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Des Nachts

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25.09.2014
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Des Nachts

Es war entweder die Entfernung, oder der abrupte Wegfall des Lichtes nach dem Sonnenuntergang, was der junge Mann völlig verschätzte und auf seinem Rückweg von der Dunkelheit der Nacht umhüllt wurde. Dem Weg folgend, weg vom kleinen Bergdorf im Tal, schritt Jesper zwischen dichter werdenden Bäumen entlang - die sich gleich einer Wand aufbauten und die Sichtweite auf wenige Meter begrenzten.
Doch es war mehr als die nächtliche Dunkelheit der vergangenen Tage. Obschon er den Weg mehrfach abgelaufen war, irritierte ihn diese Nacht, bei der sich der Mond nicht zeigen wollte, sich willentlich versteckte. Er überlegt, ob er sich das Himmelsgestirn als Vorbild nehmen sollte. Das Unbehagen ließ ihn erzittern.

Im Wald lauerte eine unnatürliche Finsternis, eine Schwärze, die das Licht seiner Taschenlampe schluckte. Und es ihm erschwerte, den Weg zur einsamen Holzhütte zu finden. Kein Tier war zu hören, kein Rascheln der Blätter im Wind zu vernehmen, der Wald lag tot um ihn herum. Das Fehlen von Geräuschen der stets sich regenden Natur ließ ihn nervöser werden. Eine verstörende Ruhe begleitete ihn und verzweifelt betete er innerlich, die Stille möge das einzig ihn Verfolgende sein.

Immer wieder hielt er inne und blickte über die Schulter, fast schon hoffend, die Ursache seines ängstlichen Zustandes erblicken zu können. Und sei es nur, um die Gewissheit zu haben, in der Dunkelheit befindet sich tatsächlich ein ihm nachstellendes Wesen. Rein dem paranoiden Gefühl ausgeliefert zu sein, ohne Antwort zu erlangen, machte ihm zu schaffen und straffte sein Nervenkostüm bis zum Zerreißen. Jene Unsicherheit, ob er allein war oder in Begleitung eines Unbekannten, trieb ihn an, mit schnelleren Schrittes und Herzschlages zur Hütte zu eilen.

Entsetzt erstarrte er gleich einer jenen steinernen Skulpturen, wie man sie an den Gräbern historisch bedeutender Persönlichkeiten zu finden pflegte, bei denen der Künstler größten Wert auf lebensechte Feinheiten achtete. Die Holzhütte war plötzlich zwischen den Bäumen aufgetaucht. Was ihm beim Anblick seiner Ferienbehausung den Atem raubte, war die Entdeckung, dass hinter milchigen Glasscheiben ein blutrotes Licht brannte.

Panisch griff er nach seinem Rucksack und betastete dessen Inhalt. Auf der Suche nach seinem Verstand, bevor er drohte verrückt zu werden, und den gekauften Glühbirnen, um die kaputten der Holzhütte zu ersetzen - der Grund, weswegen er die Hütte vor Stunden verlassen hatte. Es konnte unmöglich Licht sein, welches er vergessen hatte auszumachen und ihn nun einlud, näher zu kommen. Sein Kopf suchte nach einer Erklärung, einem Ausweg, um bei klaren Sinnen zu bleiben. Doch es war zu spät.

Er wirbelte noch herum, auf das schlurfende Geräusch hinter ihm reagierend. Ein Arm, mehr eine Extremität, die bei einem Humanioden ein vergleichbarer Körperteil darstellen würde, traf Jesper am Schädel. Bewusstlos fiel er zu Boden. Seine Taschenlampe schlug auf einer Wurzel auf und rollte flackernd über Moos Richtung Unterholz, ehe sie gänzlich ausging. Alles versank in Dunkelheit.

Das Wesen schleppte den regungslosen Körper des jungen Mannes zur Hütte, und dort angekommen gab es gutturale Laute von sich. Aus der Hütte drang das Geräusch von Schritten nach außen, gefolgt von der Entriegelung der Tür, die langsam geöffnet wurde. Die Kreatur ließ von Jesper ab, verbarg das eigene Antlitz im Schatten - schutzsuchend vor dem Licht aus dem Inneren der Unterkunft, welches sich über den Eingangsbereich ergoss.
Der Herr des Hauses lächelte zufrieden. Seine weiße Haut schimmerte glänzend und leere Augenhöhlen waren hungrig auf den Unglückseligen zu seinen Füßen gerichtet. Nicht länger musste er diese Nacht darben.

