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Der Zeitreisende

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19.12.2003
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Der Zeitreisende

Ich habe mich verloren in der Zeit. Tja, das ist manchmal ja auch gar nicht so einfach! Heute hier, morgen dort. Diese Menschen, solche Menschen. Würde gerne mal wissen, wer sich da noch auskennen will. Das könnte keiner. Wenn sich einer so sehr in die Zeit verliebt hat, verliert er sich in ihr. Ich schaue bei jeder Reise auf den Zeitintervallkalkulationsberechnungscomputer. Und nach einigen Reisen habe ich einfach vergessen wann ich damit anfing um wieder zurückzufinden. Ich habe quasi den eigenen, festen Standpunkt verloren. Meinen Anker! Falls etwas schief läuft; einfach wieder zurück nach Hause zu finden. Das Risiko kannte ich vorher nicht. Wer würde denn vom Beginn einer solchen Reise bedenken, dass man nicht mehr zurückkommt? Eine solch waghalsige Reise ohne, tja, quasi ohne Reiserücktrittsversicherung? Niemand! Eben! Habe ich auch nicht getan. Und jetzt steh ich hier und weiß nicht mehr vor und nicht zurück. Ich habe so viele Orte gesehen, einige faszinierten, fesselten mich, einige riefen den puren Ekel in mir hervor, andere wiederum machten mir Angst. Dort waren helle, vertraute Orte. Andere Dunkel und nicht durchschaubar. Die Menschen waren an fast jedem Ort anders gekleidet. Sie sprachen an jedem Ort einen anderen Dialekt oder gar eine andere Sprache. Überall gab es die verschiedensten Aufgaben zu bewältigen, die, wie die Geschichte ja bereits gezeigt hat, alle ein Ende nehmen, aus denen man lernen kann. So, oder so. Schon lustig, wenn man sich die Menschen anschaut und von vornherein weiß, dass die Geschichte ihren eigenen Sinn daraus macht. Das ist vielleicht der Grund, warum mich die Zeit und die Reise in ihr seit Kindesbeinen an so heftig in Beschlag genommen hat und ich jede freie Sekunde meines Lebens ihr gewidmet habe. Ich habe gelernt, dass sie sich jeden Tag wiederholt, an jedem Ort. Nur die Ausführung wird jeweils von neuen Schauspielern gespielt, der Regisseur bleibt stets der gleiche. Manchmal verändert sich die Kulisse; ist halt Ortsbedingt. Klar!
An einem Tag zum Beispiel war ich bei der Deutschen Wiedervereinigung dabei. Junge, das war ein Fest. Totale Euphorie! Genau wie die Party, damals, bei der französischen Revolution. Da hat man bestimmt eine ganze Woche keinen Fuß auf den Boden in Paris bekommen. Ein anderes Mal konnte ich beobachten, wie die Gesichter der Soldaten streng verzogen waren und der Rest der Welt verständnislos zuschaute wie China Tibet eroberte. Dieselben Gesichter wie bei den Römern beim Einmarsch in das alte Griechenland. Ja, jetzt mal im Ernst, die ha-ben sogar fast die gleichen Parolen geschrieen. Ich konnte es gar nicht glauben.
Das zufriedene Gesicht bei Kolumbus, als er die Bahamas ansteuerte. Immerhin dachte er, er hätte einen Seeweg nach China gefunden. Derselbe Ausdruck bei Einstein, als er den Punkt hinter seine Relativitätstheorie setzte. Wirklich, sie können mir glauben. Ich habe den Gesichtsausdruck später bei vielen anderen immer wieder gesehen. Die Gesichter in einer Reihe, die Haare mal ab. Sie könnten sie in diesem Moment kaum unterscheiden. Ich erinnere mich an Freiheitskämpfer durch die ganze Geschichte. Und alle dachten sie haben Recht. Die meisten hatten es auch! Jedoch hatten viele die falschen Wege ihre Ideologie auch durchzusetzen. Ich habe Sokrates gesehen, einer unter vielen. Ich habe Freude gesehen, leider viel zu wenig. Aber auch den steten Kampf das Gute durchzusetzen und dabei hatte jede Epoche ihre Gegner; wenn auch gut gemeint. Den Ausdruck der Liebe in Millionen von Gesichtern. Er war stets gleich und doch immer wieder neu und belebend.
Ich reiste von Ort zu Ort, von Zeit zu Zeit und stets in der Hoffnung etwas Neues zu finden. Eine Epoche mit der richtigen Antwort. Jedoch war jede Zeit mit denselben Werkzeugen ausgestattet. Jeder Mensch mit den gleichen innersten Zielen und Wünschen. Und doch, ich reise immer noch. Ich habe vergessen aus welcher ursprüngliche Zeit ich selbst entsprang. Aber ich wäre wohl kaum auf die Reise gegangen wäre dort die Antwort gelegen. Was soll´s, ich bleibe einfach hier und warte mal ab. Vielleicht verändere ich ja auch ein klein wenig. Die Maschine habe ich zerstört. Diese Zeit ist so gut wie jede andere. Weiter in die Zukunft zu reisen habe ich mich nicht getraut. Und wer weiß, vielleicht verändert ja der morgige Tag schon etwas. Oder vielleicht das in dieser Zeit neue Jahr, 2004! Wer weiß. Jetzt, wo ich die Maschine zer-stört habe ist es spannender denn je. Unglaublich, ich habe sogar eine Gänsehaut. Der morgige Tag, die Woche, das kommende Jahr sind mir völlig fremd! Das ist unerhört! Etwas Spannenderes gibt es nicht.

