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Der Zettel

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09.01.2018
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Der Zettel

Der Zettel

Das Licht des Vollmondes schien in das kleine Zimmer, das ansonsten in tiefe Dunkelheit gehüllt war.
Ruhig war es, fast totenstill. Diese Art von Stille, die dir Angst macht, dir den Atem raubt und deine Gedanken merkwürdig laut werden lässt.
Die Luft, die durch den Spalt des gekippten Fensters zog, war kühl, sie glich der Luft der lauen Sommernächte, so rein, so unschuldig, dass es sich fast falsch anfühlte sie einzuatmen, sie zu benutzen und damit zu beflecken. Nur kälter war sie. Sie lässt dich frösteln, obwohl dir nicht kalt ist.
Und in eben dieser Nacht war nichts, einfach nichts mehr, wie es war.
Nun hätte die Atmosphäre nicht besser sein können, es war, als wäre diese Nacht dazu bestimmt alles zu verändern, als könne es in dieser Nacht gar nicht anders sein. Der Mond, die Dunkelheit, die Stille, die Luft. In einer fast zu perfekten Harmonie.
Eine Harmonie, die dir den Verstand raubt, deine Emotionen zum Überkochen bringt und die jede zu melancholische Person in den Tod stürzt. Eine fast schmerzhafte Harmonie.

Und eben diese erfüllte das kleine Zimmer. Dort standen ein Sessel, ein Bett und ein Tisch mit einem Stuhl, auch ein Regal war zu finden, in dem Bücher standen. Sie hatte längst nicht alle davon gelesen, viele hatten sie gerührt, manche sie entführt, aber keines konnte sie heute Nacht vor ihren Gedanken – vor dem, was geschehen war und geschehen würde – retten.
Sie saß auf dem Sessel, gehüllt in das Licht des Vollmondes, die Knie hatte sie angezogen. Sie trug ein langes, rotes Kleid. Ein wunderschönes rot war es. Vielleicht wirkte die Farbe des Kleides auch nur so schön, weil ihre Haut so blass und ihr Haar so dunkel war, weil es sich hervorhob von der weichen farblosen Erscheinung - wie das Mondlicht in der Dunkelheit.
Sie starrte auf die Taschenuhr, die schwer in ihrer Hand lag. Als könne ihr Blick die Zeit anhalten, als könnten ihre Gedanken den Zeiger sogar dazu bewegen, rückwärts zu laufen.
Die Uhr war silbern und die Zahnräder sichtbar, sie verdeutlichte so traurig schön die Vergänglichkeit der Zeit. Ihr Deckel war verschnörkelt und verlieh ihr somit etwas Besonderes.
Es war schon sehr spät, etwa kurz vor Mitternacht. Das Korsett ihres Kleides war zu eng geschnürt, doch das merkte sie gar nicht. Auf ihren Knien lag ein Brief. Ein altes Stück Papier, auf dem mit sorgfältiger Schrift, von einer Feder gezeichnet, stand:

Lebe Wohl

Nichts weiter, nur diese beiden Worte: Lebe wohl.
So ordentlich, so sorgfältig, so schön, so schön. Wie konnten zwei Worte, die so schön, mit so großer Mühe geschrieben worden waren, so eine schwere Bedeutung haben?
Sie war nur kurz weg gewesen, vielleicht eine Stunde. Sie hatten sich nicht gestritten, heute nicht, gestern nicht. Nein sie hatten sich prima verstanden.
Die Sonne hatte noch geschienen, keine Wolke war am Himmel gewesen, als sie nach Hause kam von ihren Erledigungen. Es war so ruhig gewesen, als sie die Wohnung betrat. Sie hatte sich gefragt, wo er wohl hingegangen sei. Ob ihn wohl jemand eingeladen hatte? Vielleicht zu einem Herrenabend? Sie war durch die kleine Wohnung gestreift auf der Suche nach einer Nachricht.
Und dann hatte die Zeit aufgehört weiter zu laufen, die Töne hatten aufgehört zu existieren. Sie hatte den Zettel auf dem Bett gefunden. Unschuldig lag er da. Sie hatte sich gefreut, er hatte doch dran gedacht ihr eine Nachricht zu hinterlassen, dass sie sich nicht sorgen muss.
Sie hatte ihn aufgehoben und gelesen, einmal, zweimal, dreimal, viermal. Immer und immer wieder hatte sie ihn gelesen. Immer und immer und immer wieder. Aber die Worte wurden keine anderen, sie wurden nicht hässlicher, sie sagten immer dasselbe aus: Lebe wohl.
Auf dem Sessel war sie zusammengesunken, kein Stück hatte sie sich mehr bewegt. Der Tag ging und die Nacht kam, sie konnte keine Kerze entzünden, das Licht kam ihr falsch vor. Wieso sollte man etwas erleuchten, wenn es dunkel war, wenn es dunkel sein musste? Sie wollte die Worte begreifen und konnte es nicht.
Die kalte Luft brannte in ihren Lungen und der Zettel lag einfach so da. Auf ihren Knien.

