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Die Akazie an der Straße

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15.02.2018
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Die Akazie an der Straße

*

„Wie viel geben Sie mir dafür?“, fragte der alte Mann. Er klopfte mit der flachen Hand auf den rauen Stamm des Baumes.
„Hmm“, sagte der Forstwirt, „Robinie ist überall zu haben ... mehr als sechshundert pro Kubikmeter kann ich Ihnen nicht zahlen, tut mir leid.“
Der alte Mann löste sich vom Stamm und blickte nach oben. Der Baum war gerade gewachsen. Dicke Äste trieben in alle Himmelsrichtungen. Die Krone war voller Blätter, sie ragte weit über sein Grundstück hinaus und überdeckte die halbe Straße.
„Seit ich klein war, haben wir ihn ‚die Akazie an der Straße‘ genannt. Ich glaube sogar, meine Eltern haben unter seiner Krone Verstecken gespielt. Ach, ich kann nicht mal ein Insekt töten, wie kann ich da über sein Schicksal entscheiden. Das bringe ich nicht übers Herz.“
Der Forstwirt fingerte nervös mit dem Kugelschreiber rum und kratzte sich damit verlegen am Ohr. Er kaufte Städtern ungerne Bäume ab, viel lieber arbeitete er alleine in seinem Waldstück. Städter verwirrten ihn und auch der Lärm der Stadt war ihm ein Groll. Aber der alte Mann hier war sanftmütig, entwaffnend blickte er mit seinen trüben Augen auf den Forstwirt, und da beschloss dieser Taktgefühl an den Tag zu legen.
„Nun ja, wir beliefern ein Unternehmen, welches Spielgeräte herstellt, Spielgeräte für öffentliche Spielplätze. Sie stellen Baumhäuser und Klettergerüste her, so etwas in der Art. So gesehen entledigen Sie sich des Baumes nicht, Sie geben ihm nur einen sinnvollen Zweck ... einen Nutzen sozusagen.“ Nach einer Pause fügte er noch hinzu: „Ganz zu schweigen vom finanziellen Gewinn, den Sie dabei erwirtschaften. Ich schätze, es werden etwa anderthalbtausend Euro sein.“
Der alte Mann ließ müde seine Schultern hängen. Er seufzte tief. Es klang sinvoll, was der Forstwirt da sagte und dagegen konnte er wahrlich nichts einwenden.
„Also gut“, sagte er, „kommen Sie ins Haus, es ist zu heiß hier draußen. Kommen Sie mit und ich unterschreibe den Kaufvertrag. Bitte hier entlang.“
Der Forstwirt setzte ungeschickt den Kugelschreiber ein, hielt den Stift mit dem ungeübten Griff eines kleinen Kindes fest. Er strich grob den Namen des alten Mannes aus einer Liste, dann folgte er ihm ins Haus. Der alte Mann war der letzte Anwohner in der Kirchengasse, der ihm Holz zu verkaufen hatte. Damit war sein Auftrag erfüllt und er konnte der Stadt endlich entfliehen.

**

Es war Mittag, die Hitze war feucht und klebrig. Kein Windhauch regte sich weit und breit. Fenster und Türen des Hauses standen sperrangelweit offen. Der alte Mann atmete schwer, er schwitzte am ganzen Körper und das tat seinem Blutdruck überhaupt nicht gut. Dabei hatte er immer wieder nach draußen geschielt, hatte die Akazie in Augenschein genommen und sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet: der Baum wollte aber nichts davon wissen, dass sein Schicksal bereits besiegelt war. Der Baum ragte riesig am Ende des Gartens auf und nur sein Wipfel schwankte bedächtig hin und her. Weit oben in der Krone nisteten einige Krähen, es war heiß und keine davon verspürte das Bedürfnis nach Bewegung. Lediglich ein kurzes Krächzen ließen sie manchmal ertönen, etwa wenn ein Greifvogel in der Nähe war. Ansonsten waren diese Krähen laute, streitsüchtige Taugenichtse und nicht nur einmal hatten sich die Nachbarn über sie beschwert. Der alte Mann wollte aber nichts davon wissen, für ihn waren Krähen außergewöhnliche Vögel. Wer sie einmal kennenlernte, der kam nicht umhin, ihre Intelligenz und ihren Gemeinschaftssinn zu respektieren.
Erneut sah der alte Mann nach dem Baum und ihm war, als hätte der Baum auch ihn angeschaut. Da senkte er beschämt den Blick zu Boden. Schwerfällig bewegte er sich im Haus herum. Immer wieder blickte er nach draußen, so als erwartete er einen wichtigen Gast. Tatsächlich aber wurde sein Blick immer wieder von der Akazie eingefangen und die Akazie schien über ihn Gericht zu halten, stumm klagte sie ihn an und bezichtigte ihn des Verrats. Dann wollte er sich nicht mehr im Haus verstecken und er trat hinaus.
Er schleppte mühsam einen abgesessenen Klappstuhl durch den Garten und setzte sich langsam unter den Baum, den Rücken zur Straße gewandt und ein Glas kalten Tees in der Hand. Er saß dort mit geschlossene Augen und hörte das leise Rascheln der Blätter, versuchte mit dem Baum zu reden, doch sein Körper ließ ihn nicht dazu kommen.
Sein Atem war flach und schnell und sein Herz lief unrund wie ein verbogenes Rad auf eine schadhafte Achse. Sein Arzt hatte ihn bereits vorgewarnt, hatte ihm geduldig erklärt, dass sein Gesundheitszustand mittlerweile kritisch war, dass das Herz ohne die notwendige Operation nicht mehr lange arbeiten würde. ‚Wer will denn schon ewig leben‘ hatte er gebrummt und er hatte er den Arzt nicht mehr aufgesucht. Seitdem hatte er sich nur noch unwohl gefühlt, nicht etwa weil sein Körper sich auflöste (denn das war der natürliche Lauf der Dinge und zu sterben war nur eine Notwendigkeit, die das Geborensein mit sich brachte), unwohl fühlte er sich, weil die Diagnose ihm nur noch mehr den Stempel der Unbrauchbarkeit aufdrückte und er mit seiner winzigen Rente seiner Tochter schon genug zur Last fiel. Sie war so klein die Rente, dass das Leben des Baumes da tatsächlich einen großen Unterschied gemacht hätte. Der alte Mann hoffte, dass der Baum das verstehen würde.
Die Wahrheit aber war, dass er ein ganzes Leben lang unbrauchbar gewesen war, unbrauchbar im Beruf und unbrauchbar daheim. Als Bäcker hatte er in einem ausbeuterischen Familienbetrieb für wenig Geld und immer für andere gearbeitet und Zuhause hatte seine Frau den Haushalt wie ein ehrgeiziger General geführt. Man gewinnt Schlachten gegen den Schmutz, aber nie den Krieg, doch davon wollte die Frau nie etwas wissen. Tagaus-tagein lamentierte sie, beschwerte sich über seine Untüchtigkeit und nicht nur einmal verlor sie dabei die Geduld.
Einmal hatte sie ihn eine geschlagene Stunde angeschrien und da gab er nach, voller Hoffnung gab er das Trinken auf und fürwahr, er erwartete wirklich dadurch tüchtiger und lebhafter zu werden. Aber genau das Gegenteil trat ein, er wurde von einer dunklen Melancholie befallen und da gefiel ihm die Welt überhaupt nicht mehr, gar viele Fehler entdeckte er darin. Es waren menschliche Fehler und dagegen konnte er nichts unternehmen, nichts außer sich darüber zu beklagen, und da wurde er streitsüchtig und unumgänglich. Nach langen Monaten unterdrückter Wut kaufte ihm seine Frau eine Flasche Korn, diese eine Flasche setzte sie ihm wortlos auf dem Tisch und ihm wurde es augenblicklich warm ums Herz. Eine tüchtige, gute Frau hatte er und nie hatte er daran gezweifelt.
Er war aber nicht maßlos in seiner Trunksucht, er mochte es nur still am Zaun unter der Akazie zu sitzen und die Kirchengasse zu beobachten. Dabei trank er manchmal aus einer Kaffeetasse winzige Schlucke und der Alkohol erwärmte seinen Magen. Sommer wie Winter grüßten ihn Passanten und Nachbarn mieden meistens seine Augen, er blickte aber immer freundlich vor sich hin, blau und wässrig war sein Blick und nie hätte er etwas Schlechtes über die Welt gesagt, weder über das Wetter, noch über die Politik. Doch nicht nur einmal wollte er alles hinter sich lassen, das Tor öffnen und in der riesigen Welt da draußen verschwinden. Untüchtig jedoch wie er war, hatte er immer einen Grund anzuführen gehabt, der ihn daran hinderte, von dort wegzugehen. Siebzig Jahre waren schon vergangen, ohne dass er je mit Bestimmtheit sagen konnte, was dieses „etwas“ wirklich wäre.
Als seine Frau starb, waren ihre kleinen Ersparnisse restlos aufgebraucht, und das Familienhaus mit zwei Hypotheken belastet. Seine Tochter hatte die Lücke zu füllen versucht, die seine Frau hinterlassen hatte. Sie zog wieder ein und dennoch war es mit ihr zu leben nicht das Gleiche, wie mit ihrer Mutter. Die Tochter war arbeitsam und nie zuhause, immerzu bemühte sie sich etwas zu erreichen. Sie wechselte ständig den Beruf und fand nie Zeit eine Familie zu gründen. Trotzdem hatte sie dauernd Geldsorgen und mittlerweile zwei Jobs. Der alte Mann dachte oft darüber nach, dass es besser für sie wäre einfach still zu halten, die Aufregung abzuschütteln, und mit ihm gemeinsam unter der Akazie zu sitzen. ‚Um Gottes Willen, soll ich etwa so werden wie du?‘ hatte sie ihm an den Kopf geworfen und von da an hatte er sich nicht mehr in ihr Leben eingemischt. Aber unbrauchbar hatte er sich dabei gefühlt, unbrauchbar und geschwätzig wie die Krähen im Blätterdach der Akazie, die ununterbrochen Streit suchten und von jedem außer ihresgleichen mit Missmut wahrgenommen wurden.
Der alte Mann öffnete die Augen und blickte auf das Haus. Es war ein ungewohnter Anblick von dort, wo er jetzt saß, stets hatte er das Haus hinter sich gehabt. Interessiert hatte ihn immer nur die Straße, nie das Haus. Wie zum ersten Mal sah er das winzige Häuschen eingemummt in hochwachsenden Efeu, sah die Obstbäume, die seine Frau gepflegt hatte. Verwildert waren die Obstbäume nun und das Dach bedurfte gewiss auch einer Reparatur, aber das berührte ihn nicht, diese Arbeit überstieg bei Weitem seine Fähigkeiten. Seufzend erinnerte er sich, wie sich seine Frau mit dem Garten abgemüht hatte, wie sie die Bäume eigenhändig gepflanzt und großgezogen hatte. Es gab noch mehr Obstbäume hinter dem Haus, Apfel-, Pflaumen- und Kirschbäumen. Doch keiner davon hatte es geschafft so lange zu leben wie die Akazie an der Straße, die Akazie, die jeden anderen Baum im Garten überragte und mächtig und stolz ihre Äste ausstreckte. Jedes Jahr tat seine Frau den Obstbäumen Gewalt an und beschnitt sie, schränkte ihren Wachstum und ihre natürliche Freiheit ein. Wenn die Obstbäume Früchte trugen, dann brachen manchmal ganze Äste unter der Last ihrer Arbeit. Nicht ein einziger unter den Obstbäumen starb eines natürlichen Todes, alle paar Jahre wurden die Müden und Verbrauchten aussortiert und durch frische, junge Bäume ersetzt. Die Akazie aber, die stand noch da und das obwohl sie weder Früchte trug, noch irgendeinen anderen Nutzen vorzuweisen hatte. Verdreht war diese Welt und wehe dem, der den eigentlichen Sinn dahinter erkannte.

