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Der Wilderer von Dörgen

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31.12.2001
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Der Wilderer von Dörgen

Eines neblig kalten Herbsttages vor etwa zwanzig Jahren beschlossen zwei Nachbarskinder im Alter von etwa zwölf Jahren wieder einmal wie schon so oft, im Nahe gelegenen Wald Pilze zu sammeln. Da die ihnen bekannten Stellen längst leer gesucht waren, beschlossen sie dem Rat eines erfahrenen Pilzesammlers zu folgen, einmal Pilze in Dörgen zu suchen. Dörgen lag nicht weit entfernt, etwa eine halbe Stunde Fußmarsch durch den Wald und um zwei damals noch sehr kleine Kiesgruben herum, schon lagen die Wälder von Dörgen vor ihnen. Gleich hinter der größeren Kiesgrube begann ein lichtes Fichtenwäldchen, wo sie bald die ersten Braunkappen entdeckten. Ein einziger Sandweg führte tiefer in den später immer dichter und dunkler werdenden Wald. Es wurde allmählich stiller, selbst der Gesang der allgegenwärtigen Vögel verebbte langsam, es schien als tauchten sie in eine unberührte, verwunschene Natur ein. Angst kannten die beiden in ihrem Alter nicht mehr, Schauermärchen über Geister, Trolle und verwunschene Wälder gehörten zu den längst nicht mehr geglaubten Märchen. Auch wenn sie schon seit einer Weile keiner Menschenseele mehr begegnet waren, gab es keinen Grund zur Furcht. Nicht weit entfernt, nicht einmal 250 Meter, führte eine viel befahrene Hauptstraße entlang und irgendwo in der Ferne lagen die ersten Bauernhöfe des kleinen Dorfes Dörgen. Ihre mitgebrachten Körbe füllten sich langsam mit einer ansehnlichen Anzahl der begehrten Braunkappen und Steinpilze, viel mehr, als sie zuvor in den früher aufgesuchten Wäldern gefunden hatten, beide waren zufrieden und dachten nicht an den langen Heimweg. Hier und da, immer am Wegesrand standen kleine und große Pilze, teils allein, teils in größerer Anzahl.
„Schau mal, da, ist das nicht ein Weg?“
Ein undeutlich erkennbarer Pfad schlängelte sich durch den dichter gewordenen dunklen Tannenwald, dem die beiden Jungen nun nur zu gerne folgten. Immer tiefer drangen sie in den dichten Wald ein, in dem die Bäume bald so dicht standen, daß sie sich schon zwischen den einzelnen Stämmen durchzwängen mußten. Pilze fanden sie hier nicht mehr, dafür war es viel zu trocken und zu feucht, aber wohin mochte dieser Pfad führen, ihre Abenteuerlust war geweckt. Mitten im Wald schließlich stießen sie auf eine wie verlassen daliegende Holzhütte, Fallen hingen herum, Werkzeug lag auf dem Boden oder verrostete langsam an der Hüttenwand. Patronen lagen verstreut auf dem Boden.
„Das ist vielleicht unheimlich hier, wer mag hier wohnen?“
Niemand gab ihnen eine Antwort darauf. Langsam umrundeten sie die halb zerfallene Hütte, und prallten entsetzt mit einem leisen Ausruf des Schreckens zurück, direkt vor ihren Augen hing der blutende Schädel eines kapitalen Rehes, um den dicke Fliegen kreisten. Eingetrocknetes Blut bildete eine dunkle Lache auf dem Boden. Keuchend, von stummen Entsetzen gepeinigt, wirbelten beide gleichzeitig herum und starrten entsetzt auf einen weiteren in Augenhöhe hängenden Schädel, der sie aus leeren Augenhöhlen anstarrte und sie mit seinem mächtigen Hirschgeweih aufzuspießen schien. Daneben, auf einem alten vermoderten Brett lagen fein säuberlich aufgereiht, bereits skelettierte Tier-Schädel in unterschiedlichen Größen. In einer Art Hühnerstall erkannten sie mit immer größer werdenden Entsetzen die Felle der erlegten Rehe, es stank bestialisch, was ihnen erst jetzt auffiel. Tote Hühner, teilweise gerupft, teilweise in Blut getränkt hingen an den Wänden. Ehemals weiße Federn bedeckten den entsetzlich schmutzigen Boden. Entsetzt prallten sie zurück, wandten sich zur Flucht, nachdem irgendwo im Wald ein trockener Zweig brach.
