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Die Überraschung

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12.02.2004
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Die Überraschung

Damit war sein Tag gerettet. Er konnte sein Glück gar nicht fassen. Sofort rief er Amy an. Sie meldete sich: „Ja"
„Ich bin's"
„Wer, Ich?"
„Martin"
„Ach so"
„Hast du Zeit?"
„klar"
„um drei?"
„im Café?"
„OK"
„Dann bis dann"
„tschau"
Er guckte auf die Uhr - es war 14:25. Er war grade erst aufgestanden, Zeit für Frühstück blieb ihm nicht, schließlich wollte er sich noch fertig machen Er nahm ein Handtuch, schwang es um seine Hüften und ging ins Bad. Er duschte kalt, wie gewöhnlich. Die Zähne putzte er besonders gründlich, dann rasierte er sich wie immer, natürlich elektrisch. Da Freitag war, suchte er nach dem Aftershave, auf das er einen kleinen Aufkleber mit der Aufschrift „Freitag" geklebt hatte. Dann nahm er auch noch das Deo mit ebenjener Aufschrift und auch das passende Eau de Toilette. Er ging strikt nach seinem morgendlichen Ritual vor, zuerst Deo, dann 5 Tropfen Aftershave und zum Schluß zwei Spritzer Eau de Toilette auf den Hals. Seine Kleidung hatte er bereits am Abend zuvor bereitgelegt, die Hose, die er Freitags zu tragen pflegte, ein Jackett welches er wirklich mochte und sooft es ging anzog - außer natürlich am Wochenende - ein weißes Hemd und Strümpfe.
Zuerst zog er die Strümpfe an, dann das Hemd, gefolgt von Hose, Krawatte und Jackett. Als er das Bad verließ guckte er auf seine Uhr, es war jetzt 14:49 Uhr. Der Bus fuhr gegenüber seines Hauses ab, um 14:52, also schlüpfte er in seine Schuhe, schwarze Lederslipper, und ging zur Tür hinaus. Er schloß von außen ab, zwei mal und lief die Treppe hinab.
Er wohnte zwar im 5. Stock, doch er verabscheute es, den Aufzug zu benutzen, da man sich nie sicher sein konnte, wann dieser ankam.
Unten angelangt ging er zur Tür, vorbei an den Briefkästen, die er aber unbeachtet ließ, denn freitags bekam er keine Post. Er ging hinaus, die Sonne schien, es war mildes Wetter und eine sanfte Brise umspielte seine Haut, als er hinaustrat. Er überquerte die Straße und stellte sich an die Haltestelle. Er blickte auf die Uhr, als im selben Moment der Bus um die Ecke bog - es war 14:52.
Er stieg ein. „Guten Tag, wohin möchten sie?" fragte der Fahrer. „Oh, ich habe schon eine Karte", sagte Martin und griff in seine Hosentasche, holte seine Portemonnaie heraus, lies es aufklappen und zeigte dem Fahrer seine Monatsfahrkarte. Nun lies dieser ihn vorbei und er ging zu einem freien Platz in der Mitte und setzte sich hin. Es war ein Fensterplatz mit Blick nach vorne; seit er als Kind mit dem Bus zur Schule fuhr saß er nie anders, immer in der Mitte, immer ein Sitz am Fenster und immer mit Blick vorraus.
Er betrachtete die Häuser, die draußen vorbeiflogen, wie die ersten Sonnenstrahlen des Jahres sich an den Fenstern und Autos brachen, alles hell erleuchtet als hätte sich gleichsam ein glitzernder, funkelnder Teppich aus Licht über die Welt gelegt.
Beinahe hätte er seine Station, die Zweite, verpasst, so hatte er sich in diesem Gedanken verloren. Erst als der Bus schon stand registrierte er, wo er war, sprang auf und hastete hinaus. Dieser Aussetzer wunderte und ärgerte ihn, gleichwohl war er ob der neuen Ereignisse so gut gelaunt, dass er sich den Fehler verzieh und froh gen Café strebte.
