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Des Lebens inn´rer Schatten

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02.03.2017
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Des Lebens inn´rer Schatten

Der Sommer hat viel von seiner Faszination eingebüßt. Er ist kurzatmiger und eintöniger geworden. Gleichgültig und gebückt zieht seine Aura in Richtung Herbst. Die Faszination findet sich nicht mehr unter den Seinen.

Welch Einbuße an Leben und Vielfalt! - Das Bild der Kindheit zeigt diese Jahreszeit in einem ganz anderen Licht. Flächen, auf denen Heu träge ausgebreitet liegt, kommen einem da gemeinsam mit dem Gejohle der Kinder entgegen. In ihrem Gedränge der Duft des Seins, lasziv, mild und betörend, der Vergänglichkeit entzogen, ganz so wie das Gesicht, das hinter der Scheune aus schwarz gewordenem Lärchenholz spöttisch und angespannt zugleich darauf wartet, entdeckt zu werden. Es ist das Ebenbild der ersten großen Liebe. Ohne Makel und stets fern, im Schmerz der Sehnsucht.

Das Leben hat mich mit allen Wassern gewaschen, denkt er, schmunzelt und macht sich auf den Weg zum Bahnhof. An der Kreuzung kurz davor fuchtelt gerade ein junger Lehrer mit priesterlichem Sendungsbewusstsein sein „Halt, Halt!“ den zwanzig Jungen und Mädchen entgegen. Warten mögen sie, es sei doch rot und nicht grün. Die Wirkung dieser Aufforderung verpufft aber sogleich im Drängen und Rempeln der Halbwüchsigen. ....
Der Pendelschlag der Zeit ist ein anderer geworden, unruhiger, denkt er. Töne und Inhalte aus dem sprachlichen Fleckerlteppich um ihn bestätigen die Annahme. Von „harzen“, „abkeimen“ und der „Pestlippe“ ist die Rede. Vergeblich sucht er in den Äußerungen das „Wie-die-Alten-sungen, -so-zwitschern-die- Jungen“.

Er schließt die Augen. Als er sie öffnet, sieht er sich im Gefolge der Schüler die Straße überqueren und bald darauf das Bahnhofsge-bäude betreten. Eine großflächige Leinwand, über die sich eine Palette mit allerlei Filmausschnitten wälzt, vereinnahmt ihn ebenso wie einige andere Reisende, welche auf der breiten marmornen Stiege sitzen, sich dann und wann einander zuwenden, um das Filmgeschehen mit einigen Bemerkungen zu kommentieren. Offenkundig ist das Verständnis nicht immer auf Anhieb gewährleistet, denn der Text aus dem Lautsprecher seitlich der Leinwand verursacht neben den Geräuschen aus der Eingangshalle und dem Wirrwarr beim Besteigen der Züge ein heilloses Durcheinander.
Er ergreift das Gepäcksstück, das er kurz zuvor bei einer Säule abgelegt hat, hebt es hoch und begibt sich zum Eurocity. Er steigt in den Zug und setzt sich auf einen der Plätze am Fenster.
Kurze Zeit später rollen leere Fabrikshallen und volle Biergärten vorbei in den schon fortgeschrittenen Nachmittag. In Letzteren perlen Gespräche über Tische hinweg direkt aus der Quelle von Erfahrung, Trost und Blütenträumen hin zu neuen Ufern. Hände rühren im Stoff aus Endlosthemen, manchmal zaghaft träge, dann wieder sehr bestimmt, wohl wissend um die Wirkung. Hier ein Nicken, das die Frucht des Behagens in sich vereint, dort ein entschiedenes Aufschlagen des Lides. Unerwartet trifft all dies ein und pfeilspitz, so, als habe sich die Seele in ihrem Abgrund hilflos an eine Stelle verrannt, wo die Kräfte zu erlahmen drohen. …. Wie vieles ihm doch fehlte.