Die Uhr in ihrer Hand tickte unentwegt weiter. Die Frau hatte den Blick starr auf die Uhr gerichtet. Konnte ihn nicht abwenden. Stunde um Stunde verging. Der Mond schien in das Zimmer. Sie saß auf dem Sessel - unfähig sich zu bewegen. Es war schon sehr spät, etwa kurz vor Mitternacht. Das Korsett ihres Kleides war zu eng geschnürt, doch das merkte sie gar nicht. Auf ihren Knien lag ein Brief.
Dann verharrte der Zeiger kurz auf der Zwölf. Mitternacht. Dumpfe Glockenschläge, der in der Nähe stehenden Kirche, durchdrangen die Stille, zerrissen die Ruhe, die Melancholie des Augenblicks. Sie zerrissen ihre Unfähigkeit, sich zu bewegen.
Etwas existierte und wenn es nur der Ton der Glocken war, aber es existierte etwas.

Da stand sie auf. Der Zettel fiel zu Boden. Kein Blick folgte ihm, nahm nicht wahr, wie er nach unten glitt und sich auf den hölzernen Boden schmiegte, um dort zu verharren als hätte er jede Bedeutung verloren.
Worte standen auf ihn, die nie jemanden wieder so berühren würden, die nie jemand sonst begreifen würde. Dieser Zettel hatte nur Bedeutung für sie, für sie, die nun aufstand und ging.

Sie verließ den Raum, sie verließ die Wohnung, sie schaute sich nicht um. Sie ging durch die Straßen. Noch wusste sie, nicht wohin, aber sie wusste, dass heute die Nacht war, in der ihr neues Leben begann, in der sie zu allem imstande war und in der sie die Fesseln ablegte. Was spielt es da für eine Rolle, wohin man will?

 

Hola Wetterwachs,

um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Ja, mir hat Dein Text gefallen.
Auch wenn ich keine klassische Kurzgeschichte lese mit den immer wieder heruntergebeteten Merkmalen, so hatte ich doch ein feines Leseerlebnis.
Ungewöhnlich, fast ein kleines Experiment – ‚Lebe wohl’. So schlicht, doch auf wievielerlei Art kann das wirken! Und hier könnte es von der einen Seite beinahe herzlos gemeint und auf der anderen als brutal egoistisch empfunden werden, aber letztlich als befreiend, wie ich lese.

Etwas zu bekritteln gibt es selbstverständlich auch, in erster Linie fehlende Kommas.
Beispiel:

Ruhig war es fast totenstill, ...
Das liest sich ganz anders als ‚Ruhig war es, fast totenstill ...
Besonders bei einem sensiblen Text sind solche Sachen sehr störend. Trotzdem ist der Rest dieses Satzes wunderschön:
... diese Art von Stille, die dir Angst macht, dir den Atem raubt und deine Gedanken merkwürdig laut werden lässt
.
Bravo!

Das Licht des Vollmondes schien in das kleine Zimmer, das ansonsten in tiefe Dunkelheit gehüllt war. Wie ein kleiner heller Faden zog er sich ...

Sie starrte auf die Taschenuhr, ...
Der Zeiger verharrte auf der Zwölf. Dumpfe Glockenschläge durchdrangen die Stille, ...
Glockenschläge von der Taschenuhr? Von einer anderen ist nicht die Rede:shy:.
Das Korsett ihres Kleides war leicht zu eng geschnürt, ...
... leicht zu eng’ beißt sich; lieber ‚etwas zu eng’ oder ‚leicht’ streichen.

Auf ihren Knien lag ein Brief.
Der Zettel fiel zu Boden.

... keines konnte sie heute Nacht vor ihren Gedanken - vor dem was geschehen war und geschehen würde - retten.
Sie hatten sich nicht gestritten, heute nicht, gestern nicht. Nein sie hatten sich prima verstanden.
Ich kriege diese beiden widersprüchlichen Aussagen nicht unter einen Hut.