 
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Hallo greenelve,

tut mir leid, aber schon im ersten Satz hatte ich Lust, deinen Text abzubrechen. Der Grund:

In dem Wald lauerte eine unnatürliche Finsternis, eine Schwärze, die das Licht seiner Taschenlampe zu verschlucken schien, und es ihm seltsam erschwerte, den Weg zur alten, einsamen Holzhütte zu finden.
-> Warum ist die Finsternis unnatürlich? Ist es Tag? Gab es vor 5 Minuten noch strahlenden Sonnenschein? Ein Wald bei Nacht kann so dunkel sein, dass du im wahrsten Sinne des Wortes nicht die Hand vor Augen siehst. Hat er also nachts eine nicht sehr leistungsstarke Taschenlampe, ist nahezu undurchdringliche Schwärze das Natürlichste überhaupt.
Inwiefern ‚seltsam‘? Greift die Dunkelheit cthulhugleich mit Tentakeln nach der Lampe? Gibt es eine eindeutig paranormale Ursache dafür, dass sein Licht nicht genügend Umgebung erhellt?

Die Antwort liegt mit Sicherheit darin, dass du Lovecraft gelesen hast, und wie 99% aller, die in dem Stil schreiben wollen, denkst, es genüge, nur wahllos und exzessiv diese Trigger-Adjektive einzustreuen. Entsetzlich, unaussprechlich, grauenerregend … etc pp. Nimm am besten nochmal ein Buch zur Hand und schaue, ob diese Beschreibungen auch im Original so unpassend und sinnentstellend verwendet wurden, oder nur etwas 'kreativer' an passender Stelle (falls du Englisch liest, nimm am besten eine Edition von Joshii).
‚In dem Wald‘ suggeriert übrigens, dass man bereits weiß, ich welchem das stattfindet, weil es ein bestimmter Artikel ist. An der Stelle kann es aber kein Rückbezug sein.

Obschon Jesper den Pfad in den vergangenen Tagen dutzende Male abgelaufen war, irritierte ihn diese Nacht, bei der sich der Mond nicht zeigen wollte; als spürte er dasselbe Unbehagen, welches den jungen Mann erzittern ließ.
-> Aha, na, es ist doch mondlose Nacht, was hat er denn? Am Vokabular / Register kann man sehen, dass es nicht im 21. Jahrhundert spielt, also wissen die Leute noch, wie ein Wald in der mondlosen Nacht ist, nämlich arg duster.
‚der junge Mann‘ hier ist Unsinn, denn du hast uns ja grad gesagt, dass der Jesper heißt. (Ich würde abraten, das umzudrehen, denn das hört sich an, als ob sich ein allwissender Erzähler selbst korrigieren würde. Vielleicht den jungen Mann ganz nach vorn in den ersten Satz ziehen? Da hat man nur 'er', und das würde einem gleich den richtigen Hinweis auf sein Alter geben.)

Eine verstörende Ruhe begleitete ihn.
-> Da die Vögel schlafen, und nicht an jeder Ecke kleine Raubtiere auf Jagd sind, ist es - bei Windstille - auch natürlich und für einen Menschen jener Zeit nicht verstörend, wenn er da nix hört.

Ruhe kann nicht begleiten, sondern nur ein Geräusch (wenn neben ihm oder in einiger Entfernung etwas läuft, das zufällig oder weil es ihn verfolgt die gleiche Richtung eingeschlagen hat). Ruhe - oder besser Stille, weil nicht doppeldeutig - ist die Abwesenheit von Geräuschen, das ist einfach und hat keine Bewegung. Außer, du willst sagen, im Wald sind schon Geräusche, aber er kann die nicht hören / sie sind nur nicht dort, wo er läuft, wie ein Radius an paranormaler Stille, eine Art Blase, in der er sich bewegt. Das ist schwierig, denn die Erzählstimme ist ein (zulässiger) Mix aus auktorial und personal, und damit würdest du den Erzähler aufsplitten in den auktorialen, der weiß, dass nur um den Prot herum Stille ist, und den personalen, der denkt, überall sei es so still.
Auch bei übernatürlichem Horror ist es wichtig zu schauen, was man da eigentlich sagt; das darf nicht nur 'irgendwie gut klingen'.