***

Eine Woche darauf, in aller Herrgottsfrühe, hielt ein LKW mitsamt Kran vor dem Haus. Mehrere mit Kettensägen und Seilen bewaffneten Männer stiegen aus, es waren kräftige Burschen in dunkelgrüner Arbeitskleidung. Aus ihrer Mitte löste sich eine schwere Frau, diese drückte die Klingel zum Haus und zeigte mit dem Finger auf die Akazie.
„Diese hier“, sagte sie und deutete den Männern an, rasch mit der Arbeit zu beginnen. Sie näherte sich der Akazie und nahm sie unter die Lupe. Etwas gefiel ihr dabei nicht, denn sie griff nach einer schweren Eisenstange und schlug in Brusthöhe auf den Stamm des Baumes ein, schlug zweimal hintereinander und die Akazie tönte wie ein Fass Wein. Der Baum war hohl und zu nichts zu gebrauchen und da fluchte die Frau: sie waren übers Ohr gehauen worden.
Sie sprachen mit der Tochter des Hauses, eine dreißigjährige Blonde mit spärliches Haar und verwaschene, blaue Augen. Der alte Mann war nicht mehr da und noch war sie mit den Formalitäten seines Ablebens beschäftigt. Von einem Kaufvertrag wusste sie nichts, sehr bedauerlich sei das.
„Er ist völlig unbrauchbar, nicht mal zu Pellets taugt sein Holz. Den schlagen wir nicht, niemals“, sagte die Chefin der Truppe und fügte hinzu, dass sie nie dafür zahlen würde. Es sei ein Fehler des Forstwirts gewesen und daran waren sie nicht gebunden. Dass der Forstwirt ein Trinker war, das musste sie jetzt nicht sagen. Sie nahm sich aber vor, den Vorfall weiter zu melden.
Das sah auch die junge Frau ein und ihr war es ganz gleichgültig, ob der Baum blieb oder nicht. Sie hatte zurzeit andere, dringendere Sorgen und mit eingezogene Schultern kehrte sie rasch ins Haus zurück.
Nachdem der Wagen abgefahren war, trat Stille in der Kirchengasse ein. Ein leichter Wind erhob sich von der Hauptstraße, Staub und driftende Insekten tauchten in der Helligkeit der Straße kurz auf und verloren sich sogleich in den Gärten der Einfamilienhäuser. Es war ein sonniger und friedlicher Morgen, die Luft roch warm nach Sommer und die Akazie an der Straße raschelte sanft ihre Blätter. Unvermittelt hoben die Krähen im Blätterdach ein Geschrei an, dabei war ihr Gekrächze rau und reibend wie ein schadhaftes Getriebe.

 
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Hola Tanghai,

herzlich willkommen bei den ruppigen Wortkriegern!
Kleiner Scherz, wir sind ganz nett – dieses Kriegerische muss im letzten Jahrtausend stattgefunden haben.