Sie hatte ihn aufgehoben und gelesen, einmal, zweimal, dreimal, viermal. Immer und immer wieder hatte sie ihn gelesen
.
Zwei Worte immer wieder lesen. Ist es nicht eher ein Blick auf diese Worte?

Auf dem Sessel war sie zusammengesunken, kein Stück hatte sie sich mehr bewegt. Der Tag ging und die Nacht kam, ...
Der Mond scheint schon lange ins Zimmer – und dann: ‚der Tag ging’?

Liebe®Wetterwachs, bin ganz erstaunt, dass mir beim zweiten Lesen so viele Unstimmigkeiten (aus meiner Sicht) aufgefallen sind. Eine mögliche Erklärung wäre, der Text ist in einer gewissen Stimmung geschrieben und nicht kritisch kontrolliert worden.
Bei einer belanglosen KG wäre das halb so schlimm, doch ein anspruchsvoller Text nimmt dadurch Schaden.

Trotzdem: gern gelesen – und schöne Grüße!
José

 

Hallo Wetterwachs,

mir hat der Text leider nicht gefallen. Das liegt auch an der kaum vorhandenen Handlung, die man in einem Satz herunterbrechen kann: Frau findet Abschiedsbrief und verlässt die Wohnung.
Das Setting ist mir zudem viel zu klischeebeladen (Vollmond, Uhr, rotes Kleid, alter Brief, Kerze). In der ersten Hälfte der Handlung wird lediglich das Setting beschrieben, welches den Leser zwingt, sich melancholisch zu fühlen, ohne auch nur ansatzweise den Grund dafür zu liefern. Stellenweise wird eine falsche Fährte gelegt. Ich habe fest damit gerechnet, dass jemand gestorben ist, dabei hat sich ja "nur" jemand getrennt.

Die falschen Kommasetzungen, die oft den Lesefluss gestört haben, ignoriere ich im Folgenden und konzentriere mich auf stilistische Fehler. Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen und überarbeitest deinen Text.

Viele Grüße

Ephraim

Das Licht des Vollmondes schien in das kleine Zimmer, das ansonsten in tiefe Dunkelheit gehüllt war. Wie ein kleiner heller Faden zog er sich durch die Mitte des Raums.

Scheint das Licht durch ein Fenster? Dann wäre es kein Faden. Ist das Dach undicht? Ich kann mir einen Lichtfaden nicht vorstellen und würde damit eher einen Laserpointer assoziieren.

Die Luft, die durch den Spalt des gekippten Fensters zog, war kühl, sie glich der Luft der lauen Sommernächte, so rein, so unschuldig, dass es sich fast falsch anfühlte sie einzuatmen, sie zu benutzen und damit zu beflecken. Nur kälter war sie, sie lässt dich frösteln obwohl dir nicht kalt ist.

Hier wird die Zimmertemperatur als Anlass für einen Vergleich mit einer Sommernacht genommen. Anschließend wird gesagt, dass sie (Wer? Die Sommernacht oder die Zimmertemperatur?) kälter sei. Dann passt aber wieder der Vergleich nicht.

Eine ja fast schmerzhafte Harmonie.

Streiche "ja". Oder "Eine, ja, fast schmerzhafte Harmonie" Klingt aber nicht schön.

Sie hatte längst nicht alle davon gelesen, viele hatten sie berührt, manche sie entführt aber keines konnte sie heute Nacht vor ihren Gedanken - vor dem was geschehen war und geschehen würde - retten.

Besser gerührt statt berührt. Berühren ist doppeldeutig. Vielleicht habe ich zu hastig gelesen, aber ich habe erst an die Berührung mit der Haut gedacht.

Dort standen ein Sessel (...) Sie saß auf einem der Sessel

Entweder ist in dem Zimmer nur ein Sessel, oder mehrere.

Sie saß auf einem der Sessel, umwickelt von dem Faden des Lichts

Dreht sich der Faden wie eine Spirale um sie? Ich kann mir das wirklich nicht vorstellen ....

Die Uhr war silbern und die Zahnräder sichtbar, sie verdeutlichte so traurig schön die Vergänglichkeit der Zeit.

Es darf vom Leser erwartet werden, dass er das Symbol einer Uhr auch ohne Erklärung versteht.

Ein altes Stück Papier, auf dem mit sorgfältiger Schrift, von einer Feder gezeichnet, stand:

Ein anscheinend vor kurzer Zeit geschriebener Abschiedsbrief wurde auf einem alten Stück Papier geschrieben?

So ordentlich, so sorgfältig, so schön, so schön. Wie konnten zwei Worte, die so schön, mit so großer Mühe geschrieben worden waren so eine schwere Bedeutung haben?

