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Die Angolus

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03.07.2018
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Die Angolus

Er war auf dem Weg in den großen Ratsaal. Es war wichtig, dass er dort hin ging. Das Schicksal der
gesamten Welt konnte davon abhängen, was in diesem Raum geschah. Seine schweren Stiefel
schlugen dumpf auf den weißen Marmor, mit dem der Boden ausgelegt war, wie um die Bedeutung
dieses Momentes zu unterstreichen. Mit jedem Schritt, so schien es ihm, wurde das Geräusch
intensiver und die gespannte Stille, die sich zwischen ihm und seinen Begleitern ausgebreitet hatte,
verstärkte diesen Effekt noch zusätzlich.
Noch vor wenigen Minuten waren sie alle in hitzige Diskussionen verwickelt gewesen.
Diskussionen darüber, wie sie die gewaltige Aufgabe lösen sollten, die vor ihnen lag. Die Zeit war
knapp und ein Wort gab das andere, aber schließlich hatten sie zu einer Einigung gefunden. Dieser
Kompromiss gefiel ihm zwar nicht sehr gut, jedoch hatte seine Meinung gut genug zu vertreten
können, dass er zufrieden mit sich sein konnte. Die Tatsache, dass er überhaupt zu Wort gekommen
war, bezeugte bereits, wie durchsetzungsstark er sich verkauft hatte. Der Rat der Angolus, der
diesen Namen eigentlich gar nicht verdiente, setzte sich aus fast fünfzig Vertretern der
verschiedenen Gilden zusammen. Wobei jeder von ihnen seine ganz eigenen Ziele verfolgte,
persönlich wie privat. Trotz der Tatsache, dass ihr Volk seit unendlichen Zeiten fast die gesamte
Welt regierte, verliehen die meisten Ratsmitglieder ihren Argumenten mit purer Lautstärke
Nachdruck. Ihm war dieses Theater verhasst, dass sich nur zu oft aus versteckten Anfeindungen und
zuweilen auch ganz offen ausgetragenen Attacken zusammensetzte. Die eigentliche Politik wurde
bei diesen Spielchen viel zu häufig vernachlässigt. Die Folge war, dass ein wirklicher Entschluss in
diesem Rat schon beinahe eine Seltenheit darstellte.
Er schüttelte den Gedanken ab und kehrte in die Realität zurück. Als er die Bilder wieder wahr
nahm, die seine Augen sahen, bemerkte er, dass er wohl die ganze Zeit trübe auf den Boden vor sich
gestarrt hatte. In Anbetracht der Aufgabe, die vor ihnen lag hielt er diese Pose allerdings für
durchaus angemessen. Da er also keinen Grund sah den Blick zu heben ließ er zu, dass seine Augen
den schwarzen Adern auf dem Boden folgten. Er hatte sich schon als Kind immer vorgestellt, dass
sie tatsächlich Lebensadern wären. In seiner Fantasie wurde dann der gesammte Palast zu einem
riesigen lebenden Wesen, in dem sie alle wohnten. Einem Geschöpf, dass ihnen wohlgesinnt war
und ihnen seine Wärme schenkte und jeden von ihnen beschützte. Es war schon lange her, aber er
hatte tatsächlich einmal versucht den Mund ihres Wächters zu finden, um ihn zu füttern.
Auch wenn er wusste, dass dies alles kindlicher Unsinn war, so hatte dieser Gedanke doch etwas
tröstliches. Vor allem in Zeiten wie diesen, da...
Die für ihn so beruhigenden Linien auf dem Boden waren abrupt unterbrochen worden. Wieder
kehrte er in die Realität zurück. Dieses Mal war es jedoch weder selbst gewählt, noch angenehm. Es
hatte schon beinahe etwas schmerzhaftes, wie die wirkliche Welt über ihn kam. Der Auslöser für
diesen Gewaltakt an seiner Seele war ein dunkles Etwas, dass sich über die schwarzen Adern legte,
an denen sich seine Augen entlangtasteten. In seiner Überraschung dauerte es einen Moment, bis er
erkannte, dass es sich um einen Stiefel handelte. Er war gepanzert und wurde durch einige Riemen,
die geschickt vor feindlichen Treffern verborgen waren, am Fuß seines Besitzers gehalten. Wie
zuvor an den dunklen Adern entlang, tastete sich sein Blick nun an dem Stiefel empor. Der Schaft
reichte seinem Besitzer beinahe bis zum Knie und ersetzte dadurch eine Beinschiene. Das Gelenk
selbst wiederum wurde von dickem, hellem Leder geschützt. Oberhalb davon zog sich die Tierhaut
bis zur Hüfte der Palastwache und bildete einen Bund, der von einem, ebenfalls hellen, Gürtel an
Ort und Stelle gehalten wurde. Die Oberschenkel wirkten in dieser Hose unnatürlich breit und