Ich lese direkt los:

Wieviel geben Sie mir dafür?“ fragte der alte Mann und er klopfte mit seiner flachen Hand auf den rauhen Stamm des Baumes.
Wir sind keine verschworenen Minimalisten, legen aber Wert auf komprimierten Text – also nichts Geschwätziges, Überflüssiges, doppelt Gesagtes.
Im Fall des ersten Satzes könnte man straffen:
Das ‚er’ kann weg, ‚mit seiner’> ‚mit der’ würde reichen (logisch – es ist seine Hand).
Wie viel
rauen
Zweiter Satz:
„Hmm“K sagte der ForstwirtP „Rubinie ist überall zu haben...mehr als sechshundert pro Kubikmeter kann ich Ihnen nicht zahlen, tut mir Leid.“
Robinie
tut mir leid
... Leerstelle vor und nach den drei Pünktchen.
Ich habe gehört, dass viele Autoren weinend zusammenbrechen, wenn die Lektoren der Verlage in ihren Texten mit dem Rotstift wüten, aber ich glaube, dass Dir diese zwei korrigierten Sätze den Ernst des Schreibens verdeutlichen – neben Fantasie und Kreativität muss eben auch das Handwerkliche stimmen.
Bevor ich Dir meinen Leseeindruck mitteile, markiere ich Stellen, die aus meiner Sicht nicht richtig sind:
trieben in aller Himmelsrichtungen
in alle
„Seit ich klein warK haben wir ...
ich glaube sogarK meine Eltern
und krazte sich
kratzte
mit seine trüben Augen
Einer der Fehler, die Du bei sorgfältiger Kontrolle selbst aufspüren würdest.
An dieser Stelle höre ich auf, fehlende Kommas zu beanstanden. Es sind sehr viele, aber die Kommawissenschaft ist jedem zugänglich – und sie ist einfacher als gedacht:).
für öffentlichen Spielplätzen

Das tut richtig weh. Nimm Dir Zeit, eventuell einen Freund, lest zusammen laut, auch vor anderen. Vielleicht ist Deutsch nicht Deine Muttersprache, aber in geschriebenen Texten kann es keinen Rabatt geben.
Sie stellen Baumhäuser und Klettergerüste her, sowas in der Art.
so was (so etwas)
Dieses ‚so was in der Art’ ist nur in der wörtlichen Rede okay.
einen sinvollen Zweck..ein Nutzen sozusagen.
einen Nutzen (der Zweck, der Nutzen)
es werde etwa anderthalb Tausend Euro sein.“
anderthalbtausend
Wenn Du’s nicht weißt, dann klicke Google an – die wissen alles, auch über Dich und mich:D.
der Forstwirt strich seinen Namen aus seiner Liste,
Zweimal ‚sein’, mit unterschiedlicher Bedeutung.
... senkte er beschämt seine Augen auf den Boden.
Den Blick kann man senken, auch auf den Boden – mit den Augen blickt man zu Boden.
schleppte mühsam ein abgesessener Klappstuhl
einen
mit geschlossene Augen
das berrührte ihn nicht, ...
Seufzend errinnerte er sich ...
schlug zweimal hintereinder
mit spärrliches Haar
und verwaschene, blaue Augen.
Verwaschene Jeans kenn’ich. Aber Augen? Vielleicht ein klein wenig verkifft?

Langsam habe ich keine Lust mehr, Deine Nachlässigkeiten anzukreiden, denn solche Fehler musst Du selbst korrigieren. Versöhnt haben mich die guten Partien Deines Textes, z.B.:

... nicht etwa weil sein Körper sich auflöste (denn das war der natürliche Lauf der Dinge und zu sterben war nur eine Notwendigkeit, die das Geborensein mit sich brachte)

Den letzten Teil Deiner KG habe ich nicht mit der Lupe gelesen, ist auch ziemlich egal.
Dir scheint dann die Luft ausgegangen zu sein und ich muss so etwas lesen:

Nach langen Monaten unterdrückter Wut kaufte ihm seine Frau eine Flasche Korn, diese eine Flasche setzte sie ihm wortlos auf dem Tisch und ihm wurde es augenblicklich warm ums Herz. Eine tüchtige, gute Frau hatte er und nie hatte er daran gezweifelt.


So. Es gäbe noch mehr anzumerken, doch für heute soll’s genug sein. Der Plot Deiner Geschichte erschließt sich mir nicht. Dass ein alter Förster – im Gegensatz zur jungen Frau – nicht imstande ist, eine hohle Akazie zu erkennen und dafür bezahlen will, ist schlicht und einfach Käse, aber sei’s drum.
Für Deine nächste Geschichte solltest Du Dir mehr Zeit nehmen. Gut wäre, andere Geschichten zu kommentieren, besonders auch die Kommentare der anderen zu lesen, weil man dabei einiges lernen kann. Und dann kann es nur besser werden, denn mMn hast Du Talent – und wenn man sich spürbar verbessert, hebt sich auch die Stimmung. Jede Wette!

Schöne Grüße!
José

 

Hallo, Tanghai

Die Geschichte von einem Mann und einem Baum am Ende ihres Lebens - die sich dann doch als Belastung erweisen, als sie beide nicht zum gewinnbringenden Sterben in der Lage sind. Im Gegensatz zur vorherigen Kritik hat mir das Ende sehr gut gefallen. Es ist vielleicht nicht ganz plausibel, dass der Förster es nicht bemerkt hast - vielleicht lässt Du am Anfang jemand anderen den Baum kaufen, der weniger bewandert ist. Dann ist diese Unstimmigkeit ausgemerzt.

Auch mir ist die irrsinnig hohe Fehlerdichte in Deinem Text aufgefallen. Es sind Rechtschreib- und Grammatikfehler dabei, die auch die Rechtschreibprüfung von Word erkennen müsste. Einfach mal aktivieren und die bunt unterstrichenen Stellen genau anschauen. Wenn Du kein Word hast, bietet auch Open Office dieses Feature. Dann sparen wir uns hier eine Menge Ärger mit überflüssigen Fehlern. Auch bekräftige ich den schon gegebenen Rat: Lass Texte nach dem Schreiben eine Weile liegen, lies sie dann nochmal, korrigiere sie durch, gebe sie jemand anderem zu lesen und lasse denjenigen nach Fehlern suchen. Texte direkt nach dem Schreiben hier hochzuladen, ist keine gute Idee.

Eine Sache ist mir noch aufgefallen.

„Wieviel geben Sie mir dafür?“ fragte der alte Mann und er klopfte mit seiner flachen Hand auf den rauhen Stamm des Baumes.

Du machst es wahnsinnig oft, dass Du zwei Hauptsätze mit einem "und" kombinierst. Oft an Stellen, wo die Wiederholung des Subjekts nicht notwendig wäre. Schöner wäre an dieser Stelle: " ... fragte der alte Mann und klopfte ..." Das "er" brauchst Du nicht, denn wir wissen ja, um wen es geht. Dass Du das Subjekt nach dem "und" nochmal wiederholst, machst Du SEHR oft. Würde ich lassen, ist nämlich eher hässlich.

Außerdem kombinierst Du häufig Sätze durch ein "und", wo ein Punkt besser gepasst hätte, z.B.:

Seine Tochter hatte die Lücke zu füllen versucht, die seine Frau hinterlassen hatte, sie zog wieder ein und dennoch war es mit ihr zu leben nicht das Gleiche wie mit ihrer Mutter.

Tipp: Im Text alle "unds" genau ansehen. Prüfen, ob Du das folgende Subjekt wirklich brauchst, oder ob alternativ ein Punkt statt "und" passender wäre. Das klingt oft sonst bei Dir sehr seltsam, umständlich und zieht sich unnötig in die Länge.

Deine Zeichensetzung ist auch ziemlich wild. Hier dürfen noch großzügig Kommata gesetzt werden. Da es wirklich so viele Fehler sind, gehe ich nur kurz auf die Fehler in der wörtlichen Rede ein:

„Wieviel geben Sie mir dafür?“ fragte der alte Mann

Wenn Du den Begleitsatz nachstellst, kommt nach den Anführungszeichen ein Komma. Das wurde teilweise schon korrigiert, Du machst es aber derart konsequent falsch, dass ich annehme, dass Du diese Regel aus irgendeinem Grunde nicht kennst. Hm ... Bei mir wurde das in der Schule vorwärts und rückwärts bis zum Erbrechen durchgekaut. Na ja ... Machen trotzdem sehr viele Leute falsch.

