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Der Wunderdoc

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14.01.2017
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Der Wunderdoc

"Wenn Sie gleich etwas schläfrig werden, dann geben Sie der Müdigkeit einfach nach", sagte Dr. Brentheim routiniert. "Denken Sie einfach daran, dass Sie bald wieder zehn gesunde Finger haben werden."
Sven atmete tief durch. "Das ist wunderbar", presste er heraus. Worauf hatte er sich hier nur eingelassen? Die mysteriöse Brentheimmethode, die Medizin-Revolution schlechthin. Vier Stunden in der Praxis und der Patient ist geheilt. Seit sechs Monaten entfernte der Arzt jetzt schon Tumore, heilte Knochenbrüche und machte Schönheits-OPs. Und das alles ganz ohne Schmerzen, ohne Wunden, ohne auch nur den kleinsten Hinweis darauf, wie er es anstellte, aber dafür zu einem fast unerschwinglichen Preis.
"Ich hoffe, Sie haben schon einen schönen Flügel gekauft und für morgen Klavierstunden gebucht", sagte der Arzt und tätschelte ihm den Arm. Sven lächelte gequält. Er lag auf der Liege eines Kernspintomographen und wurde langsam in die Röhre hineingefahren. Ja, der kleine Finger seiner rechten Hand war nicht mehr funktionstüchtig, seit er ihn mit sechs Jahren in einer Autotür eingeklemmt hatte, aber gestört hatte es ihn eigentlich nie. Auch wäre er im Leben nicht auf die Idee gekommen, noch Klavierspielen lernen zu wollen. Es gab viel handfestere Gründe, warum er auf dieser Liege lag.
"Werde ich von der Behandlung etwas mitbekommen?", fragte er möglichst beiläufig.
"Das ist leider nicht möglich", sagte Dr. Brentheim abwesend und kontrollierte die Tropfgeschwindigkeit der Infusion, die mit seinem Arm verbunden war.
"Aber das hier ist erst einmal nur eine Untersuchung", hakte Sven nach, "und ich werde vor der eigentlichen Behandlung noch einmal aufwachen, oder?"
"Lassen Sie sich überraschen", sagte der Arzt. "Wenn etwas nicht in Ordnung ist, drücken Sie einfach hier." Er betätigte den Knopf des Patientenrufs. "Schwester Julia wird gleich bei Ihnen sein und sich um Sie kümmern, bis Sie eingeschlafen sind.“
"Und wie ist ...“ setze Sven an, doch der Arzt hatte sich schon umgedreht und ohne Gruß den Raum verlassen.
Das klappt ja super, dachte er genervt, doch sofort hellte sich seine Stimmung wieder auf, als er erkannte, wer diese Schwester Julia war, die sich um ihn kümmern sollte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Wie lange hatte er sie jetzt schon nicht mehr gesehen? Zwei Jahre? Mehr?
"Sven?", fragte Julia überrascht. "Du bist es wirklich?" Schnell kam sie auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. "Ich dachte zuerst, es wäre eine Namensgleichheit, als ich Sven Meier auf dem Anmeldebogen gelesen habe. Ich meine …", stirnrunzelnd schaute sie ihn an, "… das mit deinem Finger hat dich doch nie gestört und außerdem: Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du inzwischen die Kohle hast, dir so einen Promi-Doc zu leisten!"
"Nicht wirklich", sagte Sven. Ihm war klar, dass sie ihn, was das Berufliche anging, für einen Versager hielt, bei den ganzen Jobs, die er schon angefangen und wieder hingeschmissen hatte, aber dass sie es so abwegig fand, dass er inzwischen reich geworden war, kränkte ihn doch etwas.
"Dieser Eingriff wird finanziert", sagte er reserviert.
"Okay", sagte sie langsam und runzelte die Stirn. "Aber eigentlich ist es auch egal, wer die Behandlung bezahlt, jedenfalls steht eines fest: Du wirst sie nicht machen!" Sie schaute ihn eindringlich an. "Ich schalte die Maschine jetzt aus und sag dem Doc, du hättest es dir anders überlegt, Okay?"
"Auf keinen Fall!", erwiderte Sven so aufgebracht, wie es ihm noch möglich war, denn er merkte, dass die Narkose langsam wirkte.
"Sven, hör mir zu!" Sie nahm seine Hand und er sah, dass sie sich wirklich Sorgen machte. "Du weißt so gut wie ich, dass die Brentheim-Methode sehr umstritten ist. Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, keine Erkenntnisse über Langzeitschäden - niemand weiß schließlich, wie er es überhaupt anstellt. Sven, ich finde es unverantwortlich, sich von ihm behandeln zu lassen!"
"Das sagst du, die du hier arbeitest?"
"Mein Gott, wenn diese nach Geld stinkenden Botox-Junkies so ein Risiko eingehen, um irgendein kleines Zipperlein wegzubekommen, ist mir das inzwischen egal - ich brauche schließlich diesen Job - aber ich kann nicht zulassen, dass du dein Leben aufs Spiel setzt, damit du deinen kleinen Finger wieder bewegen kannst. Sven, du hast Familie!"
"Das hat dich früher auch nicht gestört", sagte er und bereute es sofort wieder.
"Das ist unfair", erwiderte sie gekränkt. "Du weißt, dass genau das der Grund war, warum ich unsere Affäre beendet habe. Ich wollte nicht mehr zwischen dir und ihnen stehen. Ich hätte es mir nie verziehen, eine Familie zu zerstören; deinen Kindern ihren Vater zu nehmen." "Julia ...", setzte er an, aber sie fuhr unbeirrt fort: "Ich habe akzeptiert, dass ich dich nicht haben kann, aber trotzdem liebe ich dich noch, du Hornochse.“ Sie streichelte ihm sanft über die Wange. "Und deswegen kann ich einfach nicht zulassen, dass du wegen deines kleinen Fingers dein Leben riskierst!"
"Aber", sagte Sven nachdrücklich. "Du verstehst nicht, worum es geht. Wenn du mich wirklich noch liebst, dann lass mich diese Behandlung machen. Das ist die Chance meines Lebens!"
"Die Chance deines Lebens? Dass ich nicht lache! Willst du in deinem Alter noch Pianist werden, oder was?"
"Bitte", Sven kämpfte gegen den Schlaf, "bitte hilf mir. Der Finger ist mir doch egal, aber ich brauche die Kohle!"
"Welche Kohle?"
"Ich mache das für die Wild-Zeitung. Die haben mich für diese Story engagiert. Ich bin alle meine Schulden los, wenn ich rausfinde, was hinter der geheimnisvollen Heilungsmethode steht."
"Du hast sie doch nicht mehr alle!", fuhr Julia ihn an. "Hast du dich mal gefragt, warum das keiner der anderen Reporter macht? Die Wild hat doch selbst in riesigen Lettern gefragt, warum jetzt schon der zweite seiner Patienten gestorben ist. In beiden Fällen unerklärliche innere Blutungen. Beides mal ungefähr sechs Monate nach der Behandlung."
"Dann liefere du mir die Story", sagte Sven und kämpfte damit, die Augen aufzubehalten. "Sag du mir, was der Doc macht. Dann breche ich die Sache sofort ab."
"Ich weiß es aber doch selbst nicht!", sagte Julia verzweifelt. "Er macht das alles allein. Es ist immer nur eine Schwester in der Praxis und die darf nicht dabei sein. Ich schwöre dir: Ich habe keine Ahnung, wie er es anstellt. Ich gebe den Patienten eine Spritze vor der Behandlung und hole sie danach nochmal ab."
"Wenn du mir nicht hilfst, dann muss ich es eben selbst herausfinden“, sagte Sven schläfrig. „Bitte mach mir das nicht kaputt“, und schon fielen ihm die Augen zu. "Schwester Julia, bitte ins Arztzimmer", hörte er noch Dr. Brentheims lautsprecherverzerrte Stimme. Dann verließ jemand festen Schrittes den Raum.

