Der Zoobesuch
Der Zoobesuch
Es war ein warmer Sommertag, als der kleine Peter mit Mama und Oma in den Zoo ging. Mama kaufte die Eintrittskarten und Oma trug den Rücksack mit Schokolade und Limonade, während Peter aufregt vor dem Eingang des Zoos herumsprang.
"Tiere Tiere Tiere!" rief er laut und imitierte verschiedene Tierlaute.
Nach ein paar Minuten kam Mama zurück und gemeinsam gingen sie durch das Drehtor in den Zoo hinein.
"Wo möchtest du denn zuerst hin, Peter?", fragte Mama.
"Pinguine!" rief er laut und rannte los. Natürlich war er als erster am Pinguingehege angekommen und schaute dabei zu, wie die Tierpfleger die lustigen Wasservögel mit Fischen fütterten, die dabei die verrücktesten Kunststücke vollführten.
Danach gingen sie weiter zu den Affen, die tollkühn in ihrem Gehege von einem Baum zum anderen sprangen, sich die Flöhe aus dem Fell pickten und ihre Affenbabies auf dem Rücken trugen. Mama nahm Peter auf die Schultern, damit er besser sehen konnte.
Dann erreichten sie den Spielplatz, um eine Pause zu machen. Oma nahm den Rücksack vom Rücken, öffnete ihn und nahm Schokolade und Limonade heraus.
"Oh nein", sagte sie und zeigte Mama und Peter die Katastrophe. Durch die Wärme war die Schokolade geschmolzen und war nur mehr eine labbrige, braune Paste, die sich kaum noch essen ließ.
"Igitt!", sagte Peter und schüttelte seinen Wuschelkopf. Auch Mama und Oma war der Appetit vergangen und so warfen sie die geschmolzene Schokolade in den nächsten Abfalleimer. Gemeinsam tranken sie ein wenig warme Limonade (immerhin konnte die nicht schmelzen, besonders gut schmeckte sie aber auch nicht mehr) und Peter rutschte ein paar Mal die große Rutsche auf dem Spielplatz herunter. Dann setzten sie ihren Weg durch den Zoo fort.
Riesige Elefanten standen müde in der Sonne und besprühten sich gegenseitig mit kühlem Wasser,
unzählige bunte Vögel flatterten im Vogelpark herum und verursachten einen Lärm, dass Peter sich die Ohren zuhalten musste, und die sonst so aktiven Kängurus lagen erschöpft im Schatten und schliefen friedlich.
So verging der Nachmittag und schließlich näherten sich Mama, Oma und Peter wieder dem Ausgang des Zoos, wo sich der Streichelzoo mit den kleinen Ziegen und Lamas befand.
"Möchtest du in den Streichelzoo, Peter?", fragte Mama. Peter nickte, doch Oma war schneller. "Ich möchte hinein, ich liebe die kleinen Ziegen!"
Gemeinsam kletterten sie über die Leiter in das Innere des Streichelzoos, wo der Tierpfleger gerade dabei war, den kleinen Ziegen Futter in den Trog zu schütten.
"Möchtest du die Ziegen einmal füttern, kleiner Mann?", fragte der Wärter Peter.
"Au ja! Darf ich, Mama?", fragte Peter begeistert. Mama nickte zustimmend und der Tierpfleger schüttete ein wenig Ziegenfutter in Peters Hände. Sofort kam eine kleine, weiße Ziege angerannt und begann Peter mit ihrer kratzigen Zunge das Futter aus den Händen zu lecken.
"Das kitzelt ja!", kicherte Peter und gab Oma etwas von dem Futter ab, die ebenfalls fröhlich die kleine Ziege fütterte.
"Sieh mal, Peter, die Lamas streiten sich.", sagte Mama plötzlich.
Am anderen Ende des Streichelgeheges fand eine dramatische Lama-Jagd statt, die damit endete, dass zwei Lamas sich gegenseitig dicke Flatschen ins Gesicht spuckten. Peter rannte hin und sah sich das Spektakel aus der Nähe an.
"Pass auf, Kleiner, das Zeug stinkt furchtbar", sagte der herbeieilende Tierpfleger und brachte die beiden streitenden Lamas auseinander.
Dann verließen Mama, Oma und Peter das Streichelgehege. Oma gab Mama den schweren Rucksack, band sich die Schuhe zu und gemeinsam gingen sie in Richtung Ausgang.
Am Abend saßen sie gemeinsam im Wohnzimmer und spielten verschiedene Brettspiele, während sie sich gegenseitig erzählten, welche Tiere ihnen im Zoo am besten gefallen hatten. Mama mochte die bunten Vögel, Oma gefiel die kleine weiße Ziege am besten und Peter war natürlich der größte Fan der lustigen Pinguine.
"Spielt ruhig weiter, Ihr zwei. Ich hole mir nur kurz etwas zu Essen", sagte Oma schließlich und ging in die Küche. Wieder einmal gewann Mama das Spiel.
"Och manno, immer gewinnst du!", beschwerte sich Peter. Aber er ließ sich nicht ärgern und baute die Figuren für ein weiteres Spiel auf. "Möchtest du wieder Rot, Oma?", rief er.
"Mh mh", kam eine gedämpfte Antwort aus der Küche. "Was?", fragte Peter zurück.
Oma bekam einen fürchterlichen Hustenanfall, benahe, als würde sie ersticken.
"Oh Gott, Mama, ist alles in Ordnung?", rief Mama und lief in die Küche, aus der nur noch ein erstickendes Grunzen zu hören war. Auch Peter sprang auf und lief hinterher.
Oma stand mit dem Gesicht zum Fenster, zu hören waren nur noch dumpfe Grunzlaute und auf dem Fußboden unter ihr bildete sich eine kleine Speichelpfütze. Dann brach sie zusammen und Peter traute seinen Augen nicht. Omas Hals war unnatürlich geweitet und aus ihrem sperrangelweit geöffneten Mund, dessen Mundwinkel eingerissen waren, ragten zwei zappelnde,weiße Ziegenhinterbeinchen heraus.
"Mein Gott, was tust du da?!" keuchte Mama, stürmte zu Oma und begann an den zappelnden Ziegenbeinchen zu ziehen, während diese mit in Panik weit geöffneten Augen nur noch weitere gedämpfte Grunz- und Rülpslaute von sich gab, während sich in ihrer Panik auch noch Urin zum Speichel auf dem Küchenboden hinzugesellte. "Geh ins Wohnzimmer, Peter!" rief Mama und zog weiter, während Oma panisch grunzte, doch Peter rührte sich vor Entsetzen nicht von der Stelle.
Die Ziegenbeinchen hatten inzwischen aufgehört zu zappeln und auch Oma gab keinen Laut mehr von sich.
Mama rief einen Notarzt, doch der konnte nur noch feststellen, dass Oma an der kleinen weißen Ziege erstickt war, die sie sich offenbar vollständig in den Mund geschoben und zu verschlucken versucht hatte. Der Rucksack roch entsetzlich nach Streichelzoo. Jetzt wusste Mama, warum er auf dem Rückweg so schwer gewesen war, obwohl sie die Schokolade weggeworfen und die Limonade getrunken hatten.
Von diesem Tag an ging Peter nie wieder in den Zoo und wachte auch Jahre später noch häufig schweißgebadet in der Nacht auf, weil er von zappelnden Ziegenbeinchen geträumt hatte.