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Der Zeugungsfick

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20.12.2002
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Der Zeugungsfick

„...this is what the world is for, making electricity...“

MGMT

Ich war schon wieder auf dem Weg zum Klo, leicht schwankend, mit meiner dritten Maß in der Hand, als sie von hinten angelaufen kam und sich bei mir einhakte.
“Hey du”, meinte sie mit einem strahlenden Lächeln. “Ich will ein Kind von dir!”
Ich schaute etwas verdutzt drein und suchte nach der Ironie, die ich zwar nicht in ihrer Stimme erkannt hatte, die aber doch sicherlich irgendwo in ihrem Gesicht vorhanden war.
Fehlanzeige?
Sie lächelte mich weiter so unbefangen und offen an, als wäre ich Elvis Presley in einem kitschigen Schwarz-Weiß-Film und sie meine Ballkönigin.
Ich weiß nicht, ob es am Alkohol lag, oder an der bloßen Tatsache, dass ich in meinem Leben bislang noch nie mit einer solchen Situation konfrontiert worden war, aber mir fehlten nicht nur die Worte, mir mangelte es auch an Haltung, Mimik, Gestik, Orientierung und Sauerstoff. Ich war, wie man so schön zu sagen pflegt, wie gelähmt, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
„Das ist mein Ernst“, sagte sie beinahe sanft.
Kurze Zeit spielte ich mit dem Gedanken, sie stehen zu lassen und wegzulaufen. Schließlich war das ja eine Frechheit, was die Dame hier brachte, die totale Frechheit, und außerdem hatte ich eine Freundin, und ich mochte meine Freundin, und diese Frau hier kannte ich nicht einmal, also bitte schön, lassen Sie mich gefälligst in Ruhe. Aber das konnte ich den Fischen erzählen, denn das war kompletter Unsinn, ich wollte nicht weglaufen, ich wollte hier sein, ich wollte sogar genau hier sein, mit genau dieser Frau, die langes braunes Haar hatte, ein gelbes Dirndl trug, und ein Lächeln besaß, das bestimmt Blumen aus Fußballfeldern sprießen ließ, Wasser in Wein verwandelte und dem Krieg im Nahen Osten ein Ende setzen konnte.
„Ja ... und? Was meinst du?“, fragte sie mit einem leicht verlegenen Kichern, das so wunderbar unterwürfig und zugleich völlig ausgeflippt daher kam, dass mein komplettes Wertesystem augenblicklich zerbrach.
Wo kam diese Frau bloß her?
Einerseits räumte dieses Kichern offen und ehrlich ein, wie absurd ihre Forderung war. Ein Kind von mir zu verlangen war verrückt, das wussten wir beide.
Andererseits steckte in diesem Kichern, das ihre Augen wässrig werden ließ und kleine Grübchen in ihre Wangen legte, auch der ganze perverse Reiz der Situation.
Man kann’s im Flugzeug treiben, man kann Partner tauschen, man kann einen Dritten zu Rate ziehen, man kann sich gegenseitig auspeitschen, man kann es mal von hinten ausprobieren, und was weiß ich sonst noch alles... und das ist alles mehr oder minder interessant, alles mehr oder minder aufregend, verboten, abstoßend, anturnend, dirty.
Aber ein Zeugungsfick mit einer wildfremden Person? Ein echter, bewusster Zeugungsfick? Wer macht schon so was? Gibt es etwas Verpönteres? Ist das nicht der ultimative Tabubruch?
Und wenn ja, was sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn die perverseste aller perversen Fantasien gleichzeitig auf höchst paradoxe Weise auch die natürlichste Fantasie von allen ist, die Urfantasie sozusagen?
Warum muss man Jahre lang für einen Partner sorgen, so lange bis man sich total sicher ist, ehe man den Zeugungsfick ausprobieren darf? Ich meine, wo bleibt da der Spaß? Klingen Verantwortung und Verpflichtung und Arbeit und Sonntage am See mit Schwiegereltern, die man überhaupt nicht ausstehen kann, nach dem ultimativen Kick? Nein, ganz bestimmt nicht. Und der Mensch ist nicht doof. Er weiß worauf er sich einlässt, wenn er zum Zeugungsfick ansetzt.
Ich und meine neue Bekanntschaft jedoch, wir hatten keine Ahnung. Wir spielten russisches Roulette mit der Natur, wir folgten unserem Fortpflanzungstrieb in seiner reinsten, mit Bio-Siegel versehenen Form. Und glaubt mir, das war geil.
Als mir das alles durch den Kopf ging, sah ich diese seltsame Frau in ihren großen blauen Augen, und ich verspürte plötzlich mehr Lust für sie, als ich das je für meine Freundin getan hatte, oder sonst irgendeine Frau.
„Ich bin dabei“, sagte ich, als handle sich das hier um ein Aufnahmeverfahren für einen Banküberfall. „Aber wie du schon sagtest, ohne Verhütung und alles.“
„So und nicht anders“, meinte sie. Sie reichte mir ihre Hand und lächelte. „Ich bin Lisa.“
„Ich bin Jochen.“

