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Deutschland sucht den Super-Diktator

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02.06.2001
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Deutschland sucht den Super-Diktator

„Wunderschönen guten Abend, liebe Radiohörer! Ich melde mich heute wieder direkt aus der Reichshalle in Berlin, wo es in die dritte und entscheidende Qualifikationsrunde zur Endausscheidung für ‚Großdeutschland sucht den Superdiktator’ geht.
Falls Sie unsere letzten Sendungen nicht hören konnten oder wollten, weil Sie verbotener Weise BBC hörten, hier noch einmal die wichtigsten Entscheidungen in aller Kürze: In einem spannenden Stichkampf rang Mao Tse-tung seinen schärfsten Rivalen Dschinghis Khan nieder. Sein langer Marsch hatte damals die Jury sichtlich beeindruckt. In der ersten Runde hatte Publikumsliebling und Frauenschwarm Napoleon Bonaparte leichtes Spiel mit seinen Konkurrenten. Als bekennender Menschenfresser büßte der etwas lethargisch wirkende Idi Amin entscheidende Sympathiepunkte ein. Selbst mit seinen anti-semitischen Parolen konnte er nicht mehr Boden gut machen.
Völlig von der Rolle zeigte sich Überraschungs-Qualifikant Francisco Pizarro: Nachdem er auf Grund seiner Leseunkundigkeit die Reichshalle nicht gefunden hatte, konnte er den bohrenden Fragen der Jury nicht folgen und sorgte ein ums andere Mal für ungewollte Heiterkeit. Etwa, indem er die von ihm vernichtete Inka-Kultur mit der aztekischen verwechselte und sich nicht mehr erinnern konnte, welchen Inka-Herrscher er heimtückisch ermorden hatte lassen.
Aber wozu in die Vergangenheit schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt. Ich freue mich, dass die Jury auch an diesem Abend wieder vollzählig ist. Wilhelm der Zweite, Kaiser von Deutschland, beweist sein staatsmännisches Auftreten mit einer tadellosen Ausgehuniform und von seinen Speichelleckern auf Hochglanz gewichsten Stiefeln.
Zu seiner Rechten George W. Bush aus den erst kürzlich wieder vereinigten Staaten. Auch er tadellos gewandet, sieht man von dem ‚Fuck Moore’-Sticker auf der Brust ab.
Und natürlich auch dieses Mal wieder mit dabei: Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus, besser bekannt als Nero. Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten: Gott sei Dank hat er seine Harfe nicht mit dabei.
Aber widmen wir uns nun den Kandidaten, denn Sie sind die Helden dieses Abends. Als Erster betritt ein gebürtiger Österreicher den Saal. In letzter Zeit ist es ja etwas still um ihn geworden. Doch dank seiner Rhetorik hat er wieder den Anschluss nach oben geschafft.
Schönen guten Abend. Wollen Sie sich kurz unseren Hörern und unserer Jury vorstellen?“

„Äch bän der Fürrer!“

„Ich bin mir sicher, Sie alle haben ihn gleich an der Stimme erkannt … Ja, Herr Nero? Sie wollten etwas sagen?“

„Wenn ich das so frei sagen darf: Vom Singen rate ich mit dieser Stimme ab.“

„Haha, immer zu einem Späßchen aufgelegt, werter Kaiser! Aber zurück zu Ihnen, Adolf. Ich darf doch Adolf sagen? Was sind Ihre Beweggründe, bei unserer Sendung mitzumachen?“

„Äch brauche das Gäld.“

„Na, immerhin sind Sie ehrlich! Haha. Ja, werter Kaiser Wilhelm, Sie möchten anfangen?“

„Gerne. Waren Sie denn schon mal Diktator? Haben Sie Referenzen?“

„Jawohl. Äch saß wegen versuchten Putsches im Gefängnis.“

„Oh, das imponiert mir! Haben Sie sich dort weiterbilden können? Ist Ihre Menschenverachtung in dieser Zeit gestiegen?“

„Durchaus. Äch habe ein Buch geschrieben, das jeder läsen muss, falls äch gewinne.“