 

Hallo Lutz,

zunächst einmal herzlich willkommen auf kg.de und im SF-Forum :thumbsup:

Bevor ich etwas zu Deiner Geschichte sage: Ich stehe Zeitreise-Storys äußerst kritisch gegenüber, vor allem, weil es sich immer wieder um die gleiche Idee handelt, der selten etwas neues abgewonnen wird.

Das gilt auch für Deine Geschichte, die ich offen gesagt recht schwach finde. Zunächst gibt es sprachlich ein paar Stolperstellen: Das fängt direkt beim ersten Satz an, den man allerdings noch stehen lassen kann. Der zweite enthält mit "das" einen falschen Bezug. Dein Wortungetüm "Zeitintervallkalkulationsberechnungscomputer" enthält auch einen Fehler: Kalkulation ist das Fremdwort für Berechnung, folglich ist eines der beiden zuviel.
Es folgt ein recht allgemeines Erzählen über verschiedene Orte, ein paar beliebige historische Ereignisse werden aufgelistet. Dann sind wir in der Gegenwart, die besonders spannend ist. Okay, dass unsere Zeit von gewissem Standpunkt aus gesehen durchaus interessant ist, kann man als Aussage gelten lassen, wenngleich das niemandem vom Stuhl hauen dürfte.

Die Umsetzung ist aber das eigentliche Manko. Ich habe selten eine Geschichte gelesen, in der Zeitreisen so nebenbei abgehandelt worden wären. Genaugenommen geschieht in der Geschichte rein gar nichts. Der anonyme, kaum charakterisierte Erzähler ergeht sich in Allgemeinplätzen und berichtet überhaupt nichts konkretes. Ganz im Gegenteil, er strotzt nur so vor unzulässigen Verallgemeinerungen, Millionen von Menschen haben den gleichen, liebenden Gesichtsausdruck. Aha. Oder "Jeder Mensch mit den gleichen innersten Zielen und Wünschen". Das ist undurchdacht. Was ist mit den unterschiedlichen Religionen? Nein, es hat nicht jeder Mensch die gleichen Ziele und Wünsche. Du trivialisierst und verallgemeinerst, ohne eine Geschichte zu erzählen. Es fehlen Witz, Spannung, Tiefe, Handlung und eine neue Idee. Ich glaube zu wissen, was Du ausdrücken wolltest, aber statt pathetisch oder episch zu faszinieren, lieferst Du nur einen dünnen Aufguss einer ausgelutschten Idee, garniert mit Allgemeinplätzchen. Anders ausgedrückt: Du feierst die Menschheit so oberflächlich wie ein Weihnachtsgruß und benutzt die Zeitreise als Aufhänger. Sowohl das eine als auch das andere ist oberflächlich und alles andere als zeitgemäße Science Fiction des 21. Jahrhunderts.

Fazit: sprachlich ein paar Schwächen, inhaltlich oberflächlich.

Uwe
:cool:

PS: Nicht runterziehen lassen. Fröhliche Weihnachten :xmas:

 

Schließe mich an. Ich finde ein bißchen konkreter als:

"Überall gab es die verschiedensten Aufgaben zu erfüllen", solltest du dich dann doch ausdrücken. Klar, gibts überall alles mögliche, irgendwie, irgendwo zu tun (oder so). Aber sowas hört sich leider furchtbar an (und hat auch Null Informationsgehalt)
Du wolltest wohl auch zuviel auf einmal in die Story packen: Wenn man eine Zeitmaschine hat, sieht man alles, man kan ÜBERALL dabeisein. Sowas gibt dann leider ne Laue Geschichte.
Hättst du dich z.B. auf Einstein allein beschränkt, wär das schon 50% besser.

megarat

 

Es war ein netter Ansatz, nur wäre es halt interessanter gewesen nur ein, zwei persönlche Erlebnisse bei historischen Ereignissen etwas genauer zu beschreiben als einfach nur ein paar herunterzuzählen. Wie gesagt, zwar ein netter Ansatz wenn Zeitreisen schon zur Routine werden und man die Übersicht und Lust verliert, aber leider gabs in der Geschichte (bei dieser Länge eventuell auch etwas schwierig) keine wirkliche Handlung.

 

Hey!

Danke für die Kritik!:)
Tja, da scheinen sich die Kritiker ja einig bezüglich der Handlung zu sein. Sobald ich Zeit und Lust habe, werde ich mich noch einmal ransetzen. Vielleicht wird ja noch was draus. Spannung und mehr Inhalt des Zeitreisenden kann ich gerne weiter ausführen, jedoch war mein eigentliches Anliegen kurz zu beschreiben, dass der "Zeitreisende" durch seine Erfahrungen keine großen Unterschiede bezüglich der Menschen und deren Gefühle mehr macht. Die Geschichte der Zeit ist und war ihm wichtig (Er hat ja die Maschine gebaut um seine Neugierde zu befriedigen...), aber hat er doch erkannt, dass es darum nicht geht und er in einer anderen Zeit wahrscheinlich auch nicht glücklicher werden würde als in der aktuellen. Durch seine Erfahrungen hat sich für ihn vieles relativiert.
Da dies aber keiner von Euch geschrieben hat, gehe ich mal davon aus, das mir das nu ganz und gar nicht gelungen ist. Also, dann auf ein neues....

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

Michael

 

Hi Lutz Smith,
muss mich meinen Vorrednern leider anschließen.
Mir fehlt hier irgendwo die Liebe zum Detail, die Konzentration auf einige wenige Erlebnisse.

Deine versuchte Verallgemeinerte Darstellung des Zeitreisenden kam nicht so recht rüber. Allerdings kann ich dir auch keine Hilfe geben, wie du deine Intention besser beschreiben könntest.

Zumal man wirklich nie die Wünsche und Ideen der gesamten Menschheit in einen Topf werfen kann, da sie sich doch noch immer zu sehr voneinander unterscheiden.

glg Hunter

 

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