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Desi im Wasserschloss
Einem Mädchen ging es daheim schlecht. Die Stiefmutter quälte es, die Stiefschwester bekam immer hübsche Kleider, sie aber musste Not leiden und manchmal sogar hungern. Einmal ging sie in den Wald um Beeren zusammeln. Dabei verirrte sie sich und lief im Walde kreuz und quer. Schon begann es zu dunkeln, aber nirgends war ein Weg zu sehen. Da fing sie an, bitterlich zu weinen. Als sie so ratlos dastand, trat eine Frau aus dem Gebüsch und fragte: „Warum weinst du? Einen Weg gibt es hier nicht, du findest nicht aus dem Wald. Aber vielleicht möchtest du mit mir kommen und einen Dienst bei mir annehmen?“ „Warum nicht? Wenn ihr so freundlich sein wollt, dann nehmt mich mit.“ Und die Frau nahm das Mädchen in ihren Dienst.
Sie gingen durch den Wald und kamen an einen großen Fluss. Die Frau sprach mit ihrer warmen Stimme: „Ich wohne dort unten auf dem Grund des Flusses, komm nur mit! Ich werde dir nichts böses tun, ich bin die Frau des Todes und du wirst es gut bei mir haben.“ „Was, ihr seid der Tod?“, fragte das Mädchen voller Angst. „Aber nein, Ich in das Leben, die Kraft und die Freude! Komm nur mit, keine Angst!“ das Mädchen überlegte kurz und sagte dann: „Ich werde mit Euch gehen, denn ihr seht freundlich aus!“ „Das war eine gute Entscheidung!“, rief die Frau „Spring mir nach! Nimm am besten meine Hand!“ Das Mädchen nahm die Hand, die warm und weich in ihrer lag. Plötzlich fühlte sie sich stark, froh und satt. Deshalb ließ sie sich auch mit in den Fluss ziehen. Zu ihrer Überraschung konnte sie atmen. An der Seite der neuen Freundin schwamm sie durch ganze Wälder von Schlingpflanzen und Schwärme von in allen Regenbogenfarben schillernden Fischen begleiteten sie bis zu einem gelb- leuchtenden Schloss kamen, das von einer schön zurecht gestutzten Hecke umgeben war.
Die Frau sagte etwas und Desi, wie das Mädchen hieß, konnte es ohne Anstrengung verstehen: „Herzlich Willkommen! Hier wohne ich, und du jetzt auch.“
Desi kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn das Schloss hatte einen Garten in dem es von Zebrafischen nur so wimmelte und sie kam sich wie in einem Aquarium vor. Es war wie in ihren schönsten Träumen.
Als sie im Haus waren, wunderte es sie schon gar nicht mehr, dass alles ganz trocken war. Kein einziger Tropfen war zu sehen. Dein Zimmer ist oben im rechten Turm. Richte dich dort ein! Deine Sachen warten schon oben auf dich, Prinzessin Desi von und zu Leben!“
Und tatsächlich stand auf einem goldenen Himmelbett ihr Koffer mit ihren wenigen Kleidern und Habseligkeiten. Aber nicht nur ihre Sachen waren in dem Koffer, sondern auch ein Ballkleid ihrer Stiefschwester. Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie auch die übrigen Kleider und den Schmuck ihrer Stiefschwester! Sie konnte es kaum glauben! Als sie aus dem Fenster blickte, stiegen ihr die Tränen der Freude in die Augen! Während sie heulte, kam die Frau in ihr Zimmer und fragte: „Na, gefällt’s dir hier bei mir?“ „ Ja, und wie!“, antwortete Desi und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Das ist schön! Jetzt wird es Zeit, dass ich mich dir vorstelle! Ich bin deine Mutter! Nein, ich lüge nicht! Das klingt jetzt sicher alles etwas seltsam für dich, aber es ist wahr: Ich bin Königin Anastasia von und zu Kraft, Tochter des berühmten Königs Johann von und zu Leben. Ehefrau des ebenso berühmten Grafen Dracula von Tod zu Transsilvanien, von dem ich mich bereits sehr, sehr kurz nach deiner Geburt getrennt habe und bei dem du bis jetzt gelebt hast.
„Puuh!“, sagte Desi. Mehr nicht, aber es sagte mehr als 1000 Worte.
„Das mit dem Dienst war nur ein Vorwand dich anzulocken, sonst wärst du doch NIE mit mir gekommen, stimmt’s? Ich denke, du solltest vielleicht jetzt schlafen gehen, morgen sind wir zwei bis spät in die Nacht auf einem Ball bei meinen Freunden, 8000 Flusswindungen abwärts entfernt. Gute Nacht! Schlaf gut!“ Desi zog sich einen seidenen Schlafanzug ihrer Stiefschwester an, legte sich in das ebenso seidene Bett und schlief sofort ein.