3x schön. Ich frage mich, wie viel Mühe man sich mit zwei Worten geben kann. Wie lange soll der an seinem Werk gesessen haben?

Sie hatte den Zettel, das schöne Stück Papier, auf dem Bett gefunden. Unschuldig lag er da.

Zettel oder Papier. Beides in einem Satz ist überflüssig. Das "er" bezieht sich dann wieder auf den zuerst genannten Zettel.

Die Uhr in ihrer Hand tickte unentwegt weiter, sie hatte den Blick starr auf sie gerichtet. Konnte ihn nicht abwenden.
Der Zeiger verharrte auf der Zwölf.

Wer richtet auf wen den Blick? Tickt die Uhr unentwegt weiter oder verharrt der Zeiger?

in keinem Moment nahm sie wahr, wie er nach unten glitt

Das Herunterfallen eines Zettels ist nur "ein" Moment, nicht mehrere.

 

Hej Wetterwachs und herzlich willkommen,

deine Kurzgeschichte las ich mit einem melancholischen Gefühl. Das könnte sowohl an der Figur, an der leicht antiquierten Sprache, an der Umgebung, in der sich die Protagonistin bewegt mit alle den romantischen Utensilien, wie Mond, Kerze, Kleid, oder aber einfach an mir. ;)

Ich bin der armen Frau gerne durch ihre Gedanken und Gefühle gefolgt, konnte auch alles sehr gut nachvollziehen.

Am Ende war ich dann der Meinung, ich hätte den Anfang einer langen Geschichte gelesen, einer tragischen Liebesbeziehung innerhalb einer viktorianischen Gesellschaft oder den Beginn des selbstbestimmten Lebens einer jungen Frau oder eben wahlweise das Ende einer langen Geschichte, tragischen Liebesbeziehung zweier Figuren, deren Lebensumstände mir verborgen geblieben sind.

Und mit diesen Gedanken und Gefühlen bin ich dann doch etwas unzufrieden.
Des Weiteren sind mir dann einige orthographische Unachtsamkeiten aufgefallen, die dir aber sicher auch beim erneuten Korrekturlesen auffallen, oder von freundlichen Wortkriegern aufgezeigt werden.

Ich wünsche dir viel Vergnügen beim Bearbeiten deiner Geschichte.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Der Reihe nach :)

Zunächst einmal danke, für eure Rückmeldungen. Die sind sehr hilfreich und natürlich werde ich meine Geschichte überarbeiten. Ich danke euch, für die Mühe, die ihr euch gemacht habt.

Kommasetzung konnte ich tatsächlich noch nie sehr gut, ich werde aber auch da nochmal korrigieren.

josefelipe: Ich fühle mich geschmeichelt, dass dir die Geschichte trotz Unstimmigkeiten gefallen hat. Diese liegen wohl darin begründet, dass ich weiß worauf ich hinaus will und was ich sagen will, der Leser aber nicht. Mit den Glocken war eine Kirchturmuhr gemeint. Die Passage wo der Tag der Nacht weicht, ist ein Rückblick gewesen (muss ich besser kennzeichnen, bzw. formulieren). Ich hab da auch schon eine Lösung im Kopf und werde mich an die Überarbeitung machen.

Zwei Worte immer wieder lesen. Ist es nicht eher ein Blick auf diese Worte?
Für mich ist lesen etwas bewusstes, im Gegensatz zu dem Blick darauf. Ich meine also wirklich "lesen"

Ephraim Escher: Erstmal vielen Dank, dass du dir so viel Mühe gegeben hast, obwohl du die Geschichte nicht mochtest. Deine Anmerkungen sind sehr hilfreich, viele Dinge sind mir schlicht nicht aufgefallen. Mir fehlt der nötige Abstand zu meinen Geschichten.

mir hat der Text leider nicht gefallen. Das liegt auch an der kaum vorhandenen Handlung, die man in einem Satz herunterbrechen kann: Frau findet Abschiedsbrief und verlässt die Wohnung.
Das ist Absicht. Ich fürchte du wirst meine Geschichten wahrscheinlich generell nicht mögen, was aber auch nicht schlimm ist.

Kanji: ich finde es toll, dass meine Geschichte genau das bei dir hervorgerufen hat, was ich bezweckt habe.