Svens Augenlider drückten schwer. Es war kalt. Er schlug die Augen auf und erkannte, dass er auf einer Liege in einem weiß getünchten Behandlungszimmer lag. Wo war er? Das Portrait eines grauhaarigen Mannes mit durchdringendem Blick hing an der Wand: Dr. Brentheim. Jetzt fiel ihm alles wieder ein. Er musste an Julias Warnung denken und es fröstelte ihn noch etwas mehr. Sofort schaute er sich seinen kleine Finger an, aber nein, er war noch nicht operiert. Er war noch genauso unbeweglich und unförmig wie zuvor. Dann hatte er ja zumindest noch nicht die Behandlung verschlafen - ein Glück.
Die Tür ging auf und Julia kam mit besorgtem Blick herein. In der Hand trug sie ein kleines Tablett mit einer Spritze. "Sven“, sagte sie schließlich, nachdem sie ihm wortlos den Blutdruck gemessen hatte, „bisher bist du erst untersucht worden. Ich soll dir jetzt diese Injektion geben, damit du wieder einschläfst und dann den Raum verlassen. Dr. Bentheim wird dann die Behandlung vornehmen und wir werden uns erst in einer Stunde im Aufwachraum wiedersehen. Sie blickte ihn flehend an. "Sven, ich will dir das nicht geben. Ich habe keine Ahnung, was es mit der Behandlung auf sich hat. Ich weiß noch nicht einmal, was hier drin ist." Sie zeigte ihm die trübe Flüssigkeit. "Sven, ich flehe dich an: sag ihm, dass du es dir anders überlegt hast. Sag ihm es tut dir leid, du bezahlst, aber er soll dich nicht behandeln. Bitte!"
"Julia“, sagte Sven eindringlich. „Wenn ich das hier auch noch versaue, dann werde ich meine Schulden nie mehr los. Ich mach dir einen Vorschlag: Du sagst dem Doc, mir ginge es noch nicht so gut, deswegen wolltest du noch etwas warten, bevor du mir die Spritze gibst. In der Zeit schaue ich mir seine Unterlagen an. Wenn ich was finde, bin ich weg."
"Wie stellst du dir das vor?“, fragte sie. „Die Tür zu seinem Büro ist mit Zutrittskarte gesichert."
"Dann gib mir doch mal deine."
"Damit kommst du da nicht rein", sagte Julia genervt.
"Sicher?", fragte Sven und grinste. „Einen Versuch ist es ja wohl wert, oder?“ Julia schaute ihn skeptisch an aber schließlich gab sie ihm ihre Karte. Er schlich sich über den Flur und Julia folgte ihm, unsichere Blicke nach rechts und links werfend. Mit einer geschickten Bewegung schob Sven das Plastik zwischen Tür und Rahmen und schon hörte man ein leise Knacken und die Tür schwang auf.
"Was nützt schon die beste Elektronik, wenn das Schloss scheiße ist", flüsterte er und grinste. "Es hat schon gewisse Vorteile, wenn man Erfahrung in einem relativ breiten Berufsspektrum gesammelt hat."
"Hör auf, Sprüche zu klopfen und beeil dich gefälligst", flüsterte Julia zurück.
Das musste man ihm nicht zweimal sagen. Mit einem präparierten USB-Stick verschaffte er sich Zutritt zu dem Laptop, der auf dem Schreibtisch stand und durchsuchte die Festplatte.
"Ich dachte, du schaust dir die Behandlungsunterlagen auf dem Praxis-PC an", sagte Julia.
"Hast du Zugriff darauf?", fragte Sven.
"Ja, sicher.“
"Dann wird er wohl kaum etwas Verfängliches darin abspeichern. Meine einzige Chance sind seine privaten Daten. Wenn ich hier nichts finde, dann schaue ich mir die anderen Praxisräume an. Wo ist er eigentlich gerade?"
"Gute Frage. Normalerweise wäre er jetzt schon bei dir, nachdem ich dir die Spritze gegeben habe. Oh Mist“, sagte sie plötzlich. „Ich hab ihm ja noch gar nicht gesagt, dass er dich erst später behandeln soll. Ich gehe schnell zu ihm. Hoffentlich hat er noch nichts gemerkt."
"Ja", sagte Sven abwesend. "Moment, warte", rief er plötzlich. "Professor Boris Rubisch, sagt dir das was?"
"Nein, wieso?"
"Hier ist ein aktiver Email-Account. Dein Chef scheint unter diesem Namen aufzutreten."
"Moment", sagte Julia und sprach den Namen in ihr iPhone. Zwei Sekunden später dozierte Siri: "Professor Dr. Boris Rubisch ist Arzt und Physiker. Bekannt wurde er, durch das erste erfolgreiche Ferntransferieren von Lebewesen; umgangssprachlich auch Beamen genannt." Sven und Julia schauten sich fragend an und Siri fuhr fort: "Der Physiker transportierte Mäuse zwischen zwei Gebäuden der Moskauer Universität. Anfängliche Zweifel an der Echtheit der Ergebnisse konnten von unabhängiger Seite ausgeräumt werden. Die empfangenen Exemplare hatten nachweislich den identischen Gencode und konnten auch kurz zuvor Gelerntes, wieder reproduzieren. Das Projekt wurde jedoch eingestellt, da alle Tiere nach wenigen Wochen an inneren Blutungen verstarben. Der Wissenschaftler hat die von ihm angewandte Methode nie veröffentlicht und ist seit dem Einstellen des Programms nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten."
"Beamen?", fragte Sven verständnislos und Julia zuckte mit den Schultern, als plötzlich ein Gerät in ihrer Kitteltasche vibrierte. "Das ist eigentlich der Patientenruf", sagte sie verwundert, „aber das kann ja jetzt nur der Doc sein. Du bist schließlich hier."
"Okay", sagte Sven schnell, "ich habe eh genug, für meine Story. Sag ihm, ich hätte es mir anders überlegt und ich hau ab.“
"Alles klar“, sagte Julia erleichtert und wollte schon gehen, als Sven sie am Arm festhielt. "Und danke noch mal. Du hast mir wirklich sehr geholfen. "Gern geschehen“, sagte sie schnell, aber Sven ließ sie noch nicht los. "Und, nimm das besser mit." Er hielt ihr das Tablett mit der Narkosespritze hin. "Falls er doch misstrauisch geworden ist. Damit kannst du ihn notfalls eine Zeit lang außer Gefecht setzen." Julia dachte kurz nach, nahm dann die Spritze und schlüpfte durch die Tür.