„Interessant! Welchen Titel trägt es? Kann man es bereits erwerben?“

„Äs heißt ‚Nichts als mein Kampf’ und hat noch keinen Verläger gefunden, da das teutsche Verlagswesen in Händen der jüdischen Verschwärer ist.“

„Harte Bandagen, die Sie da gleich einbringen, Adolf. Ich glaube, Mister Bush hat eine Frage.“

„Indeed, Sir. Wie stehen Sie zum Thema Massenvernichtungswaffen?“

„Äch wärde mäch bemühen, möglichst viele davon härzuställen.“

„Brauchen Sie welche? Ich könnte Ihnen da ein tolles Angebot-“

„Haha, George! Wir wissen, dass Sie ein tüchtiger Geschäftsmann sind. Aber bitte bereden Sie das erst nach der Show. Ich gebe weiter an Nero.“

„Ja, ich hätte da eine Frage: Angenommen, jemand würde den Reichtstag anzünden. Wem würden Sie die Schuld unterjubeln?“

„Natürlich dän Kommunisten!“

„Oh. Ist das so eine Sekte wie die Christen?“

„Verzeihung, da muss ich jetzt eingreifen! Unser nächster Kandidat ist Kommunist. Ich würde es nicht gut finden, das Publikum zu manipulieren mit solchen Themen.“

„Scusi. Ich ändere meine Frage ab: Welche künstlerischen Fähigkeiten besitzen Sie?“

„Äch male. Abär diese jüdischen Verschwörer haben mein Talent abgestritten.“

„Well, darf ich noch eine Frage stellen? Glauben Sie es ist nötig, die Mehrheit der Stimmen zu erreichen, um das höchste Staatsamt zu bekleiden?“

„Natürlich nächt, Herrr Busch! Äch wärde das Ergebnis einfach zu meinen Gunstän erklären und alle Kritiker mundtot machen lassän.“

„Son of a Bitch! Sie gefallen mir! Genau so werde ich es auch machen!“

„Wunderbar, dann wären wohl alle Fragen geklärt. Vielen Dank Adolf. Darf ich nun den nächsten Kandidaten hereinbitten? Hallo Josef“

„Hallo.“

„Helfen Sie mir doch mal: Wie spricht man Ihren Namen richtig aus? Dschuga…“i

„Nennen Sie mich einfach Stalin.“

„Ach. Haha, Sie haben bereits jetzt einen Künstlernamen angenommen? Das zeugt von Selbstvertrauen! Bitte stellen Sie Ihre Fragen, werte Jury. Möchten Sie diesmal anfangen, George?“

„Well, nachdem mein Daddy Geschäftsmann ist interessiert mich, welche Art Geschäfte Sie betrieben, Mister Stalin.“

„Ich habe diverse Überfälle organisiert, um meiner Partei zu helfen.“

„Really? Gibt’s bei Ihnen keine als Spenden getarnten Schmiergelder?“

„In Sowjetunion gibt es keine Korruption. So etwas gibt es nur im dekadenten Westen.“

„Was Sie nicht sagen! Ich werde das den Geheimdienst prüfen lassen.“

„Verzeihung, ich glaube, Nero hat eine Frage.“

„Herr Stalin, ließen Sie Kritiker umbringen oder haben es zumindest angedacht?“

„Oh ja. Ich ließ Trotzki in Mexiko ermorden.“

„Mexiko? Ich möchte keine Missstimmung in die Runde bringen. Aber für mich klingt das so ein wenig, als wären Sie zu feige gewesen, ihn in Ihrem eigenen Land umbringen zu lassen.“

„Das war gleich mal ein Vorwurf an Sie, Josef.“

„Soll ich ihn umbringen?“

„Äh, nein, Sie sollen Stellung nehmen.“

„Ich bin nicht feige, ich bin vorsichtig, im Interesse der Partei.“

„So kann man das auch ausdrücken. Kaiser Wilhelm, bitte?“

„Mir ist da bei Ihrer Biographie was aufgefallen. Sie gaben an, dass Sie Gulags einführen wollen, was nichts anderes bedeutet, als ‚Hauptverwaltung der Lager’. Das erinnert mich verdächtig an Herrn Hitlers Idee mit den Konzentrationslagern. Nicht, dass ich Ihnen etwas unterstellen möchte…“