kräftig. Er zweifelte nicht daran, dass der Mann tatsächlich sehr starke Muskeln besaß, allerdings
wirkten seine Proportionen verzerrt. Als er darüber nachdachte lächelte er grimmig, denn er kannte
den Grund dafür. Er, als Soldat, hatte die Rüstungsbauer ihres Volkes immer bewundert. Sie hatten
es stets geschafft leichte und doch starke Panzer zu bauen und um den Beschützern ihrer
wichtigsten Orte behilflich zu sein hatte sie wahre Wunder vollbracht. Das was viele so
gedankenlos als Hose bezeichneten war eigentlich die größte Zurschaustellung ihres Könnens. Sie
bestand aus unzähligen, teilweise miteinander verbundenen Schichten aus Stoffen, Tierhäuten,
Wolle und angeblich sogar Metallgeflechten. Er wusste nicht, wie die einzelnen Bestandteile sich
gegenseitig beeinflussten, aber das Ergebnis war beeindruckend. Selbst ein scharfes, mit voller
Kraft geschwungenes Schwert konnte diesen Schutz nicht durchdringen. Die vielen Lagen sorgten
zusätzlich dafür, dass ein solcher Schlag weit genug abgeschwächt wurde, dass dem Krieger nicht
die Knochen gebrochen wurden. Er selbst hatte vor vielen Jahren eine solche Rüstung getragen und
er wusste, dass sie die Bewegungen kaum mehr einschränkte als eine normale Hose. Es war
beeindruckend dieses Wunder anzusehen, egal wie unscheinbar es von außen wirkte.
Wie von selbst wanderten seine Augen zu der, an der Hüfte des Krieger befestigten, Scheide. Der
Schwertgriff, der daraus hervor ragte, war schlicht und funktional gestaltet. Der Teil, an dem der
Kämpfer die Waffe anfassen sollte, lies lediglich Platz für eine Hand und wurde zur Schneide hin
durch eine breite, waagerechte Parierstange begrenzt. Auf der anderen Seite war ein dicker Knauf
angebracht, welcher verhinderte, dass die Waffe ungewollt aus der Hand rutschte. Das helle Holz,
aus dem das Heft gearbeitet wurde, war mit dunklen Lederbändern umwickelt und zeigte eine
winzige farbliche Absetzung. Er musste nicht näher heran gehen um zu wissen, dass es sich um eine
Inschrift handelte. Dort Stand „Muskel, Sehne und Knochen des linken Arms“ und wies seinen
Besitzer damit als angehörigen der höchsten Wache aus.
Oberhalb der Waffe wurde der Torso des Soldaten von einem Geflecht aus Metall geschützt.
Befestigt wurde diese Konstruktion auf einer Weste, das aus dem gleichen Stoff gearbeitet war, wie
die Hose. Dieses Geflecht diente jedoch weniger dem unmittelbaren Schutz des Wächters, vielmehr
war es eine Demonstration der Stärke. Er war sich sicher, dass es auch schon den einen oder
anderen Unruhestifter davon abgehalten hatte, etwas Dummes zu tun. Von diesem Gedanken
angetrieben wanderte sein Blick zu den Armen des Kriegers. Sie waren ebenfalls von einem Stoff
geschützt, wie er bei Hose und Hemd zu finden war. Allerdings war dieser an den Armen wesentlich
dünner. Das war vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Arme bei einem Kampf wesentlich
beweglicher sein mussten und ein dickerer Stoff hätte diese höhere Flexibilität verhindert. Die Arme
gehörten damit zu den empfindlichsten Stellen des Kriegers. Zwar wurde versucht, den Schutz
wiederherzustellen, indem die Unterarme an den Außenseiten durch eiserne Schienen verstärkt
wurden, aber das gelang nur teilweise. Immerhin hatten die Konstrukteure der Rüstung diesen
Umstand für einen genialen Kniff genutzt. Sie hatten spitze, nach hinten gebogene Klauen an dem
Metall angebracht. Selbst eine unbewaffnete Palastwache wurde auf diese Weise ein gefährlicher
Gegner.
Die Unterarmschienen setzten sich bis über die Hände fort, auf die nun sein Blick fiel. Sie waren
noch schwerer zu schützen als die Arme, da sie noch kleiner und feiner untergliedert waren. Die
Lösung, die die Ingenieure dafür gefunden hatten war ebenso genial, wie verrückt. Der Teil der
Schienen, die über die Hände hinaus ragten waren durch mehrere Gelenke miteinander und mit der
Hauptschiene verbunden. Diese Teile waren durch Lederbänder mit den Fingern und dem
Handballen verbunden. Somit konnten die Krieger mit der empfindlichen Innenseite Waffen führen.
Die sehr gut geschützte Außenseite jedoch bot Feinden kaum eine Chance für einen erfolgreichen
Angriff.
