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Der Zeitschnapper

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12.06.2002
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Der Zeitschnapper

"Fertig?"

"Fertig!" Der Polizist zwischen den Gitterstäben der Zeitmaschine hob die Hand und zeigte das kleine Kästchen des Zeitschnappers. Sein Daumen lag wie vorgeschrieben auf dem großen, roten Rückholknopf.

"Gut", sagte Jonathan. Er gab seinem Assistenten an der Hauptkonsole ein Zeichen. "Dann - los!"

Der Assistent klickte mit der Maus auf das Start-Symbol. Die Akkus jagten ihre gespeicherten Energien durch armdicke Leitungen. Die goldbeschichteten Projektoren der Maschine luden sich elektrostatisch auf und knisterten. Der Zeitkreis öffnete sich - und schloss sich. Jede Zeitreise begann und endete im selben Zeitquant.

Der Polizist trat aus der Zeitmaschine heraus.

"Willkommen zurück in der Gegenwart", sagte Jonathan. Er zog eine Augenbraue hoch. "Und?"

Der Polizist lächelte. Es war nicht seine erste Zeitreise gewesen. Er verdaute den plötzlichen Orts- und Zeitwechsel ohne Probleme.

"Keine besonderen Vorkommnisse", leierte er herunter. "Abweichung zum Zielort circa zwei Meter vertikal. Horizontale Abweichung nicht feststellbar. Abweichung zur Zielzeit circa plus eine Stunde. Aufenthalt ..." Er blickte auf seine klobige Armbanduhr. "... vier Stunden und dreiundzwanzig Minuten. Die Rückkehr wurde mit dem Zeitschnapper eingeleitet."

Er übergab Jonathan das Kästchen. Dann löste er die Uhr von seinem Arm und reichte sie ebenfalls an Jonathan weiter. In der Uhr war unter anderem für den Notfall ein zweiter Zeitschnapper integriert.

"Beschwerden irgendwelcher Art? Körperliche Schmerzen? Oder anderes?", fragte Jonathan, das Protokoll stark verkürzend.

Der Polizist schüttelte den Kopf. "Nein. Nichts."

"Und was haben Sie herausgefunden?"

Das Lächeln verschwand. "Sie wissen, dass ich darüber nicht reden darf, Professor."

Jonathan grinste ihn an. "Ich weiß. Aber versuchen wollte ich es zumindest."

Der Polizist gesellte sich zu den wartenden Männern des Komitees. Sie verließen zusammen den Raum. Jonathan starrte ihnen nach.

"Willkommen bei dem Transportunternehmen Zeitreise", murmelte er. "Wir bringen Sie, wohin Sie wollen und wann Sie wollen." Sein Ton wurde lauter und schärfer. "Das verdammte Komitee hat uns zu einer Spedition degradiert. Hier haben wir die Erfindung des Jahrtausends und was machen wir damit? Wir schicken Polizisten zum Sightseeing in die Vergangenheit!"

"Das Komitee ist vorsichtig, Professor", sagte sein Assistent.

"Ich bin kein Professor", berichtigte Jonathan automatisch. "Ich habe weder einen Lehrstuhl noch einen Doktortitel. Ich bin ein ganz einfacher Diplomingenieur."

"Klar, Professor."

Das Komitee ist vorsichtig. Jonathan schnaubte. Als er dem Komitee seine Ergebnisse vorgelegt hatte, hatten die Mitglieder ungläubig reagiert. Zeitreisen? Absurd! Später hatte Jonathan erfahren, dass sich die Skepsis des Komitees in erster Linie auf die Dicke oder besser Dünne seines Berichtes begründet hatte. Nach Ansicht des Komitees waren die knapp 120 Seiten eindeutig zu wenig gewesen, um ernst genommen zu werden. Vor allem, wenn es sich um eine epochale Erfindung wie einer Zeitmaschine handelte.