„Da muss ich jetzt kurz eingreifen! Arbeitslager wurden schon lange von den britischen Kolonialherren in Afrika und Asien eingesetzt. Ich glaube, Ihr Vorwurf geht da ins Leere, lieber Kaiser.“

„Well, darf ich noch eine Frage stellen? Nehmen wir mal an … ein, äh, ein Friend sucht einen fadenscheinigen Grund, um ein Land anzugreifen, das ihm nie irgend etwas getan hat. Wie würden Sie da vorgehen?“

„Rein theoretisch gesprochen würde ich fiktive finnische Soldaten ein russisches Dorf angreifen lassen. Dann wäre das Recht nach Meinung der Welt auf meiner Seite und ich könnte schalten und walten, wie ich, ich meine die Partei, es wollte.“

„Great! Sie erlauben, dass ich mir das notiere? Vielleicht kann ich es ja mal gebrauchen.“

„Es freut mich zu sehen, dass hier selbst die Jury noch etwas von den Kandidaten lernen kann. Haben Sie vielen Dank, Josef! Ich begrüße nun unseren letzten Kandidaten des Abend: Salaam, Saddam!“

„Hallo. Fairerweise möchte ich voranstellen, dass es sich bei mir vielleicht nur um einen Doppelgänger des echten Saddam handelt.“

„Ein cleverer Schachzug! Oder was meinen Sie, Nero?“

„So was hätte ich bei meinem Selbstmord auch brauchen können.“

„Haha, immer für ein Witzchen gut, der gute Kaiser Nero. Aber zurück zu Ihnen, Saddam: Wann haben Sie gemerkt, dass Sie zu höherem berufen sind?“

„Als Allah mir erschien und mich erwählte.“

„Kölle Allahf!“

„Haha, aber werter Herr Kaiser! Solche Witzeleien ist man von Ihnen gar nicht gewohnt. Was meinen Sie, George?“

„Ich bin mir nicht sicher. Der Teleprompter ist so weit weg.“

„Ihre Inkompetenz ist mir schon vor langem aufgefallen!“

„Aber, aber, Saddam! Bitte nicht gleich persönlich werden. Mit einem so wichtigen Juror sollten Sie es sich nicht verscherzen, nicht wahr?“

„Signor Saddam. Welche praktische Erfahrung in Menschenschlächterei haben Sie?“

„Nun, Nero, ich habe mein eigenes Volk unbarmherzig unterdrückt und drei Kriege begonnen.“

„Gewonnen?“

„Leider nein, Zwei Niederlagen und ein glückliches Remis.“

„Ich sehe, Kaiser Nero runzelt die Stirn…“

„Also ich muss ehrlich sagen, das ist mir etwas zu wenig Erfahrung. Volk unterdrücken, gut und schön. Aber das können viele andere genau so gut! Mir fehlt da etwas die persönliche Note. Ich hoffe es kommt rüber, was ich damit ausdrücken möchte.“

„Na ja, ich habe missliebige Parteimitglieder eigenhändig erschossen. Können das Hitler und Stalin auch von sich behaupten?“

„Ich weiß nicht, ich weiß nicht … Das hat irgendwie keinen, hm, Stil. Wo ist da das Heimtückische und wirklich Bestialische? Mir kommt es so vor, als hätten Sie es sich zu einfach gemacht, Saddam.“

„Mein Volk hasst mich!“

„Ja, aber das behaupten doch alle Diktatoren! Scusi, mein Guter, aber die sind vielleicht nicht ganz ehrlich zu Ihnen. Vielleicht wollen Sie Ihnen die Wahrheit nicht sagen, weil Sie Ihnen nicht weh tun oder gefoltert werden wollen.“

„Ich sehe, wir sind schon etwas knapp mit der Zeit. George, Sie sind so still, starren aber Saddam unentwegt an. Wollen Sie noch etwas sagen?“