Die linke Körperseite des Kriegers wurde beinahe komplett von einem großen Schild verdeckt. Die
Form dieser Verteidigungswaffe war, anders als bei jedem anderen Volk, leicht bogenförmig. Auf
der Höhe des Griffes war es in etwa so breit, wie ein Unterarm und fest an diesem festgeschnallt.
Zum oberen und unteren Ende hin verjüngte es sich leicht, aber merklich. Auch über die
Konstruktion dieses Schutzes behielten die Ingenieure Stillschweigen, aber das war ihm egal. Er
wusste, dass es nicht schwerer war als ein entsprechendes Schild aus Holz und Leder, dabei aber so
zuverlässig schützte wie eines aus Metall. Farblich war es ebenfalls in Weiß gehalten und zeigte als
einzige Verzierung die stilisierte linke Hälfte eines Oberkörpers und Kopfes.
In der rechten Hand des Kriegers befand sich ein Speer mit einem Schaft aus Ebenholz und einer
Spitze aus gehärtetem Stahl. Er war fast ebenso lang, wie der Krieger selbst groß und zeigte auf
dem schwarzen Holz die gleiche Inschrift, wie bereits das Schwert. Während er diese noch einmal
las fiel sein Blick auf den Kopf der Wache. Er wurde von einer Art weiten Kapuze geschützt, die
direkt aus seinem Wams hervor ging und natürlich aus einem sehr ähnlichen Stoff bestand. An Ort
und Stelle gehalten wurde dieser Schutz von einer Metallkonstruktion, ähnlich einer einfachen
Krone, mit der er fest verbunden war. Die einzigen sichtbaren Anzeichen dafür allerdings waren ein
Stahlbügel, der sich über die Nase des Kämpfers zog, sowie ein Lederband unter dessen Kinn.
Als er den Kopf gerade wieder nach vorne wenden wollte, bemerkte er über der Schulter der Wache
einen Schatten. Es war nicht mehr, als ein kurzes Flackern gewesen, aber er hatte es eindeutig sehen
können und es gab ihm Kraft. Die Kraft, die er brauchte um den Entschluss mit aller Macht und
ohne zu zögern durchzusetzen. Er richtete seinen Blick grade nach vorne und streckte seinen
Rücken durch. Ja, sollten sie nur kommen, egal was in dem großen Ratssaal geschah, er würde dem
standhalten und seinem Volk weiterhin die Spitze der Macht sichern. Er schloss für einen Moment
die Augen und spürte nach seiner eigenen Schulter. Schon beim nächsten Schritt schlug er sie
wieder auf, aber jetzt fühlte er das Gewicht wieder. Er spürte die starken Muskeln, die sich über
seinen Rücken bis nach vorne in seine Brust erstreckten. Er nahm das leichte Wippen bei jedem
Schritt wahr, den er tat und er bewunderte die sanfte Oberfläche, als er seine Hand ein wenig weiter
nach hinten schwingen lies, als es eigentlich nötig war. Er blickte unauffällig nach links und rechts.
Der Gang wäre breit genug gewesen. Natürlich war er das, er war so konstruiert worden, dass es
möglich war. Die Versuchung war groß, doch er widerstand ihr, wenn auch nur mit größter
Anstrengung. Es war nicht verboten, aber auch nicht gerne gesehen, wenn jemand innerhalb des
Palastes seine Flügel ausbreitete, selbst, wenn er gar nicht flog. Ja, ihre Flügel, das Volk der
Angolus wurde damit geboren und sie machten sie zu mächtigen Wesen. Viele Völker, die sie im
Laufe der Zeiten erobert hatten, waren Kampflos gefallen, weil sie die Invasoren für Götter hielten,
oder zumindest für deren Abgesandten. Je länger die Eroberungen seines Volkes dauerten, desto
mehr festigte sich dieser Ruf. Das Heer zog von Sieg zu Sieg und nichts schien sie aufhalten zu
können, weder Trolle, noch Orks und schon gar keine Menschen. Die fliegenden Truppen waren
gigantisch.
Dann waren sie vor der Tür zum großen Ratssaal angekommen und er wäre am liebste direkt
hindurch gestürmt. Allerdings gebührte nicht ihm die Ehre als erster durch das Tor zu schreiten,
sondern seinem Freund Romus, der Stimme. Als dieser gerade die Diener anweisen wollte, die
beiden schweren Flügel zu öffnen, Streckte er die Hand aus und berührte ihn an der Schulter. Der
Blick, den ihm sein Freund dabei zuwarf ging ihm durch alle Knochen. Es waren nicht die Augen
eines Kriegers, noch die eines Regenten, es waren die eines Büßers, der Abbitte leisten wollte. Er
sah dem Mann tief in die Augen und versuchte etwas von seiner Entschlossenheit auf ihn übergehen
