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Der Winter kommt in die Hausmanstraße

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01.10.2018
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Der Winter kommt in die Hausmanstraße

Es nieselte, als das Taxi in die Hausmanstraße einbog. Ab der Kreuzung waren es knapp fünf Kilometer und man musste einen Bahnübergang und einen Fluss überqueren, um die ersten Häuser des Villenviertels zu erreichen. Der dunkle Asphalt schlängelte sich über einige Anhöhen hinweg und an schroffen Felsvorsprüngen vorbei. Trotz des kurvigen Straßenverlaufs blieb die Geschwindigkeit des Taxis nahezu konstant. Es ächzte das Fahrwerk unter den schnellen Lenkbewegungen. Alte abgestorbene Kiefernnadeln wurden vom Boden aufgewühlt und an den Straßenrand gewirbelt. Während das Taxi durch den Bodennebel stach, schien es so als wenn das Taxi das Gewesene vor sich her schob und ersetzte. Wie als wenn der Herbst weichen würde, um dem Winter Platz zu machen. Aus feuchtem Dunst wurde trockene Kälte.
Das Haus, an dem das Taxi hielt, war ungewöhnlich. Eigentlich waren es zwei Doppelhaushälften, die, ansonsten getrennt, in der Mitte durch eine große Glasfront auf Höhe der Paterre verbunden waren. Zwischen den pompösen Villen mit ihren Klinkern und den protzigen Gauben, wirkte das Haus puristisch. Fassade aus offenporigem Beton und rechteckige Fenster, die rahmenlos wirkten. Bis zum schnörkellosen Flachdach erstreckten sich jeweils zwei Obergeschosse. Von außen wirkten beide Haushälften wie ein riesiges U aus Glas und Beton, welches in der Mitte zusammengeflickt worden war. Trotzdem gehörten sie zusammen.
Die Türen des Taxis gingen auf und es wurden zwei alte Lederkoffer aus dem Kofferraum auf den Bürgersteig getragen. Durch den schwindenden Nebel erkannte man immer deutlicher eine weibliche Silhouette. Sie stand neben ihren ramponierten Koffern und schien zunächst das Betonhaus zu betrachten. Statt des Nebels, umgab sie nun ihr kondensierter Atem. Ihre hellblauen Augen wanderten von den Vorgärten zu den beiden stählernen Eingangstüren, während sich ihre Zunge nervös im Mund von der einen Backe zur anderen bewegte. Sie war mittelgroß, doch durch ihre ausladenden Hüften wirkte sie klein und unförmig. Die blondgefärbten Haare waren an den Seiten kurzgeschoren, wodurch ihre braune Naturhaarfarbe erkennbar wurde und die restlichen mittelkurzen Haare waren nach hinten gegelt. Trotz des eher trostlosen Anblicks vor ihr, zog sich ein Mundwinkel zu einem Lächeln. Der Regen wurde stärker und sie schaute in den weißen Himmel, genau den Tropfen entgegen, bevor sie sich für die linke Eingangstür entschied. Die Koffer ließ sie am Straßenrand stehen. Auf dem Gehweg streifte sie einige verwilderte Büsche und Sträucher, die hier bereits den Gehweg zu überwucherten. Nachdem das Glockenspiel ertönt war, dauerte es eine Weile, bis die Tür geöffnet wurde. Ein hagerer Mann stand ihr nun gegenüber. Er sah zerwühlt und schlaftrunken aus und war nur mit einer Boxershorts und einem T-Shirt bekleidet.
Für einen Augenblick schien der Mann im Türrahmen verwirrt. Der Mimik zu urteilen, schien er eine Fata Morgana zu sehen.
„Na? Wie gehts dir Anton?“ die Frau hatte ihr Grinsen verbreitert.
Anton stand wie angewurzelt und erinnerte an ein Reh vor Autoscheinwerfern.
„Willst du nicht meine Koffer holen?“
„Je….Jenny, was machst du hier?“ Anton schien sich langsam zu lösen und wiegte sich nervös von links nach rechts.