Schließlich erreicht der Zug Karlsruhe und eine Asiatin, vermutlich Vietnamesin oder Thailänderin, trippelt mit zwei Mädchen auf ihn zu. „Is diesa Platz hia fei?“ lispelt die junge Frau, und er bejaht. Sie setzt sich ihm gegenüber und die Gören nehmen rasch die Plätze im Anschluss ein. Gleich darauf öffnen sie – beinah simultan – ihre Schultaschen und ziehen aus diesen ein Heft mit jeweils blauem Umschlag hervor.
„Mama, sieh mal: das a!“ sprudelt die Kleine neben ihm hervor. Erwartungsvoll richtet sich ihr Blick auf das Gesicht der Mutter. Im Ausdruck der beiden spiegeln sich rasch pralles Selbstbewusstsein, Freude und satter Erfolg wider. Sie sind, so ist er überzeugt, durch die gemeinsame Arbeit beider am Buchstaben möglich geworden. Schreibflüssigkeit und ungetrübte Lesbarkeit geben Zeugnis davon, wie das Graphem sich dem Phonem quasi in einem Liebesakt schenkt.
„Wir haben heute das a gelernt!“, ergänzt die andere schnippisch. „Es war natürlich schwieriger als das i. Das hab´ ich ja gleich gekonnt.“
Offenkundig um die Konkurrenz nicht allzu mächtig werden zu lassen, platzt die erste schließlich mit der Meldung „Stell´ dir vor, ich habe es sogar an die Tafel schreiben dürfen!“ hervor und sieht sodann ihre Schwester herausfordernd an. Was diese wohl als nächstes einbringen würde?
„Die sind aba schoen“, hört er die Mutter sagen. „I bin so stolz auff oech.“

Spätestens als diese Bemerkung fällt, hat ihn die Reise in sein Inneres geführt, dorthin, wo nicht nur die Nachwehen aus den Untiefen des Orkus der Vergangenheit nach oben strömen. Gestochen scharf sieht er sich an jenem Ort auf dem Weg in Richtung Fluss. In dessen Nähe hatte er, kurz nachdem der Schnee geschmolzen war, als Kind eine Höhle gebaut. Jedes Mal, wenn er sich in ihr befand, strömte der Geruch von gekappten Wurzeln von oben auf ihn herab und ging mit dem eindringenden Licht des Frühlings eine besondere Liaison ein. In ihr fühlte er sich geborgen. Genauso geborgen wie an jenem Tag, als er aus Vaters Armen zur Zeit des Aperns juchzend in den metertiefen feuchten Schnee flog, um dort sein Gesicht wieder und wieder in das prickelnde Nass zu tauchen und das Leben in seiner ganzen Vielfalt und Größe wahrzunehmen. Da war vom Danaergeschenk noch nichts zu spüren, nichts vom unnachgiebig strengen Blick des Dorfschullehrers.
Erneut sucht er den Buchstaben im Heft des Mädchens. Wohlgeformt gibt sich der als Teil des Werkzeugs zur Selbstfindung zu erkennen. Helle Zustimmung und Bejahung liegt ihm inne. Aber auch der Anfang und das Ende und zwischen diesen, wenig zaghaft, die ungebrochene Bereitschaft, voranzuschreiten.
„So muss das aussehen, Franz! So! Und nicht anders!“ hört er die Maßregelung. Er wendet den Kopf und sieht von der Seite in ein hageres Gesicht mit scharfen Zügen. Dieses setzt alles daran, dass er dem Leben auf den Pelz rückt. In seinem Ausdruck findet sich keine Gnade. Schon aus dem Grunde muss er jetzt sein Unvermögen überwinden. Er setzt erneut an, die Feder zaghaft in der Linken führend. Doch der Strich geht zu weit, entspricht nie und nimmer den Vorgaben der Lateinischen Ausgangsschrift, lässt keine Korrektur und somit keine gütliche Regelung mit dem Lehrer mehr zu.
„Welche Hand soll die Feder führen?“ vernimmt er die Stimme hinter sich. „Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass man mit der Rechten schreibt. Die Rechte ist die gute Hand. Das hat euch euer Religionslehrer wohl beigebracht.“ …

Regungslos sieht er jetzt auf das Blatt in den Händen des Mädchens. Dieses ist nun mit der Tinte aus dem Fass vor ihm verschmiert.
„Das musste ja so kommen. Alle schreiben rechts, nur du nicht. Bis morgen wirst du es aber kapieren!“
Gleichsam um dieser Aufforderung Nachdruck zu verleihen, klatscht eine Hand mächtig auf der Schulbank auf. Es ist die rechte. Das Geräusch hat zur Folge, dass sich die Köpfe seiner Mitschüler weiter in den Rumpf bohren und die Stille schier unerträglich wird.
Er ist am Ende, richtet seinen Blick vorsichtig in die zweite Reihe, dorthin, wo sie sitzt. Ihr strohblondes Haar hat plötzlich etwas Abweisendes und Unnahbares an sich, das die Gabe aus der Büchse der Pandora für ihn gutzuheißen scheint. Er presst die Lippen zusammen, so, als würde dadurch die verabreichte Essenz reiner Verachtung ihren Weg besser nach unten finden. Von dort strömen ihr bereits Zorn, Hass und Scham unaufhaltsam entgegen. Nach deren Zusammenprall fliegt das Schreibwerkzeug gegen die direkt angrenzende kalkweiße Wand und überlässt dort ihr unverkennbares Zeichen der Ewigkeit.
Er spürt den scharfen Schmerz an seinem linken Ohr. Dieser hebt den Körper vom Sessel hoch und lässt ihn schließlich auf Zehenspitzen das Hier und Jetzt vergessen. Kein Laut dringt aus ihm, dem Gequälten, hervor, ein Umstand, der ihm in der Folge den stillen Respekt seiner männlichen Mitschüler einbringen sollte.