Svens Augenlider drückten schwer. Es war kalt. Er schlug die Augen auf und erkannte, dass er allein auf einer Liege in einem hellgrau getünchten Behandlungszimmer lag. Wo war er? Er dachte nach und dann fiel ihm plötzlich alles wieder ein: Dr. Brentheim. Er musste an Julias Warnung denken und es fröstelte ihn noch etwas mehr. Sofort schaute er sich seinen kleine Finger an und ja, er war schon operiert! Er war genauso beweglich und vollkommen normal geformt wie der kleiner Finger an seiner linken Hand. So ein Mist! Er hatte die Behandlung tatsächlich verschlafen. Jetzt musste er versuchen, irgendwie anders an Informationen heranzukommen. Schnell betätigte er den Patientenruf, stand auf und und machte sich daran, dass Schloss zum Nebenraum näher zu untersuchen.
"Wie bist du denn so schnell hierhin gekommen?", fragte Julia, als sie plötzlich hinter ihm stand.
"Was?", fragte Sven zurück, ohne sich zu ihr umzudrehen. "Ich hab jetzt keine Zeit für Konversation. Gib mir lieber deine Zutrittskarte."
"Die hast du mir eben nicht zurückgegeben. Außerdem dachte ich, du hättest schon genug Informationen gesammelt."
"Gib mir einfach irgendwas", beharrte Sven genervt. Julia legte das Tablett mit der Spritze ab und gab ihm ihre Kreditkarte. Zwei Sekunden später war die Tür offen.
"Es hat schon gewisse Vorteile, wenn man Erfahrung in einem relativ breiten Berufsspektrum gesammelt hat", sagte Julia und grinste, aber Sven schaute sie nur verwirrt an, bevor er in den dahinterliegenden Raum schlüpfte und das Licht anschaltete. "Ist dein Chef auch Pathologe?", fragte er von innen.
"Was?", fragte Julia verwundert und folgte ihm. "Das kann nicht sein!", entfuhr es ihr, als sie sah, was sich in dem Raum befand. Sven war gerade dabei die Gesichter der Leichen aufzudecken und Julia starrte geschockt von einer zu anderen. "Wer ist das?", fragte er.
"Ist das dein Ernst?", erwiderte sie. "Ich dachte, du wärest jetzt so eine Art Klatschreporter. Das sind die Patienten der letzten vier Tage. Alles stinkreiche Promis."
"Echt?", fragte Sven. "Dann sind ihm in den letzten Tagen alle Patienten weggestorben?"
"Nein", sagte Julia. "Ich habe sie alle geheilt entlassen. Außerdem sind die hier ...“, sie zögerte, „… noch unbehandelt.“
"Wie meinst du das?“
"Hier zum Beispiel. Siehst du die Warze am Hals von Fr. Neuschlang, der Opensängerin? Ich schwöre, dass sie ohne diesen Makel die Praxis verlassen hat. Und wenn ich es so recht bedenke, habe ich sie gestern Abend auch noch so in einer Livesendung gesehen. Sie hat damit geprahlt, dass sie sich trotz der Gerüchte vom Wunderdoc hat behandeln lassen. Sven", sie nahm ihn bei beiden Händen, „erst das mit dem Beamen und jetzt das hier. Ich hab Angst. Lass uns abhauen. Sofort!" Doch bevor er etwas erwidern konnte, stockte sie und schaute sich seine rechte Hand genauer an, die sie immer noch festhielt. „Dein kleiner Finger ist ja wieder ganz normal“, sagte sie verwundert.
„Ja“, sagte Sven. „Dein Chef hat ihn offensichtlich schon geheilt. Komm, lass uns jetzt gehen“, drängte er, aber sie blieb stehen.
„Aber wann denn?“, fragte sie. „Als du nach der Untersuchung aufgewacht bist, war er doch noch wie vorher, und seitdem warst du die ganze Zeit bei mir.“
„Julia“, sagte Sven nachdrücklich. „Ich hab keine Ahnung, was du meinst, aber hier liegen Menschen, die dein Chef offensichtlich auf dem Gewissen hat. Wir müssen jetzt weg!“
"Schön langsam", sagte da eine vertraute Stimme. "Lassen Sie mich das alles erst in Ruhe erklären." Dr. Brentheim stand in der Tür und er machte nicht den Eindruck, als wolle er die beiden vorbeilassen. „Sie verstehen da was falsch“, sagte er und man merkte, dass er sich zwang, einen gelassenen Eindruck zu machen. „Das sind nur lebensechte Wachsfiguren meiner Patienten.“
„Ich kann eine Wachsfigur von einer Leiche unterscheiden“, sagte Julia scharf. Sven ging langsam auf den Arzt zu, bereit die Kampftechniken aus seiner Zeit als Türsteher anzuwenden.
„Haben Sie die gebeamt?“, rief sie jetzt. „Herr Professor Rubisch?“ Der Arzt erstarrte. Sofort nutzte Sven seine Chance und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Der Arzt holte zum Gegenschlag aus, Julia schrie auf, aber Sven war schneller. Er wich aus und hatte ihm im Handumdrehen den Arm auf den Rücken gedreht. „Sie machen einen großen Fehler“, stöhnte der Professor, mit dem Gesicht an die Wand gedrückt.
„Mach Fotos von den Leichen“, sagte Sven ohne Julia anzuschauen. Er war voll und ganz damit beschäftigt, den deutlich kräftigeren Arzt mit dem Polizeigriff in Schach zu halten. „Und dann ruf die Polizei!“ Als er keine Antwort bekam, blickte er sie an und erkannte, dass sie wie gebannt auf die Tür starrte. Jetzt wandte auch Sven den Kopf und es muss in diesem Moment gewesen sein, in dem Moment, als er schließlich verstand, was er da sah, als er seinen Griff unbewusst etwas lockerte und er Professor Rubisch so die Gelegenheit gab, ihm auf den Fuß zu stampfen, sich loszumachen, die Spritze zu greifen und sie ihm wie ein Messer an den Hals zu halten. „Eine falsche Bewegung, und du bist tot!“, zischte der Mediziner.
„Julia, was geht hier vor?“, fragte die Person an der Tür verwirrt und kam langsam näher.
„Das solltest du mir lieber erklären“, sagte Julia zögerlich und blickte zwischen Sven, der von dem Arzt in Schach gehalten wurde und der Person in der Tür hin und her. Sie waren äußerlich identisch. „Du hast mir nie von einem Zwillingsbruder erzählt“, sagte sie. „Zieht ihr hier so eine Doppeltes-Lottchen-Nummer ab?“ Da fiel ihr auf, dass der Mann in der Tür noch den verkrüppelten Finger hatte. Der Sven, der vom Arzt in Schach gehalten wurde, sagte eindringlich: „Ich weiß zwar nicht, was der Unsinn soll, Julia, aber sag mir jetzt bitte, was ist in der Spritze drin ist, die dein Chef mir gerade an den Hals hält!“
„Ich habe dir doch eben schon gesagt, dass ich es selbst nicht weiß“, sagte Julia. „Irgendein Narkosemittel. „Das glauben Sie!“, rief der Arzt. Julia stutzte und plötzlich ging sie ein paar Schritte zurück. „Oh, mein Gott, jetzt wird mir alles klar“, sagte sie kreidebleich. „Sie haben die Mäuse damals gar nicht gebeamt. Man kann keine Lebewesen in einem Energiestrahl transportieren und dann an einem anderen Ort wieder zusammensetzen. Wie soll das auch gehen?“
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, sagte der Mediziner bestimmt. „Ich weiß auch nicht, wer dieser Professor Rubisch sein soll, den Sie eben erwähnt haben. Ich will einfach nur, dass Sie sich jetzt alle beruhigen und mir zuhören. Dann nehme ich auch die Spritze weg.“
„Ich glaube Ihnen kein Wort mehr.“ Julia schüttelte heftig den Kopf und ging noch ein paar Schritte rückwärts. Sie haben mal etwas von Drucken gesagt im Bezug auf einen Patienten und dann haben Sie sich schnell wieder berichtigt. Sie haben die Mäuse damals dreidimensional eingescannt und dann in einem anderen Raum mit so einem 3D-Drucker genauso wieder ausgedruckt, inklusive ihres Gedächtnisses. Sie ...“, Julia schrie jetzt fast, „Sie haben sie lebendig kopiert und dann die Originale getötet, damit es keinem auffällt. Aber die Kopien waren so schlecht, dass sie auch bald wieder gestorben sind.“
Der Arzt schaute sie nur ausdruckslos an. „Herr Meier“, sagte er dann zu dem Mann in der Tür. „Bitte lassen Sie mich alles erklären. Schwester Julia kann nicht wissen, dass sich Ihr Zwillingsbruder bereits heute Morgen zu mir in Behandlung begeben hat. Dieses Missverständnis hat jetzt einen psychotischen Schub bei ihr ausgelöst. Sie muss dringend in kompetente Behandlung begeben! Bitte helfen Sie mir, sie zu beruhigen!“
„Sie lügen!“, schrie Julia. „Sie wollen uns doch nur töten und dann wieder neu ausdrucken; ohne diese Erinnerungen hier!“
„Ich weiß nicht, was hier gespielt wird“, sagte Sven und versuchte dabei möglichst ruhig zu atmen, um kein Risiko mit der Spritze an seinem Hals einzugehen, „und was dieser Unsinn mit Beamen und Mäusen soll, aber eines steht jedenfalls fest: Ich bin nicht der Zwillingsbruder von Sven Meier. Ich bin selbst Sven Meier und ich bin heute morgen in diese Praxis gekommen, um mich behandeln zu lassen und das offensichtlich erfolgreich.“ Er hob vorsichtig die rechte Hand, ohne den Kopf zu bewegen und streckte einen gesunden kleinen Finger in die Luft. Der Mann in der Tür schaute ihn nur misstrauisch an. Seine reche Hand hielt er hinter dem Rücken verborgen.
„Sven, es tut mir so leid“, sagte Julia ängstlich und blickte zwischen den beiden, identisch aussehenden Männern hin und her. „Aber es gibt nur eine Erklärung: Er ist das Original und ich hätte ihn“, sie deutete auf den Sven in der Tür, der sie prüfend anblickte, „vorhin mit der Spritze töten sollen. Die Kopie mit dem geheilten Finger hätte ich dann nach Hause entlassen.“ Den Blick, den sie dem identisch aussehenden Mann jetzt zuwarf, war unsicher und verstört.
„Sie haben mich eingescannt“, sagte da Sven von der Tür her langsam zu dem Arzt, „dann am Computer im 3D Modell geheilt und anschließend neu ausgedruckt.“
„Stehen bleiben!“, sagte Dr. Rubisch.
Julia starrte ihn nur hasserfüllt an. „Sie haben Frau Neuschlang getötet, weil sie eine Warze am Hals hatte. Sie hat Ihnen vertraut!“
„Nein!“, rief der Arzt. „Nicht ich habe sie getötet. Sie waren es. Sie haben ihr nach dem Einscannen die Todesspritze gegeben. Ich habe ihr dann ein neues Leben geschenkt. In einem neuen Körper, ohne diesen Makel!“
„Sie haben eine schlechte Kopie von ihr gemacht“, erwiderte sie. „Eine löchrige Blaupause, die in einem halben Jahr auch sterben wird. Wegen einer Warze!“
Sven atmete schwer. Er spürte die Spitze der Nadel am Hals. Was hatte das alles zu bedeuten? Er sollte eine schlechte Kopie sein? Er hatte sich doch vorhin auf die Liege gelegt - vor der Untersuchung. Er konnte sich an sein ganzes Leben erinnern. Hoffentlich hatten sie ihm vorhin nur irgendwelche schlechten Drogen in den Tropf gemacht und das hier war alles nur eine Halluzination. Jedenfalls fühlte sich im Augenblick alles gerade verdammt echt an.
„Professor Rubisch, Ihnen wird nichts geschehen“, sagte da Sven und ging langsam weiter auf den Arzt zu. „Es sind viele schlimme Dinge passiert, aber Sie können nichts dafür. Sie haben sich das alles nicht ausgedacht, also haben Sie auch nichts zu befürchten.“ Julia schaute ihn verwirrt an, aber er fuhr fort. „Sie müssen nicht ins Gefängnis. Setzen Sie sich einfach zur Ruhe und lassen Sie den für diese Taten büßen, der daran Schuld ist.“ Atemlose Stille. Der Arzt fixierte ihn. „Ihr Original!“, schloss Sven.
„Ich bin keine Kopie!“, schrie der Arzt sofort, ohne die Position der Spritze zu verändern, doch der Sven, der vor ihm stand ließ nicht locker und kam immer näher. „Ich habe Ihr Bild an der Wand des Patientenzimmers gesehen. Sie haben dort mehrere Muttermale auf der linken Wange. Oder soll ich besser sagen, Ihr Original hat sie? Er hat es sich leicht gemacht; hat sich einfach selbst kopiert und dann seine Kopie die Drecksarbeit machen lassen. Und anscheinend ist er auch noch eitel genug, nebenbei noch ein paar Schönheitsfehler an sich selbst auszubügeln.“
„Seien Sie still!“, rief der Professor.
„Du hast recht“, sagte Julia plötzlich. „Er hatte in letzter Zeit häufig Nasenbluten und die kopierten Mäuse und die verstorbenen Patienten hatten auch alle mit inneren Blutungen zu tun!“
„Gestehen Sie es sich ein“, sagte Sven beschwörend zu dem Mediziner. „Das ist keine Schande. Es ist sogar ein Vorteil.“
„Wie meinen Sie das“, fragte der Arzt misstrauisch.
„Nun, Sie spazieren einfach hier raus. Haben das Gesicht, haben die Fingerabdrücke, können die Unterschrift ihres Originals. Sie plündern einfach sein Bankkonto und setzen sich ab in die Karibik. Machen Sie es sich schön, in der Zeit die Ihnen noch bleibt. Sobald Sie weg sind, gehen wir zur Polizei und Ihr Original geht schön in den Knast, für das, was er sich ausgedacht hat. Für das, was er Ihnen angetan hat. Was halten Sie davon?“
Der Arzt zögerte. Schließlich sagte er: „Okay, aber ich will vierundzwanzig Stunden und keine Tricks!“
„Wie Sie möchten“, sagte Sven.
„Und Sie kommen mit als Geisel!“, ergänzte der Arzt.
„Nein!“, rief Julia entsetzt, doch der Orginal-Sven sagte nur: „Einverstanden“ und nahm Julias Hand. „Er wird mir schon nichts tun. Das Wichtigste ist, dass dir nichts passiert und ...“, er zögerte und blickte seine Kopie, die immer noch die Spritze am Hals hatte, an und lächelte ihm zu, „meinem Bruder. Er kann nichts dafür. Schließlich habe ich ihm das hier eingebrockt.“
Sobald er in seiner Reichweite war, griff der Arzt den Orginal-Sven, drückte ihm die Spritze gegen die Halsschlagader und führte ihn langsam hinaus.

„Julia, ich bin es“, sagte Sven vorsichtig, als die beiden verschwunden waren. Julia hielt immer noch Abstand von ihm, so als hätte er eine ansteckende Krankheit.
„Tut mir leid“, sagte sie, „ich bin ein bisschen durcheinander. Ich meine, du bist ...“
„Ich weiß nicht, was ich bin. Angeblich eine Kopie. Frisch ausgedruckt, aber ich merke nichts davon. Angeblich habe ich jetzt einen Bruder.“ Er nahm ihre Hand. „Und angeblich sterbe ich in ein paar Monaten. Aber jetzt bin ich hier und ich empfinde immer noch genauso viel für dich, wie vor der Behandlung.“
Er kam ihr näher, und sie ließ sich zögerlich darauf ein. Dann küsste er sie leidenschaftlich. Erst gab sie nach, dann machte sie sich erschrocken los. „Sven! Du weißt doch. Deine Frau und deine Kinder.“
„Julia, ich bin sehr durcheinander und es tut mir in der Seele weh, aber ich glaube ich habe keine Frau und keine Kinder mehr. Wenn das alles stimmt, was hier angeblich passiert ist, dann ist es seine Familie und dann will ich nicht zwischen ihnen stehen.“ Er lächelte gequält. Sie sah ihn fragend an. Dann verstand sie und jetzt war es sie, die ihn küsste.
„Hey“, sagte sie plötzlich. „Du hast sein Gesicht, seine Fingerabdrücke und du kannst seine Unterschrift. Schnell, lass uns das Konto deines Originals plündern und dann ab in die Karibik!“
Sven lachte. „Gute Idee“, sagte er, „nur leider kenne ich meinen Kontostand, ähm, ich meine den meines Originals und da ist nix drin mit Karibik.“
„Schade“, sagte sie und nahm ihn ganz fest in den Arm. „Aber wir haben ja uns.“

 
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Ich bin neu in diesem Forum und erst recht als Kritiker, also entschuldige ich mich vorab dass dieser Text als erster Versuch dienen muss.

