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Der Wunsch!

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21.01.2019
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Der Wunsch!

In meiner Kindheit habe ich das so gemacht - heute erscheint es mir albern:

Ich sitze in der U-Bahn und schaue auf die gegenüber sitzende Frau. Ihr blondes Haar ist zum Teil ergraut und ich sehe es ihr an, sie ist an diesem Morgen noch müde. Sie arbeitet bestimmt in einer Fabrik und wünscht sich, genauso wie ich es tue, daß der Tag schnell vorbei ist.
Heute soll ich mich bei Hoffmanns-Kartonagen vorstellen, als Lagerist. Wie sehr brauche ich einen Job, doch wie immer wird es eine Ablehnung werden.

Ich weiß das schon vorher. Es ist bei mir immer so, daß ich vorher weiß, wie es ausgeht. Um so mehr ich mir etwas wünsche, um so eher trifft es nicht ein. Das ist so seit meiner Kindheit, daher hatte ich früher immer versucht, mir das Gegenteil zu wünschen. Ich weiß ja, daß das Quatsch ist, aber ich versuche es heute einfach mal.

Kottbusser Tor kommt unerbittlich näher, wie ich diesen Jobvermittler hasse. Nein, ich darf daran jetzt nicht denken. Ich muß mich auf meinen Wunsch konzentrieren. Die Frau mit ihrem ergrauten Haaren sitzt da immer noch. Sie starrt auf den Boden. Was gib’s denn da? Und die Station, wo ich raus muß, kommt immer noch näher.

„Wir freuen uns, daß wir sie in unserem Team begrüßen dürfen.“ Ich sehe das schon vor mir, wie so ein fetter Lagerverwalter, der kaum seinen Arsch vom Bürostuhl hoch bekommt, mir seine Wurstfinger entgegenstreckt und mich beglückwünscht.

Nein, ich brauche ein anderes Bild. Grrrrr..., ich schau wieder auf die Frau mit den ergrauten Haaren und stelle mir sie jung und mit einer frischen Stimme vor. Sie steht von ihrem Bürostuhl mit weichen, schon fast elfenhaften Bewegungen auf. Sie schwebt mit ihrem fast durchsichtigen Schleier, der wie eine Tunika ihre zarte Haut bedeckt, um den Bürotisch. Ein leichter Wind weht durch ihr goldenes Haar und sie sagt: „Ich freue mich, dich in meinem Team begrüßen zu dürfen.“ Jep, das ist das Bild, das ich brauche. Bitte, bitte laß es so sein.

Kottbusser Tor, ich muß aussteigen. Ich sehe es vor mir, wie sie mich anlächelt, und ich will in ihr Team. Die Tür knallt zu und die U-Bahn rauscht hinter mir davon. Ich blicke kurz hinterher, wie der Zug mit meiner Traumchefin in die Finsternis verschwindet. - Wo muß ich hin? Fraenkelufer! Ich brauche ja nur die Kottbusser Straße entlanglaufen, da kann nichts schief gehen.

Diese Ecke Berlins ist echt ekelig. Überall diese Penner, die Hartz VI – Empfänger. Ein Glück, ich bekomme ja gleich den Job von meiner hübschen Traumchefin, dann nie wieder Jobcenter und Hartz 4.

Hier ist nun auch schon Fraenkelufer. Passend der Name, direkt am Kanal. - Ist schon komisch, nur einmal um die Ecke gebogen und schon sieht Berlin ganz anders aus. Ein Kanal, eingefaßt zwischen Bäumen und auf beiden Uferseiten kleine, schnuckelige Straßen. Ich höre aber noch den Lärm von der Geschäftsstraße. Hinter dem Jüdischen Gemeindehaus muß es sein. Die Firma ist im letzten Hinterhof eines Altbaus. - Wie sah meine Traumchefin nochmal aus? Achja, mit ihr möchte ich arbeiten.

So, jetzt stehe ich in dem Hof. Direkt vor mir die Einfahrt zu Hoffmanns-Kartonagen. Augen zu und nochmal ganz doll wünschen.