Ich ließ meine Freundin am Tisch mit meinen Kumpels stehen, schrieb ihr schnell per SMS, dass ich geschäftlich schnell weg müsse (totaler Blödsinn, und das wusste sie, aber mir fiel nichts Besseres ein) und dann verließ ich mit Lisa das Zelt. Als ich draußen stand, war ich mir kurz unsicher, aber dann stand sie wieder vor mir in ihrer gelben Oktoberfesttracht mit diesem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht, und ich ergriff ihre Hand. Auf dem Weg zum Taxi redeten wir ein wenig, versicherten uns gegenseitig, dass das keine Verarschung war, und dann fuhren wir zu ihr, weil sie näher wohnte.
Aus meiner Single-Zeit kannte ich diese angespannte Zwischenphase nur zu gut.
Die Kneipenatmosphäre ist fort, die sanften Gitarrenklänge sind verschwunden, und auf einmal sieht man einer wildfremden Person in die Augen und die Gedanken kreisen sich um Geschlechtskrankheiten, die eigene sexuelle Leistung, die Blondine, mit der man vielleicht lieber heimgegangen wäre, und morgen früh.
Bei Lisa war das aber nicht so. Als wir die Stufen zu ihrer Wohnung hinaufstiegen und ich ihren Körper von hinten betrachtete, stieg meine Lust fast ins Unermeßliche. Und das obwohl sie, wie ich jetzt sah, nun wirklich keine Traummaße besaß. Sie hatte kräftige Schenkel, robuste Frauenhüften und einen vollen Hintern. Meine Freundin hätte bestimmt nie geglaubt, dass ich ihretwegen fremd ging. Von einem schlanken Topmodel konnte hier wirklich nicht die Rede sein, aber ich kann euch gar nicht sagen, wie egal das mir war. Egal ist nicht mal das richtige Wort dafür. Hier ging es ja nicht um irgendwelche Schlankheitsideale, – was brachten die mir schon? –, das war ja der völlig falsche Maßstab, der komplett falsche Ansatz, hier ging’s einzig und allein um den Zeugungsfick, hier ging’s um Fruchtbarkeit, und in dieser Hinsicht war Lisa wirklich unschlagbar. Der ansehnliche Hintern, der beim Laufen hin und her schwang wie eine saftige überreife Frucht, die glatte weiße Haut auf ihrem Hals, die zwischen ihr volles Haar hervorlugte, die roten Bäckchen ... und dann dieser schmale Bereich, der da zwischen Rippen und Becken loderte! Was war das überhaupt? Hatte ich so etwas je gesehen? So klein und süß und zart und unschuldig. Diese Taille war ja so unglaublich sexy, dass es schon wieder nicht okay war, so perfekt, dass es mich schon wieder störte. Eine Herausforderung war das doch, diese schmale Zone, ein Angriff auf meine Männlichkeit, eine Unebenheit, die es glattzufegen bzw. auszufüllen galt. Das musste ich ändern. Da wollte ich hin...
Als wir endlich ihre Wohnung betraten, konnte ich mich kaum halten. Sie machte die Tür auf, und dann legte ich meinen Arm um diesen süßen Bauch und zog sie her.
Sie sah zu mir auf. Der Ausdruck, der jetzt in ihren Augen lag, werde ich nie vergessen. Für mich hatte in diesem Augenblick die Evolution ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Das Wunder der Schöpfung, die Kraft der Zeugung, der Sinn des Lebens, das waren keine abstrakten Begriffe mehr, das lag jetzt alles genau vor mir und sah mich fragend an.
„Nimm mich“, sagte sie, aber nicht wie in einem Pornostreifen, es lag ein Flehen in ihrer Stimme, als müsse sie bald vor Verlangen sterben, als würde der Gedanke, ich könnte nein sagen, bei ihr Angst auslösen.
Da waren die Chancen entsprechend gering.
Und wenn man mir alle Reichtümer und Fähigkeiten und Frauen dieser Welt angeboten hätte, oder meine Freundin mit einer Pistole aus dem Schrank gehüpft wäre, da hätte ich trotzdem mit dieser Frau geschlafen.
Ich druckte sie nach hinten Richtung Bett, und schon schlüpfte sie aus ihren Schuhen, schob ihre Träger über die Schultern, und druckte ihren Dirndl samt BH nach unten. Der Anblick ihre weißen Busen raubte mir den Atem, Bilder von Milch und Babies flackerten in meinem Bewußtsein auf, und dann ließ Lisa sich einfach mit ausgestreckten Armen und einem süßen Lächeln nach hinten aufs Bett fallen. Und wie ich das liebte! Dieses hingebungsvolle Sichfallenlassen, diese Zügellosigkeit, die alles auf der Welt, nur nicht spießig und verkrampft war.
Ich griff nach unten, riß meine Gürtelschnalle auf, sprengte beim Öffnen meines Hemdes alle Knöpfe, und stürzte mich auf sie.