„Nein. Ich habe mir nur überlegt, wie viele Nuklearsprengköpfe in diese Halle passen würden.“

„Ein origineller Einfall! Aber bitte warten Sie damit, bis die Show zu Ende ist. Vielen Dank, Saddam! Darf ich die Jury nun um ihre Eindrücke bitten, um den Zuhörern die Entscheidung zu erleichtern? Fangen wir beim Hausherren an, Kaiser Wilhelm?“

„Gerne, danke. Also für mich ist die Entscheidung ganz klar. Bei Saddam habe ich das gleiche Gefühl wie Nero: Da fehlt noch dieses gewisse Etwas an Sadismus. Stalin wäre ein vortrefflicher Kandidat, wenn er nicht seine eigenen Interessen über jene der Partei stellen würde. Das wirkt auf mich etwas arrogant, obwohl er privat sicher ein netter junger Mann ist.
Meine Sympathien gelten eindeutig Adolf, der künstlerisch offensichtlich begabt ist. Ich gebe offen zu, eine Schwäche für Quereinsteiger zu haben, die mit etwas ganz anderem anfangen, als sie später dann ausüben.“

„Dem Applaus nach zu urteilen goutiert das Publikum Ihre Entscheidung. George, darf ich Ihre Wertung erfahren?“

„Well, um es schonungslos zu sagen: Saddam scheidet aus meiner Sicht völlig aus. Er wirkt extrem gekünstelt auf mich und…“

„Bitte, liebes Publikum, akzeptieren Sie die Jury-Sprüche und unterdrücken Sie die Zwischenrufe! Fahren Sie fort, George.“

„Well, ich habe da meine Schwierigkeiten mit solchen Leuten. Hitler wirkt da viel ehrlicher in seiner Performance und ich sehe da eine ganz, ganz große Karriere-Chance für ihn. Vielleicht nicht hier, vielleicht in Frankreich oder Polen. Mein Favorit ist aber Stalin. Mir imponieren seine Phantasie und seine Schlagfertigkeit. Der Mann weiß, was er will, und er holt es sich einfach, egal unter welchen Vorwänden. Außerdem habe ich eine Schwäche für Gulag. Meine ungarische Köchin bereitet so etwas öfters zu.“

„Danke George. Nero, Ihre Meinung?“

„Oh je, das ist wirklich schwierig, hm. In einem Punkt bin ich mit George und Wilhelm einig: Saddam ist noch nicht reif genug. Ihm fehlt da einfach der letzte Schliff. Er wirkte auch sehr unsicher in seinen Antworten. Hitler und Stalin sehe ich auf der selben Schiene, wobei mich persönlich Hitlers Akzent etwas stört! Ich glaube, mit so etwas kommt man beim Volk nicht an. Da würde ich ganz dringend einen Rhetorik-Kurs empfehlen. Stalin hat für mich ein bisschen was von einem väterlichen Freund an sich, Das kommt beim einfachen Mann sehr gut an. Ich könnte ihn mir ganz gut auf BRAVOSKY-Starschnitten vorstellen, wie er gütig und lieb herab lächelt. Der weiß, wo Hammer, Sichel und Regimegegner hängen. Bei Hitler kann ich mir das nicht vorstellen. Er ist eher so der harte Typ, dem man mehr Respekt als Zuneigung zollt. Ich denke, dass er etwas schwerer hat, die Herzen des Volkes für sich zu gewinnen. Deshalb stimme ich für Stalin.“

„Vielen Dank, Nero! Das war also die Jury-Wertung. Liebe Zuschauer, die nächsten zehn Minuten lang können Sie anrufen und für Ihren Favoriten stimmen. Bedenken Sie aber bitte, dass Ihre Stimme natürlich nicht zählt und wir den Anruf zurückverfolgen können.
Das Ergebnis, wer denn nun neuer Diktator wird, erfahren Sie morgen an den Kiosken, im Radio oder in der Folterkammer.
Schönen guten Abend noch und vergessen Sie nicht: Ob Süden, Westen, Osten, Norden, überall ist´s gleich gut morden.“

 

Ganz schön böse ... aber gut! Und sehr konsequent. Hab einige Male lachen müssen, die Seitenhiebe auf die »Kandidaten« gefallen mir. Ein kleines bisschen unübersichtlich ist diese fast ausschließliche Dialogform, liest sich dafür aber flüssig runter. Hätte irgendwie auch in »Satire« gepasst, das Ganze.