Nachdem es Jonathan allem Widerstand zum Trotz gelungen war, sie doch noch zu überzeugen, hatten die Mitglieder des Komitees angefangen, von Zeitparadoxa, Quantenrealitäten, parallelen Universen und Teilung des Zeitstroms zu sprechen. Jonathan hatte seinen Ohren nicht getraut. Nichts davon hatte in seinem Bericht gestanden! Denn weshalb hätte er Dinge erwähnen sollen, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Thema zu tun hatten, sondern in den Bereich der Fantasie gehörten? Zeitparadoxa - so ein Unsinn! Parallele Universen - Schwachsinn! Jonathan hatte da so eine Ahnung, aus welchen Quellen, aus welcher Art von Büchern und Filmen das Komitee sein Wissen geschöpft hatte. Was, wenn der Zeitreisende seinen Großvater tötet? Ach du lieber Himmel! Vermutlich war es zuviel verlangt gewesen, von einem Komitee logisches Denken zu erwarten. Auf jeden Fall hatte sich das Komitee entschlossen, Jonathans Zeitmaschine sehr sorgsam einzusetzen, und die Zeitreisenden wurden verpflichtet, ja nicht in den Zeitablauf einzugreifen, sondern nur zu beobachten.

Er sah seinen Assistenten an. "Es ist soweit."

Der Assistent zögerte. "Sie sind entschlossen, dieses Experiment wirklich durchzuziehen?"

Jonathan nickte. "Ja. - Laden Sie die Akkus wieder auf."

"Das Komitee wird darüber nicht erfreut sein", sagte der Assistent. "Mir kann es egal sein. Es ist mein letzter Tag. Aber Sie ..."

Jonathan brummte. Nicht erfreut sein, äffte er in Gedanken die Worte seines Assistenten nach. Das Komitee würde vor Wut an die Decke gehen! Irgendwo schwirrte eine interne Anweisung herum, die ihm Experimente dieser Art sogar explizit verbot.

Herumzureden und zu zaudern war noch nie Jonathans Art gewesen. Während die Genies an den Universitäten noch über die Bezeichner in ihren Formeln stritten, hatte Jonathan das mathematisch-physikalische Modell der temporalen Quanteneffekte in den Makrokosmos transponiert.

Er hatte eine Zeitmaschine gebaut.

Genauso pragmatisch wollte er jene Frage handhaben. Weshalb lange theoretisieren und philosophieren, wenn ein Experiment die Antwort geben konnte?

Er zuckte mit den Schultern. Sollten sie ihn doch rauswerfen. Dann würde er eben zu den Russen gehen. Oder zu den Chinesen. Oder zu den Japanern. Japan war eine gute Idee. Mehr als das. Japan, das Land der aufgehenden Sonne und der braunäugigen Schönheiten, war eine ausgezeichnete Idee.

Er durchschritt den Raum. An der Seitenwand hatte er seine Reisetasche abgestellt. Er öffnete sie und nahm einen grauen, in Plastikfolie eingepackten Anzug heraus. Er unterschied sich nur im Schnitt geringfügig von den zeitgemäßen Geschäftsanzügen. Die Männermode hatte sich schon immer als sehr stabil gegenüber Änderungsversuchen erwiesen. Jonathan zog den Laborkittel und seine Arbeitskleidung aus und den Anzug an. Unten in der Reisetasche lag eine Pistole mit passendem Schalldämpfer. Es war nicht leicht gewesen, an die Waffe heranzukommen.