zu lassen. Er suchte nach Worten, um ihn zu ermutigen, fand aber keine und rezitierte darum nur
den traditionellen Gruß seines Volkes: „Mögen die Winde dir gewogen sein.“ Dann wurde das Tor
geöffnet.
Dahinter sah er den versammelten Rat, alle waren dem Ruf gefolgt und hatten sich hier
eingefunden. Er sah unterschiedlichste Wesen, aus allen Enden des Reiches und er hasste dieses
Bild. Er hasste nicht, dass sie viele dieser Wesen einmal unterworfen hatten, im Gegenteil, er war
stolz darauf. Was ihm missfiel war die Tatsache, dass sie gezwungen waren mit jedem von ihnen
Bündnisse einzugehen um ihr Reich zu erhalten. Die Ersten, die ihm ins Auge fielen waren die
Drachenreiter. In ihren glänzenden und schweren Metallrüstungen waren sie am Boden nicht sehr
viel schneller als eine Schildkröte und auch nicht wesentlich gefährlicher. Aber sie hatten es
geschafft ein paar Drachen zu zähmen und als Reittiere zu gebrauchen. Diese großen, dummen
fliegenden Eidechsen waren den Angolus schon lange ein Dorn im Auge, denn sie breiteten sich aus
wie Ungeziefer. Wie Ratten tauchten sie immer wieder auf, egal wie sehr sie auch versucht hatten
sie auszurotten. Trotzdem konnte der Bestand immer kontrolliert werden und die Gefahr, die von
diesen Wesen ausging hielt sich in Grenzen. Als sich jedoch diese unheilige Allianz aus den
glitzernden Menschen und den Eidechsen schloss wurden sie zu einem echten Problem. Es war als
würden man auf einmal gegen ein Wesen kämpfen, dass keinen Rücken mehr hatte. Es war
unmöglich sie von hinten anzugreifen, was der größte wirkliche Schwachpunkt der Drachen war.
Versuchte man das, wurde man bereits von einem Menschen in beinahe undurchdringlicher Rüstung
erwartet und kurz danach hatte man einen zweiten Drachen im eigenen Rücken. Sie waren die
ersten, die ihr Reich in Bedrängnis brachten. So stark, dass ihnen, nach einem Krieg, der mehr als
10 Jahre andauerte, ein Bündnis vorgeschlagen wurde. Dies war die Geburtsstunde des großen Rats.
Aber bald bestand dieser nicht mehr nur aus Angolus und Drachenreitern. Eine Erfindung ließ ihre
Vorherrschaft in einem ganz anderen Teil der Welt wanken. Die Armbrust. Wieder war es Menschen
gelungen eine Waffe zu entwickeln, mit der man seinem Volk stark zusetzten konnte. Zwar hatte es
vorher bereits Bögen gegeben, bei ihnen war die Gefahr jedoch deutlich geringer. Zum einen war
die Kraft, mit der ein Pfeil einschlug, ungefährlicher, zum anderen war das Zielen sehr anstrengend.
Die Armbrust hatte alle diese Nachteile abfangen können und sein Volk war zum zweiten Mal in
echte Bedrängnis gekommen. Selbst ein Bauerntrampel konnte nun einen Angolus aus
beträchtlicher Entfernung erschießen. Nachdem auch mit diesem Menschenvolk ein Bündnis
geschlossen worden war, wurde es immer schlimmer. Zwerge, die durch Tunnel in ihre Festungen
einfielen und ausnutzten, dass sie dort nicht richtig fliegen konnten. Elfen, die mit ihren
schändlichen Zaubern die Winde beherrschten und sein Volk dazu zwang auf dem Boden zu
kämpfen und noch etliche mehr. Aber am schlimmsten war das Bündnis, dass sie mit den
Flatterlingen eingehen musste. Diese übergroßen, zweibeinigen Fledermäuse waren nur ein
lächerlicher Abklatsch ihrer selbst. Sie hatten nicht einmal getrennte Flügel und Arme, trotzdem
hatten sie ihr Reich beinahe besiegt. Eine nicht unerheblich Rolle hatte dabei gespielt, dass sie sich
bei Nacht ebenso leicht zurecht fanden, wie am Tag. Sie hatten viele Schlachten geschlagen, aber
die Zahl ihrer Gegner schien unendlich zu sein und ihr Volk war geschwächt. Dabei griffen sie wie
Feiglinge stets erst nach Sonnenuntergang an, oder aus Hinterhalten. Ihm wurde jedes Mal schlecht,
wenn er eines dieser Wesen sah und sie schienen mit einer ganzen Delegation angereist zu sein.
Bevor er sich allerdings zu sehr über die grenzenlose Ungerechtigkeit aufregen konnte, die sich in
diesem Bild zeigte, räusperte sich Romus laut und vernehmlich. Die Stimme, er war der einzige der
Angolus, der in diesem Rat etwas sagen durfte, sprach nun die Worte, die das Leben eines jeden
Wesens in diesem Raum und auf der ganzen Welt verändern würden.
„Sehr geehrte Gesandte, wir befinden uns im Krieg. Wir ALLE!“