Verzweifelt betete er innerlich, die Stille möge das Einzig ihn verfolgende sein.
-> 100 Punkte für ‚möge sein‘ wie für’s ‚obschon‘, passt genau, und ist korrekt eingesetzt (was die überwiegende Mehrheit der Lovecraft-Inspirierten nicht hinkriegen).
Aber es müsste heißen ‚das einzig ihn Verfolgende‘. Das bezieht sich auf Verfolgende, und einzig ist hier wie in einzig und allein oder das einzig Neue etc.

Ich hab nur noch den nächsten Absatz überflogen, und denke, ein Edit, das diese sinnlos verwendeten lovecraft‘schen Beschreibungen rausbügelt, würde dem Text guttun. Selbst in paranormalem Horror (von dem ich mal annehme, dass der weiter unten folgt) sollte der reale Teil der Welt auch realistisch beschrieben werden, sonst funktioniert das später mit der suspension of disbelief nicht. (= Wenn ich dir den natürlichen Wald nicht abnehme, wie soll ich dir Paranormales glauben?)

Falls du da noch was frickeln willst, schaue ich gern nochmal rein. An sich hast du ja einen sehr sicheren und, soweit ich sehen kann, fehlerfreien Stil (auch im Sinne der Epoche rundum passend), das könnte wirklich sehr schön zu lesen sein.

Viele Grüße, Katla

 

Hallo greenelve,

herzlich willkommen hier!

Katla hat ja schon einiges zu deiner Geschichte gesagt und mir geht es mit dem Anfang genau so wie ihr. Da fällt es einem schwer weiter zu lesen.

So wie du schreibst, hat man das Gefühl, du vertraust deinen eigenen Worten nicht. Beschreibe einfach was der Mann sieht, fühlt und sonst so wahrnimmt. Versuche so viel an Wertung herauszunehmen wie möglich. Hier zum Beispiel:

Immer wieder hielt er nervös inne und blickte über die Schulter
Das Wort nervös ist unnötig. Allein diese Beschreibung macht es deutlich.

dass hinter den milchig undurchsichtigen Glasscheiben ein blutig rötliches Licht brannte.
Undurchsichtig und rötliches kann weg, da beides schon durch milchig und blutig impliziert wird.
Frage dich bei allem was du schreibst, ob du es wirklich brauchst. Versteht man den Satz auch ohne ein bestimmtes Wort? Versteht man den text auch ohne einen bestimmten Satz? Dann weg damit!

der Tür, die langsam geöffnet wurde und die finstere Nacht im Schein einer unbekannten Lichtquelle erhellte.
Die Tür erhellte die Nacht?

Der ganze letzte Abschnitt ist reine Erklärung, absolut unnötig. Wenn du davon etwas verwenden möchtest, würde ich es vielleicht am Anfang einbauen.

Ich hoffe, mein Kommentar hilft dir weiter. Viel Spaß weiterhin und liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo, greenelve

Ich fand den Anfang auch sehr, sehr zäh. Neben allem, was schon gesagt wurde, sehe ich ein großes Problem, nämlich, dass Du sehr komplizierte Sätze baust. Das liegt auch daran, dass Du Dich häufig vom Geschehen distanzieren möchtest. Ich zeige Dir mal, was ich meine.

In dem Wald lauerte eine unnatürliche Finsternis, eine Schwärze, die das Licht seiner Taschenlampe zu verschlucken schien, und es ihm seltsam erschwerte, den Weg zur alten, einsamen Holzhütte zu finden.

Immer bei diesem „schien“, da sagst Du als Autor: „Natürlich ist das nicht wirklich so.“ Aber wozu diese Distanz? Du willst mich doch ins Geschehen reinziehen. Also: „… die Schwärze verschluckte das Licht seiner Taschenlampe …“ Außerdem benutzt Du übertrieben viele Adjektive und Adverbien. Hier alleine: „unnatürliche, seltsam, alten, einsamen“. Das ist extrem viel für einen Satz (der auch übertrieben lang ist), und vieles davon ist extrem unspezifisch.

Besser, aber nicht perfekt: „Im Wald lauerte eine Finsternis, eine Schwärze, die das Licht seiner Taschenlampe verschluckte. Er hatte Schwierigkeiten, den Weg zur Hütte zu finden.“

Obschon Jesper den Pfad in den vergangenen Tagen dutzende Male abgelaufen war, irritierte ihn diese Nacht, bei der sich der Mond nicht zeigen wollte; als spürte er dasselbe Unbehagen, welches den jungen Mann erzittern ließ.

Hier wieder Distanz: „als spürte.“ Besser: „… bei der sich der Mond nicht zeigen wollte, sich versteckte.“ Das mit demselben Unbehagen, das ist vielleicht ganz schön, aber das geht auch ohne. Vielleicht findest Du eine Lösung.