In diesem Augenblick dringt eine breite Woge Lichts abrupt in den Zugwagen. Sie trifft die Asiatin und bewirkt, dass deren Gesicht mit dem hinter der Scheune eins wird. Das eintreffende Bild führt die Gedanken in eine andere Richtung. ….
„´nschuldigung, kennen wia uns?“, hört er sein Gegenüber plötzlich sagen. -
Die Frage lässt bei ihm die Tür zur Vergangenheit endgültig ins Schloss fallen und er fängt sogleich das Lächeln auf, das ihm mit einem Anflug von Vergänglichkeit entgegenhuscht. Es ist ein müdes, aber doch gefestigtes.
„Leider nein. Ich war nur etwas weggetreten“, gesteht er mit milder Gestik ein. Und nach einer Weile fügt er hinzu: „Ihre Mädels sind aber tüchtig.“ Die Fremde grinst ihn unverhohlen an und blickt sodann auf die Tochter neben ihm. Die wiederum meldet sich ohne zu zögern mit der dem Wesen des behüteten Kindes inneliegenden Selbstverständlichkeit zu Wort: „Und was machen Sie in Rüdesheim?“
Er sieht kurz auf den vor ihm liegenden Reiseführer mit dem Bild der Stadt.
„Ja, was mache ich in Rüdesheim? - Und darauf wie ein Honigkuchenpferd schmunzelnd: „Ich denke, ich werd´ dort in der Nähe die Frau auf dem Felsen zu einem Gläschen Wein einladen, sobald die Sonne den Regen ganz eingelullt hat. Ich könnt´ wetten, sie und ich werden uns dann mal ganz vom b verzaubern lassen.
Wenig später steht er auf, holt das Gepäck aus der Ablage und verabschiedet sich. Als er sich umdreht und kurz verweilt, hört er eine der Gören mit verhaltener Stimme: „Seht mal, ich glaub´, der hat unterschiedlich lange Ohren. Das linke ist fast so lang wie das von Mr. Spock in Star Trek.

 

Der Autor schrieb zum Text:

Zum Anlass für die Niederschrift der nachfolgenden Geschichte:

Sie gibt Zeugnis davon, wie man mit "unangenehmen" Lebenssituationen fertigwerden kann, die weitgehend auf persönlichen Erfahrungen beruhen. Tiroler Autor.

====================================


Solche Hinweise bitte immer unterhalb der Geschichte.

Danke und beste Grüße,
GoMusic

 

Hola, Tiroler Autor!

Mir ist schon zu Beginn Deines Textes nicht alles geheuer – da entdecke ich noch rechtzeitig den Nachsatz:

Zum Anlass für die Niederschrift der nachfolgenden Geschichte:
Sie gibt Zeugnis davon, wie man mit "unangenehmen" Lebenssituationen fertigwerden kann, die weitgehend auf persönlichen Erfahrungen beruhen.

Sozusagen ein buntes Allerlei aller möglichen Gedanken, die dem Autor so gerade beim Schreiben in den Sinn kommen. Mit philosophischer Schwülstigkeit und verdreht umständlich formuliert, dass sich Tisch und Bänke biegen – ohne roten Faden, ohne Struktur.
Einfach lustig drauflosgeschrieben; schon in der Mitte weiß ich nicht mehr, was ich bei aller Schwurbelei weiter oben gelesen habe. Ein Eintopf aus Kraut und Rüben, flambiert und mit Wunderkerzen bestückt – nein, mein Herr, das ist ungenießbar.