 

Hallo BassMonster,

willkommen bei den Wortkriegern.

Im Folgenden wirst du merken, dass der Name des Forums treffend ist, denn wie ich das sehe, wirst du kämpfen müssen wie ein Krieger, um mit den Worten in Einklang zu kommen.

Ich fange mal an:

Seine schweren Stiefel schlugen dumpf auf den weißen Marmor, mit dem der Boden ausgelegt war, wie um die Bedeutung dieses Momentes zu unterstreichen.

Mit dieser Formulierung tust du dir aus meiner Sicht keinen gefallen.

Dieser Kompromiss gefiel ihm zwar nicht sehr gut, jedoch hatte seine Meinung gut genug zu vertreten können, dass er zufrieden mit sich sein konnte.

Hä? :hmm:

persönlich wie privat.

Du meinst vermutlich öffentlich wie privat

Trotz der Tatsache, dass ihr Volk seit unendlichen Zeiten fast die gesamte
Welt regierte, verliehen die meisten Ratsmitglieder ihren Argumenten mit purer Lautstärke
Nachdruck.

Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?

Als er die Bilder wieder wahrnahm, die seine Augen sahen,

Hmm, das hört sich unschön an. Versuche da vielleicht eine andere Lösung zu finden.

In Anbetracht der Aufgabe, die vor ihnen lag[,] hielt er diese Pose allerdings für
durchaus angemessen.

Kommachen

Da er also keinen Grund sah den Blick zu heben[,] ließ er zu, dass seine Augen
den schwarzen Adern auf dem Boden folgten.

Da müsste auch ein Komma hin.

Es war schon lange her, aber er hatte tatsächlich einmal versucht den Mund ihres Wächters zu finden, um ihn zu füttern.

Hä? Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann ist dieser Wächter so groß wie der Palast, denn er ist der Palast. Selbst wenn er das Maul findet, womit will er das Vieh füttern und wie kommt er auf diesen absurden Gedanken?

Der Auslöser für diesen Gewaltakt an seiner Seele war ein dunkles Etwas, dass sich über die schwarzen Adern legte

das

der von einem, ebenfalls hellen, Gürtel an Ort und Stelle gehalten wurde.

Ich glaube diese Kommas könntest du streichen.

Sie hatten es stets geschafft[,] leichte und doch starke Panzer zu bauen und um den Beschützern ihrer wichtigsten Orte behilflich zu sein[,] hatte sie wahre Wunder vollbracht.

Kommasetzung

Das[,] was viele so gedankenlos als Hose bezeichneten[,] war eigentlich die größte Zurschaustellung ihres Könnens.