Womit wir bei den drei Punkten wären, die Du am Anfang so oft setzt - oder setzen willst, denn häufig sind es leider zwei, nicht drei Punkte. Außerdem sind sie meiner Meinung nach häufig nicht notwendig, z.B.:

Ach, ich kann nicht mal ein Insekt töten, wie kann ich da über sein Schicksal entscheiden...das bringe ich nicht übers Herz.“

Warum drei Punkte? Ein Punkt wäre völlig okay. Ich würde die Dreipunktedichte am Anfang deutlich verringern. Mal ganz davon ab gilt hier folgende Regel:
1. Bricht das Wort ab, beginnen die drei Punkte direkt am Wort: "Mein Go...", brachte er hervor.
2. Bricht der Satz ab, dann kommt vor den drei Punkten eine Leerzeile: "Mein Gott ...", rief er aus.

Deine Idee finde ich schön, und ich finde auch, dass Du sie generell hübsch erzählt hast. Deine Erzählung ist nur ein bisschen untergegangen unter den vielen Fehlern, was wirklich schade ist. Aber das kriegst Du hin.

Viel Spaß bei der Korrektur!

Viele Grüße,
Maria

 

Danke für die Korrektur!

Ich kann nicht anders als Euch einen herzlichen Dank auszusprechen, danke also für die Zeit, die ihr mit der Korrektur meines Textes verbracht habt. Ich hätte wahrscheinlich viel früher hier posten sollen, denn so haben sich diesselben Fehler in Laufe der Zeit wie eine Pilzkultur vermehrt und alles was ich bis dato geschrieben habe, steht jetzt unmissverständlich in Zeichen meiner Untüchtigkeit.

Deutsch ist nicht meine Muttersprache, das hat Jose richtig erkannt. Daher ist mir Eure Kritik sehr willkommen, es hilft mir besser zu werden (und) ich hoffe dadurch nicht nur mein Stil verbessern zu können. Ich werde mir also Eure Vorschläge zu Herzen nehmen und erstmal davon absehen, weitere Sachen zu posten.

Ich kenne das GEfühl sehr gut, wie wiederholte Fehler einem die Lust ans Lesen verderben, man wird ja regelrecht frustiert und nimmt an, der Autor hat seine Sache nicht zu Ende gemacht, er hat sich vor der mühseligen Korrektur verdrückt. In meinem Fall aber geschah dies aus Unkenntnis und ich möchte Euch versichern, dass ich etliche Stunden damit verbracht habe (nebst mehrere Monate liegen lassen). Ich kann also nicht anders als beschämt zugeben, dass ich in dieser Hinsicht im Grunde inkompetent und auf einer gewissen Weise "nutzlos" bin.

Ich bin informiert worden, dass die Möglichkeit besteht, die Geschichte ins Korrekturcenter abzuschieben und ich denke, das wäre vielleicht eine gute Möglichkeit mich erstmal mit den "Basics" zu beschäftigen. Man hat mir auch gesagt, dass dort zwar die inhaltliche Kritik fehlt, ich denke aber das ist im Moment nicht von Nachteil.

Bevor ich mich erneut bei Euch bedanke für die Hilfe, erlaubt mir bitte nur eine Sache hinsichtlich des inkompetenten Forstwirst zu erklären. Das Leben schreibt die skurrillsten GEschichten und dies trifft auch hier zu, denn der Fehler eines solchen Mannes geschah unweit von meiner Wohnung und Herr Knack, mein Nachbar, kann jederzeit hervortreten und bekräftigen, dass er wirklich an einem solchen Kaufvertrag beteiligt war :) Es ist einer der wenigen Elemente in der Story, die aus dem wirklichen Leben entnommen wurden. Ich merke auch, dass ich stilistisch etwas ändern sollte, die Figur lebendiger und glaubwürdiger gestalten muss. Mein Gefühl aber sagt mir, dass sie bleiben soll, denn die skurillen Begebenheiten draußen, in der wirklichen Welt, besitzen eine unheimlich Anziehungskraft, sie sind kostbarer und lebendiger als alles, was man sonst erdichten kann.

Das Thema dieser Story ist in unseren Kulturkreis nicht so bekannt, man kann aber sagen, dass die Philosophie dahinter sehr alt und was die Probleme unserer Zeit angeht, äußerst anregend ist. "Nutzen der Nutzlosigkeit" ist eine der Grundthemen des chinesischen Philosophen Zhuangzi (etwa 300 v. Ch.). Diese Betrachtung ist, wenn man es so will, unserer Auffassung von Nutzen diametral entgegengesetzt. Was wir heute in der Welt erleben ist agressives, kompetitives Verhalten, dabei sind unsere Werte vielfach vom Sozialdarwinismus und einer schwankenden Moral gekennzeichnet. Die ganze Welt wehklagt und beklagt sich darüber und nie scheint einer fähig zu sein, den Finger in die Wunde zu legen und zu sagen, woran unsere GEsellschaft wirklich krankt.

Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen, wenigstens einmal im Leben sich GEdanken darüber zu machen, was es wirklich heisst immer der/die Beste sein zu wollen oder zu müssen. Die Pointe ist, dass man dabei nicht sein individuelles Leben lebt, sondern dadurch wird man Teil eines Systems, welches ausschliessen vom Aussnutzen anderer Menschen, Tieren und allgemein REssourcen lebt. Die Illusion besteht darin anzunehmen, dass die Fähigkeiten, die man sich permanet bemüht sich anzueignen, sich letzten Endes als unseren Vorteil erweisen, dies aber ist die GRundlage für den Besseren, den es in der Welt immer gibt, über uns zu verfügen und uns seiner Wünsche Untertan zu machen. Kurzum gesagt, man würde wesentlich besser durchs Leben kommen, könnte man nur vom "Nutzen der Nutzlosigkeit" Gebrauch machen (nicht meine Worte, paraphrasiert nach Zhuangzi).

Ich denke auch dieser Post bedarf einer tüchtigen Korrektur, daher beende ich das Ganze und bedanke mich erneut bei Euch. Ich bin wirklich froh hier gelandet zu sein :)

 

Hola Tanghai,

so eine umfangreiche Antwort habe ich bislang noch nicht auf einen meiner Kommentare bekommen. Recht vielen Dank!

Tanghai: schrieb:
Ich denke auch dieser Post bedarf einer tüchtigen Korrektur, ...
Ja, das ist wahr. Vielleicht hast Du einen lieben Menschen in Deiner Nähe, der Deine Texte vor dem Einstellen überprüft. Weil Du einen gehobeneren Stil bevorzugst (was ich toll finde!), werden die Schwierigkeiten, einen fehlerfreien Text zu schreiben, selbstverständlich noch größer.
Ich habe (hobbymäßig) Einblicke in andere Sprachen – und Du hast Dir mit Deutsch nicht gerade die leichteste Sprache herausgesucht. Die ist so vertrackt wie das Ungarische, an dem ich mir seit zwanzig Jahren die Zähne ausbeiße. Aber das nur am Rande.
Tanghai: schrieb:
... alles was ich bis dato geschrieben habe, steht jetzt unmissverständlich in Zeichen meiner Untüchtigkeit.

Mach Dich nicht selbst so schlecht. Streck die Brust heraus, hoch den Kopf!
Das ist doch großartig, dass Du Dich diesen Anforderungen stellst – denn vermutlich gibt es eine schöne bequeme Couch unweit Deines Computers ...:shy:

Tanghai: schrieb:
Ich werde mir also Eure Vorschläge zu Herzen nehmen und erstmal davon absehen, weitere Sachen zu posten.
Ob das die beste Idee ist? Du bist gerade ins kalte Wasser gesprungen, und ich könnte mir vorstellen, dass Du ab jetzt zielstrebig, aber nicht stressig, Dein Ziel avisierst und es irgendwann erreichen wirst. Nimm Dir Zeit – Leute unter Zeitdruck bauen nur Schitte.
Mach ohne Hast weiter. Kommentiere, lies andere KGs und die dazu gehörigen Komms.
Tanghai: schrieb:
... dass ich in dieser Hinsicht im Grunde inkompetent und auf einer gewissen Weise "nutzlos" bin.
Nein, das bist Du nicht. Ganz im Gegenteil – der Allwissende fährt gegen die Wand, aber der Fragende wird immer schlauer.
Ich freue mich, dass in Deiner Antwort eine Neigung zur Philosophie zu erkennen ist.