José

 

Hallo konraddeherma24,

ich schließe mich José an, dieser Text ist nicht poetisch, er versucht nur krampfhaft, es zu sein. Aber eine Ansammlung künstlich komplizierter, pseudophilosophischer Sätze ohne relevanten Inhalt sind nicht geeignet, die Schönheit und Leichtigkeit, die einen poetischen, vielleicht auch romantischen Text auszeichnet, als pure Essenz, will sagen als reines Gefühl dem Leser direkt in den Kopf zu pflanzen. Bei Deinem Text habe ich schon am Ende des ersten Absatzes die Augen verdreht, und er hat nur zwei Zeilen! Wären wir hier nicht im Forum, um uns gegenseitig zu kritisieren, hätte ich den Text direkt wieder weggelegt. Aber so habe ich mich bis zum Ende durchgekämpft, und siehe da, es gibt tatsächlich einen guten Satz in diesem Text:

Ich denke, ich werd´ dort in der Nähe die Frau auf dem Felsen zu einem Gläschen Wein einladen,

Okay, ein guter halber Satz. Die zweite Hälfte mit der Sonne, die den Regen eingelullt hat (was auch immer das heißen mag), hätte es nicht gebraucht. Nachdem ich aus dieser Ecke Deutschlands komme, gefällt mir der kleine Fingerzeig auf die Lorelei. Als Ende hätte mich dieser Satz etwas versöhnt, aber dann kommt noch dieser hier:

Das linke ist fast so lang wie das von Mr. Spock in Star Trek.

Oh Mann. Der letzte Satz, und damit geht die Story für mich k.o.
Sorry.

VG Kassiopeia

 

Der Sommer hat viel von seiner Faszination eingebüßt. Er ist kurzatmiger und eintöniger geworden. Gleichgültig und gebückt zieht seine Aura in Richtung Herbst. Die Faszination findet sich nicht mehr unter den Seinen.

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

lieber konraddeherma24,

mich hat zunäcst der poetische Titel "angezogen" und mit dem einleitenden Abschnitt (s. o.) wäre ich fast wieder abgezogen. Das Sein west ['ve:st] geradezu, dass ich befürchte, Du könntest noch Heidegger erlebt haben ..., dann wiesen die Ziffern am Ende Deines interessanten Pseudonyms auf das Geburtsjahr 24 hin ... Und da die Zahl der Kommentare noch eine überschaubare ist, kann ich mich denen nur anschließen. Sieh's als Fingerübung an und dann gleich der Hinweis, dass Du auf Groß und Kleinschreibung nebst Zeichensetzung achten solltest, was sich schon an einem einzigen Beispiel darstellen lässt

... sein „Halt, [h]alt!“[,] den zwanzig Jungen und ...

Da die wörtl. Rede gelegentlich korrekt abgeschlossen wird, meine ich darin Flüchtigkeit zu erkennen.

Wie dem auch sei, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Und wenn, was hätte er von einem gebrochenen Genick?

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hab gerad erfahren, dass gebloggt werde und siehe, daselbst steht der Text. Das ich dadurch zum Blogger werde, bezweifel ich. Der Gott der Blogger und Boggierten möge mir verzeihen.

Naja, man möge einem Nichtblogger verzeihn,

Lieber konraddeherma24,

Du hast uns Kritikern Deines durchaus poetischen Titels eine e-Mail zugeschickt, um den Text zu erläutern/zu begründen.

Wäre es da nicht sinnvoller, hierorts Deine Intention offenzulegen, auf dass jeder Interessierte neben dem Text auch Deine Gedanken/Erfahrungen hinter dem Text wahrnehmen kann?

Geh mal ruhig davon aus, dass meine Texte autobiografischen Ursprungs, wenn auch bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind und allemal Heimatliteratur - natürlich nicht im herkömmlichen Sinn, denn ich sitze - wie jetzt auch - vorm Laptop auf einer gemütlichen Couch im Wohnzimmmer. Und was könnte heimatlicher sein, das mir angetraute Weib ...ele trinkt einen Tisch weiter Kaffee und hört Radio. So viel aus einem Stillleben und eine Offenbarung.

Ich werd den Teufel tun, hierorts über eine e-Mail zu referieren. Selbst wenn ich gerade wie ein Plaudertasche wirke, so gilt immer noch das Briefgeheimnis, wenn auch Durch Dich selbst ein bisschen breitgetreten als Rundschreiben.

Friedel

 

Lieber Friedel,

ich bedanke mich für Dein Schreiben und gebe Dir Folgendes zu bedenken:

a) Ich bin ein neuer Nutzer dieses Forums.
b) Meine Computerkenntnisse sind sehr beschränkt. Als ich die doch eher sehr negativen Kritiken zu meiner Kurzgeschichte las, dachte ich mir, dass ich eine Antwort darauf einbringen müsste.
Ich setzte dieses Vorhaben um und fragte mich, wie ich den Text am besten veröffentlichen kann.
Ich versuchte es über die Seite, wo die Kurzgeschichte ("Des Lebens inn´rer Schatten") aufscheint.
Alles funktionierte und der Text zeigte sich im Bereich unter der Kurzgeschichte. Als ich aber kurze Zeit später die Seite nochmals aufschlug, war von ihm nichts mehr vorhanden. (Auch jetzt ist er nicht zu sehen.) Vermutlich mache ich also etwas falsch.
Der eben geschilderte Misserfolg war ausschlaggebend für den Entschluss, meinen Kritikern die Information mittels Email zukommen zu lassen.