KOMMASETZUNG

Selbst ein scharfes, mit voller Kraft geschwungenes Schwert[,] konnte diesen Schutz nicht durchdringen.

Die vielen Lagen sorgten zusätzlich dafür, dass ein solcher Schlag weit genug abgeschwächt wurde, dass dem Krieger nicht die Knochen gebrochen wurden.

sodass

Wie von selbst wanderten seine Augen zu der, an der Hüfte des Krieger befestigten, Scheide.

Auch hier solltest du die Kommasetzung überarbeiten.
des Kriegers

Als er den Kopf gerade wieder nach vorne wenden wollte, bemerkte er über der Schulter der Wache einen Schatten. Es war nicht mehr, als ein kurzes Flackern gewesen, aber er hatte es eindeutig sehen können und es gab ihm Kraft. Die Kraft, die er brauchte um den Entschluss mit aller Macht und
ohne zu zögern durchzusetzen.

Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn.

Als er den Kopf gerade wieder nach vorne wenden wollte, bemerkte er über der Schulter der Wache
einen Schatten. Es war nicht mehr, als ein kurzes Flackern gewesen, aber er hatte es eindeutig sehen
können und es gab ihm Kraft. Die Kraft, die er brauchte um den Entschluss mit aller Macht und
ohne zu zögern durchzusetzen. Er richtete seinen Blick grade nach vorne und streckte seinen
Rücken durch. Ja, sollten sie nur kommen, egal was in dem großen Ratssaal geschah, er würde dem
standhalten und seinem Volk weiterhin die Spitze der Macht sichern. Er schloss für einen Moment
die Augen und spürte nach seiner eigenen Schulter. Schon beim nächsten Schritt schlug er sie
wieder auf, aber jetzt fühlte er das Gewicht wieder. Er spürte die starken Muskeln, die sich über
seinen Rücken bis nach vorne in seine Brust erstreckten. Er nahm das leichte Wippen bei jedem
Schritt wahr, den er tat und er bewunderte die sanfte Oberfläche, als er seine Hand ein wenig weiter
nach hinten schwingen lies, als es eigentlich nötig war. Er blickte unauffällig nach links und rechts.
Der Gang wäre breit genug gewesen. Natürlich war er das, er war so konstruiert worden, dass es
möglich war. Die Versuchung war groß, doch er widerstand ihr, wenn auch nur mit größter
Anstrengung. Es war nicht verboten, aber auch nicht gerne gesehen, wenn jemand innerhalb des
Palastes seine Flügel ausbreitete, selbst, wenn er gar nicht flog. Ja, ihre Flügel, das Volk der
Angolus wurde damit geboren und sie machten sie zu mächtigen Wesen.

Dieser ganze Abschnitt da oben zieht sich quälend in die Länge, bis du im markierten Satz ENDLICH auflöst, wovon du da überhaupt redest. Du sprichst viel zu sehr in Rätseln, mir fällt es teilweise ziemlich schwer nachzuvollziehen, was du dem Leser vermitteln möchtest.

Es ist nun doch schon etwas spät geworden und meine Konzentration schwenkt die weiße Fahne. Ich schlage vor, du überarbeitest deinen Text noch mal gründlich im Thema Kommasetzung. Versuche inhaltlich besser auf den Punkt zu kommen. Beschreibe mir, dem Leser, das Geschehen in kurzen, einfachen Sätzen. Dabei ist es wichtig, dem Leser die Möglichkeit zu geben, die Gedanken deines Protagonisten so darzulegen, dass er sich wenigstens in etwa vorstellen kann, wovon du sprichst. Das hat mir in deinem Text teilweise komplett gefehlt. Du sprichst zu sehr in Rätseln und formulierst zu schwammig, sodass ich oft einige Zeilen zurückspringen musste, in der Hoffnung zu rallen, was da gerade geschildert wird. Ein Beispiele sind die Adern auf dem Boden und das lebendige Wesen, dessen Mund er finden möchte, um es zu füttern... oh man, wenn du dies liest, merkst du vielleicht selbst, wie - entschuldige - bescheuert das klingt. Alles, was ich gerade von deinem Text mitnehme, ist etwas Verwirrung und eine holprige Beschreibung einer Fantasy Rüstung im Warhammer Stil.
Liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht ganz bis zum Ende gelesen habe.