Ich wollte jetzt eigentlich nicht mit doofen Sprüchen daherkommen, so von wegen: „Es war die geilste Nacht meines Lebens!“ So was hört man nur allzu oft, und so gut wie immer trifft es nicht zu. Trotzdem will ich es sagen. Es war die bisher absolut geilste Nacht meines Lebens. Ich habe keine Ahnung, woher wir die Energie schöpften, ich weiß nicht, wie es physiologisch möglich ist, in einer Nacht so häufig Sex zu haben, ich hätte auch nie gedacht, dass ich eine solche Ausdauer besitzen könnte, oder dass Menschen in echt solche Töne von sich gaben, aber wir ließen einfach nicht voneinander ab. Es war fast so, als würden wir mit jedem neuen Orgasmus unser Schicksal erneut herausfordern, als setzten wir jedes Mal unser komplettes Leben aufs Spiel.
Wie Nelson Mandela am Tag seiner Freilassung, wie Fidel Castro bei seinem Amtsantritt, wie Ali nach dem Rumble in the Jungle, so fühlte ich mich. Ich stellte mich gegen alles, und schaut her, ich lebte. Schaut her, es fühlte sich sogar gut an.
Wir fickten der Welt zum Trotz. Wir fickten unserer eigenen Zukunft zum Trotz. Wir fickten aus Prinzip. Und wir fickten für unser Kind.
Ja, ich wollte sie schwängern. Daran arbeitete ich. Mit allem was ich hatte. Nur deswegen funktionierte es. Nur deswegen lebten wir. Dass wir womöglich schon bald anders darüber denken wurden, war mir natürlich für den Augenblick egal. Das war ja der Sinn der Sache. Die Pille danach, Abtreibung, verschissene Windeln, Geburtstage, schlechte Lehrer, Fußballtraining, Jungs, Enkelkinder, Glück... das ließ sich alles auf Morgen verschieben.
Irgendwann schloss ich die Augen und schlief ein.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Juhu,

ich fand deine Geschichte größtenteils sehr schön geschrieben, sie war flüssig lesbar und kurzweilig.

Leider fehlte mir irgendwie die Pointe. Alleine der Titel der Geschichte verrät ja schon, worum es geht. Das hat mir den Spaß an der Geschichte etwas getrübt.

Jetzt zu den Details:

Ich war schön wieder auf dem Weg zum Klo,

schon?

Ich schaute etwas verdutzt drein und suchte nach der Ironie, die ich zwar nicht in ihrer Stimme erkannt hatte, aber doch sicherlich irgendwo in ihrem Gesicht vorhanden war.

hatte, die aber doch...?

wollte hier sein, ich wollte sogar genau hier sein, mit genau dieser Frau, die langes braunes Haar hatte, einer gelben Dindel trug,

ein gelbes Dirndl?

Oder hab ich da jetzt nen Scherz nicht verstanden?

Andererseits steckte in diesem Kichern, das ihre Augen wässrig werden ließ und kleine Grübchen in ihren Backen legte,
ihre?

man kann es mal von hinten auszuprobieren

ausprobieren

Als mir das alles durch den Kopf ging, sah ich diese seltsame Frau in ihren großen mit blauer Schminke umrandeten Augen,

mit?
Ich ließ meine Freundin am Tisch mit meinen Kumpels stehen, schrieb ihr schnell per SMS, das ich geschäftlich schnell weg müsse

dass

aber dann stand sie wieder vor mir in ihrer gelben Oktoberfesttracht, und schon fielen wir übereinander her. Auf dem Weg zum Taxi redeten wir ein wenig, versicherten uns gegenseitig, dass das keine Verarschung war, und dann fuhren wir zu ihr, weil sie näher wohnte.

Erst übereinander herfallen, dann reden? Komisch, bei mir läuft das irgendwie immer anders...


Insgesamt kommt das Wort "ficken" für meinen Geschmack ein bißchen sehr häufig vor - aber vermutlich ist das bewußt so gewählt, auch wegen des Titels.

Vom Grundsatz her fand ich die Geschichte schön zu lesen einige Formulierungen waren auch sehr amüsant.

Gruß,
Feli

 

Hallo JuJu,

habe die Geschichte gelesen, kann ihr aber so recht nix abgewinnen. Was mir aber besonders auffällt, ist die enorme Entwicklung im Deutschen, die Du durchgemacht hast, wenn man die Geschichte etwa mit Deinem "Frühwerk" >Deutsch aus englischer Sicht ...< vergleicht. Wahnsinn! Da wächst was! Aber um auf die Geschichte zurückzukommen: kennstu Kurt Tucholsky? Der hat einmal "Deutsch für Amerikaner" veröffentlicht, was gänzlich anders aufgebaut ist als Twain's "The Awful German Language". Da kommt ein Antipode zu Deiner Geschichte vor, aber eine vollständige Geschichte in einem einzigen Satz: "Werfen Sie das hässliche Kind weg, gnädige Frau, ich mache Ihnen ein neues."

Ich bin gespannt auf Deine nächste Geschichte.

Gruß

Friedel

 

Hallo Feli,

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

ich fand deine Geschichte größtenteils sehr schön geschrieben, sie war flüssig lesbar und kurzweilig.

freut mich!

Leider fehlte mir irgendwie die Pointe. Alleine der Titel der Geschichte verrät ja schon, worum es geht. Das hat mir den Spaß an der Geschichte etwas getrübt.