Könntest Du mir also bitte einen Gefallen tun: Wenn ich einen Kommentar zu einer Geschichte verfasst
habe und diesen dann unter dem vom Autor verfassten Werk einbringen möchte, wie gehe ich vor?
Das selbe gilt auch für Antworten auf Kritiken zu meinen Beiträgen.

Vielen Dank für Deine Unterstützung, welche die Vorgangsweise zum Einbringen von Kommentaren
kurz umreißt.
Günther

PS: Eben wollte ich den obigen Text versenden, da erhielt ich die Meldung, dass ich nicht angemeldet
sei. Ich hatte mich aber angemeldet.

 

Am unteren Eingabefeld jedes Beitrages findet sich neben dem Button "Bearbeiten" zugleich ein "Antworten", den Du anklicken kannst, um ein neues, leeres Eingabefeld zu erhalten. Aber dass Du nicht angemeldest wärst wird schon widerlegt, weil sich a) Dein Muttertext noch vorfindet und b) Dein Wunsch ja bei mir angekkommen ist innehrhalb und nicht außerhalb der Plattform,

so - jetzt geht's ab unter die Blogger ...

bis gleich also!

Friedel

 

Hallo konraddeherma24

Eigentlich sollte hier eine sachlich fundierte und analytische Kritik abgegeben werden, aber ich möchte mich ausnahmsweise darauf beschränken, Dir mitzuteilen, dass ich den Text genossen habe. Sprachlich und rhythmisch sehr gut gestaltet, inhaltlich eine wesentliche Erfahrung gut illustriert vermittelt. Das Heute wird elegant dem Früher entgegengesetzt und obwohl der Schmerz zu erahnen ist, gleitet der Ton nie ins Jammern ab. Wie Du siehst: Ich bin sehr angetan. Hoffentlich kann ich noch weitere Beiträge von Dir lesen.
Bei der Bedienung des Forums helfen Dir die Moderatoren. Kleiner Tipp: Vielleicht hast Du die Webseite neu geladen, bevor Du Deinen Kommentar absendest. Da kann der Text verschwinden.

Schönen Gruß, Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Das Sein und die Seinen, der Schein und mein Meinen -
ohne Design

„Solange das Dasein als Seiendes ist, hat es seine «Gänze» nie erreicht.
Gewinnt es sie aber, dann wird der Gewinn zum Verlust des In-der-Welt-seins
schlechthin. Als Seiendes wird es dann nie mehr erfahrbar.“
Heidegger, Sein und Zeit

„Es ist ein Spruch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.“
Wilhelm Busch​


Schon der erste Absatz
Der Sommer hat viel von seiner Faszination eingebüßt. Er ist kurzatmiger und eintöniger geworden. Gleichgültig und gebückt zieht seine Aura in Richtung Herbst. Die Faszination findet sich nicht mehr unter den Seinen

konraddeherma24

besteht trotz poetischen Geklingels aus Allgemeinplätzen (wenn Raum und Zeit eins sind) - „der Sommer“ weist auf einen bestimmten, im weiteren Text aber nicht genannten besonderen Sommer hin (sonst wäre der Artikel zum Pronomen „je+der“ niedergeschrieben worden, obwohl ja jeder Sommer von Juni bis September Richtung Herbst zieht).

Verstehen wir „den“ Sommer aber als Familiennamen und somit den Alterungsprozess (Kurzatmigkeit, Stimm- und Farbwandel, Stimmwandel, - Schwerhörigkeit usw., was dann aber weniger an Verlust unter den „seinen“ als unter den Anderen) bedeutet

Welch Einbuße an Leben und Vielfalt!
kurz ein Begriff aus dem Bilanzrecht: Afa = Abschreibung für Abnutzung!

Das Bild der Kindheit zeigt diese Jahreszeit in einem ganz anderen Licht.
Im Herbst oder Sommer?, Kindheit als Frühling begriffen ...

Gleichgültig, wenn das eigene Kind oder der Enkel „aufgezogen“ (Zögling, Substantivierung des Prät. zu auf-/er„ziehen“) und mit Wohlgefallen in aller Freundschaft begleitet wird.
Gut, Herbst, Harvest und Harvest Moon von Neil Young lernen zu laufen, Old Man trifft Old Laughing Lady, aber unplugged auch Pocahontas ...