Der Text wirkt etwas Konzeptlos.
Er ist entgegen dem Thema trivial (was hier noch keine Wertung sein soll) und wirkt stellenweise arg konstruiert. Besonders Julia ist unglaubwürdig und schadet der Geschichte eher als dass sie ihr nützt. Anstatt der Situation ausgeliefert zu sein, Bedrängnis und Gefahr zu entwickeln und dieses Geheimnis mit uns Lesern zu erkunden werden wir schon fast heiter herumgeführt.

Um den Höhepunkt herum werden wir dann mit Julias Naivität gequält (

"Du hast mir nie von einem Zwillingsbruder erzählt"
und in Redundanz hin und her geschupst.


Auch das "Happy End" finde ich wenig gelungen. Zwischen Leichen und dem sicheren Tod dieser Klone (nun Individuen) sollen wir an die zufällig wiedererweckte Liebe aus der Vergangenheit glauben. Die hat sich jedoch weder im Text entwickelt, noch wird sie nachvollziehbar begründet.

Die Idee an sich ist dagegen vielversprechend und voller Potential. Man denke nur einmal wie der Protagonist auf sich gestellt ist, den Arzt oder eine fremde Schwester manipulieren muss, seinem Klon begegnet usw.

Also es fehlt an Dichte, Stimmung und unmittelbarer Perspektive. Der Kontrast zwischen dem Verdacht und trivialem Dialog ist zu groß und für eine Satire zu harmlos. Als Liebesgeschichte funktioniert es für mich erst recht nicht.


Fazit:Routiniert geschrieben. Viel Potential verschenkt, aber als Entwurf vielversprechend.

 
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Hallo Pink Panther,

die Kritikpunkte von Jobe stören mich persönlich nicht. Ich finde es nachvollziehbar, dass sich die beiden zufällig wiedertreffen, nachdem sie ihre Liebesaffaire beendet hatten, weil sie das Familienglück nicht zerstören wollten. Die Gefühle für einander sind noch die selben wie damals, weshalb die Kopie nicht zögert wieder mit der Schwester zusammen kommen zu wollen, weil ja nur sein Orginal zu seiner Familie zurückkehren muss/kann. Was übrigens eine gute Pointe ist.

Insgesamt ist die Geschichte aber etwas verwirrend. Hätte ich mir für diese Kritik nicht nochmal alles durch den Kopf gehen lassen, hätte ich gesagt, dass der ganze Ablauf überhaupt keinen Sinn ergibt.
- Sven bekommt eine Narkosespritze, damit er untersucht/gescannt werden kann. Die Spritze hat er aber vom Arzt bekommen. Die einzige Aufgabe der Schwester ist es aber, den Patienten die Todesspritze zu geben, von der sie meint, dass es eine Narkosespritze sei. Wozu braucht der Arzt die Schwester dann überhaupt? Ok, er will die Patienten nicht selbst töten und lasst das die Schwester tun, ohne dass sie das weiß.
- Sven wacht nach der Untersuchung auf. Julia erklärt ihm, dass er bisher nur untersucht wurde und sie ihm jetzt nochmal eine Narkose für die eigentliche Behandlung geben soll. Sie drängt ihn die Behandlung nicht machen zu lassen, weil die Risiken zu groß sind. Er überredet sie ihm zu helfen Informationen für die Zeitung zu sammeln. Dazu dringen sie in das Büro des Arztes ein. Dort finden sie heraus, dass er Professor Boris Rubisch ist, der Erfinder einer Teleportationstechnik.
(Es stellt sich später heraus, dass die Versuchsmäuse nicht teleportiert, sondern nur kopiert wurden. Rubisch ist es zwar gelungen die Fachwelt zu täuschen, aber abgesehen vom Ruhm hat er davon sehr wenig. Er kann ja seine Technologie nicht vermarkten, weil dann auffliegen würde, dass alles nur ein Trick war. War aber seine eigentliche Erfindung, das 3D-Drucken von Lebewesen nicht schon sensationell genug oder gab es das schon vorher? Weil die Versuchsmäuse nach einiger Zeit an inneren Blutungen starben, musste er die "Teleportiererei" aufgeben. Stattdessen nutzte er die Kopiererei um unter falschem Namen als Wunderarzt tätig zu werden.)
- Sven hat genug für seine Story gesammelt. Julia soll dem Arzt sagen, dass er es sich anders überlegt hat. Er gibt ihr noch die Narkosespritze, damit sie sich damit gegen den Arzt wehren kann, falls der misstrauisch werden sollte. Julia verlässt den Raum. Sven hat vor abzuhauen.
- Der kopierte Sven wacht in einem anderen Raum auf. Er denkt, er sei erfolgreich operiert worden, weil sein Finger wieder gerade ist. Er ärgert sich darüber, die Behandlung verschlafen zu haben, obwohl ihm der Arzt vorher erklärt hatte, dass er nichts davon mitkriegen würde. Als Kopie hat er keine Erinnerung daran, dass er bereits die Informationen für die Zeitung gesammelt hat. Er will ins Nebenzimmer gelangen (diesmal nicht ins Büro?), drückt den Patientruf, weil er Julias Hilfe benötigt. Aber wie kann er wissen, dass nicht eine andere Schwester kommt? Julia kommt herein und wundert sich wie Sven so schnell hier her gekommen ist.
- Hätte der Arzt nicht für die "Operation" anwesend sein müssen? Nach der Untersuchung waren Julia und Sven aber die ganze Zeit zusammen. Julia wurde per Piepser vom Arzt gerufen. Wozu? Um den geheilten/kopierten Sven abzuholen und zu entlassen? Selbst wenn alles normal abgelaufen wäre, hätte Julia Sven nicht gekannt, hätte sie ihn nicht davon überzeugt die Operation sein zu lassen, hätten sie nicht das Büro durchsucht, sondern hätte sie Sven wie jedem anderen Patienten die Narkose-/Todesspritze gegeben, damit er "behandelt" werden konnte, so wie es dem Arzt erscheinen musste, weil Julia ihm nicht gesagt hat, dass Sven es sich anders überlegt hat, wo war der Arzt dann die ganze Zeit?
Ok, er hatte Sven gescannt und dann im anderen Raum die Kopie erstellt. Aber dazu hätte er den Orginal-Sven zuerst aus dem Untersuchungszimmer bringen müssen, damit der da nicht die ganze Zeit lebendig herumliegt, während der kopierte/geheilte Sven schon die Praxis verlässt. Die Schwestern hätten das doch gemerkt, oder?
- Der Arzt kommt jetzt hinzu, es kommt zu einem Gerangel bei dem er den kopierten Sven die Giftspritze an den Hals setzt. Jetzt kommt noch der Orginal-Sven dazu, obwohl er doch eingentlich schon längst die Praxis hätte verlassen sollen.
- Irgendwie kommt man darauf, dass auch der Arzt eine Kopie ist, weil der Orginal-Rubisch nicht die Drecksabreit machen wollte. Aber wieso sollte der kopierte Rubisch die Drecksarbeit machen wollen, da er doch genauso gut weiß wie sein Orginal, dass er nur noch ein paar Monate zu leben hat, während sein Orginal die ganze Kohle einstreicht?
- Und wie lange lässt der Arzt die Leichen rumliegen?

Vom Konzept her ist die Story gut, aber doch viel zu kompliziert.

 

Hallo Jobe,

Die Idee war eigentlich, dass nicht Julia, sondern Sven (der Originale und später der Kopierte) die Situation erkundet und dass er der Bedrängnis und Gefahr ausgeliefert ist. Julia hatte ich nur eingeführt, um im Dialog mit ihr die Ausgangssituation klar zu machen und durch ihre Bedenken für Konflikt und Spannung zu sorgen … und natürlich für die Pointe am Schluss, dass das Kopieren den Vorteil hat, dass sie sich jetzt doch kriegen können (auch wenn das Original außen vor bleibt).

Was die Liebe anbetrifft, hatte ich wohl am Anfang nicht klar genug gemacht, dass sie immer noch besteht und die entsprechenden außerehelichen Aktivitäten von ihrer Seite aus nur schweren Herzens aus Verantwortungsgefühl seiner Familie gegenüber beendet wurde. Ich werde versuchen, dass im Text noch etwas klarer zu machen.

Zu Frage, ob Potential verschenkt wurde, kommt es natürlich auch drauf an, wie man eine Geschichte aufbauen will und worauf man den Schwerpunkt legt. Jeder Autor geht an jedes Thema verschieden heran. Der eine legt halt mehr Wert auf Atmosphäre oder die Charakterzeichnung. Ich wollte mehr, dass sich die Geschichte nach und nach über Überraschungsmomente entwickelt. Ob mir das gelungen ist, weiß ich nicht, jedenfalls ist dieser Aufbau zum Teil Geschmackssache. Wenn Abläufe oder Personen unglaubwürdig sind, dann ist das natürlich ein objektiver Handwerklicher Fehler. Ich weiß nicht, ob ihre Bemerkung, dass er keinen Zwillingsbruder hat naiv ist. Wenn ich in dieser Situation wäre, würde ich auch von einem Zwillingsbruder und nicht von einem Lebend-Clon ausgehen, selbst wenn ich vorher von merkwürdigen Mäuse-Beam-Experiementen gehört hätte.

Vielen Dank jedenfalls für Dein Feedback und viele Grüße
Pink Panther

 

Hallo Brachioholger,

Ja, ich habe da eine Menge reingepackt, was gewisse Überraschungs- und Aha-Effekte erzeugen sollte, wenn die Situation nach und nach klar wird. Wenn das erst geschieht, nachdem man sich die ganze Sache noch einmal durch den Kopf gehen lässt, ist es wohl wirklich zu kompliziert geworden und nicht gut genug herausgearbeitet.

Hier ein paar Antworten auf die Fragen in Deiner sehr guten Zusammenfassung. Das ganze natürlich im Bewusstsein, dass es zu spät ist, es im Nachhinein zu erklären. Ich werde mir die Stellen nochmal anschauen und versuchen es dort schon klarer zu machen.

Wozu braucht der Arzt die Schwester dann überhaupt? Ok, er will die Patienten nicht selbst töten und lasst das die Schwester tun, ohne dass sie das weiß.