Ja, das mit der Pointe... also ich habe mir schon überlegt, weiterzuschreiben, so von wegen was passiert morgen, ist sie schwanger, was macht man? usw... aber für mich war die story dann doch abgeschlossen mit der einen Nacht. Wie du sagtest, darum ging's.

Auch vielen Dank für die Fehler!

Hallo Friedrichard,

Was mir aber besonders auffällt, ist die enorme Entwicklung im Deutschen, die Du durchgemacht hast, wenn man die Geschichte etwa mit Deinem "Frühwerk" >Deutsch aus englischer Sicht ...< vergleicht. Wahnsinn! Da wächst was!

Dass du dich daran noch erinnerst! Ist ja cool. Na vielen, vielen Dank! darum bemühe ich mich.

Kurt Tocholsky kenne ich nicht, aber ich google ihn gleich.

"Werfen Sie das hässliche Kind weg, gnädige Frau, ich mache Ihnen ein neues."

Das kann man ja wirklich als Antipode zu meiner Geschichte sehen. :)

Vielen, vielen Dank fürs Kommentieren!

mfg,

JuJu

 

Hallo Juju,

Amüsante Story, hab' mich gut unterhalten.

Kleinkram:

wie man so schön zu pflegen sagt, wie gelähmt,

Ist das Absicht, weil er betrunken war, oder wolltest Du "zu sagen pflegt" schreiben.

ein gelbes Dindel trug

entweder es fehlt ein -r oder es handelt sich um ein mir unbekanntes Kleidungsstück

mit einem leicht verlegenen Kichern, dass so wunderbar unterwürfig und zugleich völlig ausgeflippt daher kam, dass mein komplettes Wertesystem augenblicklich zerbrach.

zweimal "das" oder beim zweiten mal "dass es" (letzteres gefällt mir besser)

Gut gefiel mir die Beschreibung der Unbekannten. Seine Gedankengänge sind amüsant, werden mir aber teils etwas zu ausführlich, v. a. die Verrücktheit der Geschichte wird einem meine Erachtens zu lange vorgekaut.

Auch um Schluss, wo er anfängt mit:

Ich wollte jetzt eigentlich nicht mit doofen Sprüchen daherkommen, so von wegen: „Es war die geilste Nacht meines Lebens!“

Kommt das dann wohl rüber wie eine billige rethorische Wende, wenn er erzählt, wie oft sie es trieben, die Ausdauer, wie sie kamen, der Tsunami etc. Ist mir zu ausführlich, obwohl’s der eigentliche Sex nicht beschrieben wird.

Ein kleiner Einschub im Bezug auf sexuell übertragbare Krankheiten, wäre meiner Meinung nach angebracht. (jetzt nicht aus literarischen Gründen)

Der Schluss gefiel mir dann wieder:

Dass wir womöglich schon bald anders darüber denken würden, war mir natürlich für den Augenblick egal. Das war ja der Sinn der Sache. Die Pille danach, Abtreibung, verschissene Windeln, Geburtstage, schlechte Lehrer, Fußballtraining, Jungs, Enkelkinder, Glück... das ließ sich alles auf Morgen verschieben.
Irgendwann schloss ich die Augen und schlief ein.

Ja, dieser Teil des Lebenskreises liest sich leichter als das Verwesen.;)

Gern gelesen.

Liebe Grüße

Elisabeth

 

Hey JuJu,
es wurde ja schon angesprochen. Deine Geschichte kränkelt an ihrem Inhalt. Es fehlt die gesellschaftliche Anklage, die Auflösung der fremden Person, dass sie in Wirklichkeit seine Ex ist, die er nur nicht mehr kennt, dass es die Tochter seines Chefs ist, die sich wiederum nur an ihrem Vater rächen will...irgendwas in diese Richtung ;) Von Stil her gut zu lesen. Kein Holpern, keine Langeweile. Passt alles wunderbar. Jetzt noch ne story kredenzen und fertig ist das gute Stück :)

VG...
morti

 

Hi juju,

ich finde die Geschichte, so wie sie jetzt ist, perfekt. Da brauch es meiner Meinung nach gar nichts mehr. Das offene Ende ist fast schon zwingend notwendig.

Wenn du den Konflikt auflöst, wird die Geschichte, statt spannender oder ähnliches, im Gegenteil sehr langweilig. Das ist sie jetzt nicht. Du hast den Konflikt eingebaut und ihn durchgezogen, deine Arbeit ist vollbracht und das hast du für meinen Geschmack wundervoll gemacht.

Wieso kann die Frau nicht einfach eine Fremde bleiben? Wenn sie die Tochter des Chefs wird, dann geht der Reiz des Protas, mit einer FREMDEN ein Kind zu zeugen, völlig flöten. Dann ist die Idee ausgehebelt, auch wenn sich das erst am Ende herausstellt. Das wertet die Geschichte nicht auf, befriedigt viel mehr den Drang derjenigen Leser, die zu faul sind, sich ein eigenes Ende zusammen zu reimen oder es einfach mit dem bestehenden Ende sein zu lassen. Es muss nicht immer alles rund sein. ;)

 

Nix zu danken,

JuJu,

hatte vorsichtshalber in Deinem Frühwerk nachgeschaut, wenn Du Lust hast, können wir hinter den Kulissen ein wenig drüber plauder. Der alte Herr, den ich zitiert hab, schreibt sich mit u, nicht mit o. Also: Tuch...