Tanghai: schrieb:
"Nutzen der Nutzlosigkeit" ist eine der Grundthemen des chinesischen Philosophen Zhuangzi (etwa 300 v. Ch.).
Weiter oben hab ich’s fett gemacht. Du bist ein Schelm.
Tanghai: schrieb:
Diese Betrachtung ist, wenn man es so will, unserer Auffassung von Nutzen diametral entgegengesetzt.
Interessant, aber ich erlaube mir, dem alten Chinesen einen altgedienten Schwaben gegenüber zu stellen – und dessen Überzeugung, dass nur der Nutzen nutzt, leuchtet mir auch ein.
Tanghai: schrieb:
Was wir heute in der Welt erleben ist agressives, kompetitives Verhalten, dabei sind unsere Werte vielfach vom Sozialdarwinismus und einer schwankenden Moral gekennzeichnet.
Na ja, die schwankende Moral ist steter Begleiter der Menschheit – und aggressiv und/oder kompetitiv würde ich nicht nur dem ‚heute’ zuschreiben, denn auch das ist so alt wie wir und unsere Vorgänger:D.
Es ist wohl eine Zeiterscheinung, weil wir in unserem Kulturraum so wohlgesättigt sind, dass wir wie die alten Calvinisten zwar das Genießen nicht total verlernt und mit Bann belegt haben, aber uns doch die Haare raufen, weil wir so unersättlich sind, so genusssüchtig – und jeden Tag die Welt schädigen.
Tanghai: schrieb:
Die ganze Welt wehklagt und beklagt sich darüber und nie scheint einer fähig zu sein, den Finger in die Wunde zu legen und zu sagen, woran unsere GEsellschaft wirklich krankt.
Wirklich? Ich habe eher den Eindruck, dass diese Themen immer mehr in den Vordergrund rücken. Wie man auf deutsch sagt: Es wäre höchste Eisenbahn!
Tanghai: schrieb:
Kurzum gesagt, man würde wesentlich besser durchs Leben kommen, könnte man nur vom "Nutzen der Nutzlosigkeit" Gebrauch machen.
Das, mein lieber Tanghai, kann ich nicht unterschreiben. Und wenn es so einfach wäre, hätte sicherlich schon einer den entsprechenden Knopf gedrückt und wir alle würden – wenn ich Dich zitieren darf: ... besser durchs Leben kommen;). Mei, was wäre das schön!
Trotzdem finde ich Deine Gedanken sehr sympathisch, zumal ich Anhänger der Chaos- Theorie bin: Lass laufen! Auch ohne Anstoß passieren die tollsten Sachen.

Ich wünsch’ Dir das Beste!

José

 

Hallo Tanghai,
eine gut erzählte Geschichte über den Nutzen der Nutzlosigkeit. Ich kenne einen ähnlichen Plot, den man Laotse zuschreibt. Laoste kommt mit seinen Schülern durch eine Gegend, in der alle Bäume eines mächtigen Waldes gerodet wurden: Der König brauchte Holz für den Schiffsbau, er bereitete einen Krieg vor. Nur ein riesiger alter Baum war stehen geblieben. Im Schatten dieses Baumes rastete die Gruppe. Sie fragten die Waldarbeiter, warum der Baum noch stehe. Die Arbeiter sagte: Der Baum taugt nichts! Er ist zu krumm für Bauholz, hat zu viele Äste für Funierholz und das Feuer, dass man mit seinem Holz machen könnte, entwickelt giftigen Rauch. Und Laotse sagte zu seinen Schülern: Seit wie dieser Baum, absolut unbrauchbar. Dann werdet ihr nicht gebraucht und könnt in die Höhe wachsen und in eurem Schatten kann man rasten.

Ich finde deine Version sehr gelungen. Dicht erzählt. Der Förster hat mich nicht im geringsten gestört. Ist ja nicht so, als würden die Profis keine dummen Fehler machen. Ich habe beim ersten Lesen auch keinen Unterschied zu einem Muttersprachler bemerkt. Ich lese allerdings auch nicht wirklich. Ich gleite eher auf Texten und nehme deren Schwingung auf. Ich bin quasi ein emotionaler Leser. Analytisches Lesen mit Schwerpunkt Textwahrnehmung lerne ich erst hier.
Mein "emotionales" Problem mit deinem Text ist, dass der Alte seine "Nutzlosigkeit" nicht in Stärke verwandelt hat. Er ist kein "Schattengeber" geworden. Er ist dem Alkohol treu geblieben und leider nicht gewachsen. Schade, aber nachvollziehbar.
Liebe Grüße
Heike

 

Danke Heike,

ich schätze Dein Kommentar sehr und mir geht es ähnlich wie Dir, denn auch ich teile deine Art zu lesen, "Schwingungen aufschnappfen" usw. Und obwohl ich es mal gelernt habe, Texte Wort für Wort durchzukauen und dabei imaginäre Argumenationsketten zu bilden und sie auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, ohne "Schwingungen" passiert bei mir auch nie was.

Da Du die daoistische Erzähltechnik kennst, weisst Du sicherlich auch, dass die Protagonisten dabei immer triumphieren und vielleicht deswegen erscheint das Schicksal des Alten so daneben. Man wünscht ihm sicherlich, dass er am Ende alles herumreisst und alles gut abläuft. Doch der Alte in meine GEschichte hat nie etwas von Laotse gehört, er ist hin und hergerissen zwischen seinem Instinkt und das, was die Gesellschaft von uns fördert. Das mündet im Alkoholismus, es hätte aber genausogut eine Neurose oder Drogenmißbrauch sein können, denn die Betäubung ist das einzige Mittel, welches in so einer Situation hilfreich zu sein scheint. Dennoch gibt es ein Happy End, denn der Baum überlebt das Ganze, überlebt trotz seiner Unfähigkeit ein erkennbarer Nutzen vorzuweisen und damit bleibe ich sowohl Laotse als auch Zhuangzi treu.

Darüber haben sich viele Generationen gestritten, wie nämlich diese Natürlichkeit des Daoismus im Leben umzusetzen sei und ferner ist das ein Anliegen chinesischer Dichtung, die immer wieder die Natur als kosmisches Vorbild nimmt. Die Umsetzung dieser Natürlichkeit in der Menschenwelt scheint aber (fast) unmöglich zu sein, unmöglich, weil man doch immer wieder auf die Konventionen des Alltags zurückgreifen muss.

Wie ich aber schon oben gesagt habe, es reicht auch schon, sich gedanklich damit zu beschäftigen um mal tief und frei durchzuatmen.

Danke für dein Kommentar.

Tanghai

 

Hej Tanghai und herzlichst willkommen,

ich freue mich, deine Geschichte zu lesen und hoffe, sie ist es dir wert, sie noch orthographisch zu korrigieren.

„Wieviel geben Sie mir dafür?“ fragte der alte Mann und er klopfte mit seiner flachen Hand auf den rauhen Stamm des Baumes.
„Hmm“ sagte der Forstwirt „Rubinie ist überall zu haben...mehr als sechshundert pro Kubikmeter kann ich Ihnen nicht zahlen, tut mir Leid.“
Der alte Mann löste sich vom Stamm und blickte nach oben. Der Baum war gerade gewachsen und dicke Äste trieben in aller Himmelsrichtungen. Die Krone war voller Blätter, sie ragte weit über sein Grundstück hinaus und überdeckte die halbe Strasse.
„Seit ich klein war haben wir ihn ‚die Akazie an der Strasse‘ genannt und ich glaube sogar meine Eltern haben unter seiner Krone Verstecken gespielt. Ach, ich kann nicht mal ein Insekt töten, wie kann ich da über sein Schicksal entscheiden...das bringe ich nicht übers Herz.“

Das ist ein schöner Einstieg und ich habe sofort eine Vorstellung von dem Protagonisten und dem Verlauf der Geschichte.