In ihrem Gedränge der Duft des Seins, lasziv, mild und betörend, der Vergänglichkeit entzogen, ganz so wie das Gesicht, das hinter der Scheune aus schwarz gewordenem Lärchenholz spöttisch und angespannt zugleich darauf wartet, entdeckt zu werden. Es ist das Ebenbild der ersten großen Liebe. Ohne Makel und stets fern, im Schmerz der Sehnsucht.

Das Leben hat mich mit allen Wassern gewaschen, denkt er, schmunzelt und macht sich auf den Weg zum Bahnhof.
Wer immer hinter dem Pronomen stecken mag – er verlässt den Ort, den pseudopoetischen Platz, wo der Lehrkörper eine Gruppe von Rotgardisten (Ende der 1960-er Jahre?) in Verkehrsregeln missionieren will. Also singen doch die Jungen wie die Alten. Mir ist nur noch nie klargeworden, worin die Kunst der Klingeltöne der jetzigen Generationen besteht. Wer elektronisches Gepiepe artistisch findet und Bässe mit dem Steißbein hört, wird da wohl so was wie Kunst drin vermuten. Geheimnis bleibt mir
das Bahnhofsge-bäude
(unter der Prämisse, dass das Bauwerk eben mit einem Bind-/Gedankenstrich versehen sein sollte und kein Versehen an sich sei).

Offenkundig ist das Verständnis nicht immer auf Anhieb gewährleistet, denn der Text …
Wie wahr!

Er steigt in den Zug und setzt sich auf einen der Plätze am Fenster.
Kurze Zeit später rollen leere Fabrikshallen und volle Biergärten vorbei in den schon fortgeschrittenen Nachmittag. In Letzteren perlen Gespräche über Tische hinweg ...
Wird wohl so sein – weiß ich aus eigener Anschauung . Und darum zur Auflockerung nochmals Wilhelm Busch,

„Auch Wasser wird zum edlen Tropfen,
mischt man es mit Malz und Hopfen.“

direkt aus der Quelle von Erfahrung, Trost und Blütenträumen hin zu neuen Ufern.
Wie nimmt der Reisende im Zug das wahr? Das kann doch kein flüchtiger Moment sein ... Hier kommen andere Flüchtigkeiten

„Is diesa Platz hia fei?“[,] lispelt die junge Frau, und er bejaht.
Sprechen so „Asiatinnen“? Hier im Ruhrlatein wird die Endung -er auch oft zum unbetonten a abgeschliffen.
„Mama, sieh mal: das [A]!“[,]sprudelt die Kleine neben ihm hervor.
Hier geht‘s doch mit der Zeichensetzung
„Wir haben heute das a gelernt!“, ergänzt die andere schnippisch.

Aber wie zuvor sollte das minuskelhafte a zur Majuskel erwachsen, aber allein durch das Komma nach der abschließenden wörtl. Rede ist nach teutscher Rechtschreibung die Minuskel „e-rgänzt“ möglich. Im nächsten Satz ist nun das Komma vor der Infinitivgruppe wegen des leidigen „um“ zu setzen
Offenkundig[,] um die Konkurrenz nicht allzu mächtig werden zu lassen, platzt die erste schließlich mit der Meldung „Stell´ dir vor, ich habe es sogar an die Tafel schreiben dürfen!“[,] hervor und sieht sodann ihre Schwester herausfordernd an. Was diese wohl als nächstes einbringen würde?

„Die sind aba schoen“, hört er die Mutter sagen. „I bin so stolz auff oech.“
„oech“ klingt nach [ɶx] , „oich“ klänge nach „euch“.

Aber dann noch einmal heideggersche Nachwehen

Spätestens als diese Bemerkung fällt, hat ihn die Reise in sein Inneres geführt, dorthin, wo nicht nur die Nachwehen aus den Untiefen des Orkus der Vergangenheit nach oben strömen
wenn wir mit ihm, dem Reisenden, dem „er“ zu Anfang in der Erinnerung „Richtung Fluss“ (alles fließt halt) in die Kindheit zurückreisen, obwohl sie ja mit den Mädchen begonnen hat oder doch schon im schwermütigen Anfang

„So muss das aussehen, Franz! So! Und nicht anders!“[,] hört er die Maßregelung.
„Welche Hand soll die Feder führen?“[,] vernimmt er die Stimme hinter sich. „Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass man mit der Rechten schreibt. Die Rechte ist die gute Hand. Das hat euch euer Religionslehrer wohl beigebracht.“