Dann doch noch 'ne Runde Korrekturen:

zu viele Adjektive, was sich meiden lässt, grundsätzlich streichen, einfach ausprobieren, ob der Sinn erhalten bleibt! Beispiele:
>Ich war, wie man so schön zu pflegen sagt, wie gelähmt, und das im wahrsten Sinne des Wortes.< Das lässt sich britisch kurz formulieren: "Ich war, wie man so sagt, im wahrsten Sinn des Wortes wie* gelähmt."
*für's zwote wie vielleicht "ziemlich" besser.

>Schließlich war das ja eine Frechheit, was die Dame hier brachte, die totale Frechheit, und außerdem hatte ich eine Freundin, und ich mochte meine Freundin*, und diese Frau hier kannte ich nicht einmal, also bitte schön, lassen Sie mich gefälligst in Ruhe. Aber das konnte ich den Fischen erzählen, denn das war kompletter Unsinn, ich wollte nicht weglaufen, ich wollte hier sein, ich wollte sogar genau hier sein, mit genau dieser Frau, die langes braunes Haar hatte, ein gelbes Dindel trug, und ein Lächeln besaß, das bestimmt Blumen aus Fußballfeldern sprießen ließ, Wasser in Wein verwandelte und dem Krieg im Nahen Osten ein Ende setzen konnte.< Besser vielleicht: ">Schließlich war das eine Frechheit, was die Dame hier brachte, und außerdem hatte ich eine Freundin, die ich mochte, aber diese Frau kannte ich nicht, also lassen Sie mich in Ruhe. Aber das konnte ich den Fischen** erzählen, denn das war Unsinn, ich wollte nicht weglaufen, ich wollte hier sein, mit genau dieser Frau, die langes braunes Haar hatte, ein gelbes Dindel*** trug, und ein Lächeln besaß, das bestimmt Blumen aus**** Fußballfeldern sprießen ließ, Wasser in Wein verwandelte und dem Krieg im Nahen Osten ein Ende setzen konnte.<
* Gut, dass "mögen" statt "lieben" zu wählen! ** Ich bin Fisch ... aber schönes Bild. *** Dirndl **** auf

>Ich und meine neue Bekanntschaft jedoch, wir hatten keine Ahnung.< "Wir beide hatten keine Ahnung."

Zeichensetzung/Flüchtigkeit(?):

>Ich weiß nichtKOMMA ob es am Alkohol lag, ...<

>„Ja... und? Was meinst du?“KOMMA fragte sie mit einem leicht verlegenen Kichern, dass* so wunderbar unterwürfig und zugleich völlig ausgeflippt daher kam, dass mein komplettes Wertesystem augenblicklich zerbrach.<
* das erste dass ist Relativpronomen: das

>Wir fickten der Gesellschaft zum trotz ...< Trotz (kommt direkt nochmals)!

Denglis(c)h, was sich wahrscheinlich kaum vermeiden lässt, aber >anturnend, dirty< ist zum einen bereits eingedeutscht (was nicht heißt, dass Deine Lösung falsch ist): antörnen, und dirty dreckig, schmutzig.

Und abschließend eine mögliche Antwort auf eine entscheidende Frage: >Ist das nicht der ultimative Tabubruch?< Nee, JuJu, ein Tabu im engeren Sinn kommt aus kulturellen Vorstellungen und betr. ein Verbot und/oder eine (Ver)Meidungsvorschrift, und wenns Treiben in Besenkammern eher der Volksbelustigung statt der Entrüstung dient. Darum ist die Handlung für sich genommen nicht mehr tabuisiert, aber bestimmte ("Sperr")Bezirke, in denen ein Ausgleich gegen antiquierte gesellschaftliche Regeln erfolgt. Anders wär' auch nicht die Besteuerung des entsprechenden Gewerbes zu erklären.

Ach, wat binnisch widder kluch!

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 
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Hallo JuJu,

der Text faengt gut an. Und das Thema, dass Zeugungsfick eben so ganz anders, furchteinfloessender und besser ist als Verhuetungsfick finde ich interessant.
Andererseits ist an dem Text noch sehr viel zu tun. Das meine ich gar nicht im Bezug auf irgendeine Pointe oder Wendung - das wuerde den Text m.E. eher kaputtmachen. Ich wuerde gar nichts an der Handlung veraendern. Das, was passiert finde ich aufregend genug. Aber es muesste besser gezeigt werden. Die Beschreibung der Frau ist schon ganz gut, aber sonst kann man als Leser nicht in die Szenen eintauchen. Es gibt so gut wie keine Bilder, Gefuehle, Gerueche. Ich will genau wissen, wie das ist, wenn zwei Fremde zum ersten Mal uebereinander herfallen. Wie die fremde Wohnung ist, die er da betritt, wie sie miteinander schlafen. Das kann auch mit einigen wohlgesetzen Detail erzaehlt werden. Das alles fehlt mir hier und stattdessen bekomme ich die Ausfuehrungen des Protagonisten wie ungewoehnlich das ganze doch ist. Das kann ich mir auch selber denken. Von einem Text will ich Bilder, Handlung und Gefuehle - die Deutung des Geschehens uebernehme ich gerne selbst.

