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Destiny

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23.07.2002
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Destiny

Das Blatt lag immer noch vor ihm, schwieg ihn an. Wenn er doch die Lösungen wüsste. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu raten. Es waren ja jeweils nur zwei Antworten vorgegeben, eine müsste richtig sein. Dennoch überlegte er lange und beschloss diesen Teil zu überspringen, und nachher die Fragen zu beantworten. Rechnen, das konnte er besser.
"Wie viel Kilogramm? In welcher Zeit? Wie schnell muss man sein, bis...?" Er wurde jetzt nervös, schlug mit seinem Bleistift im Takt gegen sein Pult.
Wieso war er hier? Er wollte überhaupt nie hier hin, sein Vater zwang ihn dazu. Anfangs hat er nie verstehen können, was ihm das bringe. Sein Vater sagte immer nur "Sohn, dadurch tust du nicht nur mir einen Gefallen. Du wirst auch davon profitieren. Es wird dir dann besser gehen. Du wirst reich sein, und nie wieder Sorgen haben. Du wirst Leute haben, die sich um dich kümmern. Du kannst es schaffen, niemand wird dich auf dem Plan haben."
Mittlerweile glaubte er seinem Vater auch, und dem strengen Lehrer, der ihm sein Wissen stoisch, ja, brutal eingetrichtert hat. Nur zu gut konnte er sich an die letzten Jahre erinnern, jedoch nicht wirklich an das was er gelernt hat. Es schossen ihm Erinnerungen an die Stunden durch den Kopf, in denen er und seine Gruppe bis zum Umfallen Runden im Innenhof gedreht haben. Ihr Lehrer hat sie immer angeschrieen, sie Marschlieder singen lassen. Das stärke ihre Disziplin hat er immer behauptet. Disziplin sei überhaupt das Wichtigste, neben Fitness. Eventuell vorhandenen Widerstand hätte er damit ausräumen können, jedoch bedeutete der ultimative Gehorsam nicht gleich, dass sie dadurch besser den Lernstoff aufnehmen konnten. Doch war ihm das wichtig? Wohl kaum, denn er sagte ihnen immer wieder, dass er ihnen nur das Grundwissen beibringen würde. Sie sollten durch ihre Disziplin und Hartnäckigkeit zum Ziel kommen.
Der Gedanke daran, brachte ihn wieder zurück zu seinem Test, der immer noch unvollendet auf dem Tisch lag. Die Uhr tickte bedrohlich wie ein Zeitzünder einer Bombe. Dennoch war sein Geist auf einmal klar. "Wenn ihm nicht soviel an meinem Wissen liegt, dann wird es ihm sicher nicht so viel ausmachen, dass ich den letzten Test verhaue.", dachte er, worauf sich bei ihm eine gewisse Erleichterung einstellte.
Er ging jetzt wieder die Fragen mit den zwei Antwortmöglichkeiten durch, und machte seine Kreuze. Auch wenn er keine große Ahnung hatte, erschlossen sich ihm die Antworten durch logisches nachdenken und seinem Bauchgefühl, ganz nach der Frage "Was würde ich tun?".
Die Zeit zum Abgeben war fast gekommen, er hatte mittlerweile alles ausgefüllt und überprüfte nun noch mal alles. Er griff das Blatt, marschierte zum Pult und legte es dem Lehrer vor, welcher die Arbeit gleich korrigierte.
Morgen würde er 15 werden, wieder ein Jahr mehr, aber kein Jahr zu alt, wie sein Vater es ihm immer sagte. Und da stand er auch schon vor dem Fenster des Zimmers, sein Vater. Er wollte den Augenblick nicht verpassen, in dem sein Sohn mit seiner Ausbildung abschloss. Er lächelte ihm zu. Der Lehrer korrigierte immer noch, und dem Jungen liefen einzelne Schweißperlen von der Stirn. Was, wenn er nicht besteht? Was würde sein Vater sagen? Wohl "Selbst dafür zu blöd.", oder "Fähige Leute braucht man heute dazu, nicht irgendwelche Nichtsnutze.". Aber was wäre, wenn er bestehen würde? Was erwartet ihn genau? Natürlich hatte er noch niemanden fragen können, wie das sei. "Aber lieber eine ungewisse Zukunft, als eine Zukunft hier und heute.", kam ihm wieder in den Sinn. Das nämlich hatte man ihm immer wieder gesagt.
"Ich bin fertig;", sprach der Lehrer "und du hast bestanden. Zwar nicht mit Bravour, aber du weißt das nötigste, und wirst uns sicher nicht enttäuschen. Ich werde jemandem Bescheid geben, er solle sich um dich kümmern, bis du soweit bist.". Freudig strahlte er den Lehrer und seinen Vater an, der ebenfalls zurück strahlte und die bestätigend Faust ballte. Schnell nickte er noch dankbar, und verabschiedete sich beim Lehrer. Er machte die Tür auf, rannte nach draußen und vergaß fast den Nächsten hinein zu schicken. Sein Vater umarmte ihn draußen.
"Morgen werde ich dir eine besorgen. Oh, ich bin so stolz. Das wird allein deine Waffe sein, dein Instrument der Gerechtigkeit, mein Sohn." Ebenfalls stolz dachte er an die Heldengeschichten, die ihm erzählt wurden, an das eine Wort um das sich soviel dreht. Es wurde immer lauter in seinem Kopf: "Jihad!"
Es wird das letzte Wort sein, das er in seinem, dann immer noch jungen Leben schreien wird.

"Siehe! Ich wurde mit dem Schwert geschickt (von Gott),
bis die Stunde (des Jüngsten Gerichts) eintritt ...
Erniedrigung sei denen, die gegen meine Sache stehen."

Koran. Sure 61

"Öffne dein Herz, denn du bist nur einen kurzen Moment entfernt von dem guten, ewigen Leben voller positiver Werte in der Gesellschaft von Märtyrern"

Auszug aus einem Leitfaden für Selbstmordattentäter

[ 24.07.2002, 14:27: Beitrag editiert von: Mephisto ]

 

Hoi!

Wirklich ne gute Geschichte! Obwohl ich nicht viel von diesen Windelköpfen verstehe.. Oder liege ich da Falsch? 11. September und so..??

beers!
QT

 

Hi, QuentinT

Hm, nicht ganz. Eigentlich thematisiere ich mit dieser Geschichte den Konflikt zwischen den Palästinensern und den Israelis. Die Geschichte ist aber rein fiktiv, nicht nur was die Handlung angeht. Also bitte nicht sagen soetwas wie in meiner Geschichte würde es so nicht geben. Ich habe diese Ausbildung nur erfunden, damit ich später eine überraschende Wendung hinbekomme, falls ich das geschfft habe. Natürlich stützt sich diese Ausbildung von Kindern auf Tatsachen. Allerdings sicher nicht so wie in dieser Form.

Gut...
Wäre nett wenn ich noch ein paar Meinungen höre könnte. Würde mich freuen.
Tschö,

Mephisto

 

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