Und dass unser Held nicht bei Jean Paul – dessen „Levana“ moderner und menschenfreundlicher klingt als alle Erlasse der Kultusministerien hinsichtlich der vor- und schulischen bis in die betriebliche Ausbildung hinein – auf die Dorfschule ging, wird auch der letzt begreifen. Dass er aber – wie es gar nicht anders sein kann – selbst diesem schwarzen Bild der Pädagogik und gleich mitgelieferten gutbürgerlichen Maximen folgt, verrät sich in einem einzigen Satz bereits

Und nach einer Weile fügt er hinzu: „Ihre Mädels sind aber tüchtig.“
Die Wenisten springen über ihren eigenen Schatten (incl. dessen ihrer Vergangenheit).

Gruß

Friedel,
der mal darauf tippt, dass Du aus Tirol kommst oder dort lebst (wahscheinlich sogar beides zugleich)

PS: Ich hab übrigens auch unterschiedliche Ohren (äußerlich wie innen), ohne dass da jemand dran gezogen hätte. Und dass ich in Rüdesheim auch schon versackt bin ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber konraddeherma24,

nun habe ich deine Geschichte, deren Anfang mir zuerst so sperrig erschien, doch noch gelesen. Und was soll ich sagen: Unterm Strich gefällt sie mir sogar. Einige Stellen fand ich zu akademisch und phrasenhaft überladen:

Schreibflüssigkeit und ungetrübte Lesbarkeit geben Zeugnis davon, wie das Graphem sich dem Phonem quasi in einem Liebesakt schenkt.

Da war vom Danaergeschenk noch nichts zu spüren,

Das hätte deine Geschichte mMn nicht gebraucht, ebenso ihren Anfang (aber das habe ich ja schon im Blog dargelegt). Aber bei der eigentlichen Thematik hast du mich dann gehabt: dieses unreflektierte Daraufbestehen, dass die Kinder mit der rechten Hand zu schreiben hätten:

„Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass man mit der Rechten schreibt. Die Rechte ist die gute Hand. Das hat euch euer Religionslehrer wohl beigebracht.“ …

Ich habe das zwar nicht selber erfahren, aber noch vor kurzem erzählte mir meine Schwester – inzwischen sechzigjährig – , welche Ängste diese Forderung in ihr damals ausgelöst hätten. Als Kind will man ja möglichst alles richtig machen, kann es aber nur mit äußerster Konzentration und gegen seine Natur. Das hat ihre ganzen ersten Schuljahre überschattet.

Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass dieser Sachverhalt noch ein wenig mehr in den Fokus deiner Geschichte geraten wäre. Er scheint mir ein bisschen unterzugehen in allgemeinen, ein wenig philosophisch anmutenden Überlegungen deines Protagonisten. (s.u.)

Und auch die Übergänge vom Jetzt zum Früher sind mir zu unvermittelt. Mir als Leser fällt es manchmal schwer zu erkennen, wann sich der Protagonist im Zug, wann in der Schule seiner Kindheit befindet:

Helle Zustimmung und Bejahung liegt ihm inne. Aber auch der Anfang und das Ende und zwischen diesen, wenig zaghaft, die ungebrochene Bereitschaft, voranzuschreiten.
Mir ist hier nicht klar, was du sagen willst, es scheint mir zu verschwurbelt und du verfängst dich hier in deiner eigenen Formulierung.
Und gleich danach der abrupte Wechsel in die Vergangenheit:

„So muss das aussehen, Franz! So! Und nicht anders!“ hört er die Maßregelung. Er wendet den Kopf und sieht von der Seite in ein hageres Gesicht mit scharfen Zügen. Dieses setzt alles daran, dass er dem Leben auf den Pelz rückt.

Du liebst diese gedanklichen (philosophischen?) Einschübe, mir kommen sie manchmal vor wie Wortgeklingel. Und sie bringen mir als Leser auch nicht sehr viel. Ich würde deine Geschichte deshalb ein wenig entstauben, den beiden Handlungen mehr Raum geben. Denn dann würde mich ihre Kernaussage vielleicht leichter erreichen. So stört mich dieses ständige Kommentieren des Autors doch recht stark.

Er presst die Lippen zusammen, so, als würde dadurch die verabreichte Essenz reiner Verachtung ihren Weg besser nach unten finden. Von dort strömen ihr bereits Zorn, Hass und Scham unaufhaltsam entgegen.

Ihr strohblondes Haar hat plötzlich etwas Abweisendes und Unnahbares an sich, das die Gabe aus der Büchse der Pandora für ihn gutzuheißen scheint.
???

