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Dich in den Armen zu halten, ist, als hielte ich die Sommersonne
Ein kleines Haus im Grünen, ein Garten, der dieses Haus umgibt, ein weißes Gartentörchen mit einem Rundbogen aus Heckengrün darüber, weiße Fensterläden und ein süßer Balkon auf der Rückseite. Die Sonne lachte fröhlich an diesem Tag, als freue sie sich mit mir. Es sollte mein neues Heim sein, eine WG, ein Einfamilienhaus, ein Garten! Es war wunderschön. Der warme Sommer in diesem Jahr brachte viele gemeinsame Abende mit meinen Mitbewohnern mit sich. Mal saßen wir im Garten und manchmal auch in der Küche. Eines Abends geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte.
An diesem Abend haben wir lange in der WG-Küche gesessen und uns unterhalten . Es ist eine sehr gemütliche Küche, darüber sind sich alle Besucher einig. Sie ist nicht sehr groß, schmal, aber in der einen Ecke, direkt am Fenster, hat ein geräumiger Tisch mit einer Bank und zwei Stühlen gut Platz. Eine Schiebtür mit Fenster trennt sie von dem Flur und auf dem Holzsims über dieser Schiebetür stehen lustige Figuren, Spielzeug, altes und neues.
Es war meine zweite Woche in der neuen WG und der erste Abend, an dem wir alle drei zusammen waren.
Wir tranken Wein und Schnaps und dann tranken wir Portwein. Die ganze Flasche... Daniela ging schlafen und Thomas zeigte mir Photos von seinen Brüdern im Internet. Sein Zimmer. Kleider, Hemden, Jackets auf einer Kleiderstange. Am Ende ein Hut. Klavierklänge. Ein offenes Fenster, der Rahmen aus weiß lackiertem Holz, die Aussicht am Tag grün. Bilder an den Wänden. Von ihm. Farbe auf dem Boden. Eine leere Espressotasse auf dem alten Tisch an der Wand. Das Bett mit weißem Leinen überzogen.
Wir saßen dort, an seinem Computer, die kleine Lampe neben seinem Bett- die selbstgebastelte aus lackiertem Wellblech- erleuchtete das Zimmer in einem warmen, gelb-roten Licht. Die Balkontür stand einen Spalt offen, die Grillen zirpten, so wie beinahe jeden Abend dieses Sommers und die nun kühle Abendluft mischte sich mit der gestandenen, rauchgeschwängerten Luft des Zimmers. Ich weiß nicht wie wir darauf kamen, aber wir machten Photos von uns mit der pccam, erst nur von ihm und von mir. Er saß auf seinem Schreibtischstuhl und ich kniete neben ihm auf dem Boden. Wir waren uns zwar nah, aber doch immer noch sehr weit von einander entfernt. Irgendwann machten wir auch Photos von uns beiden zusammen, wir rückten noch näher zueinander bis sich unsere Gesichter berührten und seine Wange an meiner lag .Ich spürte seinen Atem an meiner Haut, er neigte den Kopf, seine Lippen berührten meinen Hals, gruben sich in meine Haare, küssten meinen Nacken...in mir breitete sich ein wohlig warmes Gefühl aus, ich dachte nichts , ich fühlte nur noch seine Berührung, so intensiv, das Verlangen in dieser Berührung zu versinken...unsere Körper folgten diesem Verlangen wie automatisch, suchend nach Nähe, pressten sie sich ich immer weiter aneinander. Er wandte sich mir zu, leidenschaftlich und neugierig wanderten unsere Hände über unsere Körper und unsere Lippen verschmolzen zu einem Kuss, der so wundervoll war, dass er niemals enden sollte. . . . . Wir liebten uns leidenschaftlich und zärtlich bis die Sonne aufging. Wir lagen da, glücklich, irgendwie, stumm vor Zufriedenheit und Sprachlosigkeit über ein unerwartetes und dennoch wunderschönes Erlebnis, das sich in einer lauen Sommernacht, nach 2 Flaschen Wein, ereignet hatte. Ich war müde, aber ich spürte immer noch dieses wohlige Gefühl in mir, ich wollte weiter bei ihm sein, neben ihm liegen, aufwachen und ihn bei mir spüren. Er schlief ein und ich sah ihm einen Moment beim Schlafen zu, er sieht so süß aus, wenn er schläft. Ich hatte ein gutes Gefühl, aber ich ging in mein Zimmer, um dort zu schlafen. Ich war verwirrt, aber eins wusste ich, dass es nur diese Nacht war, die wir zusammen verbrachten, und dass es nie mehr sein würde. Es war zu schön, um wahr zu sein.
Ein paar Stunden später kam er in mein Zimmer, küsste mich wach und legte meine Sachen auf einen Stuhl. In meinem Slip, ganz oben auf dem Stapel, war eine rosa Rose eingeschlagen. Es war noch früh, aber er war wach geworden und konnte wohl nicht mehr schlafen. Ich war es auch: wach und trotz des Alkohols und der wenigen Stunden Schlaf hatte ich immer noch dieses wohlige Gefühl, welches sich aber immer mehr mit Verwirrung mischte. Ich war mir so sicher, dass die Nähe zwischen uns mit dem Ende dieser Nacht vorbei sein musste, aber sie war es nicht, nicht in mir drin, denn dort war er mir immer noch ganz nah. Ich stieg aus meinem Bett, wach, als wäre ich nie zu Bett gegangen, kramte in meinem Kleiderschrank, suchend nach Teile, verschollen in den ewigen Abgründen meiner ach so geliebten „Ordnung“ und packte alles für den allmorgendlichen Gang ins Badezimmer zusammen. Frisch aus der Dusche, rein in die Kleider, Schlüssel in die Hand war ich schon unterwegs zum Bäcker um die Ecke, um Brötchen für das gemeinsame WG-Frühstück zu holen. Er dachte ich würde noch schlafen, er kam mir auf meinem Rückweg vom Bäcker entgegen und wollte ebenfalls Brötchen holen. Wir küssten uns auf die Wangen, Begrüßungsküsse, aber so ehrlich. . dann fuhr er weiter. Wenn wir uns allein trafen- kurz , in meinem Zimmer oder in seinem- küssten wir uns, umarmten uns und doch war klar, dass die Nacht vorbei war...irgendwie... Wir sprachen darüber. In seinem Zimmer. Ich saß auf seinem Bett und er lief im Zimmer umher, auf und ab, lächelte, ja er strahlte, dann setzte er sich neben mich und sah mich an. Ich dachte an Daniela. Es ist doof so- heimlich-, fanden wir. Es ist in Ordnung nicht mehr darüber zu sprechen, beschlossen wir. Wir waren uns einig. Sag mir, wenn es dir nicht gut geht, meinte er. Ich bin verwirrt, so unglaublich verwirrt, aber es ist gut so, wirklich gut so, versprach ich. Aber ich glaubte es nicht.
Wir waren uns in diesem Sommer noch sehr oft sehr nah, jede Situation, die uns zusammenführte war so einzigartig, so aufregend und wunderschön. Er ließ mich fühlen wie eine schöne, begehrenswerte Prinzessin in einem Märchen. Und wenn ich die Augen schließe, fühle ich heute noch immer das, was ich damals fühlte. Eine leidenschaftliche Liebe, die ich danach nie wieder fand..........