Am Ende war ich dann der Meinung, ich hätte den Anfang einer langen Geschichte gelesen, einer tragischen Liebesbeziehung innerhalb einer viktorianischen Gesellschaft oder den Beginn des selbstbestimmten Lebens einer jungen Frau oder eben wahlweise das Ende einer langen Geschichte, tragischen Liebesbeziehung zweier Figuren, deren Lebensumstände mir verborgen geblieben sind.
Und mit diesen Gedanken und Gefühlen bin ich dann doch etwas unzufrieden.
Du hast mit allem recht, was du da schreibst. Ich habe das ganze bewusst offen gelassen. Ich mag dieses Gefühl am Ende eines Textes, dass mich nicht vollkommen befriedigt, dass mir Raum für Spekulationen lässt. Vielleicht könnte man mehr aus dem Text machen, aber ich weiß gar nicht ob ich das will. Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Moment im Leben einer Person einfangen, mehr nicht.

Mich freut aber, dass sie bei dir das Gefühl ausgelöst hat, dass sie auslösen sollte :)

 

Ich hab schon mal angefangen den Text zu überarbeiten, bin aber noch nicht ganz fertig. Ich muss auch erstmal etwas für die Uni machen, werde also später weiter daran arbeiten :)

 

Hallo Wetterwachs,
mir gefällt Deine romantische kleine Nacht-Geschichte, so wie sie ist. Die melancholische Atmosphäre stimmt auf den Tod ein, und es ist ja auch etwas gestorben . . . Man kann sich gut vorstellen, wie die Frau versucht zu verstehen.
Die Erzählung lässt Raum für die Phantasie, das finde ich schön, deshalb würde ich den Schluss auf jeden Fall offen lassen.
Das einzige, das mich ein wenig gestört hat, ist "der Faden Licht".

Grüße
niebla

 

Hallo Wetterwachs,
mir gefällt Deine romantische kleine Nacht-Geschichte, so wie sie ist. Die melancholische Atmosphäre stimmt auf den Tod ein, und es ist ja auch etwas gestorben . . . Man kann sich gut vorstellen, wie die Frau versucht zu verstehen.
Die Erzählung lässt Raum für die Phantasie, das finde ich schön, deshalb würde ich den Schluss auf jeden Fall offen lassen.
Das einzige, das mich ein wenig gestört hat, ist "der Faden Licht".

Grüße
niebla


Den Faden Licht hab ich gestrichen. Mich freut, dass dir meine Geschichte gefällt.

 

Hej Wetterwachs,

was mir an Deiner Geschichte gut gefällt ist die Geschwindigkeit, ich mag, dass Du Dir viel Zeit nimmst um gar nicht mal so viel Handlung zu beleuchten.

Nicht so gut gefallen mir die vielen nachgeschobenen Erklärungen.

Diese Art von Stille, die dir Angst macht, dir den Atem raubt

Eine Harmonie, die dir den Verstand raubt, deine Emotionen zum Überkochen bringt
Das würde ich gerne gezeigt, nicht erklärt bekommen. Da fehlen mir die entsprechenden Bilder.

Insgesamt fehlt mir konkrete Handlung, Deine Figur wirkt auf mich dadurch recht steril und die Handlung konnte mich nicht packen.

Noch ein bisschen Textkram:

Sie lässt dich frösteln, obwohl dir nicht kalt ist.
Weil sonst nirgends die zweite Person benutzt wird, fällt diese Anrede für mich aus dem Rahmen.

Nun hätte die Atmosphäre nicht besser sein können, es war, als wäre diese Nacht dazu bestimmt alles zu verändern, als könne es in dieser Nacht gar nicht anders sein.
Ich verstehe hier nicht, "besser" für was? Wofür wäre diese perfekte Harmonie (die mir wieder zu viel show, don't tell ist) besser?
Und warum ein Absatz?
verändern, als könne es in dieser Nacht gar nicht anders sein. Der Mond, die Dunkelheit, die Stille, die Luft. In einer fast zu perfekten Harmonie.
Eine Harmonie, die dir den Verstand raubt, deine Emotionen zum Überkochen bringt
Du betonst damit in meinen Augen ganz unnötig die Harmonie.

Eine fast schmerzhafte Harmonie.
Bin nicht ganz sicher, was Du hier meinst. Kitsch?

aber keines konnte sie heute Nacht vor ihren Gedanken
Das kling dann Im Anschluss überhaupt nicht nach Harmonie und mir ist nichtklar, warum die vorher so stark betont wird.