„Nichts wie weg hier!“
Schließlich, auf dem bekannten Weg angekommen, hörten sie aus weiter Ferne das grausame, irre Lachen eines Mannes hinter ihnen hertönen. Wenig später erreichten sie die den Rand der größeren Kiesgrube, „Wir sind in Sicherheit, man, hab ich einen Schrecken bekommen, es war wie im Film! Die Pilzsuche hier ist erst mal gestorben!“ Sicher und wohlbehalten erreichten sie ihr Elternhaus, wo man ihnen das Erlebte kaum glaubte. Wochen später fand ein Freund der beiden in der größeren Kiesgrube einen Sack mit Fleischabfällen, Haut und Knochen.
Jahre später, als dieses Erlebnis langsam verblaßt war, trauten sich beide wieder in die reichen Pilzgründe hinter der großen Kiesgrube. Nahe einem kleinen Weg direkt dahinter, halb von Gras bedeckt, blickte ihnen dunkel ein bleicher Schädel entgegen, Ameisen eilten geschäftig durch die leeren Augenhöhlen. Erschreckt rief der ältere aus:
„Du, das ist ein Menschenschädel!“
„Ach Quatsch, das ist ein Affenschädel, so klein wie der ist!“
Unheimlich war beiden trotzdem zumute, und wieder ertönte das irre Lachen eines Mannes, dieses Mal aber nur in ihrer Erinnerung. Was dies für ein Schädel war, ob von Affe, Reh oder vielleicht doch einem Menschen, ließ sich nie klären, da sie sich nicht trauten, ihn anzufassen oder gar mit nach Hause zu nehmen.
Einige Jahre später wieder einmal im Herbst bei der Pilzsuche in dem nun schon vertrauten Wald von Dörgen fanden sie auch die Stelle von damals, wo die Holzhütte des Wilderers gestanden hatte, nichts außer ein paar verrosteten Gebrauchsgegenständen und wenigen Brettern zeugte mehr von ihr. Ein Kupferkessel mit zerschlagenem Boden zeugte vom letzten makabren Mal des unheimlichen Mannes.
Seitdem hat man von ihm nichts mehr gehört.

Paßt also auf euch und eure Kinder auf, daß ihnen nicht Ähnliches widerfährt, denn diese Geschichte ist weder frei erfunden, noch wurde etwas hinzugedichtet, denn sie ist mir selbst widerfahren, ich war einer der beiden Jungen, und spüre noch heute die Angst von damals, wenn ich an die verfallene Hütte im dunklen Tannenwald von Dörgen denke.

 

Hallo DinoTino!

Die Idee an sich ist nicht schlecht, so richtig gut konnte ich deine Geschichte aber nicht finden. Erinnerte mich zum Teil an "Blair Witch Project".

Was das Ende anbelangt, bin ich mir unsicher, ob du es ernst gemeint oder nur hinzugedichtet hast. Jedenfalls war der letzte Absatz der überzeugendste für mich.
Zwischendrin kamen mir einige Stellen ein wenig unglaubwürdig vor.

Zwei oder drei mal hast du einen längeren Zeitsprung eingebaut. Hier würde ich noch Absätze machen, damit die einzelnen Stellen besser voneinander abgegrenzt sind.

Insgesamt jedenfalls eine mittelmäßige Kurzgeschichte, die ich noch für etwas ausbaufähig halte.

Viele Grüße,
Michael :)

 

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