Und dieses dazwischengestreute Fabulieren macht es mir auch sehr schwer, nachzuvollziehen, was du mir da eigentlich erzählst. Ich fasse mal zusammen, was ich mitbekommen habe: Ein Mann sieht in einem Zug zu, wie zwei Kinder das Schreiben üben. Er erinnert sich an eine bedrückende Situation in seiner Kindheit, als er ausgerastet ist, weil man von ihm verlangte, mit der rechten Hand zu schreiben, obwohl er Linkshänder war.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so richtig gelesen habe.
Denn dann taucht (recht unvermittelt) auch noch im Früher eine ‚Sie’ auf.

Er ist am Ende, richtet seinen Blick vorsichtig in die zweite Reihe, dorthin, wo sie sitzt.

Dieses plötzliche Auftauchen verwirrt mich, weil es ein neuer Handlungsfaden ist, der da plötzlich angerissen, aber nicht weiter verfolgt wird. Oder habe ich etwas überlesen?

Mal abgesehen von diesen Kritikpunkten, die sich fast ausschließlich auf die verwirrenden Einschübe des Autors beziehen, muss ich sagen, dass mich das Thema deines Textes und auch die Darstellung der beiden Handlungsstränge angesprochen haben.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hej konraddeherma24,

an diesem Vormittag bin ich bereit, deinen freundlichen Protagonisten auf seiner Reise zu begleiten. Sowohl mit der achtsamen Sprache als auch in seine Vergangenheit.
Ich habe mich auf deinen gemächlichen Ton eingelassen, bin mitgetrieben und habe versucht, den kleinen Jungen zu sehen, der im direkten Vergleich mit den Gören seines Abteils stehen.
Vielmehr als vom Inhalt, das gestehe ich an dieser Stelle, ließ ich mich einlullen von den Bildern der Sätze.

Der Sommer hat viel von seiner Faszination eingebüßt. Er ist kurzatmiger und eintöniger geworden. Gleichgültig und gebückt zieht seine Aura in Richtung Herbst.

Das ist eine faire und sehr schöne Einstimmung in deinen Text.

In Letzteren perlen Gespräche über Tische hinweg direkt aus der Quelle von Erfahrung, Trost und Blütenträumen hin zu neuen Ufern.

Das müssen feine Gespräche sein.

In dessen Nähe hatte er, kurz nachdem der Schnee geschmolzen war, als Kind eine Höhle gebaut. Jedes Mal, wenn er sich in ihr befand, strömte der Geruch von gekappten Wurzeln von oben auf ihn herab und ging mit dem eindringenden Licht des Frühlings eine besondere Liaison ein.

Ich habe das Bild eines einsamen, sensiblen Jungen vor Augen.

Er presst die Lippen zusammen, so, als würde dadurch die verabreichte Essenz reiner Verachtung ihren Weg besser nach unten finden. Von dort strömen ihr bereits Zorn, Hass und Scham unaufhaltsam entgegen. Nach deren Zusammenprall fliegt das Schreibwerkzeug gegen die direkt angrenzende kalkweiße Wand und überlässt dort ihr unverkennbares Zeichen der Ewigkeit.

Das ist ein tolles Bild, wie ein Gefühl seinen Weg gehen kann und der Junge reagiert.

Kein Laut dringt aus ihm, dem Gequälten, hervor, ein Umstand, der ihm in der Folge den stillen Respekt seiner männlichen Mitschüler einbringen sollte.

Tapfer ist er auch.

In diesem Augenblick dringt eine breite Woge Lichts abrupt in den Zugwagen. Sie trifft die Asiatin und bewirkt, dass deren Gesicht mit dem hinter der Scheune eins wird. Das eintreffende Bild führt die Gedanken in eine andere Richtung. ….

Mir gefällt der Übergang, sowohl inhaltlich als auch stilistisch.

Es ist eine runde, harmonische Geschichte einer Reise in zwei Ebenen. Ich mag das sehr gerne und du vermittelst einen anschaulichen Text, der mir stimmig erscheint.
Sicher, die Sprache mutet veraltet an, aber inhaltlich geht es ja auch um Wandlung und Veränderung. Da treffen im Zug und vorher am Bahnhof Welten aufeinander, die dem Protagonisten gewahr werden. Einmal mehr, als er auf Innenschau geht. Der Protagonist sucht und vergleicht, wertet auch.

Der humorvolle Ausklang im Gespräch mit der Mutter, sich vom b verzaubern zu lassen, klingt versöhnlich und nicht verbittert, wie ich befürchtet hatte.

Danke für diesen Ausflug und freundlicher Gruß, Kanji

 

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