Es vermag jene Unsicherheit gewesen sein, ob er allein war oder nicht, die ihn antrieb, mit schnelleren Schrittes und Herzschlages zur Hütte zu eilen.

„vermag“, noch eine Möglichkeit, Distanz zu erzeugen. „Er beschleunigte seine Schritte, eilte zur Hütte, sein Herz schlug wild in seiner Brust.“ Irgendwie so. Das ist deutlich unmittelbarer als das, was Du tust.


Die Holzhütte war zwischen den titanischen Bäumen, die in dieser Nacht besonders dicht nebeneinander gedrängt zu stehen schienen, plötzlich aus der Schwärze aufgetaucht.

Wieder ein „schienen“. Besser: „ … titanischen Bäumen, die in dieser Nacht besonders dicht gedrängt standen …“

Ich glaube, Du könntest Deinen Text schon deutlich leichter lesbar machen, wenn Du dich 1) von zahlreichen Adjektiven und Adverbien trennst, 2) mehr Absätze machst, 3) die Sätze kürzt und den Satzbau vereinfachst und 4) dich nicht durch „scheinen“, „vermögen“ und „es ist, als ob“ vom Geschehen distanzierst. Gerade durch Letzteres kannst Du Unmittelbarkeit herstellen. Wenn Du willst, dass Deine Leser/innen sich gruseln, dann brauchst Du diese Unmittelbarkeit.

Zum Inhalt habe ich eigentlich nichts zu sagen. Nur eine Sache: Er hat schon gecheckt, dass das Licht nicht geht und ist also schon zum zweiten Mal da? Im letzten Abschnitt wirkt es aber ziemlich deterministisch: Wer da hingeht, verschwindet. Komisch. Das passt nicht so richtig. Vielleicht fällt mir noch mehr auf, wenn die Absätze und Sätze nicht mehr so gewaltig lang und verschwurbelt sind. Das lenkt leider wirklich sehr stark vom Inhalt ab.

Also, reingehauen. Make it work!

Viele Grüße,
Maria

 

Zuersteinmal: Entschuldigung, hat etwas gedauert. Und danke für Anmerkungen, insbesondere über Distanzierung.

Der Text ist jetzt überarbeitet. So langsam bekomm ich es nicht besser hin, ich seh nur noch Muster in den Sätzen, die sich wie Reime wiederholen. Es ist auch ein Versuch gewesen, Horror wie Lovecraft mit Adjektiven zu schreiben. Naja, hab noch viel zu lernen. :Pfeif:

Jetzt weiß ich auch gar nicht mehr, was ich schon schreiben wollte.... -.- Also...den letzten Absatz nehm ich raus, der ist tatsächlich nur dazu da, die "Motivation / Hintergründe" der Figuren näher zu erläutern. Aber wenn zudem die Zeit durch den Schreibtstil schon gegeben ist und ich keine Ahnung hab, ob es damals hierzulande Halloween gab, lass ich den Part ganz weg.


Froh bin ich dennoch über das Ding, habe ich es endlich geschafft eine Geschichte zu veröffentlichen. *auf anmeldedatum schiel*

 
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Dann werde ich weiter probieren. Mir deucht, ich wandle auf den Pfaden phantastischer Schriftsteller, weniger denn Horror.

Wir werden sehen, was die nächste Geschichte bringt. Dort werden Punkte wie Hintergrund der Figur besser aufgegriffen. Dies hier ist dennoch sehr lehrreich und ich bin nach wie vor froh über die Veröffentlichung. Trotz der fehlenden Qualität als Geschichte an sich und beim Horror.

Bezüglich guttural: Bezeichnet einen im Kehlbereich gebildeten Laut. Und der kommt bei Monstern ganz gut.

edit: Show dont tell, Erkläen wo wer wie was usw. sind Dinge, die mir klar sind. Das wollte ich noch sagen. Es zeigt mir auch, man muss es sich ständig vor Augen halten, Qualität ist nicht selbstverständlich.

 
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Mir deucht, ich wandle auf den Pfaden phantastischer Schriftsteller, weniger denn Horror.
* mich deucht

EDIT: Offenbar geht beides, sorry, mit 'mir' hab ich das noch nie gelesen. Was sage ich jetzt, da ich meinen Komm nicht selbst löschen kann? Dass dein zweiter Teil des Satzes nicht zum Anfang passt? :schiel: :D
Sorry, cheers, Katla

 

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