Man kann’s im Flugzeug treiben, man kann Partner tauschen, man kann einen Dritten zu Rate ziehen, man kann sich gegenseitig auspeitschen, man kann es mal von hinten ausprobieren, und was weiß ich sonst noch alles... und das ist alles mehr oder minder interessant, alles mehr oder minder aufregend, verboten, abstoßend, anturnend, dirty.
Aber ein Zeugungsfick mit einer wildfremden Person? Ein echter, bewusster Zeugungsfick? Wer macht schon so was? Gibt es etwas Verpönteres? Ist das nicht der ultimative Tabubruch?
Und wenn ja, was sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn die perverseste aller perversen Fantasien gleichzeitig auf höchst paradoxe Weise auch die natürlichste Fantasie von allen ist, die Urfantasie sozusagen?
Warum muss man Jahre lang für einen Partner sorgen, so lange bis man sich total sicher ist, ehe man den Zeugungsfick ausprobieren darf? Ich meine, wo bleibt da der Spaß? Klingen Verantwortung und Verpflichtung und Arbeit und Sonntage am See mit Schwiegereltern, die man überhaupt nicht ausstehen kann, nach dem ultimativen Kick? Nein, ganz bestimmt nicht. Und der Mensch ist nicht doof. Er weiß worauf er sich einlässt, wenn er zum Zeugungsfick ansetzt.
Da nimmt der Held sich durch sein Denken aus der Situation raus, die er fuer den Leser erleben soll.
Dieser ganze Reflektionskram gehoert nicht in die Geschichte, sondern dahinter oder darunter, wie man es auch immer sehen moechte. Du schreibst ja keinen Essay zum Thema Zeugungsfick, sondern eine Geschichte.

Ich faende es aber durchaus sehr lohnenswert, an der Geschichte dranzubleiben.

Sprachlich gibts noch einiges zu feilen. Das kann man dann immer noch machen.
Hier nur eins:

Ja, ich wollte, dass sie schwanger wird.
Warum nicht: "Ja, ich wollte sie schwaengern." Hoert sich fuer mich viel aktiver und nun ja, maskuliner an :)


lg
fiz

 

Hallo Elisabeth,

Amüsante Story, hab' mich gut unterhalten.

freut mich!

Ein kleiner Einschub im Bezug auf sexuell übertragbare Krankheiten, wäre meiner Meinung nach angebracht. (jetzt nicht aus literarischen Gründen)

Diese scheiß Geschlechtskrankheiten! Ich gebe dir vollkommen recht, sie mussten eigentlich irgendwo drin vorkommen, wenn auch, wie es üblich ist, eigentlich erst am Morgen. Da wird sich mein Prot. sicher in die Gedankenspirale des sicheren Todes stürzen, aber noch chillt er und alles ist gut.

Danke auch für die Fehler!

Hallo Morti

Deine Geschichte kränkelt an ihrem Inhalt. Es fehlt die gesellschaftliche Anklage, die Auflösung der fremden Person, dass sie in Wirklichkeit seine Ex ist, die er nur nicht mehr kennt, dass es die Tochter seines Chefs ist, die sich wiederum nur an ihrem Vater rächen will...irgendwas in diese Richtung

wie Jonni und Fiz schon geschrieben haben, bin ich mir da immer noch nicht sicher. Ich hatte auch dieses Jucken weiterzuerzählen... aber es geht nun mal um den Zeugungsfick mit einer unbekannten Person... und ich denke das offene Ende passt da ganz gut. Es kann alles mögliche passieren oder nicht passieren, deswegen ist es ja so crazy.

Von Stil her gut zu lesen. Kein Holpern, keine Langeweile

Vielen vielen Dank!

Hallo Jonni,

deine Arbeit ist vollbracht und das hast du für meinen Geschmack wundervoll gemacht.

wow, super vielen Dank! Ich werd's was der Handlung betrifft so lassen.


Danke nochmal!


Hallo Friedrichard!

in Tabu im engeren Sinn kommt aus kulturellen Vorstellungen und betr. ein Verbot und/oder eine (Ver)Meidungsvorschrift,

und im weiteren Sinne?
Mag sein, dass "tabubruch" nicht das optimale Wort dafür ist. Aber ein Zeugungsfick mir einer fremden Person ist trotzdem, naja... ziemlich tabubruchmäßig ;)

Vielen, vielen Dank für die Korrekturen, ich gehe sie gleich durch!

Hallo Fiz,

also die Beschreibung der Frau gefällt dir gut, aber der Sex kommt dir zu kurz, ja? Ha, ist ja witzig. Das ist ja genauso wie im wahren Leben. Also bei mir ist es zumindest immer so. Die Frau beschreibe ich dann immer super gern und ausgiebig, und ihre Lippen erst und überhaupt, und dann hören meine Kumpels super gespannt zu und dann?
Ja, und dann?
Ja... dann bin ich zu ihr gegangen.
UND?
Ja... war ganz cool.