Am nächsten Morgen wachte sie ausgeschlafen auf und ging hinunter in das großzügig ausgestattete Esszimmer. Nach dem langen Frühstück, das sie zu zweit genossen, machten sie sich auf den Weg zu ihren Freunden, vollbepackt mit Ballkleidern, Schmuck und Geschenken.
Als Desi und Anastasia am späten Nachmittag endlich ankamen, wurden sie freundlich empfangen. Nach Kaffee und Kuchen zogen sich alle für den Ball um und Desi freute sich besonders auf den Sohn des Gastgebers, der ihr beim Kaffee gegenübergesessen war und in den sie sich sofort verliebt hatte.
Nach zwei Stunden, in denen sie sich geduscht, geschminkt und angezogen hatte, klingelte ein Gong und rief zum Ball.
Anna lief die Wendeltreppe hinunter und durch marmorne Säulenhallen zum Ballsaal, aus dem bereits fröhliche Musik erklang.
Vor der großen Flügeltür erblickte sie jedoch etwas, oder besser gesagt jemanden, der ihr Herz höher schlagen ließ. Natürlich Sven, den Sohn des Gastgebers. Er lief auf sie zu und sagte: „Auf dich habe ich gewartet!!! Du siehst toll aus! Lass uns hinein gehen! Willst du tanzen? Gerade wird ein Wassertango gespielt!“ Desi musste lachen, denn es klang so, als hätte er sich die Worte genauestens zurecht gelegt, so schnell, wie er das rausgesprudelt hatte. „Echt? Du hast auf mich gewartet? Danke, du siehst auch super aus! Natürlich will ich tanzen und Wassertango, gerne. Mit dir sowieso!“
Also gingen sie ebenfalls auf die schon relativ volle Tanzfläche. Wer weiß, ob es daran lag, dass die Tanzfläche voll war, oder an etwas anderem, dass sie so eng umschlungen tanzten.
Es war schon 3 Uhr morgens, als die Musik langsam leiser wurde und so waren Desi und Anastasia froh, als sie zum Schlafen eingeladen wurden.
Nach einer himmlischen Nacht, als die Sonne schon 3 Stunden am Himmel stand, wachte Anna auf.
Als sie im Badezimmer war und sich richtete, kam ihre Mutter. Desi drehte sich um und sah sie fragend an.
„Desi, es ist so...Also...Na ja, du...sei nicht böse...aber...tja....du...du wirst heute Abend heiraten!“
Desi wurde bleich: „Aber das geht nicht, ich liebe doch Sven!!!“
Heulend lief sie in den Park und merkte gar nicht wie die Zeit verging. Es war schon Nachmittag, als sie Martins Stimme hörte: „ Desi! Desi! Desi! Komm! Wo bist du denn?! Es gibt prima Neuigkeiten für uns!“ Desi wischte sich über die Augen und rief: „Ich bin hier, Sven!“ Zwei Sekunden später stand Sven vor ihr. „Desi! Desi! Wir heiraten!“, rief er noch ganz außer Atem. „Aber...aber! Hääh...? Bitte was ist los?“, fragte Desi ganz verwirrt. „Also, du weißt doch, dass du heute Abend heiratest, oder? Tja, und ich heirate heute Abend halt auch! Ist jetzt endlich bei dir der Groschen gefallen?“
„Aber Sven! Das ist ja wunderbar! Stimmt das auch?“
Also richteten sie sich für ihr großes Fest. Es wurde eine Hochzeit, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hatte.
Am nächsten Tag beschlossen sie zu Desis Mutter zu ziehen und dort glücklich als König und Königin zu werden.
Und wenn sie nicht gestorben sind...!
Ach eins hätte ich fast vergessen. Ihr wollt doch sicher wissen, wie es der Stiefschwester, der Stiefmutter und dem Vater von Desi ergangen ist!? Ja?
Also, kurz nachdem Desi zu ihrer Mutter gefunden hatte, kam eine große Hungersnot über das Dorf mit dem Haus der Stiefmutter, weil sie keine Desi mehr hatten, die ihnen Beeren sammelte und kochte, mussten sie verhungern.
Also hatte Anastasia recht damit, das Desi eine gute Entscheidung damit getroffen hatte, zu ihr zu ziehen!?
Natürlich, denn sonst würde Desi ja nicht glücklich und zufrieden mit Sven und Anastasia im Wasserschloss wohnen.
Denn weil sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute!!!