Was? Wer schreit da? Ja wie, was ist das nun? Ich schwebe, ich kann ja fliegen. Da steht ein Gabelstapler mit einer Palette gefalteter Kartons vor der Einfahrt zu Hoffmanns-Kartonagen. Wie ist mir? Ich fliege immer höher. Und da kommen Leute, die wuseln um den Stapler herum und werden immer kleiner. Jetzt werden schon die roten Dächer kleiner, oh Gott! Ich fühle nichts, nichteinmal meinen immer schmerzenden Rücken. Und nun wird’s hell, alles wird Weiß. Ich glaube, der Kerl auf dem Stapler hat mich eben überfahren.

*​

„Hallo, Karsten, wach auf“, - „Hmm, ja“, und Karsten drehte sich auf der alten Couch, die wahrscheinlich schon seit Omas Zeiten an der Stelle in dem kleinen Zimmer stand. Er öffnete vorsichtig seine, vom Schlaf verklebten, Augen und sah die verstaubte Hängelampe vom Wohnzimmer und blickte hinüber zu Claudia, die noch in dem kurzen Nachthemd den Fernseher ausknipste.

„Du solltest nicht solange Fernsehen schauen, daß ist echt nicht gut für unsere Beziehung.“- „Bin da wohl bei eingeschlafen“, antwortete er, während er sich von der Couch aufrichtete. „Hab ich ein Mist geträumt“, stammelte er kaum hörbar, bevor er, an Claudia vorbei, in den schmalen Flur ging, um ins Badezimmer zu verschwinden.

„Ist heute der fünfzehnte?“, hörte Claudia ihn aus dem Bad rufen. Dann flog auch schon die Badezimmertür auf und er schritt wie gehetzt zurück ins Wohnzimmer, indem Claudia immer noch am Fernseher stand und ihn erstaunt anschaute. „Heute ist der fünfzehnte, ich muß mich beeilen, ich habe ein Bewerbungsgespräch.“ – „Und wo heute?“ – „Kreuzberg“, erwiderte er und zog dabei seine Hose hoch. „Als Lagerist, drücke mir mal die Daumen.“

Nicht einmal für einen Abschiedskuß hatte er mehr Zeit. So hätzte er durch das alte Treppenhaus bis auf die Straße. Ohne einen unnötigen Blick zu verlieren, eilte er so schnell, wie es ohne Schweiß ging, die Straße hinunter bis zur U-Bahnstation. Auf der Rolltreppe drängelte er sich ohne Rücksicht an Leute vorbei und erreichte gerade noch rechtzeitig seinen Zug.

Wie immer, wenn es möglich war, setzte er sich auf die linke Sitzreihe. Erleichtert atmete er auf. Im Sitzen versuchte er sein Hemd in die Hose zu stopfen, was ihm auch eher schlecht gelang. Als er wieder hoch schaute, blieb ihm vor Schreck fast sein Herz stehen. Er war fassungslos und schockiert. Wie gebannt schaute er auf die Frau gegenüber. Die Frau mit ergrautem blonden Haar, die ihren Blick nicht vom Boden vor ihr ließ.

„Der Wunsch!“, ging es ihm durch den Kopf. Er wollte aber doch den Job haben. Niemals hätte er versucht mit seinem Kindheitsritual das zu beeinflussen. „Das wäre eh Quatsch“, dachte er sich. Außerdem war das ja nur ein Traum gewesen. Ein zugegebenermaßen merkwürdiger Traum, aber nur ein Traum. Und die Frau mit den ergrauten Haaren? Zufall! Träume verwischen sich nunmal mit der Realität. Wie oft hatte er gemeint, etwas schon einmal im Traum gesehen oder erlebt zu haben. So beruhigte er sich wieder und mußte schmunzeln.

Am Kottbusser Tor stieg er aus und ging die Kottbusser Straße entlang. „Die Hartzler, ja, die sind hier immer“, sagte er leise zu sich, als er in die Straße einbog, in der die Firma Hoffmanns-Kartonagen ihr Umschlaglager hatte. Auch diese Straße war ihm nicht fremd, er war hier bestimmt schon einmal gewesen.