Es lag eine Straßenecke weiter, in einer unscheinbaren Gegend, in der alle Häuser eckige, nahezu plumpe Backsteinklötze aus der Zeit der Industrialisierung waren. Doch nur auf manchen sah man noch den Ruß, den die verbrannte Kohle vor Jahrzehnten wie einen Schleier über die Landschaft gelegt hatte - erst vor wenigen Jahren waren die meisten der Häuser hier renoviert worden.
In eben einem jener Gebäude befand sich das Café, dessen Inneneinrichtung einen klaren Kontrast zum unscheinbaren Äußeren zeichnete. Alles war sehr stilvoll, mit viel Leder und Kerzenschein ausgestattet, so daß sich eine warme, heimelige Atmosphäre verbreitete.
Als er zur Tür hineintrat,flog ihm ein Gewirr von Stimmen entgegen, die Wortfetzen drangen von vielen Tischen an sein Ohr, wo sie sich in ein wahrhaftes Stimmengewitter verwandelten. Nahezu alle Tische waren besetzt, er sah unbekannte Gesichter, einige die er bereits vormals gesehen hatte, mit denen er jedoch nie ein Wort gesprochen hatte und eines, welches er gut kannte: Es war Amy, die schon an einem kleinen Ecktisch saß. Die Bedienung begrüßte ihn, und fragte, ob sie ihn an einen Tisch führen dürfe, er jedoch verneinte und ging zu Amy. Als diese ihn sah, stand sie auf, ein Lächeln auf den Lippen und umarmte ihn. "Na du, wie geht es dir", fragte sie. "Sehr gut", den Grund jedoch nannte er nicht. Er hatte sich vorgenommen, ihn erst später als Höhepunkt des Nachmittags nur beiläufig zu erwähnen, nur um ihre Überraschung noch zu steigern.
Die Kellnerin kam und fragte, was sie ihm bringen dürfe - Amy hatte bereits zuvor einen Kaffee bestellt - und er orderte einen Cappucino, sein Stammgetränk hier.
Amy und er unterhielten sich eine ganze Weile darüber, wie schön das Wetter heute war, was sie in den letzten Tagen gemacht hatten und andere Belanglosigkeiten - bis sein Cappucino gebracht wurde. Als er den Zucker aufriss und in die Tasse goß, entstand ein kurze Pause im Gespräch - zwar nur von wenigen Sekunden Dauer - aber dennoch lang genug, dass Amy aufeinmal anfing, sich zu wundern warum er überhaupt hier war - war Donnerstag doch normalerweise der Tag, an dem er zuerst ins Schwimmbad ging, und den Rest des Tages in der Bibliothek verbrachte. Es musste etwas besonderes dahinterstecken, etwas wahrhaft wichtiges, da er seine Pläne für gewöhnlich nicht einfach über den Haufen warf.
Die Neugier hatte sie gepackt, etwas derart ungewöhnliches weckte ihr Interesse, doch wollte sie (zumindest noch) nicht danach fragen, und so führte sie den Smalltalk auf eben jene Weise fort, wie er im Moment zuvor gestoppt hatte. "Und, wie läuft es mit deinen Urlaubsvorbereitungen?", fragte sie.
Er, selbst von sich beeindruckt, dass sie ihm sein Hochgefühl nicht ansah, erklärte ihr, dass alles zum Besten stünde, schon alles gebucht sei, seitdem er letztes Jahr aus Italien zurückgekehrt war und er glücklich sei, einen so schönen Ort zu haben, in dem er schon seit Jahren jeden Sommer seinen Urlaub verbringen würde - genau genommen seit dem ersten Urlaub mit seinen Eltern.
Während er diese Worte sprach, wuchs in Amy beständig die Neugierde, der Reiz, endlich zu erfahren, was ihn hierher getrieben hatte - welche Überraschung er noch für sie parat hatte.
So gespannt war sie bereits, dass seine Worte nur noch an ihr vorbeistreiften, sie zwar seine Stimme hörte, die Worte jedoch nicht verarbeitete. Sie entschloss sich, dass Gespräch behutsam in diese Richtung zu lenken. "Schade dass donnerstags nie etwas vernünftiges im Fernsehen läuft, dabei hätte ich heute so Lust auf einen guten Film".