Die Zeitmaschine arbeitete, das war erwiesen. Allerdings waren zwei Dritteln aller Versuche kein Erfolg beschieden. Bei ungefähr der Hälfte aller Fälle blieb, nachdem die Akkus sich geleert hatten, die Versuchsperson im Käfig, ohne dass überhaupt etwas geschah. Bei den restlichen Fällen kehrten die Zeitreisenden zurück, ohne dass sie ihren Auftrag abgeschlossen oder den Zeitschnapper betätigt hatten. Die Gründe blieben unklar. Jonathan pflegte eine ausführliche Statistik über die Zeitreisen und ihm war aufgefallen, dass stoische Charaktere besser geeignet waren. Also hatte er eine entsprechende Auswahl der Zeitreisenden angeregt. Danach hatte sich die Erfolgsquote um wenige Prozentpunkte verbessert. Der Gedanke, dass der Erfolg einer Zeitreise vom Charakter des Zeitreisenden abhing, amüsierte Jonathan.

Jonathan band sich die Armbanduhr um und griff nach dem Zeitschnapper. Die Pistole in der Jackentasche prallte beim Gehen gegen seine Hüfte.

"Ich bin soweit", sagte der Assistent. "Die Akkus sind voll. Ich habe die Zielkoordinaten eingegeben und doppelt überprüft."

"Sehr schön", antwortete Jonathan. Er verspürte ein leichtes Lampenfieber. Obwohl er die Zeitmaschine gebaut hatte, würde dies doch seine erste Zeitreise sein. Er atmete tief durch und stieg zwischen die Gitterstäbe des Käfigs.

"Fertig?", fragte sein Assistent.

"Fertig!" Jonathan zeigte ihm, dass sein Daumen auf dem großen, roten Knopf des Zeitschnappers lag.

"Gut", sagte der Assistent. Er schob den Mauszeiger auf das Start-Symbol. "Dann -"

*

Jonathan materialisierte im Stadtpark - drei Meter über dem Boden.

Er fiel, pufferte den Sturz in den Knien und rollte sich ab. Die Pistole, mit der er den Mord begehen wollte, stach schmerzhaft in seine Seite.

Drei Meter Höhe waren zwar beängstigend, aber für eben diese Eventualität hatte Jonathan an dem Training der Chrononauten teilgenommen. Die Höhe war kein Grund gewesen, den Rückholknopf des Zeitschnappers zu betätigen.

Jonathan sah sich um. Bäume, Sträucher, Grasflächen, Bänke, im Hintergrund die Silhouetten der Hochhäuser, und er hörte das Rauschen von Großstadtverkehr. Der räumliche Vektor der Zeitreise war demnach genau genug gewesen. Wie exakt er den zeitlichen Vektor getroffen hatte, das musste er prüfen.

Es war früh am Morgen. Die Sonne stand niedrig in östlicher Richtung. Jonathan rappelte sich auf und klopfte den Dreck von seiner Kleidung. Er drehte sich um die eigene Achse. Dann ließ er die Sonne linker Hand und marschierte zum Ausgang des Parks. Rechts, geradeaus über die Kreuzung, wieder rechts. Da war der Zeitungsstand. Jonathan las das Datum.

Nicht schlecht, dachte er. Nur einen Tag zu früh. Die Abweichung beträgt weniger als das Zehntel eines Promilles.

Seine Hand glitt in die Jackentasche. Sie umfasste das kühle Hartplastik des Pistolengriffs.

Ob er seinen Großvater heute oder morgen erschießen würde, das war nicht weiter wichtig.

*

Er hatte sich auf diese Reise sehr gründlich vorbereitet. Er hatte historische Bücher, Zeitungen und Stadtpläne studiert, er hatte lange mit seinen Eltern über die Vergangenheit gesprochen, und er hatte versucht, sich an die Gespräche mit seinem Großvater zu erinnern.

Die Vorarbeit machte sich bezahlt. Jonathan fand das richtige Hochhaus, ohne nachfragen zu müssen. Er betrat die Eingangshalle, orientierte sich kurz, lief hinüber zu den Fahrstühlen und fuhr in den vierten Stock. Dort öffnete er die Milchglastür zu dem Großraumbüro und fragte die links sitzende Sekretärin mit der altmodischen Frisur nach dem Weg. Während er an den Stellwänden vorbeiging, zog er die Pistole aus der Tasche und schraubte den Schalldämpfer auf. Er spannte und entsicherte sie. Der Mann, der dort an einem allein stehenden Schreibtisch neben dem Fenster saß, war Anfang Zwanzig. Jonathan erkannte ihn sofort. Er richtete die Mündung der Waffe auf den Kopf seines Großvaters und drückte ab.