Die Schwester kümmert sich ja schließlich auch um die Patienten und macht die Anmeldung. Außerdem wäre eine Arzt ohne Arzthelferin ja doch sehr verdächtig.

Aber wie kann er wissen, dass nicht eine andere Schwester kommt?

Sie ist allein in der Praxis und kümmert sich vor und nach der Behandlung um die Patienten (sollte sie vorher erwähnen…).

Er will ins Nebenzimmer gelangen (diesmal nicht ins Büro?)

Er ist ja in einem anderen Raum aufgewacht und wird hektisch und unüberlegt weil er entgegen seiner Hoffnung schon behandelt ist.


wo war der Arzt dann die ganze Zeit?

Hier der Ablauf während der "Behandlung", wie ich ihn mir gedacht (aber anscheinend nicht vollständig aufgeschrieben) habe:
Orinal Sven wird "gescannt" und wacht danach nochmal auf. Normalerweise hätte sie ihm dann die Todesspritze gegeben und ihn dann allein gelassen (zum sterben, was sie nicht wusste). Dann hätte sie Pause gehabt während der Arzt die "Heilung" vornimmt bis sie dann wieder zu der neu erstellten Kopie geht. Die Heilung besteht in dem Bearbeiten der digitalen Daten (nicht im Büro, sondern in einem anderen Raum) und dem Ausdrucken. Er muss nicht zwangläufig beim Drucken selbst dabei sein (ich drucke auch hier von der Couch aus auf meinem Drucken im Arbeitszimmer ;-). Das heißt während der Arzt beschäftigt ist und Julia normalerweise nichts zu tun hat, recherchieren sie im Büro. Die "Behandlung" ist recht flott, denn es ist dann schon der kopierte Sven der Julia mit dem Patientenruf ruft. Sie glauben, es wäre der Arzt gewesen, weil sie ja nichts von dem kopierten Sven wissen und glauben sonst wäre niemand in der Praxis. Julia geht zum kopierten Sven und der Orginale bleibt im Büro zurück. Er geht nicht, weil er sich doch noch Sorgen um Julia macht und warten will, bis alles OK ist. Als sie dann bei dem Kampf zwischen Kopie-Sven und Arzt schreit, eilt er zur Hilfe und entdeckt seine Kopie.

Also es ist nicht wirklich viel Zeit, in der der Arzt merkwürdigerweise nicht anwesend ist, wenn man die Abläufe in Betracht zieht, die ich nicht hingeschrieben habe, aber die Frage ist natürlich sehr berechtigt.

Ok, er hatte Sven gescannt und dann im anderen Raum die Kopie erstellt. Aber dazu hätte er den Orginal-Sven zuerst aus dem Untersuchungszimmer bringen müssen, damit der da nicht die ganze Zeit lebendig herumliegt, während der kopierte/geheilte Sven schon die Praxis verlässt. Die Schwestern hätten das doch gemerkt, oder?

Nicht zwangsläufig, siehe oben. Die Schwester glaubt, sie bereitet den Patienten mit einer Narkosespritze auf die Behandlung vor, die ihn aber in Wirklichkeit umbringt. Der Arzt macht die Behandlung dann allein (in Wirklichkeit erstellt er die digital korriegierte Kopie). Danach geht sie zum Patienten, der, wie sie glaubt, die Behandlung hinter sich hat aber in Wirklichkeit gerade neu ausgedruckt wurde. Der Arzt muss "nur" sicherstellen, dass sie nicht über die Leiche stolpert.

Aber wieso sollte der kopierte Rubisch die Drecksarbeit machen wollen, da er doch genauso gut weiß wie sein Orginal, dass er nur noch ein paar Monate zu leben hat, während sein Orginal die ganze Kohle einstreicht?

Ich hatte da an eine massive Verdrängungstaktik gedacht. Er gesteht es sich selbst nicht ein, da er sich dann auch die Konsequenz seines Daseins als billiges Werkzeug und seinen baldigen Tode eingestehen müsse. Daher reagiert er auch so so aufgebracht. Erst als er darin eine Chance sieht, gesteht er es sich ein. Ja, hätte ich noch etwas besser ausarbeiten können.

- Und wie lange lässt der Arzt die Leichen rumliegen?

Die Logistik die alle loszuwerden ist wohl nicht ohne (hab da selbst keine Erfahrung), daher auch keine tägliche Entsorgung, wollte das aber nicht auch noch näher ausführen, um es nicht noch länger werden zu lassen.


Vom Konzept her ist die Story gut, aber doch viel zu kompliziert.

Sie hat vielleicht etwas zu viele Aspekte für den Umfang.

Vielen Dank für das sehr detaillierte Feedack und viele Grüße
Pink Panther

 
Zuletzt bearbeitet:

Stimmt, meine Kritik ist zu subjektiv und als auktorial erzählte Geschichte sind meine Vorschläge sowieso Unsinn.

Trotzdem noch etwas:

„Und angeblich sterbe ich in ein paar Monaten. Aber jetzt bin ich hier und ich empfinde immer noch genauso viel für dich, wie vor der Behandlung.“
Dieses "und angeblich" nimmt dem Ende diese schöne Tragik.
Als Beispiel:
Sven:Ich liebe dich genauso.......
Julia nimmt seine Hand, betrachtet den kleinen Finger und fragt zweifelnd : "Aber wie viel Zeit wird uns noch bleiben?"
Sven: Ich dürfte gar nicht hier sein, also lass uns so viel davon stehlen wie wir nur können...

Und noch Gratulation zu ihrer Kreativität. Die ist großartig.

 

Nicht zwangsläufig, siehe oben. Die Schwester glaubt, sie bereitet den Patienten mit einer Narkosespritze auf die Behandlung vor, die ihn aber in Wirklichkeit umbringt. Der Arzt macht die Behandlung dann allein (in Wirklichkeit erstellt er die digital korriegierte Kopie). Danach geht sie zum Patienten, der, wie sie glaubt, die Behandlung hinter sich hat aber in Wirklichkeit gerade neu ausgedruckt wurde. Der Arzt muss "nur" sicherstellen, dass sie nicht über die Leiche stolpert.

Vielleicht hab ich es einfach nicht richtig kapiert (was eventuell dafür spricht, dass die Story zu kompliziert ist), aber ich glaube so funktioniert das nicht.
Der Arzt muss ja gegenüber der Schwester den Anschein erwecken, dass er direkt an den Patienten irgendeine Art von Operation durchführt. Dazu muss er den Patienten vor sich haben. Aber Sven wird nach der Untersuchung nie von ihm abgeholt. Julia wundert sich zwichendurch, dass der Arzt noch nicht da war. So wie ich es verstehe, müsste das wie folgt ablaufen.
- Untersuchung/Scannen des Patienten in Raum 1.
- Schwester "narkotisiert" den Patienten für die Behandlung.
- Arzt oder Schwester bringt den betäubten/toten Patienten is Behandlungszimmer.
- Arzt ist mit dem Patienten im Behandlungszimmer, um so zu tun als würde er ihn behandeln.
- Arzt bringt den toten Patienten in den Raum mit den anderen Leichen.
- Der geheilte/kopierte Patient erwacht im Behandlungszimmer und wird von der Schwester abgeholt und entlassen.

Wie konnte es dazu kommen, dass der Orginal-Sven garnicht "operiert" wurde, während die Sven-Kopie bereits aufwacht?

Dass Julia per Piepser von der Sven-Kopie gerufen wurde, während sie gerade mit den Orginal-Sven in einem Raum ist, wäre mir im Traum nicht eingefallen.
Es gibt keinen Hinweis darauf, dass das Aufwachen der Kopie gleichzeitig mit einer anderen Handlung passiert. Ich bin davon ausgegangen, dass alles nacheinander passiert.

Svens Augenlider drückten schwer. Es war kalt. Er schlug die Augen auf und erkannte, dass er allein auf einer Liege in einem hellgrau getünchten Behandlungszimmer lag. Wo war er? Er dachte nach und dann fiel ihm plötzlich alles wieder ein: Dr. Brentheim. Er musste an Julias Warnung denken und es fröstelte ihn noch etwas mehr. Sofort schaute er sich seinen kleine Finger an und ja, er war schon operiert! Er war genauso beweglich und vollkommen normal geformt wie der kleiner Finger an seiner linken Hand. So ein Mist! Er hatte die Behandlung tatsächlich verschlafen. Jetzt musste er versuchen, irgendwie anders an Informationen heranzukommen. Schnell betätigte er den Patientenruf, stand auf und und machte sich daran, dass Schloss zum Nebenraum näher zu untersuchen.
Als Leser weiß man da noch nicht, dass hier die Kopie von Sven aufwacht. Es ist eine Art Déjà-vu-Situation, die sich zuerst nur durch die andere Wandfarbe und den geheilten Finger unterscheidet. Dass das gleichzeitig mit dem Ende des vorherigen Abschnitts passiert, in dem Julia den Patientenruf hört, könnte man nur mit sehr viel herumknobeln erahnen.

Vielleicht hast du hier eine neue Art von Kurzgeschichtengenre erfunden, aber vielleicht gibts es sowas schon lange. Ich würde es spontan "Mind-Fuck-Story" nennen. Eine Geschichte, die absichtlich so kompliziert wie möglich gestaltet wurde, damit der Leser herausgefordert wird,
1.) zu versuchen die Geschichte vollständig zu durchblicken
und 2.) eventuelle Denkfehler des Autoren aufzudecken.
Das Problem mit diesen Genre ist, dass man sehr leicht enttäuscht werden kann, wenn die Geschichte einfach nur künstlich verkompliziert wurde und im Grunde eher doof ist. Und als Leser muss man dem Autoren das Vertrauen entgegenbringen, dass er auch leistet was er verspricht, ansonsten müsste man befürchten nur seine Zeit zu verschwenden, was das Genre schnell unbeliebt machen könnte.

Als Beispiel einer Mind-Fuck-Story, halte ich deine Geschichte für durchaus gelungen. Aber dann müsste man auch dazuschreiben, dass es eine Mind-Fuck-Story ist.

 

Mir ist noch was eingefallen:
Der kopierte Sven kam ja direkt aus dem "Drucker", oder. In dem Raum müsste sich also irgendeine Apparatur befinden, über die er sich nach dem Aufwachen wundert. Er kann nicht einfach so auf einem Behandlungstisch liegen, außer der "Drucker" versenkt sich automatisch im Boden nachdem der Vorgang abgeschlossen ist.