Ein wunderschönes rot war es.
Show, don't tell

Vielleicht wirkte die Farbe des Kleides auch nur so schön, weil ihre Haut so blass und ihr Haar so dunkel war, weil es sich hervorhob von der weichen farblosen Erscheinung - wie das Mondlicht in der Dunkelheit.
Hebt sich das Mondlicht in der Dunkelheit hervor? Ist es nicht eher so, dass dass es Dinge hervorheben kann, selbst aber nur die Abwesenheit von Dunkelheit bedeutet?

die schwer in ihrer Hand lag. Als könne ihr Blick die Zeit anhalten, als könnten ihre Gedanken den Zeiger sogar dazu bewegen, rückwärts zu laufen.
Inwiefern hat die Schwere der Uhr etwas mit dem Blick zu tun?

sie verdeutlichte so traurig schön die Vergänglichkeit der Zeit.
too much, für mich.

Ihr Deckel war verschnörkelt
Tatsächlich? Oder gibt es auf dem Deckel verschnörkelte Gravuren, Ränder oder erhabene Muster?

Das Korsett ihres Kleides war zu eng geschnürt, doch das merkte sie gar nicht.
Warum erzählst Du es mir dann hier? Es spielt auch im Folgenden keine Rolle, wird aber noch einmal erwähnt. Was soll mir damit verdeutlicht werden?

So ordentlich, so sorgfältig, so schön, so schön.
ist mir auch wieder zu viel des Schönen und eben auch nur behauptet, ich sehe die Schönheit nicht, weil Schönheit nicht in dem Wort "schön" liegt, sondern Schönes nur bezeichnet.

mit so großer Mühe geschrieben worden waren
Oder mit Sorgfalt, Achtsamkeit, voller Liebe oder mit großem Bedauern.
Woraus schließt sie, dass das Schreiben mit Mühe verbunden war?

Sie war durch die kleine Wohnung gestreift
passt in meiner Vorstellung nicht ganz zusammen, dieses Streifen durch Räume in Kombination mit "kleine Wohnung".

dran gedacht i
daran

Die Uhr in ihrer Hand tickte unentwegt weiter.
Wo kommt die Uhr jetzt her? Als sie den Zettel findet, steht da nichts von einer Uhr, oder?

Der Mond schien in das Zimmer. Sie saß auf dem Sessel - unfähig sich zu bewegen. Es war schon sehr spät, etwa kurz vor Mitternacht. Das Korsett ihres Kleides war zu eng geschnürt, doch das merkte sie gar nicht. Auf ihren Knien lag ein Brief.
Ich würd zwei Worte nicht unbedingt "Brief" nennen.
Hier wiederholst Du alles, für mich funktioniert das als Stilmittel nicht ganz, mir wird an dem Punkt zu sehr auf dem Offensichtlichen herum geritten.

Dumpfe Glockenschläge, der in der Nähe
Komma weg

die Melancholie des Augenblicks
Diese Starre, in der sich die Frau bis hierher befunden hat, würd ich nicht für Melancholie halten. Damit verbinde ich etwas weniger Zielgerichtetes, die Frau weiß aber doch ziemlich genau um den Auslöser für ihre Stimmung. Das wirkt dann beinahe affektiert.

Kein Blick folgte ihm, nahm nicht wahr, wie er nach unten glitt und sich auf den hölzernen Boden schmiegte, um dort zu verharren als hätte er jede Bedeutung verloren.
"Kein Blick" würde Sinn machen, wenn da viele mögliche Blicke wären, aber es gibt nur einen. Warum machst Du den unpersönlich?
Und warum schmiegt sich der Zettel an den Boden, welchen Anlass hätte er, wo korrespondiert dieses Anschmiegen mit der Stimmung oder dem Verhalten der Frau?

Worte standen auf ihn
ihm

die nie jemand sonst begreifen würde.
Würde wohl nur wenigen allzu schwer fallen, natürlich nicht in ihrer ganzen Tragweite, aber formal kein Problem.

in der sie die Fesseln ablegte
Hm. Das kommt unverhofft. Und nicht so ganz einfach nachvollziehbar.
Sie hatten sich nicht gestritten, heute nicht, gestern nicht. Nein sie hatten sich prima verstanden.

Sie hatte sich gefragt, wo er wohl hingegangen sei. Ob ihn wohl jemand eingeladen hatte? Vielleicht zu einem Herrenabend? Sie war durch die kleine Wohnung gestreift auf der Suche nach einer Nachricht.


Gruß
Ane

 

Hallo Wetterwachs,

die Gefühle deiner Prota finde ich gut ausgearbeitet und nachvollziehbar, von daher finde ich diese Miniatur insgesamt gut gelungen. Probleme hatte ich mit dem häufig wiederkehrenden Mond, über den ich schon im ersten Satz gestolpert bin.