*

Jonathan war kein guter Schütze. Die herabgesetzte Treibladung der Patronen und der zusätzliche Schalldämpfer verringerten zudem die Mündungsgeschwindigkeit, die Flugstabilität und die Treffgenauigkeit.

Aber sein Großvater saß nur einen Meter entfernt. Selbst ein schlechterer Schütze als Jonathan mit einer schlechteren Waffe in der Hand konnte nicht daneben schießen.

Fünf Mal drückte er den Abzug. Fünf Mal fiel der Hammer und zündete das Pulver. Fünf Mal explodierte die Treibladung und jagte die Kugel durch den Lauf hinaus.

Fünf Mal löste sich das Projektil auf, bevor es das Ziel erreichte.

*

Der Mann, der in seiner eigenen Zukunft einmal Jonathans Großvater sein würde, starrte mit offenem Mund die Mündung der Pistole an. Sein verständnisloser, grenzenlos verwirrter Blick wanderte hoch zu dem Fremden.

Jonathan grinste zurück. Er sicherte und entspannte die Waffe. Nachdem er den Schalldämpfer abgeschraubt hatte, steckte er sie in die Jackentasche und entfernte sich, als ob nichts geschehen wäre. Niemand außer seinem Großvater hatte gesehen, was er getan hatte, niemand hatte den halblauten Plopps der in der Leistung kastrierten Waffe Beachtung geschenkt. Niemand versuchte, ihn aufzuhalten.

*

Im Fahrstuhl nahm Jonathan den Zeitschnapper in die Hand. Ein Druck auf den Rückholknopf und er würde in seine Gegenwart zurückkehren.

Wo waren die Kugeln?

Die Frage fraß sich in seinem Kopf fest.

Das Ergebnis des Experiments hatte ihn nicht überrascht. Er war davon überzeugt gewesen, dass es ihm nicht gelingen würde, den Mord zu begehen. Denn Jonathan hatte am Sterbebett seines Großvaters gesessen. Er war auf der Beerdigung gewesen. Er kannte den Todestag seines Großvaters und jener lag mehr als ein halbes Jahrhundert in der Zukunft. Ein geglückter Mord hätte einen Widerspruch verursacht. Die Frage war nie gewesen: "Was würde passieren, wenn er seinen Großvater ermordete?", sondern: "Was würde ihn an dem Mord hindern?"

Das Experiment hatte die Frage beantwortet. Nichts und niemand hatte Jonathan daran gehindert, auf seinen Großvater zu schießen. Die Geschosse waren stattdessen aus der normalen Raumzeit verschwunden.

Wo waren die Kugeln?

Waren sie im Nirgendwann der Zeitquanten verschollen? Waren sie zu Unwahrscheinlichkeiten im Reich der Wahrscheinlichkeiten geworden? Waren sie zu einem nicht definierten Zustand im Abstraktraum der Kausalität mutiert?

Jonathan wusste, dass der Zeitkreis sich schloss, wenn der Zeitreisende den Zeitschnapper betätigte. Jetzt hatte Jonathan eine zweite Möglichkeit entdeckt. Ein Zeitkreis schloss sich auch, wenn ein Widerspruch drohte. Die Kugeln, die er auf seinen Großvater abgeschossen hatte, wären ein solcher Widerspruch gewesen - hätten sie getroffen und seinen Großvater getötet. Der Zeitkreis hatte sich geschlossen, bevor der Widerspruch eintreten konnte.

Wo und wann waren die Kugeln?