Der Forstwirt fingerte nervös mit dem Kugelschreiber rum und krazte sich damit verlegen am Ohr. Er kaufte Städtern ungerne Bäume ab, viel lieber arbeitete er alleine in seinem Waldstück.

Das erklärt wohl auch seinen Irrtum, der sich am Schluss der Geschichte zeigt.

Aber der alte Mann hier war sanftmütig, entwaffnend blickte er mit seine trüben Augen auf den Forstwirt und da beschloß dieser Taktgefühl an den Tag zu legen.

Ich denke eher an Mit- als an Taktgefühl. :shy:

„Nun ja, wir beliefern ein Unternehmen, welches Spielgeräte herstellt, Spielgeräte für öffentlichen Spielplätz

Eine schöne Idee, nichts verloren gehen zu lassen.

der Baum wollte aber nichts davon wissen, dass sein Schicksal bereits besiegelt war, er ragte riesig am Ende des Gartens und nur sein Wipfel schwankte bedächtig hin und her. Weit oben in der Krone nisteten einige Krähen, es war heiss und keine davon verspürte das Bedürfnis nach Bewegung, lediglich ein kurzes Krächzen liessen sie manchmal ertönen, etwa wenn ein Greifvogel in der Nähe war. Ansonsten waren diese Krähen laute, streitsüchtige Taugenichtse und nicht nur einmal hatten sich die Nachbarn über sie beschwert.

Schön, wie du dem Baum eine Seele gibst und ein Eigenleben, um ihn gleich darauf

Der alte Mann wollte aber nichts davon wissen, für ihn waren Krähen außergewöhnliche Vögel und wer sie einmal kennenlernte, der kam nicht umhin ihre Intelligenz und ihren Gemeinschaftssinn zu respektieren.

formell mit dem alten Mann auf eine Ebene zu stellen.Und eben alle anderen Lebewesen, wie hier die Krähe.

Erneut sah der alte Mann nach dem Baum und ihm war es, als hätte der Baum auch ihn angeschaut und da senkte er beschämt seine Augen auf den Boden.

... und hier eine direkte Verbindung schaffst.

Schwerfällig bewegte er sich im Haus herum und immer wieder blickte er nach draußen, so als erwartete er einen wichtigen Gast. Tatsächlich aber wurde sein Blick immer wieder von der Akazie eingefangen und die Akazie schien über ihn Gericht zu halten, stumm klagte sie ihn an und bezichtigte ihn des Verrats und dann wollte er sich nicht mehr im Haus verstecken und er trat hinaus.

Ich sehe diesen gebrochenen, unglücklichen Mann genau.

Er saß dort mit geschlossene Augen und hörte das leise Rascheln der Blätter, versuchte mit dem Baum zu reden, doch sein Körper wollte ihm nur noch schwer gehorchen.

... obwohl er zum Kommunizieren keinen intakten Körper bräuchte, oder ?

Seit Atem war flach und schnell und sein Herz lief unrund wie ein verbogenes Rad auf eine schadhafte Achse.

Das ist ein komisches Bild, dreht sich doch das Herz gar nicht. Aber ich mag den Vergleich trotzdem.

Sein Arzt hatte ihn bereits vorgewarnt, hatte ihm geduldig erklärt, dass sein Gesundheitszustand mittlerweile kritisch war, dass das Herz ohne die notwendige Operation nicht mehr lange arbeiten würde. ‚Wer will denn schon ewig leben‘ hatte er gebrummt und er hatte er den Arzt nicht mehr aufgesucht. Seitdem hatte er sich nur noch unwohl gefühlt, nicht etwa weil sein Körper sich auflöste (denn das war der natürliche Lauf der Dinge und zu sterben war nur eine Notwendigkeit, die das Geborensein mit sich brachte), unwohl fühlte er sich weil die Diagnose ihm nur noch mehr den Stempel der Unbrauchbarkeit aufdrückte und er mit seiner winzigen Rente seiner Tochter schon genug zur Last fiel.

Sehr passend, diese Lebensphilosophie einzubauen. Und deswegen benötige ich selbst den Zusatz in Klammern gar nicht, der doch etwas nach Lehrbuch klingt. Zumal ich dem alten Mann eher folge, sich wertlos und zur Last fallend betrachte.

Sie war so klein die Rente, dass das Leben des Baumes da tatsächlich einen großen Unterschied gemacht hätte und da hoffte der alte Mann, dass der Baum das verstehen würde.

Obwohl ihn das eigentlich in Anbetracht seines gesundheitzustands eher gleichgültig sein könnte, es sei denn er denkt an seine Tochter natürlich.

Nach langen Monaten unterdrückter Wut kaufte ihm seine Frau eine Flasche Korn, diese eine Flasche setzte sie ihm wortlos auf dem Tisch und ihm wurde es augenblicklich warm ums Herz. Eine tüchtige, gute Frau hatte er und nie hatte er daran gezweifelt.

Wie bedauerlich und klein er sich fühlt.

Er war aber nicht maßlos in seiner Trunksucht, er mochte es nur still am Zaun unter der Akazie zu sitzen und die Kirchengasse zu beobachten, dabei trank er manchmal aus einer Kaffeetasse winzige Schlücke und der Alkohol erwärmte seinen Magen.

Du zeigst einen liebenswerten Mann, der es als einfacher Mann wohl nicht besser weiß.

Untüchtig jedoch wie er war, hatte er immer einen Grund anzuführen, der ihn daran hinderte von dort weg zu gehen und siebzig Jahre waren schon vergangen, ohne dass er je mit Bestimmtheit sagen konnte, was dieses „etwas“ wirklich war.

Ist es so, dass man weggehen muss, um tüchtig zu sein?

Die Tochter war arbeitsam und nie zuhause, immerzu bemühte sie sich etwas zu erreichen, wechselte ständig den Beruf und fand nie Zeit eine Familie zu gründen. Trotzdem hatte sie dauernd Geldsorgen und mittlerweile zwei Jobs und der alte Mann dachte oft darüber nach, dass es besser für sie wäre einfach still zu halten, die Aufregung abzuschütteln und mit ihm gemeinsam unter der Akazie zu sitzen. ‚Um Gottes Willen, soll ich etwa so werden wie du?‘ hatte sie ihm an den Kopf geworfen und von da an hatte er sich nicht mehr in ihrem Leben eingemischt. Aber unbrauchbar hatte er sich dabei gefühlt, unbrauchbar und geschwätzig wie die Krähen im Blätterdach der Akazie, die ununterbrochen Streit suchten und von jedem außer ihresgleichen mit Mißmut wahrgenommen wurden.

Das ist ein gutes Gegenbild und dennoch keine Lösung, auch dass du die Vögel wieder mit einbeziehst empfinde ich klug und konsequent.

Es war ein ungewohnter Anblick von dort wo er jetzt saß, stets hatte er das Haus hinter sich gehabt und ihn hatte immer nur die Strasse interessiert. Wie zum ersten Mal sah er das winzige Häuschen eingemummt in hochwachsenden Efeu, sah die Obstbäume, die seine Frau gepflegt hatte.

Es ist wohl so, dass man nach vorne schaut auf die anderen und nicht wahrnimmt, was man hat, was einen schützt und stärkt.

Es gab noch mehr Obstbäume hinter dem Haus, Apfel-, Pflaumen- und Kirschbäumen. Doch keiner davon hatte es geschafft so lange zu leben wie die Akazie an der Strasse, die Akazie, die jeden anderen Baum im Garten überragte und mächtig und stolz ihre Äste ausstreckte.

Ich mag es sehr, dass du immer wieder die Balance zur Natur einbringst. Hier die Obstbäume mit ihren Erträgen und dem kürzeren Leben, dort die kräftige Akazie, die passiv den Vögeln ein Heim beschert.