Sorry, dass ich direkt so über deinen ersten Text in diesem Forum herziehe, aber er hat wirklich noch einiges an Luft nach oben.
Falls du ihn überarbeiten solltest, verlinke mich ruhig in den Kommentaren, dann werde ich ihn gerne nochmal gänzlich lesen .
Und lass' dich nicht entmutigen, denn am Anfang, vor allem als Neuling im Schreiben von Geschichten, bekommt man immer eins auf die Nase!

Soviel erstmal von mir und eine angenehme Nachtruhe!

Gruß

Dave

 

Hallo, BassMonster

Und ein herzliches Willkommen bei den Wortkriegern.

Auch ich habe hier mit Fantasy angefangen und sofort festgestellt, was daran schwierig ist: Wenn man sich eine ganze Welt ausgedacht hat, muss man, zumindest im Rahmen einer Kurzgeschichte, zwei Versuchungen widerstehen: 1) Den Leser/inne/n alles erklären, weil man glaubt, dass sie es sonst nicht verstehen. 2) Den Leser/inne/n wirklich kein Detail vorenthalten, weil man davon selbst so begeistert ist.

Das ist hart, aber diese beiden Dinge NICHT zu tun, ist entscheidend, wenn Du Deine Leser/innen im Rahmen einer Kurzgeschichte in Deine Welt zu entführen.

Was passiert in Deiner Geschichte? Ein Typ geht durch einen Palast und ruft dann was. Dazwischen ärgert er sich über lauter Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, aber nichts davon findet im Aktiv statt. Auch wenn wir das drinbehalten, könntest Du Deine Geschichte um mindestens ¾ kürzen, denn …

Ich zähle mal durch.

Deine Geschichte hat 2.558 Wörter. Davon sind 1.035 Wörter (also fast die Hälfte des Textes!) die Beschreibung einer Rüstung und restlicher Kriegerausstattung. Ich dachte ja, Dave A übertreibt ein bisschen ... Wahnsinn. Ich komme gleich darauf, warum das, abgesehen davon, dass es offensichtlich völlig absurd ist, ein schreiberisches Problem ist. Weitere 431 Wörter entfallen auf die Beschreibung der Ratsmitglieder. D.h., Du hast 1.466 Wörter (das ist mehr als die Hälfte des Textes), die Teil reiner Beschreibung sind.

Was ist das Problem an reinen Beschreibungen? Um eine Geschichte spannend aufzubauen, muss sie sich ständig in Handlung befinden. D.h., bestenfalls passiert die ganze Zeit irgendwas. Das merken wir uns kurz, denn ich habe ja schon gesagt, dass die meisten Dinge, die in Deiner Geschichte passieren, nicht im Aktiv passieren. Was zum Problem dazugehört, aber in eine etwas andere Richtung geht.

Sobald Du anfängst, etwas zu beschreiben, hält die Handlung an. In dem Augenblick, in dem Du Dich 1.035 Wörter lang über eine Rüstung und die Ausstattung eines Kriegers auslässt, passiert nichts. Deine Figuren, die Handlung, sie stehen still. Die Hälfte des Textes warte ich darauf, dass der Autor wieder auf „Play“ drückt, weil er für die Beschreibung des Kriegers schnell auf „Pause“ gehauen hat. Das ist, als würdest Du einen spannenden Film sehen, nehmen wir an ..., weil's jeder kennt ..., Harry Potter. Plötzlich kommt jemand rein, drückt auf Pause und erläutert Dir die technischen Hintergründe des Films. Was würdest Du denken? Was würdest Du mehr wollen, als dass diese Person ihre Klappe hält und endlich auf "Play" drückt? Das ist nicht gut. Mal ganz davon ab, dass ich gar nicht weiß, was die Rüstung überhaupt mit der Handlung zu tun hat. Für die Handlung sind all diese Informationen überflüssig. Hier habe ich das Gefühl, Du hast Fehler 2 gemacht, Dir nämlich was Tolles ausgedacht und uns damit überhäuft.

Aber alles, was Du schreibst, muss innerhalb der Handlung (nicht innerhalb der Welt) einen Sinn haben. Beschreibungen nur um der Beschreibung willen stoppen die Handlung. Eine Beschreibung ist dann angezeigt, wenn sie einen Charakter charakterisiert. Ich weiß aber nicht einmal, wer dieser Krieger ist. Wenn Du schreibst: „Romus trug eine Rüstung, gefertigt von den besten Schmieden der Angolus, den Speer in der Hand“, dann erfahre ich: Ah, Romus ist ein kampfbereiter Krieger und wahrscheinlich auch sehr hochrangig. Und dadurch erfahre ich mehr über Deinen Charakter, und die Handlung stoppt nicht. Mal ganz davon ab, dass ich überhaupt nicht weiß, wer in Deiner Geschichte zur Hölle diese Rüstung trägt, also nur spekuliere, dass es sich um Romus handelt, würde dieser eine Satz in meinen Augen völlig genügen. Die restlichen 1.019 Wörter kannst Du dann rauskürzen.