Bei Frauen ist das vielleicht anders...

Aber wenn ich schon ankündige, dass gleich so etwas wie der geilste Sex der ganzen weiten Welt kommt, kann ich schon verstehen, dass dir am Ende rutschende Bettlaken, Schweiß, geweitete Pupillen, usw... fehlen.
Ich denke diese Detaillosigkeit wird vor allem daran liegen, das es sich um Sex handelt, und ich mich, ganz offen gesagt, gestalterisch da einfach nicht so richtig ran getraut habe. (Mit dem besten Sex überhaupt hatte ich mir zudem auch noch ziemlich hohe Maßstäße gesetzt)

Diese Gedanken in der Mitte... also ich kann sie mir einfach nicht am Anfang vorstellen, und am Ende eigentlich auch nicht, aber rausnehmen will ich sie nicht. Und du kannst mir jetzt anprangern, dass da die Spannung ein wenig verloren geht, und der Leser rausgezoomt wird oder so, aber die Message war mir doch wichtig, ganz egal ob sie stimmt oder nicht, und die wollte ich einfach weitergeben. Man kann ja nicht alles für die Action opfern.
Ich glaube so lange bleibt mir der Leser erhalten.

Ich hatte ja nicht vor eine knisternde Erotikgeschichte zu schreiben mit allem drum und dran (nicht das ich da was dagegen hätte), aber klar, mit mehr Detailreichtum könnte man sie in diese Richtung ausbauen. Ich schau mal... Du hast nicht unrecht, wir gehen glaub bloß mit anderen Vorstellungen an den Text ran.

Wirklich vielen, vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Hat mir zu denken gegeben.

Hoert sich fuer mich viel aktiver und nun ja, maskuliner an

Dann muss ich wohl " sie schwängern" schreiben.

 

Hallo nochmal,

Ich hatte ja nicht vor eine knisternde Erotikgeschichte zu schreiben mit allem drum und dran (nicht das ich da was dagegen hätte), aber klar, mit mehr Detailreichtum könnte man sie in diese Richtung ausbauen. Ich schau mal... Du hast nicht unrecht, wir gehen glaub bloß mit anderen Vorstellungen an den Text ran.
Ich meinte mit Details auch keine graphischen Sexszenen, obwohl mir das auch recht waere (Da wird Dir bei dem Titel noch ein ganz anderer Kritiker die Ohren langziehen :D). Aber wenn ich nur wuesste, wie das Bett aussieht, ob Marlas Zunge sich rau oder glatt anfuehlt, ob sie vor Aufregung zittert, wenn sie Jochen auszieht, wie anders es sich anfuehlt (ruhig auch abstrakt beschrieben) wenn man zu Befruchtungszwecken ejakuliert, das wuerde dem Text mehr Farbe geben.

fiz

 

Hallo JuJu,
mitreissend geschrieben, auf das Wesentliche konzentriert - habe ich gern gelesen.

Diese Stelle:

'...aber mir fehlten nicht nur die Worte, mir mangelte es auch an Haltung, Mimik, Gestik, Orientierung und Sauerstoff. Ich war, wie man so schön zu sagen pflegt, wie gelähmt, und das im wahrsten Sinne des Wortes....'

finde etwas länglich. Würde als zweiter Satz nicht ' Ich war gelähmt' ausreichen und sogar stärker wirken?

Viele Grüße vom
gox

 

Hallo Gox,

mitreissend geschrieben, auf das Wesentliche konzentriert - habe ich gern gelesen.

freut mich, danke schön!
ich schau ob ich den Satz nicht kurzen kann...

 

Da bin ich schon wieder,

JuJu,

hab noch gar nicht auf Deine Frage nach dem "weiteren" Sinn von "Tabu" geantwortet. Man spricht heutzutage leichtfertig von Tabu, wenn bestimmte Themen durch stillschweigende Übereinkunft öffentlicher Erörterung entzogen werden. Hatten wir jüngst massenhaft im Wahlkampf.

Schönes Wochenende wünscht

Friedel

 

moin JuJu, wollt mal vorbeischauen. war wirklich ganz amüsant und kurzweilig, an einer stelle würde ich persönlich wange statt backe schreiben, da backen mich an ärsche erinnern. sonst fiel mir auf, dass du an manchen stellen die geschichte "verlässt". an einer stelle klingt es, als hättest du dich in fahrt geschrieben und sprengst den erzählerischen rahmen durch irgendwelche reflektionen:

Aber ein Zeugungsfick mit einer wildfremden Person? Ein echter, bewusster Zeugungsfick? Wer macht schon so was? Gibt es etwas Verpönteres? Ist das nicht der ultimative Tabubruch?
Und wenn ja, was sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn die perverseste aller perversen Fantasien gleichzeitig auf höchst paradoxe Weise auch die natürlichste Fantasie von allen ist, die Urfantasie sozusagen?
Warum muss man Jahre lang für einen Partner sorgen, so lange bis man sich total sicher ist, ehe man den Zeugungsfick ausprobieren darf? Ich meine, wo bleibt da der Spaß? Klingen Verantwortung und Verpflichtung und Arbeit und Sonntage am See mit Schwiegereltern, die man überhaupt nicht ausstehen kann, nach dem ultimativen Kick? Nein, ganz bestimmt nicht. Und der Mensch ist nicht doof. Er weiß worauf er sich einlässt, wenn er zum Zeugungsfick ansetzt.
okay, da steckt schon schwung drin. mir persönlich ists aber ein bisschen zu lang.
also bitte schön, lassen Sie mich gefälligst in Ruhe.
der leser? wie wärs mit: also sollte sie mich bitte schön in ruhe lassen.
grüße