" Das Licht des Vollmondes schien in das kleine Zimmer, das ansonsten in tiefe Dunkelheit gehüllt war."

Das widerspricht sich mMn. Sicher wolltest du damit sagen, dass die Prota keine Kerze angezündet hat, aber das finde ich etwas unglückluch formuliert, denn wenn der Vollmond ins Zimmer scheint, kann es nicht in tiefe Dunkelheit gehüllt sein.

Die zweite Sache, die ich nicht so gelungen fand, waren die Regale, die "zu finden" sind. Ist vielleicht auch Geschmackssache, aber mir persönlich hat die Formulierung nicht zugesagt, vielleicht eher "befinden".

Viele Grüße von Chai

 

Ich noch mal,

Wetterwachs,

was zunächst auffällt: Dein beliebtestes Verb ist "sein" als Hilfs und Vollverb

... gehüllt war. Ruhig war es, ... fast totenstill. ..., war kühl, ... Nur kälter war sie. ..., obwohl dir nicht kalt ist. ... Nacht war nichts, ..., wie es war. ..., es war, als wäre diese ... gar nicht anders sein. ... [...] ..., ... war zu finden, ..., was geschehen war ... ... Ein wunderschönes [R]ot war es. ... so dunkel war, weil ... war silbern und die Zahnräder [waren] sichtbar, ... Es war schon sehr spät, ... war zu eng geschnürt, ... geschrieben worden waren, ... kurz weg gewesen, ... Es war so ruhig gewesen, ..., wo er wohl hingegangen sei. ... ? Sie war ... gestreift... war sie zusammengesunken, ...., wenn es dunkel war, wenn es dunkel sein musste? ... war schon sehr spät, ... war zu eng geschnürt, ... der Ton der Glocken war, ...
zu denen sich - selbstverständlich - in den zusammengesetzten Zeiten "haben" und "werden" mischen, wenn auch nicht so geballt.

Da heißt es, dran zu arbeiten, selbst wenn alles richtig gesetzt ist (was zumindest einmal nicht der Fall ist, wenn die Zahnräder im Plural daherkommen und die singuläre Konstruktion zuvor sie mittragen muss. Die Farbe "Rot" sollte an der angezeigten Stelle substantiviert daherkommen ...

Im einzelnen in der Reihenfolge ihres Auftritts in Beispielen (sonst wird der Komm mehr als dreiml so lang wie der Muttertext):

Das Licht des Vollmondes schien in das kleine Zimmer, ...
Ist nicht schon der Schein des Vollmondes sein Licht? Warum also drei Substantive mit ihrem Zubehör (Artikel, Adjektiv) und einem vereinsamten Verb, das eigentlich das erste Substantiv enthält? "Der Vollmond schien" schlicht und einfach in das Zimmer!

Hier

Ruhig war es, fast totenstill.
hastu eigentlich ein Modell, durch Ellipsen oder Appositionen die "sein"s-Flut einzudämmen

Die Luft, die durch den Spalt des gekippten Fensters zog, war kühl, sie glich der Luft der lauen Sommernächte, so rein, so unschuldig, dass es sich fast falsch anfühlte[,] sie einzuatmen, sie zu benutzen und damit zu beflecken.
Warum nicht "Die kühle Luft, die ...zog, glich der ..." (Komma nicht vergessen, denn hier beginnt schon die Infinitivgruppe, die vom Substantiv - ersetzt durch ein Pro-Nomen "sie" - abhängig ist.

Nur kälter war sie.
Spar's "war" ein und zugleich ein "sie": Nur kälter. Jeder weiß: eben die Luft

Und in eben dieser Nacht war nichts, einfach nichts mehr, wie es war.
Wir wissen doch, dass es Nacht ist (Mond, Dunkelheit): "Nichts war mehr, wie es einst war."

Nun hätte die Atmosphäre nicht besser sein können, es war, als wäre diese Nacht dazu bestimmt alles zu verändern, als könne es in dieser Nacht gar nicht anders sein.
Warum steht die zwo unterschiedlichen Konjunktive nach den "als", besser "könnte", der Konjunktiv ist keine Zeitform, ist eher zeitlos, weil er zwischen Möglichem und Unmöglichem differenziert, sozusagen die Wahrscheinlichkeiten zwischen Wahrheit (Wahrscheinlichkeit 1,0) und Lüge (< 0,5)

In einer fast zu perfekten Harmonie.
Zu Perfekt ist Harmonie nur im Einklang mit der Natur, in Sarg oder Urne.
Eine Harmonie, die dir den Verstand raubt, ...
Sag ich doch!