Nur die Stelle:

„Kölle Allahf!“
fand ich dämlich, vielleicht auch, weil ich diesen Ausruf nicht mehr hören kann. :dozey:
Kam etwas zu plump rüber.

Stellen, die mir besonders gefielen:

Auch er tadellos gewandet, sieht man von dem ‚Fuck Moore’-Sticker auf der Brust ab.
„Äs heißt ‚Nichts als mein Kampf’ und hat noch keinen Verläger gefunden, da das teutsche Verlagswesen in Händen der jüdischen Verschwärer ist.“
„Oh. Ist das so eine Sekte wie die Christen?“
Bedenken Sie aber bitte, dass Ihre Stimme natürlich nicht zählt und wir den Anruf zurückverfolgen können.
Ginny

 

Hehe, Rainer hat mal wieder zugeschlagen...

Nicht unbedingt ein Brüller, aber aufgrund der konsequenten Darstellung sehr amüsant. Gelegentlich sogar so charakteristisch, dass ein Lacher nicht zu verkneifen ist.
Die Dialogform ist für den Humor zwar kaum wegzudenken, ist bei der Menge an Charakteren aber doch ab und an unübersichtlich; müsste vielleicht deutlicher dargestellt werden - wie gesagt, nur vielleicht.

Alles in allem wieder eine rainer-würdige Geschichte!

 

Geschrieben von Hendek
Nicht unbedingt ein Brüller
Alles in allem wieder eine rainer-würdige Geschichte!

Besten Dank! :D
Okay, um gnadenlos ehrlich zu sein: Ich wollte einfach mal wieder was anderes als Horrorgeschichten oder dergleichen schreiben. Und mir ist aufgefallen, dass zwar DSDS und ähnliche Formate zwei Millionen Mal pro Tag verarscht werden, aber fast immer auf die selbe lahme Tour.
Als Monty Python-Afficionado fiel mir dann klarerweise ein, dass man das Gerüst der Sendung sowie die "lockere Sprache" lassen, das Motto, die Kandidaten und die Jury aber austauschen müsste. Et voilà.

Wenn wenigstens ab und an geschmunzelt werden kann und beim Leser nicht der unbändige Wunsch aufsteigt, den Schreiber zu erwürgen, bin ich schon zufrieden. :)

 

Moin Rainer,

Ich schließe mich meinen Vorrednern mal ganz unkreativ an. Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Die Grundidee ist klasse (hätte tatsächlich von Python sein können) und ein paar sehr schöne Stellen sind auch drin - Ginny hat ja schon eifrig zitiert. Dazu würde ich auf jeden Fall noch Saddams Rechtfertigungen zählen ("mein Volk haßt mich").

Besonders positiv ist mir aufgefallen, daß ich beim Lesen nicht durcheinanderkam, obwohl es ein reiner Dialog mit mehr als zwei Leuten ist und du auf Anhängsel (zB sagte Bush) verzichtet hast. Ich wußte trotzdem immer genau, wer spricht. Sowas ist verdammt schwer, aber du hast es sehr gut hinbekommen.
Die Darstellung Bushs in Satiren als schießwütigen und total inkompetenten Cowboy ist zwar schon häufig gebraucht worden, paßt hier aber gut hinein.

Insgesamt einfach eine gelungene Geschichte mit Unterhaltungswert.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rainer.
Sticht mir nicht tief genug.
Die Umsetzung ist in Ordnung, sprachlich gesehen, allerdings finde ich, dass die Dialoge ersetzbar sind. Kein Unterschied zwischen Kaiser, Nero, Stalin. Schade. Einzig Hitler hat ´nen doofen Akzent und Bush mag Gulag. Hmpf.
Das geht schwärzer, grotesker. Ein fader Aufhänger wie der Superschmarnscheiß eignet sich auch nicht unbedingt.
Plätschert so vor sich hin, deshalb von mir keine Begeisterungsstürme.
Humorlos,
...para

„Helfen Sie mir doch mal: Wie spricht man Ihren Namen richtig aus? Dschuga…“i
Was macht das "i" da?