Kaum hatte sie dies gesagt, begann er herzhaft zu lachen. Wollte sie ihn nur unterhalten oder war sie wirklich so verwirrt, dass sie nicht wusste, dass heute Freitag war. "Aber Amy, heute ist doch Freitag", sagte er. "Da muss ich dich leider enttäuschen, heute ist ganz sicher Donnerstag."
Zuerst dachte sie zwar, es sei ihr Fehler, wusste er in solchen Dingen doch immer Bescheid, welcher Wochentag war, welches Datum und wo der Mond grade stand, doch dann erinnerte sie sich an die "Guten Morgen!"-Radiosendung, die sie heute gehört hatte - es war definitiv Donnerstag.
"Nun, dass können wir einfach herausfinden", sagte er und rief die Kellnerin zum Tisch. Er fragte sie nach dem heutigen Tage und als auch sie sagte, dass heute Donnerstag sei, verfinsterte sich seine Miene. "Ihr törichtes Volk, wisst noch nichteinmal den Wochentag". Seine Stimme erschreckte Amy, wohnte ihr doch eine Aggressivität inne, die sie von ihm nicht kannte.
Auch der Herr vom Nachbartisch - er musste das Gespräch mitbekommen haben - pflichtete ihr und der Kellnerin bei, sagte es sei sicher Donnerstag und hielt seine Zeitung zu ihrem Tisch hinüber, so dass beide lesen konnten, was auf dem Titelblatt stand: D O N N E R S T A G - in dicken, schwarzen Lettern.
"Dann ist es eben die Zeitung von Gestern!", sagte er. Er sagte es so, wie Amy es von kleinen Kindern kannte, wenn die ernüchternde Realität grade dabei war eine ihrer träumerischen Seifenblasen zu zerplatzen - sie es jedoch nicht wahrhaben wollen, ihnen aber nichts ausser einer patzigen Antwort nichts einfällt.
Martin sprang auf, sein Gesicht rot angelaufen, gezeichnet von Zorn; dabei schmiss er den Stuhl um, der laute Knall zog auch die Aufmerksamkeit der letzten Gäste auf sich. "Ihr Lügner, ihr Ignoranten", rief er noch und stürmte vor Wut schnaubend hinaus - Amy jedoch meinte auch einen Anflug von Angst oder Panik in seinen Augen gesehen zu haben.
Sie entschuldigte sich bei der Bedienung - die, schockiert über das eben erlebte - immer noch an ihrem Platz stand, drückte ihr 20€ in die Hand und eilte ihm nach - grade noch sah sie ihn um die Ecke biegen, die zum Stadtplatz führte. Sie lief ihm nach, so schnell sie konnte, wusste aber, dass sie keine Chance haben würde, ihn einzuholen. Schon außer Atem erreichte sie die Ecke und erschrak über das Schauspiel, dass sich ihr dort darbot. Martin lief, sich fortwährend um die eigene Achse drehend, über den Platz und fragte jeden der Passanten nach dem heutigen Tage. Mit jeder Antwort die er erhielt, schien sich sein Zustand zu verschlimmern - er wirkte bereits rasend. Sein Gesicht war über und über rot und seine Stimme bebte, als er schrie: "Seht ein, es ist Freitag! Freitag! Dummes Pack". Sie war schockiert, eilte ihm entgegen, rief seinen Namen, wollte ihn zur Räson bringen, doch er reagierte nicht, schien besessen - unansprechbar - von Sinnen.
Auf einmal lief er weiter, sie eilte ihm nach, spürte das Pumpen ihres Herzens wie das grausame, dumpfe Echo ihres Schrittes, als sie erkannte, wohin er lief - geradewegs auf sein Haus zu. Er war schon an der Straße - überquerte sie ohne Rücksicht auf die Autos, die grade noch bremsen konnten, bevor sie ihn von der Straße gefegt hätten. Von der anderen Straßenseite sah sie, wie er die Tür aufschloss, die Ampel wurde grün und als sie in der Mitte der Straße war, hielt er zwei Briefe in der Hand, die er soeben aus seinem Postkasten geholt hatte.