Jedes Jahr tat seine Frau den Obstbäumen Gewalt an und beschnitt sie, schränkte ihren Wachstum und ihre natürliche Freiheit ein und wenn sie Früchte trugen, dann brachen manchmal ganze Äste unter der Last ihrer Arbeit.

Nicht alle Mühen lohnen sich scheinbar. Ich mag es, was du zeigst in aller Einfachheit. Und weil du das alles so gut machst, bräuchte ich das Folgenden gar nicht.

Die Akazie aber, die stand noch da und das obwohl sie weder Früchte trug, noch irgendeinen anderen Nutzen vorzuweisen hatte. Verdreht war diese Welt und wehe dem, der den eigentlichen Sinn dahinter erkannte.

Sie sprachen mit der Tochter des Hauses, eine dreißigjährige Blonde mit spärrliches Haar und verwaschene, blaue Augen.

Warum ich jetzt wissen muss, dass die blond und dreißig ist, weiss ich gar nicht, lediglich, dass sie wohl die Augen ihres Vaters hat.

Der alte Mann war nicht mehr da und noch war sie mit den Formalitäten seines Ablebens beschäftigt.

Das ist schön, nicht mehr da zu sein bedeutet ja nicht, nicht woanders sein zu können.

Nachdem der Wagen abgefahren war, trat Stille in der Kirchengasse ein. Ein leichter Wind erhob sich von der Hauptstrasse, Staub und driftende Insekten tauchten in der Helligkeit der Strasse kurz auf und verloren sich sogleich in den Gärten der Einfamilienhäuser. Es war ein sonniger und friedlicher Morgen, die Luft roch warm nach Sommer und die Akazie an der Strasse raschelte sanft ihre Blätter. Unvermittelt hoben die Krähen im Blätterdach ein Geschrei an, dabei war ihr Gekrächze rauh und reibend wie ein schadhaftes Getriebe.

Ein schönes Ende für diese Geschichte und ich denke noch eine Weile darüber nach, wie die Tochter sich für ihr weiteres Leben entscheiden wird und was sie aus alldem mitnehmen kann.

Ich habe deine kleine, feine Geschichte sehr gerne gelesen. Du hast Essentielles in eine 'unbedeutende' Handlung gesteckt. Wie es eben so ist: Alles ist in allem.

Vielen Dank und ich wünschte, mehr von dir hier zu lesen, damit ich davon auch profitieren kann.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Der Baum ragte riesig am Ende des Gartens und nur sein Wipfel schwankte bedächtig hin und her. Weit oben in der Krone nisteten einige Krähen, es war heiß und keine davon verspürte das Bedürfnis nach Bewegung. Lediglich ein kurzes Krächzen ließen sie manchmal ertönen, etwa wenn ein Greifvogel in der Nähe war. Ansonsten waren diese Krähen laute, streitsüchtige Taugenichtse und nicht nur einmal hatten sich die Nachbarn über sie beschwert. Der alte Mann wollte aber nichts davon wissen, für ihn waren Krähen außergewöhnliche Vögel. Wer sie einmal kennenlernte, der kam nicht umhin[,] ihre Intelligenz und ihren Gemeinschaftssinn zu respektieren.

Und recht hat er, der alte Mann, Rabenvögel sind Klugscheißer und wie nebenbei soziale Tiere und den größten Exemplaren, Kolkraben, wird sogar nachgesagt, dass sie Ratgeber des Odin/Wotan gewesen und dass sie treuer sind als der sich am sozialsten gebende Mensch: Einmal für jemanden entschieden, bleiben die monogamen Tiere dem andern ein Leben lang treu, und der bunteste unter den Rabenvögeln, der Eichelhäher kann es sogar mit manchem Papageien aufnehmen.

Warum, so wirstu Dich fragen,

lieber Tanghai ,

gräbt der nun Deinen Erstling aus?

Weil in der Geschichte ein ganzes Leben verpackt ist, vordergründig ausgebreitet um die miteinander verknüpften Schicksale eines dem Trunke nicht abgeneigten alten Mannes und dem Schicksal einer alten Akazie als potentiellem Kubikmeter Holz (m. W. ein Ausdruck, der weniger von den Grünen - die ja auch auf wirtschaftliche Nutzung und somit Ausbeutungder Wälder aus sind wie der geschäftstüchtige ForstWIRT - als von Heinrich Heine verwendet in der Harzwanderung), tatsächlich um soziale Beziehungen bis hin zu Geschäft und der Nähe des Tausches zur Täuschung.

Aber ich erzähl grundsätzlich keine Geschichten nach - zum einen ist mein Gedächtnis in Ordnung - Dinge, die mich nicht interessieren wie etwa Radio und/oder Lady Gaga finden darin keinen Platz - und es ist was für die Schulbank, um Gedächtnis und Sprachfähigkeit der lieben Kleinen zu trainieren und nicht von Bildschirmen abhängig zu werden.

Aber der wichtigere Grund ist, dass der Erstling mehr über das naturgegebene Talent verrät als alle Zweit- und Drittlinge zusammen - und selbst wenn meine Vorredner (Vorschreiber wäre dann doch das unpassende Wort) schon kräftig mitgewirkt haben, es ist noch einiges zu bewältigen. Dabei werd ich mich auf jeden ersten Auftritt eines Schnitzers beschränken, weil ich mir sicher bin, dass Du mit Modellen arbeiten kannst.

Der erste Schnitzer findet sich - trotz aller Bemühungen um Rechtschreibung und Zeichensetzung - im Eingangszitat, wenn der letzte Infinitivsatz

Wer sie einmal kennenlernte, der kam nicht umhin[,] ihre Intelligenz und ihren Gemeinschaftssinn zu respektieren.
verpasst wird.

Grundsätzlich sind Infinitive seit dieser immer wieder korrigierten (letzte Auflage der Korrekturen erfolgte 2017, formal mit der Einführung des "ß" als Großbuchstaben - was natürlich als Sieg der Vernunft gefeiert wurde und auch ein bisschen ist, stand doch auch zur Debatte, diese urdeutscheste aller Buchstabenkreationen abzuschaffen - ) Rechtschreibreform vom Komma befreit, stattdessen gibt es Ausnahmen, zu denen ein Komma gesetzt weden muss, eben wenn die Infinitivgruppe (zu respektieren) von einem Substantiv abhängig ist - und in dem Satz hastu gleich zwo ...
(Nur zum Einüben, der nächste gleichgeartete Fall tritt im Taktgefühl des Forstwirtes ein ...)

Aber auch das Verb "ragen" im

Der Baum ragte riesig ...
kommt nicht ohne Adverb aus, es ragt auf, aus, über, gar empor etc. Musstu selber noch mal schauen, was passt und Dir gefällt. Es muss nicht mir gefallen, was Du schreibst, sondrn zuvorderst Dir selber!