Jede Zeitreise endete in demselben Zeitquant, in dem sie begonnen hatte. Die Kugeln waren deshalb im Gitterkäfig der Zeitmaschine. Sie waren in der Zukunft. Sie waren am Ausgangspunkt ihrer Zeitreise, der zugleich der Rückkehrpunkt war. Und der Zeitkreis, auf denen sich die Kugeln befunden hatten, war derselbe, auf dem sich Jonathan bewegte. Die Kugeln waren genau an den Raumzeit-Koordinaten, an denen Jonathan sein würde, wenn er den Rückholknopf des Zeitschnappers betätigte.

Oder nicht?

Jonathan sah nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.

Er musste den Knopf drücken.

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(c) by Sternenkratzer, August 2003

 

Hi Sternenkratzer!

Nette Geschichte und eine gute Idee, die oft heraufbeschworenen aber selten angetasteten Probleme der Zeitreise mal einem echten Versuch zu unterziehen. Auch die Argumentation ist schlüssig. So schlüssig, daß sich die Frage stellt, ob Jonathan erst auf seiner Reise dahinterkommt, oder wider besseres Wissen gereist ist, ganz im Sinne der Forschung. Auch die Sprache ist angenehm: flüssig, angemessen und weder zu langsam noch zu kurz.
Insgesamt also eine nette Zeitreisegeschichte, bei Leibe nicht neu aber für Fans sicherlich interessant.

Grüße

SilentSoul

 

Oh nein, nicht schon wieder eine Zeitreise :rolleyes:

*schluchz*

Es gibt noch andere Themen in der SF, und zwar wesentlich spannendere! Mir sei der Verweis auf die betreffende Diskussion an dieser Stelle erlaubt:

SF des 21. Jahrhunderts

Fazit: sprachlich okay, inhaltlich kalter Kaffee (sorry).

Uwe

 

Hallo SilentSoul,

Auch die Argumentation ist schlüssig. So schlüssig, daß sich die Frage stellt, ob Jonathan erst auf seiner Reise dahinterkommt, oder wider besseres Wissen gereist ist

<g> Auch das wäre mal was neues: Dass man das Problem so gut erklärt, dass sich der Leser fragt, wo eigentlich das Problem ist.

Hallo BenSisko,

Zeitreisen sind immer irgendwie paradox

Hoffentlich nicht. Denn gerade das allseits beliebte Paradox habe ich versucht, zu killen.

Hallo Uwe Post,

inhaltlich kalter Kaffee

Oh, wie ärgerlich! Ich mag kalten Kaffee nicht. Wärst du deshalb so nett und würdest mir Namen des Autors und Titel des Buches/der Geschichte nennen, wo der obige Plot schon mal verbraten wurde? Da scheine ich eine Leselücke zu haben. Hm - alternativ könntest du mir natürlich auch sagen, ab welcher Zeile ungefähr du mit dem Lesen aufgehört hast.


Klaus

 

Hi Klaus,

bitte zähl mal die Zeitreisen-Geschichten hier in der SF-Kategorie, völlig egal, wie schlau oder lahm deren Schlussgags sind.

Allein unter den aktuellen 25 Storys sehe ich vier, die sich schon aufgrund des Titels als Zeitreisen entpuppen.

Gibt es denn keine anderen Themen?

 

Geschrieben von Uwe Post
Allein unter den aktuellen 25 Storys sehe ich vier, die sich schon aufgrund des Titels als Zeitreisen entpuppen.
Und wie viele davon machen sich über das Thema "Zeitreisen" lustig? :shy:

 

Eine nette Geschichte und durchaus originell. Die Zeitreise steht ja auch nicht so sehr im Vordergrund, als vielmehr das Paradoxon.
Das Problem am Ende finde ich witzig. Ein leises Problem ist, dass die Verhinderungsmethode (das Verschwinden der Kugeln) willkürlich ist. Es könnte ebensogut auch gleich die Waffe verschwinden. Läßt man sich darauf aber ein, und man sollte sich auf die Logik einer Geschichte einlassen, solange diese inhaltlich geschlossen ist, ist dies vergnüglich zu lesen.

