung sie niemals blickten und welche Wege sie nie beschritten. Und so ging Taron all die Wege, welche die anderen fürchteten, und näherte sich auf diese Weise dem Herzen der Angst. Düsterer und düsterer wurden die Landschaften, die er durchquerte, und die Wege, die zu beschreiten die Menschen fürchteten, immer zahlreicher. Dennoch schien die Richtung, in die es ging, stets dieselbe zu sein. Durch düstere Höhlen und finstere Wälder schritt Taron, Bären und Wölfe kreuzten seinen Weg, doch sie schreckten vor den Waffen zurück, die er geschmiedet hatte. Schließlich erreichte er den Ort, an dem alle Wege zusammenführten.

Natürlich: Sehr schöne, gelungene Beschreibungen. Vor allem das mit den Wegen die niemand zu beschreiten wagt ...

Doch wenn ich mir den Grundaufbau von dem, wie du das davor geschrieben hast, anschaue. Irgendwie ein Schnellschuss - eine ausführliche Handlung grob zusammengefasst. Erinnert mich ein wenig an Märchen. Nun: Du brauchst dir jetzt nichts dabei zu denken, habe vielleicht eine seltsame Einstellung dazu: Nur finde ich, dass derartige Beschleunigungen solchen Geschichten nicht gut tun. Nunja ...

Und: Für mich war die Geschichte teilweise zu vorhersehbar - kann auch daran liegen, dass ich zu viel Phantasie habe. Du natürlich auch. Ist ja jetzt keine fade Geschichte - nein, ganz und gar nicht. Das sie mich jetzt nicht so richtig vom Hocker gehauen hat, liegt womöglich daran, dass sie hier im Horrorforum gepostet wurde. Haben die andern ja auch schon gesagt. Deshalb habe ich etwas anderes erwartet.

Nun. Ich sage, die Geschichte ist ganz okay! Für mich vor allem wegen deinen teilweise sehr schönen Beschreibungen:

LG

 

Danke für deinen Kommentar^^
Ja, dass passiert mir öfters, dass ich zu sehr zusammenfasse und besser ein wenig ausführlicher schreiben sollte glaube ich.

 

Hallo Cina,

herzlich Willkommen hier im Forum.
Die Geschichte hat mir sagenhaft gut gefallen. Eine Analogie auf das menschliche Leben, die Einsamkeit und Ängste. Ich habe die Texte der vorherigen Kommentatoren noch nicht gelesen, bin also absolut unvoreingenommen. Deine Story löste bei mir ein Kopfkino aus. Ich meine: leere Straßen, herumwirbelnde Blätter und Schatten, die gottverlassene Wiese. Ich hatte alles klar vor Augen. Du rationalisierst die irrationale Angst der Stadtbewohner. Und dann der Höhepunkt: wie die blutüberströmte Nana aus dem Schattengebilde schlüpft. Das war Gänsehaut pur. Schön fand ich zudem die Idee, dass Taron durch die Nachbarstädte/dörfer zieht und die Menschen dort befragt, welche Straßen sie meiden. Ich dachte an dieser Stelle: hoffentlich kommt es nicht so, dass Taron die Schattenhand aufspürt, sie mit dem Schwert erlegt und als Held gefeiert zurückkehrt in seine Heimat. Umso gespannter war ich dann, als die Geschichte ganz anders weiterverlief.
Auf ein paar Kleinigkeiten bin ich dann doch gestoßen.

aus schmerzvoller Erfahrung, dass sie war sind.
wahr

Doch die Schattenhands stimmte drang weiter auf ihn ein. „Der Tod ist ihr sicher.
Mit dem Satz stimmt etwas nicht. Na ja, ich finde, du kannst ihn eh getrost weglassen. An dieser Stelle im Text brennt die Luft, da muss man besonders darauf achten, dass man nicht zu viel überflüssiges erzählt. Dass sie dann weiter auf ihn eindringt, erfahr ich ja auch so. Wie wär´s mit: "Der Tod ist ihr sicher", sagte sie noch eindringlicher. Nur ein Vorschlag ...

Doch Taron presste ihn eisern gegen sein Brust.
seine

Was mir auch nicht allzu sehr gefiel, war die Überschrift. Ich zögerte, bevor ich die Geschichte anklickte. Im Nachhinein bin ich froh, sie angeklickt zu haben, aber erst war ich skeptisch. Gut, die Überschrift passt zu der Geschichte, aber man muss sich hier immer auch etwas im Wettkampf mit den anderen Storys sehen. Ich als potenzieller Leser hab hier eine enorme Auswahl und der erste Filter, sortiert normal nach Überschriften aus. Mein Interesse muss geweckt werden. Wenn Titel und Einstieg knallen, dann bleib ich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bis zum Ende dabei. Die Schattenhand. Das wäre ein geeigneter Titel, finde ich.

Und bald lachte Nana wieder und wurde ein fröhliches Mädchen, wenn auch nicht ganz so ausgelassen wie früher.
Dieser Satz gefiel mir auch nicht besonders. Das klang so nach: Und wenn sie nicht gestorben sind ...
Zum Glück war das nicht das Ende der Geschichte, trotzdem ...
Vielleicht hätte das ein Dialog zwischen Nana und Taron besser zeigen können. Oder eine Szene in der Taron Nana beim Spielen beobachtet und sich freut über die zurückgewonnene Lebensfreude. Show don´t tell eben.
Ist aber halt ne Sage - von daher ...

Insgesamt ein schönes Leseerlebnis.
Vielleicht liest man sich mal wieder, würde mich freuen.

lg

Hacke

 

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