„Im Regen stehen, du Schaf!“, Jennys Blick wirkte streng, obwohl sie grinste.
„Willst du nicht zu meinem Bruder und Emma?“ Anton blickte für eine Sekunde zu anderen Eingangstür.
Jenny trat an ihn heran und berührte mit einer Hand seinen Oberschenkel.
„Keine Ahnung, will ich?“ Sie schaute ihm genau in die Augen. Ihr Blick war klar und zielstrebig.
Anton wich zurück und stieß mit dem Hinterkopf an den Türrahmen. Er atmete schwer. Jennys Hand bewegt sich nach oben.
„Weißt du noch früher?“ Jennys Blick lies nicht nach.
Anton löste sich beschämt, guckte Jenny mit leeren Augen an und ging unsicher ein Schritt rückwärts, bis er plötzlich stehen blieb. Sein Gesichtszug veränderte sich langsam, als wenn was in seinem Inneren den Kampf gewann. Er fing an zu lächeln.
„Also, holst du nun meine Koffer?“
Er überlegte eine Weile. Schließlich joggte er barfuß zum Bürgersteig und nahm die Koffer. Verstohlen blickte er in Richtung der rechten Eingangstür, bevor er die Koffer an Jenny vorbei in den Flur schleppte. Die Haustür ging zu. Es war 6 Uhr 30.
Die Hausmanstraße lag für kurze Zeit im stillen nebeligen Herbstmorgen. Den blauen Transporter, der die Stille zerbrach und endgültig den Lärm des Tages einläutete, hörte man schon von Weiten die Waldstraße herunterbrettern. Er kam vor der rechten Eingangstür quietschend zum Stehen. Es schien sich plötzlich alles zu verlangsamen, als sich die Fahrertür behäbig öffnete. Eine Frau wuchtete sich aus der Fahrertür. Sie hatte lange strähnige schwarze Haare und wog knapp eineinhalb Zentner. Trotz allem sah man ihr an, dass sie keine 30 Jahre alt war. Um ihren ballonförmigen Körper hängte sich eine blaue Latzhose, die an den Knien geflickt war. Auf Brusthöhe war ein Name eingestickt: Anne Kolhreiter.
Nachdem sie sich aus dem Transporter gestemmt hatte, schleppte sie sich zum kniehohen Gartentor und wartete einige Minuten. Schließlich seufzte sie, beim Blick auf die Uhr und drückte die Klingel. Es tat sich nichts, also schritt sie gemächlich zur Eingangstür. Auf halben Wege hörte sie von drinnen, wie einer die Treppe runter sprintete. Die Tür sprang auf und vor ihr stand ein gesetzter Mann mittleren Alters.
„Morgen Chef!“
„Morgen Anne! Ich brauche noch zwei Minuten.“, der Mann schloss die Tür wieder. Er wirkte gestresst. Anne schaute dumpf die Eisentür an und steckte ihre Hände zurück in die großen Hosentaschen. Einige Minuten später kam der Mann mit einem Ärmel in der Jacke und einem Brötchen im Mund. In der einen Hand einen ledernen Werkzeugkoffer, in der anderen eine pinke Schultasche. Hinter ihm trottete ein kleines braunhaariges Mädchen.
„Emma! Tür Zu!“ Emma drehte sich um und zog mit Mühe die schwere Tür zu.
Anne saß schon am Steuer des Transporters, als der Mann Emma die Tasche gab und mit ihr ein paar Worte wechselte. Schließlich drehte sich Emma um und ging in Richtung der Bushaltestelle. Der Mann schaute ihr eine Weile hinterher. Sein Blick senkte sich und er atmete durch.
„Sie ist wieder da“ Annes Chef war eingestiegen und betrachtete, wie der Regen auf die Windschutzscheibe prasselte.
„Wer? Jenny?!“ Anne legte den Gang ein, nachdem der Motor angefangen hatte zu klopfen.
Es quietschte auf dem feuchten Asphalt, bis die Reifen griffen und der Wagen ruckartig anfuhr. Der Mann starrte nur ins Leere und nickte resigniert. Von weitem hörte man ein Signalhorn vom Bahnübergang. Der Nebel war endgültig verschwunden und der Tag versprach eisige Kälte.
Der Winter war in der Hausmanstraße.