 

Hi Rainer,

hat mir sehr gut gefallen! Bei all den Diskussionen über Regime, Diktatoren, etc. zeigt dies gut, dass es eigentlich viele Völker gibt, die Leichen im Keller haben.

Wer mir beim Casting gefehlt hat: wo war Pol Pot (oder wie sich der schreibt) und seine Backup Band, die Khmer Rouge? Wo war der Anführer der Spanier, der die Azteken bekämpft hat (wie hiess der noch mal?). Warum hat Bush nicht "gemerkt", dass er die Idee der "Gulags" gut in Guantanamo Bay verwenden kann? Da gibts sicherlich noch sehr viel mehr Kandidaten und Details. Andererseits ist Deine Geschichte dadurch auch nicht so überfrachtet...
Ausserdem merke ich grad, es ging ja um Dikatoren und nicht um Schlächter und Völkervernichter...

Dem Dialog konnte ich gut folgen, Krücken á la "Bush sagte..." braucht man da nicht, denn das ergibt sich aus dem Kontext.

gruss,
p.

 

Teile da Paras Meinung. Tiefe fehlt. Es wirkt so, als ob Du Dir nur oberflächlich Mühe gegeben hättest. Hättest schon recherchieren müssen, wie man den einzelnen Charakteren einen klareren Stempel aufdrücken hätte können. Saddam z.B. erkenne ich nicht einmal als Saddam wieder, da hast Du halt das Gängige wie Doppelgänger oder die Liebesaffäre zu Bush aufgewärmt. Reicht nach meinem Geschmack aber nicht.
So wirkts wie eine Hausarbeit, die in zwei Stunden nierdergeschrieben wurde.

Idee gut, Umsetzung geht noch ein ganzes Stück besser!

 

hallo rainer,
habe mir vor einigen tagen im fernsehen zum x-ten mal chaplins "der große diktator" angesehen und mich wieder echt über dieses kunstwerk gefreut. wenn man bedenkt, dass er diesen film (wenn ich richtig informiert bin) 1939 gemacht hat, zu einer zeit also, da hitler und mussolini auf der höhe ihres ruhmes stehen, sind die vision, der mut und die klarheit, die chaplin umsetzt, gewaltig. im film lässt er göring schon von einem fabelhaften giftgas schwafeln - und auch die konzentrationslager nennt chaplin mutig beim namen. das verschafft dem film ernsthaftigkeit, zeigt exakte recherche an und wirkt in der kombination mit umwerfendem humor und sarkasmus auf den zuschauer. alles perfekt und genau kalkuliert vom regisseur chaplin.

gute, zum teil sogar sehr gute ansätze sind dazu auch in deiner story vorhanden....aber leider bist du nicht konsequent. schaffst du es, die story bissiger zu gestalten, ohne sie länger werden zu lassen? die übersicht ist jetzt schon ziemlich strapaziert (siehe meine vorredner); noch mehr länge würde das problem wahrscheinlich verschärfen. Ich würde an deiner stelle auch die einleitung straffen. die vielen charaktere verwirren mehr, als dass sie klären. und ausserdem....stichwahlen gibt es doch erst ganz am schluss, wenn zwei kandidaten gleich stark sind. oder irre ich mich da?

gut gefallen mir die wiedererkennungsmerkmale in der sprache deiner kandidaten ("well" für bush; össi-dialekt für hitler; italienische wortbrocken für nero - warum eigentlich nicht lateinische??)

ich denke, es müsste dir spaß machen, an deiner story noch zu feilen. da ist potential drin!

ernst clemens

 

Hallo Rainer,

meine Meinung schließt sich Paranova, Zaza und Ernst Clemens an. Es fällt auf, daß in deiner Satire Diktatoren andere Diktatoren bewerten. Welches Recht hat aber z.B. ein Bush über Saddam zu urteilen? - Es wäre bissiger (und dies ist ja wohl deine Absicht?), wenn sie alle in der Jury säßen und sich über ihr, ach so geliebtes "Volk" auslassen würden. Der Sarkasmus wäre kaum noch zu überbieten...