 

Hallo,
interessanter Inhalt, ein Pedant, der durchdreht, als er erkennt, dass er sich im Wochentag geirrt hat. Das einzige, was du noch hättest erwähnen können, ist das Hochgefühl. Davon ist mehrmals die Rede, doch weiß der Leser nicht, was es ist.
Stilistisch und sprachlich fand ich deine Geschichte dann leider nicht ganz überzeugend, du solltest sie dir noch einmal vornehmen, und sie zumindest Korrektur lesen, da noch einige Fehler zu finden sind. Hierfür habe ich dir auch mal eine Liste breit gestellt:

ging ins Bad
ins Bad hast du gerade erst benutzt, guck doch mal, ob du eine andere Wendung findest
Da Freitag war
Komma nach war
die Hose die er Freitags zu tragen pflegte
ein Komma vor die
ein Jackett welches er wirklich mochte und sooft es ging anzog - ausser natürlich am Wochenende -
ein Jacket, das er wirklich mochte und sooft es ging anzog, außer natürlich am Wochenende,
und die Treppe hinab
,und lief die Treppe hinab
den Aufzug zu benutzen
Komma davor
wann dieser ankommt
ankam
die er aber unbeachtet ließ
ohne aber
denn Freitags bekam er keine Post
freitags
es war mildes Wetter und eine sanfte Brise umspielte seine Haut als er hinaustrat
"Das Wetter war milde", außerdem Komma vor "als"
Er stieg ein
Punkt danach
fragte der Fahrer
ebenfalls
einige die er bereits vormals gesehen hatte, jedoch nie ein Wort mit ihnen gesprochen hatte
einige, die er schon einmal gesehen, jedoch die nie ein Wort mit ihnen gewechselt hatte
welches er gut kannte,
das er gut kannte - und Punkt danach
was sie ihm bringen dürfe
Komma davor
wie schön das Wetter heute war
Komma davor
der Reiz endlich zu erfahren
Komma vor endlich
- welche Überraschung er noch für die parat hatte.
Komma statt Bindestrich, und sie statt die
Schade dass Donnerstags
Schade, dass donnerstags
wusste er in solchen doch immer Bescheid
in solchen solltest du streichen, es ergibt sonst keinen Sinn

Fazit: Überarbeitungswürdig, da der Inhalt durchaus gut ist

Gruß
Arthuriel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Thomas,
mir hat die Geschichte gut gefallen, anfangs zumindest. Wie gut du den Protagonisten beschreibst und ohne zu übertreiben eine schöne bildhafte Sprache benutzt(den kleinen Macken hat sich Arthuriel ja schon angenommen). Es baut sich eine starke Spannung auf und bleibt wenn ich es recht verstehe unbeantwortet. Was war das für eine Überaschung? Und: Ist er lediglich über seinen Irrtum so außer Rand und Band, oder ist etwas zu Nichte gegangen was unwiderbringlich ist?
Gruß, Lasius

(:rolleyes: Hab noch ein "und" fürs verständnis eingefügt)

 

Die Überraschung muss doch etwas positives sein, oder habe ich das missverstanden? Der Prot freut sich doch die ganze Zeit darauf, es zu erzählen, und ist auch morgens schon gut gelaunt darüber.

 

Erstmal danke für die Fehlersuche, war beim abschreiben ein wenig müde... :D
Hab aber schon alles verbessert.

Das die eigentliche Überraschung/positive Sache, nicht erwähnt wird, ist schon Absicht, da sie ja, wie alles Übrige auf einmal total in den Hintergrund rutscht und nur der Irrtum wichtig wird.

Gruß, Thomas

 

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