 

Hallo Schreibmaus,

Also auch du hättest gern einen Ausblick. Was halte ich von deiner Idee? Ich finde sie ganz ehrlich nicht schlecht. Das einzige was mich womöglich stört ist die Spontaneität die bei einer solchen Aktion verloren geht, wenn man sich vor dem Sex noch die Zeit nimmt ein Vertrag zu unterschreiben. Grundsätzlich, gefällt mir die Idee aber gut, dass er dann doch das Kind haben will. Vielleicht so als Rückblende zum Schluß, da steht er und sein Kind ist schon 5, und es war doch alles richtig.

Danke für deinen Kommentar!

Hallo Kubus,

Danke fürs Vorbeischauen,

hast recht, Wange klingt besser.

ja... ich sprenge da hin und wieder als erzähler gern den rahmen, ist so ein Tick bei mir...

Danke nochmal!

 

so... nun hab ich mich doch dazu hinreissen lassen diese Geschichte auszubauen, vor allem in Bezug auf die Sexszene (wie von einigen von euch gefordert). Würde mich interessieren, was ihr davon hält.

mfg,

JuJu

 

Geschlechtsverkehr dient ja eigentlich der Fortplanzung - so sieht es die Natur vor und so predigen es konservative Moralen. Aber bei dir: Zeugungsfick! -welch eine Perversion! Dein Prot reagiert auf diese Zumutung wie die Menschen in Huxleys Roman Brave New World, als jemand als "Vater" geoutet wird. "Vater" - rufen sie entsetzt, denn das ist ein Tabubruch, eine Perversion - in der schönen neuen Welt werden die Menschen im Labor erzeugt und wachsen ohne Eltern auf, weil Vaterschaft und Mutterschaft als niedrig-animalisch und schädlich verpönt sind.

Aber im Ernst: Wir Menschen sind doch auch biologische Wesen, Tiere, die einen Trieb zur Fortpflanzung haben, der sich irgendwann meldet. Viele Männer befriedigt dann das Jungesellendasein nicht mehr - aber Vater werden!? Das heißt ja: Spießer werden, seine Freiheit verlieren, zum Establishment gehören, einen Bausparvertrag beginnen, in Würde alt werden -irgendwie geht es auf die Endstation zu, nicht wahr? - eine Horrorvorstellung für viele linke Männer. Da muss das Vaterwerden als verlockend hingestellt werden, indem es als ein weiteres Abenteuer gesehen wird (so dass es mit den Abenteuren nicht aufhört) - und abenteuerliche Züge hat es ja durchaus: Man kauft die Katze im Sack: wie werden die Schwiegereltern sein und und und

Auch dein Prot sieht Vaterwerden nicht nur als Verspießerung und Selbstversklavung, sondern auch als neuen, besseren Lebensabschnitt:

Wie Nelson Mandela am Tag seiner Freilassung, wie Fidel Castro bei seinem Amtsantritt, wie Ali nach dem Rumble in the Jungle, so fühlte ich mich
Ali kenne ich nicht, aber Mandela und Castro sind Idole linker Männer. Dein Prot malt sich so das Ende der Junggesellenzeit (Kampfzeit) also auch als Machtantritt (Castro), als Befreiung zu einer höheren Lebensstufe (Mandela), als etwas Positives aus.

Gute psychologische Studie, die ich gern gelesen habe!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Gerthans,

Vielen vielen Dank für dein Kommentar! Diese Interpretation gefällt mir super gut.
Mit Ali meinte ich Muhammad Ali. Rumble in the Jungle wird sein vielleicht berühmtester Kampf gegen George Forman in Afrika genannt...


mfg,

JuJu

 

Vielen Dank, lieber JuJu, hat mir super gefallen!

Das ist Zeugung, wie sie sein sollte: aus der ultimativen Lust heraus, die Wonne dabei noch steigernd durch den Gedanken an die Zeugung, ungebrochen durch alles, was danach kommen könnte, Windeln und Schwiegereltern und all das, was gegen das Wunder der Zeugung neuen Lebens doch wirklich mehr als irrelevant ist, im "richtigen Leben" jedoch allzu oft in den Vordergrund rückt - es ist göttlich.

Und nicht zuletzt verrät dein Prot in dieser unnachahmlich naiv daherkommenden Art, die alle deine Prots auszeichnen, weshalb ich deine Geschichten so besonders gerne lese, also was ich eigentlich sagen wollte: er verrät ein tiefes magisches Geheimnis bezüglich Taille und Hüften, das diejenigen, die die erotische Ausstrahlung einer Zaunlatte kultivieren, niemals begreifen werden....

Einfach toll!

enigma

 

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