 

Hallo @Pink-Panther,

in der SF-Abteilung bin ich eher selten unterwegs, doch mir gefällt dein Nick und ich wollte mal sehen, was aus Paulchen geworden ist.

Ich steig gleich ein in die Textarbeit:

"Ich hoffe Sie haben schon einen schönen Flügel gekauft und für morgen Klavierstunden gebucht", sagte der Arzt und tätschelte ihm jovial den Arm.
Komma nach hoffe. Auf jovial kannst du, finde ich, verzichten. Tätschelte ihm den Arm genügt. Weißt ja: Adjektive vermeiden.

Er lagt auf der Liege eines Kernspintomographen …

lag

"Werde ich von der Behandlung etwas mitbekommen?", fragte er möglichst beiläufig.

Sagt man das so? Müsste es nicht heißen: Er versuchte, möglichst beiläufig zu fragen? So wie es hier steht, klingt es für mich falsch. Fragte er beiläufig reicht doch auch, wobei ich das beiläufig sogar streichen würde.

"Lassen sich sich überraschen", sagte der Arzt unverbindlich.
Sie sich

als er erkannte, wer die Schwester Julia war, die sich um ihn kümmern sollte.

Wortwiederholung: Erstes die kann weg oder alternativ: diese

Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er überlegte, wie lange er sie jetzt schon nicht mehr gesehen hatte.
Klingt unschön diese Wiederholung so kurz hintereinander. Mein Vorschlag: Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Wie lange hatte er sie jetzt schon nicht mehr gesehen? Zwei Jahre? Mehr?

"Nicht wirklich", sagte Sven leicht gekränkt.

Wieso leicht? Unnötiges Adjektiv.

"Dieser Eingriff wird finanziert", sagte er möglichst unverbindlich.
Siehe oben.

… du hättest es dir anders überlegt, OK?"

okay.

Ich gebe den Patienten eine Spritze vor der Behandlung und hole Sie danach nochmal ab."
sie

"Sven“, sagte Sie schließlich, nachdem sie ihm wortlos den Blutdruck gemessen hatte,
sie

Dr. Bentheim wird dann die Behandlung vornehmen und wir werden uns erst wieder in einer Stunde im Aufwachraum wiedersehen.

:-)

"Wie stellst du dir das vor?“, fragte sie. „Die Tür zu seinem Büro ist mit Zutrittskarte gesichert." Absatz, da Sprecherwechsel "Dann gib mir doch mal deine."

"Es hat schon gewisse Vorteile, wenn man Erfahrung in einem relativ breiten Berufsspektrum gesammelt hat."
kann mMn weg

Oh Mist“, sagte sie plötzlich. „Ich hab ihm ja noch gar nicht gesagt, dass er dich erst später behandeln soll.

Ich habs aber gleich gemerkt :-)

"Das ist eigentlich der Patientenruf", sagte sie verwundert, „aber das kann ja jetzt nur der Doc sein. Du bist ja hier."
"OK", sagte Sven schnell, "ich habe eh genug, für meine Story. Sag ihm, ich hätte es mir anders überlegt und ich hau ab.“

"Lassen sie mich das alles erst in Ruhe erklären."
„Haben sie die gebeamt?“
„Ich weiß nicht, wovon sie reden“, sagte der Mediziner bestimmt.
Ich will einfach nur, dass sie sich jetzt alle beruhigen und mir zuhören. Dann nehme ich auch die Spritze weg.“

Sie

Mann kann keine Lebewesen in einem Energiestrahl transportieren und dann an einem anderen Ort wieder zusammensetzen.
Man

OK, aber ich will vierundzwanzig Stunden und keine Tricks!“

„Wie Sie möchten“, sagte Sven. Absatz da Sprecherwechsel „Und Sie kommen mit als Geisel!“, ergänzte der Arzt.

Komma nach mit, oder?

Wenn dass alles stimmt, was hier angeblich passiert ist, dann ist es seine Familie und dann will ich nicht zwischen ihnen stehen.“

das – man könnte es aber auch ersatzlos streichen, finde ich.

Ich finde deinen Erzählstil sehr angenehmen. Da hatte ich keine Schwierigkeiten, deinem Prota zu folgen. Die Handlung hat sich mir jedoch erst vollständig erschlossen, nachdem ich den Komm von @Brachioholger, bzw. deine Antwort dazu gelesen habe. Doch wie gesagt, SF ist nicht so meins. Die Spannung hielt sich in Grenzen, doch ich wollte schon wissen, wie es weiter geht. Was ich auf die Überraschungsmomente zurückführe. Die finde ich gut platziert. Die Lovestory ist glaubwürdig. Warum soll er Julia nicht zufällig dort wiedertreffen? Es wird erwähnt, warum es auseinander ging und warum Julia jetzt keine Bedenken mehr hat, mit Sven zusammen zu sein. Aber es kam für mich nicht unerwartet, das Happy End.
Verbesserungsvorschläge, was den Plot betrifft, kann ich die leider keine machen, dazu liegt mir einmal die Thematik zu wenig und zum anderen tu ich mich selbst damit schwer, stimmige Plots zu entwerfen. Aber ein interessantes Thema ist es allemal.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Jobe,

„Und angeblich sterbe ich in ein paar Monaten. Aber jetzt bin ich hier und ich empfinde immer noch genauso viel für dich, wie vor der Behandlung.“

Dieses "und angeblich" nimmt dem Ende diese schöne Tragik.


das "Angeblich" kommt daher, dass er selbst noch nicht vollständig realisiert hat, dass er nur ein Kunstprodukt mit einer beschränkten Lebenszeit ist, auch wenn alle Fakten dafür sprechen, da er sich nicht so fühlt. Würde mir auch so gehen. Dem Leser sollte aber klar sein, dass dem so ist, daher finde ich nicht, dass das Angeblich in seiner Aussage dem Ende die Tragik nehmen würde, wenn ich diese Anregung aufnehme.

Ich hab's mehr mit Lustig daher habe ich auch mit der Kontostand-Pointe geendet (die man durchaus hinterfragen kann, denn sie haben ja eine lukrative Bombenstory in der Tasche) und nicht romantisch-tragisch, aber die Erwähnung der beschränkt zur verfügung stehenden Zeit am Ende macht durchaus Sinn. Ich geh da nochmal ran.

Vielen Dank und viele Grüße
Pink Panther

 

Hallo Brachioholger,

- Untersuchung/Scannen des Patienten in Raum 1.
- Schwester "narkotisiert" den Patienten für die Behandlung.
- Arzt oder Schwester bringt den betäubten/toten Patienten is Behandlungszimmer.
- Arzt ist mit dem Patienten im Behandlungszimmer, um so zu tun als würde er ihn behandeln.
- Arzt bringt den toten Patienten in den Raum mit den anderen Leichen.
- Der geheilte/kopierte Patient erwacht im Behandlungszimmer und wird von der Schwester abgeholt und entlassen.

Wie konnte es dazu kommen, dass der Orginal-Sven garnicht "operiert" wurde, während die Sven-Kopie bereits aufwacht?


Nun, ich bin nicht davon ausgegangen, dass der Arzt mit dem betäubten/toten Patienten im Behandlungszimmer sein muss um, um der Schwester eine Behandlung vorzutäuschen. Sie betäubt (tötet) den Patienten, geht raus, vertreibt sich die Zeit, der Arzt erstellt den neuen Patienten und bringt ihn in den angeblichen Behandlungsraum. Dort ruft die Kopie dann die Schwester nach dem Aufwachen. Der Doc kümmert sich dann um den Transport der Leiche ohne dass die Schwester etwas davon merkt.

Entsprechend merkt der Doc auch nicht, dass das Orginal noch gar nicht tot ist, während die Kopie bereits aufwacht. Okay, okay, er hat dann auch noch etwas getrödelt bevor er nach der Leiche gucken gegangen ist.

Na gut, das alles erschließt sich nicht wirklich intuitiv, um es vorsichtig auszudrücken, aber das hatte ich tatsächlich so gedacht...

Als Leser weiß man da noch nicht, dass hier die Kopie von Sven aufwacht. Es ist eine Art Déjà-vu-Situation, die sich zuerst nur durch die andere Wandfarbe und den geheilten Finger unterscheidet. Dass das gleichzeitig mit dem Ende des vorherigen Abschnitts passiert, in dem Julia den Patientenruf hört, könnte man nur mit sehr viel herumknobeln erahnen.

Etwas Verwirrung an dieser Stelle ist durchaus gewollt, bis der Leser sich schließlich denkt, dass der, der gerade aufwacht eine Kopie ist, so wie die vorher erwähnten Mäuse.

Dass das Aufwachen parallel zu dem Ende der Szene im Büro stattfindet ist tatsächlich ein Bruch im Ablauf, weil die übrige Handlung sequenziell passiert. Das sollte ich klar machen, vielleicht durch einen Blick auf die Uhr in beiden Szenen.


Vielleicht hast du hier eine neue Art von Kurzgeschichtengenre erfunden, aber vielleicht gibts es sowas schon lange. Ich würde es spontan "Mind-Fuck-Story" nennen. Eine Geschichte, die absichtlich so kompliziert wie möglich gestaltet wurde, damit der Leser herausgefordert wird,
1.) zu versuchen die Geschichte vollständig zu durchblicken
und 2.) eventuelle Denkfehler des Autoren aufzudecken.

Ich wollte die Geschichte wirklich nicht möglichst kompliziert machen. Es ist so passiert, als ich die überraschenden Wendungen eingebaut habe. Meine Intention war, dass der Leser zwar überrascht wird, aber dann schon nach kurzer Verwirrung wieder durchblickt, was nicht recht gelungen ist.
Meine Intention war auch nicht, dass ihr meine Denkfehler aufdeckt, aber das ist mir anscheinend recht gut gelungen ;)

Trotzdem kann ich mich mit dem Begriff "Mind-Fuck-Story" sehr gut anfreunden und es freut mich, wenn mir da was unabsichtlich gelungen ist. Wenn ich es darauf angelegt hätte, hätte ich aber wohl noch mehr getüftelt, um Dinge aktiv zu verstecken anstatt sie nur zu vergessen zu erwähnen. ;)

LG
Pink Panther

 

Brachioholger

Mir ist noch was eingefallen:
Der kopierte Sven kam ja direkt aus dem "Drucker", oder. In dem Raum müsste sich also irgendeine Apparatur befinden, über die er sich nach dem Aufwachen wundert. Er kann nicht einfach so auf einem Behandlungstisch liegen, außer der "Drucker" versenkt sich automatisch im Boden nachdem der Vorgang abgeschlossen ist.