Wünsche ein schönes neues Jahr,
aba

 

Geschrieben von ababwa
Welches Recht hat aber z.B. ein Bush über Saddam zu urteilen?

Ähm ... Schau mal bitte auf die Rubrik. Das hier soll kein philosophischer Discours zum Thema Menschenwürde sein. :)

@ Paranova, zaza, Ernst
Danke für eure Ansichten. Ich denke, ihr habt diesen Text etwas zu ernst genommen. Natürlich hätte ich einbringen können, welcher Verbrechen gegen die Menschlichkeit sich Hussein strafbar machte. Nur: Würde das wirklich in den Kontext eines - wie zaza richtig anmerkt - oberflächlichen, harmlosen Geplänkels passen? Würde dadurch der Text nicht erst recht der x-te Schwafel-Aufguss, wie böse dieser oder jener Mensch war, was man mit solchen Typen machen soll, etc.?
Schließlich habe ich den Text absichtlich in diese Rubrik gestellt, nicht in Satire oder Gesellschaft.

Dass die Personen im Grunde beliebig austauschbar sind, war übrigens durchaus beabsichtigt, weil es nur logisch ist: Seht euch ein x-beliebige dieser Shows an und ihr werdet sehen, dass sich alles wiederholt, dass die meisten Kandidaten wie geklont wirken (müssen, da sonst ein Jorur bemängelt, dass man nicht mit einem Che Guevara-Shirt auftritt).
Und trägt das Böse nicht irgendwie auch immer das selbe Gesicht? Ein Gedanke, der Stephen Frys wunderbaren Roman "Geschichte machen" prägt, wo Hitler zum Platzhalter für das Böse fungiert: Zwar wird er nie geboren, doch ein anderer füllt seinen Platz aus.

PS: Mensch, jetzt seid doch mal locker! :D

 

Geschrieben von tagträumer
Außerdem nimmst du mir die Dikatoren etwas zu wenig hart ran und verfällst mit dem Bush - Dikator Vergleich in eine populistische Falschaussage.

Noch mal: Es ging mir nicht um irgend eine Bewertung oder Moral-Diskussion! Natürlich ist Bush nicht "so schlimm" wie Hitler. Es kommt ja auch Pizarro vor, während Pol Pot fehlt.
Und zwischen George Bush, der trotz alledem gewählter Präsident ist, dem Gottkaiser Nero und dem an die Macht geputschten Saddam liegen Welten.
Ehrlich: Ich verfolgte mit diesem Text keine tieferen Absichten und verstehe, dass ich deinen (und den vieler anderer) Humor nicht treffe. Das ist halt das Risiko wenn man schreibt. :)

 

@Rainer
Ich fande die Geschichte absolut geil.
Auch wenn der größte Lacher m.M. nach von Zaza kam. von wegen Tiefe und so weiter. Wie tiefer als Massenmörder, Diktatoren und Geisteskranke in eine Castingshow zu stecken, kann es denn noch gehen?
Das war genau der Humor, den ich so gerne mag. Die geschichte kann man auch hervorragend als Scetch darbieten und wenn das passende Publikum da ist, kann der Scetch sogar den Kult-Status mancher Monty Python Filme bekommen.
Großartige Arbeit du alter Haberer!

 

Geschrieben von Hennaboindl
Wie tiefer als Massenmörder, Diktatoren und Geisteskranke in eine Castingshow zu stecken, kann es denn noch gehen?
Das war genau der Humor, den ich so gerne mag.

Und so. liebe Kinder, definiert man "Zielgruppe"! :D
Im Ernst: Natürlich ist so ein Text extrem oberflächlich und im Witz rasch eingängig. Aber mir sind solche Sachen erheblich lieber als zB "Der Schuh des Manitu", wo der einzige "Witz" darin besteht, dass ein Indianer schwul ist, oder etwa 90% restlicher deutscher Komödien, wo ich nicht mal ansatzweise verstehe, was warum lustig sein soll.