Dann stand er im Hinterhof des Altbaus. Vor ihm die Einfahrt zu Hoffmanns-Kartonagen. Aber er traute sich nicht näher an die Einfahrt heran. Das war ihm nun doch suspekt. „Die gleiche Einfahrt wie im Traum!“, kam es ihm über die Lippen. Fluchtartig drehte er sich um, und er hörte nurnoch „Vorsicht!“

 

Hey @Karsten,

ich schreibe beim Lesen mit.

Der Wunsch!
Schau dir mal die Forumsübersicht an. Titel haben im Allgemeinen ein offenes Ende, ohne Satzzeichen. Ein Frage- oder Ausrufezeichen kann zur Betonung natürlich Sinn machen. Nur ist dein Titel für mein Verständnis kein Ausruf.


In meiner Kindheit habe ich das so gemacht - heute erscheint es mir albern:
Daraufhin erwarte ich eine Art Rückblende, ein Erlebnis oder eine Erfahrung aus der Kindheit. Doch du berichtest vom Alltag eines Erwachsenen. Im Anschluss wird klar, dass du das Wünschen meinst. Vllt. schreibst du den Satz um, indem du „das“ spezifizierst und den Doppelpunkt streichst?


ich sehe es ihr an, sie ist an diesem Morgen noch müde.
Ich verstehe nicht, warum du betonst, dass sie genau an diesem Morgen noch müde ist.


Sie arbeitet bestimmt in einer Fabrik
Echt? Ich würde denken, die wenigsten morgendlichen Pendler Richtung Berliner Stadtmitte, arbeiten in einer Fabrik.


Um so mehr ich mir etwas wünsche, um so eher trifft es nicht ein.
Das zweite „umso“(zusammen) kannst du mit „desto“ ersetzen.

Hast du eventuell noch eine alte Word-Version? Früher wurde „umso“ auseinander geschrieben. Dann würdest du folgende Fehler auch nicht angestrichen bekommen: daß=dass(außer bei der Fernsehszene, da „das“); muß/mußte=muss/musste; Abschiedskuß=Abschiedskuss; eingefaßt=eingefasst. Das zieht sich durch den gesamten Text.

Btw. er muss ziemlich viel. Da könntest du in der Wortwahl variieren.

Sonstige Fehler, die mir auffielen: gib[t]´s; Ach[ ]ja; nicht[ ]einmal; hetzte; nur[ ]noch; Hartz IV; Leuten. Die Stellen kennst du, oder findest sie mir Strg F.


Deine Geschichte – die Grundidee finde ich ganz gut – hat ihre Schwächen. Z. B. diese Klamaukartigen Absatzanfänge:

Hier ist nun auch schon Fraenkelufer.
So, jetzt stehe ich in dem Hof.

Das klingt wie in einer Kochsendung eines Regionalsenders: „Hier haben wir auch schon das Schweinefilet. So, jetzt würz ich das ordentlich …“
Das kann ich als Leser nicht ernst nehmen. Es erzeugt auch keine Spannung. Dann kam der skurrile Höhepunkt der Traumszene:

Was? Wer schreit da? Ja wie, was ist das nun? Ich schwebe, ich kann ja fliegen. Da steht ein Gabelstapler mit einer Palette gefalteter Kartons vor der Einfahrt zu Hoffmanns-Kartonagen. Wie ist mir? Ich fliege immer höher. Und da kommen Leute, die wuseln um den Stapler herum und werden immer kleiner. Jetzt werden schon die roten Dächer kleiner, oh Gott! Ich fühle nichts, nichteinmal meinen immer schmerzenden Rücken. Und nun wird’s hell, alles wird Weiß. Ich glaube, der Kerl auf dem Stapler hat mich eben überfahren.

Und das ist wirklich richtig einfallslos und auch noch lieblos und grottig umgesetzt. Da lässt sich nix schönreden. Da musst du dringend ran.


… Karsten drehte sich auf der alten Couch, die wahrscheinlich schon seit Omas Zeiten an der Stelle in dem kleinen Zimmer stand. Er öffnete vorsichtig seine, vom Schlaf verklebten, Augen…
Warum der Perspektivwechsel?


Wie immer, wenn es möglich war, setzte er sich auf die linke Sitzreihe.
Warum? Und inwiefern ist das relevant?