Die Kopie ist ja zunächst noch in der Narkose, wie sein Orginal während des Einscannens. Bevor er aufwacht, hat der Doc also noch Zeit, ihn in einen anderen Raum zu bringen. Wenn man das alles bedenkt, hat er wirklich eine Menge zu tun, ohne dass er die Schwester dafür einspannen kann ...

 

Hi Pink Panther,

du hast ja inzwischen ein paar schöne Kommentare bekommen und ich finde es ganz erfrischend, wie unbefangen du die Kritiken aufnimmst. Ich füge dem nicht allzu viel hinzu. Ich finde aber deine Idee interessant, das könnte was werden, aber ich würde sagen - ganz wie es auch anderweitig durchklingt - du willst da zu viel. Du steckst zu viel rein, was du dann nicht mehr leicht kontrollieren kannst.

Mir ist in diesem Sinne ganz besonders folgendes aufgefallen: Die Kopien haben eine kurze Lebenserwartung. Einerseits brauchst du das, damit der Professor an der entscheidenden Stelle nachgibt. Andrerseits kommen da diverse Detailprobleme. Ist es wirklich glaubwürdig, dass es gelingt, den Mensch einschließlich der geistigen und seelischen Eigenschaften, einschließlich auch der Erinnerungen zu kopieren, dann sogar nach Belieben den Körper zu korrigieren, und dann sind die Kopien trotzdem so schlecht, dass sie nach kurzer Zeit sterben? Aus meiner Sicht fügt sich das nicht gut.
Aber das ist nicht einmal alles, sondern damit der Professor das Argument hört, muss er auch spontan die feste Überzeugung haben, dass es großartig sei, das Bankkonto des Originals zu plündern und die verbleibenden Wochen zu genießen, wenn es denn nicht mehr Lebenszeit sein soll. Für meine Begriffe beschäftigt ihn die Diagnose auffällig wenig. Ich würde ihn lieber aus einem anderen Grund nachgeben lassen. (Für die Tragik am Ende müsstest du dir dann halt auch was anderes einfallen lassen, da wird die Situation sicher genug hergeben, sicher auch Tragikomisches)
Aber weiter: Da ist der Rubisch eine genaue Kopie von Brentheim, so genau, dass Brentheim sich darauf verlassen kann, dass er sein böses Werk ohne weiteres fortführe, sobald er nur aus der Narkose erwacht ist - und dann reicht die Information, dass er eine Kopie sei, aus, damit er plötzlich Skrupel bekommt? Rubisch ist ein Brentheim - würde Brentheim so reagieren? Das musst du dich da ganz genau fragen, finde ich, sonst platzt an der Stelle die Blase.
Und noch ein bisschen weiter von hier aus in eine andere Richtung: Das Problem der Verantwortung lässt sich sicher nicht so leicht abschütteln, wie deine Figuren einhellig meinen. Es kann sein, dass sie nach langer Überlegung recht behalten, aber wenn sie da im Handumdrehen schon die Lösung parat haben, wirkt das wie eine Karikatur, d.h. auf mich wirkt es unfreiwillig komisch.

Ja, das war so eine Überlegung dazu, was an einem einzelnen Punkt unter Umständen so alles hängt.

Zum Schluss nur noch eine Kleinigkeit:

„Sie machen einen großen Fehler“, stöhnte der Professor, mit dem Gesicht an die Wand gedrückt.
O Mann, ist das abgedroschen! Das sagen die Bösewichte im Film immer, wenn sie in die Klemme kommen, und immer ist es eine leere Drohung. Das muss abgedroschen sein, wenn es mir sogar auffällt, wo ich doch nie Krimis kucke :p

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Tintenfass,

so, hab jetzt auch Zeit für dein Feedback. Danke schon mal.

"Werde ich von der Behandlung etwas mitbekommen?", fragte er möglichst beiläufig.

Sagt man das so? Müsste es nicht heißen: Er versuchte, möglichst beiläufig zu fragen?


Ja, hört sich in der Tat komisch an, aber alle Alternativen, die mir eingefallen sind, sind deutlich sperriger, z.B. ... fragte er, wobei er versuchte, es möglichst beiläufig klingen zu lassen.

Hm, ich lasse es mal so.

Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er überlegte, wie lange er sie jetzt schon nicht mehr gesehen hatte.

Klingt unschön diese Wiederholung so kurz hintereinander. Mein Vorschlag: Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Wie lange hatte er sie jetzt schon nicht mehr gesehen? Zwei Jahre? Mehr?


Ja, viel besser. Gekauft. :)

"Nicht wirklich", sagte Sven leicht gekränkt.

Wieso leicht? Unnötiges Adjektiv.


Ich bin nicht immer Freund der absoluten Adjektivminimierung, aber in diesem Fall kann sogar das Gekränkt weg, weil es ja direkt danach noch erläutert wird.

"Es hat schon gewisse Vorteile, wenn man Erfahrung in einem relativ breiten Berufsspektrum gesammelt hat."

kann mMn weg


Nee, der soll damit im Hinblick auf seine bisheriges Arbeitsleben so eine gewisse Ironie durchklingen lassen.

Wenn dass alles stimmt, was hier angeblich passiert ist, dann ist es seine Familie und dann will ich nicht zwischen ihnen stehen.“

das – man könnte es aber auch ersatzlos streichen, finde ich.


Ich finde, es hört sich mit dem "das" (mit einem s) natürlicher an, in dieser Situation.


Deine sonstigen Rechtschreibkorrektur- und Verbesserungsvorschläge habe ich weitestgehend dankend übernommen.

Freut mich, dass es dir insgesamt doch etwas gefallen hat und vielleicht bis zur nächsten Story; selbst wenn es SF ist, oder wie es immer so schön hieß: "Heute ist nicht alle Tage; ich komm wieder, keine Frage."

Paulchen

 

Hallo maria.meerhaba,

auch jetzt mal Zeit für dein Feedback gehabt ...

"Wenn Sie gleich etwas schläfrig werden, dann geben Sie der Müdigkeit einfach nach", sagte Dr. Brentheim routiniert.

Ich finde, der erste Satz einer Kurzgeschichte ist sehr wichtig und sollte vor allem nicht mit einem Dialog anfangen. Dein erster Satz ist nicht wirklich schön, auch nicht interessant oder so, sondern eben ein Dialogsatz. Erst der zweite Satz mit den zehn gesunden Fingern baut Spannung auf und ist interessant.


Hm, was ist falsch daran, eine Kurzgeschichte mit einem Dialog anzufangen? Ich wollte den Leser mit dem ersten (wenn auch nicht wirklich schönen) Satz direkt in die Szene werfen, die Situation klar machen und dann (im zweiten Satz der wörtlichen Rede) Neugier erzeugen.

fragte er möglichst beiläufig.

Möglichst ist unnötig. Lass ihn einfach beiläufig fragen, obwohl ich schon mal eine OP hatte und meine Fragen waren alle nicht beiläufig. Vor allem wollte ich wissen, ob ich auch wirklich nichts mitbekomme und keine Schmerzen fühlen werde.


Ja, das ging mir beim letzten Mal auch so. ;)

Die Intention (die anscheinend nicht rübergekommen ist) des "möglichst" hier war aber, dass er sich für die Recherche brennend für die Behandlung interessiert aber das - nicht ganz geschickt - verbergen will und daher versucht beiläufig zu fragen. Ja, das hätte man sprachlich besser als mit diesem Adjektiv rüberbringen können ...


Streich das Wort unverbindlich am besten aus deinem Wortschatz. Das ist eine hässliche Art, Gefühle zu beschreiben.
Da ist was dran. Versuche es ab jetzt mit dem Wort "reserviert".

„Das sind nur lebensechte Wachsfiguren meiner Patienten.“

Die schlechteste Ausrede, die er wohl machen kann. Er ist ein intelligenter Mann und versucht mit so was zu punkten?


Das oder ein Hinwies auf bisher unbekannte Zwillingsgeschwister sind die einzigen natürlichen Erklärungen, die mir meine Intelligenz zu Verfügung gestellt hat und die ich damit dem Arzt in den Mund legen konnte. Vier bisher unbekannt Zwillingsgeschwister sind doch etwas unwahrscheinlich und das mit dem Ausdrucken wollte er ja nicht enthüllen. Ich bin offen für Vorschläge zu besseren Ausreden ,-)

die Spritze zu greifen und sie ihm wie ein Messer an den Hals zu halten. „Eine falsche Bewegung, und du bist tot!“, zischte der Mediziner

Hat sie die ganze Zeit die Spritze in der Hand getragen? Jeder anderer hätte sie wohl in die Taschen getan und sie versteck gehalten, wenn sie sie als Waffe verwenden wollte. Denn von der Ferne mit einer Spritze zu bedrohen hat den gleichen Effekt, wie jemand mit einem Bleistift zu bedrohen: Kann tödlich sein, aber wirklich erschrecken tut es nicht. Moment, er hält die Spritze ihm an den Hals. Gut, woher kommt die Spritze jetzt? Hatte der Arzt die Spritze in der Hand? Hat er sie aus der Tasche geholt? Hat er sie der Schwester entnommen und dann diese an Sven gehalten. Da muss er ja extrem schnell gewesen sein, damit ihm dieses Glanzstück gelingt.


Nee, dafür hatte ich ja vorher geschrieben:
"Gib mir einfach irgendwas", beharrte Sven genervt. Julia legte das Tablett mit der Spritze ab und gab ihm ihre Kreditkarte. Zwei Sekunden später war die Tür offen.
Sie hatte die also vorher abgelegt, als sie nur Sven in dem Raum angetroffen hatte und nicht mehr von einer Gefahr ausgegangen war.

„Du hast mir nie von einem Zwillingsbruder erzählt“, sagte sie. „Zieht ihr hier so eine Doppeltes-Lottchen-Nummer ab?

Ist sie extrem behindert? Gerade eben haben sie entdeckt, dass der Arzt irgendwie die Leute kopiert oder so, und dann fragt sie so was? Da zweifelt man an ihrem Intellekt.