..., aber keines konnte sie heute Nacht vor ihren Gedanken – vor dem, was geschehen war und geschehen würde – retten.
Warum "würde" statt des einfachen Futurs oder ein schlichtes "was geschehen kann", ist doch "können" eigentlich in seiner binären Wahrheit - man/es kann oder kann eben nicht - eine Art Konj. ohne Zwischentöne

Nein[,] sie hatten sich prima verstanden.

..., wo er wohl hingegangen sei. Ob ihn wohl jemand eingeladen hatte?
Ja, so spricht man. Aber sollten die Fragen nicht im gleichen Modus daherkommen, ist die zwote doch genauso wie die erste, offen, also zumindes Konj. I "eingeladen habe", besser "hätte" in aller Ungewissheit.

Sie hatte sich gefreut, er hatte doch dran gedacht[,] ihr eine Nachricht zu hinterlassen, dass sie sich nicht sorgen muss.
Infinitive sind zwar grundsätzlich zwischen 1996 und 2006 vom Komma befreit worden, dafür wurden geradezu Fußfallen von Ausnahmen geschaffen, wie etwa der Abhängigkeit vom Substantiv - wie schon oben und hier noch einmal, wieder eher unauffällig durch ein Pronomen erzwungen, das ja stellvertretend für in Substantiv (Nomen) steht

Und in dem Satz geht so gut wie alles daneben:

Kein Blick folgte ihm, nahm nicht wahr, wie er nach unten glitt und sich auf den hölzernen Boden schmiegte, um dort zu verharren als hätte er jede Bedeutung verloren.

Kein Blick folgte ihm, nahm nicht wahr, ...
Doppelte Verneinung "kein ... nicht" hebt sich auf, nicht sollte weg nach dem gemeinten Sinn
wie er nach unten glitt und sich auf den hölzernen Boden schmiegte,
er glitt auf dn Boden, aber i. d. R. schmiegt man sich "an" etwas
um dort zu verharren[,] als hätte er jede Bedeutung verloren.
Wieder eine Ausnahme zu den Infinitivbildungen: Nach als - wie schon zuvor nach "um" ist ein Komma zu setzen. Warum weißtu das beim um, nicht aber als, die im Regelwerk direkt hintereinander aufgestellt sind ...

Flüchtigkeit? Musstu ablegen, bei solch kleinen Texten ist das eines der schlimmsten Zeichen überhaupt. Aber noch schlimmer ist es, in eine Fälle-Falle zu tappen wie hier

Worte standen auf ihn, ...
Zettel und Worte hatten sich also gern wie man auch auf dies und das stehen kann, für deinen Gedanken aber brauchstu den Dativ
Ich schreibe dies und das auf ein Blatt, aber hernach stehts schwarz auf weiß auf dem Blatt

So viel oder wenig für heute vom

Friedel

Es gibt einige PDFs im Internet (vor allem von Unis), worinnen die Kommaregeln erklärt werden. Eine aussuchen, runterziehn, speichern, Verknüpfung herstellen und bei Bedarf nutzen.
Unter Duden.de, Problem eingeben, findestu alles, Schreibweisen, Bedeutungen der Worte, Synonyme, Herkunft und ggfs. Grammatik des Wortes

 

Wow ich antworte nur kurz vom Handy.
Friedrichard willst du nicht meine Masterarbeit korrigieren? Nein Spaß beiseite. Richtig nützliche Kritik und tolle Tipps. Wenn ich Zeit habe überarbeite ich meinen Text gerne weiter.
Vielleicht muss ich bei dem ein oder anderem auch noch mal nachfragen.

Auf jeden Fall schon mal danke für die Mühe, die du dir gemacht hast
Chai auch die danke
Ane ebenfalls danke für deine Mühe, ich glaube nicht alle deine Anmerkungen werd ich übernehmen aber trotzdem auch sehr nützliche Kritik


Mich freut es immer, wenn sich jemand mit meinen Texten auseinandersetzt und ich finde es wirklich Klasse hier so viel konstruktive Kritik zu bekommen. Wobei ich wohl nie so fit werde wie du Friedrichard

 

nicht alle deine Anmerkungen werd ich übernehmen
So waren sie nicht gedacht und würd mich wundern, wenn Du das könntest ;)
Ich hab Dir hoffentlich vor allem Fragen an den Punkten gestellt, wo mir etwas unklar war, da gibt es nichts zum Übernehmen.

 

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