Anderseits ist für meine Schwester Monty Python völlig unlustig. :rolleyes:
Na ja, es ist doch beruhigend zu wissen, dass jeder Mensch seinen eigenen Geschmack hat. Und wenn er noch so schlecht ist, wie unserer, hehe.

 

Rainer, lieber Rainer,

war recht vergnüglich zu lesen, wiewohl mich Nero enttäuscht hat.

Er spricht italienisch, da hätte Mussolini besser gepaßt. Im Alten Rom gab's in dem Sinn keine Sie-Form (haben sich alle geduzt). Hier könnte er einfach Meine Herren sagen. "Signori" hat mir als absolut Italophilen und Antikeanhänger weh getan.


Mussolini hat mir gefehlt, oh der kleine, der sich immer auf die Brust schlug. Il Duce (wortwörtlich der Führer)., der ja, wie Berlusconi so nett verlautbarte, die ihm Unliebsamen "auf Urlaub" schickte. Seine fesche Enkelin sitzt ja heute im Parlament und hält ihren Opapa in aller Öffentlichkeit für einen der größten Staatsmänner aller Zeiten...
Es gab übrigens keinerlei Reaktion aus dem Ausland in bezug auf Italien, tja ein großes Land muß man sein, ein kleines wird mit Sanktionen ins Eck gestellt. Einzig die italienische Öffentlichkeit brachte den Ministerpräsidenten und Medienzar zu einer halbherzigen "Entschuldigung".

„Kölle Allahf!“ versteh ich nicht, was heißt das?

Abgesehen von Nero, witzig. Nein, es braucht kein Hartes Rannnehmen, keine elends langen ich weiß nicht was. Dieser Text ist mehr Kabarett (in Wien auch das Brettl genannt) denn was anderes.

Ich bin heut eh schlecht gelaunt und könnt anfangen zu gifteln bezüglich Mentalität im Norden und Süden des deutsschsprachigen Raumes und Aufassung von Humor, verkneif es mir aber..., weil ich es mir mit den netten Preußen nicht verscherzen will...

liebe Grüße aus dem saukalten Wien

Echna

 

@Echna:

"Kölle Allahf!“ versteh ich nicht, was heißt das?
Das ist ein Ausruf beim Kölner Karneval.
Heißt übrigens "Alaaf", Rainer! :teach:

 

Geschrieben von Ginny-Rose
Das ist ein Ausruf beim Kölner Karneval.
Heißt übrigens "Alaaf", Rainer! :teach:

Je sais - aber im Kontext des schalen Wortwitzes muss es so sein, sprich: Vermengung "Alaaf" und "Allah". Du verstehst? ;)

@ Echna
Um es zu verdeutlichen: Ich wollte keine Hitparade der schlimmsten Mörde aller Zeiten verfassen oder einen moral-theologischen Exkurs veranstalten.
Natürlich hätte der Mussolini gut reingepasst! Aber Nero fand ich einfach witzig, eben weil dann die Anspielung mit dem Brand (Rom bzw. Berliner Reichtstag) reinpasste.
Dass er Deutsch spricht, bitte ich zu verzeihen: Stalin und Georgie-Boy parlieren ja auch Deutsch. :)
Erinnert mich an einen Comic-Strip von Gary Larson, wo ein Moskito-Männchen nach Hause kommt und seiner Gattin klagt, was für ein harter Tag das wieder war ... Er musste die Malaria im halben Land verteilen.
Daraufhin bekam Larson Briefe, dass die weiblichen, nicht die männlichen Moskitos Malaria übertragen.
Larson kommentierte dazu, dass es ihn wundere, dass sich niemand wunderte, weshalb Moskitos englisch sprechen, Anzüge tragen und Möbel haben. :D

 

Je sais - aber im Kontext des schalen Wortwitzes muss es so sein, sprich: Vermengung "Alaaf" und "Allah". Du verstehst?
Achso.
So billige Witze nehme ich nicht wahr. :D

 

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