Das war ihm nun doch suspekt. „Die gleiche Einfahrt wie im Traum!“, kam es ihm über die Lippen. Fluchtartig drehte er sich um, und er hörte nurnoch „Vorsicht!“
Den Schluss fand ich nicht schlecht gemacht. Sein Ende kam zackig, mit einer Brise Zynismus.


Viele Grüße

wegen

 

Hi Leute,
ersteinmal Danke für Eure Kritik. Ihr habt Euch ja Mühe gegeben.

@wegen
Die Geschichte ist etwa vor 10 Jahren von mir geschrieben worden. Und es war mit Word 97.

Ich hab sie neulich wiederentdeckt und find sie nett. In der Tat sind im Text reichlich Perspektivenwechsel und ein paar Rechtschreibfehler enthalten. Die Rechtschreib- und Grammatikfehler kann man entfernen, die Perspektivenwechsel nicht. Damit muss der Leser klar kommen oder auch nicht.

@maria
Also das mit der Traumcheflin muss ich Dir wohl erklären. Er stellt sie sich vor. - Mach mal die Augen zu und stell Dir etwas vor. Und genau das hat er in seinem Traum getan.
Er will glauben, das es sein Dilemma ist, das genau das, was er sich wünscht nicht eintrifft. Trotzdem kann er davon nicht ablassen sich was positives zu wünschen, also auch am Ende diese Traumchefin.

Gruss Karsten

 

Hallo Karsten. Nachfolgend will ich dir demonstrieren, wie sich deine Zeilen vorgestern/gestern Nacht in etwa vor meinem bildlichen Auge abspielten:

Hoffmans-Kartonagen
eine Geschichte
von Karsten

Heute soll ich mich bei Hoffmanns-Kartonagen vorstellen, als Lagerist.

Ich sehe das schon vor mir, wie so ein fetter Lagerverwalter, der kaum seinen Arsch vom Bürostuhl hoch bekommt, mir seine Wurstfinger entgegenstreckt und mich beglückwünscht.

Nein, ich brauche ein anderes Bild. Grrrrr...

(Groooah!)

Sie schwebt mit ihrem fast durchsichtigen Schleier, der wie eine Tunika ihre zarte Haut bedeckt, um den Bürotisch. Ein leichter Wind weht durch ihr goldenes Haar

nie wieder Jobcenter ...

Augen zu und nochmal ganz doll wünschen.

Ich schwebe, ich kann ja fliegen.

Da steht ein Gabelstapler mit einer Palette gefalteter Kartons vor der Einfahrt zu Hoffmanns-Kartonagen.

Wie ist mir?

Ich fliege immer höher.

oh Gott!

Überall diese Penner, die Hartz VI – Empfänger.

Ich fühle nichts, nichteinmal meinen immer schmerzenden Rücken.

„Die Hartzler, ja, die sind hier immer“

Auch diese Straße war ihm nicht fremd,
er war hier bestimmt schon einmal gewesen.


"Und es war mit Word 97." - Karsten.

--

Sorry, das konnte ich mir nicht verkneifen, lieber Karsten.

Aber im Ernst mal, sowas ...

"Die Rechtschreib- und Grammatikfehler kann man entfernen, die Perspektivenwechsel nicht."

... ist doch Blödsinn. Du kannst alles an deiner Geschichte verändern. Wirklich alles. Jeden einzelnen Buchstaben.

Das mit dem Träumen zieht sich durch deine Geschichte hindurch. Sogar auf mehreren Ebenen. Für mich liest sich das ganz unironisch so, als ob der Protagonist von metaphysischen Theorien – von Wattles, Hill, Murphy und wie sie alle heißen – fasziniert beeinflusst ist, und auf eine recht resignierte Art nicht vermag, an diese Sachen zu glauben. Korrigiere mich, so ich falsch liege.

Meine Meinung: Du musst da echt mehr raushauen als Lagerhaltung, ALG II und Gabelstapler um mit dem Thema zu überzeugen. Auf mich wirkt das Ganze, tut mir leid, (extrem) unfreiwillig komisch.

Nimms mir nicht all zu sehr übel.

Gruß Analog

 

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