Der zweite Kritikpunkt, den ich noch habe, ist, dass in der aktiven Handlung eben nur Folgendes passiert: Typ durchquert einen Palast, öffnet eine Tür und ruft etwas. In einer Geschichte sollte sich möglichst viel Handlung vor den Augen der Leser/innen abspielen. Nur so sind sie in der Lage, sich die Dinge vorzustellen, die Du erzählst. Dieses „sich vor den Augen der Leser/innen/ abspielen“ möchte ich mal „aktive Handlung“ nennen. In Deiner Geschichte ereignen sich viele Dinge im Passiv: Sie haben sich ereignet, ohne dass wir Zeug/inn/en dieses Ereignisses sind, und davon wird kurz berichtet.

Was Du nun tun müsstest, wäre, aus dieser passiven Handlung aktive Handlung zu machen, sie für die Leser/innen erfahrbar zu machen. Nicht aus der Vergangenheitsperspektive davon berichten.

Ehrlich gesagt, puh, bin ich froh, nicht in Deiner Haut zu stecken. Denn ich weiß nicht genau, wie man das machen kann. Entweder, Du beginnst genau wie hier und arbeitest dann ständige Rückblenden ein, aber eben richtige Szenen, keine Erwähnung. Das ist wichtig: Eine Geschichte muss größtenteils szenisch sein. Deine Geschichte ist größtenteils berichtend. Dadurch wird das alles weniger erfahrbar, denn es wird nur erwähnt, nicht vom Prot im Augenblick der Geschichte erlebt. Und er muss es erleben, damit ich als Leserin es erleben kann.

Eine bessere Möglichkeit wäre, uns diese Ratssitzung der Angolus zu zeigen. Viel besser wäre, das Ereignis zu zeigen, das den Krieg aller Wesen im Rat auslöst. Ich habe keine Ahnung, was das sein kann, und ich befürchte ein bisschen, dass Du es auch nicht weißt. Aber das ist Dein Bier. :p

Zusammenfassend sei gesagt, dass ich es auf jeden Fall zu würdigen weiß, wie viele Ideen Du in diesen Text gesteckt hast. Allerdings müssen reine Ideen hinter der Handlung zurücktreten. Das ist immer wieder schade, aber wenn Du einen Text nur mit Weltenideen vollstopfst und dabei auf Handlung verzichtest, wird außer Dir kaum jemand etwas damit anfangen können. Denn wenn ich eine Welt sehen will, in der nichts passiert, baue ich mein Playmobil-Dorf wieder auf. Da liebe ich ja die Statik. Meine Schwester hat dann mit Handlung immer alles kaputtgemacht. Aber eine Geschichte ist etwas anderes als ein Playmobil-Dorf: Sie muss sich in ständiger Bewegung befinden.

Übrigens finden sich im Text zahlreiche Zeichensetzungs- und Rechtschreibfehler. Ich bin da normalerweise sehr wild drauf, aber heute … Und da es Deinem Text in meinen Augen guttun würde, Du würdest ihn komplett umschreiben, lohnt es sich auch nicht richtig. Ich sage nur schon mal: Bevor Du einen Text hier hochlädst, solltest Du ihn sorgfältig Korrekturlesen. Schreibe den Text. Lese ihn Korrektur. Lege ihn ein paar Tage weg. Lese nochmal Korrektur. Gebe ihn einer anderen Person zum Korrekturlesen. Lege ihn nochmal ein paar Tage weg. Lese ihn laut. Dann lade ihn hoch. Es ist Dein Baby. Es braucht Liebe, um den messerscharfen Kommentaren der Wortkrieger gerecht zu werden. ;) Auch für Dich selbst solltest Du das tun, denn wir kommen schneller zu Inhalt und Stil und mehr Leute werden Deine Texte lesen, wenn Du sie nicht mit RGZ-Fehlern abschreckst.

Also: Keine Sorge, das wird. Kopf hoch und make it work!

Beschreibende Grüße,
Maria

 

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