 

Geschrieben von Ginny-Rose
Und wie viele davon machen sich über das Thema "Zeitreisen" lustig? :shy:

Darum geht es mir nicht.

@Hamilkar:

Die Zeitreise steht ja auch nicht so sehr im Vordergrund, als vielmehr das Paradoxon.

Gilt das nicht für die meisten Zeitreisen-Geschichten?

 

Geschrieben von Uwe Post


Darum geht es mir nicht.

Ach so.

Nun, mir schon. :-)
Mir hat's gefallen, dass sowohl jemand der sich für Zeitreisegeschichten interessiert Spaß an der Story haben kann als auch jemand, der sich darüber amüsiert. Ich mag Texte, die beide Seiten ansprechen.

Ginny

 

Hallo Ginny-Rose,

Und wie viele davon machen sich über das Thema "Zeitreisen" lustig?

Keine?

Nein, kann nicht sein. Der Text ist ja nach Aussage eines Spezialisten für Zeitreisegeschichten nur kalter Kaffee. Es muss deshalb eine ganze Reihe von gleichartigen Texten geben.

Andererseits ist das Lustigmachen eine gut versteckte Zweitbedeutung des Textes. (Hoffentlich gut versteckt. Denn ein Lesepublikum, das das Gefühl hat, der Autor mache sich über es lustig, ist ein undankbares Publikum.) Ich mache keinem Leser (oder Kritiker) einen Vorwurf, wenn er es nicht merkt. Es reicht mir vollkommen, wenn der Leser den Plot "witzig" (Hamilkar) oder "cool" (BenSisko) findet.

Hallo Hamilkar,

durchaus originell

<g> Ah geh! Du wirst doch wohl nicht so unverschämt und wagemutig sein, unserem Pauschalurteil-Spezialisten widersprechen zu wollen, der den Text als "inhaltlich kalten Kaffee" bezeichnet hat? Der Text kann demnach gar nicht originell sein!

Die Zeitreise steht ja auch nicht so sehr im Vordergrund, als vielmehr das Paradoxon.

Hm, hm - Wie kann etwas im Vordergrund stehen, das nicht vorkommt? Meine Ansicht als Autor: Das "nicht vorkommende Paradox" wird nur nebenbei erwähnt und steht deshalb tatsächlich nicht im Vordergrund. Aber ... Du, der versierte SF-Leser, nimmst an ab der Stelle: "Zeitparadoxa - so ein Unsinn!" und dem Plot "Großvater töten", dass genau deshalb ein Paradox die Pointe sein wird. Weil du es so von anderen Zeitreise-Geschichten gewöhnt bist. - Ich spiele in vielen meiner Geschichten mit der Erwartungshaltung des Lesers - um sie dann nicht zu erfüllen.

Ein leises Problem ist, dass die Verhinderungsmethode (das Verschwinden der Kugeln) willkürlich ist. Es könnte ebensogut auch gleich die Waffe verschwinden.

Oder der Zeitreisende. Oder es könnte sein, dass die ganze Zeitreise nicht stattfindet, weil bereits beim Aktivieren der Zeitmaschine unabänderlich feststeht, dass der Zeitreisende etwas tun wird, was zu einem Widerspruch führen würde. Rate mal, weshalb ein paar Absätze vorher steht, dass 2/3 aller Reisen nicht erfolgreich sind. Natürlich habe ich gerade das Verschwinden der Kugeln nicht willkürlich, sondern zugegeben aus rein dramaturgischen Gründen gewählt. Hätte ich geschrieben "Jonathan betrat die Zeitmaschine. Nichts geschah." wäre die Geschichte doch arg kurz und langweilig geworden.


Klaus

 

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