Aber der erste Fehler überhaupt findet sich in der Überschrift

Die Akazie an der Strasse
und - da ich gerade übers "ß" geplaudert habe, wirstu selbst erkennen, wo die Straße langläuft - und Du hast es ja auf der Tastatur, wie das Eingangszitat aufzeigt im
... , es war heiß ... Krächzen ließen sie manchmal ertönen, ... waren Krähen außergewöhnliche Vögel.
(Die meisten Sprachen kennen das ß nicht und auch auf einer Schweizer Tastatur taucht es nicht auf, denn diese Kantonisten haben einen besonderen Status bei der Rechtschreibreform zugestanden bekommen. Vllt. würden sie sonst Dialekt schreiben - und der ist oft von Dorf zu Dorf unterschiedlich)

Für die Regel eignen sich Fluss und Fuß vorzüglich: Kurze Silbe doppel-s, betont und gedehnt ß (Schloss und Schoß ist auch ein Beispiel)

Wenn Du Dich für die Höflichkeitsform entscheidest, sollte sie auch beibehalten werden

So gesehen entledigen Sie sich des Baumes nicht, ie geben ihm nur einen sinnvollen Zweck ... einen Nutzen sozusagen.“

Hier nun

Ich schätze[,] es werden etwa anderthalbtausend Euro sein.“
prallen zwo Hauptsätze aufeinander und Aufzählungen gleichrangiger Wörter, Wortgruppen und Sätze - ob Haupt- oder Nebensatz, Jacke wie Hose) werden durch Komma getrennt (oder ersatzweise durch eine Konjunktion wie "und" verbunden). Nicht im Regelwerk steht, dass Du gefahrlos auch einen Gedankenstrich statt des Kommas setzen kannst oder aus zwei Sätzen einen machen kannst, hier etwa so "Ich schätze etwa anderthalbtausend Euro"

Es machte auch Sinn, was ...
Eigentlich ein verkapptes Denglish (it makes sin). Wir sehen eher, dass etwas Sinn hat oder sinnvoll ist (also eine Eigenschaft und nicht etwas zu tuendes)"Es/Das ist sinnvoll"

Der Forstwirt setzte ungeschickt den Kugelschreiber ein, hielt den Stift mit den ungeübten Griff eines kleinen Kindes fest.
"mit dem ungeübten Griff", Dativ ("Wemfall") - womit hält er den Griff? - Und gleich noch mal (wo ich gerade mit den korrespondierenden Fragen begonnen hab, halt zur Einübung
, dann folgte er ihn ins Haus.
Wem folgte er ins Haus? "Ihm" ... (Standardfragen: Wo (Dativ) bistu? Im Haus. Wohin (Akkusativ) gehstu? In das .../Ins Haus -
versuch mal selber hier
... hatte die Akazie im Augenschein genommen und ...

Hier
Erneut sah der alte Mann nach dem Baum und ihm war es, als hätte der ...
ist es keineswegs falsch, ein "es" zu setzen, dass ja nicht erst seit der Lutherübersetzung ("Es werde ...") das neutralste Subjekt der Welt ist und folglich auch zum "Objekt" werden kann, aber es ist entbehrlich durch eben den Nebensatz

Die unterschiedlichen Endungen, wie hier

Da senkte er beschämt sein[en] Blick auf den Boden.
musstu einfach üben oder - das wäre im Beispiel die Alternative - den Artikel einzusetzen, denn wessen Blick sollte sich da auf den Boden richten? Oder noch einfacher, sozusagen die Klippe umschiffend: "Da senkte er den Blick zu Boden", eh ein untrüglich' Zeichen der Scham ...

..., den Rücken zur Straße gekehrt und ein Glas kalten Tees in der Hand.
Auch da ist nix falsch, aber das lumpige "kehren" wird ja auch mal zum Fegen genutzt und sogar Eingang in eiine Rollenbezeichnung als "Straßenfeger/-kehrer". Eindeutiger wäre das Verb "wenden", "den Rücken zur Straße gewandt"

Hier nun zeigt sich eine "Ungleichbehandlung" der Konjunktionen im Deutschen - eine ganze Menge ersetzen ein Komma wie das verbindende und oder das trennende oder, nicht aber das begründende weil.

... unwohl fühlte er sich[,] weil die Diagnose ...
So was ist natürlich nur durch Gedächtnis oder Nachschauen zu meistern.

Hier ist mal das Ende eines Infinitivsatzes mit Komma zu beglücken

Es waren menschliche Fehler und dagegen konnte er nichts unternehmen, nichts außer sich darüber zu beklagen[,] und da wurde er streitsüchtig und unumgänglich.
Nicht, dass Du glaubst, ich wäre inkonsequent, ich würde Dich nun mit Infinitivsätzen langweilen. Reiner Zufall,
... hatte er immer einen Grund anzuführen gehabt, der ihn daran hinderte[,] von dort weg zu gehen.
denn "weggehen" ist auch als Infinitiv zusammenzuschreiben (wie auch dieses kleine Monster gerade)

Und hier - wenn wir uns länger kennen, wirstu merken, dass ich auf dem Kreuzzug zur Rettung des Konjunktivs bin, denn den empfehl ich hier

Siebzig Jahre waren schon vergangen, ohne dass er je mit Bestimmtheit sagen konnte, was dieses „etwas“ wirklich war.
fürs Ende: "..., was dieses 'etwas' wirklich sei/wäre", je nach Sicherheit/Zweifel, denn der Konjunktiv hat nix mit der Zeitenfolge, sondern der Potenzialität zu tun und Wahrscheinlichkeiten (pendelt also zwischen Lüge und Wahrheit, denn selbst wenn etwas möglich ist, mus es noch lange nicht sein)

Hier leitet "als" einen vollständigen Satz ein, der folglich von einem andern Satz zu trennen ist

Als seine Frau starb[,] waren ihre kleinen Ersparnisse restlos aufgebraucht ...
(Pass dann auf, in den nächsten Sätzen lauert der Infinitiv ... Aber den kennstu ja schon ... wie auch die Sache mit den Endungen an Pronomen)

Es war ein ungewohnter Anblick von dort[,] wo er jetzt saß, stets ...
(Komma wg. Relativsatz, erkennstu meistens an einem Artikel oder Fragefürwort wie gerade eben, der/das sich zum Relativpronomen wandelt)

Seufzend erinnerte er sich[,] wie sich seine Frau mit dem Garten abgemüht hatte, wie sie die Bäume eigenhändig gepflanzt und großgezogen hatte.
(wie beim vergleichenden "als" leitet auch hier das "wie" einen vollständigen Satz ein. Zudem kannstu (musstu aber nicht, um auch so was mal zu sagen) das "haben" noch weiter einschränken - womit Du ja schon angefangen hast, etwa so "..., wie sich seine Frau mit dem Garten abgemüht und die Bäume eigenhändig gepflanzt und großgezogen hatte."
(im nächsten Satz klappts dann mal an einem Substantiv nicht mit der Endung, und es bleibt nicht die letzte, ... Nur so'n Tipp zu den Bäumen ... und zur Abwechselung danach noch'n Infinitiv ... )

So viel oder wenig für heute vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel,

ich kann Dir nicht sagen wie sehr ich mich freue, dass du mir deine Zeit und Aufmerksamkeit widmest. Mir scheint es, als seist Du jemand, der die Geradlinigkeit bevorzugt und grundsätzlich jede Liebedienerei verabscheut. Nimm' es mir also trotzdem nicht übel, wenn ich nochmals anführe, wie sehr ich Deine Anmerkungen zu schätzen weiss.

Noch bin ich dabei Deinen letzten Kommentar zu bearbeiten und wie versprochen herauszufinden, weshalb die Sachlage es sich so verhält. Da aber dabei mächtig Informationen anfallen, muss ich um ein wenig Schonzeit bitten, bis etwas davon sich festgesetzt hat. Du wirst mir sicherlich nicht widersprechen, wenn ich den Mensch als Widerkäuer bezeichne und auch wenn manchmal Wiederkäuer uns moralisch überlegen sind, die wichtige Nahrung nehmen beide Arten auf gleicher Art zu sich.

Deine Korrektur wird im Text so schnell wie möglich Eingang finden. Ich versuche auch über Deine Bemerkung hinwegzusehen, die meiner Eigenliebe schmeichlt. Umso mehr weiss ich sie aber zu schätzen, da ich gesehen habe wie sachlich Du sonst Texte kommentierst.

Und ja, was Erstlingswerk angeht: zum Feste kommt man doch immer in seinem besten Gewand gekleidet, oder etwa nicht? Da waren schon zwei Versuche nötig, bevor mir die Idee dazu kam.

Liebe Grüße

Tanghai

 

Nix zu danken,

Tanghai,

nimm Dir Zeit und lass Dich weder hetzten noch hetz Dich selber. Du allein bestimmst das Tempo!

Bis gleich

Friedel

 

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