Sie hat ja bisher erst vom Kopieren von Mäusen erfahren und tote Menschen entdeckt. Dass das zusammenhängt, er also Menschen kopiert, sollte ihr eigentlich erst später klar werden, wenn sie diese beiden Fakten mit dem Phänomen des verdoppelten Svens kombiniert. Der Leser sollte das da schon kapiert haben, weil er im Gegensatz zu den Protagonisten weiß, dass er sich in einer SF-Geschichte befindet, wo Beamen und andere coole Sachen so normal sind, wie Marmelade zum Frühstück. Dass sie vorher schon ruft: "Haben sie die gebeamt?", heißt nicht, dass sie das alles schon kombiniert hat, sondern nur, dass sie gerade sehr verwirrt und agro ist wegen der Leichen und ihm nur sein Geheimnis an den Kopf werden will.

So hatte ich mir das zumindest gedacht, aber anscheinend ist es so nicht angekommen.

„Seien Sie still!“, rief der Professor erbost.

Hier das gleiche: Der Dialog zeigt ein weites Spektrum an Gefühlen, Zorn, Hass, Verzweiflung, Verleugnung, und dann fügst du das Wort erbost ein, was dem Bild die Kraft nimmt. Streiche es, und der Dialog erhält seine Kraft wieder.

Stimmt. Danke für den Hinweis.


Mir kommt es so vor, als hättest du von jeder Figur den IQ so weit wie möglich nach unten geschraubt, damit sie brav die Rolle spielen, die der Autor von ihnen verlangt. Ja, der Autor führt die Figuren und lässt sie dies und das machen, aber du musst schon dafür sorgen, dass die Figur in diesem Fall wirklich das machen würde, und sie nicht dazu gezwungen wird. Du darfst die Figuren nicht nach deinen Wünschen biegen und formen, die Figur muss ein eigenes Leben haben und einen Willen, dem du zu folgen hast und so weiter. Ich kann das nicht wirklich erklären, aber halt in diese Richtung.

Wie gesagt, kommen manche Aussagen vielleicht nur ungewollt dumm rüber, aber ich will mich da gar nicht verteidigen. Ich habe mich wohl tatsächlich zu sehr auf den recht kompliziert gewordenen Ablauf konzentriert und lasse die Figuren ihre Rolle darin spielen, statt sie vorher ordentlich mit ihrem Charakter und ihren Hintergründen zu entwerfen und sich die Geschichte dann aus den Interaktionen der durch ihren Charakter letztendlich autonom agierenden und sprechenden Personen und den Anfangsbedingungen entwickeln zu lassen - werde ich dran arbeiten.

Vielen Dank für das Feedback; war echt hilfreich.

Pink Panther

 

Hallo Pink Panther,

die Idee der Geschichte finde ich richtig spannend und größtenteils auch gut umgesetzt. Ich habe nichts dagegen, mit einer wörtlichen Rede in die Geschichte zu starten, das schadet der Story nicht und wie du gesagt hast: man ist direkt mittendrin.

Und wo wir gerade bei den Sachen sind, die ich gut fand:

"Ich mache das für die Wild-Zeitung.
Darüber musste ich echt lachen! Schön, dass die "Wild" sogar ähnliche Methoden aufweist wie eine gewisse deutsche Zeitung... Nettes Easter Egg :)

Ein paar Dinge habe ich noch zu kritisieren: Da wäre als erstes der Titel, der mich zunächst davon abgehalten hat, die Geschichte zu lesen. "Der Wunderdoc" klingt irgendwie nach einer Standard-Komödie oder Standard-Schmonzette.

Bei der Umsetzung der Story habe ich ebenfalls einige Sachen entdeckt, die mir noch nicht so gut gefallen haben.

"Du verstehst nicht, worum es geht. Wenn du mich wirklich noch liebst, dann lass mich diese Behandlung machen. Das ist die Chance meines Lebens!"
Diesen Satz würde ich entweder rausstreichen oder ersetzen; er ist ziemlich platt und ausgelutscht und klingt nach Rosamunde Pilcher. Eigentlich enthält er nicht mal ein handfestes Argument, sondern wird Julia nur unter Druck setzen.

Er war noch genauso unbeweglich und unförmig, wie zuvor.
Hier bin ich mir nicht ganz sicher, was du beabsichtigt hast; entweder du wolltest eine Kunstpause einfügen, dann ist das Komma richtig oder du hattest keinen Hintergedanken, aber in dem Fall muss das Komma weg.

Mit einem präparierten USB-Stick verschaffte er sich Zutritt zu dem Laptop

Wenn man eine gute Idee hat, ist die sprachliche Umsetzung die große Kunst und manchmal kann sie eben zur Hürde werden. Einige Dialoge klingen für mich sehr gestellt und relativ platt, als hättest du sie dir selbst nicht richtig vorstellen können.
Auch die Erzählsequenzen sind teilweise etwas ungelenk. Das ist mir vor allem gegen Ende, beim Showdown aufgefallen.

Ich würde dir vorschlagen, einfach so viel wie möglich in dem Themengebiet zu lesen und dir durch Filme ein genaues Bild solcher Szenen anzueignen.

Im Großen und Ganzen hat mir die Geschichte dennoch gefallen. Auch wenn es natürlich schon ähnliche Ansätze gab, ist mir der Gedanke, Duplikate in die Welt zu drucken, um Makel zu verbessern, in der Form noch in keiner Geschichte begegnet und ich finde innovative Herangehensweisen in Geschichten wichtig und spannend.

Liebe Grüße,

Jana

 

Hallo erdbeerschorsch,

du willst da zu viel. Du steckst zu viel rein, was du dann nicht mehr leicht kontrollieren kannst.

Ja, das mit der Kontrolle ist ein wichtiger Punkt. Die ganzen Sachen im Rahmen eine Kurzgeschichte so zusammenzuführen, dass sie von allen Seiten aus betrachtet funktionieren, ist nicht ganz einfach.

Die Kopien haben eine kurze Lebenserwartung. Einerseits brauchst du das, damit der Professor an der entscheidenden Stelle nachgibt. Andrerseits kommen da diverse Detailprobleme. Ist es wirklich glaubwürdig, dass es gelingt, den Mensch einschließlich der geistigen und seelischen Eigenschaften, einschließlich auch der Erinnerungen zu kopieren, dann sogar nach Belieben den Körper zu korrigieren, und dann sind die Kopien trotzdem so schlecht, dass sie nach kurzer Zeit sterben? Aus meiner Sicht fügt sich das nicht gut.

Jetzt, wo du das sagst, fällt mir erst wieder ein, dass das sogar der physikalische Hintergrund war, der mich erst vor sehr langer Zeit auf die Idee zu dieser Geschichte gebracht hat. Das muss in einem Buch von Isaac Asimov gewesen sein, in dem er die üblichen SF Themen, wie Zeitreisen, Teleportieren usw. wissenschaftlich auseinandernimmt. Dort erwähnt er, dass Beamen allein schon aufgrund der quantenmechanischen Gesetzmäßigkeiten - sprich Unschärferelation, usw. - nicht möglich wäre. Man könnte den Körper gar nicht wieder so zusammensetzen, wie er vorher war, weil man ja schließlich auch nicht genau bestimmen könnte, wie er vorher war. Jedenfalls soweit ich mich noch daran erinnere und falls ich das überhaupt richtig verstanden hatte; bin kein Physiker.

Diese Unmöglichkeit des Ferntransferierens habe ich mit der Idee eines Wissenschaftlers verbunden, der versucht, das zu umgehen, aber wieder an die gleichen physikalischen Grenzen stößt: Die Kopien sehen richtig aus, sind aber auf Atomebene schlecht kopiert, was zu Problemen auf Zellebene, damit zu inneren Blutungen und schließlich (künstlerische Freiheit: erst nach einem halben Jahr) zum Tod führt.

Wie du siehst, hatte ich mir also wieder zu einem berechtigterweise hinterfragten Aspekt Gedanken gemacht, sie aber nicht in die Geschichte reingebracht.

Geh' aber bitte nicht davon aus, dass das auf alles zutrifft. Wie jemand z.B. jemals einen 3D-Drucker bauen soll, der so flott einen (fast) voll funktionsfähigen Menschen druckt, ist mir vollkommen schleierhaft ...

„Sie machen einen großen Fehler“, stöhnte der Professor, mit dem Gesicht an die Wand gedrückt.

O Mann, ist das abgedroschen! Das sagen die Bösewichte im Film immer, wenn sie in die Klemme kommen, und immer ist es eine leere Drohung. Das muss abgedroschen sein, wenn es mir sogar auffällt, wo ich doch nie Krimis kucke


Du siehst das falsch: Ich habe hier nur große Klassiker der Filmgeschichte zitiert :shy:

Vielen Dank für deine konstruktive Kritik
Pink Panther

 

Hallo Jana Retlow,

"Der Wunderdoc" klingt irgendwie nach einer Standard-Komödie oder Standard-Schmonzette.

Ich hatte zuerst "Der Wunderheiler" als Arbeitstitel, aber das hat mir dann zu viel nach Esoterik/Kitsch geklungen und so bin ich zu "Der Wunderdoc" gekommen, um davon Abstand zu gewinnen. Ja, jetzt weckt es Assoziationen mit "Is’ was, Doc?" mit Barbra Streisand, auch wenn das schon etwas her ist.

Titelwahl ist immer schwierig ...


"Du verstehst nicht, worum es geht. Wenn du mich wirklich noch liebst, dann lass mich diese Behandlung machen. Das ist die Chance meines Lebens!"

Diesen Satz würde ich entweder rausstreichen oder ersetzen; er ist ziemlich platt und ausgelutscht und klingt nach Rosamunde Pilcher. Eigentlich enthält er nicht mal ein handfestes Argument, sondern wird Julia nur unter Druck setzen.


Mir fehlen auch oft die Argumente ;), aber da ist was dran. Ich lasse es mir nochmal durch den Kopf gehen.

Er war noch genauso unbeweglich und unförmig, wie zuvor.

Hier bin ich mir nicht ganz sicher, was du beabsichtigt hast; entweder du wolltest eine Kunstpause einfügen, dann ist das Komma richtig oder du hattest keinen Hintergedanken, aber in dem Fall muss das Komma weg.


Kein Hintergedanke, nur ein Fehler, (Kunstpause an dieser Stelle hier) das Komma kommt weg.

Wie gesagt, muss ich wohl meine Figuren besser ausarbeiten, was auch hoffentlich die Dialoge verbessern wird; und vielleicht auch meine Arbeitstechnik, bei der das Ende weniger oft überarbeitet wird, als die Stellen vorher ...

Vielen Dank für das FB und VG
Pink Panther

 

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