 

Hallo @Pau7us,

irgendwie hatte ich Lust, deine Geschichte zu lesen. Der Titel sprach mich an - wobei ich mich fragte, ob da ein "n" im Hausmann fehlt -, ebenso der erste Satz, der simpel und einladend daherkommt. Aber dann fiel mir schnell ein Muster auf:

Die Straße - schlängelte sich durch einen Kiefernwald.
Der dunkle Asphalt - war von braunen Nadeln gesäumt, die durch den Fahrtwind an den Straßenrand wirbelten.
Der Herbst - war fast zu Ende und die Luft war kalt und dunstig.
Das Haus - , an dem das Taxi hielt, war ungewöhnlich.
(Eigentlich waren es zwei Doppelhaushälften, ...)
(Zwischen den pompösen Villen mit ihren Klinkern und den protzigen Gauben, wirkte das Haus puristisch.)
Die Fassade - bestand aus Beton, dessen graue und offenporige Fläche nur durch die rechteckigen Fenster unregelmäßig unterbrochen wurde.
Bis zum Flachdach - erstreckten sich jeweils zwei Obergeschosse.
Die Doppelhaushälften - wirkten wie ein riesiges U aus Glas und Beton.
Die Türen des Taxis - gingen auf.
Der Fahrer - ging zum Kofferraum und stellte zwei alte Lederkoffer auf den Bürgersteig.
...
Die Frau -, die nur noch von Nebel umgeben war, stellte sich ...

X - tut Y. Ziemlich unfair und pingelig, die komplette Geschichte nur nach diesem Abschnitt zu beurteilen, ich weiß, aber mir hat das leider ein bisschen den Spaß an der Sache verdorben.
So eine Geschichte lebt nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der Sprache, Variationen, Melodie, Rhythmus - mal kurz, mal lang, mal hart, mal weich.

Versuche also nach Möglichkeit darauf zu achten, ein bisschen von der Norm - Subjekt, Prädikat, Objekt - abzuweichen, das macht die Sache kurzweiliger und hält den Leser bei der Leine. Das, was du da schreibst bzw. beschreibst, gefällt mir nämlich eigentlich, ich erahne die Atmosphäre, die da in der Hausmanstraße herrscht. Nur ist es aktuell noch etwas ... statisch.

Entschuldige, dass ich nicht weiter auf die Geschichte eingehe, glücklicherweise treiben sich hier ja aber genug andere Leute rum, die das eventuell noch tun werden.

So oder so - herzlich willkommen!

Bas

 

Hallo @Bas,

ich danke dir für deine Kritik. Diese Geschichte war sozusagen der sprichwörtliche Zeh, den ich in das kalte Wasser dieser Community gehalten habe. Ich wollte erstmal prüfen wie meine Geschichten per se ankommen. Jetzt ist es natürlich leider so, dass du der einzige warst der meinen Text kritisiert hat. Aber deine Kritik hat mir alleine deshalb schon weitergeholfen, da mir dieses Schema ehrlich gesagt noch nie bei meinen Texten aufgefallen ist. Ich bin immer so in meine Geschichte vertieft, dass ich es auch beim xten Mal lesen nicht merke, wie sich die Satzstrukturen ähneln. Ich glaube ich muss meine anderen Texte auch mal dahingehend überprüfen. Leider fängt bald das Semester wieder an und meine Freizeit wird weniger :D

Wenn es mein Terminplan zulässt, versuche ich aber trotzdem weitere Geschichten in Zukunft hochzuladen und speziell deinen Kritikpunkt umzusetzen.

Schönen Feiertag noch,

Pau7us

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich glaube ich muss meine anderen Texte auch mal dahingehend überprüfen.
versuche ich aber trotzdem weitere Geschichten in Zukunft hochzuladen und speziell deinen Kritikpunkt umzusetzen.

Hallo Pau7us,

und willkommen hier.

Sinnvoller und für dich viel wertvoller im Bezug auf Lernen und Vorschläge umsetzen wäre es doch, wenn du die aktuelle Geschichte entsprechend den Tipps von @Bas anpassen würdest. Wir verstehen uns hier als eine Art Textwerkstatt, wo an den Texten anhand der Kommentare gearbeitet wird.

Du kannst über den "Bearbeiten"-Knopf unterhalb der Geschichte Änderungen vornehmen und speichern.

Wünsche dir noch viel Spaß hier und einen schönen Feiertag.

Gruß, GoMusic

 

Hallo @GoMusic,

danke für Informationen. Das ich hier die Texte im Nachhinein bearbeiten kann, war mit noch gar nicht aufgefallen. Aber das ist natürlich von Vorteil.

Gruß,
Pau7us

 

Moin, Moin!
Also ich habe den Text bezüglich deiner Anmerkungen überarbeitet. Ich hoffe das sich die Geschichte jetzt angenehmer liest :D

Gruß,
Pau7us

 

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